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Ottendorfer Zeitung : 13.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191812138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19181213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19181213
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-13
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 13.12.1918
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Bekämpfung -er Schleichhandel;. Eine der dringendsten Aufgaben der neuen Regierung ist er, mehr als bisher den ge- werbimäßigen Schleichhandel und die über- mäßige Vorversorgung einzelner gewissenloser Eeldleute zu verhindern. Die Bekämpfung t»ird nach drei Richtungen zu erfolgen haben. Kznächsf müh bei dem Erzeuger, der der eigentliche Belieferer de» Schleichhandels ist, dafür Sorge getragen werden, daß die rhm nicht zur Selbstversorgung zustehenden landwirtschaft- Lchen Erzeugnisse zur Ablieferung gelangen. D^e Überwachung der landwirtschaftlichen Be triebe in dieser Richtung bildet eine wesentliche u«d wichtige Ausgabe der neuen Bauernräte. Lie hierzu notwendigen Anweisungen an die Bundesregierungen und Kommunalverbände fvsd seretts erlassen. Schwieriger gestaltet sich die Verhinderung des Schleichhandels im großen, also die Ver schiebung von Waggonladungen mit rationierten Lebensmitteln durch die Bahn und von Händler zu Händler. Bei der Gerissenheit, mit der der gewerbsmäßige Schleichhändler unter Fälschung von Frachturkunden und AuSweispapieren vor geht, kann auf diesem Gebiete nur mit ge schultem, fachlich ausgebildetem Personal ge arbeitet werden. Die Schritte, solches Personal in stärkerem Umfauge zu gewinnen, sind ein- Mleitet. ES wird aber ferner eine neue Orga nisation der Strasverfolgungsbehörden, ins besondere deS Kriegswucheramts, erforderlich sein, um in jedem Einzelsalle ohne Hemmung Son ZuftändigkeitZsragen mit Schärfe und Erfolg zufaffen zu können. Nach dieser Richtung schweben bereits Verhandlungen zwischen den verschiedenen beteiligten Behörden. Schließlich handelt es sich darum, da, wo übermäßige Vorräte zum Schaden der Allge meinheit aufgehäuft worden find, diese soge nannten Hamsterlager sestzustellen und dem all gemeinen Verbrauch zuzuführen. Wie das bis herige vereinzelte Vorgehen von ARS bereits gezeigt hat, ist diese Aufgabe durchaus nicht leicht zu lösen, wenn man vermeiden will, daß rechtmäßig erworbene Vorräte den Besitzern weggenommen werden. Man wird bedenken müssen, daß der Geist der Vorsorge für kom mende schwere Zeiten der Bevölkerung erhalten bleiben muß und daß ein plumpes und unge schicktes Zutassen leicht auch die Besitzer kleiner er laubter Vorräte veranlassen könnte, diese in unwirt schaftlicher Weise zu verzehren oder zu vergeuden. Das Reichsernährungsamt beschäftigt sich auf das eingehendste damit, Richtlinien für ein einheitliches und sachgemäßes Vorgehen aus diesem Gebiete auszustellen. ES erscheint er wünscht, daß die einzelnen örtlichen Stellen sich bis zum Erscheinen dieser, Richtlinien solcher Sondermaßnahmen enthalten. Die Richtlinien werden versuchen, allen Ansprüchen, insbesondere auch derjenigen VolkSkreise, die durch Heeres angehörige erlaubterweise Nahrungsmittel er halten und vorsorglich ausbewahrt haben, gerecht zu werden. Es kann daher vor dem vorzeitigen Verzehr und der Vergeudung solcher Lebens mittel nur dringend gewarnt werden. Vie Sckulä am Kriege. Keine Antwort der Verbandsstaate«. Eine Antwort aus den deutschen Vorschlag, eine internationale neutrale Kommission zur Untersuchung der Schuldsrage am Kriege ein zuberufen. ist bisher nicht erfolgt. In der fran zösischen Presse finden sich zu diesem Vorschlag nur vereinzelte abweisende Stimmen, die eng lische Presse schweigt sich überhaupt aus. Dieses Verhalten muß um so mehr befremden, als die Entente bisher die Schuldfrage auSg-ewa er örterte, so daß man hätte annehmen sollen, daß sie jeden Vorschlag zur unparteiischen Be urteilung der Schuldsrage mit Freuden ergreifen würde. Es ist indessen anzunehmen, daß Eng land und Frankreich wünschen, diese Frage auf der FnedenSkonserenz zu klären. * Wer hat de« Vortritt? Amerikanische Blätter verbreiten eine Meldung aus Paris, wonach es einen ge waltigen Erfolg für die amerikanische Regierung bedeute, daß sie die verbündeten Regierungen zur Anerkennung der vierzehn Punkte mit nur einem Vorbehalt und einem Zusatz bewogen habe. Die Verbündeten hätten Oberst House gegenüber zähe daran sestgehalten, daß sie bei der Neuordnung der Dinge in Europa das erste Wort zu sprechen hätten. Darauf habe House geantwortet, wenn die Verbündeten nicht in der Lage seien, die vierzehn Punkte anzu nehmen, so stände dir amerikanische Regierung vor der Tatsache, daß fie den Krieg für Zwecke geführt habe, die mit denen der Verbündeten nicht übereinstimmten. Die europäischen Ver treter hätten das Gewicht dieser Erklärung gefühlt, und eS sei ein völliges Einvernehmen zustandegekommen. * Das Schicksal der deutschen Flotte. Nachrichten aus Holland zufolge wird die englische Regierung bei den Friedensverhand- lungen fordern, daß Deutschland seine Flotte mehrere Jahre lang in den Verbandsländern interniert lassen muß. England vertritt diese Forderung, um zu verhindern, daß Deutschland als Militärmacht nochmals Bedeutung erlangen kann. — Damit deckt sich Frankreichs Anspruch, das linke Rheinufer aus etwa 10 Jahre besetzt zu halten. Vie r>eimgekedrten. — End« der Demobilisation in Österreich-Ungarn. — Die Demobilisierung der ehemalig österreichisch- ungarischen Armee ist nunmehr beendet. Da sie unter dem Einfluß der Sechsteilung der ehemaligen Monarchie stEand, was bei den Kampüruppen und in den Etappen eine heillose Verwirrung hervorgerufen hatte, indem sich die Angehörigen einzelner Nationen sofort als Feinde gegenüberstanden und sogar den Kampf gegeneinander aufnahmen, wie die Polen und Ukrainer, die Tichecho-Slowaken und Magyaren, so ist es> selbstverständlich, daß die Demobili sierung der völligen Auflösung der Armee gleichkam. Dazu kam noch als zerstörendes Element die unklare Auffassung des Begriffes „Republik* und der Mangel aller Befehle von Wien, der sofort begann, als in Wien das neue Regiment überstürzt alles an sich riß. Daß bei einer solchen regellosen Demobilisierung ungeheure Werle verlorengingen und ver nichtet worden 'sind, wird auch der Laie be greifen. Nasch war die Demobilisierung im großen und ganzen beendet, aber diese'Raschheit kostet den sechs Neustaaten Milliarden. Deutsch österreich hätte einen guten Teil seiner Kriegs schuld aus dem ungeheuren Gute bezahlen können, das ihm geblieben wäre, wenn die Demobilisierung einigermaßen geordnet im Nahmen der vorgesehenen Maßnahmen durch- gesührt worden wäre. Die siegreiche Armee kam aus Feindesland, aus Albanien, Montenegro, Serbien, Italien, Rumänien, Nussiich-Polcn und Rußland; bis zu der aus dem Hinterlande her verur sachten Auflösung der Armee stand kein feind licher Soldat auf dem Boden der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie, die Armee und deren Führer hatten trotz der allerschwie rigsten Verhältnisse ihre militärische Pflicht erfüllt. Und wie wurden die heimkehrenden Offiziere in den sechs Neustaaten empfangen? — I« Ungarn, Polen, Ukraine, Tschecho - Slowaken und in Jugoslawien mit offenen Armen, soweit sie dem Staate angehörten; es wurden sofort starke, disziplinierte Nationalsrmeen geschaffen, die Offiziere wurden eingereiht und so sehe» die Deutschösterreicher jetzt, wie an ihren unge schützten Grenzen stolz« „Heere" über dir Macht losigkeit triumphieren. Deutsch-Osterreich hat leine.Kampiarmee, ist ohnmächtig, erschöpft sich in papierenen Protesten und vermag seine treuen Volksgenossen an den Grenzen nicht zu schützen. DaS ist die Folge der jeder Gerechtigkeit bare» Behandlung, die den heimkehrende« Offizieren deutsch-österreichischer Nationalität in ihrer Heimat von der Öffentlichkeit bereitet wurde. So hat noch nre ein Staat die Angehörigen einer tapieren Armee belohnt, di« dis Welt durch ihre Tate« mit Bewunderung erMt und wie eine Mauer die Heimat siegreich besÄtzt hat. Die meisten sind aufs Pflaster geworfen; wohl verspricht man ihnen eine kärgliche Pension, um ihr Fortkommen kümmert sich niemand, quälender Ungewißheit und Sorge sind fie über liefert, zum Danke dafür, daß sie jahrelang an den Fronten Unglück und Sorge mit ihren Leibern abwehren halfen. Da? ist nicht deutsche Art, den heimkebrenden Kriegern zu lohnen, eS ist ein fremder Geist, der so mit tapferen pflicht- getreuen Männern verjährt. Politische KmMsekLU. Dentschla«». *D!e Strömung „Los von Preußen* gewinnt mit jedem Tage mehr Boden. Nicht nur in Rheinland-Westfalen, in Schleswig- Holstein regt sich der Gedanke, sich von der Berliner Zentralregierung abzusondern, auch in Schlesien will man nicht länger im preußischen Vaterlande bleiben. Es ist beabsichtigt, mit den deutschen Teilen Polens eine unabhängige Re publik zu gründen. Wie die Dinge liegen, ist an der Anflömng des alten Preußen, das bis her das Rückgrat des Deutschen Reiches war, nicht mehr zu zweifeln. *Jn einer amtlichen Mitteilung des Roichs- amts für die wirtschaftliche Demobilmachung heißt es: Zur Ermöglichung einer schnellen Umstellung auf die Friedenswirtschaft ist es von der größten Wichtigkeit, daß alle fälligen Zahlungen auS Lieferung;- und sonstigen Verträgen pünktlich erfolge n , da vielen Unternehmern, Handwerkern und Kaufleuten nur dann ausreichende Barmittel für den Wetter betrieb und zur Zahlung der Arbeitslöhne zur Verfügung stehen können. In erster Linie gilt dies für amtliche Stellen, die vertraglich Zahlung zu leisten haben. Auch in Anzahlungen auf lausende Verträge ist weitgehendstes Ent gegenkommen zu zeigen. Gnglanv "Die Aufstellung der Kandidaten für die allgemeinen Wahlen sand im ganzen Lande statt. Ein ausgestellter Kandidat gilt als gewählt, wenn er keinen Gegenkandidaten hat. Auf dieie Weise wurden am - ersten Tage 100 Kandidaten als gewählt erklärt. Die Wahl der Kandidaten mit Gegenkandidaten ist auf den 14. Dezember festgesetzt. Die Anzahl der Kandidaten beträgt 707 gegenüber 670 vor der Durchführung der neuen Wahlreform. Die Zahl der Wähler'beträgt gegen 16 Millionen. Austin Harrison, Herausgeber der .Englich Review', wurde in Earnarvon aufgestellt, als Gegenkandidat Lloyd George. Austen Chamberlain wurde in Birmingham wiederum ohne Gegenkandidat aufgestellt. Rußland. * Der Kampf der Entente gegen die Sowjetregrerung ist jetzt aut der ganzen Linie entbrannt. Wie es in einer Kundgebung der Euientesührer,' die in Massen angekommen sind, heißt, ist die Sowjetregierung für vogelfrei erklärt. Die Entente erkennt nur die Organi sationen an, die gegen die Sowjstregierung kämpfen. Da sich auch die inneren Gegner der Rätercgierung täglich mehre«, scheinen dis Tage der Regierung Trotzki-Lenin gezählt zu sein. Amerika. * Nach amerikanischen BtLttsrstimmen ist Wilsons Programm für den Völkerbund fertig. Wie verlautet, be gründet sich der amerikanische Antrag aus einer internationalen Seepolizei. Die Regierung wird die Gründung eines Schiedsgerichts be fürworte«, daS befugt sei« soll, Streitigkeiten zwilchen den Patronen zu regeln. Alle Nationen des Bundes sollen verpflichtet sein, ihre Strett- sälle diesem Gericht vorznlegen und die Ent scheidung als endgültig anzunehmen. Wenn eine Nation eS adlehne« tollte, sich der Ent scheidung deS Schiedsgerichts zu tilgen, so würde die internationale Polizeiflottr Vorgehen. Asien. * Nach englischen Meldungen ans Peking hat die chinesische Regierung unter dem Druck der verbündeten Regierungen mit der Znter- niersng aller Deutschen begonnen. 20 große Tempel in der Nähe von Peking sollen sür die Aufnahme der Internierten ein gerichtet worden sein. Vas 6näe äes Gskeimen Juftirrats. Aufhebung eine* Sondergerkcht». Zu den mannigfachen Bevorzugungen der bisherigen königlichen Familie gehörte ihre Be freiung von der ordentlichen Gerichtsbarkeit. Durch ein Gesetz vom 26. April 1851, daS man bei der Prozeßresorm der siebziger Jahre durch daS preußische NuSsührungSgejetz zum GerichtS- verfaffungsgesetz übernahm, wurde für bürger liche RechtZstreitigkeiten gegen den König und die Miiglieder der königlichen Familie sowie der fürstlichen Familie Hohenzollern ein besonderer Gerichtsstand bei dem „Geheimen Justizrat" geschaffen. Dieser fetzte sich aus 12 vom Justizminister bestimmten Mitgliedern des Kammergerichts zusammen, von denen fünf die erste und sieben die zweite Instanz bildeten. Als dritte Instanz wurde durch eine kaiserliche Verordnung vom 26. September 187S daS Reichs gericht bestellt. Dieses Sondergericht ist in Verbindung mit der Entmündigung eines Sohnes deS Prinzen Friedrich Leopold in der letzten Zeit vielfach genannt worden. Auch in den letzten Tagen ist wiederum ein Prozeß gegen den Prinzen Friedrich Leopold vor dem Geheimen Justizrat verhandelt worden. Ein GutSverwalter. deS Prinzen verklagte ihn auf Gehaltszahlung. I« diesem Rechtsstreit wurden von den Partei- Vertretern Ausführungen gemacht, die dem Gerichtshof mittelbar zu einer Entscheidung über die Grundlagen der gegenwärtigen StaatS- Verfassung hätten Veranlassung geben müssen. Der Rechisbeifiand deS verklagten Prinzen wie? darauf hin, daß nach den veränderten staatsrechtlichen Grundlagen und nach Absetzung der Königsfamilie ein besonderer Gerichtshof für deren Mitglieder nicht mehr gegeben sei. Der Prinz selbst ließ zu den Akten die formelle Erklärung abgeben, er wünsche, nachdem ver änderte Zustände eingetreten seien, sich in Reih und Glied mit seinen Mitbürgern zu stellen. Demgegenüber bemerkte der Vertreter des Klägers: die Zuständigkeit des Geheimen Justizrais sei unverändert geblieben, da eine grundlegende Rechtsänderung bezüglich der Stellung deS Königlichen Hauses nicht vorliege. Der Vorsitzende des Gerichtshofes teilte Mit, daß die Entscheidung erst in einem späteren Termin mitgeteilt werden würde. Bei dieser Entscheidung hätte daS Gericht zunächst beurteilen müssen, wie die Ausrufung der Republik und die Abdankung des Königs auf die Stellung der Mitglieder der königlichen Familie eingewirkt habe. Auf der einen Seite hat die Regierung erklärt, daß die bisherigen Gesetze, soweit sie nicht ausdrücklich abgeAndert werden, aufrecht erhalten bleiben; andererseits ergibt der Aufruf an daS preußische Volk vom 13. November 1918, daß Preußen durch den Volkswillen ein Volksstaat geworden sei. Der Geheime Justizrat hätte also, um zu einer Ent scheidung zu kommen, prüfen müssen, ob die ge setzlich anerkannten Bevorzugungen der könig lichen Familie, insbesondere deren Gerichtsstand vor dem Geheimen Justizrat, noch zu Recht bestehen. Ja, das Gericht hätte sogar noch weiter gehen und im Rahmen dieses bürger lichen Rechtsstreits entscheiden müssen, ob durch die Umwälzung Preußen aus einer Monarchie eine Republik geworden ist und ob die Mit glieder der bisherigen königlichen Familie damit zu einfachen Staatsbürgern geworden sind, die von den ordentlichen Gerichten Recht zu nehmen hätten. Die oben erwähnte Entscheidung des Ge heimen Justizrats wird nicht mehr verkündet werden. Denn durch eine Verordnung der gegenwärtigen preußischen Regierung ist der Geheime Justiziar als solcher gänzlich beseitigt worden. Der vor ihm schwebende Prozeß findet dadurch ohne weiteres sein Ende, und der Kläger wird den Prinzen Friedrich Leopold nnnmehr vor dem für diesen zuständigen Landgericht Potsdam ver klagen müssen. In bösem Scbem. Kriminalroman von Heinrich Lee. j DaS bisherige Ergebnis der Unien'uchnng -war somit gleich Null. Amtsrichter Vraunfijch hatte sich genötigt gesehem aus der Hauptstadt Ms« , Detektiv kommen zu lassen, einen be währte« und tüchtigen Mann, aber weder diesem «eck einigen Kriminalkommissaren aus Berlin wollt« «S trotz aller Anstrengungen und allen aufgebotenen Scharfsinns gelingen, auch nur die geringste Spur des Täters zu entdecken, auch nur daS geringste Licht in daS rätselhafte Tsinke! bringen. Glaubte man eine Führte g unden zu baden, so erw.eS sie sich schon bei den ersten Schritten als trügerisch und mußte wieder auf-egeben werden. Endlich fingen auch die Zeitungen an, dazu ihre Bemerkungen zu wachen. Soll!«-sich denn nicht wenigstens herauS- beksmmcn lassen, wessen Eigentum die Pistol« war? Aber darin eben lag die hoffnungslose Schwierigkeit. Derartige Pistolen waren im Lande zu tausenden, zn zchntauienden verbreitet. Nur soviel stand fest, daß die Waffe dem Toten Vicht gehörte. Schon dieser Umstand allein be- wier abo, daß die immer wieder angesichts der Rätselhaftigkeit deS Falles anitauchende An nahme, der Tote könne trotz aller wider sprechenden Gründe dennoch selbst die Hand an Ah gelegt haben, endgültig abrutun war. - Rmikrichier Vraunfisch hatte Tage, an denen sh« seine Untergebenen und die in anderen Luteriuchunarcmaeleaenheilen vernommenen Per sonen bei der übelsten Laune sanden. Aber neue, wenn auch weniger interessante Ausgaben waten an ihn heran und sie drängten de« Fall Rosenau allmählich i« den Hintergrund. Auch in der Bevölkerung und in d«n Zeitungen wmd« immer seltener davon gesprochen. ES ging mit dem Falle Rosenau wie eS mit so vielen andere« Semationen schon gegangen war, er geriet in Vergessenheit. Auch in der Rofenauschen Fabrik erinnert« äußerlich nichts mehr daran. Anter der Leitung HollseldS nah« dar Geschäft feinen Gang wie bisher, ausgenommen darin, daß eS durch ihn nach allen Seiten hin noch eine bedeutende Er weiterung erfuhr und daß der diesjährige JabreSabfchluß die voranLegangene« noch weit in den Schatte« zu stellen versprach. Man mußte zugeben, daß niemand di« materiellen Interessen der Erbin energischer und aufrichtiger hätte wamnehmen können ai§ er. Das sah auch Renate, und wenn anfänglich in ihr Dant- geiühl gegen ibn mitunter sich noch eine leite, nicht zu unterdrückende Spur jener allen Ab neigung mischte, so war davon nunmehr auch der letzte Rest geschwunden. Ihr freundschaft liches Vertrauen zu ihm wuchs, um io »ehr, als eS ihn nicht verleitete — und daS eben achtele sie an ihm — eS im geringsten zu Miß brauchen. Nach wie vor verhielt er sich ihr gegenüber streng in den Grenzen der Elp- erbietung des Untergebenen. Nur an den ein mal in Ler Woche statifindenben musikalischen Abenden, an denen er sich nun regelmäßig in Gegenwart der Taute M ihr Gast eivsand, war er ein anderer. Dieie Abende bildeten in der Einsamkeit und Trauer um Renat« setzt ihre einzige Erholung und Abwechslung und sie Warrn ihr allmählich wert gewrrde«. Dann zrsigie Hollfeld, daß er sich sicht nur auf daS trockene Geschäft verstand, dann «acht« er, wie schon an jenem ersten Abend, de« anregenden Erzähler uns Plauderer. Ganz ausgezeichnet — zu Renatens nicht geringem Erstaunen — war sein Klavirripiel, wenigste»; in technischer Be zeichnung, nur der seelische Ausdruck mangelte ihm ein wenig. Im Kantor war die Anstellung eines zweiten Lehrlings und eines neuen Buchhalter» notwendig geworden, die Räumlichkeiten wurden knapp und als Hollfeld seiner jungen Prinzi- palln den kbelftand auremandersetztr, daß er in dem Hinterzimmer sür sich keinen Platz mehr hatte, «ar eS Renate selbst, die auf de« Ge danken kam, das einst von ihrem Vater be- nntzte un« nun leerstehend« Zimmer, daS i« Wohnaebäude lag. dazu zu nehmen. Ohnehin halt« Renate vor dieser Stube, in der da» Schrecklichste geschehen «ar, ein Graue«. AlS Wotzmaum das ihr fürchterliche Gemach etwa dem Hausstände hinzuzusLgen, das hatte fie nicht über stch vermocht. Go sollte eS denn Hollseid als sein Prioaikontor benutze». Auch räumlich war er ihr auf diese Weife näher gerückt. Wenn er in diese«, seinem neuen Komor saß und arbeitete, ss trennte ihn von Renate »ur dis Treppe, di« hinauf m ihre § Wohnung skdne. Wen« sie oben Klavier spielt«, ! jo hörte er eS unten. In dem Zimmer war im übrigen alles yn- ! verändert aevsiitsn. Bor dem schwarzen Lever- f sofa stand noch der alte breite viereckige Tisch, der Hollfeld nun für seine Arbeiten diente, in der «inen Tcke, dem Ofen gegenüber, stand der Geldlchrank und auch die ringsherum aufgestellte kostbare Mustersammlung war genau in derselben Anordnung geblieben wie unter dem alten Herrn. In nichts hätte der sriedliche, ja säst behagliche Eindruck, der über dem Zimmer lagerte, daran gemahnt, daß «S der Schauplatz «mer so blutigen Tat gewesen war. Mehr als vier Wochen waren seit dem Be gräbnis vergangen. Mehr als vier Woche« auch seit jener Nacht, dir Hollfeld einsam ans der Promenadendank verbracht — jene Nacht, in der ihm blitzartig eine Vermutung über Renaten» Geheimnis gekommen — jene Nacht, in der er „ihr* gegenüber zu einem Entschluß gekommen war. Und dennoch hatte er bis heute vor ihr geschwiegen. Sollte er ihr das, wa» er wußte — nein, nicht wußte, sondern nur ahnte, nur vermutete, — geradezu ins Gesicht sagt«? Ob er die Wahrheit erraten hatte oder nicht — gleichviel, sie würde sich vor ihm entsetze«. Ihr altes Mißtraue«, oder wsk sonst jenes frühere Gefühl in ihr. gegen ihn gewesen, würde wieder erwachen — kaum, daß er es «ft dem Aufwande seiner ganzen Selbstbeherrschung zum Einschlummern gebracht, und alles «ar von neue« verloren und dann unwidenuflich. Aber rächt nur deshalb mußte er warte». I« diese« vier Wochen, seit de« Tage, an oem er hier im Wohngebäude sein neue» Kontor bez^en, hatte er ein kleines Erlebnis gehabt — over vielmehr. eS war «ur eure gewiss«
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