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Ottendorfer Zeitung : 05.08.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191708056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19170805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19170805
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-08
- Tag 1917-08-05
-
Monat
1917-08
-
Jahr
1917
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 05.08.1917
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Oer 8turm brickt los! D eu t s ch l a n d K E r li c bun z i m Ll u g n n 1914. Ein höchst uierkwürdiges Jahr war das j Jahr 1914, nebelnder »rohen Erbebung von 1813 wohl das'**"würdigstc »nserer ganzen Geschichte: sein Hälsre eine Zeit frucht barer Arbeit und medlichcn Forlschriits, auch voller Plüne der Völkergemeinschait, seine zweite der Beginn eines ungeheuren Weltkrieges, wie die Erfahrung der Menschheit ihn bisher nicht kannte. Wir erinnern uns, wie damals die Ereignisse in unheimliche Steigerung uns über fielen und Schritt für Schritt unaufhaltsam zu einer Katastrophe drängten: der grauenhafte Mord von Serajewo, das österreichisch-uugarüche Ultimatum, seine Ablehnung durch Serbien, schließlich und ausschlaggebend die Mobilisierung gewaltiger Truppenmaffen durch Rußland; als notgedrungenes Endergebnis alles dessen auch von deutscher Seite die Mobilisierung und die Kriegserklärung. Und nun erhob sich ein gewaltiger Sturm, fegte alle Sorgen und Zweifel hinweg, erfüllte die Gemüter mit flammendem Zorn und band sie au!S engste zusammen. Nun gab es nur e i n Ziel: das bedrohte Vaterland zu schützen! Vor diesem Ziele verschwanden alle Unterschiede der Stämme wie der Klassen, der Bekenntnisse wie der Parteien. Nun fühlte sich das ganze Deutschland wie kaum je als eine innere Ein heit, durch einen Gedanken und einen Willen verbunden, in solcher Einigung aber allem An- ! sturm der Feinde gewachsen. Jedem einzelnen gewann sein Leben einen neuen Sinn, indem es nunmehr dem Ganzen wertvoll wurde. Dessen Wohle zu dienen, seine Selbständigkeit zu verfechten, die reichen Schätze zu wahren, die fahrlausendlauge Arbeit dem deutschen Volke bereitet hatte, das war ein kbenswürdiges Ziel, vor dessen Größe alles Enge und Kleine verschwand. Wie ein elemen tares Geschehen kam jener Sturm über uns, uns zugleich mit Demut und Stolz erfüllend. Mit solcher Gesinnung gingen wir in den Kampf; haben wir in seinem Verlauf diese Gesinnung bewahrt? Manches ist anders gegangen, als wir es damals dachten. Wir erwarteten einen raschen Verlauf und einen baldigen Abschluß des Waffen ganges — nun zog und zieht sich die Sache in die Länge und fordert neben kühnem Wagemut auch ausharrcnde Standhaftigkeit. Wir halten zu Beginn mit Gegnern, wenn auch überlegener, so doch begrenzter Zahl zu tun — nun hat sich diese Zahl fast ins Unbegrenzte gesteigert. Wir sahen festbeschworene Bündnisse treulos ge brochen, wilden Haß gegen uns aufgepeitscht und uns mit einem dichten Netz elender Ent stellungen und Verleumdungen umstrickt; wir mußten uns mit Schmerz überzeugen, wie wenig Macht gegen selbstische Interessen und wilde Leidenschaften die schlichte Wahrheit besitzt. Auch sei nicht verkannt, daß in unserem eigenen inneren Leben nicht alles der Größe des Anfangs entsprach. Müssen wir deshalb am Kern unseres Volkes, an seiner Kraft und an feiner welt geschichtlichen Aufgabe zweifeln? Nein und abermals nein! Die freudige, beinahe festliche Stimmung des Anfangs konnte unmöglich durch den Verlauf der Jahre verbleiben; der Sturm mußte größerer Ruhe weichen: erforderlich ist! nur dieses, daß der Geist, die Gesinnung, womit wir begonnen, sich ungefchwächt erhält. Daß das aber geschieht, dafür bildet ein weithin sichtbares und unangreifbares Zeugnis unser herrliches Heer mit seinen Taten zu"Lande wie zu Wasser. Einer weit überlegenen Übermacht hat unser Landheer große Strecken, ganze Reiche dem Feinde obgerungen und behauptet sie un- erfchüiterlich gegen äußerlich überlegenen An griff. Unsere Seemacht aber, die jüngste unter denen der Großmächte, hat sich in gewaltiger Schlacht dem stärksten Gegner gewachsen, ja überlegen gezeigt: durch die Uuterseebote ist sie uns ein Gegenstand zuversichtlicher Hoffnung, allen Feinden ein Gegenstand banger Sorge geworden. Daß wir das weitaus stärkste aller Völker sind, das hat dec vergebliche Ansturm der mehr als halben Welt gegen uns unbestreitbar ge ¬ zeigt Tie Quelle unterer Siürle aber sit nicht die Zahl, sondern der Geist, der da? Ganze be- leelt und zusammcnhätt. Dieser Geist offen bart sich mit einer alle Sorgen und Zweifel verscheuchenden Macht einem jeden, der kämpfenden Gliedern unseres Volkes persönlich uähertriii. Hier hat sich der tapfere und zuverüchiliche Geist, der die entscheidenden Tage deSsKriegsbeginns beseelte, in voller Kraft und Fusche erhalten, willig und freudig werden hier täglich schwere Opfer ge bracht und wird ungebeugten Muts stünd lich dem Tode ins Auge geschaut. Die Größe und Einheit des Volkes findet hier eine feste Verkörperung. Sollten wir anderen, die wir doch weit ge ringere Mühen tragen, weit geringere Opfer zu bringen haben, nicht alles daranfetzen, uns eines solchen Heeres würdig zu zeigen und km der Größe teilzugewinnen, die uns seine heroische Leistung unabhängig vor Augen hält? Tun wir das, so dürfen wir mit Freude und Stolz der Augusttage von 1914 als eines bleibenden Besitzes und Gewinnes gedenken, des gewaltigen Sturmes, der damals unser Volk durchbrausie und es zu ungeahnter Höhe emporhob. Wie unsere kämpfenden Brüder, so mahnen uns auch unsere toten Helden: ihr leuchtendes Beispiel mahnt uns zur Größe, zur Standhaftigkeit, zum Vertrauen! Prof. Dr. Rudolf Eucken-Jena. verschiedene Uriegrnachrlchten. Die Kunst der deutschen Heerführung. Der Militärkritiker des römischen ,Corriere d'Jtalia' schreibt, Hindenburg sei dabei, seine gut vorbereiteten Pläne zu verwirklichen. Deutschland habe im Osten Reserven eingesetzt, ohne die Westfront erheblich zu schwächen. Das zeige der fortgesetzte Druck auf den Chemin-des-Dames. Es werde sich nun erweisen, ob es den Mittelmächten gelinge, im Westen dem englisch-französischen Ansturm standzuhalten und gleichzeitig im Osten größere Operationen erfolgreich durchzuführen. Churchill redet wieder. Der neue Munitionsminister Churchill sagte gelegentlich einer Rede in Dundee: Nächstes Jahr werden wir Granaten, Geschütze, Tanks und Flugzeuge in noch nicht dagewejenen Mengen haben. Wir werden kämpfen, wir werden den Preis, den unsere Soldaten beinahe gewonnen haben, nicht beiseite werfen in dem Augenblick, da wir ihn ergreifen können. Wir kämpfen nicht um der Beute willen oder aus Rache, aber wir wollen die Preußen entscheidend schlagen, und wir werden durchhalten, bis wir einen unverkennbaren Sieg errungen haben, der zur Folge haben wird, daß das deutsche Volk alles Vertrauen in sein Regierungssystem und seine Regierenden verliert. Wir werden unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Ver bündeten halten. Wir wollen einen bestimmten unverkennbaren Sieg für die Grundsätze der Sache, für die wir kämpfen. Wir wollen nicht mehr, aber wir wollen auch nicht weniger. — Herr Churchill ist also immer noch sehr rede freudig, trotz aller seiner großen Blamagen bei seinen Prophezeiungen. * Der „Zar des Krieges". Das Stockholmer Blatt Politiken' schreibt: Die einander jetzt Schlag auf Schlag folgenden russischen Niederlagen in Galizien treffen furcht bar die ganze Politik, die die provisorische Ne gierung unter dem Druck ihrer Verbündeten und Vormünder geführt hat. Die militäri sche Überlegenheit der Mittel mächte im Osten hat sich wieder erwiesen, und die Gefahr eines vollständigen Zusamtnen- bruchS der russischen Linien mit den unüberseh baren Folgen eines solchen Ereignisses rückt immer näher. Das System der provisorischen Regierung macht an der Offensive der Mittel mächte Bankerott. Auch Kerenski, der „Zar des Krieges", wird daran nichts ändern können. Amerikanische Offensivpläne zur See. Eine Washingtoner Meldung der ,Daily Mail' behandelt eine Denkschrift der Marine- behördcu an Präsident Wilton. Darin wird eine große Offeufivc zur See zwammeu mit gewaltigen Luft angriffen als nolivendig crilärt, um die U-Boot-Geiahr zu beenden. Die DcnNchrut sagt den schließlichen Sieg Demschlands voraus, wenn die Verbündeten an der Deicusivs sest- hallcn, dagegen im Monat eine Million ^chifiS- raum vernichtet wird, während nur der brüte Teil davon durch Neubauten ersetzt werden kann. * Amerikanische Belohnung für Bomben auf Berlin. Die .Times' meldet aus New Dork, daß eine Belohnung von 1000 Dollar in Form eines Stückes der Freiheitsauleihe dem ersten amerikanischen Flieger ver sprochen wird, der Bomben auf Berlin wirft. Morte, nickts als Morte. Lloyd Georges unmögliches Schiffbau-Programm. Die Gabe, Richtiges mit Falschem zu ver mengen, ist Lloyd George in hohem Matze eigen. Vollkommen recht hat er mit seinen Worten: „Unser Schiffbau ist in den beiden letzten Jahren in verhängnisvoller Weise heruntergegangen." Nur verschleiert er die Ur sachen dieser für Deutschland recht erfreulichen Tatsache sowie die außerordentlichen Schwierig keiten zu ihrer Behebung. Die britischen Wersten bauten im Jahre 1913 1,9 Millionen Br.-Reg.-To. Handels schiffe. 1915 waren es noch 651000 Br.-Reg.-To. und 1916 nur noch 582 000 Br.-Reg.-To., also knapp ein Drittel der Friedensleistung. Woran liegt das? Einfach an den Schwierig keiten, die der Krieg in jedem Lande für die friedliche Beschäftigung mit sich brachte. Und nun will Lloyd George diese rückläufige Ent wicklung, zu der 3 Jahre erforderlich waren, binnen Monaten umsteuern und viermal soviel Schiffe bauen wie 1916, also 2,3 Millionen Br.-Reg.-To., d. h. 20 °/o mehr als im Friedens rekordjahr 1913! Aber mit den Zahlen nimmt Lloyd George es nicht genau. Die Schiffbauproduktion im November und Dezember 1917 rechnet er doppelt, einmal in der Jahresleistung und dann in dem Vergleich mit den 12 Monaten des letzten "Jahres. Auch sonst ist Lloyd George lein zuverlässiger Rechner, wie sich sogleich zeigen wird. Abgesehen davon, daß es für die Berechnung nicht auf einzelne Rekordmonate, sondern auf das Jahresergebnis ankommt, würde selbst eine Höchstleistung wie die für No vember und Dezember 1917 in Aussicht gestellte von je 291s000 Br.-Reg.-To. noch nicht ein Drittel der Tonnage ausmachen, die wir seit nunmehr 5 Monaten durchschnittlich im Monat versenken, nämlich 934 000 Br.-Reg.-To. Die gepriesenen 291000 Br.-Reg.-To. würden gerade gut hinreichen, um den natürlichen, auf 3 °/o, also auf jährlich 450 000 Br.-Reg.-To. geschätzten Abgang der heute nur noch 15 Mil lionen Br.-Reg.-To. betragenden englischen Handelsflotte infolge Abnutzung, Seenot usw. zu decken. Doch vielleicht denkt Lloyd George an Amerikas Holzschiffe, an das Millionenprojekt, das binnen 1—1V- Jahren den Neubau von 3 Millionen Br.-Reg.-To. Schiffsraum be zweckte, inzwischen aber auf Anraten sach kundiger Schiffbautechniker fallen gelassen werden mußte! Immerhin wird Amerika alle Hebel in Bewegung setzen, um dem kleinen Bruder aus der Verlegenheit zu Helsen. Noch der Neubau von monatlich 125 000 Br.-Reg.-To. bedeutet selbst sür die Werften der Ver. Staaten eine ungeheure Leistung, die sie in absehbarer Zukunft nicht übertreffen, vielleicht überhaupt nicht werden erreichen können. Wer aber sonst noch in der Welt England helfen kann, ist unerfindlich. Der französische, italienische, japanische und kanadische Schiffbau hat mit großen eigenen Schwierigkeiten, mit Mangel an gelernten Arbeitern, Kohle und Stahl zu kämpfen und kommt daher sür Eng land nicht wesentlich in Betracht. Sämtliche Wersten Englands, der britischen Kolonien, l Amerikas. Frankreichs. Italiens und Japan? werden un Jahre 1917 etwa 3.15 Mill. Br.- ! Reg.-To. bauen. Ta mir auf Gumd der bi?- z Hengen Ergebnisse unseres unbeschränkten U-Boot« Krieges mit einer jährlichen Vermutung von mindestens 10 Piill. feindlicher Schiffstouuen -» rechnen bringt sind, io zerstören wir, Iiop Amerika, immer nach mehr als dreimal so viel, wie die genannten Länder bauen können. Wie denkt sich Lloyd George die Behebung ! der vierfach verstärkten Schwierigkeiten, wenn j der britische Händelsschiffbau um ein Vierfaches vermehrt werden foll? Jeder Laie erkennt an den ersten Blick, daß dies ohne entsprechende Einschränkung der britischen Kriegsindustrie, ohne Verkümmerung der englischen Kriegsschiffbauten, ohne Bernachlüisigung der Arsenale, MunitionL- sabiiken, kurz ohne den allmählichen Abbau dec britischen Kriegsiähigkeit ein Ding der Unmög lichkeit ist. Wen also täuschen die von Lloyd George vorgebrachten Zahlen? Nichts als Bluff und haltlose Großsprecherei! i —« Politische Aunälchau. Deutschland. *Die Mitteilungen, die Reichskanzlei Dr. Michaelis Vertretern der Berliner Presse über den russisch-französischen Gehei m vertrag betr. die Beute- verte i l u n g gemacht hat, erregen nicht nur in Deutschland, sondern auch im neutralen Aus land das größte Aufsehen. Die Enthüllungen des Reichskanzlers, dem jetzt erst die ent sprechenden Dokumente bekannt geworden sind, gipfeln darin, daß zwischen Rußland und Frankreich am 27. Januar d. Js. ein Vertrag zustande gekommen ist, der Frankreich die Grenzen des Jahres 1790, also Elsaß- Lothringen und das linke Rhein ufer zusichert. In der geheimen Kammersitzung vom 1. und 2. Juni d. Js. hat dann Minister präsident Ribot unter starker Gegnerschaft diesen Vertrag verteidigt, indem er darauf hinwies, daß ja Italien ebenfalls große Gebiets entschädigungen zugesagt worden seien. — Man darf gespannt sein, wie das russische Volk, das hier zum ersten Male etwas von der geheimen Diplomatie des Zaren erfährt, diese Ent hüllungen ausnehmen wird, die ihm zeigen, weshalb der Vierverband von dem in Wirrnis befindlichen Lande die so blutig zusammen- gebrochene Juli-Offensive verlangte. "Der Reichstagsabgeordnete Erzberger behauptete in einer Unterredung mit dem Chef redakteur der ,N. Z. N.', die Grundlagen für eine Verständigung mit England seien da. Er glaube, in einer Unterhaltung mit dem englischen Premierminister Lloyd George, sich in wenigen Stunden über die Friedens grundlagen soweit einigen zu können, daß die Friedensunierhandlungen sofort beginnen können. Der Abgeordnete ermächtigte den Redakteur, diese Unterredung zu veröffentlichen. Österreich-Ungar«. "Der österreichische Minister des Äußern Graf Czernin erklärte bei einem Empfang von Vertretern österreichisch-ungarischer Blätter, die beiden Grundsätze, auf denen nach seiner Meinung ein Verständigungsfriede zustande kommen könne, seien: 1. ohne Ver gewaltigungen und 2. die Verhütung der Wieder kehr eines solchen Krieges. Rußland. * Die allgemeine Verwirru u g nimmt immer mehr zu. Die Negierung >" Petersburg hat völlig die Zügel verloren und sieht sich zu einer strengeren Maßregel ver anlaßt, um die letzten Bande der Ordnung auf recht zu erhalten. So wurde jetzt die Schließung der Grenzen bis zum 15. August angeordnet. Wie verlautet, sind die Botschafter der ver bündeten Staaten vom Minister des Außer» benachrichtigt worden, die russische Negie rung verzichte auf Einberufung der Konferenz betreffend die Kriegsziele im Monat Dezember, da sie anerkenne, daß die öffentliche Meinung unter den obwaltenden Verhältnissen solche Ein- berusung falsch auslegen könnte. Die Mitteilung zeigt, daß die Regierung die Wirkung der Niederlage in Ostgalizien fürchtet. Oie eiserne f^or. los Kriegsroman von G. v, Br 0 ckd 0 rff. (ffortsetzungZ „Nennen Sie meinen Namen nicht. Be leidigen Sie mich nicht." Sie hatte die Hände wie flehend erhoben. „Gehen Sie doch nur! Gehen Sie dach!" Verwirrt und aufgeregt ging Sabine in den großen Saal zurück. „Sie ist mehr eine Verrückte als eine Unglückliche. Es war ein närrischer Gedanke von mir, sie mit meiner Freundschaft behelligen zu wollen. Sie scheint ja einen sörmlichen Haß auf mich zu haben?" Sie sah über die weißen Betten hin. „Ob ihr irgend jemand schlechtes von mir erzählt hat?* Einen Augenblick dachte sie nach. Der Saniiätsrat? Der war ein ergebener Freund des Groteniusschen Hauses, und von den Verwundeten war ihr erst recht kein einziger feind. Hier konnte Schwester Franziska nichts Nachteiliges erfahren haben. Sabine Ausmussen zuckte unmutig die Achseln. Wozu sich über eine unglückliche oder halb törichte Person, wie di» Schwester es augen scheinlich war, den Kopf zergrübeln. Sie hatte wirklich ihre Pflicht getan, um das merkwürdige Geschöpf zu versöhnen und ihr zu helfen. Nun war es das Beste, einen Strich unter die ganze Geschichte zu machen. Aber das kleine Erlebnis halte doch eine tiefere Verstimmung in ihr ausgelöst, als sie eS sich selbst eingestehen wollte. ES 'war wie der erste Nachtreif, der sich auf ihr neues Glück legte. .Sie sind traurig. Schwester," sagte der Blinde, als sie ihm abends den Verband wechselte. Sabine schüttelte den Kopf. „Nicht eigent lich traurig. Aber ich stehe vor einem Rätsel, das mir zu denken gibt, und das ich mir gern aus dem Kopf schlagen möchte." Sie wollte ihm von Schwester Franziska sprechen, aber im letzten Augenblick besann sie sich und schwieg. „Erzählen Sie mir von Ihrer Mutter," bat sie. „Das bringt auf andere Ge danken und macht ruhig. Und Ruhe gebrauche ich jetzt." Als sie am Abend in ihre Wohnung zurück kehrte, kam ihr das Hausmädchen mit verstörtem Gesicht entgegen. Beate hatte nach oben ge schickt und Sabine Herunterbitten lassen, war dann selbst heraufgekommen, um nachzufragen, ob die Schwägerin zurück sei. Sabine nahm sich nicht die Zeit, Mantel und Haube abzulegen. Wie sie ging und stand, eilte sie die Treppe hinab. Unten wurde sie ohne Anmeldung zur Haus frau geführt. Beate saß in ihrem kleinen Salon, der nur vom grünen Licht der Schreibtischlampe erhellt war. An dem bleichen Gesicht der Schwägerin sah Sabin« sofort, daß Hans gesprochen hatte. „Gott sei Dank," dachte sie. „Nun ist end lich Klarheit zwischen ihnen. Beate fiel der Schwägerin bei deren Eintritt schluchzend um den Hals. .Ich weiß aller, Sabine, alles." „Du mußt jetzt ruhig sein, Beate." Sie führte die. Weinende zum Sessel. Die blonde, üvviae Frau war vöLia faslunaSlos. „Ich habe noch nicht Zeit gehabt, mich zu fassen. Erst vor einer halben Stunde hat er mir's mitgeteilt." Sie schluchzte wieder aus. „Unser armer, kleiner Johannes!" Die junge Frau sühlle sich merkwürdig be rührt von diesem Ausruf der Schwägerin. Beate war doch weniger egoistisch, als Hans und sie selbst es geglaubt hatten. Beruhigend streichelte sie die Hände, die bas kostbare Spitzenlaschentuch achtlos zerknüllten. „Wir- wollen nicht unnötig klagen, Beate. Das hat nun doch keinen Zweck mehr. Wir wollen der Sache ruhig ins Auge sehen und zusammen überlegen, was sich tun läßt." Ihre ruhige Art wirkte besänftigend auf die Nerven der Aufgeregten. Beate trocknete ihre Tränen. „Du bist so anders, Sabine, als wir alle hier. Aber du hast recht, wir wollen überlegen, was zunächst zu tun ist." Sabine lächelte. „Zunächst, liebe Beate, schlage ich dir vor, die melancholische Schreib- tischlampe auszudrehen und den Kronleuchter anzuzünden. Das verbessert die Stimmung." Beate gehorchte schweigend. „Dann wollen wir ein Verzeichnis der Sachen ausstellen, die -verlaust werden sollen." „Verkauft?" Beate machte große, er schrockene Augen. Sie sah in diesem Augen blicke auS wie ein hilfloses Kind. „Unsere Sachen sollen verkauft werden? Aber warum denn?" „Liebe Beate, du kannst dir doch nachher unmöglich wieder eine Zwölfzimmerwohnung mitten." „Mieten? Mein Gott —" Sabine ergriff die beiden Hände und hielt sie fest. „Sieh ein mal, liebe Beate, wir müssen sür die nächster Jahre überhaupt auf alles verzichten, w»« Luxus heißt. Wenigstens vorläufig." . Beate seufzte. „O dieser sürchterliche Krieg- „Dieser Krieg wird vielleicht sür uns am ein unendlicher Segen werden," sagte Sabin« ernst. Dann setzte sie sich an den Schreibtisch »»» stellte ein Verzeichnis der Sachen von Beatc- Salon auf. Bei jedem Stück, das sie notiert«, gab es kleinen Kampf zwischen ihr und »0 Schwägerin. Schließlich legte Sabine die Kd» nieder. „Höre, liebste Beale, so geht es nicht wcitC- Dabei reiben wir uns beide auf." , Sie stand auf und zog sich einen Se»o neben don der Schwägerin. „Wir wollen tm heute mit dem Anffchreiben aufhören. E? w"" nichts daraus. Du bist noch zu mitgenonvm" von all dem Neuen und Schrecklichen." Beale betupfte sich die Stirn mit Kölnische!» Wasser und schwieg. , „Wir wollen von etwas anderemrede», sagte Sabine. „Das gibt dir vielleicht Kraft, stark zu sein. Ich will dir erzählen, »'"s ich selbst in den letzten Tagen an mir erfahr«" habe." Und sie schilderte ihre Erlebnisse im Lazares sprach von dem blinden Lehrer, von dcm Le»-' nant Oswaldt, der seine furchtbaren SchmM«' mit zusammengebissenen Zähnen ohne ei»«' Laut ertragen halte, sprach von all den gram'"! hast Verstümmelten, die sich draußen In Die den!! tai einer Erl Leidender ?Rmel und Uumcn. L "ad Torpedo Amende S Mnblick zu R See au ^r noch glitz Ta plötzt dien Torpe! Äann über Mit!" De »'tmt, ilt Klinische Unt i°°tes. Wol MngSbojei wilden S ?! dem eiskal Mn halten Mzucken je "r Komman! Die Nähe "Wes man . Noch 50 ! Ed tiefer zie f'Wer. Nock «Z mit le K« zu. ! Mer, als prellende 1 --tanzen sin Nassen, doch ihn imm springt ir Ao Brügg- ?°ganges u Mies und De, wie 'braucht wo Waltend M den sch, M unter al D eine Le Denen zu Ht ihm die » Nur noch AI gerette Mi von d> Ein Et über da N- daß si- , Men und L Et das Boo Kr sich zie Dgen die ! D Wogenpr N. wie leber A Mühe ge At schon l Dent zu A Mögen Der ein Dosen Brü, D» einsetzle vergessen b Uesbesehl b ^oiKk ^tseniriichtc Derben na DrliM uw -Das meislci K« von Scl Dwreisen D'N und Bo D Sur Reise 5,;!» deiaiiigc sDuliiichwerc Dm 15. LU Mai 1917 i Dcncurcut /D ei lewe — ? Schlacht,' Duden. Dn ist all D die Men Draußen, 1 Dr des Vc s>°Pfert ha D, so wo! »Den bring- auserlcgl grausigen und Enl sind n "teu eigene Deale hatl wehr, jo Doden. De, lebens! Mu in die Dlr Sabir r, !ah sie ai Mdpunkt," Sabine lld ,Ku den .i ^Schule, L 'Her.-- i s, Ae saßen Meßlich c hDejühl, a Mt gewor Dbeu mack D d'o gaw "N.Wern
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