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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend. Bezugs-Preis: vierteljährlich beim Kbholen von öer Geschäftsstelle 1,W Mk., frei ins ßgus 1,30 Mli. Einzelne Nummer 10 Pfg. Erscheint Dienstags, Donnerstags unü Lonnabenos Nachmittag. MrhiÜWS- Nnzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oäer Seren Naum W pfg., Lokalpreis 15 pfg. Neklamen auf öer ersten Leite 40 psg. Nnzeigen-Nnnahme bis spätestens Mittags 12 Uhr ües Lrscheinungstages. Druck UNS Verlag von Hermann Nühle, Ottenflorf-Ostrills. Nummer 76 Mittwoch, den 3. Iuli M8. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Uühle, 6rotz-Okrilla. s7. Jahrgang Amtlicher Teil. Nährmittelkarlen. Die Abschnitte IN der auf die Zeit vom 9 Juni bis 6. Juli 1918 laufenden Nährmiltelkarten sind von den Inhabern in einem Kleinhandelsgeschäft am 2. oder 3- Juli abzugeben Die Geschäftsinhaber haben die einzelnen Abschnitte in Paketen zu 100 Stück nach Farben getrennt zu bündeln und am 5. Juli im Gemeindeamt (Meldeamt) abzugeben. Der Termin ist unbedingt einzuhalten, später eingehende Abschnitte werden nicht Vttevdorf-Moritzdorf, am 1. Juli 1918. — Der GxmemdevorMnd. Neuestes vom Tage. — Die Gefechtstätigkeit lebte am Abenb an vielen Stellen der Front auf. Lebhafte ErkundungStätigkeit hielt an. Englische Teil angriffe nördlich von Albert wurden abge rissen — Zwischen Aisne und Marne rege Tätigkeit des Feindes. Mehrfach stieß In fanterie zu starken Erkundungen vor. Bei »Nb südlich von St. Pierre-Äigle griff der Franzose gegen Mittag nach heftiger Feuer- vorbereitung an. Er wurde abgewiesen Ebenso scheiterten hier nächtliche Vorstöße des Feindes. — Nach Abschluß der Prüfungen beträgt die Zahl der seit Beginn unserer Angriffs- flachten — 21. März 1918 — bisher über Unsere Sammelstelle abgeführren Gefangenen ausschließlich der durch die Krankenstellen Mückgesührten Verwundeten 191454. Davon haben die Engländer 94939 Gefangene, darunter vier Generale und etwa 3100 Offiziere, Franzosen 89 099 Gefangene, darunter zwei Generale und etwa 3100 Offiziere, verloren; der Rest verteilt sich auf Portugiesen, Belgier und Amerikaner. Von den Schlachtfeldern wurden bisher 2476 Ge schütze und 15024 Maschinengewehre in die Peutesammelsteüen zurückgeführt. — Die Pariser Blätter vom Sonnabend Melden die Abrerse des Ministerpräsidenten uud der Armeekommiffion ins Hauptquartier. Der „Matin" schreibt: Wir stehen unmitlel- dar vor wichtigen Ereignissen, die geeignet Md, den Verlauf des diesjährigen Feldzuges iu beg mmen oder ihn doch entscheidend zu Mnflussen. Oertliche» und Sächsisches. tvttendorf-Vkrilla, 2. Juli r9«8. Der tollste Wucher wird jetzt mit den Heidelbeeren getrieben, denn es sind für das Pfund schon 2 Mark verlangt worden I Der Menge Höchstpreis betrug 40 Pfg. fürs Pfund. Die Höchstpreise sind nunmehr fest, ^etzt, und zwar mit 50 Pfg. für das P,und °eim Erzeuger, hier also oem Beerensammler, 65 Pfg. beim Großhändler und mrl ^0 Pfg. sur den Kleinhandel. Es gab oahre, in denen z. B. in Dresden die Heidel- Men znm Preise von 8 und 10 Pfg für °as Pfund auf durch die Stadt fahrenden ^agen feilgehalten wuiden. Damals wurde so aromatische und gesunde Beerenfrucht oer Waldes noch zu gering geschätzt, als daß M sonderlich viele Liebhaber gefunden hätte ^ie war nur die Tischfrucht im Haushalt Mittelstandes und des kleinen Mannes, während sie sich, namentlich in Kriegsjahren M infolge des in dieser Zeit eingetretenen Mancherlei Mangels, nunmehr auch in den Uen Kreisen das Tischrecht errungen hat. Der Preis von 80 Pfg. für das Pfund ist kn recht ansehnlicher, wer aber jemals selbst D«:enpflücken gewesen ist, weiß auch, das M keine leichte Arbeit ist, sondern viele» Wilcken erfordert, um den Krug nach und nach zu füllen. Wer aber 2 Mark fordert, macht sich des krassesten Wuchers schuldig, und wir können mitteilen, daß behördlicher seits gegen diesen Wucher mit Heidelbeeren unnachsichtlich mit aller Strenge vorgegangen werden wird. — Schleichhandel und Versorgung mit Lebensmitteln. Zu diesem jetzt viel erörtertem Kapitel schreibt der „Freiberger Anzeiger": „Wie uns berichtet wird, machten sich während der letzen Tage in Orten der Um gegend, an Bahnstationen, wie in den Dörfern Ueberwachungsbeamte bemerkbar, die offenbar die Ausgabe haben, den Schleich handel zn Leibe zu gehen, die ober auch Ausflügler revidieren und anscheinend auch auf harmlose städtische „Kostgänger" fahnden. Es ist ein offenes Geheimnis, und die Auf traggeber der RevisionSbeamlen wissen es ebensogut, wie diese selbst, daß in unserem in der Ernährung schlechter als alle anderen Bundesstaaten gestellten Sachsen kein Mensch, wenn er nicht das Glück hat, Schwerstarbeiter zu sein und durch die Fabrikleiiung Sonder- zuwendungen zu empfangen, mit dem wenigen, was ihm durch die behördliche Beschränkung an täglicher Nahrung zukommt, bestehen kann. Wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, die tausend behörd lichen Verbote, Geboie, Preisfestsetzungen usw. samt und sonders eingehalten zu haben. Das gilt von den Wohlhabenden wie von den Minderbemittelten, und gerade aus den Kreisen der letzteren haben wir wiederholt die Aeußerung gehört: Wenn man nicht hier und da etwas „ExtraeS" ergattern könnte, dann wäre es märt zum Aushalten. Die Landbevölkerung weis am besten, wie viel „kleine" Leute unter denen sind, die bei ihr als „Hamster" vorsprechen. Kann man's den Leuten verdenken, wenn sie dort, wo in den Stadien die amtlicheOrganiiation versagt, wo die Bevölkerung seit sechs Wochen kein Ei zu sehen bekommt, wo Milch, Quark und Käse ausbleiben, wo das Wochenquantum Butter gerade für einen Lag au-reicht, ge legentlich einmal versuchen, auf eigene Faust etwas aufzutreiben? Man sollte meinen, daß die Behörden diesem harmlosen Akt der Selbsthrife gegenüber, der der Allgemeinheit keinen Nachteil bringt, und der nur als Korrektur der zum Teil versagenden behörd lichen Organisation anzusehen wäre, ein Auge zudrücken. Denn vom Schleichhandel, der bekämpft werden soll, ist diese „Ueb»rtretung" himmelweit entfernt. So denken vie Behörden beispielsweise in Bayern. Dort chikaniert inan die mit der Bahn reisenden „Ausländer , d. h. Nichtbayern, man öffnet unter Ver letzung des Postgeheimnisses Pakete und Koffer, aber der einhermischen Bevölkerung gegenüber drückt man beide Augen zu. Un gezählte Tausende fahren in Bayern all wöchentlich aufs Land; mit leeren Rucksäcken ziehen sie aus, und schwer beladen kehren sie wieder heim. Der Bayer könnte auch sehr grob werden, wenn man ihn in der eigen mächtigen Lösung seiner Magenfrage hinder lich sein wollte. Aber auch bei uns macht es böies Blut, wenn man die harmlose Be völkerung schärfer, als es zur Bekämpfung des eigentlichen Schleichhandes notwendig ist, in dem Bestreben, die Ernährung um eine Kleinigkeit aufzubessern, unnötigerweise ansaßt. Das sollte man bedenken! Für die Allgemeinheit springt nichts dabei heraus, aber der Einzelne und mit ihm weite Kreise werden unnötigerweise mit Erbitterung ge laden. Und das könnte und müßte vermieden werden. — Das verschärfte Bezugsscheinverfahren Die von Tag zu Tag dringendere Notwendig keit, für die bedürftigen Beoölkerungskreise qebrouchte Kleidung und Wäsche bereitzu- stellen, zwingt dazu, aus eine wirtschaftliche Wiederverwertuug gebrauchter Gegenstände und daher auf Abgabe getragener Kleidung zwecks Erlangung eines Bezugsscheines ohne Prüfung der Änschaffungsnotwendigkeit in allen Fällen hinzuwirken, in denen es ohne besondere Härte geschehen kann. Trotz mancher Anregungen hat die Reichsbekleidungsstelle doch davon abgesehen, die Ausstellung eines Bezugsscheine in jedem Falle an vorherige Abgabe des zu ersetzenden alten Stückes zu knüpfen. Sie hat jedoch mit Zustimmung des bei ihr gebildeten VerwoltungSbeamten- ausschuffeS angeordnet, daß in Zukunjt vor Ausstellung eines Bezugsscheines regelmäßig schriftliche Kleider - Bestands - Versicherungen abzugeben sind, und daß die Bezugsicheiv- behörden bei Verdacht unrichtiger Bestands- Versicherungen stichprobenweise als Ver- waltungsmaßnahme anzusehende häusliche Nachprüfungen vorzunehmen haben. Der artige Nachprüfungen waren bisher schon den Kommunal - Verbänden anheimgegeben. Diese Anordnung bedeutet also Herbeiführung einer überall gleichmäßigen Handhabung. Alle Antragsteller, die wegen zu hohen Be standes einen Bezugsschein nicht erhalten können, sollen auf die Möglichkeit der Be zugsschein - Erlangung gegen Abgabe - Be scheinigung hingewiesen werden. Zur weiteren Föderung der Papiergarn-Industrie, die be reits jetzt in der Lage ist, durchaus brauch baren Ersatz, der Ueberdies noch bezugsschein frei ist, zu liefern, ist ferner ungeordnet worden, daß GebrauchSgegenstände aus reinem Papiergarn auf den Bestand an Kletdungs- und Wäschestücken nicht anzu rechnen sind. — Keine Erhöhung der der Brikettpresse. Das Niederlausitzer Brikettsyndikat, G. m. b. H., hat sich nach Besprechung mit dem Handelsminister entschlossen, seinen auf Er höhung der Brikettpresse vom 1. Juli ge-i richteten Beschluß zurückzuziehen. (M- I) Strafverfolgung als Landes- Verräter. Es mehren sich die Fälle, in denen Kriegs- und Zivilgefangenen oder aus ländischen Arbeitern, sogar pflichtvergessenen Angehörigen des Deutschen Reiches oder der mit uns verbündeten Länder durch feindliche Agenten und gewissenlose Inländer über die Grenze verhalfen wrrd. Es wird daher ein dringlich darauf hing^wiesen, daß solcher Personenschmuggel al« Landesverrat anzu sehen ist, da durch ihn der Kriegsmacht des deutschen Reichs und seiner Bundesgenossen Nachteil zugesügt und den feindlichen Mächten Vorschub geleistet wird. Jedermann weiß, daß Deutschland und seine Bundesgenossen m dem aufgedrungenen Existenzkämpfe jeden wehrfähigen Diann für den Heeresdienst und jeden arbeitskräftigen Arm für d;e Zwecke der Kriegswirtschaft benötigen. Es weiß auch jeder, daß alle Kriegs- und Zivil gefangenen, ganz abgesehen von ihrer viel- leicht ausgenutzten Arbeitskraft, wichtig für den Austausch und Vergeltungsmaßnahmen sind. Selbst wenn sie nach ihrer Flncht nicht ins feindliche Heer eintreten, bedeutet ihr Freiwerden eine Schwächung des Gewichts an Macht, die das deutsche Reich in die Wageschale zn werfen hat. Es ist daher nur recht und billig, wenn jeder, der am Personen- schmuggel sich beteiligt, den schweren Strafen des Verbrechens des Landesverrats verfällt. (M. I.) Möbellieferung für Kriegsgetraute. Die in der Presse verbreitete Nachricht, da» Ministerium des Innern habe bei dem Ver bände der sächsischen Möbel - Fabrikanten 10000 Wohnungs-Einrichtungen für Kriegs getraute bestellt, gibt den Sachverhalt nicht zutreffend wieder. Das Ministerium hat keme Aufträge erteilt. Der genannte Verband hat vielmehr auf eigene Gefahr die Her stellung von 10000 Wohnungseinrichtungen noch bestimmten Entwarfen und zu be stimmten Pressen unter Bedingungen über nommen, die den Absatz dieser Einrichtungen an Kriegsgetraute und damit die Eigenschaft der herstellenden Betriebe als kriegswirtschaft licher Betriebe sicherstellen. (M. I.) Schweinehaltungverträge. Land wirte und Schweinehalter werden besonder» auf die vom Ministerium des Innern unter dem 24. Juni erlassenen Bekanntmachung hingewiesen, damit sie sich durch den Abschluß eines Schweinchaltungsvertrages mit dem Vorstand des Viehhandelsverbandes den Preis von 130 Mark für den Zentner Lebendgewicht, dec nicht wesentlich den sonst gültigen Höchst preis von Schlachtschweinen von 78 Mark übersteigt, sichern können. Der Vorstand de« Viehhandelsvccbanves sowie die Kommunal verbände erteilen jede weitere gewünscht« Auskunft. Es sei aber darauf hingewiesen, daß eure Zuweisung von Mastfuttter nicht stattsindet, es sich asso um HaltungS-, nicht um Mastverträge handelt. — Von der Kriegsbeschädigtenbewegung in Sachsen. Wir haben in Sachsen verschiedene Vereinigungen Kriegsbeschädigter, welche zu meist dem parteipolitisch neutralen sächsischen Landesverband (Essener Verband), dann noch dem ebenso arbeitenden Hamburger Bund oder dem im sozialdemokratischen Fahrwasser segelnden „Berliner Reichsbund der Kriegs beschädigten und ehemaliger Kriegsteilnehmer" i angehölen. In Dresden haben sich jetzt j die drei Richtungen in einer großen Ver- i sammlung ausgesprochen mit dem Ergebnis, daß die beiden parteilosen Richtungen, der sächsische Landesve band (Essener Richtung) und die sächsischen Ortsgruppen des Hamburger Bundes sich zu einer gemeinsamen Interessen- Vertretung geeinigt haben. Plaue-Borysdorf b. Flöha. Der 7. Lehrgang für Kriegsbeschädigte im Gemeinde- und Sparkassendienste im Krieg-invaliden- und Urlaubscheim „König-Friedrich-August- Stift" in Plaue-Bornsdorf bei Flöha beginnt am 1. August 1918. Dauer 5 Monate. Teilnehmerzahl 20. Gesuche um Teilnahme sind bis spätestens 10. Juli durch die Ver sorgungs-Abteilungen der Ersatz-Truppenteile oder die Vereine Heimatdank an den Ausschuß für das Heim, z. H. des Herrn Amtshaupt- mann Dr. Edelmann in Flöha zu richten. — Die Rundschrift. Dargestellt für den Selbstunterricht von P. CH. Martens. Eine sichere, leichtfaßtiche Unterweisung zum Er- lelnen der Rundschrift in 16 Uebungen. Verlag von L. Schwarz L Co., Berlin S 14, Dresdener Straße Nr. 80. Preis 1,40 Mk. Die Rundschrift ist hervorragend schön und dabei leicht zu erlernen und zu schreiben. Lie findet deshalb auch in allen Kreisen mehr und mehr Verbreitung, besonders als Zier schrift, Titelschrift und zur Hervorhebung einzelner Wörter uud Sätze, aber auch zur Darstellung ganzer Schriftstücke.