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Ottendorfer Zeitung : 28.11.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191711288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19171128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19171128
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-11
- Tag 1917-11-28
-
Monat
1917-11
-
Jahr
1917
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.11.1917
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Der italienische Zusammenbruch. In starken, uneinnehmbar, ja unangreifbar scheinenden Bergstellungen der Juliichcn Alpen erwartete die italienische zweite Armee des Generalleutnants Capello den Vorstoß der Deutschen und Österreich-Ungarn. Die Vor bereitungen zum Angriff, das Durchschleichen unserer Divisionen aus engen, weithin einzu- sehenden Talstraßen, die Angriffsgruppierungen konnten nicht verborgen bleiben. Unerklärlich bleibt aber die geringe Gegenwirkung des Feindes während der letzten Tage vor dem Angriff. Cadorna war zuversichtlich und meldete: „Der Gegner hat unter starker Mitwirkung von deutschen Truppen und Kricgsmitteln anielmliche Kräfte an unserer Front sür eine Offensive ver sammelt. Der seindliche Stoß findet uns fest und gut vorbereitet." Am 24. Oktober entfesselt General v. Belows Armeebefehl eiserne Hammerschläge. Deutsche und österreichisch - ungarische Stoßdivisionen dringen unwiderstehlich gegen die italienische Front. Ein gewaltiger Druck erschüttert den Gebirgswall. Ganze Stellungssysteme wanken. Weite Abschnitte geben nach und werden durch stoßen. Der Durchbruch ist nicht auszuhallen. In tiefe, klaffende Lücken dringen Stoßtruppen frontal, flankierend, umfassend und aufrollend durch die gigantische Alpenstellung. In zweieinhalb Tagen wird zweicinhalbjährige Arbeit in Stücke zertrümmert. Ohne Beispiel in der Kriegsgeschichte ist der Gedanke, der diesen Durchbruchrplan er sann, ohne Beispiel die Entschlossenheit der Füh rung und der sieghafte Angriffsgeist der Truppe. Infanterie stürmt Alpengipsel. Vergeßen sind endlose Märsche auf nassen Straßen, vergessen kalte Nächte bei strömendem Regen unter freiem Himmel. Truppen, die das Hochgebirge nicht kennen, wetteifern mit gebirgsersahrenen Divisionen. General v. Below fordert die Höchstleistung der 14. Armee: Den Durchbruch des ganzen Stel- InngsnetzeS im ersten Anlauf über die Berge der Alpen. Um 2 Uhr nachts am 24. Oktober beginnt ein vernichtendes Gasschießen gegen die feindlichen Batterieräume. Mit Tageslicht, gegen 6,30 Uhr vormittags, setzt ein verheerendes Wirkungsschießen der Artillerie und Minen- werfergruppen ein. Nach rastloser Erkundungs- und Vorbe reitungsarbeit (unter Leitung des Majors von Roessing) schlagen deutsche Minen breite Straßen in die Hindernisse und zerschmettern ganze Stellungen. Zwei je 200 Meter breite Gaffen durch das Hindernis verlangt allein bei Flitsch eine Angriffsdivision. Trotz starken Nebels werden diese Bahnen in kürzester Zeit ge schaffen. Entsetzen herrscht drüben in den Gräben und grauenhaft ballen sich die Klumpen zusammen unter stürzenden Trümmern. Um 8 Uhr vormitags tritt zwischen Tolmein und Flitsch die Infanterie zum Angriff an. Bereits 2 Uhr nachmittags hat die Gruppe Krauß auf dem rechten Armeeflügel die Stellungen am Rombon gestürmt. In tapferem Anlauf stürmt österreichisch-ungarische Infanterie vom rechten Flügel der Gruppe Stein Stellungen in Linie Krn—Westhang des Mrzli. Inzwischen dringt die deutsche Division Leqms auf der Tal straße von Tolmein ungestüm vorwärts. Rechts und links hält zwar der Feind beherrschende Höhenstellungen. Aber Nebellchwaden hindern die Fernsicht und den Blick in das Tal. Der Italiener ahnt nicht, daß tief unten deupche Jnsanterie durchstößt auf Karfreit. Die Grund linie des ganzen Bergsystems von Krn zum Kolovrat wird ein gerufen durch den kühnen Talmarsch der Division Lequis. Der linke Flügel der Gruppe Stein greift nach Aber kennung der vordersten Talstellung südwestlich Tolmein zusammen mit der Gruppe Berrer die seindliche Hauptstellung auf dem Kolovrat - Rücken an. Eiserne Meißel hat General v. Below an- gesetzt gegen die Felsblöcke der Julischen Alpen. Teutonenkräsle bohren und schlagen, Löcher werden zu klaffenden Lücken. Wie eine eherne Maschine arbeitet die Armee an den Granit- Wällen der Berge, frißt sich tief hinein durch Hindernis und Beton. Sie arbeitet genau nach ttberleguna und Ptan. „Der Ananft stuvm am 24. Oktober statt." So lautet der Armeebefehl vom Tage zuvor. Der Abend des 24. Oktober ist angebrochen. Das Mischer Becken bis dicht östlich Saga ist geöffnet. Die Südhänge des Krn sind gestürmt. Karsleit im Jsonzotal, die Höhenstellüngen westlich und südwestlich Tolmein sind genommen. Kein Zusatz, keine Änderung zum Armeebefehl wird gegeben. — Der Angriff geht weiter I Tag und Nacht! Politische Kunälchau. LouHchlanr. *Jn politischen Kreisen gehen Gerüchte um, wonach die Veränderungenindenlei- tenden Staatsämtern in Preußen noch immer nicht beendet sind. Es heißt, daß der erst vor kurzem berufene Minister des Innern Dr. Drews sich mit Nücktriltsgedanken trage. Man sagt, daß Staatsministerinm hat die Herren hausvorlage so wesentlich verändert, daß der Minister sie nicht mehr vor dem Landtage ver treten könne. Man wird gut tun, eine amtliche Bestätigung dieser Gerüchte abzuwarten. * Aut der Tagung der nationalliberalen Partei Württembergs bezeichnete Reichstags- abgeordncter Dr. Stresemann das Zu sammenarbeiten der Mittelpar - t.eien als die Hauptgrundlage der künftigen , Mehrheit. Der Redner warnte vor einer Kaia- strophenpoliiik und betonte, die nationalliberale Partei lehne den politischen Boykott sowohl gegen die Sozialdemokratie als gegen die Kon servativen ab. Das Zentrum sei wie die nauonalltberale Partei keine einseitige Klaffen- Partei. Das Trennende in kultureller Be ziehung zwischen diesen beiden Parteien habe zurückzuireten, dann werde der Anschluß nach rechts und nach links ermöglicht. Schweiz. *Die auf den 19. November nach Bern zu- sammenberuiene internationale Stu dienkonferenz wurde auf einige Wochen vertagt. Eine Anzahl hervorragender Teil nehmer, die zum Teil bereits in Bern einge troffen waren, beschlossen die Abhaltung einer freien Vorbesprechung über die künftige Ge staltung der Bölkerbeziehungen nach Friedens schluß. Die Vorbesprechung ist gedacht als eine Vorbereitung auf die sür ein späteres Datum angefetzte Sludienkonserenz. Dänemark. * über die Wirkungen der eng lischen Blockadepolitik äußert sich der Minister des Innern in einer Unterredung folgendermaßen: Die Schweine- und Rindvieh bestände sind abgeichlachtet. Zum Frühjahr sind kaum noch 300 000 von den 2Vr Millionen vor handen, die das Land vor dem Kriege halte. Wenn wir uns auch im Interesse unserer wirt schaftlichen Neutralität und Unabhängigkeit be streben, trotz der fast unüberwindlichen Schwierig keiten die Ausfuhr von Fleisch auch nach Eng land zu organisieren, jo wird es doch eine Folge der Zustande sein, daß auf lange Zeit eine steigende Ausfuhr lebender Pferde und ge schlachteten Viehes namentlich nach Deutichlaiid, das bisher der einzige Abnehmer hiervon ge wesen ist, unmöglich wird. Der Minister er klärte, daß kein noch so großes Elend die nordischen Reiche zwingen könnte, noch größeres Elend und Unglück, ja, den Untergang zu wählen, den der Eintritt in den Krieg über sie bringen würde. Norwegen. *Nach verschiedenen Blättermeldungen hat eine Versammlung von 300 norwegischen See leuten eine Entschließung angenommen, in der die norwegischen Seeleute aufgesordert werden, alle dermchen Schiffe sowie allen Handel mit Deutschland zu boykottieren. Amerika. * New Iorker Blätter melden aus Presidio (Texas), daß zwischen Villa und mexi kanischen Regierungstruppen ein Kampf begonnen hat. Villas Truppen, die südwestlich Ojinaga (Provinz Chihuahua) ange griffen wurden, zogen sich nach mehrstündigem Kampw Zurück Nene Kämst e werden erwartet. Asien. *Der Abbruch der japanisch-ameri kanischen Verhandlungen über den Schiffsraum wird in Tokio amtlich bekamtt- gegeben. In der Mitteilung heißt es, daß Japan gezwungen ist, die Unterhandlungen für eine Übereinkunft mit den Ver. Siaaten, der- zujolge erstgenannter Staat 250 000 Tonnen Schiffsraum sür 175 000 Tonnen Stahl liefern sollte, abzubrechen. Japan ist nicht imstande, die Forderungen Amerikas betr. Altersgrenze und Preis der Schiffe anzunehmen. Ver Bürgerkrieg m AuManä. Wer hat die Macht? Aus der Fülle der unkontrollierbaren Nach richten sind die folgenden von Interesse, weil sie von Leuten stammen, die Petersburg fluchtartig verlassen haben und die Dinge gleichsam noch in der Entwicklung sahen. Im Anmarsch gegen Petersburg. Dem Amsterdamer ,Allgemein Handel?-, blad' zufolge melden englische Zeitungen aus Petersburg, Kerenski habe sein Ansehen ver loren und befinde sich aus der Flucht. Aber auch das Antehen der Bolschewikt-Parlei sei im Schwinden. Es sei ihnen zwar gelungen, eine Regierung zu bilden, die in Petersburg Biacht ausübe, aber sie sei nicht imstande, ganz Rußland zu regieren. Die RegierungHmaschine stehe still. Die Beamten weigern sich einstimmig, sür dis Rebellen zu arbeiten. Eine große Armee nähert sich Petersburg, man weiß aber nicht, in welcher Absicht. Eine andere große Armee rückt gegen Moskau vor. Nach den letzten Berichten soll in der Negierung Lenins eine Spaltung eingetreten sein. Fünf Minister sind zurückgetreten. Die im Kreml und im Petersburger Winterpalast angerichleten Verwüstungen haben bei beiden Parteien den Wunsch nach Frieden stark zunehmen lassen. In Moskau ist nach einwöchigcr Schreckensherr schaft der Friede wiederhergcstellt. Aber es ist ein Friede der Erschöpfung und Furcht, der testier der beiden Parteien den Sieg gebracht hat. Die Kämpfe in Moskau und Petersburg. ,Daily Chronicle' mährt aus Petersburg, daß die Truppen der Bolschewik!, die die 1500 Komken Kerenskis zwischen Gatschina und Zarskoje Selo geschlagen haben, 16 000 Mann zählten. In Moskau begann der Kamps am 10. November. Die Truppen der Negierung bestanden aus 3000 Soldaten, Kadetten und Studenten. Sie verfügten über drei Kanonen, eine große Anzahl Gewehre und einige Ma schinengewehre. Von den 100 000 Alaun der Garnison waren ungefähr 15 000 aus der Seite der Bolschewist, die übrigen blieben in den Kasernen. Der revolutionäre Militärausschuß beschoß mit 15 Kanonen andauernd das Zentrum der Stadt. Bis zum 14. November sind 3000 Personen, hauptsächlich friedliche Bürger, ums Leben gekommen. Die Leichen blieben tage lang unbestattet liegen. Die Kathedrale im Kreml wurde zerstört und die Vasiliurkirche in Brand geschossen.- KercnSki hat das Spiel verloren. Die letzten Nachrichten aus Rußland be tonen häufiger als bisher, daß Kerenski das Spiel verloren habe. Nach .Stockholms Tid- ningen' traf sein Privalsekretär in Stockholm ein, dem es gelungen war, mit falschem Paß aus Rußland zu entfliehen. Auch er bestätigte die Behauptung anderer Reisenden, daß KerenSki geflohen sei und die Bolschewiki Petersburg beherrschen. Die Nachricht von Kornilows Teilnahme bezeichnete er als unrichtig. Dagegen sei es wahr, daß Kaledin das Dongebiet beherrsche. Das Vorgehen des Kotakengenerals Kaledin tritt in den Be richten immer mehr in den Vordergrund. Der ganze Kampf zwischen Lenin und Kerenski scheint von einem solchen zwischen Lenin und Kaledin abgelöst zu werden. Der Kosaken general geht nach verschievenen Aussagen darauf aus, einen regelrechten Hungerkrieg gegen Petersburg zu führen. Darum hat er auch die Kohlengebiete der Donez besetzt, weil er dadurch einen Druck auf den ganzen Eisenbahn betrieb'Rußlands aussthm Hann . > Kaiser franr Iolepk. Zu seinen, Gedächtnis. Am 21. November 1916 entschlief nach langer glorreicher Regierung, aber nach einem Leben, dem keinerlei Bitternis, kein tragischer Schick salsschlag erspart geblieben war, im 87. Lebens jahr, der greise Kaiser Franz Joseph. Der Tod rief ihn ab, nachdem er noch in den letzten Monaten eine schwere Enttäuschung, den Treu bruch Rumäniens, aber auch eine stolze Genug tuung, den Beginn der Bestrafung der Ver räter durch die siegreichen deutsch - österrei chisch-ungarisch-bulgarischen Waffen, erlebt batte. Ec ist mit dem schönen und großen Bewußtsein in die Ewigkeit hinübergegangen, daß, wenn auch das Ende dieses furchtbaren Völkerringens noch nicht abzusehen war, sein geliebter Österreich dennoch die harte Probe be standen hatte, daß sein Reich kein lose zu sammenhängender Nationalitätenstaat sei, sondern daß es, in der Glut des europäischen Riesen brandes fest zusammengeschweißt, mit neuer junger Kraft seine Wellstellung behaupten werde. Und mit ruhigem Herzen konnte er die teure Habsburger Erbschaft seinem jugendfrischen, im Kriege gestählten Nachfolger überlassen: Sein Österreich kann nicht untergehen! Der Heimgang des großen ritterlichen Mon- jarchen ist nicht nur in den österreichisch- Lngariichen Landen, sondern auch bei den Ver bündeten, namentlich aber bei uns im Deutschen Reich, auf das schmerzlichste beklagt worden. Er war uns die Verkörperung der unverbrüchlichen Bundestreue, die sich in diesem Kriege wie Gold im Feuer bewährte. Und mancherlei Lockungen sind an ihn herangetrelen, um ihn sür eine Ab« kchr vom Bündnis mit dem Deutschen Reich zu gewinnen, aber weder Versprechungen, noch Drohungen haben es vermocht, seinen staats- mönnischen Blick zu trüben und ihn zum Worl- bmch zu verleiten. Auch jener Eduard VII., der geistige Vater und Schürer des Weltbrandes, hab ihn in Ischl vergeblich dem Dreibunde ab- lpmslig zu machen versucht. Franz Joseph blieb fest, obwohl er darüber nicht im unklaren war, daß, fortan England auf der Seite der Feinde Hamburgs zu finden sein werde. 'Der große Krieg hat die innere Notwendig keit des deutsch-österreichischen Bündnisses er- wirstsn und die unbesiegliche Kraft der Mittel- mächite in mehr denn dreijährigem Ringen mit fast der ganzen Welt erprobt. Der grehe Monarch hat dies noch erleben dürfen, er hat seine tapferen Scharen tief in Rußland, in Serbien und Rumänien gesehen. Nur eines durfte, er nicht schauen: die Züchtigung des ehemaligen Dreibundsgenossen Italien, wie sic jetzt .am Jahreslage feines Heimganges sich unerWtlich vollendet. Aber das Weltgericht, das über den raubgierigen Verräter herein gebrochen ist, dieser gewaltigste Sieg der Welt« geschWe ist die edle Frucht jener Bundeslreue, die dem Monarchen bis zu, seinem letzten Atemzug und sein Volk bis zur ruhmvollen Gegenwart beseelt. Der Geist Radetzkys und des Erzherzogs Albrecht ist mit den verbündeten SlreileM auf den alten blutgetränkten vene- tianiichan Schlachtfeldern, aut denen der Treu- bruch Mrliens so bitter gerächt wird. Hier hat das dettrtsch-österreichische Bündnis, das Franz Joseph wie ein Heiligtum gehütet hat, seine höchste Weihe empfangen. Es ist unter den Stürmen des Weltkrieges durch gemeinsam ver gossenes Blut, durch gemeinsam getragene Leiden und durch gemeinsam erfochtene ruhmvolle Siege zu einet weltgeschichtlichen Tatsache geworden, die den verbündeten Völkern eine sichere und blühende Zukunft verbürgt. EhrjuEchlsvoll und m dankbar treuem Er innern gehenkt auch das deutsche Volk des großen uttd edlen Herrschers am Jahrestage seines TodeS, während die deutschen und öiterreichilchvungarischen Armeen unter den Augen seines Nachfolgers, des jugendlichen, unerschrockenen Kaisers Karl, im SiegeSM durch OberHalien eilen, den Verräter zu strafen und die Treme und die machtvolle Kraft des Bündnisses iber Mittelmächte auss neu» der er staunten Weih' zu offenbaren. Das laufende Feuilleton wirb durch solgende Erzählung unterbrochen: Kriegen lur. 1s Nsbeklette von H an S v. L h a l.*) „Na ja, bewnders sauber bin ich ja,.wirklich nicht!" knurrte der "alte Major Weltmann und sah dabei so achtsam in den kleinen vorgehaltenen Handspiegel, als wollte er an seinem Gesichte anatomische Studien treiben. Die Krähenfüße um die eingemnkenen Augen, die tiefen Falten in der gelben Haut um den Mund und auf der Stirn, der struppige Bart und dis Glatze . . . „Bist halt ein Eie! gewesen und ein Heuochs, ja, und ein Kamel dazu!" Der Zorn stieg ihm rötend ins verzerrte Gesicht. „Wie kann man, wenn man s o ausschaut und den sechziger schon am Buckel hat, bei gefunden Sinnen so ein hübsches und junges Ding heiraten! Und wie kann man sich ins Feld melden, wenn man zu Haus eine hübsche, junge Frau hat! Himmel- bombenelemeni!" Der Spiegel schien ihm nicht widersprechen zu wollen. Geduldig strahlte er das Spiegel bild zurück, das immer mehr zur Fratze ward, je eifriger der alte Herr nach intimen Details forschte. Nach den Anstrengungen der italienischen Kampagne in den Dolomiten, hatte ihm die endlose Fahrt nach Rußland den Nest gegeben. Von Rheuma geplagt, von der Gicht gestochen, zermürbt und erschöpft hatte er sein Bataillon noch vor den Feind gebracht. Aber weiter ging's nicht mehr. Der alte Herr hatte sich in *) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. seinem begeisterten Patriotismus doch zuviel zugemutet. Da hatte man ihn zurückgenommen und ihn im Eiappenraume der „Zensur der Feldpost" zugeteilt. Und der leidige Zufall wollte es haben, daß ihm gleich in den ersten Tagen ein Brief seiner Fran an den Oberleittnant Kollinger in die Hände fiel, der an Klarheit nichts, aber auch gar nichts zu wünschen übrig ließ. Nach der ersten, naturgemäß eingetretenen zornigen Empörung zog Wertmann grimmen Hohnes voll über seine in alten Tagen begangene jugendliche Torheit die bitteren Konsequenzen. „Herrrrrein!" schrie er, wild über die Unter brechung seiner Seelenwanderung, die ihn bis in die innersten Gänge im Labyrinth eines Frauenherzens geführt hatten. „Ah, ah, der Kollinger, ah, das ist gut! Wahrhaftig der Kollinger!" Die Bestürzung des eintretenden Ober leutnants war angesichts der unvermuteten Er scheinung des neuen Zensors eine vollkommene. Sprachlos starrte er den Major an. „Servus, Kollinger, wie geht's?" „Herr... Herr Major, ich, ich ... ich melde gehorsamst..." „Ach, was wirst melden! Da setz dich her, kommst mir gerade recht . . ." Ein teuflisches Lachen flog in blitzähnlicher Andeutung über das alte, gelbe Gesicht, und die kleinen grauen Augen funkelten den Besucher an, wie eine Schlange den Frosch, den sie schlucken will. „Herr Major, ich wollte nur. . .' „Strncek!" schrie dieier, „bring mal einen Wein herein und eine Pulle Sekt stell aujs Eis ... müssen doch unser Wiedersehen ordent lich feiern! Was, Kollinger? Freust dich nicht auch?" Aus des jungen Menschen blühendes Gesicht wechselten Rot und Weiß. Was mochte der Major nur haben? Der war ja ein ganz anderer Mensch geworden . . . Sollte er. . .? „Ich danke sehr, Herr Major . zu freundlich..." „He, he, he, sag mal, was hast denn eigent lich hier wollen, he?" „Wollte Herrn Maior meine Aufwartung machen, hatte gehört, daß . . „Und nebenbei fragen, ob Feldpostkarten oder dito Briese. . . Nicht? Na ja! Kennt man! Prosit!" Sie stießen an und tranken. Der Major stürzte das Glas hinunter, Kollinger nippte. „Hast wirklich gewußt, daß ich da bin? He?" Er blinzelte ihn von der Seite an. „Ist nicht leicht möglich. Hat's mich doch selbst überrascht! Na, prosit, Kollinger, es lebe die Jugend! Alles was jung ist!" „Aber Herr Major, was ist denn nur in dich gefahren? Ich verstehe wirklich nicht ..." „Lieber Kollinger, das Geschäft hier, dieses Lesen der unzähligen Treuschwüre in den Liebes briefen ... ha, ha, ha!" er meckerte wieder, „macht mich ganz toll! Hörst es nicht, spürst cs nicht, wie's durch den Naum flüstert und flattert! Und dazwischen kracht ein Herzens- erguß gleich einem Granatenvolltreffer — von liebesiämelnden Schrapnellkugeln nicht zu reden! 's ist hier wie in der Front. Nicht viel anders. Ja. Und Treffer? Ha, ha ha .. .1" Der Maior sank in sich zusammen und brütete stieren Auges vor sich hin. „Glücklich der, den's trifft! So oder so. Ist schließlich Mnz egal... beides ganz.egal... Naja!" Er strammste sich wieder in die Höhe. „Könntest npr ein bißchen helfen, Kollinger! Brauchst ja nicht genau leien, nur durchfliegen, dann weißt du schon, wie du daran bist, ob du mit gutem Gewissen den Stempel: „Zur Be förderung geeignet" darauf drücken darist." Er schob ihm die Stampiglie und den Bries seiner Frau über den Tisch hin: „Kannst gleich damit ansangen!^ Er lehnte M zurück, und seine kleinen, grauen Augen unter den buschigen weißen Brauen bohrten zUun Löcher in Kollingers Hirn, der verwirrt und cüntomafisch den Brief entfaltete. Todesstille heurichte im kahlen Raume; nur eine Brummfliege stieß plump gegen das Fenster, aber beider Blut brauste wild, und beiden Hämmerle das Heu- in den Schläfen. „Zur Beförderung geeignet? Ja? Dann drück nur geschwind die Stampiglie hinauf! Oder nicht?" Eine unsagbar schmerzliche Ironie, die wie ein ewiger Scheidegrub von ehemals erträumtem Glücke «ang, zitterte im Tonfall deS alten Herrn. Der Oberleutnant war, die Schriftzüge der geliebten Frau erkennend, tief erblaßt. Jetzt verstand er den Majznc. Mit einem Ruck schnellte er sich vom Sessel, und die Absätze hart zu« mmmenklappend, dast die Sporenrädchen klirrten, stand er vor dem Major. „Herr Major, ich t stehe zu Ihrer VerfüMNg." Di« vier D nötig, i wenigstk konische Medizin Hal. E rahme, Mer in an ihm keinem. soviel E wo die Piozenl vrdentlst die ihr kommen lazarctle in den Ter Pr je borg, Kriegen Krankhs Wunder gekehrt, Vct Ecbnh bischen! Frage c ordnung .Berlins Höhung Sch Vsie-t. Hal bes mäßige,-! in den Mädchen sollen b ertolgen Lehrerin Keii Reichsbe daß für Deuttchl ländische einkaust, Die Au- Bedarf i Ver Keimst Angehör können aus Bill Wenn d gilt für« Gegenstc wird m deuftchen Ein allzu tm unseres Preußisch Helten ei Aufgabe, teile du Gesamte: Abnahm sowie Bo zu mach« 42 4 Biltenell manns i Boden st an Brer Briefum« Wertpap der länx ost die b halte auj Ein Fund tt Tostedt der die und eim Kessel ste Henkel t Älter ar Fn cS diese herrichtc Er unlHbli „Ihr ju M Sac gar nic Glocke s Da „Schon zerbissen was in verkehrt wandelt -Pa Kollinge dienstlick Ausdrul denselbe Gabriele Der gläubig! da," ich , „Nei dich auf getan!" Schl mann m , „Ich ftulnant stammen waren N
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