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Ottendorfer Zeitung : 22.07.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191707229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19170722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19170722
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-07
- Tag 1917-07-22
-
Monat
1917-07
-
Jahr
1917
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 22.07.1917
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edruckt. D* mf die öffc«!' Wend wirk« rosten' hervor' :n RegierM r freundschaiv itschland ii«d isschuß üb«' ns mit üb« Frauen, >« he der ganz!« tung der nck geben. einen Berilst der Köni? wbliche Hanf der nur dik Anlegen M König Ko«' riechische VoÜ .olitik dadurt :er zur Ma^ iederberufM g Konstant« Mehrheit de« Ver. Staaie« rit von von 22 lB rmmen. iat die ver' asten au!' iche Sitzung Grund wird rtschland an> atz voliiUn dem Prä' innere An« haben. : Meldungen- kanadische« zorm einer französischen Widerstand hrpflicht. klärung ZN' vürden eher len als sich r englischen Zensur wird -Indien leiten, und uch mehrere ig verhalle! republi' tischen Reiä> Ibsiregierunn es gefährde! rg sei übtt ^es. vermehrte g, daß die r900Gram«> das Kries?' insofern utt' e Brotration bereits An' lall komme» kehtralion in ie Verband' den Bunde?' > nicht ab' aunkohlcn- ansgiebigett Deutschland Wie in der ichusses m>i' iohlcmwt i« den teilenden ssar und den geführt, daN Braunloyn ien. sah ihren tauben und ins. „As lachen mü um deine ast andere, h die volle weis;, was in meinen mgen. rbeit gA eingezogcn ran gerade i sein mun. keine un' köpf marin und vor Zarten des durchzuck! 'rämn gc- nachen. Kopf vosi! erzeickuen. ch und die na waren immcup" >, dasiZiait uns znn> Aler sollte äen I^rieg? Neue Beweise für Englands Schuld. Mit der Erörterung der Friedensprobleme ist auch wieder die Schuldfrage in den Vorder- «rund der politischen Debatten gerückl. Ein Buch des schwedtschßn Schriftstellers Robert Westerlund, „Englische Warnungen vor dem Weltkriege", belaßt sich im besonderen mit der -frage, wer nun eigentlich von den heutigen Hegnern den Krieg hat kommen sehen, ohne ihm vorzubeugen? Das Buch ist eine Samm lung englischer Dokumente von verschiedenen Lersassern. Der Weit der englischen Erklärungen, daß England vor Kriegsausbruch keine Ver- adreduugen mit anderen europäischen Mächten getroffen habe, sie in einem Krieg gegen Deutsch land zu unterstützen, wird in einer hier wieder- Mbenen Rede trefflich beleuchtet, die Lord Nojebery bei Eröffnung der Oifizierskurse der Aasgower Universität hielt, und die in der Times' am 13. Januar 1912 stand. Er ankerte damals u. a.: „Wir sind Verbindungen eingegangen, deren ^atur sich meinerseits nicht kenne, die aber nicht weniger bewußt und bindend sind, weil sie un geschrieben sind und die uns jeden Augenblick - jedenfalls deute ich so die Zeichen der Zeit - in eine der größten kriegerischen Heim- jchmgen hineinziehen können, wie sie mitunter Europa verheeren, und die größer sein wird als Mendein anderer Krieg, von dem wir seit Napoleons Fall gehört haben . . . Wir haben gewisse unbestimmte Vereinbarungen, deren Natur ich zwar nicht genau kenne, aber in Hin- gcht auf welche jedermann die Behauptung wagen kann, daß sie unter gewissen Umständen, die leicht eintreffen können, eine direkte Ver- Achtung enthalten, in einem riesigen Kriege wilzugehen." Wie intim die englischen außenpolitischen Interessen mit den französischen verbunden waren und wie leicht sie sich von diesen beeinflussen ^ßen, geht aus den Auslassungen über den Marokko-Konflikt hervor, die 1912 von E. Morel w seinem Buche „lllarooco in Diplomat" und iW hx,,, M. P. Price in „Iks ckiplomaUo mator^ an tbs 'War" veröffentlicht wurden. Wie England und Frankeich gemeinsam daran leiteten, Deutschlands Entwicklung zu hemmen, Agt der Verfasser deutlich: 1900 verweigerte Wand seine Mitwirkung, als es galt, den Ertrag über die Bagdadbahn zum Abschluß in bringen, und kurz darauf versuchte Frank- A, die Tür für den offenen Handel in Marokko zuzumachen. Auf dieselbe Weise bewahrte England sein Nicht auf den Meeren, allein alle Seelinien kn kontrollieren. Diese waren natürlich von Mier Bedeutung sür die Zufuhren von ^bensmitteln nach England, aber sie mußten ^mählich von gleicher Bedeutung für die Zu rren von Rohmaterialien sür Deutschlands Industrie werden. Eine Gelegenheit, Deulsch- Ms BeiorgnM sür die Sicherheit seines Andels über die Meere zu zerstreuen, wurde genutzt gelassen, als England auf der letzten Allger Konferenz sein Veto gegen den amen- "»sichen Vorschlag einlegte, die Schiffahrt in 'Ws,eiten frei zu machen. In Prices Oiptomstio Sistor.^" wird die ganz durch eilende Arbeit klargelegt, die die Konstellation Wand - Rußland - Frankreich - Belgien zur Leinsamen Aktion vorbereitete. Man versteht, daß die von Lord Rosebery Kannten Verpflichtungen kurz vor dem Start- W, der russischen Mobilisierung, ziemlich fest Wüpst waren, wenn man Prices Darstellung 'M das Gespräch liest, das Fürst Lichnowsky A Sir Edward Grey an einem der kritischen W hatte. Der englische Minister des Äußern Me sich damals „nicht darüber äußern", ob Wand sich verpflichten wolle, neutral zu bleiben, Ain Deutschland das Versprechen gäbe, Elsiens Neutralität nicht kränken zu wollen. Fürst drängle den Minister dann, ob dieser die Wägungen formulieren könne, unter denen Wand neutral bleiben wolle: Er deutete Mr an, daß die Integrität Frankreichs und Mr Kolonien garantiert werden könnte. Aber M Edward Greys Antwort lautete ganz be- W: „Ich fühle mich genötigt," sagte er, Von nun an verbannte Sabine alle geschäst- Sorgen aus ihren Gedanken. Es wurde ihr nicht schwer, denn ihre Tätig- .'imLazarett war eine andere geworden und Am jhie vgge Zeit in Anspruch. Das ganze Aengebäude unter der Flagge des Roten W?es — ein ehemaliges Hotel — lag voller Merverwundeter. Sabine erkannte jetzt, daß ihre bisherige Wsikeit in der Krankenpflege bloße Spielerei Men war, und das Bewußtsein, endlich ein- A im Ernste msthelfen zu können, machte sie 'ä und glücklich. Wt lernte sie die Nächte am Bette Abendcr kennen: junges Blut mit zerschossenen Wpn, das unzusammenhängende Worte, Am, Flüche stammelte, das sich in Schmerzen W und von der trockenen Glut des Fiebers gehetztes Wild bin- und hergejagt wurde. Wie leinte die graueu Morgenstunden kennen, As 'ie mit müden, verwachten Augen in das W« Licht flarrle, das sahlrosig über dem A" herausdämmerte und den großen Saal, Wm unsäglichen Jammer so vieler junger 1,,'Aenkindei barg, mit seiner matten Heilig- A'bcr sie erkannte auch, wieviel Segen die hier fluten konnte und lächelte manchmal bcc sich hin, wenn sie der Gattinen und Am ^dachte, denen sie, ohne sie zu kennen, Mien und Söhne gesund pflegte. , Wund? Wieviele von denen, die hier A. würden wie vorher sein, wenn sie als < m entlassen wurden? Sabine Asmussen Ate. sy ort sie daran dachte. s „mich bestimmt zu weigern, irgendein Ver sprechen bezüglich der Neutralität auf ähnliche Bedingungen hin zu geben, und ich kann nicht mehr sagen, daß wir unsere Handlungsfreiheit behalten können " Diese „Handlungsfreiheit" halte Sir Edward Grey seit längerem vorbereitet, was unverblümt von seinen eigenen Landsleuten in den „War nungen", die hier besprochen sind, bewiesen wird. Von IVak unck fern. Ergebnis der Schülerwerbetatigkeit für die sechste Kriegsanleihe. Nach den in der „Zentrale sür KriegShilfe der Schulen" eingegangenen Meldungen haben sich weit mehr als 60 °/o aller Schulen an dem vom Reichs bankdirektorium empfohlenen Verfahren der Zu sammenarbeit von Schule und Sparkasse be teiligt. — Bei der sechsten Kriegsanleihe ist die bisherige Höchstleistung der Werbung zu ver zeichnen: Es sind durch 504 Schulen mit 27 775 werbenden Schülern und Schülerinnen insgesamt 52 291901 Mart geworben worden. Während bisher vor allem die Schulen in kleineren und mittleren Städten die Land bevölkerung „bearbeiteten", haben sich diesmal zahlreiche Großstadrschulen durch hohe Werbungs ergebnisse hervorgetan. Ein Schleichhändler von einem Posten erschossen. Seiner Schußverletzung erlegen ist im Plauener Krankenhause der Buchhalter Konrad Schindler, der vor etwa vier Wochen von einem zur Verhinderung des Schleichhandels mit Lebensmitteln aufgestellten Posten unweit der Stadt angeschossen wurde, weil er nach seiner Verhastung flüchtete und trotz Hallruss des Postens nicht stehen geblieben war. Schindler war als notorischer Wilderer bekannt. Bekanntlich hat die Stadtbehörde gegen eine zu scharfe Handhabung der Vorschriften über den Waffengebrauch der Flurposten Verwahrung eingelegt. 3000 Eier gehamstert. In Köln be schlagnahmte die Polizei im Hause eines Privat mannes nicht weniger als 3000 gehamsterte Eier. Hiervon waren höchstens noch 250 ge nießbar, die anderen waren faul und konnten uur noch als Schweinefutter verwendet werden. ^amilicndrama. In Augsburg hat der Kaufmann A. Fackler in einem Fremdenzimmer eines Gasthofes seine Ehefrau und seinen drei einhalbjährigen Sohn getötet und ist sodann geflohen. Großer Zurkerkartenschwindel in Lem berg. Die ,Lemberger Montagszeitung' meldet die Aufdeckung eines seit langer Zeit betriebenen großen Zuckerkartenschwindels. Der Lemberger Magistrat übergab regelmäßig den Druck der sür die Stadt bestimmten 200 000 Zuckerkarten der „Druckarnia Postka", deren Direktor Peltki es trotz Magistratskontrolle gelang, heimlich monatlich 8000 Karten zuzudrucken und mit ihnen schwungvollen Handel zu treiben. Pelski wurde ins Landgericht eingetiesert. Es wurde ein hoher Geldbetrag und große Mengen Zucker- larten vorgefunden. Aufsehenerregende andere Verhaftungen sind bevorstehend. Ein polnischer Städkebund. Der War schauer Stadtrat nahm den Satzungsentwurf des polnischen Städtebundes au. Die all gemeinen Aufgaben des Städtebundes bezwecken, den Wohlstand der Städte durch Unterstützung und Verallgemeinerung der Einrichtungen zu erstreben, die sür die zum Bunde gehörigen Städte nützlich sind. Brotmangel in Frankreich. Französische Blätter berichten, daß die voraussichtlich durch die Brotkarte auf den Kopf der Bevölkerung entfallende Menge 500 Gramm, für Landarbeiter 700 bis 800 Gramm betragen wird. Sollten die Brolmengen weiter herabgesetzt werden müssen, so würde die Verordnung über fleisch lose Tage sür ungültig erklärt werden. Ei» Unfall des Exzaren. Der ehe malige Zar, der in Begleitung seines früheren Hofmarschalls Graf Benckendorff allmorgentlich im Park eine Fahrradiour unternimmt, ist vom Rad gestürzt und hat sich eine Verletzung des linken Fußes zugezogen. Der Zar erlitt einen Ohnmachieanall und wurde von der herbei- geruieuen Wache in das Schloß getragen. Amerikanische Erfinderfabeln. Der amerikanische Erfinder Ediwu hat, nach hollän dischen Blättern, eine neue Erfindung gemacht, welche sür die Kriegführung von allergrößter Bedeutung sein soll. Es verlautet nicht nur nichts über die Art der Erfindung, sondern sie soll auch hergestellt werden in einer besonders gebauten Fabrik, die vollständig abgeschlossen von der Welt liegt und mit hohen Mauern um geben ist. Die Arbeiter, die dort eintreten, er hallen sehr hohe Löhne, dürfen aber zehn Monate hindurch das Grundstück nicht verlassen und auch keinen schriftlichen Verkehr mit der Außenwelt unterhalten. Irras 1917. — Der erste Anprall. — Der erste große Durchbruchsversuch am Oster montag war vorbereitet durch wochenlanges planmäßiges Wirkungsschieben der feindlichen schweren Artillerie, das in zusammengefaßten, ost krampfartigen Feuerüberfällen die einzelnen Strecken und Punkte unseres Grabcnnetzes, so weit sie ihrer Erdbeobachtung zugänglich waren, zusammentrommelle und allmählich unsere Gräben in Trichterstellungen verwandelte. Der durch das Wetter meteriief aufgeweichte Boden ließ eine Wiederherstellung der zerschossenen Grabenteile nicht zu. Wo die Unterstände nach gegeben hatten, stand die Besatzung schutzlos in Frost und Feuer. Die Beschießung wuchs von Tag zu Tag an Stärke, setzte wie zu einer letzten Pause der Sammlung zwei Tag vor dem großen Angriff plötzlich aus, begann am Abend des 8. April auts neue mit zermürbenden Feuerwellen auf unsere Infanterie und Gas beschuß auf unsere Batterien und schwoll am 9. früh nach 5 Uhr mit größter Heftigkeit zu einem gewaltigen Trommelfeuer an. Die ganze Linie Souchez—Henin sur Cojeul stand für zwanzig Minuten im Wirbelsturm ausspritzender Erd- fontainen, blitzender Rauchwolken und krachend zerstiebender Eisenmassen. Von einer sür menschliche Begriffe geradezu unerträglichen Wucht war das seindliche Ärlillcrie- seuer bei der Straße Neuville St. Vaast— Thelus, dem Schauplatz jahrelanger Graben kämpfe, und Weiler südlich bei der Straße St. Laurent—Athies—Fampoux, wo die Engländer nach eigener Angabe auf eine Breite von fünf Kilometern 456 Feldgeschütze, 240 schwere und schwerste Geschütze und 268 Grabenmörser auf unsere Linien wirken ließen. Der Jnsanterieangriff fand einen durch die englischen Geschütze, die nach Gefangenenaus- sageu an diesem Tage Rad an Rad standen, wohlvorbereiteten Boden. Zwar wurden die erstey Angriffswellen von unseren' noch kampf fähigen Maschinengewehren und dem Sperr feuer unserer Artillerie giößlenteils ausgerieben; dem nun folgenden Ansturm englischer Massen konnte jedoch die erste und zweite Linie unserer vorderen Stellung keinen Widerstand leisten. An den beiden obenbezeichneten Einbruch stellen gelang es den Engländern infolge der ganz unerhörten Artillerievorbereitung, ziemlich tief in unsere Stellung einzudringen. so daß ihnen die Möglichkeit tatsächlich eröffnet war, dort die noch unerschüttert gebliebenen Teile unserer Linie von Norden nach Süden zu um fassen. Diese Absicht gelang ihnen im Süden nur bis zur Linie Westraud Roeux—Westrand Hanin sur Cojeul. Im Norden verblieb preußischen Regimentern der Ostteil der Vimy-Höhen, während westlich Givenchy und nördlich davon uns nicht einmal die vorderste Linie verloren ging. Im Raume zwischen den Straßen Arras—Lens und Arras— Gavrelle sahen sich Teile einer bayerischen Re servedivision der drohenden Umfassung aus Thelus, Farbus im Norden und Fampoux im Süden gleichzeitig ausgesetzt. Dank dem ent schlossenen Eingreifen beherzter Unterführer ge lang es, bei aller Unklarheit der Lage durch einen glänzend durchgesührten Gegenstoß in südwestlicher Richtung aus Gegend Bailleul einerseits und besonnener Gruppierung der vor handenen Kräfte nach Nordwesten und Westen andrerseits den Flankenstoß abzuwehren. Am Nachmittag« de? 9. April fügten Söhne der bayerischen Hochebene aus ihren schnell eingerichteten Stellungen im Vereine mit einigen gut wirkenden Batterien den in der Gegend von Thelus und Farbus eingenisteten schottischen Hochländern derartige Verluste bei, daß sie an eine weitere Ausdehnung ihres Ge winnes an diesem Tage nicht mehr denken konnten. Das Ergebnis des ersten Schlacht- tages war sür die Engländer hie Eroberung eines busenförmig in unsere Front vorgeschobenen Gebietes. Die Dörfer Thelus, Farbus, St. Laurent, Athies, Fampoux, Fenchy, Tilloy und Neuville-Vitasse waren für uns verloren. 6räöl als Heilmittel. Vielseitigkeit des Petroleum?. Daß das Erdöl früher einmal als Heilmittel angewandt wurde, dürste vielen nicht bekannt sein, und doch war dies bis in die ersten Jahr zehnte des 19. Jahrhunderts der Fall. Nament lich dem hannoverschen Steinöl sagte man heilende Kraft nach. Eine Arbeit des Physikus Dr. Biermann aus Peine, die 1820 erschien, sagt u. a.: „In medizinischer Hinsicht bedient sich der Landmann des Erdöls beim Vieh, be sonders bei Kühen, bei denen die Milch ein veränderte Beschaffenheit angenommen hat. (Das Ll wurde mit Wasser versiedet und ge mischt und sollte nach Ansicht der Bauern die Menge und Güte der Milch wesentlich erhöhen.) In großem Rufe steht bei dem Landmann in hiesiger Gegend das Ol gegen das kalte Fieber, wogegen es nach Maßgabe des Alters und der Konstitution des Individuums zu 15—25 Tropfen eingenommen wird." Daneben wurde daS Petroleum äußerlich gleichsam als Salbe benutzt. Darüber sagt der Gewährsmann: „Man bedient sich des Erdöls als eines allgemeinen Mittels bei Wunden so wohl bei den Menschen als auch beim Vieh. Auch bei rosenarligen und rheumatischen Er- kranlungen (Entzündungen) hat sich das Erdöl den Ruf eines Spezifikums erworben, in welchen Fällen es jedoch viel Vorsicht erfordert." Das klingt zwar ein wenig skeptisch; daß aber Dr. Biermann an die Heilkraft glaubte, geht aus dem Gesamtton seiner Abhandlung hervor. Er führt zahlreiche Heilungen auf die Ver wendung des Erdöls zurück. Wie ernst man die Sache in diesem Falle nahm, geht auch aus der Konferenz eines hannoverschen Medizinal kollegiums hervor, das sich mit dem Heil werte des Ols beschäftigte, als 1730 bei Linden (Hannover) eine Olguelle entdeckt wurde. Sein Gutachten ging dahin, „daß das Ol von einem erfahrenen Chirurgen äußerlich mit Vorsicht gebraucht werden 'könne. Bei innerlichen Kuren aber hätte er billigerweise Bedenken, dieses Heilmittel wegen seiner durch dringenden hitzigen Kraft einem Menschen zr verordnen." Das Kollegium ließ also das Erd öl nur als Wundmittel unter beschränkenden Voraussetzungen gelten, lehnte es indes sonst ab. Hofmedikus Taube schrieb 1766 : „Ich vermute, daß in diesem Teer ein gutes Bor- beugungsmittel wider dje Hornviehseuche zu finden sein wird. In äußerlichen Sachen tut er gewiß große Dienste." Heute hat das Petroleum allen Nimbus eines Heilmittels verloren; dafür hat es sich mit seinen Nebenprodukten in anderer Hinsicht eine Welt erobert. Gericktsballe. Leipzig. DaS Reichsgericht verwarf die Revi sion des Grafen MietzynSkv, NNlerIutSbesiyer im Kreise Schroda,- der vom Landgericht Pwcn ani 30. März d. I?. wegen Gersleschiedung, HöchstpreiS- überjchreitung und Preiswucher» beim Gersieverkauf sowie wegen Preiswuchers mit Riehl und Trockcn- schnitzel zu insgesamt 6 Monaten Gefängnis und 426420 Mark Geldstrafe verurteilt worden war. Pose». Der LandschastSrat Gutsbesitzer Her mann Telitz wurde wegen Überschreitung der Höchst preise in fünf Fällen von der Strafkammer zu 6l50 Mark Geldstrafe verurteilt. Bielefeld. DaS Schwurgericht verurteilte den 36jährigen Tischler Tolle wegen Ermordung seiner Ehefrau zum Tode. '"""" Schon hinkten die ersten Krüppel durch die großen Säle. Sie mußte die Augen schließen, weil sie den Anblick «richt cxtragen konnte. Dabei staunte sie immer von neuem über die Fröhlichkeit der Leute, über den unge brochenen Mut in den jungen Gesichtern. „Wir haben unsere Pflicht getan," sagte ein junger Student, der im Schützengrabenkampf den rechten Arm verloren hatte. „Das Bewußtsein ist auch etwas wert, Schwester." Und ein wenig nachdenklich fügte er hinzu: „Ich habe früher viel von Pflicht und Vaterland ge sprochen; jetzt ist mir's, als ob das alles nur leere Worte ohne Sinn gewesen wären. Den eigentlichen Sinn, den lernt man erst da draußen." „Man kann ihn auch hier in der Heimat lernen," dachte Sabine Asmussen und ließ ihre Blicke über die weißen Betten wandern. Jetzt war die Leere und Einsamkeit aus ihrem Leben verschwunden. Den ganzen Tag wurden ihre Kräfte in Anspruch genommen. Beate sah sie Wochen hindurch nicht, weil sie ihr Heim in dieser Zeit höchstens sür Stunden aussuchen konnte. Jetzt war nicht mehr die Rede Pom Enlbehrlichsein und einem Überfluß der angebotenen Kräfte. Neue Pflegerinnen waren eingestellt: viele junge, kindliche Gesichter lugten unter den weißen Hauben hervor, Augen, die sich vor Entsetzen weiteten und starr wurden beim An blick all deS Elends, das von den Schlacht feldern im fremden Lande in die Heimat hin übergewandert war. Sabine sab mit einem Gefühl. daS halb Neid, halb Mitleid war, auf all die jungen Frauen und Mädchen. Mußte die naive Fröhlichkeit der Jugend hier nicht dahinschwinden wie die Blüte unterm Nachtreis? Und dennoch —, konnten DeutschlMs Frauen daheim die Hände in den Schoß legen, während ihre Söhne, Galten und Brüder unter ihren Wunden ächzten und stöhnten? Wie viele von den Helferinnen im blau- weißen Kleide hatten ein teures Gut unter den Kämpfern da draußen! Sabine belauschte einst die Unterhaltung einer Krankenschwester mit einem Schwerverwundeten. „Es sind jetzt wieder Kämpfe bei Lionville, nicht wahr?" „Seit zwei Monaten — ja." „Viele Verluste?" Der Mann zuckte die Achseln. „Nicht besonders. Ein paar Kopfschüsse und Leichtverwundete. Der Gegner ist nicht stark." „Ihre Kompanie hat lange Ruhe gehabt?" „Während der ersten sieben Monate haben wir ganz still gelegen." Es sah aus, als wollte die Schwester, von der man nicht recht sagen tonnte, ob sie Frau oder Mädchen war, noch weitere Fragen stellen; da traf ihr Blick auf Sabine, welche dem Ge spräch gefolgt war. Einen Augenblick lang fühlte diese zwei große, sanfte Äugen mit erstaunter Frage auf sich gerichtet, sie sah in ein blasses, einstes Ge- j sicht von seltsam fesselndem Ausdruck. Die Fremde mochte etwa dreißig Jahre alt 'ein; doch lag ein gewisser mädchenhafter Zauber über der schmächtigen Gestalt. Sabine fühlte, wie sie unter dem tragenden Blick der großen Augen errötet war. Ein plötz licher Unwille gegen die Fremde hatte sich ihrer bemächtigt. Gewiß hatte eS ihr fern gelegen, die Lauscherin zu spielen, nur hatte ihr Ohr dar Wort Lionville aufgefangen. Den Ort kannte sie auS Werners Briefen, die aus Lionville datiert waren; so war es natürlich, daß ihr Interesse sür die Unterhaltung erwachte. Wollte die Fremde ihr mit ihrem Blick stumme Vorhaltungen machen? „Schwester Franziska!" klang die Stimme deS Oberarztes. Die Pflegerin wandt« ihren Blick von Sabine ab, erhob sich und schritt eilig zwischen den Betten der Kranken entlang ins Neben zimmer. Sabine sah das abgemagerte Gesicht, di« schmächtige Gestalt, zart und gebrechlich wie die einer alten Frau. Ihr Unwille war untergegangen in einem Gefühl des Mitleids, daS jäh iu ihr aufwallte. Wer mochte wissen, wen diese Frau da draußen bei Lionville im Felde hatte, um welches teure Leben sie jetzt zitterte und bangte. Sie betrachtete Schwester Franziska von nun an mit einer Art neugierigen Interesses und versuchte wiederholt, sich ihr zn nähern. Dabei glaubte sie zu bemerken, daß diese ihr auswich: wenigstens bekam Sabine ans ein paar Fragen nur kurze, hastige Antworten, und das Gesicht der andern halte sich dabei mit einer liefen Röte der Lertegenhtit bedecki. «o ' (Fortfebuna sotat.1
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