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Um Ausguck. T^r Frieden mus? schnell kommen für Frankreich. Wie Leon Bailby im .Jntransigeaut' aus- Wrt, haben die Franzosen keine Zeit zu ver lieren, um ihr Kriegsmaterial zu vermehren. Wenn die Vorwürfe, die Senaior Humbert er hebt, berechtigt sind, dann müssen strenge und sofortige Maßregeln getroffen werden, um der Lässigkeit entgegenzittreten. Die Franzosen sind nicht in die deutsche Friedensfalle gegangen, weil sie einen von Frankreich diktierten Frieden haben wollen; aber man kann ihn nicht durch langwierige und unsichere Abnutzung des Feindes erlangen, sondern durch einen in Taten umgesetzten Kriegswillen. Der Frieden muß schnell kommen! Wir müssen also einschen, das; der gegenwärtige Zeitpunkt von höchstem Ernst ist! * Schatzgräber im Kampfgebiet. Der englische Kriegs-Korrespondent Philipp Gibbs berichtet aus dem Kampfgebiet an der j Somme über eine merkwürdige Begebenheit: ! „Lor einigen Tagen," erzählt er, „kam ein! französischer Zivilist mit seiner Frau in Be gleitung von zwei oder drei französischen Offi zieren nach Fricourt, das am 2. Juli erobert worden war. Fricourt liegt jetzt am Rande des Somme-Schlachtseldes. Bon dem Dorfe sind nur noch einige Schutthaufen übrig inmitten von zerstörten Schützengraben, alten Minen kratern, Granattrichtern und all dem Wirrwarr vollkommener Zerstörung. Aber der französische Zivilist deutete auf einen Erdhaufen in all diesem Durcheinander und sagte: „Da stand mein Haus, ich weiß es gewiß." Die Leute fingen nun an, die Erde wegzuscharren nnd bald hier, bald da ein paar Fuß tief zu graben. Plötzlich ein erstaunter Ruf: „Golt sei Dank! da ist es. Ich hab's gefunden." Und alle erhoben die Hände, wie wenn ein Wunder ge schehen wäre. Es Ivar kaum weniger als ein solches: der Franzose und seine Frau halten 30 000 Frank gesunden, ihr ganzes Vermögen, 6 Zoll tief unter dem Boden,' der von Minen- krateru und von Granaten aufgewühlt' war, in dem deutsche Soldaten gegraben halten, über den englische Soldaten vorgestürmt waren und der durch jegliche Zerstörung des Krieges miß handelt worden Ivar. Und in eben diesem Fricourt, das nicht mehr existiert, sand der Franzose den Grund und Boden seines Hauses unzerstört und daneben unberührt seine Geld kassette, die er vergraben hatte." * Keine schwarzen Arbeiter für England. Der Gedanke einer Einfuhr schwarzer Ar beitskräfte in großem Maßstabe aus den eng lischen afrikanischen Besitzungen nach England ist — so sagt der ,New Statesmaw — bis auf weiteres aufgegeben. Organisierte Bataillone solcher Arbeiter sind von der englischen Negierung schon für den Dienst hinter der englischen Front in Frankreich aufgestellt worden und beträcht liche Nachschübe sind unterwegs. Ein Plan für ihre Verwendung in England war in Einzel heiten ausgearbeitet und gegen Zusicherung der Geheimhaltung verschiedenen Ausschüssen von Gewerkvereinssuhrern unterbreitet worden. Wie zu erwarten, führte der Vorschlag zu hitzigen Erörterungen und sehr nachdrücklichen Warnungen vor einem Aufruhr der Arbeiterklasse, der darauf folgen würde. Der Plan sand bei der parla mentarischen Arbeiterpartei durchaus keine Unter stützung; man konnte sie sogar nicht davon zu- rückhalten, ihren einstimmigen ihn verurteilenden Beschluß zu veröffentlichen. Als schließlich Lloyd George die Arbeiterpartei aufsorderte, die -sechs Stellen in seiner Regierung einzunehmen, ver sicherte er den Anwesenden ausdrücklich, daß jeder Gedanke an die Einführung farbiger Ar beiter nach England endgültig aufgegeben sei. Reue InvaUdenmarkcn vom 1 Januar INI«' an. Vom 1. Januar 1917 an erhöhen sich, ! woran nochmals erinnert wird, nach dem Gesetz vom 12. Juni 1916 die Wochenbeilräge zur Invaliden- l Versicherung in den einzelnen Lohnklassen um sc 2 Pfennig.' AH MchendeWstz weihen erhöhen; in Lohuuasfc 1 18 Pfennig! in Lohnttoffe tk 26 Pfennig, in Lohnklasse III 34 Pfennig, in Lohn- klasse IV 42 Pfennig, in Lohnklasse V 50 Pfennig. Von fetzt ab dürfen nur obige durch das Gesetz vom 12. Juni 1916 vorgejchriebenen Marken verwandt werden. Gegen den Kohlcnwuchcr. Gegen den Preis wucher im Kohlenhandel richtet sich eine besondere Verfügung des Preuß. Handelsmiuislcrs an die Re gierungspräsidenten und den Oberpräsidcuicn in Potsdam. Die Erhöhung der Brennstoffpreise wolle man zu einer Steigerung der Handelspreise machen. Es bestehe, sagt der Minister, die Gefahr, daß be sonders der Platz- und der Kleinhandel unter der Behauptung weiter stark gestiegener eigener Unkosten zu einer Preiserhöhung schreite, die zu der der Kohlenindustrio in keinen! angemessenen Verhältnis stehe. Die Erhöhung des Erzeugerpreises nm I Mark für die Tonne bedinge nur einen Ausschlag von 5 Pfennig für den Zcmncr. Größere Preis steigerungen sollen deshalb im Interesse der Ver braucher sorgfältig auf ihre sachliche Berechtigung nachgcprüft werden. Die Preisprüsungsstellen seien unverzüglich mit Nachdruck auf diese Aufgabe hm- gcwiesen. Es sollen auch frühere Preissteigerungen nachgcprüft und Übertretung unnachsichtlich geahndet werden. Mb MÄ DaS Hochwasser des Rheins. Dis am Rhein gelegenen Straßen in Köln sind über schwemmt, viele Keller der Uferstraßen stehen Deutschland zur Ausbildung als Handwerker zu sküdku, Tragen und Ankauf von Militär- siieseln verboten! Es wird erneut- darauf hingswiesen, daß das Tragen und der Ankauf von Militärstiefeln und Schnürschuhen durch Zivilpersonen verboten ist. Der Besitz solches im Reichseigemum stehenden Schuhwerks hat strafrechtliche Verfolgung wegen Verdachts des Diebstahls oder der Hehlerei' zur Folge. Ein sozialdemokratischer Arbeiter im sächsischen LcbensmittetaWt. Die sozial demokratische Partei und der Gewerkschaftsaus- schuß im Königreich Sachsen haben gemeinsam beschlossen, das Angebot der sächsischen Regie rung, einen Vertreter der organisierten Arbeiter schaft ins sächsische Lebensmiüelamt zu entsenden, anzunebmeu. Sie haben den Landtagsabgeord neten Otto Uhlig (Dresden) als ihren Vertreter bestimmt. Er wird seinen Posten ehrenamtlich bekleiden. Mir -Li) MM Mark flnpsor gestohlen. Auf einem Werke in Duisburg-Ruhrort sind umfangreiche Kupferdieüstähle ausgeführt worden, denen man jetzt auf die Spur gekommen ist. Von einem Kellner wurde für 40 000 Mark angeblich geschmuggelter Kupferdraht verkauft. Die Nachforschungen ergaben, daß der Draht ans Anstiftung des Kellners von einem Klempner auf dem betreffenden Werke gestohlen worden war. Rasputin ermordet? Nach Petersburger WsdungM W der bekannte Mönch Rasputin, der wiederholt Gegenstand von Mordanschlügen gewesen ist, nunmehr wirklich einem wichen zum Opfer gefallen sein. Als der Mörder wird ein Fürst Felix Jussupow, der Sohn eines Flügeladfutanteu HO Zgren, bezeichnet. Bestätigt sich diese Nachricht, so ist es klar, daß der einflußreiche Bausrnmönch den Gegner schaften, die er in der unmittelbaren Umgebung des Zaren auf sich gezogen, zum Opfer gefallen ist. Die römische ,Tribuna' stellt die Exmsk- düng Rasputins als die Folge der Entlarvung Stürmers als angeblichen Friedensintriganten hin. Eisgefahr im Kaspischen Meer. Wie aus Kopenhagen gemeldet wird, wurden im Kaspischen Meer zehn Barken mit Eisenhahq- baumaterial durch Eis eingedrückt. Der Schaden wird auf mehrere Millionen geschätzt. GerrchtskMe. Berlin. Wegen versuchten Betruges ver- bandeüe die Strafkammer gegen den Geschäftsführer Otto Pontow. Der Angeklagte kam mit der Ge meinde Welßensee in Verbindung, di« größere Mengen von Schmalzersatz zu laufen beabsichtigte. Er machte der Gemeinde eine Offerte, übersandte ihr von einer Firma in Hamburg, die ihm das Fett liefern sollte, eine Probcdose, und da diese den An forderungen entsprach, bestellte Weißensee bei ihm 300 Zentner. Die Hamburger Firma trat aber Oas PanLerlckiff „Gaulois" versenkt. DaS französische Panzerschiff „GauloiS" ist am 27. Dezember im Mittelmeer von einem Unter seeboot torpediert worden. Die Zahl der umgekommencn Mann schaften wird von den französischen Marincbehördcn ans 4, nach gn- derweitigen Meldungen auf 81 an gegeben. Der Verlust des „Gauwiz" ist für die französische Marine um so bedeutungsvoller, als erst vor Monatsfrist das Linienschiff „Sus- fren" verlorenging. Der „GauloiS" bildete mit „Charlemagne" und „St. Louis" eine Klasse und war 1896 von Stapel gelaufen. Er war 117,5 Meter lang, Halle eine Breite von 20,3 Meter und einen Tiefgang von 8,4 Meter. Die Friedensbeiatzung betrug 633Mann, die Wasserverdrängung 11300 Tonnen und entwickelte eine Schnel ligkeit von 18,2 Seemeilen. LILI unter Wasser. Weite Strecken Wiesen und Felder gleichen einem See. In manchen Gegenden des Nheinlandes rief die Sturmflut (nach Feststellungen des meteorologischen Obser vatoriums in Aachen ist die in den letzten Tagen gefallene Regenmenge die größte seit vielen Jahren) empfindliche Verkehrsstörungen hervor. Auf der Strecke Dierinshaufen—Ost berghausen wurde der Bahnverlehr insolge Dammrutsches gesperrt. Ernste Pflichten der Zukunft. Feld marschall v. Hindenburg hat auf die Mitteilung der Stadtverordneten von München-Gladbach, daß die Hauptstraße der Sladt seinen Namen tragen soll, in einem Briese unter anderem ge schrieben: „Ich bin mit dieser Bezeichnung gern einverstanden in der Hoffnung, daß sie mit dazu beiträgt, in der Bevölkerung den Geist zu er halten, dec uns im jetzigen Kriege die schweren Opfer willig für das Vaterland bringen läßt, dessen wir aber auch iür die ernsten Pflichten bedürfen, die die Zukunft von uns fordern Wird." Türkische Handwerks - Lehrlinge in Deutschland. Die türkische Regierung hat durch Vermittlung des Auswärtigen Amtes der deutschen Regierung vorgeschlagen, 10 000 junge Türken im Alter von 12 bis 18 Jahren nach Folgenschweres Strastenbahnunglück. An der Kreuzung der.Eisenbahnstrecke Hamm- Osterfeld mit der Bottroper Straße in Gladbeck hat sich ein schweres Unglück ereignet. Die dort die Strecke nachseheude Schaffnerin hatte morgens im dichten Nebel eine herannahende Lokomotive nicht beachtet. In dem Augenblick, als die Lokomotive in Höhe der Kreuzung angelangt war, überquerte gerade der Straßenbahnwagen das Gleise. Er wurde von der Lokomotive an der Hinteren Plattform mit solcher Wncht au gerannt, daß er, sich vollsiäuoig überschlagend, elwa zehn Meter festlich liegen blieb. Von den Insassen des Straßenbahnwagens ist ein Berg mann aus Dorsten, der auf der Hinteren Platt form stand, auf der Stelle getötet worden. Drei Personen sind schwer, sünfzehn leicht ver letzt worden. Ein verbrecherischer Anschlag. In dem Kanal des .Kraftwerkes Laufenburg rm Kanton Aargau wurde eine unenltadene Bombe auf gefunden. Man vermutet, daß es sich um einen verbrecherischen Anschlag, wie kürzlich gegen das Kraftwerk RamZwerden, handelt. 46 Frauen verbrannt. In der Irren anstalt Saint Ferdinand in der kanadischen Graf schaft Megantio brach Feuer aus; 46 Frauen sind verbrannt. schließlich von dem Geschäft zurück. Nun juchte dcr Angeklagte einen anderen Lieferanten und sqnd einen solchen in einem Leipziger Lieseranten, dcr „Fettcs Schwcincfleisch in Gelee" anbot. Der Angeklagte kaufte dieses Fleisch aus und lieferte 300 ZeMner an die Gemeinde Weißen- sce, die nach Ankunft dem Bahnhofsvorsteher einen Scheck in Höhe des Kaufpreises übergab. Als man eine Dose prüfte, stellle eL sich heraus, das; diese eine Masse enthielt, die ganz ungenießbar und ekel erregend war. — Nach umfangreicher Beweisauf nahme beantragte der Staatsanwalt ein Jahr Ge fängnis und sofortige Verhaftung. — Dcr Gerichtshof kam aber aus rechtlichen Gründen zur Freisprechung. Dem Angeklagten sei nicht nachzuweisen, daß er nicht von der Güte der Ware, die ihm als gute angeboten worden war, überzeugt gewesen sei. Halberstadt. Ein wahres Räubcrlcbcn haben in AscherSlcbcn, Roßlau und Dessau einige Schwer verbrecher geführt. Sie lebten nur von Einbrüchen und der Beule daraus und haben der Polizei viel zu schaffen gemacht. Dcr aus Ascherslcbcn stam mende Klempner Ewald Weinberg genannt Krause (24 Jahre alt) erhielt von der Strafkammer 5, dcr 38jährige Arbeiter Gustav Voigl 4 Jahre Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Etzrcnrcchte auf die Dauer von 10 Jahren. Der 16jährige Arbeiter Friedrich Hctzeld wurde zu einem Jahre, die Ar beiterin Anna Pccht geb. Schulze zu einem halben Jahre Gefängnis verurteilt. bestellte dann aber unter Lachen die sünste Flasche, die wie gezaubert bald im Eiskübel stand. . „Die Karte, schönes Kind, interessiert mich nicht im mindesten," sagte er, als der Wein Miss neue in den Gläsern perlte. „Na, man will doch schließlich wissen, von wem man so lange spricht, wie wir von dem ds," lachte sie und überreichte Brand mit einer lustigen Verbeugung ein weißes Kärtchen, auf dem sie die Worte hingeworfcn halte, »Sie sind von der.Kriminalpolizei." Brand machte erst ein verdutztes Gesicht, als er das las, dann aber Platzle er laut her aus: „Wie kommst du auf die verrückte Idee?" „Na, doch sehr einfach. Wer für einen fremden Namen zehn Mark zahlt, ist, entweder komplett verrückt oder neugierig wie die Polizei. Ich nehme das letztere an und erschauere in Ehrfurcht, und wenn ich noch zweifeln sollte, das verdutzte Gesicht dieses Herrn" — sie deutete lachend auf Martens, der Mund und Nase aufsperrte „sagt mir mehr, als ich Kliffen will." Brand amüsierte sich über die List des ge rissenen Frauenzimmers, aber er gab sein In kognito nicht auf. Er trank sein Glas leer, be zahlte und brach mit Marlens auf, den er an der Straßenecke verabschiedete. Der „dicke Willem" saß auf seinem Kutsch- bock und schlief. „Sie sinds, Herr Kommissar?" rief er mit rauher Stimme, als ihn Brand mit dem Stock ans Bein stieß. „Wohin be fehlen Sie?" .Fahren Sie mich in dasselbe Hotel, in das Sie vor vierzehn Tagen dis Sektleiche aus der „Palmengrotte" sichren," befahl Brand und stieg in die offene Droschke ein. „Ich meine den Kerl, der mit der blonden Schwedin die tolle Seklkiste veranstaltete." „Den?" antwortete der Dicks gedehnt. „Dacht ick mir doch gleich. Wat aber die Schwedin anjeht, Herr Kommissar, so is det 'ne Berliner Jöhre un die leibliche Tochter von dem, der die Ehre hat, Sie zu fahren," setzte er zynisch lachend hinzu. „Auch ein Großstadtbild," dachte der Kom missar und drückte sich schweigend in die Ecke des Wagens, der eine Viertelstunde später vor dem Zentralhotel hielt. „Wir Ham 'n uff Zimmer 15 ruffgeschafst," flüsterte „Willem" dem Kommissar zu. als ihm dieser ein Fünfmarkstück zahlte, dann fuhr er davon. Im Fremdenbuch war der Verfolgte als Hugo Löwy eingetragen; abgereist war er am Tage nach dem Selbstmord. Die Schilderung seiner Persönlichkeit, die der Portier gab, stimmte mit der des Kutschers überein. Offenbar war der Verbrecher geflüchtet, als er in den Zeitungen die Nachricht von dem sensationellen Selbstmord der Baronin gelesen hatte. „Hugo Löwy, Kaufmann aus Wien," las der Kriminalbeamte leise vor sich hin, dann gab er dem Direktor des Hotels seine Karte mit der Bitte, ihm das Zimmermädchen von Nr. 15 morgen vormittag zwischen elf und zwölf Uhr aufs Bureau zu senden. Er beabsichtigte, der Zeugin das Ver brecheralbum vorzulegen. Ziemlich befriedigt von seinen Erfolgen begab er sich alsdann nach Hause; die ersten Maschen zu dem Netz, in dem sich die Erpresser sangen sollten, waren geknüpft . . . 4. Der Kriminalkommissar fuhr am nächsten Morgen frühzeitig bei der „Deuttchen Bank", der „Städtischen Sparkasse" und bei dem Hypothekenmakler Sachs vor und ermittelte, daß die Baronin bei ersterer 18 000 Mark abgehoben und bei dem Makler den Versuch gemacht hatte, ein Darlehen von 12 000 Mark aufzuuehmen. Zu dieser Summe kam noch das auf 20 000 Mark taxierte Halsband. Sonach schienen die Erpresser ihr Material gegen die unglückliche Frau auf rund 50 000 Mark bewertet zu haben. Brand lachte grimmig vor sich.hin, als ibm der Wucherer, denn als solcher stand Sachs bei der Polizei in Verruf, unter Beteuerungen aller Art versicherte, daß er der gnädigen Frau gerne die kleine Summe vorgsstreckt haben würde, wenn sie auf seins Bedingung, „Bürgschaft des Herrn Barons", eingegangen wäre. „12 000 Mark, Herr Kommissar," meinte der Wucherer katzenfreundlich; „ist für mich eine große Summe, für dis Baronin jedoch eine Kleinigkeit. Sie war steinreich. Und hätte ich geahnt, daß sie wegen des Geldes einen Selbst mord begehen würde, daun hätte icb mit meinem Prinzip gebrochen und ihr dis Summe ohne Bürgschaft geliehen. Ich käme in des Teufels Küche, wollte ich allen Frauen, die hinter dem Rücken ihrer Männer Schulden machen und zu mir kommen, ohne Bürgschaft Geld leihen. In ein paar Monaten wäre ich ein ruinierter Mann. Wer reich werden will, muß ein Herz von Kieselstein haben; wer in meinem Geschäft nicht bettelarm werden will, sende sein Herz zu Krupp und lasse es erst dort zu Stahl erhärten, bevor er seinen Laden eröffnet. Dort, wo Sie sitzen, Herr Kommissar, haben die schönsten Frauen gesessen; sie haben gefleht, gejammert, mir das Paradies auf Erden versprochen, - und ich habe die Achseln gezuckt uud neiu gesagt! Wie so manche war hier, deren Schönheit und Stolz auf Gummirädern fährt und im erstm Rang der vornehmsten Theater prunkt, die gefeiert wird als Wunder der Schöpfung ünd stolzer Vornehmheit, hier ist sie beschämt davon- g-gangen. So manche schöne Potiphar hat in diesen vier Wänden ihren Joseph gesunden. Unsereins lebt zwischen Szylla und Charybdis, zwischen der Verführungstünst schöner Frauen und löblicher Strenge der heiligen Hermandad. Fräulein Szylla bringt uns um unser Geld uud Fräulein Eharybdis um unsere Freiheit. An dem tragischen Tod dar Baronin bin ich schuld los; mit meinem Refus mußte sie rechnen." Brand erhob sich voll Ekel. Der hartherzige, ausgemergelte Schurke, der da aalglatt höflich, beinahe demütig vor ihm stand, hatte recht.- „Es Ware besser gewesen, Sie hätten ihr die Summe geliehen. Ihr Geld war Ihnen! hier sicher," murmelte er, uud seine Stirne runzelte sich. „Und mein Prinzip, Herr Kommissar," er widerte der Wucherer uud zog die eckigen Schultern vielsagend in die Höhs. „Vor jedem Gerichtshof der Welt . . (Fortsetzung folgt.)