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Ottendorfer Zeitung : 20.07.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191707205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19170720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19170720
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-07
- Tag 1917-07-20
-
Monat
1917-07
-
Jahr
1917
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 20.07.1917
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Stimmen Lur I^agc. Der neue Erlaß des-Kaisers, der die Über tragung des Reichstagswahlrechts aus Preußen bedeutet, bat anscheinend nur einen Teil der Fragen zur Lötung gebracht, die so über raschend im Verfassungsausschuß des Reichs- tages ausgetaucht sind. Will man aus den verschiedenen Blätterstimmen zur Lage ein Bild gewinnen, so scheint es, als ob die Fragen, die das Reich angehen, zunächst im Vordergründe des Interesses stehen. So schreibt der Berliner Mitarbeiter der .Rheinischen Zeitung' seinem Blatte und gibt damit wohl ein erschöpfendes Bild der innerpolitischen Lage: „Noch völlig untlar sind die Dinge im Reich, doch scheint schon ziemlich sicher, daß die Par- lamcntSmehrhcit auch die eigentliche Regierungs gewalt übernehmen wird, wobei cS zunächst ziemlich gleichgültig ist, ob Herr v. Bethmann an der Spitze bleibt oder nicht. Mit dem Ab gang Helfferichs und Zimmermanns wird be stimmt gerechnet. Die Sozialdemokratie würde einen an sie ergehenden Ruf zur Teilnahme an der Regierung unter deir gegenwärtigen Um ständen nm so weniger ablehnen können, als die Durchführung ihrer eigenen Kriegspolitik auf dem Spiele steht. Man rechnet mit dem Eintritt eines Gewerkschaftsführers ins Reichs amt des Innern und nennt ferner als einen der zukünftigen Staatssekretäre den Namen eines unserer Parleisührer, dessen hervorragende politische Begabung gerade in diesen Tagen recht offenkundig geworden ist." In steigendem Maße beschäftigt sich natürlich auch das gesamte Ausland mit der deutschen Krise. Die italienischen Zeitungen, besprechen an der Hand der deutschen Pressestimmen lebhast die innerpolitischen Vorgänge in Deutschland. Da der Name Erzberger sich daran knüpft, herrscht die Meinung vor, es sei eine neue Friedensoffensive geplant und „der einflußreiche Zentrumsmann sei ausersehen worden, durch leine großen Kritiken im Reichstag eine Krise heraufzubeschwören, wodurch der Regierung Ge legenheit geboten werden soll, gewisse Reformen dnrchzuführcn, ohne den Anschein zu erwecken, diese seien auf äußeren Druck hin erfolgt". Der .Corriere della Sera' traut Erzberger, den er nur als mittelmäßigen Parlamentarier bezeichnet, nicht zu, aus eigener Überzeugung zu handeln. Sein ganzes Verdienst bestehe in seiner großen Geschäftigkeit und der Leichtigkeit, womit er sich über zahlreiche diplomatische Schlappen hinweg setzt, die er sich seit Beginn des Krieges in kleineren Auslandsmissionen geholt habe. In der Schweiz herrscht der Eindruck, daß hinsichtlich der inneren Politik Deutschlands ein geeinigtes Auftreten der Parteien vom Zentrum bis zur äußersten Linken möglicherweise eine Änderung der formalen Politik herbeiführen könne, Lie einer Demokratie an sich durchaus sympathisch wäre. Es wird sehr stark die Mög lichkeit einer Parlamentarisierung der deutschen Regierung bezweifelt, indem auf viele ähnliche Versuche in der Vergangenheit hingewiesen wird. Hinsichtlich des Friedens glaubt man, daß die Vorgänge im Reichstag an sich nicht unbedingt eine Begünstigung des Friedens bringen müßten, aber die Presse betont in ihrer Mehrheit, daß die Wahrscheinlichkeit sehr groß sei, daß eine neue Richtung der deutschen Innen politik den Abschluß eines Verständigungsfriedens unbedingt erleichtere. Ähnlich äußern sich die skandinavischen Blätter. Besonders in Schweden gibt man der Hoffnung Ausdruck, daß die Vorgänge in Deutschland einen wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung neuer Friedensmöglichkeiten haben müßten, ohne jedoch des näheren anzudeuten, wie nach einem Systemwechsel in Deutschland die KriegSzielpolitik unserer Feinde, die sich doch offenbar gegen den deutschen Besitzstand richtet, geändert werden solle. Jedenfalls hat sich die Spannung, die seit Tagen die Gemüter in Deutschland in ihrem Banne hält, ganz Europa mitgeteilt, und es ist bezeichnend, daß manche neutrale Blätter meinen, der Reichstag stehe vor einer welt geschichtlichen Entscheidung, weil aus seinem Entschluß die Weiterführung des Krieges oder der Friede sich ergeben könne. Es muß dem ¬ gegenüber immer wieder darauf hingewiesen werden, daß die Lösung der inuerpolitischen Krise in Deutschland in keinem Falle unmitiel- baren Einfluß auf einen möglichen Frieden haben kann, es sei denn, daß die Mehrheit des Deutschen Reichstags, die sich jetzt für eine Änderung einsctzt, zugleich auch zu einem Verzichtfrieden entschlossen sei, der einer schweren Niederlage gleichkäme. In dieser Beziehung lassen liniere Feinde keinen Zweifel. Meint doch die (amtlich be diente) ,New Jork Times', wie ein Lyoner Fünkspruch mitleilt, „daß selbst die deutschen Sozialisten, die die Demokratisierung des Kaiser reiches predigen, noch nicht klar genug die Wichtigkeit des Verbrechens einsehen, dessen Deulsthland vor dem Richterstuhl der Zivilisation angeklagl wird. In seiner Rede im Reichstags ausschuß sprach Ebert die Ansicht aus, daß die deutsche Negierung den Frieden haben könne, wenn sie nur ein Friedensangebot ohne Annexionen und Entschädigungen machen würde und das Streben nach einem Sonderfrieden mit Rußland unterlassen wolle. Ebert spricht wie ein Mann, der iir einem anderen Jahr hundert lebt. Seit der Marneschlacht handelt es sich nicht mehr uni die Fragen der Annexionen durch Deutschland oder um Ent schädigungen, die es vorschreiben könne. Diese Ansicht ist seit langer Zeit schon von den Verbündeten beiseite geschoben. Ebert täuscht sich aber sehr, wenn er erklärt, daß Deutschland den Frieden haben könne, wenn eS ganz einfach auf seine beabsichtigten Annexionen und Entschädigungen verzichte. Ein Frieden, der auf diesem Grundsätze aufgebaut ist, wird nur den früheren Zustand Wieder- Herstellen. Da Deutschland weiß, daß sein Sieg unmöglich ist, so ist ihm dieser frühere Zustand erwünscht. Die Verbündeten werden zu diesen Bedingungen keinen Frieden schlichen. Deutschland muß vollständig seinen Geistes zustand ändern, bevor sich die Verbündeten herbeilassen, vom Frieden zu sprechen." Das ist deutlich genug. Für das deutsche Volk, das jetzt nicht nur die schwerste inner politische Krise während des Krieges, sondern überhaupt die schwerste Erschütterung seit Grün dung des Reiches durchlebt, bleibt die Tatsache bestehen, daß es sich auch weiterhin einer Meute beutegieriger Feinde erwehren, daß es siegen muß, will es nicht vernichtet werden. Nur ein entschlossener Siegeswille, der in Not und Tod nicht wankt, vermag das Vaterland zu retten. verschiedene ltriegsnachrlchten. Ei« Urteil zur Marneschlacht. Auf einen interessanten Beitrag zum Urteil über die Schlacht an der Marne weist Oberst Egli in den Master Nachrichten' hin, das Zu geständnis eines französischen Generals, daß der Ausgang der Marneschlacht in dem frei gewählten Rückzug der deutschen Armeen bestand und keineswegs in dem franzö sischen Kampfsieg, zu welchem ihn die Dier- verbandlegende umzustilisieren verstanden hat. * Die Furcht vor den deutschen Flieger». In der Londoner ,Daily Mail' wird ge schrieben : Die Bedrohung Großbritanniens durch die Zeppeline gehört der Vergangenheit an. Die Luftflotte, die London und die großen Städte Englands mit seinen Einwohnern in Asche legen sollte, wird niemals kommen. Deutschland baut jetzt leine Zeppeline mehr, sondern wendet seine Aufmerksamkeit den mo dernen Flugzeugen zu. Die Deutschen sind sich jetzt darüber im klaren, daß der letzte Flugzeugangriff auf London in hohem Maße erfolgreich war. Diesen Angriff hat man in Berlin als einen bloßen Versuch betrachtet. Weyn 15 Flugzeuge einen gewissen Schaden anrichten können, was könnte ein Angriff mit 50 oder 100 oder 1000 Flug zeugen erreichen? Es kann nicht ost genug wiederholt werden, daß Deutschlands nächster Schlag sein wird, England, und zwar wahr scheinlich wieder London, mit Flugzeugen an- zugreisen. Sind wir darauf vorbereitet? Was kann Amerika leisten? Der Präsident der französjfchcn Kommission lür Luststieülräiie d'Aubigny schreibt in ,Petit Parisien': Wer Amerikas beabsichtigte Hilse i m Luftkampf sind in unserer Presse so übertriebene Zahlen veröffentlicht, das; eS richtig sein dürfte, sie zur Vermeidung trü gerischer Hoffnungen aus das richtige Maß zurückzüfühien. Man hat von 100 000 Flugzeugen geredet, die an der französischen Front operieren sollten. Ob die, welche Amerikas Hilfe so hoch eingeschätzt haben, sich wohl dar über tlar sind, was eine derartige Armee an Verpflegung, an Versorgung aller Art, an Pro duktion in den Fabriken, an Explosivstoffen, an Arbeitern, an Lnstichifserschulen, an Ausbildung von Piloten, Mechanikern und Beobachtern er fahren würde? Die Flugzeuge halten gegen wärtig nicht mehr als zwei Monate aus; denn ihre zunehmende Schnelligkeit führt naturgemäß zu immer mehr Schäden beim Landen. Auf ein dienstfähiges Flugzeug kommen also jährlich sechs, ohne die zur Ausbildung in den Luft schifferschulen benutzten. Um hunderttausend Apparate im Dienst zu haben, müßte also jähr lich eine Million gebaut werden, mit zwei bis drei Millionen Motoren, und das zugehörige Personal würde etwa sünf Millionen Mann be tragen. Es ist höchst gefährlich, derartige phantastische Illusionen zu erwecken. Vie englischen Käuber. Bei Ausbruch der russischen Revolution beeilten sich die Engländer bekanntlich, sich an gewissen strategischen und kommerziell wichtigen Punkten im russischen Reiche festzusetzen. Vor allem gehörte hierzu die neügeschaffene Stadt und der Hafen Alexandrowsk an der Murman- küste des Weißen Meeres. Dieser Platz steht durch die neugebaute Eisenbahn in Verbindung mit dem inneren Rußland und bildet dessen einzigen europäischen eisfreien Hafen am offenen Meer. Es wurden allerhand sensationelle Nach richten aus diesen entlegenen Gebieten während des bisherigen Verlaufes des Krieges bekannt, die indessen schwer zu kontrollieren und zu be werten waren. Nun hat aber das Stockholmer .Aftonbladet' von einer verlrauenswerten Per sönlichkeit, die längere Zeit in Rußland gelebt hat, die Küste des Eismeeres gut kennt und erst in den letzten Tagen von dort nach Schweden gekommen ist, Berichte erhalten, die sich auf eigene Wahrnehmungen gründen und einige intessante Ausschlüsse geben: Die Engländer besetzten den Hafen Alexan drowsk und eine große Strecke der Murman- Lahn bereits zeitig in diesem Frühjahr. Zwei große englische Transportdampfer kamen mit Truppen an, die sich in der Stadt einquartierlen und sich gleichfalls in einem bedeutenden Um kreise, sowie an einer Strecke der Eisenbahn linie festsetzten. Seitdem hat man die Besetzung ausgedehnt, so daß die Murmanbahn jetzt bis zur Stadt Kandalaksi von den Engländern in Besitz genommen ist. Das besetzte Gebiet um faßt einige Tausend Quadratkilometer. Die Engländer üben eine äußerst strenge Kon trolle in diesen Gebieten aus. Durch ihr schroffes Auftreten haben sie sich bei der einheimischen Bevölkerung, hauptsächlich Finnen, äußerst verhaßt gemacht. Daher glaubt man, daß acht englische Olfiziere, die sich auf eine längere Wanderung durch den Wald begaben und die niemals zurückkehrten, von der Be völkerung überfallen und ermordet wurden. Verschiedene große geheimnisvolle Explosionen kamen während des Winters und Frühlings unter den englischen Vorräten und Munitions lagern vor. Die Engländer treten vollständig als Herren dieses Gebietes auf und kümmern sich nicht im mindesten um die russischen Behörden. Polizei, Gendarmerie, Paßkontrolle, allgemeine Arbeiten, Hasen-, Zoll- und Eisenbahnverwaltung, das alles liegt in englischen Händen, und die Gewalt dieser Engländer wird von Tag zu Tag drückender, da sie sich in alle Angelegen heiten einmischen. Die Engländer be stimmen darüber, wer in Alexandrowsk wohnen darf und wer nicht. Letzthin wiesen sie sogar Russen aus dieser f Stadt aus, obwohl diese doch nominell M russischen Reiche gehört. Trotz der strengen Bewachung ist es einer ganzen Anzahl deutsch» nnv österreichischer Kriegsgefangener, die beim Bahnbau beschäftigt waren, gelungen, zu fliehe». Neue Fluchtversuche kommen oft vor und ge> lingeu auch ost, denn die Bevölkerung, die russische wie die finnische, sympathisiert mit den Kriegsgefangenen und Hilst ihnen auf alle mögliche Weise, über die Grenze zu kommen. poliMcke Kunälckau. Deutschland. *Jm Anschluß an den Erlaß Kaiser Wilhelms zur preußischen Wahlrechtssrage ist in Berlin das Gerücht verbreitet, daß Di Minister, die Gegner des gleichen Wahlrechte sind, aus dem Amte scheiden werden. Ein Berliner Blatt nennt die Namen Breiten bach (Verkehrsminister), Landwirtschaftsminist» v. Schorle m er, Minister des Innern v. Loebell, Justizminister Tr. Beseler und Kultusminister v. Trott zu Solz. — Es ist kaum anzunehmen, daß die Nachricht vom Rücktritt dieser Minister zutreffend ist- Dagegen ist es glaubhaft, daß auf Veranlassung der Mehrheit des preußischen Landtages infolge der neugeschaffenen Lage das Parlament z» einer Sommertagung zusammeistritt. Von anderer Seite wird wieder behauptet, man wolle die Vertagungssrist (bis zum 9. Oktober) ab- laufen lassen, da mit der Möglichkeit zu rechnen ist, daß bis dahin bereits eine Wahlrechts- Vorlage im Sinne des neuesten Erlasses aus- gearbeitet ist. * Vor einiger Zeit hat in der Zweiten Kammer der württembergische Finanzminister eine bemerkenswerte Rede über die Fi nanzs Politik der Zukunft gehalten und dabei gesagt: „Das Entscheidende ist, daß der Staat seinen Anteil an sich zieht, nicht erst hinterher, wenn der wirtschaftliche Kreislauf vollendet ist, sondern von vornherein durch Teilnahme an dem Gewinn bei der Erzeugung, der Einfuhr und dem Umschlag der Güter." — In einigen bundesstaatlichen Parlamenten sind deshalb Anfragen eingebracht worden, was diese An deutungen besagen. Infolge der gegenwärtige» Krise ist die Angelegenheit in d.en Hintergrund getreten, sie wird aber ohne Zweifel demnächst zur Sprache kommen. Wie verlautet, sind die Andeutungen in erster Linie auf den Ausbau der Warenumsatzstener zu beziehen. Eine Ware soll auch in den einzelnen Abschnitten ihr» Herstellung und Anfertigung zur Steuer heran gezogen werden, und es leuchtet ohne weiteres ein, daß sich hierbei eine Fülle von Steuer- Möglichkeiten ergibt. * In der württembergischen Zweiten Kamm» teilte der Ministerpräsident bei der Beratung des Postetats mit, daß die Regierung nicht an eine Aufgabe des Postreservats denke. *Jn der Hamburgischen Bürger schaft wurde der Antrag des Senats aw Änderung des Bürgerschastswahlrechts unter Aushebung des verklausulierten Klassenwahlrechts von 1916 fast ohne Debatte angenommen. Da mit ist die Wahlrechtsreform in Hamburg Tat sache geworden. Österreich-Ungarn. * Im ungarischen Abgeordneten hause führte Ministerpräsident Graf Esterhazy in Beantwortung einer Anfrage aus, Ungar» halte unverändert an dem glänzend bewährte» Bündnis mit Deutschland fest. Er betonte ferner, daß die Mittelmächte, die dc» Krieg als Verteidigungskrieg führen, jederzeit zu einem ehrenvollen Frieden bereit seien. Frankreich. *Jn einer Rede überElsaß-Lothringe» im Senats-Ausschuß für Auswärtige Angelegen heiten erklärte Ribot: „Wir haben ein »»' verjährbares Recht auf Elsaß-Lothringen u»» können eine Volksabstimmung nicht zulassen." Mit dieser Erklärung setzt Ribot sich in offene»' Widerspruch zu dem Munitionsminister Thomas der vor einigen Wochen erklärt hatte, die fran zösische Negierung werde wegen einer Volks abstimmung mit sich reden lassen. Vie eilerne jVot. Sj KriegSroman von G. v. Brockdorsf. Aortjetzung.) „Er ist jetzt furchtbar unzugänglich," klagte Beate gegen die Schwägerin. „Den ganzen Lag sitzt er in seinem Zimmer und arbeitet — Gott, das ist ja natürlich bei den veränderten Verkehrslinien'—, aber auch Lei den Mahl zeiten ist kaum ein Wort aus ihm herauszu- bringen. Wenn ich vom Krieg anfange, wird er schon ganz nervös." Beate widmete jetzt ihre ganze Tätigkeit der Kriegsfürsorge. „Du mußt mittun, Sabine," sagte sie oft. „Das ist das beste Mittel gegen ein Leiden wie das deinige." Und Sabine tat mit, geduldig und nach besten Kräften. Sie besuchte Kriegerwitwen, machte Pakete sür Lazarette und Schützengräben und saß stundenlang in der KriegSschreibstube. Sie empfand viel Freude bei dieser Tätig keit, Freude darüber, daß die hohe, heilige Be geisterung, die in jauchzenden Wellen auch über sie dahingeschäumt war, mithelfen durfte an der gewaltigen Arbeit des Vaterlandes. Aber eine dauernde innere Befriedigung er wuchs ihr nicht. Wohin sie blickte, streckten sich helfende Hände aus, unendlich viel mehr Hände als es Arbeit gab, und sie wußte: sobald sie eines Tages die ihren in den Schoß legte, würden andere, viele andere kommen und den leer gewordenen Platz niit jungen Kräften ausfüllen. Das Gefühl des Entbehrlichseius quälte sie und raubte ihr einen Teil der Freude, welche die Arbeit ihr spendete. Am liebsten saß sie in ihrer Freiheit Leidem kleinen Johannes, der jetzt viel allein oder den Mädchen überlassen war, weil seins Mutter ihrem Liebeswerk nachging und der Vater in seinem Arbeitszimmer finster über Zahlenreihen grübelte. „Erzähle mir vom Krieg, Tante Sabinei" Und Sabine erzählte, was sie wußte undt war glücklich, wenn der kleine Kerl sich an ihr Knie schmiegte und nicht genug hören konnte von Schützengräben und Soldaten. Wenn dann Beate zurückkam, lief der Junge ihr jauchzend entgegen und berichtet« leuchtenden Auges von den Wunderdingen, die er gehört hatte. Sabine saß dabei, nagende Bitterkeit im Herzen. Natürlich — der Junge gehörte ihr ja nicht. Es war lächerlich von ihr, seine Liebe nur sür sich allein zu beanspruchen. Aber sie litt doch unter dem Gefühl, auch hier nur eine Fremde zu sein und beneidete Beate. Unterdessen nahm draußen das gewaltige Völkerringen seinen Fortgang, als sollte es ewig währen. Der Frühling kam mit seinen Stürmen und dem lichten, vorsommerlichen Sonnenschein. Die Bäume hingen voll bräunlicher gedrängter Knospen, und der Himmel stand in tiefer, italienischer Bläue hinter den grauen Fassaden der alten Stadt. In dem schmalen Garten der Grotenius- schen Lause» standen die dunklen Feuer des Goldlacks in riesigen Büschen; die Ehlytra hatte ihre roten Herzen entzündet, und der gelbe Bernsteinton der Iris leuchtete wie Helle, flatternde Seide an den Mauern des massigen Hauses. Jeden Morgen stieg Sabine in den Garten hinab und bändigte den berauschenden Reich tum des Frühlings in unzählige Sträuße. Seit einigen Wochen war sie im Lazarett Stig. Beates Bemühungen und Verbindungen hatten ihr eine Stelle als Helferin verschafft; nun trug sie an die Betten ihrer Kranken, was der Garten zu spenden vermochte, und freute sich deS dankbaren Lächelns in den bleichen Zügen. Nur wenige Leichtverwundete waren ihrer Pflege anvertraut: fnsche, fröhliche Söhne der Küste, die vom Krieg und vom Schützengraben wie vom Tanzboden sprachen und nichts sehn licher erwarteten, als den Augenblick, wo der Zug sie wieder in die Reihe der Kämpfenden führte. Allerdings gab eS Augenblicke, wo die Ge sichter der Sprechenden ernst wurden, wo sie die Fäuste ballten in wildem Haß gegen die verräterischen Feinde. Sabine erfuhr von den Freuden des Soldaten lebens, aber sie hörte auch von den unsäglichen Greueln der grausamen Kampfes. Sie sah die schwarze Nacht über dem end losen Schlachtfelds kommen, hörte das Röcheln der Sterbenden, den zuckenden Atem der Schwerverwundeten, sah den Morgen mit bleichem Gesicht hinter rebenbestandenen Hügeln herauf» dämmern, die auf ihrer Sviüe rauchende Trümmerhaufen trugen, sah flüchtige Weib» und Kinder auf der Landstraße, hinter sich dss feurigen Dachbalken brennender Dörfer. Und fff faltete unwillkürlich die Hände — wie in Angst und Abwehr. Herrgott — war's möglich, daß es soviel Leid auf dieser Welt gab, und daß mau M gleichen Zeit in derselben Welt ruhig, still 'M friedlich dahinlebte und das Leben mit aMg' lichen Kleinigkeiten ausfüllte? Einer war vor Ipern gewesen. Tagelang hatten sie im nassen Schlamm gesteckt, IM erstarrt, von feindlichen Kugeln unbarmherzig umhagelt. Er erzählte von einem jungen Kamerad», dem beide Beine weggeschossen wurden, und in der letzten Verzweiflung des TodeSkamP!» Wit ein Kind nach Vater und Mutter schrie. . „Es war das Schlimmste, was ich ganzen Krieg gesehen habe. Vor drei Moncste» war er erst siebzehn Jahre alt geworden." Das Bild verfolgte Sabine die ganze Na>» hindurch. Unruhig warf sie sich in den weichen sah den jungen Kriegsfreiwilligen, wie er d»^ den eisigen Schlamm vorwärtsdrängte, seinen Verzweifluugsschrei, als ob sie selbst bei gewesen wäre. Ein Grauen packte sie, während ste all entsetzlichen Elend da draußen nachdach'e. Sie lag lange mit fliegendem Aicm starrte mit brennenden Augen in das um»"'' Dunkel. Ob wohl alle sterbenden Krieger im let»'' Augenblicke an ihre Lieben daheim dach:e» l Vie. iche Öbe: 32. Arme stehende, des Vatc Kampfes folgen l kennzeichi Wurteilu kurz vor die von l Heeresgri IVO Kilo Aubörivc stch Rein stielten „ Die § Wendepu vrinzen-s !»r sich k sbiellosem Heereslei Offensive leit 3-5 'sttzt, son Mgsteal ^°ch ge> bisherige! gebaut w 'K alles Manteri liiibeschrä » Dazu Amerikas Eyolg d »m Volk Zuversicht striffsgeist »ui einer Ne. U Ms T Kronprinz 28 Divisi 28 Divisi 2V Divisi Heranbeiö divisionen des schein . Aber baren Kr Nur weni ausgegebe der Heer erschüttert deutscher errungen, der Krieg- , In zi »uterie i leuers siö iu bewah WSfreud Drüben h an Werte in p» muster N Jnfar Arie da «Venfeuei Mgt. Z "sm 16. L «oissons- Men, 2l Uten M< Anheiten "il vollst- Ein an Offizier n °r Aisne isEnde M ooo L A ganzen Divisio , Das B Macht ei Ar, 'st nw ^gemein! 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