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Ottendorfer Zeitung : 27.04.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191704270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19170427
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19170427
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-04
- Tag 1917-04-27
-
Monat
1917-04
-
Jahr
1917
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 27.04.1917
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Vom äeutscken Mesen. Von Dr. R. van der Borght. Nichts kennzeichnet das Wesen und die Eigenart eines Volkes besser als seine Stellung zum Kriege. Gerade hier zeigt sich zwischen der englischen und der deutschen Auffassung ein Gegensatz, der unüberbrückbar ist. Die englische Auffassung Hat vor einigen Jahren ein englischer Offizier in einer englischen Zeitschrift mit fol genden Worten festgelegt: „Krieg ist das Er gebnis von Handelsstreitigkeilen. Sein Ziel ist, unseren Gegnern mit dem Schwerte diejenigen wirtschaftlichen Bedingungen aufzuzwingen, die wir für nölig erachten, um uns Handels- Vorteile zu verschaffen. Wir bedienen uns aller denkbaren Vorwande und Anlässe sür den Krieg: aber zugrunde liegt allem nur der Handel." Weltenfern ist diese Auffassung über den Krieg von der deutschen. Für uns hat der Krieg einen viel tieferen Sinn. Uns ist er die Einsetzung und die Offenbarung höchster Volks- kraft sür ideale Ziele, sür Erhaltung und Schaffung wahrer Kulturwcrte im Leben des einzelner? wie der Gesamtheit. Nicht um materieller Vorteile willen führen wir den Krieg, sondern zur Erhaltung des Hochstandes der deutschen Weltanschauung. Nicht, als ob materieller Fortschritt bei unS gering geachtet würde I Wir wissen auch ihn zu schätzen. Aber er ist uns, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, picht Selbst- und Endzweck, sondern Mittel, eine höhere eistige und sittliche Entwicklung des deutschen Volkstums zu ermöglichen. „Die deutsche Nation hat stets an der allen Verehrung sür die ewigen Lebenswerte sestge- halten und niemals während seiner materiellen Fortschritte die Tatsache aus dem Auge ver loren, daß Reichtum und Blüte des Handels nicht dazu bestimmt sind, sich dem LuxuS hin zugeben, sondern zur Entwicklung des höheren Lebens, das sich auf ihnen ausbaut. Deutsch land strebt nach wirtschaftlicher Ausbreitung nicht, um luxuriöser zu leben, sondern um eine höhere Stufe von Zivilisation und Kultur zu verbreiten, und es gibt keine andere Nation, deren Volk als Ganzes so vollkommen von diesem Geiste durchdrungen wäre." Diese Worte schrieb noch kurz vor dem Ab bruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den Ver. Staaten und Deutschland — ein amerikanischer Professor. Gewiß gab es bei der glänzenden wirtschaft lichen Entwicklung, die man uns neidet, auch manches Unerfreuliche. Es fehlte nicht an An sätzen zur Überschätzung der materiellen Annehm lichkeiten des Lebens, auch nicht an Anzeichen der Schwächung des Kraft- und Pflichtbewußt- seins. Aber im Kern war das deutsche Volk gesund geblieben, und alles Krankhafte wurde durch den Krieg hinweggefegt. Anfangs, als unerwartet eine überzähl von Feinden gegen uns ausstand, stutzte das deutsche Volk. Rasch aber drang die Erkenntnis durch, der Krieg gilt letzten Endes dem Deutschtum als solchem. Um dessen höchste Blüte, um deutsche Ideale, deutsche Kultur, deutsche Weltanschauung geht es in diesem Riesenkampse. Diese zu verteidigen in Not und Tod, in Kampf und Leid, das macht uns den Krieg zu einem heiligen Kampfe. Das ist ein Zeichen sittlichen Hochstandes, i und dieser Hochstand ist nicht als das Eigentum .weniger, sondern als das gemeinsame Emp finden des maßgebenden Kernes des deutschen Volkes durch den Krieg erwiesen. Aus dieser Auffassung erklärt sich das gewaltige Ausflammen heiligen Zornes im deutschen Volke. Aus ihr .erklärt sich die überwältigende Betätigung der . deutschen Vaterlandsliebe, aus ihr auch die Er- l Höhung des deutschen Vaterlandsgedanlens, deren wir Zeuge sein dursten. Uns ist das Vaterland nicht ein Begriff, sondern ein leben- l diges Wesen höherer Art mit eigenen hohen, f ewigen Aufgaben, die weit über alles Einzelleid und alles Einzelfchicksal hinweg das deutsche Volk und mit ihm die Menschheit aufwärts führen. Diesem Vaterlande zu dienen, mit Einsetzung aller Kraft und alles Seins, ihm zuliebe sich stark und wehrhaft erhallen, ihm mit allen Fasern unseres Lebens zu Helsen, daß es seine Ziele erreichen kann, und zu diesem Zwecke sich srei und ausrecht einzuordnen in das Ganze, unterzuordnen unter das Ganze, aufzuopfern -für das Ganze, das ist der tiefere Sinn dessen, was unsere Gegner /Militarismus" nennen, der ihnen so vollkommen unverständlich bleibt. Der „Militarismus" in diesem Sinne allein kann unser Volk zu lichter Sonnenhöhe empor- tragen. Groß ist das deutsche Volk im Innern wäh rend des Krieges, wenn man den Blick vom einzelnen auf das Ganze lenkt. Ein gewaltiger Aufschwung der Seelen und des Willens ist ein- gelreten. Größer aber noch ist das deutsche Volk im Felde. Der Wandel der Verhältnisse hat hier Anforderungen hervorgerusen, die in aller Menschheitsgeschichte ohne Beispiel sind. Leichter noch war es, sich jauchzend in den tosenden Kampf zu stürzen und, aller Gefahr nicht achtend, den Feind in raschem Anlauf zu- rnckzuwersen, als Wochen- und mpnatelang an derselben Stelle in furchtbarstem ununter brochenen feindlichen Feuer und unter den nervenzerrüttendsten Erschütterungen, die selbst die Phantasie eines Dante nicht hat ersinnen können, in treuer und selbstloser Pflichterfüllung auszuharren, ohne das Vertrauen zu den Führern, zur deutschen Sache und zu sich selbst zu verlieren. Kein Wort der menschlichen Sprache ist er haben und hoch genug, um der Größe dieser Leistungen unserer Brüder in Waffen gerecht zu werden. Viel konnten wir von dem deutschen Volke in Waffen erwarten, und viel haben wir erwartet. Aber noch viel mehr, als wir je er warten konnten, hat es geleistet. Nur höchste sittliche Kraft, nicht als treibende Macht einzelner, sondern als Gemeingut des Volkes, nur höchstes Pflichtbewußtsein, nur gewaltigste Betätigung der deutschesten aller deutschen Eigenschaften, der .Treue gegen sich selbst und gegen Fürst und Vaterland, nur glühendste Begeisterung sür die ewigen Aufgaben des Vaterlandes, nur uner schütterlicher Glaube an die hehre weltgeschicht liche Sendung des deutschen Volkes als des Trägers einer Weltanschauung, die allein die Menschheit zur höchsten Vollendung führen kann: nur das kann solche Leistungen ermöglichen. D. ir. verschiedene lttiegsnachrichten. Der gestörte englische Angriffsplau. In seiner letzten englischen Wochenschau schreibt,New Statesman': „Alles war bereit. Es brauchte nur aus den Knopf gedrückt zu werden. Auf englischer Seite entsprach der französischen Bereitschaft eine ebenso große, wenn nicht noch größere Bereitschaft. Und gerade in dem Augenblick, wo die Donnerwolken am schwärzesten sind und beide im Begriff, sich im Gewitter zu entladen, ziehen sich die Deutschen auf der schwächsten uns gegenüberstehenden Front zurück. Sie gehen sünf, vielleicht zehn, vielleicht mehr Meilen zurück, auf lang vor bereitete, stark befestigte Stellungen. Was ist das Ergebnis? Alle unsere Eisenbahnen müssen um so viel Meilen verlängert werden, alle unsere Weichen (Drehscheiben) müssen auf genommen und um so viel näher an die Front gebracht werden; alle unsere sorgsam aufgestellten Geschütze müssen vorwärts gebracht und neue Stellungen (minder sorgsam ausgewählt) für sie ausfindig gemacht werden; der größte Teil unserer eingegrabenen Munition muß heraus genommen, vorgetragen und wieder eingegraben werden; und die meisten, wenn nicht alle Schützengrabenkarlen unserer Offiziere, samt all der Zeit, die sie mit Auswendiglernen zum Zweck von Nacht- und Nebelangriffen verwendet haben, gehen als etwas militärisch ganz Gleich gültiges in den Papierkorb. Kurz, wir müssen vielZeitverlieren, vielleicht drei Wochen, vielleicht einen Monat, vielleicht mehr, ehe wir gerade an dieser Front unter gleich günstigen Verhältnissen angreifen können." * Die Front in Kurland. Am nördlichen Teile der Front sind nach Petersburger Berichten aus Riga infolge der Schneeschmelze riesen ha sie Uber- frieäe Sörrenlen. 4j Roman von H. Cour 1 hS - Mahler. AorUetzung.I Ruth wischte den Staub von der Truhe und ließ sich sinnend darauf nieder. Ihre Gedanken mußten fehr unerfreuliche sein, das sah man ihren ernsten traurigen Augen an. Sie dachte an die unerquicklichen Verhältnisse, in denen sie lebte. Keins von ihren Geschwistern litt so schwer unter all den Mißhelligkeiten. Hans und Ellen waren leichtlebig und oberflächlich wie die Mutter. Nur sie hatte den schwerblütigen Ernst des geliebten Vaters geerbt. Der Vater! Sie seufzte tief auf. Ein Krüppel — so hatte Ellen herzlos gesagt, ein Krüppel. Dieser stolze, aufrechte Mann, der sich durch alle Widerwärtigkeiten des Schicksals nicht halte beugen lassen. Ein Krüppel, der schöne, statt liche Offizier, der ihr bisher der Inbegriff kraft strotzender Männlichkeit gewesen war. Jetzt, da er so sicher auf ein Avancement gerechnet Halle, da endlich Aussicht war auf eine Verbesserung der quälenden pekuniären Verhältnisse, jetzt wurde er durch ein tückisches Ungefähr zurück geschleudert in Sorgen und Kummer. Ein scheuendes Pferd — ein Stein am Wege — und der geliebte Vater lag blutend am Boden. Für immer gelähmt — beide Beine — so halte der Arzt gesägt. Nie — o nie vergaß sie den jammervollen Blick des Balers, als er es er fuhr, nie wieder. Welch eine herzzerreißende Onal lag in diesem Blick. Sie Halle mit zitternder Hand stumm seine blassen Wangen gestreichelt — immer wieder, ohne ein Wort hervorbringen zu können, während Mama starr und stumm hinausgegangen war und Ellen laut aufweinend sich in einen Sessel geworfen hatte. Und als die Tür hinter der Mutter ins Schloß fiel, da hatte ein bitteres Lächeln um den Mund des Vaters gezuckt, so bitter und kalt, daß sie zuiammenschäuerte. Wie furchtbar das alles war zu Hause. Vater und Mutter fremd, fast feindlich ein ander gegenüberstehend. Die Mutter ver gnügungssüchtig. von einem Fest zum anderen tändelnd, der Vater allein zu Haus an seinem Schreibtisch, rechnend und wieder rechnend und immer mit dem gleichen Resultat: „Es müssen wieder Schulden gemacht werden." Wie schrecklich war es, der Mutter Klagen zu hören. Hans jammerte, daß er mit dem knappen Zuschuß nicht auskommen konnte, und Ellen! Alle waren mit sich beschäftigt, keiner kümmerte sich um die Leiden des geliebten Makers. Sie ließen ihn allein, sahen nur flüchtig einmal in sein Krankenzimmer und ver schärften seine Pein durch egoistische Klagen. Ach — nur sie allein iühlte, wie er litt. Sie kannte jeden Zug in seinem gramvollen blassen Gesicht, sie sah, wie sein Haar grau geworden war ui dieser Zeit. Armer, lieber Vater! „Das ist der Anhang vom Ende," Halle er vor sich hingefagt, als er das Entsetzliche ganz begriffen halte. Und später hatte ihm Mama noch Vorwürfe gemacht, daß er sein Pterd nicht genügend in der Gewalt gehabt hätte. Was war das iür eine häßliche Szene gewesen! — Freiwillig hatte Ruth die Pfleae des Vaters schwemmungen eingelreken, die Schützen gräben lausen voll Wasser. Die Soldaten sind daher zum großen Teile in die Stadt zurück gezogen worden. In Riga selbst steht in vielen Straßen das Wasser vier Meter hoch; der Ver kehr wird mit Booten aufrechlgehalken. Infolge der Überschwemmung ist die Versorgung der Stadt weiter erschwert; sie lebt spärlich von den geringen Vorräten. * Die „stille Wirksamkeit" der englischen Flotte. Die Untätigkeit der englischen Flotte verur sacht in England nach einem Vericht des ,Sta vanger Astenblad' große Ungeduld. „Zum Trost hat man das Schlagwort von ihrer „Süllen Wirksamkeit" erfunden. Aber allen, die sehen, wie die Handelsflotte sich vermindert, scheint diese Wirksamkeit allzu still zu sein. Offenbar ist die englische Seemacht nicht stark genug sür ihre Aufgabe. Die paar Male, wo sie der deutschen Flotte zu Leibe ging, hat sich die deutsche Flotte in ihre Häfen retten können, ohne abgeschnitten zu werden. Und diese Häfen vermögen die Engländer nicht zu sprengen? England muß einen langsamen und langwierigen Landkrieg wählen, weil es nicht wagt, seine Flotte in einen Kampf zu schicken, der entscheidend für den Krieg sein könnte." friectenserörterungen. Seitdem bekannt geworden ist, daß das russische „Komitee der Arbeiter und Soldaten" sür einen schnellen Friedensschluß unter Verzicht auf Eroberungen einlrilt und seitdem Deutsch land und Osterreich-Ungarn in halbamtlichen Noten sestgestellt haben, daß sich ihre Friedens ziele mit denen der neuen russischen Regierung decken, hallt fast die ganze neutrale Welt von Fliedenserörterungen wider. Freilich darf nicht übersehen werden, daß der Zwiespalt, der offen bar noch in der russischen Negierung besteht, und der Eintritt Amerikas in den Krieg als hem mende Momente gewürdigt werden. Immerhin ist es interessant, die Vlätterstimmen der ein zelnen neutralen Länder zu hören. Die holländische Presse betrachtet den Vor schlag Österreichs als ein unzweifelhaftes neues Moment auf dem Wege zum Frieden. — Das ,Handelsblad' meint: „Wenn es sich auch nicht um einen formellen Friedensvorschlag handele, sei es doch ein Zeichen der Annäherung, das Beachtung verdiene und aus das man eine be sondere Hoffnung setze. Es könne nicht geleugnet werden, daß der Friede auf dem Wege sei. Die noch einmal deutlich ausgesprochene Friedensgeneigtheit der Mittelmächte könne im Verein mit der Friedensneigung der russischen Regierung unmöglich ohne Eindruck auch auf die Westmächle bleiben." Ganz anders urteilt man in der Schweiz. Die ,Zürcher Zeitung' darf gewissermaßen als Sprachrohr der schweizerischen Presse gelten. Sie schreibt: „Die deutsche und die österreichisch ungarische Kundgebungen sind in erster Linie dazu bestimmt, die Stimmung in Rußland in einem dem Frieden günstigen Sinne zu beein flussen. Aber um vor unberechtigtem Optimis mus zu warnen, muß doch folgendes bemerkt werden: Die österreichisch-ungarische Erklärung, daß die Absicht der Mittelmächte mit der der russischen Negierung übereinstimmte, kann nur bei sehr freier Interpretation der beiderseitigen Proklamation als richtig anerkannt werden. Allerdings hat Rußland erklärt, es wolle nicht gewaltsam sremde Gebiete besetzen, und die Arbeiter- und Soldatendelegicrten haben sich für einen „Frieden ohne Annexionen" ausge sprochen. Aber auch sie haben hinzugefügt: „mit eurem neuen Selbstbestimmungsrecht der Völker" (nicht der Staaten). Nnd das muß nach der russischen Sachlage mindestens bedeuten, daß auch den slawischen Völkerschaften in Oster reich-Ungarn Gelegenheit gegeben werde, sich frei über ihr zukünstiges Schicksal auszusprechen, mit anderen Worten: Auch die Böhmen, Südslawen und Polen Österreich-Ungarns sollten z. B. durch eine Abstimmung sich darüber er klären dürfen, ob sie weiter im österreichisch ungarischen Staateuverbande bleiben wollten. übernommen, während Ellen und die Mutter soviel wie möglich aus dem Hause gingen. Auch Hans ließ sich nur selten sehen und dann nur, wenn er ein Anliegen hatte. So auch gestern wieder. 300 Mark mußte er haben auf alle Fälle, er hatte es ihr auf dem Korridor gesagt. Sie hatte ihn erschrocken gebeten: „Sag es Papa nicht, er kann dir nicht helfen jetzt, quäle ihn nicht — er ist so schwach noch und so elend." Da war er finster davongegangen. Mit Mühe und Not halte sie zwei Tage Aufschub erbettelt. Aber morgen würde er wiederkommen und dann ließ er sich nicht mehr abhalten, den Vater um das Geld anzugehen, Aber vielleicht ließ sich das Geld hier aus diesen alten Sachen schaffen, dann brauchte Papa gar nichts zu erfahren. Sie mußte doch mal einen Überschlag machen, wieviel sich von dem Althändler fordern ließ. Sie erhob sich und kramte von neuem. Die Truhe selbst war gut erhalten und sicherlich ein wertvolles Stück; was mochte wohl-dadrinnen sein? Sie hob mit Mühe den schweren Deckel und sah hinein. Allerhand alte Stoffe lagen darin, alte Portieren, ein kleiner, verblichener Teppich, eine schadhafte Tischdecke. Aber es schien alles nur wertloser Plunder, bis auf die Portieren. Die konnte man vielleicht unten vor die Tür zu Papas Zimmer hängen, damit der Lärm vom Vorsaal nicht zu ihm hereindrang. Aber hier — unter all den Sachen — aus dem Boden der Truhe — was war denn das? Mein Gatt — ein Gobelin — ja wirklich — ein Gobelin, ganz ähnlich, wie sie neulich einen Es ist nun nicht anzunehmen, nnd niemand wird das auch von den Mittelmächten »w langen, daß sie diese Bedingungen akzeptieret Aber wie steht es dann mit der behauptete" „Harmonie" zwischen dem russischen ManU und dem der Zentralmächte?" In Rußland marschiert indessen der Friedens' gedanke und in Stockholm, wo man W Zweifel zurzeit über die russischen Zustände ns Strömungen am besten unterrichtet ist, heißt eh daß in der schwedischen Hauptstadt demnächst-' und zwar im Hotel Continental — eine Ak' sprechung sozialistischer Deputierter aller Ländtl stattfinden solle, um die Möglichkeiten einer Friedenskonferenz zu erwägen. Unterstützt vB großen Urbeiterausschuß, der sofortigen Friedens' schluß unter Verzicht auf Eroberungen will, st' der russische Sozialist Lenin, der erst jetzt ans der Schweiz heimgekehrt ist, diese KonferA ermöglicht haben. Natürlich handelt eS V um keine Friedenskonferenz, aber es st" von Wichtigkeit, daß sich Vertreter der Arbeitermassen auf neutralem Boden bi' gegnen und fern von Haß und Krieg Zukunft?' Möglichkeiten besprechen. Alles wird nun davon abhängen, welche Strömung in der russischen Regierung überwiegt. Die Frage ist: Hat der im englischen Fahrwasser segelnde Miljukow, der nichts von Frieden wissen will, die Macht, oder der große- Arbeiterausschuß, der die vocn Zarismus geschlossenen Verträge mit dem Viel' verband nachprüfen will. Wie aber die Dinge sich auch entwickeln mögen, wir werden ihnen mit Ruhe entgegen' sehen, bereit, eine Friedenshand, die sich uns beut, zu nehmen und vorbereitet, den Kaust weiterzusühren, bis uns der Sieg den Frieden bringt. in einer AusstelluW gesehen hatte. Dreitausend Mark sollte der kosten, sie hatte die Aufze^ nung gesehen. Dreitausend Mark — c-S wst wie ein heißer, Wendiger Schreck durch 'M Glieder — wenn: dies ein solch wertvollst Stück wäre! KonnÄe es nicht möglich fest? Waren Mamas Eltztt n nicht sehr reiche Le» gewesen? Ein ZusM konnte den Gobelin ' die Truhe zwischen: alte Portieren gebw°' haben; Dienstboten Konnten aus Unversia^ wohl solch ein kostbares Gewebe zwischen am Plunder gepackt halbes. Wenn sie hier owe Fund gemacht hätte, viel wertvoller als " dieser alle Kram! < Sie starrte mit bfrennenden Augen dcE nieder und unruhige Gftdanken durchkreuzten '", Hirn. Dreitausend Mprk — dreitausend §cN -- das summte ihr in den Ohren. Wenn!,, so viel Geld dafür bekäme — auch nur die Ham oder ein Drittel — dann o ollle Papa diese Sun"! haben — er allein, unü ihn ein klein wcM seine Sorgen zu erleiDern. Ach, wenn doch Wahrheit würde! : .,, In ihre Gedanken hi.fein ertönten Selchst' llnd dann hörte sie Ata (na und Ellen aut st Lreppe sprechen. Instinktiv' warf sie den Gabst in die Truhe und häufte! die anderen Säst hastig darüber. Gleich Daraus erschien sich, von Steinbach neben Elleß: in der Speicher", Sie war noch immer einessehr schöne Frau "st sah in dem eleganten Kleine nnv mit der "st, deinen kleidsamen Lockenfr j ur noch wbr ftigstst, lich aus, so daß sie sehr lwohl iür die ""s'f Schwester ihrer Töchter gehalten werden Ihr zierlicher, schlanker Wtzichs nnd eine le"" PoMfeke Aunälckau. Deutschland. * Die nächste N e i ch s t a g s s i tz »ult am 24. d. Mts. wird nur kurz und reüiM schäsllich sein. Wie verlautet, wird der Älteste"' Ausschuß schort eine Vertagung bis zum 2. "st Vorschlägen.' Nach Beendigung dieser SiM wird der Derfassungsausschuß sammentretcm, in dem — nach dem üblW Wechsel — ,ein Mitglied der alten sozia!den>o' kralischen Fraktion den Vorsitz sühren wird. Österreich-Ungarn. * Der österreichische ReichsratIst Mitte Mai Msammenberufen werden, ohne bst die Geschäftsordnung geändert oder gevul! staatsrechtlich^ Maßnahmen durchgeführt werb'" sollen. Der, Reichsrat soll sich die Vorauf setzungen seurer Arbeitsfähigkeit vollständig abhängig avis sich selbst schaffen. — Da Wk' nahmen, mit „Hilfe des 8 14 die Arbeitsfähig^ des Hauses Merzuslellcn, nicht getroffen worbst sind, haben «die deutschen Minister Dr. Urb"" und Bärnreit^er ihre Ämter niedergelegt. ! Ruhland. * Nach vermiedenen Blättermcldungen HEf im Arbefterrm höchste Verwirrung, weil st" Anhänger im, Lande vollständig eigenmäck^ und progrannstwidrig handeln. Sie bestes auf dem S1 strz der vorläufigen bst gierung urvo Hetzen die Arbeiter auf, sich st, Fabriken zu Bemächtigen und so den stundentag zu erzwingen. Die meisten Blaus sind der Ansicht, daß die Lage außerordeiwst. kritisch sei. Lchne Zweifel beginne ein E Abschnitt der Devolution, da auch die ArnE beginne, sozialftoliftsche wirtschaftliche Fragens erörtern. Man^ rechnet mit folgenschweren " eignisseu. Amerika. , * Wie Washingtoner Blätter berichten, st Präsident Million eifrig am Werke, zu.st, weisen, daß er qer Weltbeglücker ist. Zu dielst, Zwecke arbeitet er au einem ne Ust Friedensprjogramm, das künftige KnA vermeiden und lften großen wie kleinen Vollst das Recht zur V^lksregierung gewährleisten UM Wilson prüft zustzeit außerdem die Möglichst, einer besonderen! praktischen Unterstützung, ° neuen russischen Demokratie. Er denkt in dielst', Zusammenhang ajn die Entsendung einer auM konischen Sondertnission nach Rußland.
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