Volltext Seite (XML)
ll-yoot-ttrieg und Arrasschlacht. -England zu Lande und zu Wasser. — Am 28. April haben die Engländer bei «NO einen Ansturm auf die deutschen Linien »gEen, der au Munitionsauswand und Ein- W von Mannschaften alles bisher Dagewesene "-erlasst. Ohne Rücksicht auf die schweren Opfer «i Menschenleben suchen sie mit aller Gewalt E deutsche Stellung zu durchbrechen, uni bald 'M für sie günstige Entscheidung im Landkriege tu erzwingen. Augenscheinlich hat England, das "er dem Kriege als Landmacht mit den Fest- Mdsstaaten gar nicht zu vergleichen war, jetzt 'Me ganze Hoffnung auf sein neues Millioncn- Mr gesetzt. So groß dieses Heer schon jetzt ist I und zahlenmäßig sind die englischen Truppen !" Frankreich den ihnen gegenübelstehenden Mschen Streitkräften weit überlegen —, so Mdert die Heeresleitung doch noch weitere Mann, denn nur zu sehr fühlt man, A die Zeit doch nicht auf der Seite Englands W, daß vielmehr mit jedem Tage das graue Gespenst des Mangels näher rückt. Als Deutschland den uneingeschränkten Unter- ^bootkrieg ankündigte, da hieß es überall, sf sei der letzte Wurf des verzweifelten Spielers. Mei Monate sind seitdem ins Land gegangen; besserem Rechte aber kann man diesen Ver nich aus den verlustreichen Angriff bei Arras ^wenden. Der Erfolg des deutschen Unter- ^bootkrieges ist nicht mehr abzuleuguen, auch die englische Regierung ihn durch ^Mtig auffrisierie Statistiken über den Schiffs- Ekelst in ihren Häsen zu verschleiern sucht. Die 'moppheit an Lebensmitteln und die Teuerung Men eine ganz andere Beweiskraft. , Der Tonnengehalt der zwischen dem Februar und 1. Mai versenkten Schiffe wird ^l etwa 2,8 Millionen Tonnen veranschlagt, MM die englische Flotte mit mindestens ' Millionen Tonnen beteiligt ist. Das ist Verlustsatz, den auch England nicht lange Irrsten kann, weil es weit mehr als irgend- anderes Land auf überseeische Zufuhr an- Wesen ist. Die Einschränkung der Einfuhr, ? von der Regierung angeordnet ist, um mehr ^»chlranm für die notwendigsten Waren zu ge- Mnen, wirkt wie ein Tropfen auf einen heißen In einem Vierteljahr vernichten die Mchen Unterseeboote mehr, als durch solche ^nahmen in einem Jahr erspart werden Ale, weit mehr auch, als die englischen Asien in einem Jahre an Neubauten zu ''ern imstande sind. , England ist dabei, selbst den Ast abzu- Mideu, ans dem es sitzt. Verständlich wird nur durch die allgemeine Lage. England A versuchen, durch ein Aufgebot seiner ge- Aen männlichen Kräste den Krieg in einer ^Ueidungsschlacht zu Lande zu beenden, be- der Unterseebootkrieg seine ganze Handels- Ae m,d mit ihr die Grundlage der englischen Alschast vernichtet. Die Wut und Hartnäckig es der Schlacht bei Arras ist bezeichnend für ^age, in der sich England befindet. wak unä fern. » Winterfürsorge der deutsche» Städte. A Ausschuß des' deutschen Städtetages wird K Juni wieder zusammentreten. Die deutschen Adle wollen auf den baldigen, endgültigen Mluß der Reichsvorschristen für das nächste Aejahr hinwirken und dafür eintreten, daß ..^egelung bestimmter und umfassender durch- N« wird als in vergangenen Jahren. Aerdcm soll die Kohlenversorgung für den Men Winter besprochen werden. Der Rückgang der Säuglingssterblich- A- Nach der neuen Statistik des kaiserlichen wAddeitsamtes weist die Säuglingssterblich- ° ui Deutschland fortdauernd günstige Ziffern A Aus je hundert Lebendgeborene kamen ^befalle im ersten Lebensjahre vor: in deut- A Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern ^Jahre: 1913 14,2, 1914 15.5, 1915 14,4 13,3. - Für die 26 deutschen Groß- mit 200 000 Einwohnern und mehr stellen Zahlen noch günstiger. Auf je hundert "endgeborene starben dort: 1914 15,3, 1915 13,9 und 1916 nur 13,0 Kinder im erste» Lebensjahre. Professor Jaeger P. Der Erfinder der Normalunterwüsche Professor Jaeger ist 84jährig in Stuttgart einem Schlaganfall erlegen. Ende der achtziger Jahre hatte er eine große Be wegung für die Reform der Kleidung, die er nur aus tierischen Erzeugnissen hergestellt wissen wollte, ins Leben gerufen, aber die Zahl seiner Anhänger minderte sich bald und seine Theorien hielten einer strengen und langen Nachprüfung nicht in allem stand. Jaeger selbst ist bis zu seinem Tode gesund und rüstig gewesen. Er hat sich mit 75 Jahren noch einmal verheiratet. Einschränkung des Gasverbrauchs in Hamburg. Nachdem die Hochbahn den wegen Kohlenmangel eingestellten Betrieb wieder auf ¬ kriegsinvalide Bauer Valentini au? Tuenna mit einem Bären, auf den er fließ, als Meister Petz aus dem Winterschlaf aufgestanden und offenbar noch etwas benommen war. Infolge des Schieß- vcrbots versetzte der unerschrockene Vaterlands- Verteidiger dem Bären einen gewaltigen Schlag mit einem Stein und gab ihm dann mit wuchtigen Hieben seines Bergstockes den Rest. Holland wittert Jriedensluft. Das sozialdemokratische ,Het Volk' teilt mit, daß dem Personal großer Banken und Expeditionsfirmen angeraten wurde. Ferien vor August zu nehmen, weil damit gerechnet werden müsse, daß dann Frieden sei, der ungewöhnliche Arbeitssteigerung mit sich bringen würde. Erdbeben in Italien. In der Provinz Terni wurde ein heftiger Erdstoß verspürt. Es ksisSsSsssnSsns cjsc KMsImsckis sml^ednuon 191? Am 1. Februar b. I. befanden sich insgesamt 2 874 271 Kriegsgefangene im Gewahrsam der Mittel mächte. Von diesen waren interniert: in Deutschland 17 474 Offiziere, 1673 257 Mann schaften, zusammen 1690 731; in Österreich 8294 Offiziere, 1083 761 Mannschaften, zusammen 1092 055; in Bulgarien 1148 Offiziere, 66 434 Mannschaften, zusammen 67 582; in der Türkei 704 Offiziere, 23199 Mannschaften, zusammen 23 903. Insgesamt sind das 2 874 271 Kriegsgefangene. Nach Nationalitäten geordnet entfallen auf die Russen 14 230 Ossiziere, 2 066 469 Mannschaften, zu sammen 2 080 699; Franzosen 6329 Ossiziere, 362 278 Mannschaften, zu sammen 880 607; Engländer 1706 Offiziere, 43 535 Mannschaften, zu sammen 45 241; Italiener 2234 Offiziere, 95 783 Mannschaften, zu sammen 98017; Belgier 658 Offiziere, 41779 Mannschaften, zusammen 42437; Rumänier 1536 Offiziere, 77 497 Mannschaften, zu sammen 79 033; Serben 896 Offiziere, 153 734 Mannschaften, zu sammen 154 630; Montenegriner 31 Offiziere, 5576 Mannschaften, zu sammen 5607. Auf einen gefangenen Offizier entfielen Mann schaften bei den Russen 145, den Franzosen 57, den Engländern 26, Len Italienern 42, den Belgiern 62, Len Rumänen 50, den Serben 169, den Monte negrinern 180. genommen hat, sieht sich jetzt das Hamburger Gaswerk außerstande, die unbeschränkte Gas abgabe fortzusetzen. Die Gasabgabe wird da her von 8Ve Uhr abends bis 5 Uhr morgens eingestellt, zumal die Neuengammener Erdgas quelle infolge des großen Verbrauchs im letzten Winter anfängt, spärlicher zu fließen. Stiefelsohlen aus Jeuerwehreimern. Wie aus Lüben berichtet wird, hat der dortige Landrat angeordnet, daß die Feuerwehreimer aus Leder eingezogen und der Schuhversorgung für die Bevölkerung zugesührt werden sollen. Freilassung der verschleppten Polen. Die Hilfskomitees in Polen haben von dem russischen Polenführer Lednitzli die Nachricht er halten, daß alle nach Rußland verschleppten Polen auf Veranlassung der provisorischen Re gierung in Freiheit gefetzt werden und die Erlaubnis erhalten, in die Heimat zurück- zukehren. Einen Bären erschlagen. Kurzen Prozeß machte einer Tiroler Blättermeldung zufolge der wurde beträchtlicher Sachschaden angerichtet. In Terni entstand eine Panik; einige Häuser stürzten ein. Das Kartensystem in Norwegen. Wie mit Bestimmtheit verlautet, wird bereits in allernächster Zeit auch in Norwegen das Karten system sür alle Lebensmittel eingesührt werden. Die Vorbereitungen hierzu sollen bereits so gut wie beendet sein. Die Mutter des abgesctztcn Zaren. Maria Feodorowna (Prinzessin Dagmar von Dänemark) hat italienischen Blättern zufolge beschlossen, sür den Rest ihres Lebens ins Kloster zu gehen. Vorher will die Kaiserin ihr großes- Vermögen zu wohltätigen Zwecken in Dänemark und Rußland verteilen. Volkswirtschaftliches. Frühzeitige Schuhrcparaturcn. Zu den Notwendigkeiten, die der Krieg geschaffen hat, gehört eine schonende Behandlung unseres Schuhwerks. Bei der Knovpheii deS Leders ist es, wlc die Neichs- bekleldrmgSsielle mlitellt, jedem dringend zu emv- feh!en, Schuhe schon dann zur Ausbesserung zu geben, wenn nur kleine Schäden an ihnen vor handen sind. Das Material für kleinere Ausbesse rungen herbeizuschaffen, ist verhältnismäßig leicht, während dies bei großen Reparaturen mit beträcht lichen Schwierigkeiten verbunden ist. Gerichtsballe. Kassel. Der 20 Jahre alte Fürsorgezögling Spahn aus Berlin unternahm eine Vergnügungs reise durch eine große Anzahl von Garnisonortcn Mitteldeutschlands, legte hierzu die Uniform eines Hauptmanns an und gab sich als Kompagnieführer einer Mincnwerferkompagnie aus. Mit Hilse falscher Stempel halte er sich die notwendigen Ausweis papiere verschafft. Mit zahlreichen Ordensbändern geschmückt, erschien er in den Kasernen, stellte Urlaubspäffe und Frcifahrtschcine aus, revidierte die Militärwachen und führte mit seiner Geliebten ein genußreiches Hotelleben, bis er endlich entlarvt und verhaftet wurde. Die Strafkammer verurteilte Spahn zu sechs Monaten Gejängnis. Thorn. DaS Gericht deS Kriegszustandes ver urteilte nach zweitägiger Verhandlung drei Groß kausleute aus Wloclawck, Mojer Kohn zu 3000 Mark Geldstrafe (im Nichlbeitreibungsfalle zu 300 Tagen Gefängnis), Michael Lubowski und Samuel Rubin stein zu je 5000 Mark Geldstrafe (ersatzweise ein Jahr Gefängnis) sowie zum Wertcrsay der unbefugt ausgcsührten Waren in Höhe von 13 751, 8555 bzm. 11975 Mark. Die Angeklagten hatten im Frühjahr 1915 eine ganze Anzahl Waggons Waren von Bres lauer, Dresdner und Berliner Großfirmcn bezogen, sie unter einer Deckadresse nach Rußland eingesührt und an Wiederverkäufer abgesetzt. Drei weitere An geklagte wurden frcigesprochen. f)auswirtlckLft. Deutscher Tee. Jetzt, da der Ausland tee zur Neige geht, gelangt so mancher alte Haus- und Familientee zu neuem Ansehen, den unsere Voreltern bereits gesammelt haben. Das Vorurteil vieler Hausfrauen gegen den deutschen Tee, der aus Blättern gewonnen wird, die im Frühling au Sträuchern, Bäumen und Feld rainen sprossen, wird schnell verschwinden, sobald sie sich selbst mit dem Sammeln, Trocknen und Mischen der Blätter befaßt und den Trunk ge kostet haben. Auch der russische Karawanentee ist ja vielfach nichts anderes, als eine Mischung von wilden Erdbeerblättern, Pfefferminze und wenigen richtigen Teeblättern. In den großen Teehäusern der russischen Großstädte wird dann der Teeaufguß von Händlern aufgekauft, die die einmal ausgelaugtcn Blätter trocknen und sie mit Zusatz von Birkenblättern und Waldmeister in wohlverschnürten Päckchen häufig nach Deutsch land und Skandinavien weiter verkaufen. Den deutschen Tee kann sich jeder einigermaßen pflanzenkundige Wanderer selbst beschaffen. Der Maimonat ist die geeignetste Zeit dasür, da dann im Freien alles zu sprossen beginnt und in erster Frische steht. Zum täglichen Haustrunk eignen sich die ersten wildwachsenden Erdbeer- und Himbeerblätter. Bei den letzteren ist nur sorgfältig zu beachten, daß die Blätter noch nicht ihren weißlichen Ton unter der Deckseite zeigen, da dann der Tee bitter schmeckt, auch leicht Ver dauungsstörungen bereiten kann. Nußblätter, Birken- und Kirschblätter, sowie Pfefferminz, blätter getrocknet und gemischt geben einen wohl schmeckenden und duftenden Tee, der häufig vom Auslandstee kaum zu unterscheiden ist. Goläene Morte. Es ist das Teuflische an der Schwermut, daß sie einen nicht nur krank, sondern auch ein gebildet und kurzsichtig, ja fast hochmütig macht. Man kommt sich vor wie der geschmacklose Heinische Atlas, der allein alle Schmerzen und Rätsel auf den Schultern liegen hat, als ob nicht tausend andere dieselben Leidenschaften duldeten. Hermann Hesse, Peter Camenzind. Im Vaterlande — Da sind Liebesbande. Da ist deine Welt. Goethe. Herze, willst du ganz genesen, Sei selber wahr, sei selber rein! Was wir in Welt und Menschen lesen, Ist nur der eigne Widerschein. V-» - Theodor Fontane. jch „gch wie sonst zuweilen des Aws einem Plauderstündchen kommen An? Oder bin ich dann überflüssig?" >^S>e sind ganz sicher niemals lästig. Tanle »Ae würde sehr böse sein, wenn Sie nun buch ausbleiben wollten." »Nur Tante Ftiede?" neckte er. »A natürlich auch — bitterböse sogar." j« »Das ist reizend — daß Sie dann bitter- wären." lachte ein wenig verwirrt und sah auf " Strauß herab. >-Nun sind es wohl genug Veilchen für '"e Friede?" wir könnten noch mehr pflücken, es Noch viele da-" 7? .^h schelmisch zu ihm auf. — es sind genug. Unter uns — ich AA Sehnsucht nach Tante Volkmars gutem Nagnachmillagskaffec." h «Nichtig I" rief er erschrocken. „Wir haben N keinen Kaffee getrunken. Dann muß Wohl hineinführcn — obwohl ich noch Lust dazu verspüre." »Mrum denn nicht?" Georgs Blick glitt ab von dem Ruths und er gerade noch, wie Heinz und Trudi den Garten nach der Villa gingen. üsA eil eben das glückliche Brautpaar Heinz tz Apdi eingetroffen ist. Die werden wieder Erbebtes Unwesen treiben." kM Ihnen das so sehr zuwider?" ^Zah sie übermütig an. "A, s fragen Sie noch? Natürlich, in ' Seele ist es mir zuwider. So etwas ist höchstens zu ertragen, wenn man selbst glücklicher Bräutigam ist und sich ebenso närrisch beträgt. Da ich das aber leider noch nicht bin, so erweckt es höchstens meinen schwärzesten Neid." „Aber, Herr Doktor, was entdecke ich da für schlechte Eigenschaften an Ihnen," drohte Ruth scherzend, aber ihr Gesicht glühte dabei. Er seufzte steinerweichcnd. „Ja, ja, Sie ahnen gar nicht, was sür ein Bösewicht ich bin. Hüten Sie sich vor mir, Fräulein Ruth, sonst machen Sie eines Tages schlimme Erfahrungen an mir." Sie schüttelte lächelnd das Haupt. „Tante Friede schilt mich zwar ost einen Hasenfuß, aber davor fürchte ich mich doch nicht." „Sind Sie so ängstlich? Das habe ich noch gar nicht an Ihnen bemerkt." „In manchen Dingen," antwortete sie ernst hafter als zuvn. Inzwischen waren sie am Hause angelangt und gingen hinein. Drinnen wurden sie Von Heinz und Trudi mit Hallo, Von den anderen mit einem stillen Lächeln empfangen. Herr von Vollmar sah schmunzelnd von Ruth zu Trudi und von Trudi zu Ruth zurück. Er sah, ebenso wie seine Gattin, in Ruth schon die künftige Schwiegertochter. Friede und Frau von Volk mar hatten sich längst darüber ausgesprochen, daß es ihr Herzenswunsch war, aus Ruth und Georg ein Paar werden zu sehen. Das Jungvolk begann nun ein fröhliches Schmausen. Der gefüllte Kuchenteller zeigte bald leere Stellen. Wie immer herrschte ein gemütvoller, harmonischer Ton zwischen all diesen Menschen. Ruth und Friede dachten zu gleicher Zeit daran, wie wenig Lizzi und Ellen in diesen Kreis passen würden. So lange diese beiden zu Besuch da waren, würde kein rechtes Behagen aufkommen können, weder in der Molkerei, noch hier bei den lieben Freunden. Frieds und Ruth sahen sich etwas bänglich in die Augen, als wüßten sie, woran sie beide gedacht hatten. Sie batten aber nicht damit gerechnet, daß sowohl Frau Lizzi als auch Ellen blendende gesellige Talente besaßen. Lizzi Steinbach war noch immer eine schöne, bezaubernde Frau, wenn sie es sein wollte. Und jetzt wollte sie es sein. Die schlichten Volkmars wußten nicht, was an diesen beiden schönen, bezaubernd liebenswür digen Frauen echt oder unecht war. Die Herren hielten sie für echt, innen und außen, nur Frau von Volkmar warnte der feine Instinkt der Frau. Sie hatte bald heraus, daß diese beiden glänzen den Erscheinungen nicht die Qualitäten besaßen wie Ruth und Friede. Aber während sie bald mit klaren Augen den Dingen auf den Grund sah, schienen die Herren wie bezaubert zu sein. Sogar der alte Herr von Volkmar war vor Entzücken über die „charmante Frau von Steinbach" und die „goldige, reizende, kleine Ellen" ganz aus dem Häuschen. Frau von Volkmar ließ ihn vor läufig gewähren und lächelte nur humoristisch überlegen, wenn ihr sonst so gemessener, ruhiger Gatte seinem Entzücken begeisterten Ausdruck gab. Georg und Heinz wetteiferten in Artigkeiten gegen Ellen, die ihre verführerischen Augen sehr wohl zu gebrauchen verstand. j Ruth verblaßte neben der so viel schöneren Schwester. Mit einem Male war sie wie früher stets wieder von Ellen in den Schatten gestellt. Aber während sie es sonst als selbstverständlich betrachtet hatte, daß sie hinter Ellen zurückstehen mußte, empfand Ruth es jetzt mit einem tiefen, heißen Schmerz, den sie jedoch ängstlich verbarg. Die kleine resolute Trudi war keine von den Naturen, die sich von anderen zurückdrängen lassen. Sie gebrauchte ihre junge, gesunde Kraft gegen die bezaubernde Berlinerin mit den goldigen Locken und schlug sie siegreich wieder aus dem Felde. Aber Ruth war zu stolz, gegen den Zauber anzukämpfen, den ihre Schwester auf Georg Volkmar ausübte. Sie sah mit wehem Herzen, wie er mit einem Male nur noch Augen und Ohren für Ellen hatte und ganz verwandelt schien. Friede stand dabei und sah das alles mit klaren, scharfen Augen. So ule Ruch jetzt hinter Ellen zurückstand, so batte sie selbst srüher hinter Lizzi znrückstehen müssen. Eine heiße Angst bedrückte ihr Herz, wenn sie sah, daß Georg, ihr sonst so vernünftiger, besonnener Georg, sich von dem koketten Wesen Ellens bezaubern ließ. Halte er deshalb sein« Jugend so unbeirrt durch'Frauenreize verbracht, um nun wie ein verirrter Falter sich an diesem Irrlicht zu verbrennen? War das, was er für Ruth empfand, was sich so Herrlich zu entwickeln begann, nicht stark genug, ihn vor dieser Ver zauberung — vor diesem Sinneswumel zu schützen? Es io (Fortsctzuna folauj