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Ottendorfer Zeitung : 28.03.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191703285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19170328
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19170328
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-03
- Tag 1917-03-28
-
Monat
1917-03
-
Jahr
1917
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.03.1917
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Geringere Vieh- und Aeischpreise. Unsers Kriegswirtschaft wies bisher eine Lücke auf, es fehlte die verhältnismäßige Be ziehung der Preise sür landwirtschaftliche Er zeugnisse. Daß dieser wichtige Punkt zum Teil außer acht gelassen wurde, ergab sich aus der drängenden Not der Verhältnisse, mit der man stets zu rechnen hatte und die eben vielfach Augenblicksarbeit erforderte, d. h. das Eingreifen auf einem besonders unhaltbar gewordenen Ge biet notwendig machte, indem man durch Höchst- -reisfestsetzung, Beschlagnahme usw. wieder ge ordnete Verhältnisse herbeizuführen suchte. Auf dem einen Gebiet war es aus den verschiedensten Gründen eher möglich, durch die angeführte Art der Regelung einzugreifen, auf dem anderen Gebiete brachten die Umstände es mit sich, daß dem freien Spiel der Kräfte länger zugesehen wurde. So kam es, daß bei dem einen Artikel der Höchstpreis weit mehr sich im Ver hältnis zum Friedenspreis hält, als es bei dem anderen der Fall ist. Das beste Beispiel hierfür bieten unsere zwei wichtigsten Nahrungsmittel Brot und Fleisch. Während z. B. bei Weizen eine Preissteigerung gegenüber den Durchschnittspreisen in den Jahren 1809 bis 1903 von 21°/o und bei Roggen von 28°/» haben, sind die Viehpreise gegenüber den Friedenspreisen um mehr als 100°/» in die Höhe gegangen. Aus dieser Ungleichheit der Preisverhältnisse ergiebt fick die große Ge fahr, daß der Landwirt sein Produkt der jenigen Verwendungsart zusührt, die für ihn am lohnendsten erscheint. Zur Ver- weidung der hieraus entstehenden Bedrohung nuferer gesamten Ernährung wird das Kriegs ernährungsamt als Grundlage sür das neue kommende Wirtschafsjahr die Preise für die ver schiedenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse in gegenseitigen Einklang bringen, so daß der Landwirt nicht mehr wie bisher bei der Ver wendung eines seiner Erzeugnisse zu einer ganz bestimmten Produktion besonderen Gewinn hat, sondern die verschiedene Verwendung ziemlich gleichen Gewinn bringt. Bei der Durchführung diese? so wichtigen Grundsatzes ergiebt sich die Notwendigkeit einer Erhöhung der Getreidepreise und einer Herab setzung der Biehpreise. Es wurde nun von ver schiedenen Seiten der Meinung Ausdruck ge geben, eS würde diese Preisherabsetzung einen derartigen ungünstigen Einfluß auf unsere Vieh bestände ausüben, daß die zukünftige Fleisch- und Milchversorgung ernstlich gefährdet sei. Tas Kriegsernährungsamt schließt sich nach den Dili. a. d. K. AZ diesen Befürchtungen nicht an. Der Landwirt wird nach wie vor so viel Weh halten, als es seine ihm zur Verfügung stehenden Futtermittel irgendwie gestatten. Es 'st deswegen schon sicher, weil es für Heu und Stroh, die Grundlagen unserer Rinderfütterung, ia keine andere Verwendung gibt, als durch den Magen der Tiere. Auch die sicherlich zu- künstig anhaltende Knappheit an künstlichen Düngemitteln wird den Landwirt selbst 'fach Herabsetzung der Viehpreise zwingen, einen möglichst großen Viehstand zur Erzeugung einer möglichst bedeutenden Düngermenge zu hallen. Es kann auch nicht m Vorwurf erhoben werden, daß die vorauS- Wich am 1. Juli erfolgende Herabsetzung der Rindviehpreise den Landwirten insofern großen Schaden bringt, als sie teueres Magervieh ein- selauft haben und für das Fettvieh nunmehr bis herabgesetzten Preise erhalten, da alle Winterstallmastgebiete, die verhältnismäßig teurer Zeugen, noch den Vorteil der alten Preise ge- Wetzen, denn bis 1. Juli haben wohl alle in «elracht kommenden Bezirke das den Winter über gemästete Vieh längst zur Schlachtung »erkauft. Auch die Behauptung, daß die Milcherzeu- Sung durch die Herabsetzung der Preise leiden Wüsse, trifft nicht zu: das Gegenteil ist der Fall, ^ei den jetzigen hohen Schlachtviehpreisen war ber Landwirt wohl eher veranlaßt, eine Kuh, we nur mehr 4 bis 5 Liter Milch gab, dem Schlachtmesser zu überliefern, als dies jetzt bei der geringeren Einnahme, die er nach Herabsetzung ber Schlachtviehpreise zu erwarten hat, der Fall ub Hand in Hand mit der Erhöhung der Milchpreise wird allo die Herabsetzung der Schlachttnehpreise eher eine Verbesserung denn eine Verschlechterung unserer Milchversorgung zur Folge haben. Von ^ab unä fern. Der Kaiser als Pate bei Vater und Sohn. Der Kaiser hat bei dem siebenten Sohne des in Königsberg (Ostpr.) wohnhaften Großkaufmanns Wilhelm Völcker die Paten schaft übernommen. 'Der glückliche Vater, der selbst aus einer lehr kinderreichen Familie stammt, hatte seinerzeit Kaiser Wilhelm I. als Pate. MUitärischeTurnlehreranden Schn en. An einzelnen Schulen mußte in letzter Zeit der Turnunterricht wegen Mangels an Lehrlrätten eingestellt oder beschränk! werden. Im Einver nehmen mit dem Kriegsminister Hal nun der Unterrichtsminister die Provinzialschulkollegien veranlaßt, sür solche Anstalten die Überweisung nicht kriegsverwendungsfähiger Offiziere und Mannschaften, die zur Erteilung von Turn- unterlicht geeignet sind, bei dem stellvertretenden Generalkommando zu beantragen. Die städtische Schweinemast unrentabel. Die Stadt Schneidemühl hatte vor einiger Zeit eine städtische Schweinemast eingerichtet. Wie der ,Schneidemühler Zeitung' zu entnehmen ist, wurde in der Stadtverordnetenversammlung vom 8. d. Mts. mitgeleilt, daß diese städtische Schweinemast als unrentabel wieder aufgegeben werden soll. Den Ausgaben von 4352 Mark stehen Einnahmen von nur 3272 Mark gegen über, so daß sich also ein Fehlbetrag von 980 Mark ergibt. Teicknet äie leckste ^riegsanleike! Eine siebzehnjährige Mörderin. In München wurde am 11. d. M. abends die 83jährige Rentnerin Viktoria Schweickardt mit zwei Kopfschüssen ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Ihr Dienstmädchen war uach- mittags durch einen Brief ins Stadtinnere ge lockt worden. Während ihrer Abwesenheit halte die schwerhörige alte Dame die 17 jährige Anna Zehentner, eines benachbarten Maschinenmeisters Tochter, als Gesellschafterin zu sich gebeten. Nach langem Leugnen gestand das Mädchen, das den Verdacht auf verschiedene schuldlose Personen gelenkt hatte, in die Enge getrieben, endlich ein, es habe die Frau aus — Sensations lust umgebracht, aber sie nicht berauben wollen. Sie hat auch zugestanden, den Brief geschrieben zu haben. Die Waffe hat sie von Nachbars buben erhalten. Millionendiebstahl in Österreich. Für 3Ve Millionen Kronen Zinsscheine wurden aus einer Eilgulkiste in Österreich gestohlen. Trotz aller Nachforschungen hat man bisher keine Spur von ihnen gefunden. Die Kiste war in Wien an die Österreichisch-schlesische Voden- kreditanstalt in Troppau aufgegeben worden und kam bei dieser am 19. Februar an. Sie enthielt lauter Zinsscheine (Drucksortens. Wie eine Be sichtigung ergab, war eine Querlatte an der Seite abgerissen, und es fehlte ein Paket von 917 Bogen zu je 20 Coupons von über 3V- Millionen Gesamtwert. Die Zinsscheine lauten über je 200 Kronen und sind am 7. Juli 1917 fällig. Man rechnet damit, daß die Diebe versuchen werden, sie irgendwo bei Banken schon vor dem Fälligkeitstermin zu Geld zu machen. Die Sommerzeit in Ungarn. Durch eine Regierungsverordnung wurde in Ungarn die Wiedereinsührung der Sommerzeitrechnung vom 16. April bis 17. September 1917 ver fügt. Die neue Zeitrechnung beginnt am 16. April 2 Uhr morgens und endet am 17. September um 3 Uhr morgens. — Eine Verordnung des Gesamtministeriums ordnet für Österreich vom 16. April bis 17. September 1917 die Wiedereinführung der Sommerzeit an. Katzen- und Kanaricnvogelbrate». Ein französisches Blatt, das schon vor zwei Jahren „Du weißt nicht, was du sprichst, Hedwig; "As jst dir Doktor Faller!* rief die Kom- "'srzienrätin in erstauntem Tone. Hedwig fühlte, daß sie jetzt sprechen und ihr Geheimnis preisgeben müsse; sie hatte es sich °nders geträumt; es mußte sein oder sie der- 'undigle sich an ihm und ihrer Liebe zu ihm, sollte sich nicht in ihr getäuscht haben. »Ich liebe ihn, Mama!' sagte sie einfach. .Hedwig, das ist stark!* rief ihre Mutter '»Mistet und blickte ihre Tochter verwundert «»; das war ihre Tochter nicht mehr, die noch wenigen Tagen so blasiert über die Liebe Mosophjert hatte. .. Herr von Hüffler hatte sich bei dem Ge- »Mimis seiner Cousine erhoben; er Dußte jetzt, °aß seine Intrige umsonst gewesen war. »Gnädigste Tante,* sagte er, »entschuldigen S>s, wenn ich in den nächsten Tagen nicht vor- Mcche; reise nach Wien.' »Paul,* versetzte seine Tanke. »Ich wünsche Dich morgen zu sprechen, hörst du, deine Plötzliche Abreise würde den Skandal nur ver größern.* »Ihr Wunsch ist mir Befehl, gnädigste Tante.* m verbeugte sich dann und empfahl sich, Groll und Wut im Herzen. Dr. Beer hatte recht geahnt; die Angriffe »'gen d,n Doktor gingen von Herrn von Hupfer der kein Geld scheute, um der Vergangen- »'n seines Rivalen nachzuspüren. Als er auS Hause deS Kommerzienrats getreten war, er einen Augenblick unschlüssig stehen, °»»n schul, er rasch in der Richtung deS Flusses rcwon. Er bemerkte nicht, daß ihm ein bärtiger. einfach gekleideter Manu folgte, dessen Blicke unheimlich funkelten. 13. »Hedwig, was hast du getan!* rief Frau Lang strenger als sonst aus, nachdem ihr Neffe sich verabschiedet hatte. „Nichts, als was mir die Pflicht gegen ihn vorschreibt,' entgegnete Hedwig und schaute ihrer Mutter frei und offen in die Augen. „Ich habe mein Kind verloren!* jammerte die stolze Frau. „Du hast es gefunden, Mama!* rief Hedwig liebevoll und kniete vor ihrer Mutter hin mit beiden Armen sie umschlingend. »Höre mich an, liebste, edelste, beste Mama; ist er nicht edel und gut; hast du nicht selbst sein« männlichen Tugenden, seine Ehrbarkeit stets vor mir ge rühmt ; hast du ihn nicht stets ausgezeichnet? Würdest du das getan haben, wenn du ihn als unwürdig erkannt hättest. WaS du cm ihm rühmtest, hat mich ihm gewonnen, waS dir Achtung vor ihm einflößte, erfüllte mein Herz mit Liebe.' Der süße Strom wonniger Gefühle schwoll in mir zum Meere cm und «achte anS mir, was ich bin, ein liebend, in seiner Liebe glückliches Weib.* »Du wendest dich ab! Nicht doch! Blicke mir in die Augen. Jst dir nie der Gedanke gekommen, daß er dir näher treten würde; hast du nicht bemerkt, wie treu, wie liebend, wie unaussprechlich glücklich seine Blicke an mir hingen ? S ahst du nicht, welche Macht ich über ihn gewann? Er, der Mann, der im Kampfe ums Dasein dem verheerenden Sturme siegreich den Hungeriod von 50 aller Deuischen zu melden wusste, macht neuerdings die mchnilernde Mitteilung, daß man in Wien ausschließlich von Katzen, Papageien und Kanarienvögeln lebe. Umer den Katzen seien besonders die Lieblings- liere alter Damen wegen ihrer Wohlgenährtheit beliebt. Unwissender als die Herren Franzosen kann man nicht gut sein! Abschaffung der Sommerzeit in -er Schweiz? Nach einer Meldung in Schweizer Blättern hat daS eidgenössische Departement des Innern dem Bundesrat den Antrag unter breitet, von der Einiührung der Sommerzeit abznlehen, da die erhoffte Kohlenersparnis so gering sei, daß es sich nicht rechtfertige, ihrs großen Nachteile in Kauf zu nehmen. Der Antrag dürfte vom BundeSrat angenommen werden. Vas Zckicksal äes Taren. Gesühnte Blutschuld. Das Schicklal des mächtigsten Mannes der Welt hat sich ersüllt. Zar Nikolaus, der noch vor wenigen Tagen der unumschräntte Gebieter eines Volkes von 160 Millionen Menschen war, ist heute aller seiner Mächte entkleidet. Ein furchtbares Verhängnis, wie es die kühnste Phantasie kaum ersinnen kann, ist über ihn hereingebrochen Es ist der gewaltigste Schlag, der das an Unglück reiche Leben des Zaren ge troffen und leine ungeheure Blutschuld gesühnt hat. Der Zar soll schon ost die Ansicht aus gesprochen haben, daß sein ganzes Leben vom Schicksal bedroht sei. Und die vielen Unfälle, die ihn betrafen, lassen diese Meinung richtig erscheinen. Als er noch als Eäsarewitsch der Ataman aller Kosaken war, wäre er im Jahre 1887 auf dem Manöverfelde von einem Pferde beinahe zerdrückt worden, das auf ihn fiel. Im Jahre 1890 trat er mit seinem Vetter, dem Thron folger von Griechenland, seine bekannte Reise nach Japan an, wo er von einem Fanatiker beinahe ermordet worden wäre, weil er einen Tempel betreten hatte, der sür Ausländer heilig war. Im Jahre 1895, bei seiner Krönung auf dem Chodinkajafelde geschah das bekannte Un glück, das vielen lausend Menschen das Leben kostete und dem Zaren als ein böses Vorzeichen erschien. Im Jahre 1896 begab er sich mit seiner Gemahlin nach Kiew, wo großer Empfang stattsand. Die Balkons waren mit Fahnen ge schmückt, von denen eine plötzlich herunterfiel und seine Gemahlin beinahe getroffen hätte. Als er weiter nach Charkow fuhr, befand sich im selben Zuge Fürst Lobanow-Rostowsli, sein bester Freund, der früher Botschafter in Wien war. Dieser starb plötzlich im Zuge. Als er im Jahre 1900 in Livadia war und in seinem Park spazieren ging, winkte er einen Gärtner zu sich heran, der sehr schnell auf ihn, noch mit der Schaufel in der Hand zulief. Ein Geheim polizist, der hinter dichten Büschen versteckt war, vermutete ein Attentat auf den Zaren und schoß den Gärtner nieder. Da rief der Zar aus: „Unglücklich bin ich I Ich bin Gefangener in meinem eigenen Palast und kann mit keinem Menschen sprechen, ohne ihm Schaden zu tun." Besonders diese Gefangenschaft empfand der Zar stets sehr schwer. Dann kamen die Schrecken der Revolution und die verschiedenen „Zwischen fälle", die zur Versetzung eines ganzen Garde- Regiments nach Sibirien führten. Bekanntlich folgten dann die Meutereien der Schwarz- Meer-Flotte, durch die die Sicherheit des Staates schwer geschädigt wurde. Der russisch- japanische Krieg wurde auch von dem Zaren als ein schwerer Schicksalsschlag empfunden. Am allerschwersten empfand der Zar ober stets das Mißtrauen, das ein Teil des Volkes ihm entgegenbrachte, und das wiederum den Hof zwang, für den Zaren Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Im Jahre 1898 wollte er mit dem Grundsatz seiner Bewachung brechen und begab sich eines Nachmittags ohne irgend eine Be gleitung und ohne einem Menschen ein Wort davon zu sagen, nach dem Newski-Prospekt, wo er sich in einem Laden Handschuhe kaufte und in einem anderen Geschäft Zigaretten erstand. Im selben Augenblick, als er den Tabaksladen getrotzt, der sich aus trüber Jugend empor- gearbeitet bat, er, der Tausenden befiehlt, er ward zum Kinde, das nieinen Launen sich fügte und meinem Willen folgte. Und liebt er dich nicht, er, der so viel erduldet hat und noch dulden muß, und trug er dich nicht auf seinen Händen?' Bei den flehenden Worten HedwigS war die stolze Frau weicher geworden, sie strich kosend über daS weiche Haar ihrer liebreizenden Tochter. „Mama, gute, liebe Mama,* schmeichelte diese, »es gilt das Herzensglück deines Kindes. Er ist deiner Tochter wert! Du hast seinen geraden, offenen stolzen Charakter erkannt, du hast mich ihn lieben gelehrt; er hat dein Herz gewonnen wie daS meine. Betracht« sein Leben; der Arbeit, der Ehre und den Menschen geweiht, und vergleiche damit daS Leben, daS die Drohne führt, erbärmlich im Nichtstun, ver ächtlich im Genießen. Hier die modern« Trivialität, die von Vergnügen -u Vergnügen eilt und im Kokaingenuß Anregung sucht, dort der ernste Mann der Pflicht. Wie eklig und schal ist dies Drohnentum, daS hier triumphieren soll, weil der Mann der Pflicht und des Ver dienstes der Sohn eines Unglücklichen ist. Er liebt dich, und du könntest ihn von dir stoßen, nein, das tut meine Mutter nicht I" »Ich kenne dich nicht wieder, meine Tochter,* meinte jetzt dis Kommcrzienrälin im Tone der Verwunderung. „Wir sprachen jüngst, erinnerst du dich noch, über Liebe und Selbstmord, da urteiltest du ganz anders; damals warst du mein stolzes Kind.* verließ, iuhr der Stadtkommandant vorbei, der sofort mit allen Zeichen des Entsetzens erklärte, seine Stellung niederlegen zu wollen, wenn der Zar so waghalsig wäre. Die Erkrankung seines Sohnes war weiter für ihn ein furcht barer Sch'cksalsschlag. Nun kam der Krieg, der ihn Niederlage auf Niederlage erleiden ließ und ihm einen großen Teil seines mächtigen Reiches raubte. VolkswirtlckaMickes. Hilfsdienstpflicht für Landarbeiterinnen. Die ArbcÜSvcrhSUnisse in den Großstädten und die damit in Verbindung stehende immer wachsende Er höhung der Löhne tragen dazu bei, in immer steigendem Maße ländliche weibliche Arbeitskräfte der Scholle zu entfremden. Der Zug ber Land- - arbcitcrinnen in die Städte nimmt einen geradezu beängstigenden Umfang an. Die dadurch hcraufbe- schworrne Lage ist für unser wirtschaftliches Durch halten so gefahrdrohend, daß auf die Ausübung eines Zwanges wobl nicht länger verzichier werden kann. Bon interessierter Seite wird deshalb ver langt, daß auch sür die Landarbeiterinnen die Be rechtigung zur Ausgabe ihrer Arbeitsstellen baldigst an die Beibringung eines Abkehrscheines geknüpft werde. Der Einwand, daß die Frauen der vater ländischen Dienstpflicht nicht unterstellt sind, darf den Fortgang der Produktion und die Ernährung der Bevölkerung nicht in Gefahr bringen. Wenn nicht anders möglich, muß eben das Hilfsdienstgesctz ge ändert und auf die Landarbeiterinnen ausgedehnt werden. Die Knappheit deS Sohlenleders. Die Knappheit des nach der Deckung des HeereSbedarsS zur Verteilung an die Betriebe der Schuhindustrie verfügbaren Bodenleders läßt eine Zusammenlegung der Betriebe dieser Industrie erforderlich erscheinen. Die Zusammenlegung (die nur die Fabrikbetriebe, nicht das Handwerk erfaßt) wird durch eine Verord nung des Bundesrats in die Wege geleitet. Die Verordnung ermächtigt den Reichskanzler, die Her steller von Schuhwaren jeder Art, soweit sie bereits vor dem 1. August 1914 Schuhwaren hergestellt haben, auch ohne ihre Zustimmung zu Gesellschaften zu vereinigen, denen die Regelung der Herstellung und der Absatz nach Maßgabe der verfügbaren Roh stoffe und der volkswirtschaftlichen Bedürfnisse obliegt. Ausgenommen von dieser Zwangssyndizierung sind Heeresbeiriebe und Marinebetriebe sowie handwerks- nzäßige Betriebe. Gericbtsballe. BreSlau. Die 74 jährige Schwiegermutter der Hausmeisterin Ottilie Mende war im November 1916 wegen eines schweren Leidens gezwungen, in eine Krankenanstalt überzusiedeln. Beim Abschied übergab sie der Schwiegertochter ihre Ersparnisse von 150 Mark. Frau Mende verwendete das Geld sür sich und erhob auch ferner ganz eigenmächtig zwei Mal Armcngeld ihrer Schwiegermutter von monatlich 12 Mark. AIS nun im Januar die Kranke gebessert auS der Anstalt entlassen wurde, und die Unter schlagung entdeckte, erstattete sie Anzeige. Die An geklagte wurde zu 10 Tagen Gefängnis verurteilt. Bromberg. Der 37 Jahre alle Knecht Wilhelm Dobilaw aus Elsendorf, der aus Rache seinen eigenen Vater, den Ernährer von acht Kindern, durch daS Fenster erschossen und dann die neben dem Wohnhause gelegene Scheune in Brand gesteckt halte, wurde vom htesigenKriegsjustandSgericht zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Danzig. Bei den hiesigen Getreideschiebungen halte der Kriminalschutzmann Ehmann mit einem gefälschten Schreiben versucht, von dem veihaftcicn Prokuristen Siewert 5000 Mark zu erpressen. Elt mann wurde dafür jetzt zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt; sein Schwiegervater, der Steuerbote Lemke, erhielt wegen Beihilfe ein Jahr Gefängnis. Halle a. S. Frau D., die in zweiter Ehe ver heiratet war, hatte aus erster Elie einen Sohn, der im Felde stand. Obwohl sie also kein Anrecht aus Unterstützung hatte, bezog sie im ganzen 210 Mark, indem sie der Stadtverwaltung ihre Wiederverheira tung verschwieg. Wegen Betruges wurde sie zu 210 Mark Geldstrafe oder 14 Tagen Gefängnis ver tu teilt. Goläene Morte. Auf echte Religion des Herzens führt uns leicht alles: der Sternenhimmel, daS Abendrot, ja das Abendgeläute, jede Rührung, vielleicht mancher Schmerz. Jean Paul. Geist und Körper, innig sind sie ja ver wandt; ist jener froh, gleich fühlt sich dieser srei und wohl, und manches Übel flüchtet vor der Heiterkeit. Goeihe. — Hedwig darb ihren Kopf in den Schoß der Mutter und weinte. „Ich meine es gut mit dir, mein armer Liebling,* tröstete Frau Lang die Weinende. „Vertraue deiner Mutter!" „Sei mir auch jetzt Mutter, der das Glück ihres Kindes über die Gesellschaft und ihre Gesetze geht,* fleht« Hedwig und trocknete ihre Tränen. »Ich kenne mich selbst nicht wieder, ist daS die Liebe, dann bin ich glücklich, geliebt zu haben.* „Die erste Liebe ist eine Täuschung; ma» siebt da nur die Liebel* versetzte die Kommer- zienrätin mit einem Seufzer. „Und er? Sprich, darf ich ihn lieben, ihm angehören, darf ich glücklich sein?" „Ich will nicht ungerecht, nicht unbedacht handeln, erst ihn und deinen Vater hören, ehe ich mich entschließe,* sagte Frau Lang. „Dn tust mir leid, mein Kind, deshalb allein will ich milder jein, obschon die Ehre dieses Hauses un nachsichtliche Strenge erfordert. Nicht ich, sondern dein Vater hat hier zu entscheiden, mein Kind.' „Der Vater!' rief Hedwig erschreckt und bange Ahnung erfüllte ihre Seele mit tiefer Wehmut. »Er wird schwerlich dulden, daß sein Kind den Sohn eines . . .' »Halte ein, Mama,' schrie Hedwig schmerz erfüllt auf, »du quälst mich zu Tode; ich werd» nicht von dem Geliebten lassen, nie, hörst diz, nie; ich schwöre es dir, ich zchwöre es ihm zu.* u (Fortsetzung jmgt^
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