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Ottendorfer Zeitung : 01.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191802016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19180201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19180201
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-01
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 01.02.1918
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Der d-boot-Krieg 1917. Niit der Veröffentlichung des Dezember- ergebniffes ist der in den ersten 11 Monaten des uneingeschränkten U-Boot-Krieges vernichtete Schiffsraum aus rund 9 Millionen Br.-Reg.-To. und der gesamte Handelsschiffsraumverlust seit Kriegsbeginn auf öber13,9MilltonenBr.-Neg.-To. angewachsen. Fügt man für den Monat Januar das Mittel der drei letzten Monate des Jahres 1917 hinzu, so kommt man zu einem unge- fährrn Jahresergebnis von 9,6 Millionen Br.-Rs§ --To., die der Tätigkeit unserer U-Boote zum Op^r gefallen sind. Milien wir von jedem einzelnen versenkten Schiff die Größe und Art der Ladung, so würde uns der ungeheure Schaden, den unsere U-Boote in den letzten 12 Monaten den Gegnern zu- gesügt haben, noch bedeutend klarer werden. Es wird aber die überwiegende Mehrheit aller Handelsschiffe in Nachtangriffen vernichtet oder aus stark gesicherten Geleitzügen hsrauSgeschofsen. Häufig versinkt ein Dampfer schon wenige Minuten nach dem Torpedotreffer, und kein Über lebender kann über die uns interessierenden Einzel heiten Auskunft erteilen. Wertvolle, mit Kriegs material beladene Dampfer fliegen gewöhnlich sofort in die Luft, wenn der Torpedo sein Ziel erreicht hat, so daß man die Entlastung, dir der N-Boot-Krieg unseren Landstonten verschafft, zahlenmäßig gar nicht erfassen kann. In vielen Fällen drückt starke Bewachung das U-Boot so fort nach dem Angriff auf Tiefe, oder das U- Boot hängt sich an den Geleitzug an, um weitere Opfer zu erledigen, io daß für Fest- Pellungen keine Zeit bleibt. Dadurch wird nur ein winziger Bruchteil der versenkten Ladungen bekannt. Wenn wir jedoch die amtlichen Berichte des Admirvlftabes aus den letzten zwölf Monaten durchlesen, so bekommen wir immerhin einen kleinen Begriff davon, welche ungeheuren MengM und Werte an Ladungen den U-Booten zum Opfer gefallen sind. Konnten doch allein annähernd 560 000 Tonnen Kohlen (10 Mil lionen Zentner) als vernichtet gemeldet werden. Die wirkliche Zahl dürste ein Mehrfaches davon betragen. Neben den Kohlen spielen unter den versenkten Ladungen Eisenerz, Roheisen und Stahl »ine große Rolle, ferner Stacheldraht, Eisenbarrrn, Eisenbahnschienen usw.' Daneben erscheinen in den Versenkungsmeldungen Kupfererz, Nickelerz, Zinn und Kriegsmaterial, -. B. Munition und Sprengstoffe (deren An wesenheit sich gewöhnlich durch eine gewaltige Detonation kundgibt), Kraftwagen, Lokomotiven, Flugzeuge, Panzerautomobile, Granaten, Ma- schinMgewehre, Geschütze, U-Boot-Teile usw. Am 16. Juli wurde bekannt, daß wie nach träglich frstgestellt, ein unter den U-Boot» Erfolgen am 8. Juni oufgesührter Dampfer laut Ladeliste u. a. 67 verpackte Flugzeuge und Flugzeugmotvre an Bord hatte. In der zweiten Oktoüerwoche versenkte ein deutsches U-Boot im Kanal einen aus Amerika kommenden Dampfer mit folgender Ladung: 135 Feldgeschütze, 30 Haubitzen, 232 000 Granaten, 20 000 Ge wehre, 6 Panzerautomobile, 140 Maschinen gewehre, 11 Lastkraftwagen, 1500 000 Patronen. Weiter stößt man u. a. auf folgende als versenkt gemeldete Schiffsladungen: Tetröl, Treiböl, Schweröl, Schmieröl, Brennöl, Palm öl, Maschinenöl, Naphtha, Tran, Petroleum, Benzin, Gasolin, Weizen, Mais, Reis, Lein samen, Getreide, Mehl, Erdnüsse, Palmkerne, Eier, Butter, Wein, Zucker, Fische, Fleisch, Brot, Salz, Lebensmittel, Salzheringe, Käse, Zwie beln, Apfelsinen, Kakao, Büchsenfleisch, lebender Vieh, Viehfutter, Hafer, Heu, Flachs, Hanf, Baumwolle, Stoffe, Wachs, Kopra, Phos phate, Salpeter, Schwefel M Tonnen bekannt), Schwefelkies, Häute, Magnesium, Grubenholz, gesägtes Holz, Pech, Kalk, Tonerde, Chemikalien, Maschinenteile, Eismaschinen, Kühl ansagen usw. Selbst die kühnste Phantasie dürfte sich uur schwer eine zusammenfassende Vorstellung von all den versenkten Schiffsgütern und -werten machen können. Wieviel gemünztes Gold, wieviele Gold- und Silberbarren mögen auf den Grund des Meeres gesunken sein, wie viele Schecks, Wechsel, Zahlungsanweisungen, Verstrickt. Lj Roman von A. von der Elbe. (Fortsetzung.) „Hier gleich nebenan hat ein famoser Schnell- Photograph sein Zelt,* sagte Fritz, „was Meinen die Damen, ein Bildchen zum Andenken an den heutigen schönen Tag ? DaS lohnte sich.* „Was willst du, Mele?* fragte Mienchen. „Ach ja, ein Porträt von Grete Meyer, köst- AH,* sie kicherte. S>4 traten ein, die Herren wünfchien ein Gruppenbild von ihnen zusammen, allein die Mädchen wollten sich nicht darauf einlassen, und so wurde jeder einzeln in kürzester Frist ab genommen. Sehr ergötzt von ihren dämmerigen, nicht sonderlich vorteilhaften Kartenbildchen, über die sie viele Glossen machten, verließen sie den Künstler. „Nun sollten wir eigentlich die Andenken «Mäuschen,* baten die Herren. „Ich behalte meins!* rief Adele. „Nein — nein, es ist keine Ned» davon, das ich's her- gebe.' „Ich nehme das Bild meinem Vater mit,* sagte Meuchen und schob es in die Tasche. So hielt jede ihr Eigentum fest. Ein hübsches Wäldchen grenzte an die Fest wiese und die beiden Paare erreichten bald dru kühlenden Schatten der Buchen. Noch Singen die Mädchen zusammen, und die Mg-n Männer, die sich wenig zu sagen wußten, folgten. „Fritz ist unausstehlich,* raunte Minna t« Fr-undin ins Ohr." „Ich will mit dem unersetzliche Geschästspapierr und andere wichtige Schriftstücke. Rechnerisch festlegen können wir zwar den gesamten Schaden nicht, den die U-Boote den Westmächten zugefügi haben. Aber das ist sicher, daß im letzten Jahre die Entente die allergrößten Anstrengungen gemacht hat, um den entscheidenden Schlag gegen dir Mittel mächte zu führen und das Wort Kitcheners ein- zulöien, daß der Sieg der Entente im Jahre 1917 kommen werde. Trotz der ungeheuerlichsten Vorbereitungen auf feindlicher Seile und eines Materialaufwandes, wir in keinem Kriegsfahr zuvor, hat sich die Wagschale des Erfolges im letzten Jahr dennoch auf unsere Seite gesenkt, weil bas heldenhafte Heer in aller deutscher Treue und Zähigkeit standhielt gegen alle Massenstürme und den riesigsten Granatrnhagel wochenlangen Trommelfeuers, wie es die Ge schichte noch nicht gesehen hat. Weil aber die U-Boote anderseits dafür sorgten, daß der materiellen Übermacht unserer Feinde eine Grenze gezogen wurdes und veil in England, Frankreich, und Italien die Zufuhren an Roh stoffen knapper wurden, die zur Munitions- Herstellung gebraucht wurden. Ohne U-Boot-Krieg hätten die Feinde über eine Überlegenheit an Material verfügt, für dir wir kaum eine genaue Vorstellung haben. Daneben stiegen die Ernährungsschwierig keiten in allen Vielverbandsländern, dis wirt schaftlichen Nöte nahmen zu, Ein- und Nusiuhr stockten oder wurden stark vermindert. Ferner verschlechterte sich dir Valuta, Arbeiterunruhen entstanden, die Unzufriedenheit der Völker steigerte sich andauernd. Wir können, wenn wir das Ergebnis zusammenfassen, mit den Er folgen im ersten Jahre des ungehemmten U-Boot- Krieges vollauf .zuirieden sein. Wer wagt zu sagen, wie ohne ihn unsere Lage heute wäre? Große Erfolge hat das erste Jahr gebracht, einen größeren wird, so Gott will, das zweite bringen: „Den endgültigen Siegl* PollMcbs NcmeschlemS. * Unterstaatssekretär Müller sprach auf der Tagung der Landfrauen in Berlin über unsere Ernährungsaussrchten bis zur nächsten Ernte. Er führte u. a. aus, daß es in den nächsten Monaten bis zur neuen Ernte etwas knapp zugehe und mit dem Vor schreiten der Zeit immer knapper werden würde. Im großen und ganzen fei er jedoch überzeugt, daß die jetzige Ernährungsmenge betbehalten werden könne. Voraussetzüng sei jedoch, daß die Land wirte alles abliefern. Vor allem müsse der Schleichhandel in jeder Form bekämpft werden, also auch der immer mehr aufblührnde Tausch handel. * Ein neuer Gesetzentwurf über den Kriegszustand ist an Stells des Gesetz- entwmsS Heine dem Hauptausschuß des Reichs tages von dem Unterausschuß vorgelegt worden. Danach wird daS Gesetz über den Kriegszustand vom 4. Dezember 1916 dahin abgeändert, daß bis zum Erlaß des in Artikel 68. der Reichs- Verfassung angekündigten Gesetzes über den Kriegszustand gegenüber den Anordnungen der Militärbefehlshaber eine militärische Zentral instanz als Aussichlsstellr und eine besondere Beschwerdestelle errichtet wird. Diese Beschwerde stelle ist ein Senat des ReichsmilitSrgerichis, bestehend aus vier richterlichen und drei mili tärischen Mitgliedern. Die näheren Anord nungen ergehen durch kaiserliche Verordnung. Dieser Gesetzentwurf findet auf Bayern keine Anwendung. Im Hauptausschuß wurde dieser Antrag nach längerer Debatte ab gelehnt. L>stEsich-N«g«m. * über die Friedenshoffnungen äußerte sich der Chef deS Generalstabes Frtzr. v. Arz. Er verwies darauf, daß mau immer nur von der Möglichkeit eines baldigen Friedens schlusses mit Rußland spricht und dabei ganz übersieht, daß die übrige Entente noch keinen Schritt zum Frieden getan hat. Er fuhr fort: Sie sehen, wie heftig sich selbst Rumänien gegen den Eintritt in Friedensverhandlungen sträubt. Italien scheint zu übersehen, daß wir tief in seinem Gebiete stehen. M spricht noch immer von der Angliederung von Triest und Trient. Mit keinem Warte hat die Entente bisher die Selbstverständlichkeit der Rückgabe der deutschen Kolonien betont. Aus all diesen -Gründen er scheinen mir dir hochgespannten Fricdenshoff- nungen, die sich in den letzten Wochen in der Bevölkerung verbreitet haben, verfrüht. KhaiMkich« * Die bevorstehende Konferenz der Verbündeten in Paris wird aufs neue die Kriegsziele prüfen. Man nimmt an, daß im Anschluß an die Konferenz eine gemeinsame Erklärung des Verbandes über die Kriegsziele erfolgen wird. — Die Stimmung in Frankreich wird immer gespannter. Der Fall Caillaux nimmt das öffentliche Interesse vollständig in Anspruch. Es wird immer sichtbarer, daß seine Aufrollung ein schwerer Fehlgriff Clemrnceaus war. EAglmr». * Im Oberhaufe gab Earl Curzon auf eine Auflage über die englisch-persischen Beziehungen Auskunft. Er erklärte, daß die persische Gendarmerie, die jetzt unter eng lischem Kommando steht, ihrem Lande znm Segen gereiche. England wünsche, daß Persien nemral bleibe, und wird nichts unternehmen, was die Unversehrtheit deS Landes antaste. Der englisch-russische Vertrag über Persien vom Jahre 1907 wird infolge der jüngsten Ereignisse in Rußland als aufgehoben betrachtet, und die englische Regierung wird die Lösung der persi schen Frage erneut in Erwägung.ziehen. MM»«?. *Nach den letzten Meldungen steht Italien vor der schwersten Lebensmittel krisis, die es feit Kriegsausbruch durch machte. Die Vorräte.seien derart zusammen- geschmolzen, -daß von einem Aushalten bis zur nächsten Ernte, wenn die Zufuhren zur See nicht stark zunebmen, nicht die Rede sein kann. Mr Kohlenmangel drohe einen großen Teil der Kriegsindustrie in absehbarer Zeit stillzu- legen. .Corriere della Sera' verweist auf den Tauchboolkrieg im Mittelmeer, der die Ver sorgung Italiens erschwere, während der Feind von den Boralpen bis zur Piave einen neuen Vorstoß vorbereite. Daß es sich nicht um leere Mutmaßungen deS Mailänder Blattes handelt, zeigen die vielen Ministerkonferenzen der letzten Tage und auch die Pariser Reise Orlandos. Schweiz. *Der Bundesrat hat einen Beschluß gefaßt, wpnach derjenige, der in gewinnsüchtiger Absicht die Internierung od er Heims ch affung von Kriegs- und Z i v i l gefa n gen en vermittelt oder dies versucht, mit Gefängnis bis zu einem Jahr und Geldbuße bis 5000 Frank bestraft wird. Bei Gewerbsmäßigkeit wird die Strafe verdoppelt. Beide Strafen können ver einigt und die Handlungen auch bestraft werden, wenn sie im Ausland begangen werden. Ver folgung und Beurteilung liegt den kantonalen Behörden ob. * Das Militärdepartement hat den Entwurf zur Schaffung eines Arbeitsamtes für Bodenverbesferung fertiggestellt. Zu den Arbeiten sollen herangezogen werden Arbeitslose sowie fremde Deserteure, Refraktäre, schweizerische Landsturmmänner und Hilfsdrenst- pflichüge. Zivildienstpflichtige sollen mit einigen Ausnahmen alle Schweizer und Schweizerinnen vom vollendeten 14. bis zum Mückgelegten 60. Altersjahr sein, wobei insbesondere alle jene Personen zum Zivildienst herangezogen Verden, die aus der Landwirtschaft hsrvorgegangsn, aber seit längerer Zeit zu einer anderen Beschäfti gung übergegangen sind. Norwegen. * Dis Arbeiterpartei beschloß in einer Ver sammlung, der über LOM Personen beiwohnten, energisch für dir Abschaffung des Mili tärdienstes und aller Betriebe, die für Kriegsbedarf arbeiten, einzuireten. Diese Em- stellung sei- notwendig im Hinblick auf die Teue rung und die drohende Hungersnot. Der Weg fall des Militärdienstes und die Umwandlung der Kricgsbedcmsfavnken seien unbedingt er- forderllch, um eine Steigerung der Lebensmittel- erzeugung zu erzielen. * Die Errichtung eines Kri«HA- kabiusittz ist durch eine Gesetzesvorlage ver langt worden, die von einer großen Zahl Ab geordneten im Kongreß der Ver. Staaten ein gebracht werden ist. Das neue Kriegskabinett soll aus drei angesehenen Bürgern von er- wieMrm organisatorischen Fähigkeiten bestehen. Im Grunde bezweckt das Gesetz eine Ein schränkung det Macht deS Präsidenten, die während des Krieges nach der Verfassung nahezu unbeschränkt ist. Präsident Wilson hat sofort eine Erklärung gegen die Bildung einer solchen Kriegskabinetts veröffentlicht, in der er versichert, daß bereits Reorganifationsmaßregeln getroffen seien. Die ganze Blamage des ameri kanischen Rüstungswesens gegenüber den Ver bündeten ist damit enthüllt. Oie „Cmäen"-^adrren. War Kapitän v. Müller erzählt. Der im Haag internierte frühere „Emden*- Kommandant Fregattenkapitän v. Müller hat einem Mitarbeiter des W. T.-B. ein« Unter redung gewährt, ans der folgendes hervor zuheben ist: Der Kreuzerkrieg im Indische» Oze««. Wer feine „Emden*-Fahrten sagt« Kapitän v. Müller, es sei für ihn seinerzeit eine große Freude gewesen, daß sein Geschwaderchef Graf Spee seiner Bitte um Entsendung mit seinem Schiff zum Kreuzerkrieg in den Indischen Ozean bei einer Sitzung in einer stillen Bucht der Südsee entsprochen habe, über die Unter nehmungen der „Emden* etwas zu berichten, lehnte er ab mit der Begründung, er sei dabet, einen ausführlichen dienstlichen Bericht über seine ganze Fahrt anzuferügen. Eins wolle er aber bei dieser Gelegenheit.feststellen: DaS Gefecht mit dem englischen Kreuzer „Sydney* habe nicht s» lange gedauert, wie offenbar vielfach angenom men werde. Dafür sei die artilleristische Über legenheit des außerdem durch Seitenpanzer geschützten Engländers doch zu groß gewesen. Außerdem habe sich das Fehlen der LandüngS- abteilung von insgesamt 45 Mann mit Offi zieren besonders bei dem MunitionStranSport außerordentlich nachteilig bemerkbar gemacht. Es sei eine schwere Entschließung für ihn ge wesen, sein zum Wrack geschossenes Schiff auf zugeben, aber es sei nichts anderes übrig- geblieben, nachdem sämtliche Geschütze ihm als unbrauchbar gemeldet und auch die Verwendung der Torpedowaffe unmöglich geworden war. — Uber seine Behandlung als Gefangener durch die Engländer hatte Kapitän v. Müller in mancher Hinsicht zu klagen. Geradezu un erhört benahm man sich gegen den „Emden*- Kommandanten, dessen ritterliches Verhalten die Engländer so gerühmt hatten, auf dem Linien schiff „London*, daS ihn nach England brachte. Der Kapitän v. Müller ist überhaupt der An sicht, daß allgemein die Behandlung unserer Gefangenen durch die Engländer durchaus nicht so ritterlich ist, wir offenbar vielfach in Deutsch land angenommen würde. Einen peinlichen Eindruck mache auch das Bemühen der Eng länder, aus der Unterbringung und Verpflegung ein Geschäft zu machen. Hieran feien in erster Linie dir in den Lagern kommandierten eng lischen Unteroifiziere beteiligt, die die Ge fangenen beim Kantinenbetrieb usw. übervor- tellen. Einen Fluchtversuch habe er trotz Kenmms seiner bevorstehende« Überführung uud Internierung unternommen, weil es sein brennender Wunsch gewesen fei, in jein Vaterland zarückzukehren und ihm von neuem mit der Waffe zu dienen. Die Aus sichten sür Un Gelingen der Flucht seien ihm und seinen Kameraden durchaus nicht so gering erschienen. Seine Absicht war gewesen, im Segelboot die englische Küste zu verlassen. Wesentlich erschwert wurde der Fluchtversuch durch die verspätete Fertigstellung des 30 Meter langen Tunnels aus dem Lager heraus, de anstatt, wie beabsichtigt, Anfang August er, Ende September fertig geworden sei. albernen Bengel nicht mehr tanzen, lieber gehe I ich in den „Kranz* zurück und helfe Butterbrote schneiden.* „Bleib nur hier, es ist hier ja himmlisch, und wenn du mit mir untergehakt gehst, kann dein Vette? dir nicht zu nahe kommen.* ES waren im Gehölz Wege angelegt und da und dort Bänke ausgestellt und hier unter dem Frieden der hohen Bäume, wohin der Lärm auf der Schützsnwiesr nur gedämpft klang,' erholten sich verschiedene Spaziergänger vom Festgrwühl. Man schritt weiter ins Wäldchen hinein, die Mädchen setzten sich, dis Männer blieben vor der Bank stehen und bemühten sich, ihre Damen zu unterhalten, eS wollte aber nicht recht' glücken. Minna war wortkarg, der von ihr mißhandelte Fritz maulte, und Denta empfand bei aller Keckheit uud Gewandiheit die Aufgabe, mit zwei Schönen zugleich deutlich zu kokettieren, beide von seiner ausschließlichen Neigung zu überzeugen, als schwierig. Er tat indes sein bestes, erzählte von ähnlichen Feiern, wie die heutige, in seinem Vaterland, sprach von ungarischen Naiionaltänzen und begann endlich auf einer Waldwiesr, während aus dem Zelt die Musik von fern hsrübergellte, eine eigenartig« Melodie pfeifend, den Tschar dasch , diesen feurigen ungarischen Tanz, vorzu- führsn. Er war sehr gewandt, sehr lebbast und vollkommen mit allen Bewegungen und Touren vertraut. So ward die kleine Vorstellung, welche Denta gab, für all« ein anregender Genuß, an dem auch einige Vorübergehende stillstebend teilnahmen. Ler sich bildende Kreis, als dessen Mittel ¬ punkt sich auch dir Mädchen fühlten, fetztr diese in Verlegenheit, und sie erklärten nun, nm- kehren zu müssen. Der Ungar trocknete sich beimlich die Stirn, er hast« sein möglichstes ge tan. In neidischer Bewunderung' sah Fritz zu ihm aut. ' , ' Die Freundinnen waren von dem Bilde des gewandten MannsS erfüllt, er erschien ihnen unvergleichlich, und sir verstummtru gegeneinander, um sich nicht durch begeistertes Lob zu ver raten. Vielleicht ahnten sie auch, daß er schwanke, oder mit ihnon beiden liebäugle, und ein leises Langen der Eifersucht schloß ihre Lippen. Kaum waren sie eine kleine Strecke im Walds gegangen, is begegnete ihnen Frau EhlerS mit ihrer Schwester, der Wirtin, dir sich für kurze Zeit losgeriffen hatte: „Da sind die Kinder!* rief Fritzens Mutter. „Ich wollte auch mein kleines Vergnügen haben, zu Hause alle Hände voll zu tun, aber einmal muß ich meinen Jungrn mit Mienchen tanzen sehen. AllonS, Fritz, gib deiner Kusine den Arm und dann kommt auf den Tanzboden!* Fritz gehorchte mir zu gern, und Minna, bedroht von einem Blick ihrer Mutter, die, wie sie wußte, den Vetter für eine passende Partie hielt, wagte den ihr mit freundlicher Einladung sntgegsngsbogenr» Arm. nicht auSzuschlagen. Wie im Triumph Zogen die Mütter mit dem eingcfangenen Paar davon. „Ich denke, dir Gnädige hegt kein allzu großes Verlangen nach dem Lola! ha, in dem Lisr, Schnaps und üble Zigarren duften, und Gestampft und Gejohl gewiß zugenomme» haben?" sagte Denta Zu Adele. „Nein, wirklich nicht,* rief sie lebhaft; daN« aber, als er ihren Arm in den seiye» zog «nd sie zur Seite in einen grünverhangenen und doch von der tiefstehenden Sonne durchsunkelten Waldweg führte, begann sie zu erschrecken und suchte sich von ihm zu lösen. Er aber erkannt« seinen Vorteil und hielt sie fest. „Vitt' schön, Gnädige, fchaurnS, wie lieb herrlich es da drinnen ist. Lassens uns doch « bissel wie zwei oute'Freunde plauschen. Ein kleines Pcomenadle mir wird Ihne kei' Perl' aus der Kron' nehmen.* Er plauderte unbefangen weit«?, machte sie auf die piepsenden Vögel, huschender Eich kätzchen, den flatternden Schmetterling aufmerksam und blieb bei einer einsamen Bank stehen, auf dir sie sich setzten. Da er alles gemütlich und selbstver ständlich tat und sagte, wäre sie sich albern vor« gekommen, wenn sie Einwendungen gemacht hätte, aber sie empfand such weder Mut noch Lust dazu. Und war denn dieser Spaziergang zu Zweien nicht von LezsuLerndem Reiz? Eie fühlte sich iil seinem Bann; üe glaubte noch nie einen io wunderschönen Sommerabend genossen zu haben. Vor dem Platz, auf dem sie saßen, lichtete sich der Wala, ein« Wiese mit Heuhaufen breitste sich vrw ihnen aus, dahinter das Städtchen. Bor «imM: Häusern mH man bunte Fahnen flattern, das Heu duftet«, und das Gerüu'ch vom Frstp'atz käme «m schwach herüber. „Plan mochte hier ganz jchwÄmmfH werden,
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