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Ottendorfer Zeitung : 27.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191801274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19180127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19180127
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-27
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 27.01.1918
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daß er seine Londoner Stellung auf^ uni bei einer Druckerei in Edinburgh Arbeit nahm. Wie es der Zufall wollte, übertrugen um diese Zeit Carlyles Verleger dieser Edin burgher Firma den Drück ihrer Bücher, und so kam es, daß der aus London vor Carlyle geflüchtete Setzer sich eines schönen Tages wieder einem Manuskript desselben gegenübersah. Er soll in die Worte ausge- krochen sein: „Verdammt noch eins, dieser alte Lump veriolgt mich wirklich noch bis hierher nach Edinburgh!" Auch der englische Feldherr Wellington schrieb übrigens, ww man so zu sagen Pflegt, eine geradezu grausame Hand schrift, und es wird erzählt, daß einst einer seiner Befehle ihm zurückgefandt werden mußte, weil sich niemand sand, der die Geheimnisse der Wellingionschen Schrift zu enträtseln vermochte. Wellington, der sich des Inhalts auch im ersten Augenblick nicht zu erinnern vermochte, war aber selbst nicht imstande, seine eigene Schrift zu eutMern. GeriMskatte. Berlin. Ein Russe, Iwan Jotsch Brszegowski, der aut eine unervärvche Werse mitten im Kriege au» seiner tief in Ruhland liegenden Heimat nach Berlin gekommen war, batte sich vor dem Straf richter zu verantworten. Der Angeklagte war ohne Schwierigkeiten nach Berlin gekommen, um sich hier Arbeit zu suchen. Da ihm die« mangels genügen der AuSweirpapiere nicht gelang, legte er sich ans den Taschendiebnah!. Al» er gerade cmem vor ihm stehenden Herrn die Geldbörse aus der Ta-che ge zogen hatte, drehte sich dieser um packte ihn am Kragen, gleichzeitig nahm sich ein zweiter Herr seiner liedtvoll an. Iwan hatte da» Pech gehabt, aus gerechnet bei zwei Beamten der TaschendiebtzahtS- koMrolle seine Langfingerknnst zu probieren. In seinem Besitze wurden noch 818 Mark vorgenrnden. Das Gericht verurteilte den geständigen Angeklagten zu 1 Jahr Gesängns». echen einer le privat« ötahl- und inem Teil ne Meng en müssen, nugelührle rcht haben. iburgs er- er Nepu - und nörd- ur Ukraine rächst aus sozialisli- >en. De-l - Republik rnSki und. i. rhiest Lie mgreß der istlMMUttU Bevölke- S Selbst rundsätzen 23. De- r r e st a n i Bündnis ik. erklärt alrat ge- der nicht- zuerkannt rntenhauS : Lansing, chutz der rach dem >t verbür- id Unter st wieder derWelt Artillerie- an den selballone Ypern in Nern. — ront rege egSschau- mpfe. — ndlungen nid fort- irtätigkeit den öst- mittlercn an der und drei e Feuer- t. — An gkeit. — che über scharfen lrlillerih- Jtaliener Gebirgs- lta und erieiätig- sstoßendr n nufere :d Piave Erkun« ßten bei ind über in Brest- - ort. In nsse Au- ^arteien, , es Ein- Laier, ;, be- le nicht solchem twolsS, >en, so t wird, w, die reinlich td ein, Ullstein, t ihm er sein Adel« grelle üttmeu einen Ninna >t ein u Haft waucn sährst, »mu Nock > frei- öchSn- rüber- >chön- Von uncl fsrn. Verkehrsnöie im Reiche. DaS Schnee- «nd Frostwetler der letzten Tage hat große Störungen im Postverkehr zur Folge gehabt. Beim Postamt in Kirn a. d. Nahe hat der Be trieb vollständig eingestellt werden müssen, weil das Posthaus über einen Meter tief im Wasser steht. Auch der Telegraphen- und Fernsprech verkehr halte wieder Stockungen erlitten, na mentlich sind die Verbindungen nach dem Rhein land,. Welliglen und nach dem Norden betroffen. Im Bezirk Hamburg ist das Gestänge auf viele Kilometer umgeworfen. In Hannover sind allein 2500, in Braunschweig rund 2200 An schlußleitungen im Ortsfermprechnctz betciebS- unfähig, daneben auch fast sämtliche Fern leitungen. Auch das große Kabel Berlin-Köln ist unterbrochen. Doch hofft man, es bald wieder in Beirieb setzen zu können. In Berlin konnten am Mittwoch nur Werlpaketbestellungen statlfinden. Auf dem Lahnhofe lagerten große Paketmassen, deren Abiuhr unmöglich war. Das ungewöhnliche Welter hat in der Reichs- Hauptstadt eine Lerkehrsnot zur Folge gehabt. Die Straßenbahn haue ihren Betrieb zum größten Teile eingestellt und erst nach und nach kann der frühere Verkehr wieder ausgenommen »»erden. Hochwasser ««d Überschwemmungen Di« Matze tzat aui weite Strecken das Land überschwemmt. Bei Dietersheim ist der Damm gebrochen. DNS Wasser hat einen Teil des Ortes überschwemmt. Der Schaden isi sehr groß. Lie Ttnw»hner sind ans die Dächer ge flüchtet. Sie werden durch Nacken aus ihrer Lage bewein vr ist noch ein weiteres Steigen deS WasserS zu erwarten. Auch an anderen Stellen find Dammbrüche vorgekommcn. Der Rhein ist, in den letzten 24 Stunden um mehr als «inen halben Dieter gestiegen. Auch die Werra führt Hochwrsser. — Lie bekannte Wall- fahriSkircke in Mariental ist durch einen Wolken bruch und die Schneemassen unter Wasser gesetzt DaS Hockwasser ist bereits über den Damm von 1873 gestiegen. München gibt keine Lebensmittelkarten an Fremde ans. Nach einem Beschluß der Stadtverwaltung soll die Lebensmittelversorgung der Fremden in München erneut eingeichiänki werden. Ausländer erhalten überhaupt keine Marken mehr, ebenso alle diefenigen Fremden, die weniger als acht Tage sich in der bayerischen Hauptstadt aushaltrn. Nnd find attznmal Sünder. . . Wie aus einer thüringuchen Stadt gemeldet wird, Wurde dort vor einiger Zeit seslgestellt, daß metzrere dortige Hoteliers Fleisch aus heimlichen Echlachtungett erworben und dasselbe ohne Ab gabe von Fleischmarken an Täfle abgegeben hätten. AIS die Angelegenheit nun so weit ge diehen war, daß sie gerichtlich geahndet werden konnte, erklärten sich sämtliche Richter, die für den Vorsitz des Schöffengerichts in Fragt kommen, sür befangen. Sie hätten in den be treffenden Hotels verkehrt und wohl hier und da beim Abendessen Fleischspeisen ohne.Marken Verzehrt. Die Sache soll nunmehr nächstens vor einem benachbarten Schöffengericht verhandelt werden.. Die Stadt ohne Koukurs. Die schlesische Stadl Oppeln gehört zu den wenigen Städten, deren Dürsern eS so wohlergeht, daß nach amt licher Feststellung während des ganzen Jahres 1917 kein einziger Konkurs eröffnet zu werden brauchte. Selbstmord im vollen Brautstaat. Im vollen Brautstaat, mit weißem Kleide angetan, verübte die IS jährige Tochter eines. Hotel- angestellten in Plauen Selbstmord durch Gas vergiftung. Unglückliche Liebe hat die Lebens müde in den Tod getrieben, wie aus einem hinterlassenen.Briefe hervorgeht. Gold gehört dem Vaterlands! In der Wohnung einer pensionierten Lehrerin in OhligS entstand nachts Feuer. Der Brand griff derart schnell um sich, daß .die alle Dame nur mit knapper Not gerettet werden tonnte. Unter den Trümmern des Hames, da» vollständig au»° brannte, fand die Feuerwehr eine größere Summe Geldes, darunter 2600 Mark in Zwanzigmarkflücken. Budapest als Grostuateruehmerin. In einer außerordentlichen Sitzung des Magistrats der Hauptstadt Budapest wurde das Programm der im nächsten Jahrs vorzunehmenden Groß- nnternehmimgen sestgestellt. Die Kosten dieser umfangreichen Unternehmungen belaufen sich auf 400 Millionen Kronen. Zur Deckung dieser Summe soll eine Anleihe in Höhe von 300 Millionen Kronen ausgenommen werden. Tencruttgsnnruhrn in Spanien. Die durch die Teuerung hervorgerufene Unzufrieden heit nimmt im größten Teile der Provinz immer größeren Umfang und an einigen Punkten eine beunruhigende Wendung an. Telegramme aus Santander, Malaga, Valencia und Barcelona belichten über Kundgebungen, die ausschließlich von Frauen veranstaltet wurden. In Barcelona wurden über 30 Frauen beim Einsturz der von sekretärS des KriegSernährungscimlS dahin aus, daß im Interesse der Förderung des Kartoffel anbaues eine Herabsetzung des Preises für Kar toffeln gegenüber dem Preise sür 1917 nickt an gängig fei. Der KartoffelpreiZ wird sich daher auch im Jahre 1918 ebenso wie im Jahre 1917 auf einem Grundpreis von 8 Mark sür den Zentner Frühkartoffeln und 6 Mark für den Zentner Spät- kartoffeln auszubauen haben. Wie bisher werden, je nach der Anbaugegend und bei Frühkartoffeln auch nach der Llefernngszeit, Zuschläge sestzusetzen sein, deren nähere Ausgestaltung ebenso wie die Frage, ob und in we chec Höhe SchnelligkeitS- und Nnfudrprämien zu gewähren find, späterer Ent schließung Vorbehalten bleiben muß. Wer kann lelen? U n fre i w i lli g e „G e h c i m s ch r e ib er". Unter den Leuten der Feder gibt eS gar manchen, dessen Handschrift für jeden gewöhn Oer Kleingärtner. Einfassung der Wege. Sobald man einen Garten selbst bearbeitet, sucht man ihn auch so hübsch wie möglich zu gestalten, und da findet man gleich die Notwendigkeit, die Wege einzusassen. Die> Einfassung kann nun auf ver- schieden« Art und Weife geschehen, wie ja auch der Geichmack deS Menschen sehr verschieden ist. So sieht mau Einfassungen aus umgekehrten Mineralflaschen, aus Ziegelsteinen, aus Zink- streifen. Sie sind alle besser als gar keine, wirken aber meist steif und unnatürlich. Eine der schönsten Einfassungen bietet der Burbaum, aber auch der deutsche Zest ist zu empfehlen. Von Gewürzpflanzen ist der kleine Dinsenlauch sehr praktisch, der ein gutes Gewürz zu den Kartoffeln beseit. In Gegenden, wo Bruch- steine zu Haden sind, liefern auch diese eine AUlb Elnsttssung. »LIU»», von der österreichisch-ungarischen UriegMuLe in Italien. Noch immer ist die ungc eure Beute, die bci der Offensive in Italien den Siegern zufiel, in ihrer Gesamtheit nicht geborgen, v etieicht auch aus dem Grunde, daß injwhchen schon viel neue Hinmae- kommen ist. Immer noch wird wertvolle Beute an Waffen und sonstigem KriegSmaierial abtrauSportiert. Auf uruercm Bilde sehen wir, ime italienische Mmenwerser von öüerleichisch.nngarychen Soldaten adlrantportiert werden. der Menge besetzten Treppe der Präfektur ver letzt. In Santander sanden Zusammenstöße zwischen Frauen und der Polizei statt. In Malaga warsen über tausend Frauen mit Steinen gegen die Bürgerhäuser. Die städtischen Bureau» wurden beschädigt. Die Kaffeehäuser und KlubS wurden durch di« Gendarmerie ge räumt. Eine spanische Kaserne in die Luft geflogen. Nach einer Havasmeldung ist in Bilbao die Kaserne Reina Vicloria, in der eine Waffen- und MunitionLmederlagr unler gebracht war, infolge eines Brandes in die Luft geflogen. VolkswiEcbaMLckss. Kartoffelanbau im Jahre 1918. Im par- lameittalijcyen Beira! des KeiegSernährungsamtS ist türzlich im Anschluß an d:e Berhandlunsen im HauShaltsaiikschuß des preußischen Abgeordneten hauses die Frage der Förderung des Kartoffel anbaues im Jahre 1918 behandelt worden. E» be stand darüber Einverständnis, daß der Kartoffel- anbau im kommenden Wirtschaftsjahr nach Mög lichkeit gefördert werben müsse und daß e» zu diesem Zweck« dringend erwünscht sei, den Landwirten schon jetzt darüber Gewißheit zu verschaffen, daß sie mit einem den Mühen und Kosten de« Anbaues ent sprechenden Preise rechnen können. Nach längeren Er- örierungen sprach sich dec Beirat m seiner über wiegenden Mehrheit unter Zustimmung de» Staat»- lichen Sterblichen ein ewig unlösbares Nätse bildet. So gab es bei der Schrittleilung einer großen Tageszeitung einen Kollegen, dessen ur- jchnftlich« Manuskripte nur von einem be stimmten Setzer gelesen und gesetzt werden konnten. Mit dem Beginne des Weltkrieges wurde unglückeligerweise dieser begnadete Schriftdeuter und -Setzer eingezogen. Da war zuerst guter Rat teuer, aber im Zeitalter der Stenographie und .der Schreibmaichine war bald ein rettender Ausweg gesunden. Der Herr Kollege mit der natürlichen „Geheim schrift" mußte fortan sein« Artikel einem der Sekretäre diktieren, der sie dann in Maschinen schrift übertrug, und di« sonst so schwierig er scheinende Fragt war zu allgemeiner Zufrieden heit gelöst. Aber alle? ist bekanntlich schon dagewesen, And so hat auch dieser „Geheim'chreiber" schon manchen, auch berühmten Vorläufer gehabt. Der durch seine Geschichte der sranzöfiichen Revo lution bekannte englische Historiker Thomar Carlyle war auch mit einer solch schauderhaften Handschrift behaftet, daß seine Verleger in ständigen Schwierigkeiten schwebten, wie sie lein« Schriften setzen lassen sollten. Auch hier sand sich ein beson.er» befähigter Setzer, der die Carlyleschen Hieroglyphen zu deuten ver mochte , aber der fMuu wurde durch diese verantwortungsvoll« Arbeit so hochgradig necvöS, Vermischtes. Das tägliche Brot Europa». Die,Con tinental Limes' bringt folgende interessante Zu- mmmenstellung der Brotrationen, die in den verlchiedeneu europäischen Staaten setzt zur Ver teilung kommen: „Deutschland und Österreich geben auf den Kopf uud den Tag 280 Gramm, die Türkei 250 Gramm, Bulgarien 500 Gramm, England verteilt 260 Gramm,Italien 250 Gramm, Frankreich nach den neuesten Nachrichten nicht mehr al» England. So weit da» tägliche Brot in Betracht kommt, sind also die Eutenleländer schlechter daran als die Zentralmächte, die jene auszuhungern hofften. Das Bild wird nicht besser, wenn man Rußland noch den Enl«nie- ländern zurechnet. Rußland hat jeden Eelreide- export verboten und hat dennoch Hungersnot im Lande. Dagegen stehen dl« Neutralen glück licher da. Dänemark gibt die größte Ratio« aus, nämlich 315 Gramm. Es folgt Norwegen mit 285 Gramm, Schweden, Holland und die Schweiz müssen sich mit 265—250 Gramm be gnügen. Die britische AuSbungerungSpolitik der Zentralmächte ist den Urhebern über den Kopf gewachsen. Sie hat dar Gespenst einer Welt- Hungersnot herambeschworen." Wolfs sind auch so bedenkliche Käuze, denen ist nicht zu trauen." Nachdem Mienchen .ihr» Arbeit sorg fällig zusammengelegt hatte, gingen sie in das Hau» nnd in deS MidchrnS Zimmer. Während die Freundin forttief, schlüpfte Adele in die Küche und mach!« die gutmütige Mutter EhlerS zu ihrer Vertranten. »Kind — Kind," sagte die Frau kopf schüttelnd, während sie Erbsen aulpalt«, »wenn das man nicht schief geht. N«, vor mir brauchen Si« nicht bange zu sein, ich halt'« mit der Jugend, die muß ihren Spaß haben, ist ihr Rechts aber so denken mein Lebtag nich' alle Leute." Endlich kamen Menchen und Käte mit großen Karton» beladen ins Han». Dje Braut war «in. rundliches, freundliches Mädchen, etwas älter al« die beiden anderen, «ber nych frisch und lustig. Nun ging e? ans Besehen, Ausstichen und Nnpcobieren, T » drei jungen Freundinnen ' glühten vor Vergnügen. In Käte regte sich die Verkäuferin, sie lobt« und prie» an. Mienchen war unparteiischer, sie haste Geschmack sür dar Solide und Feine, und Adele, übermütig, nur an eine Verkleidung denkend, konnte Blute und Hut nicht kraß und gewöhnlich genug be- kommen. „Ich finde diese himmelblau« Blus« süß/" sagt« Mienchen. Sie trat damit vor den Spiegel «np hielt sie sich an» Gesicht. „Wenp du sie morgen ««tragen hast, kannst du sie mir wieder- schenken." Adelt stand neben ihr, sie neigten ihr, braunen Scheiiel 'zueinander. „Ihr seht euch wirklich ähnlich, wie zwei Kusinen!" „Ja, Susanne gleicht mir auch gar nicht. Wenn du Übrigens die blaue Bluse gern haben willst, Minna, so kann ich sie dir gleich kaufen, dann ziehst du sie morgen frisch an. Taut« Jose hat mir gestern wieder zwanzig Mark geschenkt, und ich hatte noch reichlich Taschengeld." Slürmv'ch siel ihr die Beschenkte um den Hals. „Sich, bist du gut, mein Deelchen- mein HerzenS-Deelcheu, ich liebe dich ja auch über alle» und dank« dir tausendmal!" Adele traf sür sich «ine ander« Mahl. Sie ,erkor eine dunkelroie Bluse mit großem, weißem Muster. „Nimm mir'S nicht übel, die ist scheußlich l" rief Mienchen. „Schadet nichts, sie sieht lustig und etwas ordinär auS, mehr will ich nicht. Und dazu paßt dieser große, gelbe Basthut mit dem hohen ponceau Mohn. Ein himmlischer Kostüm!" „Sie haben ganz recht, Fräulein Adele," sagte Käthe auf die Etiketten blickend und be merkend, daß dir gewählten Sachen ziemlich hoch ausgezeichnet waren. „Die beiden Farben von - Stoff und -Blumen passen vortrefflich zu einander, nnd in diesem Aufzug wird kein Mensch da«'Fräulein v. Bernhammer quS Morse verminen." > ' ' 5. ' . ' Frau IosepHme.bKürworteleckei-i^ daß Arel« am Soninag morgen ziemlich früh Nach Wohlden fahren/durue.^M ynl Essler» zur Küche 'Men. uiidbi^Leutchen aßen da ja lächerlich zeitig zu Mittag. So konnte Adel« zu ihrer größten Freude schon gleich nach neun ablahren. Zuerst war ihr nun doch etwas bänglich zu Mut. Wenn ihr Va er den eigentlichen Zweck ihres Ausflugs erfuhr! Aber Tante Jose würde ihr beistehen, würde sie herauSreden. Oder, wenn sie Bekannte traf, die sie verrieten. Doch Grünstein lag eine gute Stunde Eisen- bohnfahrt von Wohlden entfernt. Wären Ehlers nicht zum Besuch der Tante gegangen, welche die Braut kennen lernen sollte, so würden si« nicht daran gedacht haben, zum Schützenfest zu fahren. Dann zuckte es Adeleu plötzlich durch den Kopf, ob er, Franz Denta, vielleicht da fein werd«? Wenn sie sich diese Möglichkeit vorstellte, regten sich die verschiedensten Empfindungen in ihr. Mit ihm tanzen und lustig sein, dünkte sie ein herrliches Vergnügen. Allein, wenn er sie nun an Onkel Hermann verriet? Wußte sie doch, ,daß er außer sich über ihren Streich sein würde. Eie wollte den Ungar bitten — falls sie ihn Wittlich treffen sollte —, zu schweigen, er würde ihr da? gewiß zu Gefallen iun. ES lag so viel Ritterlichkeit in seinem Wesen. Als Adel« bei Ehlers ankam, sand sie die ganze Familie in jreudiger Aufregung; Olts hatte ein« fest« Anstellung als Lebrer au einer Volksschule erhallen, der O>! lag nahe bei Berlin, -und das Gehalt ermöglichte die baldige Ver heiratung de! verlobten Paares. Vater EhlerS war schon zur Kirche gegangen und euvaS be drückt -agt« dir Mutter: „Mem Mmm fr-ut sich auch über den Jungen, aber er klagt, daß Otto ihm nun bald nicht mehr zur Hand ijt. Ehlers wird ait, die Arbeit ist ihm zu viel uud Otto hat immer bereit willig geholfen; daß e? nicht so bleiben kann, haben wir aber alle gewußt." Doch siegte auch bei ihr wieder die Freuds an des Sohnes Glück und die Aussicht auf den vergnügten Tag bei ihrer Schwester. Minna trug schon dir blaue Blus« und sah allerliebst aus. Adel« ging yut in der Freundin Zimmer. Ausgelassen spielte sie Fangball mit dem großen Hut, die Köpfe deS roten Mohn nickten ihr von oben herab lustig zu, sir lachte und tändelte. Auf Mienchen» Zure reu legte si« endlich den neuen Staat an: „Wir findest du mich?" fragte si« knicksend, „Paffe ich so nicht famos auf das Grünstem« Schützenfest?" Mienchen gab lachend zu, daß kein Mensch ein« vornehme Dame in ihr vermuten werde, doch fand sir ihre Freundin immer reizend. Scan ging zum Bahnhof, die Gassen waren zur Kirchzeit menschenleer,, und daS Abteil dritter Klasse wurde bestiegen. Die vier jungen Leute schwatzten ausgelassen uud, steckten die Mutter , mit ihrer Fröhlichkeit an. ' Nur Minua versank dann und wann in Träumerei. Franz Denla war manchmal in Wohlden gewesen, gewöhnlich wenn Baler und Bruoer in der Schule sein mußten; dann hatte er mit ihr an der Gartenhecke geplaudert, war auch unter dem Vorwand, dies oder jene» au- zufehen, in den Garten gekommen; er hatte sich aber nie unpassend benommen. Als er vor einigen Tagen zufällig erfahren, daß sie heute nach Grünstem gehen würden, war er freudig bereit gewesen, gleichfalls hiuzukommen. v r (Fortsetzung folgt.)
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