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Ottendorfer Zeitung : 27.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191801274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19180127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19180127
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-27
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 27.01.1918
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Oemencesu-Oaülsux. Joseph LmLsux, Frankreichs stühererMinister- präfident, sitzt ats Häftling linier dem Verdacht des Hochverrats in der Zelle Nr. 17 des Ge- fSiMir de la Sanis in Paris. In diesem Gefängnis sind viele namhafte Männer, viele Scharlatane und Verbrecher, aber auch manche bedeutende Persönlichkeiten geirssen, die mit ihren eigenen Schicksalen und denen, in die sie verwickelt waren und wurden, sehr gut eine neue Zola-Koman reihe lüllen könnten, über der wieder als Motto stehen müsste: „Die Degeneration" von Frankceich. In der Sanis wurde der Herausgeber des „Bonnet Rouge", Alinereyda, am noch immer ungeklärte Weise ums Lrbew gebracht; in der Sanis sitzt der moderne,, stur wesentlich materiellere Held der alten Aventeurergeschichicn Dolo Paicha; und ne die SamS ist setzt einer der namhaftesten sranzömchen Politiker, Caillaux, gebracht worden. Die Verhaftung von Caillaux wirk: nicht nur in Frankreich, sondern bis zu einem ge- ßssssen Grade in allen Ländern sensationell. 8m» ist nicht mehr als natürlich: denn Caillaux ist durchaus nicht der Erstbeste. Er hat. mehr als einmal in die innere und äußere Ent wicklung des modernen Frankreich eingegriffen; er war Abgeordneter, Finanzminister und Ministerpräsident. Ihn hinter GefängmS- manern zu bringen, bedeutet daher in jedem Fall eine schwere Kompromittierung der fran zösischen politischen Verhältnisse. In den Rattenschwanz von Verdächtigungen, die al» eine Folge der durch harte Schlüge be wirkten Kriegsnervosität seit Monaten in Frank reich an der Tagesordnung sind, wurde Caillaux — erst zögernd, seit der Ministerpräsidentschast Clemenceaus aber mit immer brutalerer Offen heit hineingezogen. Der Fall ist von besonderer Bedeutung und verlangt besondere Beachtung, weil es sich erstens um ein Duell Clemenceau- Caillaux, zweitens um ein entscheidendes Eeiecht zwischen den jakobinischen, imperialistisch orien tierten Kriegshetzern und den sozialistisch gefärbten Anhängern der Idee eines Verstündigungs- sriedenS handelt. Caillaux ist stets — und daraus machte man ihm den Vorwurf deS schlechten FranzosemumS — ein Anhänger der Völkerverständigung im all gemeinen und ein Befürworter der jriedlichen Verständigung zwischen Frankreich und Deutsch land im besonderen gewesen. Darum wurde er in diesem Kriege den Hetzern sehr unangenehm, und man begann sich immer mehr Mühe zu geben, ihn sür alle Fälle unschädlich zu machen. Direkte Angriffe von der Negierungsseite wurden aber nicht gewagt, bis Clemenceau ans Ruder kam. Der grimmige Tiger und der glatte, stahlkalte Caillaux sind — persönlich und poli tisch — alte erbitterte Gegner. Erklärlich genug, da ihre Charaktere, Anschauungen, Wüwche und Ziele durch die denkbar größten Gegensätze ge kennzeichnet sind. Ais Clemenceau Minister präsident geworden war, ging er daher sofort daran, sich der in Caillaux' Existenz beruhenden Drohung zu entledigen. Hierbei kam ihm zweierlei zu Hilfe: Caillaux' FriedenZsreundlich- keit und leine Nichtvolksiümlichkeit, die mit wenigen Worten zu erklären ist. Joseph Caillaux ist unbedingt einer der klarsten, schärfsten, einfallsreichsten Köpfe in Frankreich. Der sich durch alle Wirrnisse vor wärts drängende Abgeordnete und Finanzmann erlangte schnell Bedeutung. Er wurde Finanz- Minister und dann — im Jahre 1911 — Präsident des Kabinetts. Noch mehr als seine Haltung in politischen Dingen, machte ihn seine innerpolitische Tätigkeit verhaßt. Joseph Caillaux i hat dem Wirtschaftsleben Frankreichs eine notwendige und in gewaltigstem Sinne ein schneidende Forderung gebracht, indem er die Vermögenssteuer einsührte. Die Leute, die sich vielleicht schließlich über seine außer politische antichauvinistische Haltung getröstet hätten, konnten ihm das besagte Steuergesetz nicht vergessen. Dazu kommt, daß Caillaux — im Bewußtsein seiner großen Fähigkeiten und seiner ganz au» Eigenem kommenden Stärke — stet» alt das verschmähte, wer» irgendwie dem Verstrickt. 7j Roman von A. von berElbe. wkochchni,-!.) „Die Freundschaft mit EhlerS paßt mir nachgerade nicht mehr. Gan» gut mit dem Kinderverkehr, aber jetzt gehört Deelchen zu uns. Hermann Sggeruck sagte auch neulich, e» werde mW verdacht, daß Adele so viel mit der Lehrer- saunste verkehret „Das ist recht eklig von Onkel Hermann!" rief die Tochter und zugleich sagte die Schwester mit Naserümpfen: „Eggernck ist «in hoch mütiger Pedant, du hast dich doch sonst nicht von ihm bevormunden lasten. Ich würde ihm nun gerade zeigen, daß du iust, was dir recht scheint. Adele wird in dem Hause deS treff- Sichen hochachtbaren Lehrer» nie etwas Unrechte; sehen.* , Die Warnung, sich nicht bevormunden zu losten, traf Brrnhammer an seiner empfind lichen Leiti, da» wußte di« Schwester. Ec war iuwge seines reizbaren Temperaments nicht immer beharrlich, sondern ließ sich, ohne e» zu abncn, bereden und zu Widersprüchen Hin reißen. Umio felbstgewisser und selbstherrlicher versteifte er sich, wenn er die fremde Absicht, aus ihn einzuwirleu, bemerkt«, dann wehrte er sich rücksichtslos. Daß auch JosePhine ein leichtes Banlö^elchen über ihm schwang, spürte er am wenigsten, denn sie tat eS mit Geschick und genauer Kenntnis seiner Wesens. Eggtiucks unverhohlener Tadel bei vielem, was er tat, verdroß ihn schon lauge, und dis Mahnung drr Schwester, allein zn entscheiden, Werben nm „Popularität* gleichkommen konnte. Auch dies ist ein Verhalten, da» in Frankreich als unverzeihlich gilt und auch in Wirklichkeit niemals verziehen wird. So ist nur zu erklären, daß Joseph Caillaux während seiner ganzen politischen Laufbahn auis ärgste mit Schmutz beworfen wurde. Noch ist ja auch die Rächerhandlung der Frau Caillaux gegen Gaston Calmette, den Redakteur des ,Figaro', in Erinnerung. Und es fand Clemenceau den Boden für seinen Feldzug gut vorbereitet. Die Anklage behandelt Partnerschaft mit Bolo-Pascha, Flaü- macherei, ja sogar direkten Hochverrat. Da aber das Material nicht auSreichte und über dies bereits dem Ministerpräsidenten Briand und Paintevö bekannt war, ohne daß diese eine Anklage erhoben, ließ man jetzt durch die Poli» tiiche Geheimpolizei in Caillaux' italienischem Banktresor ein „Dokument* finden, aus dem angeblich hervor,ehr, daß der Verhaftete einen Staatsstreich plante. Zugleich aber besann sich Lansing, der amerikanische Staatssekretär deS Äußeren, darauf, daß Caillaux 19t5 bei seinem Aufenthalt in Argentinien in Beziehungen mit dem deutschen Gesandten Grasen Luxburg ge treten sein ioll. Ob alle diese Dokumente echt sind? Der Fall Dreyfus mit seinen aufgedecklen Fälschungen rechtfertigt diese Frage. Nunmehr tritt der Kampf Clemenceau- Caillaux in sein entscheidendes Stadium. Er wird ungeheuer aufregend sein, denn beide Partner sind erstklassige Fechter. Man wird gegenseitig bis zum äußersten gehen, denn Cle menceau weiß, daß es in. ganz Frankreich — trotz der „Stimmung* — kein schwerer zu er legendes Wild gibt als Caillaux, der seine Trümpfe erst im allerletzten Augenblick auS- spielen wird. Die Entscheidung wird von höchster politi scher Bedeutung jein. Zwischen Vrenta und Wve. Eine politischeOffensive derJtaliener. Die italienische Heeresleitung, die setzt einen starken Angriff auf den Monte Assalone und Monte Perlica, sowie auf die Ausdehnungen nach Westen und Osten bis zur Brenta und Piave unternommen hat, ist m ihren Ent schlüssen nicht frei, sondern lebt unter dem Druck der traurigen inneren Zustände Italiens. Die innerpolftischen Verhältnisse dieses Landes befinden sich in einer derartigen Spannung, daß ein Ventil notwendig wurde. Der Zu sammenbruch der italienischen Front am Jsonzo hatte bereit?, wie wir jetzt wissen, in Italien ungeheure Zufriedenheit hervorgermen und die birheuge Mißstimmung noch beträchtlich ge steigert. Auch die Zahl der italienischen Friedensfreunde wuchs dadurch, wenn auch die Abstimmung in Hem Parlament dieser Erschei nung noch nicht Rechnung trug. Aber das italienische Parlament kann iinter' keinen Um-' ständen als der Ausdruck des italienischen Volkswillens angesehen werden. ES kam dazu, daß Lloyd George und Wiljon in ihren Kundgebungen die Italiener wenig befriedigten, da von den Ansprüchen dieses Voltes in den Willenräußeruiijen beider Staatsmänner nur lehr lau gesprochen worden war. Die italienischen Kriegshetzer und Annexionisten, die halb Österreich verschlucken möchten, wden als betrübte Lohgerber ihre Felle sorttchwimmen. Endlich tragen Mangel an Bror und an Kohlen noch viel zur Steigerung der Unzufriedenheit des italienischen Volkes bei. In dieser ungünstigen Lage gab es zur Beruhigung des italienischen Volkes nur ein Mittel, nämlich ein militärischer Eriolg, der an sich unwesentlich wäre, mtt dem man aber dem italienischen Volke halte vergaukeln können, daß nunmehr der Tag der großen Gegenoffensive und der Ansmerzung der schweren Nteverlage gekommen sei. In der Zwischenzeit wurden alle verjügbaren Reserven herangezogen, jranzösstche und englische Hilfs- kräne standen auch bereit, die verlorengegangene Artillerie mar ein wenig ergänzt worven, und die deutsch-österreichnch-ungärische Front schien nicht mehr die alte Stärke auizuweifen: kurz, traf «inen Wunden Fleck in seinem Gemüt. Der Philister sollte wahrlich nichtdenksn, daß er sich von ihm ins Bockshorn jagen und gängeln lasten werde. Er war ein vermögender, unabhängiger Mann, es konnte ihm gleichgültig sein, ob Eggernck oder sonst wer ihm etwa» verdachte. Aus diesem Gedankengang heraus jagte er: „Wenn mm aber Mörbitz' erfahren, daß Adele nicht krank zu Hause, sondern bei Ehlers gewesen ist; sie würden es mit Recht al» eine Ungezogenheit «nsehen.* „Wie sollten sie davon hören? Kloster- bergen hat eine andere Eisenbahnstation als Wohlden, hat von da ieine Bezugsquellen für den Tagerbedarfi «» liegt zwei Stunden von Woblden entfernt, sie wissen kaum etwa! von AdelenS Verkehr mit der Lehrerfamilie." , „Na. man mag doch kein Grobian sein.* „Bist du auch nicht, Richard, wenn du der Nachbarschaft bald rin paar gute Esten vor-« setzest, sieht federmann über solche Kleinigkeit, ob ein Backfisch hierhin oder dorthin geht, hinweg." „Ja, ein paar Gastmahle, die wollen wir loriasten." Der Plan erheiterte ihn. „Und ich darf bei Morbitz für Adele ab- sagen?" „Meinetwegen.* „Oh, welch ein lieber, h«rz«n»guier Papa du bist!* Die Tochter siel ihm nm den Hal» und überströmte ihn mit Liebkosungen. ' . „Na laß man —laß man, kleiner Ungestüm! Dein Alter ist doch ckein Unmensch.* Josephine nahm sich vor, Hermann Eggtmck alle Vorbedingungen für einen erfolgreichen An griff waren nach der Anschauung der italienischen HeereSIeittmg vorhanden. Es galt, den gewaltigen Truck unserer verbündeten Front im Gebirge zu bkseitigcn. Der italienische Angriff richtete sich darum gegen dis Höheustellungen am Monte Assalone und Monte Pertica, die für die italienische Front am bedrohlichsten sind. Um ^eine Heranziehung von Reserven au.S den an grenzenden Abschnittenderösterreichisch-ungarischen Front zu verhüten, wurde der Angriff nach Westen und Osten, bis zur Brenta und Piave aus gedehnt. Auch an der unteren Piave, im Piave- Delta, versuchte die italienische Heeres leitung sich Luft zu verschaffen und. wo möglich in einem gewaltigen Schlage von Venedig die Bedrohung zu nehmen und unsere verbündete Piave-Front durch einen Flanken stoß vom Meere her aufzurollen. Was aber in elf großen Offensiven dem ungeschwächten ita lienischen Heere nicht gelang, das konnte das arg geschwächte Heer trotz der Auffüllung durch verbündete Abteilungen erst recht nicht erreichen. Schon der erste große und überraschend ge dachte Stoß mißlang gänzlich. Unsere Stellungen sind io stark und gut ausgebaut, daß an eine Durchbrechung unserer zur Verteidigung ein gerichteten Front durch die alliierten Truppen nicht gedacht werden kann. Aut den anderen Fronten herrscht Ruhe, da die Unbilden der Jahreszeit eine größere Kampf- Handlung nicht begünstigen. Darum deutet auch dieser Zeitpunkt deS italienischen Angriffe» auf den inneren Zwang hin, unter dem die italienische Heeresleitung handelte. PoLMkeke K.rmäsckAU. *Der an Stelle des Herrn v. Valentini zum Chef de» kaiserlichen Zivilkadinetts ernannte Oberpräsident von Ostpreußen Herr v. Berg ist schon vor vielen Monaten als Nachfolger de» jetzt Scheidenden genannt worden. Man nimmt in eingeweihten Kreiten an, daß mit der Be rufung des Herrn v. Berg ein Kurswechsel statt findet, der darin znm Ausdruck kommen wird, daß der Monarch künftig eingehender über die Siimmnngen uns Strömungen im VollSganzen unterrichtet werden wird. * DieVerhandl u n gen der deujsch-öster- reichisch-ungarischen Delegation mit den Ukrainern haben zu einem grunwätzlichen Einvernehmen geführt, das nun in seinen Einzelheiten beraten wird. Wie verlautet, nehmen die Verhand lungen einen guten Fortgang. *Der Bund der englischen Gewerkschaften wird auf der neuen Konterenz der verbündeten sozialistischen Parteien zum Studium derFriedenS- ziele, die am 20. Februar in London zusammen- trilt, die Wiederausnahme direkte: Beziehungen zu den seindlichen Gewerk schaften und die Formulierung eines eigenen FriedevSprogrammS Vorschlägen. Die unab hängige Arbeiterpartei hat an Trotzki ein Telegra m m gerichtet, in dem es u. a. heißt: Wir drängen unsere Negierung, unverzüglich an Verhandlungen sür den allgemeinen Frieden leilzunehmen. SHweSe«. * In der Thronrede zur Eröffnung de» ! NeichStäges besprach der König die Bemühungen um die Ausrechterhaltnng der Neu tralität, towte iür die Übergangswirtschaft nach dem Kriege und für das Zusammenwirken der skandinavischen Staaten. Er begrüßte das selbständig gewordene Finnland und drückte die Hoffnung auf gedeihliche Lösüng der Alands- jrage aus. Schließlich kündigte der König an, daß seine Negierung Fragen der auswärtigen Politik mit einem Sonderausschüsse de» Reichs tages zusammen bearbeiten werde, und daß die Rüstungen voraussichtlich herabgesetzt werden könnten. Norwegen * Aus einer Umirage, die da» Blatt ,Social demotraten' (Christiania) in der norwegi schen Industrie veranstaltet, geht hervor, bei Morbitz im Vertrauen mitzuteilen, . daß Adele mit ihre» Later» Erlaubnis vorgezogen habe, den heutigen Tag in EhlerS Familien-' kreise zuzubringen/ Sicher würde ihn daZ in doppelter Hinsicht verdMen, einmal, daß sie lieber dahin ging, als mit ihm zusammrnzn« treffen, und dann, weil er'von dem Verkehr ab« geraten hatte. Josephine aber gewährte es immer ein heimliches D«rgnügen„ seiner selbst gefälligen Gutmütigkeit einen kleinen Hieb zu versetzen. Am anderen Morgen, al» der Vater aus geritten war, fuhr Adele seelenvergnügt nach Wohlden, um mit ihrem Mienchen den Plan zum Sonntag eingehend zu besprechen. Sie sah dir Freundin über ihre Handarbeit gebückt in der Laube und flog den Gartenweg entlang auf sie zu; jubelnd rief sie: „Denke dir, Schatzkind,.ich darf Sonntag kommen.* Sie umarmte und herzte Minna, die sie zu sich niederzog. „Himmlisch,* sagte die kleine Schneiderin, „aber nimm dich in acht, du zerdrückst mir da» Kindtrkleidchen sür Schönwollt; bin sehr ver gnügt, daß Käte mir wieder Arbeit aut ihrem Geschäft verschafft hat. Nun erzähle aber, wie du eS gemacht hast, daß du darfst." Adele berichtete und zugleich, daß von ihrer Fahrt zum Schützenfest durchaus leine Rede sein solle, Tante Josephine wisse Bescheid. Ihr Vafer aber glaub«, sie sei zu EhlerS eing«laden, und sie müßten alle» tun, ihr Geheimnis zu wahren. . „Mutter, die mitfährt, hält reinen Mund,* sagte Mienchen überlegend. „Otto und Käte vaß man zum Frühsavr da» H«»embrechen einer schweren Krise befürchtet. Alle vrivate Bautätigkeit hat aufgehört. In der Stahl- uns Eisenindustrie haben viele Fabriken einem Teil der Arbeiter gekündigt, und auch eiue Meng« Textilfabriken hat den Betrieb einstellen müssen. Die Schuhfabriken dürften alle» eingesührle Rohmaterial schon im Februar verbraucht haben. * In den politischen Kressen Petersburgs er örtert man eingehend die Bildung einer Repu blik Großrußland, die die mittleren und nörd lichen Gouvernements vom Ural bis zur Ukraine umfassen soll. Die Frage soll demnächst auf dem Kongresse der demokratischen und sozialisti schen Organisationen behandelt werden. Der Vorschlag zur Bildung dieser neuen Republik geht von den Kreisen aus, die Kerenski und die provisorische Regierung unterstützen. * Der Rat der Nation in Kiew erhielt die Nachricht, daß ein außerordentlicher Kongreß der Muselmanen Turkestans in übereinstcmmuki« mit der mehrere Millionen zählenden Bevölke rung Turkestans in bezug auf da» Selbst- bestimmung»recht und gemäß den Grundsätzen der großen russischen Revolution am 23. De zember 1917 das Gebiet von Turkestan als selbständigeRepublik im Bündnis mit der föderativen russischen Republik, erklärt hat. Einstweilen wurde ein Nationalrat ge wählt, in dem ein Drittel der Sitze der nicht- muselmanischen Bevölkerung Turkestans zuerlannt wurde. * Bei den Beratungen im Repräsentantenhaus über die KriegSzielrede Wilsons erklärte Lansing, daß Amerika zum „allgemeinen Schutz der kleinen europäischen Nationen" auch nach dem Kriege ein „das politische Gleichgewicht verbür gendes" stehen de sHeer dauernd unter halten werde. Deutschland dürse nicht wieder die alleinige militärische Oberherrschaft der Welt besitzen. RriegsereignMe. 10. Januar. Ber Dpern lebhafter Artillerie- lampf. — Im Dezember werden an den deutschen Fronten 9 feindliche Fesselballone und . 119 Flugzeuge vernichtet. 11. Januar. Englische Versuche bei Dpern in unsere Stellungen einzudringen, scheitern. — In mehreren Abschnitten der Westfront rege Feuertätigkeit. 12. Januar. Auf dem westlichen Kriegsschau plätze Artillerie- und Minenwerserlämpie. — In Brest-Lnowsk werden die Verhandlungen zwischen dem Vierbund und Rußland fort gesetzt. 13. Januar. Zeitweilig erhöhte Feuertätigkeit in Flandern, in der Champagne, auf den öst lichen MaaShöhen und in den mittleren Vogesen. In Lufckämpsen werden an der Westfront sechs feindliche Flugzeuge und drei Fesselballone abgeschofsen. 14. Januar. In Flandern bleibt die Feuer- täligkeit auf Störungsfeuer beschränkt. — An der mazedonsschen Front Artillercetätigkeit. — In Brest-Litowsk führt die Aussprache über die GebietSräumung im Osten zu scharfen Auseinandersetzungen. 15. Januar. An der Westfront Actillerio- kampf. — Starke Angriffe der Italiener gegen die österreichisch-ungarischen Gebirgs- stetlungen scheitern. Zw'schen Brenta und Piave lebhafte Feuerkämpfe. .16. Januar... Bei PenS lebhafte Ärtillerietäiig- keit. — Nördlich von Badonviller vorstoßende Franzosen dringen vorübergehend in unsere Gräben ein. — Zwischen Brenta und Piave starker Feuerkampf. 17. Januar. An der Westfront nur Erkun- dungsgejechte. — Die Italiener büßten bei ihren letzten Angriffen 12 Offiziere und über 300 Mann an Gefangenen ein. — In Brest- Litowtk schreiten die Verhandlungen fort. In der RüumungSfrage wurde eine gewisse An näherung de» Standpunkts beider Parteien, mit den Ukrainern ein, grundsätzliches' Ein- vernehmen erzielt. werden auch.. Vernunft annrhmen, und. Vater, sür den ich schwerlich einstehen könnte, be- hauptet, er wäre etwas unwohl und wolle nicht mit. Er macht sich nichts aus solchem „Schwindel*, wie er da» Mst nennt —* „Er ist ja auch alt.* „Nach der Kirche geht er zu Schönwolss, die ihn zum Mittagessen eingeladen haben, so ist Mutter beruhigt, daß er gut versorgt wird, Sie besucht gern einmal ihre Schwester, dis eine schöne Wirtschaft hat, in der e» sehr reinlich zügelst." Nun siel Mienchen aber noch jemand ein, der ihre Freundin kannte und in Grünstein, sein wollte, aber sie mochte nicht von ihm sprechen. „Wenn ich deine Kusine Grete Meyer sein soll, darf ich mir nicht zu fein machen." Adel« lachte wieder laut auf. „Habe gedacht, grelle Bluse, großen Hellen Hut mit nickenden Blumen und baumwollene Handschuh», dazu einen mageren, Hellen Sonnenschirm." „Wird ja di« reine Maskerade." Minna fächle gleichfalls. „Grete Meye? scheint ein enge» Gelddeutelchen zu Haden. Aber du hast recht, du kannst weder in diesem hellgrauen Schneiderkleid mit Jäckchen, in dem dn jährst, noch in dein«n feinen Sonntagskleidern zum Schützenfest gehen, beide» würde, auffallen. Nock und Stiestlchen kannst du anbehalten, sind, frei lich noch reichlich schön.* „Dachte ich auch; komn, laß unt »«Schön- Wolf» gehen und sür mich'waS auSsuchen." „Ich will dir lieber eins Auswahl herüber holen. Käte kann mitkommen; die alten Schön-
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