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Ottendorfer Zeitung : 23.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191801232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19180123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19180123
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-23
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 23.01.1918
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Zulagen zs Invalidenrenten. Durch eii« Bekanntmachung vom 3. Januar 1918 hat der Bimdksrat bestimmt, daß vom 1. Februar ab bi» zum 31. Dezember 1918 den Empfängern einer reichsgesetzlichen Invaliden rente eine «onMch« Zulage von 8 Mark, Empfän-ern ein« Witwen- »der Witwerrente eine monatliche AsiLq« von 4 Mark gewährt wird. Das »eich schießt die erforderlichen Be- träge den L«rfichernng»trSgern zinslos vor und erhält sie von ihnen in zehn gleichen Teil- Lelräzen in den Jahren 1919 bi» 19W zurück. Dir vom BundeSrate getroffene Regelung geht auf verschiedene Anregungen de» ReichS- tag», den bei der gegeywärtigen Verteuerung de» Lebensunterhaltes in Bedrängnis geratenen Rentenempfängern zu helfen, zurück. Di« neue Fürsorge ist zeitlich beschränkt worden; sie soll'nur sür die elf Monate vom Februar dS Dezember 1918 gewährt werden. Maßgebend für diese Begrenzung war der Um stand, daß die Verordnung auf Grund de» Er- mächügungtgrsetzts vom 4. August 1914 er- lasse» verden muht«, da die Regelung der Für- sorg« durch ei« Ersetz naturgemäß eine längere Zelt in Anspruch nimmt, die gegenwärtigen Teunungsverhättniffe jedoch eine schnelle Ab hilfe des unter den Rentenempfängern beob- p.chteten Notstände» - erforderten. Die vcr- k> änderen Regierungen waren sich über von vornherein klar, daß bei den niedrigen Arnim der Invalidenversicherung eine Weitergewühneng der Zulage in irgend einer Form auch über Hxn 31. Dezember 1918 nicht zu umgehen sein würde. Die erheblichen Mittel jedoch, die sür eine solch« erweiterte Für- sorg« erforderlich find, lärmen Wed« vom Reiche vorgefchossen, noch von den Versichernna»stägern au» den bisherigen Beiträgen oder ihrem an- gesammelten Vermäßen aufgebracht werden. Hierzu find neue Detträge nötig, die durch eine Änderung der Britragssätz« im vierten Luch der Reichtversichwun-sordnung eingeiührt werden »ässen. Die gesetzliche Regelung wird, wenn die erweiterte Fürsorge ohne Unterbrechung über den 31. Dezember 1918 fortbestehen soll noch im Lause de» ersten Halbjahres 1918 zu treffen sein. Dit hohen Kosten der durch die Bekannt- »achung vorgesehenen Leistungen — sie sind auf rund 9 Millionen Mark monatlich ver anschlagt — verbitten es, die Fürsorge für zurückliegende Zeiten eintreten zu lassen. Dazu würden noch verwaltungstechnische Schwierig keiten getreten sein. Bei der jetzt vorgesehenen Regelung wird die Zulage ohne Anveisung de» Derstchraungsträger» bezahlt. Der Berechtigte besorgt sich eine Quittung über die Zulage — in der Regel erhält er sie bei derjenigen Stelle, welch« die Bescheinigungen auf der Nenten- austtung erteilt — und bekommt darauf hin vo« der Post die Zulage ausgezahlt. Jede Zahlung für zurückliegende Zeiten wäre ohne Mitwirkung der Versicherungs träger nicht mög lich, da sie allein auf Sruns ihrer Rentenlisten die Nt-ugsdauer der Zulage einwandfrei sest- stellen können. Die Versicherung-träger hätten alsdann den Berechtigten einen Bescheid zu er teilen n«d die Post zur Zahlung aozuveisen, eine Arbeit, di« für mehr al» eine Million Rentenempfänger geleistet werden müßte. Dazu sind die LerstchenmgStriger bei dem großen Mangel an Hilfskräften außerstande. Diese Rücksichtnahme auf die Verwaltung»- schwieri-koiten der Versicherungs träger hat auch dazu geführt, den Perfvueukreis, dem die Für sorge zuteil werden soll, auf Invaliden-, Witwen- und WitwrrrentrnempfSngrr zu be schränken, da sie in erster Linie unter der Teuerung leiden und bei ihnen die Durchführung der erforderlichen Maßnahmen am einfachsten zu erreichen war. Für Empfänger von Alters- und Waisenresten wird im Falle eines Bedürf nisse; die gemeindliche Kriegswohlfahrttpstege «istreten können. Wat dir Aufbrlsgang der Kosten für die Zulage betrifft, so ist -«misgelt worden, daß sie nicht allein vom Reiche getragen werden, sondern aus di« Lersicherungtlräger abgewälzt seien. Dem ist entßegenzuhasten, daß die Finanzlage de» Reiche» es nicht gestattet, für ! emen Bm^teti oer Bevölkerung dode Lasten zu übernehmen. In dec Sitzung des Reichstags vom 11. Oktober 191,7 hat ein Vertreter der Reichrfinanzverwalttmg darauf Hingewieien, daß allein die vom Reichstage in feiner letzten Tagung geiorderten Fürsorgemaßnalnnen einen jährlichen Aufwand von mehr als zwei Milliarden Mark erfordern würden. 8s ist aber auch nicht richtig, daß das Reich die Aufwendungen für die Zulage auf die Versicherung-träger ab- wälzt. Das Reich , stellt vielmehr die ei wider lichen Mittel zinslos zur Verfügung und er hält seine Auslagen in Zehnteln zurück; es hat allo einen nicht unbeträchtlichen Zinsverlust. Nimmt man den Zinsfuß, zu dem das Reich die Mittel sür die Vorschußzahlungen der Post aufzubringen hat, nur zu 5 °/o an, !o verliert das Reich bis zur Rückzahlung des letzten Zehntels rund 25 Millionen Mark, beteiligt sich also an den Anwendungen sür die Invaliden versicherung außer den 100 Millionen Mark für den Reichrzufchutz mit einem recht erheb lichen Betrage. Durch die Zurückzahlung in Teilbeträgen ist der nicht günstigen Vermögenslage einiger Ber- sicherrmgtträger hinreichend Rechnung getragen. Durch die voraussichtlich im Jahre 1919 ein- tretende, bei der Höhe der zu übernehmenden Lasten nicht unerhebliche Beitragserhöhung wird es den Dersichelungtträgeln leicht möglich sein, die Zehntel aus den lausenden Beilragseinnahmen zu erstatten. Bittere Mrbrkeiten. Nachdem der bekannte dänische Schriftsteller Georg Brandes in seinen Aufsehen erregenden, auch in Deutschland stark nachgedruckten Aus sätzen in .Politiken' mit der völligen Unpartei lichkeit der wahrhaft Neutralen den Nachweis erbracht hatte, daß die größere militärpolilüche Vorbereitung auf den Krieg von der Entente vorgenommen war, hat er vor einiger Zeit in demselben Blatte einen bemerkenswerten Auf satz über die durch den Kriegswahn im zivili sierten Europa angerichteten Verheerungen er scheinen taffen. Larin heißt es u. a.: „Wenn es noch jemanden gibt, der jetzt noch nicht einsteht, daß die französisch-russische Allianz für Frankreich eine einzige ungeheure politische Torheit war, so ist der Betreffende weder .hinterher klug* noch „vorher klug*. Diefe Allianz hat Frankreich 20 Milliarden Frank gekostet, ferner ihm all den Schaden gebracht, den der Weltkrieg verursachte, Cie hat ein Vierteljahrhundert lang die Franzosen in der Illusion erhalten, dir sich am Prüfungstage als Lüge erwies. Sie hat die Franzosen daran verhindert, ihraufgespartes Kapital zur Förde rung von Handel, Landwrrt'chaft, Jndustne, Kanalbau, Sprachunterricht, de» eigenen Landes überhaupt, zur Förderung des Unternehmung»- geistrs anzuwenden, und hat an Stelle dessen den Hang der ? Franzosen, vom 50. Jahre ab von den Zinsen zu leben, überentwickelt. Um einen großen Lei! dieser Zinsen ist die Nation jetzt nach menschlichem Ermessen betrogen." Uber »Frankreich, Deutschland und England" sagt Brandes: »Man lese aufmerksam folgende Zahlen: Vor dem Kriege bürbeie Frankreich: 85 seiner männlichen Bevölkerung die all gemeine Wehrpflicht auf, die Kolonien nicht mit- gerechnet. Deutschland begnügte sich mit der Ausbildung von 55 "/<>. Im Jahre 1913 be trugen die Auslagen für Heer und Flotte in Frank pro Einwohner: In Frankreich Deutschland England Herr 23 Fr. 73 18 Fr. 38 15 Fr. 39 Flotte 12 Fr. 77 8 Fr. 51 25 Fr. 26 Die Tabelle zeigt, wie überanstrengt Frank reich war und wie viel mehr als Deutschland sowohl Frankreich als auch England, jeder sür sich, geschweige denn zusammen, sür Rüstungen ausgab... Es gibt ein Buch von Marcel Sembat, der bi» vor kurzem Mitglied des französischen Ministeriums war; es ist erst 1913 geschrieben. S«n Titel lautet: Schafft uns einen König, oder, wen» nicht, schafft uns Frieben I Falls die Franzosen aus Ee«bat ge hört Hütten, anstatt dem Brüllaffen (gemeint ist Lloyd George) zuzuhören, dann hätten sie sich nicht in den Keirs gestürzt, der, wie auch sein Ende werden möge das rraurtge Ergebens mst- weift, daß er das unglückliche Frankreich ent kräftet und dem Kleinod der modernen Zivili sation seinen Glanz raubt." Georg Brandes schließt leinen Artikel: „In Deutschland bat die Monarchie soziale Reformen ins Werk gefetzt, zu denen in Frankreich die Republik noch nicht gekommen ist.. . Aber daß ein Staat sich demokrainch nennt, impmnertj nur dem, sür den das Wort Demokratie noch 'ein Zauberwort ist, und daß ein Staat sich Republik nennt, bedeutet ja vor der Hand nichts anderes, als daß eine nach Freiheit drängende Aufschrift auf ein Gebäude alter Mißbräuche und Vor rechte gesetzt wird. Der Name tut nicht mehr zur Sache, als das Eiikett der Weinflasche Be deutung für den Wert des Weines hat Frankreich wollte eine erobernde Republik fein. Seudem es Elsaß und ein Stück von Lothungen verloren, deren Eroberung es den Deutschen nicht verzeihen kann, hat es selbst volle iünf Frankreichs als Kolonien erobert und. diese fünj Frankreichs kann es unmöglich mit seiner schwachen Bevölkerung bevölkern . . . Soviel ist gewiß: während England noch ein Interesse daran hat, daß der Krieg weiter dauert, weil er Deutschland stärker zermürbt al» Groß britannien, hat Frankreich nicht das geringste Interesse an der Fortsetzung de» Kriege». Es wird nicht nur stärker mitgenommen als Eng land, sondern . auch stärker als Deutschland. Daß es den Krieg scrisetzt trotz Rußland» Ab fall und Italiens Niederlage, ist wohl ein edel mütiger Zug, aber einer/dessen Edelmut dem entspricht, der Frankreich veranlaßte, Rußland Milliarden zu leihen." Das sind Wahrheiten, deren Verschweigung die Negierungen der Lloyd George und Cle menceau sich nach besten Kräften angelegen fein lasten dürften. polirileke AunäsedLU. *Der Staatssekretär de» Innern Exzel lenz Wallra f hat sich nach Belgien be geben, um in einem mehrtägigen Besuch an Ort und Stelle mit drn maßgebenden Persön lichkeiten Fühlung zu nehmen und die gegen- wäriig iw Vordergründe des Interesse» stehenden Fragen eingehend zu besprechen. *Das Gerücht von einem PairSschub im preußischen Herrenhause ist in parlamentarischen Kreisen verbreitet. Danach soll dem Kaiser zu seinem Geburtstag die Be- rutung einiger Herren in die erste preußische Kammer vorgeschlagen werden, die slir das Neichltagswahlrechl in Preußen stimmen würben. Dabei werden der Präsident des Reich»tagt Dr. Kaempf,. dec frühere Reichskanzler Dr. Michaelis, der naiionalliberale Abgeordnete Fritsch u. a. genannt. — Man wird gut tun, eine amtliche Bestätigung dieses Gerücht» ab- zuwarlen. *Jm W ah Ire ch t»au»schuß des preu- ßischenAbgrordnetenhauses wandte sich der Vizepräsident de» Staal»«inisterium» Dr. Friedberg gegen das von verschiedenen Seiten vorgeschlagen« Pluraiwahlrecht. Bon konservativer Seite ist ein Antrag eingegangen, alle drei Vorlagen, die die Landtagireform be treffen, zu einem Manlelgesetz zusammenzu- schlretzen. AkMtSnich. * Einen bezeichnenden Aufsatz über fran zösische Fliegerangriffe auf Deutsch land hat das ,Echo de Paris' veröffentlicht. Darin heißt es: Das Flugzeug bekämpft in erster Linie die Vev ö l kerung der Städte, es braucht daher für Tagesangriffe weniger Munition und Bomben kleineren Kaliber» mit zunehmen, da die Straßen dann ja ohnehin stark belebt sind, während bei Nacht die Geschosse meist auf freie» Pflaster aufschlagen." .Echo de Paris' schließt seinen Artikel mit den Worten: „Mannheim stellt einen prächtigen Rekord sür Staffelflüge auf." — Eme treffliche Lhwmttemstik de» „ritterlichen" französischen Geiste». .X * Unter dem Titel: „EL gibt kein Mittel gegen den U-Boot-Krieg" veröffentlicht ,Bisrnale d-Jrasia" die LNe von IN englische« Schiffen von über 1690 Tonnen, die Mährens der letzlen Woche von deuischen U-Dooten ver senkt wurden. — Die gleiche Zahl von 18 ver senkten englischen Schiffen über 1600 T»«nen meldet auch der amtliche englische Wochenbericht. Norwese«. "DieEinschrLnkungSmaßnahmen sind jetzt in ganz Norwegen durchgejührt. In den nächsten Tagen tritt die Broimarke in Kraft; die Rationierung anderer Lebens- und Verbrauchsmittel wird folgen. In Cüdnorwegen nimmt der Mangel an Futterstoffen so großen Umfang an, daß man an die Übernahme aller Heulager durch den Staat denkt. In der Be leuchtung sollen große Einschränkungen einge führt werden. * In verschiedenen Städten kam eS ««gen der Teuerung zum Generalstreik. Et kam auch zu schweren Zusammenstößen, in deren Verlauf von der Menge Gastwirtschaften und Ledensmittellüben geplündert wurde». * Um dem Treiben der Ententai« Rußland ein Ende zu machen, hat Trotzki dem französischen Botschafter einen Fragebogen unterbreitet. Bon der Beantwortung der Fragen wird sür die russische Regierung die Entschriduug abhängen, ob Frankreich als Freund der russischen Revolution anzujehen s«i. Dies« Fragen beziehen sich aus die französischen Machenschaften in Rußland, auf die Zahl der französischen Offiziere und Angestellten in Ruß land und den Wohnort und die Beziehungen zwischen den Mitgliedern der französischen Militärmission und Kaledin, Alexejew und der Ukraine. Falls diese Fragen nicht ausführlich und pünktlich beantwortet werden, wäre da» «eitere Derweilen des Botschafter» in Rußland wenig erwünscht. »Her Rat der BolkskommWre hat der ,P»awtz«' zufolge die Regierungen der selb ständigen Republiken Rußland» zur Teilnahme -an einer Konferenz aufgefordrrt, die sich mit den Vorarbeiten zur Schaffung einer all russischen 8unde»re publik befassen soll. Der vsn der bolschewistischen Regierung ausgearbeitele Entwurf sieht die Bildung eines Staatendunde» nach dem Muster der Ver. Staaten vor. Die Vertreter der Ukraine, Est land», Livland», der Wvlgarepublik, der Kau- kasutrepadkk und Sibiriens haben ihre Teil nahme zugefagt. * Der Generalissimus Krylenko erließ > eine lange Kundgebung, in der er schildert, wie die russische Republik und die Arbeiter- und Soldatenräte von Feinden umgeben seien und .einen heiligen revolutionärenKrieg gegen das russische, deutsche, englische und fran zösische Bürgertum in» Auge faßt. Er sagte, sür diesen Zweck müsse ein neue» Heer ausge stellt werden und forderte alle Regimenter, Bataillone und Kompagnien auf, in dieses ein zutreten. *Nach einer Meldung aus Haparanda be reitet die Petersburger Regierung einen Erlaß - vor, der den Rat der Polktkompussare berech tigt,. einzelne Personen au» dem Lände zu verweisen, da die. überfüllten Ge fängnisse Mißstimmung im Volke hsrvoniefen. Auf der Liste der AuSzuweisendtn stehen Mil jukow und Kerenski. Griechenland. * Nach de« ,Verner Tagblatt' ist die von Venizelos versuchte Heranziehung griechischer Truppen zum FroNtdienst in Maze donien gänzlich gescheitert. In Larissa sand eine Kundgebung gegen den Krieg statt. 300 Offiziere und 20000 Soldaten erklärten sich mit den Manifestanten solidarisch. Es süllt aur, daß sich auch Kreter, die sonst Venizelos ergeben sind, daran beteiligten. "Die Regierung von Ehile hat auf di« Mitteilung der amerikanischen Kriegserklärung an Osterrmch - Ungarn geantworlet, e» werd« strengste Neutralität ausrechterhalten und hoffe, daß sich der Krieg nicht noch weiter autdehne. Verstricht. Lt . Roman, von A. von der Elb«. iFMqmijs.) Ein Krach, und da» Holz der Deichsel splitterte schräg mitten durch, da» vordere, -im, Riemen hängende Stück klappte auf des Pferde» rechten Schenkel, da» Pony trat danach, sah zur Seite nnd blieb stehen; es mochte erkennen, daß'es io nicht weiter könne. Das obere Stück der rb^brocbeneu Deichsel ,fiel zur Erde und würde sich in dcn Sand gebohrt haben, wenn Adele p^Mcht hätte, weitertufahren. . Kailos saß sie da. Am liebsten wäre sie <4t-Mlngen und ouerseld«n gelaufen, so sie sich, in ihrer Wiesen Lage von getroffen zu werden. Weit uiis breit Kur anderes menschliche» Wesen, da» sie hätte herbeirusen können. Der Ungar, der die peinlich« Lage der jungen Dame überlad, kam im Salopp hrrbei; er jpiAig ob, band sein P'erd an den nächsten Boun, und trat artig grüßend heran: „Gnädigste haben kleines Malheur erlitten, bedauere un endlich! Bist' schön, stehe der Gnädigsten ganz zur Pcijügung." „In, was mache« wir nun, Herr Denta?" fragte' sie halb weinend. .Ich könnte ja leicht zu Fuß zur>Stadt gehen, «ver Dondel und der Wagen!" . „Nicht traurig sein, Baroneß! Werden schauen, was zu machen!" Er untersuchte die BMftUl^ paßte da» lang und schräg ge« spMrt« Helz zusammen, sah sich um und rief: »Ah -- lichter Gedanke. Da an der Umsriedi- mo- r mm güng der Weide gibt'» e Draht, damit binde ich da» Deichserlr provisorisch z'samm, dann können Gnädigste getrost bi» zum Etädtel fahren." „Ach ja, da» wird gehen." Sie sprang vom Wagen und sah ihm zu, wie er die obere Reihe der Drahtumzäunung lasbrehte. Die beiden Pferde suchten etwa» Gra» zu rupfen, und Denta begann mit großem Geschick di« Aus- besserung, bei der Adele nun doch mit Hand anlegen mußte. „Sind wir e' Paar geschickte Leut', Baroneß, he, sind wir nicht?" Plauderteer, zog den Draht mit starker Hand fest und gab ihr wiederholt die Versicherung, daS müsse und werd« halten, da drinnen im Städtrl könne der Schmied noch etliche Mutterschrauben Lurch dis Bruchteile ziehm, dann würd'» in Ordnung bleiben, bi» der Stellmacher di« neue Deichsel fertig habe. Sie war bei der gemeinsamen Arbeit ganz unbefangen und vertraut mit ihm geworden und fand, da er fo sachlich blieb, daß er sehr nett sei. Sie stieg wieder auf ihr Gefährt, das Pony zog an und Denta erklärte, wenn sie ge statte, wolle er milreiten, um sich zu überzeugen, „daß Lie Reis' gilt geh', und die Gnädige heil und gesund ankomme." So langten sie bald vor der „Krone" in Wohlden an, wo der Ungar dem Wirt das Borgefallene erklärte und Weisungen sür den Schmied gab. Wenn sie erlaube, werde er ihr für den Rückweg das Geleit geben, sagte er höflich zu Adele. Sie reichte ihrem Helfer dankend die Hand, die er, mit einem feurigen Blick in ihre Augen, an ferne LiMn zog und hastig ein paarmal küßte. Das verwirrte sie nun wieder, so daß sie davon lief und in» Nachbarhaus zu Ehler» ging. Denta sann, vor sich hinlüchelndr D!e muß ich im Ruge behalten; wir sind.schon wann ge worden. Reizend ist sie. Hier am Land ist'» ja eh so öd, da schaut man sich nach Jux nm. Das Haus des Lehrers lag etwa» von her Straße aügerückt im Garten; eS war alt und bescheiden, aber Ehlers' Eigentum nnd sehr paffend sür ihn, da drüben an einem freien Platz sich da» kastenartige Gebäude der Bürger schule erhob. ' ' ' Auch der Sohn Otto Ehler» war dort als Hilfslehrer beichästigt, hoffte aber bald eine feste, einträgnchere Stellung zu erhalten. Er wünschte dies besonder», da er seit einem halben Jahr mit Käie Schönwolf verlobt war, der Tochter des Besitzers eine? nahegelegenen Manusaklm- und ModegesKäsLS. Käte war ein ruhige», fleißiges Mädchen, das etwa» Vermögen zu erwarten hatte und war der Familie Ehlers sehr willkommen. Minna, zwei Jahre älter al» ihre Freundin Adele, hatte mit Käte Schneider- stunde gehabt, wurde manchmal von Schönwolf» beschäftigt und dachte, da sie viel Geschick besaß, einst al» Schneiderin ihr Brot zu verdienen. Als Adele durch den vorderen Garten auf da» Haus der Lehrers zuschritt, kam ihr Mien- cheu erfreut entgUen, legte den Arm um sie und zog sie ins Wohnzimmer, wo Frau Ehlers au der Nähmaschine saß. Adele Prudetts sogleich ihre Erlebnisse heraus. „Wäre mir nicht der Herr Denta zu Hilj« gekommen, läge ich vielleicht, noch auf der Land» firahe." „Wer ist denn Herr Denta, Fräulein Adel- Hrn?"'fragt« die Muster.' ,D«r »ar wohl der feine Herr, der ««den deinem Wagen ritt?" meinte die Freundin. Sie hatte den bekannten Ponywagen komme» sehen. „Herr Franz Denta ist weit her, er ist «in Ungar und spricht manchmal ganz spaßhaft. Ec ist Verwalter bei Onkel Lexmann auf Lindental; ganz furchtbar geschickt ist er, mit etwa» Draht von der Pferdekoppel hat et meine» Wagen wunderschön zUrachtaeflIckt." „Ach, von dem habe ich schon gehört," sagt» Menchen nachdenklich, .Guten Lag, Frtnlein Deelchen," rief ber eben eintretende Ost» Shler». .Je später der Nbend, je schöner die Leute." „Ja, shät — da haben Sie recht, Oito. Kinder, ich muß machen, daß ich nach Hause komme, sonst haben sie auf Morse zum Nacht essen kein Brot. Die Geschichte mit dem Wagen hat mich aufgehalten." Nun erzählte sie noch einmal, was ihr zugrstoßen sei. „Da will ich Koch gleich nach dem Wageii sehen," sagte Otto, „und wenn er wirklich hält, mögen Eie darauf zurückfahren. Ich werde Sie aber auf alle Fälle begleiien, damit Ihnen jemand zur Hand ist." < " „Ich glaube, Herr Drnia wollte warlew und mitreiten, um aufzupassen." . „Ich habe den jungen Herrn schan ein paarmal abend» in der „Krone" beim Glas Birr getroffen und glaube, Fräulein Adele, ich
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