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Ottendorfer Zeitung : 27.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191802272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19180227
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19180227
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-27
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 27.02.1918
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Vie l-age in GrscckenlLnä. Die innere Lage Griechenlands veiichtiminert sich zusehends. Die allgemeine Mobilisierung, die Venizelos nach der Rückkehr von seiner Reiie aus den Verbandsländern durchsetzen wollte, rief eine gewaltige Mißstimmung im Volke hervor. In vertchiedenen Gegenden Griechenlands und namentlich in Lamia, Theben und Athen sanden sogar Meutereien statt. Unter dem Vorwand, daß die königs- treuen Parteien an diesen Meutereien schuld seien, veranlaßte die Regierung andauernd zu Verhaftungen von Persönlichkeiten, die der Anhängerschaft von König Konstantin verdächtig sind. Tatiächtich wurzelt aber diese Bewegung si der tieigeheuden Abneigung des griechischen Volkes gegen den Krieg und ist eine sponiane, durch keinerlei äußeren Anlaß hervorgerufene Willensäußerung. Unabhängig hiervon hängt die Mehrheit der Soldaten wie der Offiziere auch heute noch nach wie vor treu am KönigS- hawe. Die Reservisten haben ihre kriegsseind- liche Haltung wieder ausgenommen und drohen sogar mit einer Revolution. Angesichts all dieser Tatsachen «rußte die Einberufung der Kammer, die auf den lö. Februar d. IS. vorgesehen war, einstweilen verschoben «erden. Die Regierung soll einen Erlaß veröffeuilicht Haden, in dem Venizelos sogar ermächtigt wird, die Kammer auszulöien. Grund hiersär soll die Furcht sein, die Opposition könnte die Mobilisation verhindern. Aus diesen Meldungen geht hervor, daß Venizelos der Mehrheit in der Kammer durchaus nicht sicher ist. Die weitere Entwicklung ist nicht ad- zusehen und läßt sich auch der den wider sprechenden Berichten der Ententepresse nicht voraussehen. Immerhin läßt sich doch diesen Berichten so viel entnehmen, daß die Bewegung gegen Venizelos eine für ihn bedrohliche Aus dehnung anzunedmen beginnt. Sollte Venizelos seine Versuche sortsetzen, die griechische Politik in seinem Sinne, zu beeinflussen, jo stehen Griechenland noch weit schlimmere Kämpfe und innere Verwicklungen bevor als bisher. Wie ernst die Lage auch von der Entente angesehen wird, geht daraus hervor, daß nach Meldung italienischer Blätter 25 000 Mann schaften des Verbandes Athen besetzt haben sollen. Von unä ^ern. Ei» Gnadenerlaß des Königs von Bayer«. Aus Anlaß der goldenen Hochzeit hat der König durch einen allgemeinen Gnaden erlaß alle Verweise und Geldstrafen bis 150 Mark einschließlich und Hast, Festungshaft und Gefängnisstrafen bis zu einem Monat einfchließ- lich sowie die rückständigen Kosten erlassen. Daneben erfolgten noch in umfangreichem Maße Einzelbeguadigungen insbesondere solcher Per sonen, die längere Freiheitsstrafen teilweise ver büßt haben. Zwei Bahnbeamte von Geflögeldicben erschossen. In dem Dors Groß-Behnitz im Kreise Osthavelland stahlen zwei Diebe bei einem Tagelöhner mehrere Hühner und wollten dann mit ihrer Beute nach Berlin fahren. Zwei Bahnbeamie, die inzwischen von den Diebstählen in Kenntnis gesetzt worden waren, versuchten die beiden Diebe auf dem Bahnhof festzuhalten. Diese setzten sich aber zur Wehr, und der eine von ihnen zog einen Revolver und schoß beide Lahndeamte nieder. Die Diebe ergriffen dann die Flucht, wurden aber von einem Genvarmeiie- wachimeister ungehalten und in Hast genommen. Techniker als Bürgermeister. Der Ge danke, Techniker mit der Leitung von Gemeinde verwaltungen zu betrauen, gewinnt immer mehr Boden. Vor einiger Zeit wählte die Stadt KönigShütte den Stadtrat Brahl zu ihrem Ersten Bürgermeister. Diesem Beispiel ist nun mehr die größte Landgemeinde Oberfchlesiens, die zweitgrößte Preußens, Hindenburg (früher Zabize), gefolgt und hat ihren bisherigen Ge- rneindebaural, Negierungsbaumeister Schwan, »um Gemeindevorsteher gewühlt. Unverschämter Schwindel. Mit einem Venen Schwindlertrjck wurde dieser Tage ans der Köln—Mindener Strecke in einem Wagen- adteil 4. Klaffe gearbeitet. Zwei mit einem großen Schbcßkorb ausgerüstete Feldgraue revi dierten die Körbe und Pakete der Mitreisenden nach Hamsterware und beschlagnahmten manchen leckeren Happen. Eure der angefprochenen Frauen, der die Geschichte verdächtig erichien, verlangte die Vorzeigung eines Ausweises. Als die „Revisoren" frech wurden und mit Gewalt drohten, zog sie kurz entschlossen die Notleine. Jetzt wurde der Schwindel au-gedeckt und die beiden Gauner konnten verhallet werden. Bei« Spielen mit Sprengkörper« wurden in Allenberg i. Ostpr. zwei Kinder schwer verletzt. Der im Feloe stehende Pfleger B. halte einmal Geuboffe oder Sprengkörper mit nach Haute gebracht und in seiner Wohnung zurück- getassen. Als bei Abwesenheit der Muller die beiden Söhne mit einem dritten Knaben M. in der Wohnung spielten, fanden sie die Geschosse. Plötzlich hörten die Nachbarn eine heftige Ex plosion und das Wehgeschrei der Knaben. Sie hatten auf irgend eine Art ein Geschoß zur Entzündung gebracht. Dem Stiefsohn wurde die rechte Hand fonaerissen und die linke Hand schwer beschädigt. M. wurde am Kops verletzt, während der Sohn heil davonkam. Verschwörers Oberdank und verstümmelte das Denkmal. Der Attentäter wurde verhaltet, über die Gründe feiner Handlungsweise ver weigert er jede Auskunft. Der (Gregorianische Kalendsr i« Ruh land. Ein Erlaß der Volkskommissare, führt das Gebiet der russischen Republik den Grego rianischen Kalender ein. Die neue Zeilrechnung beginnt mit dem 1. Februar a. St., der als 14. Februar gezählt wird. Nichts Neues unter der Sonne. Goncourt als Erfinder deS Gasangriffes. „Eines der Hauplvergnügen der Neu gierigen und der Bücherwürmer," so liest man im .Journal des Debüts', „besteht darin, den Nachweis zu erbringen, dag die neuesten Er findungen in Wirklichkeit fo alt sind wie tue Erde selbst, daß es überhaupt nichts Neues mehr unser der Sonne geben könne. Der Ernst der Zeit hat dieses hübiche Spiel nicht unterbrochen; er hat es 'nur auf ein Spezialgebiet verwiesen, nämlich in das Reich der neuen Kampfmittel. So z. B. haben wir der Reibe nach durch französische, englische und deulfche Blätter er fahren, daß das Unterseeboot ursprünglich in Tum Projekt einer Verbindung Lwifcden Europa und Nlien. Schon lange hat man die Unterbrechung der Bahnverbindung von der europäischen zur osiatischen Türkei durch die notwendige Durchschifsung des Bosporus als störend empfunden. Verschiedene Vorschläge, um dem abzuhetsen, wurden gemacht. Jetzt ist ein Plan entstanden, der auch durchgesührt wird, den Bosporus nicht nur zu überbrücken, sondern auch zu untertunneln. ES wird nämlich aus Konstantinopel gemeldet, daß der BautenauS- fchust der Kammer dm Gesetzentwurf über den Ver trag mit einer Budapester Firma betreffs Er ¬ hebungen und Vorarbeiten für eine Brücke und einen Tunnel von Europa nach Asien angenommen und einen Kredit von 10 000 Pfund, dafür bewilligt Hai. Die Arbeiten sollen im April be ginnen. Strategisch verspricht man sich von der Ausführung diese; Planes außerordentliche Vor teile. Auch die Wirttchaftlichkeit der Unternehmens scheint bei der starten Benutzung der Strecke, die sich im Frieden noch erhöhen wird, außer Zweifel. Ber«ngliickte ««garische Flieger. Dieser Tage stiegen in Budapest die beiden Ftieger- offiziere. Hauptmann Schindler und Leutnant Iwan Urban mit einem Flugapparat zu' einem Fluge auf. Kaum Halle das Flugzeug sich er hoben, als die Maschine sich in die Drähte einer elektrischen Lestung verwickelte und uieder- stürzte. Hauptmann Schindler erlitt erneu Schädelbruch und starb nach einigen Stunden. Leutnant Urban wurde schwer verletzt. Die deutsche Farbstoffkvnlurrenz. Aus Liverpool wird berichtet, daß sich die haupt sächlichsten Farbsiofffabrikanten der Vereinigten Staaten und Kanadas aus Angst vor dem deutschen Wettbewerb zu einem ständigen Ring zusammengefchlossen haben. " Beschlagnahmtes Schmngglerlager. Wie aus Bern gemeldet wird, hat die italienische Grenzpolizei am Bahnhof Luino ein riesiges Warenlager entdeckt, das von italienischen Händ lern und einem Schweizer Kaufmann zur ge legentlichen heimlichen Einfuhr nach der Schweiz angelegt worden war. U. a. sand man 840 Zemner Salami und Schinken, 600 Zentner italienischen Käje und 10 Fatz Wein. Die Vor räte stellen einen Wert von rund 500000 Frank dar. Das Lager wurde beschlagnahmt und die Händler verhaftet. Ein Attentat ans die römische Oberdank- Bnste. Ein junger Mechaniker Anglo Peco schlug mit einem Hammer auf die in Rom in der Villa Borghese ausgestellte Büste des Triester Frankreich, in England, in Deutschland er funden worden fei. Noch mehr steigt das Interesse an diesem seltsamen Sport, wenn man die geistige Vaterschaft hinsichtlich einer be sonders mörderischen Waffe einem friedfertigen Genie, wie z. B. Goethe oder Leonardo da Vinci, zusprechen kann. Es gibt zahlsfe „Vorläufer" dieser Art, und darum fei daran erinnert, daß auch Edmond de Goncourt unter ihnen genannt werden muß. Wer im siebenten Abschnitt deS berühmten Tage buches der Brüder Goncourt nachblättert, wird folgende Stelle finden: „Freitag, den 24. August. Wählend dec Belagerung von Paris habe tch viele Stunden, die mich im Geiste weit sort- wugen, in einem Traum verbracht, der mich immer wieder beschäftigte und in feinen Bann zwang. Ich habe nämlich eine chemische Mischung erfunden, die die Luft in ein brennen des Gas umwandelte und es dem Menschen unmöglich machen sollte, zu almen." Wenn Edmoiid de Goncourt noch lebte, wurde er also sicherlich, vielleicht nicht ganz mit Unrecht, erklären, daß dir Gasangriffe von ihm vorausgeahnt worden seien. Aber auch hinsicht lich der Luftangriffe Hütte er einen Teil des Ruhmes für sich beanspruchen können. In seinem Tagebuch schrieb er nämlich weiter: „Während der Belagerung von Paris habe ich auch einen „fliegenden Sluhl" crsunden, den man aufziehen konnte wie eine Spieluhr, worauf er ich 24 Stuuden lang schwebend in der Lust halten müßte." So Hal also Edmond de Goncourt ' 20 Jahre vor den ersten Flügen ' von Wright ! und Berich. 30 Jabre vor der erstmaligen Ver wendung gütiger Ga:e als Kompimittel, an Plänen' gearbeitet, die, Heine zu den neuesten und fürchterlichsten KliegsmethoLen gehören." VoUrZnirllckasklick es. Nm die Avliejcrorig von Hen nnd Ltroh sür das Heer zu beiLieumgen, sind von- dem Siaatssekiktär des KnegSernähiungSamtS besondere Vergütungen festgeptzt worein: stör jede Tonne Heu, d-e über das cmfette tte Lieh mngSsoll hinan» freiwillig bis einschließlich 31. Marz 19t8 abge iefer' wud, kann neden dem festgesetzte* Höchstpreise eine besondere Vergütung von 120 Mark, stür die MebrtiNcrung an Heu in den Monaten Avril und Mai 1918 eine bi andere Vergütung von 80 Mark gewährt werden; bei Stroh veirägt die besondere Verzüiung 40 Mark lür jede Tonne Slroh, die über die Hastie de« Gcsamilieferungksolls hinaus dir längsten» 30. Av'Ü 1918 abgeliesert wird. Gericktsbalte. Bcrliu. Der erste Fall der Anwendung des Fr-edenSverirages in der deutschen Rechtspflege be- jchäiligie die S>>askammer. Wegen Entiorndung vcn Sachen aus amUiwem Aewahrfam «ar der Kaufmann Zwir angeliagt. Ter Angeschuwigte be fand sich atS russischer SiaatSangehSrcger zuerst in Schutzhaft, «ar dann aber einer Berliner Firma zur Arbeitsleistung üderwiefen worden. In dieser Tättglett eniwcndeie er aut einem Tüterbahnhof einige Kisten Zigarren, Lie er weiierverkauste. Die Straikammcr erkannte auf ein Jahr Gefängnis. Nach der Urteilsverkündung machte der Verteidiger darauf aufmerksam, daß der Angeklagte Ukrainer ser. Er befinde sich in Schutzhast und sei deshalb a!S KriegSgeiangencr anzusehen. Nach der Ratifikation des Fricdensvettragks mit der Ukraine sei aber gegenseitige Slraifreihcil zugesichert, so daß der An geklagte diese Strafe nicht zu verbüßen brauche, sondern an die Ukraine auSzutiesern fei. DaS Gericht beschloß, bezüglich dreier Frage wertere Erhebungen bei der zuständigen StaarSdetzörde an» zustellen. Elbing. Da» hiesige Kriegszusiandgericht vcr- urieüte die Frau des Stadtverordneten Karl Lange wegen Beicilignng an AuSichtruungen und wegen dabei begangener schwerer Diebstähle zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust. Der Kleingärtner. Wrntersalat. Eine der beliebtesten Pflanzen sür Schrebergärtner ist der Salat in allen seinen Formen. Ganz besonders ist der Echreber- gäriner darauf bedacht, recht früh Salat zu ziehen. Meistens aber fängt er eS verkehrt an. Er geht zum Gärtner und kaust sich 25 bis 100 Pflänzchen „Maikops" oder wie die Sorte gerade geschimpft wird, und pflanzt sie in seinen Garten. Aber, o weh! Die Pflänzchen stammen aus dem Mistbeet und sind Mistbeelwärme und Mstbeeterde gewohnt. Kommt kurze Zeil nach dem Pflanzen ein stärkerer Frost, so sind sie hin. Geht's aber gut, jo stocken sie lange, ehe sie anwachsen, und statt im Mai kommen die ersten Köpfe Ende Juni. Kann map dagegen im Freien überwinterie Solatpflanzen haben, so stocken diese beim Verpflanzen auch wohl etwas, aber sie wachsen ooch schneller und liesern rasch Köpfe. Besser-ist eH natärtich, die Winlerpflanzen im Herbst an Ort unü Stelle zu fetzen, dann hat man wirklich „Frühsalat". Radieschen sind sehr geeignet für»Schreber gärten, denn sie haben nur eine sehr kurze Entwicklungszeit und liefern schnell' eiste Ernte. Man muß sie besonders gegen EtdslShe schützen, was sich heute aber auch durch Schacht Agri- karbol gut ausführen läßt. Die'rs bildet ein rötliches, feines, etwas fettiges, park riechendes Pulver, welches ohne Schaden über die keimen den Pflänzchen gestreut wrrven lann. Ehe die Pflänzchen wachsen und gebrauchsfertig werden, ist der Geruch verschwunden. Goldene Morte. Man muß Werte opfern, um Kräfte zu er zeugen. Friedrich List. Man muß dem Vaterlande, wie Gott dem Herrn, mit Zucht und Ordnung dienen durch treue Pilichlenüllung im Gesetz. > Raupach. Adele fuhr empor und warf ausjubelnd ihre Arme um den HÄS der Tante: „Ja, ja, laß uns reifen, laß unS nach Hause I" Susanne brach in Tränen aus; sie fühlte, welch «ine ' Erleichterung ihr das Hiersein der beiden lieben Nahestehenden gewährt habe, und «el» ein Schmerz es sein werde, sie zu wissen. Zugleich. aber ergriff ein brennendes Heimweh ihre Seele, und sie meinte, eK kaum ertragen zu können, daß sie Zurückbleiben mußte. . Schwester und' Tante setzten sich zu ihr und suchten sie unter Liebkosungen zn trösten. Fran von Bernhammer nahm die Ankün digung der bevorstehenden Abreise ihrer Schwägerin und Tochter gleichmütig, vielleicht sogar mit einem kleinen Aufatmen entgegen. Eie bat, ihr Tag und Stunde nicht mitzuleilen und sie mit allem Abschiednehmen zu verschonen. So begleitete Susanne allein die Abrenenden zur Bahn. Mit starkem Entschluß hatte sie sich letzt gefaßt. Sie kannte ihre Pflicht und wollte dieselbe treulich, ohne zu verzagen, ersüllen. Nur im letzten Augenblick verließ sie ihre Fassung; heiß aufschluchrend hielt sie die Schwester umarmt. Der Gedanke, daß sie der kleinen Unvorsichtigen, Halttosen eine Stütze seil' könne, daß es unnatürlich sei, sie ans- einanderzureißen, überfiel sie mit zwingender Gewalt, und nie hatte sie das traurige Ver hältnis r Eltern schmerzlicher empfunden al§ M dieser Lcheidestunde. Mst ««hendem Tuch, während Träne auf l Träne über ihre blassen Wangen lief, iah sie ' dem davourollenden Zuge nach, der ilw die Wen Lieben entjührte. Zögernden Fuße- kehrte sie, sich zur stillen Ergebung zwingend, inS Hotel zurück. Auch Adele saß, .tief bewegt durch ihren Abschied von der Schwester, in der Ecke des Abteils. Sie hatte sich Susanne kaum jemals so innig angeschlossen wie in dieser Zeit. Sie 'wußte nicht, daß sie reifer und weiblicher ge worden und dadurch der Schwester näher ge treten sei. Eine- dnnkle Mahnung, waS die liebe Suse ihr werden und helfen könnej und daß sie selbst noch sehr unsicher im Leben da stehe, stieg in ihrem Gemäte auf. AdelenS Gedanken flogen ihrem Wege oor- aui. Morse, das liebe Vaterhaus, trat leb haft in ihre Erinnerung. Und da spürte sie, daß neben allem Heimatkgefühl ein dunkle? Bangen aufwnchs und den schönen Park von Morse gleich grauem Nebel umschwebte. Ihre Dummheiten, ihre Unvorsichtigkeiten stiegen mit dem Bilde deS Ungarn in ihrer Seele herauf und stönen ihre Freude auf die Heimkehr. Dagegen erschien Berlin mit Werner Brüggen ihr wie in warmen Sonnenglanz ge taucht. Und dahin ging es jetzt zunächst, darauf konnte sie sich ohne Furcht mit sehnendem Herz- klop en ireuen. Josephine gab sich während der Heimreise weniger angenehmen Gedanken Hin. Sie täuschte sich nicht darüber, ihr Leiden nahm; zu, sie suhlte sich dauernd unwohl und ge hemmt und wusste, das; ihr nichts übrig bleibe, als sogleich nach ihrer Rückkehr ärztliches Hilfe, in Anspruch zu nehmen. Was diese ihr! bedeute, ahnte sie, ohne daß Werner dar f Schieckentwort Operation auZaefprochew, > Nun ging ihr Bestreben dahin, sich mit dem Gedanken deS ihr Drohenden vertraut zu machen. Ihr starker Geist verachtete das kleinliche Mitleid mit sich selbst, an dem ihre Schwägerin krankte; sie wollie einer pein vollen Notwendigkeit ungetrübten Blicke? ins Auge sehen und rang nach Fassung, dir Mög lichkeit eines raschen Lebensabschlusses sich vor zustellen und, waS ihr beschießen sein mochte, ruhig zu erwarten. ES schien ihr, als ge höre mehr Mut dazu, sich für den Operations tisch gefaßt zu machen, als auf eine Schlacht. .Gefahr drohte ihrem Leben vielleicht gewisser als dem Kämpfer, und die Eigenschaften, die sie sür die ihr bevorstehende Prüfung brauchte: Entsagung und die stille Ge- dutd eines Opferlamms, fehlten ihrer Natur gänzlich, nur mit starker Willensanstrengung vermochte sie sich in die über sie verhängte. Prüfung zu finden. Sie liebte d«S Leben und alle Freuden desselben, ihre günstige Lage gestaii-te ihr einen vollen, unbeschränkten Lebensgenuß, und nun hielt der Körper nicht mehr stand, und ne mußte verzichten. Oh, wie oft biß sie die Zähne zwammen, um das ihr Auserlegte ohne Murren zu ertragen. Als der Zug auf dem Berliner Bahnhof hielt, standen Herr von Bernhammer nny Doktor Brüggen, nach den Damen ausgehend, aus dem Bahnsteig. Adele sprang jauchzend in die Höbe und konn'e cs nicht erwarten, daß der Schaffner 'ne Abb >e öffne. Sie versteckte ihr Entzücken bei -crs Anblick hinter degr lauten A-eder« sehenSjubek über ihre? VatsrS unerwartetes Erscheinen, Und nun lag sie lachend und weinend in seinen Armen, während Josephine Werner die Hand reichte. Zerstreut erwiderte er ihre Begrüßung, vermochte er doch kaum den Blick von Adele zu wenden. „Nicht.wahr, mein Mädchen, da? ist eine Überraschung?" rief Bernhammer und klopfte, der Tochter Rücken. „Ich mußte mir doch mein Kleine? abholen; wer weiß, wie lange ihr euch sonst noch hier a nüsiert und den alten Vater vergeßt." „Oh, nie, Papa — nie!" rief Adele, aber sie erichrak, nicht in Berlin bleiben zu dürwn. Am anderen Tage sollte die lange beabsich tigte und gefürchtete Konsultation mit Brüggen? berühmtem Kollegen staitfiiiden. Bernhammer, sehr betroffen, als er chon der Schwester Zustand Hörle, erklärte, natürlich da- blciben und abwarieu zu wollen, ob Iowphine mit ihm und Adele nach Morse zurÄckkehren könne. Biüggen war mit Iosiphinr zum Arzt ge fahren, und ihr Bruder wartete niil Adele, voll Angst beider Rückkehr eittgegenfehend, in dec Schwester Salon. „Ich weiß nicht, was ich machen.soll," be gann Beinhammer, bedrückt msi-Zui-si - ab- ichreitend, „wenn die Artte Tame Io s hier ia einer Klinik sesthatteu, w bist du, mein arm-S Kind,, ganz allein bei mir, lediglich am Mütnik». aiigemie>en, und das ist doch, VoU lein Umgang für Wch." B eo tJoilicsung io xi?
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