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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend. 3ezugs-Prris: vitrteljLhrlich beim Abholer, von öer ff Oeschäftsstelle 1,20 MK., frei ins siaus ff 1,52 Mk. L Linzelve Nummer 12 psg. ff Erscheint Dienstugs, Donnerstags unö ff Lonnabenos Nachmittag. ff A«Itrh»II«»gs> md AmkigkdiÄ! Nnzcigen-Preis: N Die einspaliigc Zeile ober Seren Naum N 23 psg., Lokalpreis 15 Psg. ff Nekilamcn aus Ser ersten Seite 42 psg ff Nnzcigen-Nnnahme II bis - spätestens Mittags 12 Uhr öes ff Lrscheinungstages. Druck unö Verlag von Hermann Kühle, OttenSorf-Okrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrilla. Nummer 25 Mittwoch, den 27. Februar f7. Jahrgang Amtlicher Teil. Petroleum-Ausgabe. Petroleum kann aus Bezugsscheine M' Landwirtschaft und Heimarbeiter auf Gemeinde- Petroleumkarten bei Peukert entnommen w rden. vkten»orf'Moritzdorf, am 25. Februar 1918. Der (Hememdevorgand. Nencstes vom Tage. — Vielfach Artillerie- und Mnenwerfer- kamps. An verschiedenen Stellen der Front ErkundungSgesechte, die uns örtlich von Armentieres Gefangene und Maschinen gewehre einbrachten. — Unsere Truppen besetzten Pernau. Ein Estenbataillon hat sich dort dem deutschen Kommando unterstellt. — In Rowno ist der gesamte Stab der russischen „Besonderen Armee" in unsere Hände gefallen. Ihr Oberbefehlshaber war entflohen. — Vortruppen erreichten Shitomir und nahmen dort Verbindung mit ukrainischen Truppen auf. -- Stadt und Festung Reval wurden gestern vormittag 10,30 Uhr nach Kampf besetzt. — Pleskau (Pskow), südlich vom Peipus see, ist in unserer Hand. — Neue U-Bootserfolge auf dem nördlichen Kriegsschauplatz 19000 Brutloregistertonnen. Unter den vesenkten Schiffen befand sich der englische TruppentranSportdampser Tuscania, 14348 Brutloregistertonnen, mit amerikanischen Truppen an Bord. Der Dampfer wurde kwz vor dem Einlaufen in die Irische See in geschickt balchaeführtem Angriff aus einein Geleitzug herausgeschoffen. — Im Verlaufe seiner Rede im Reichs tage machte der Reichskanzler Gral H? tling folgende Mut-ilungr Gstern ist Vie Nachuchr eingetroffen, daß die Petersburger Regierung unsere Friedensbedingungen angenommen und Vertreter zu weiteren Verhandlungen nach Brest-Lltowsk abgesandt hat. Demgemäß sind auch die deutschen Delegierten gestern abend dorthin abgecetst. Möglich daß über Einzel heiten noch gestritten wird, aber die Haupt sache ist erreicht. Der Friedentschluß muß in kürzester Frist e> folgen. — Der Vormaftch in Estland und Livland gegen die Räubei holden der Roten Garde geht weiter. In Walk hat sich nachträglich der ganze Slab oer 110. russischen Division ergeben. Ruffische Oniziere und Soloaten wünschen m geordnete Verhältnisse zu kommen und der Willkür der Roten Garde ennogen zu sem Bereit« zeigen sich zum Heil des schwer dainiederliegenden Landes die Früchte der strapazierten Leistungen der deutschen Divisionen, die planmäßig mit kampfkräftigen Vorhuten und dem nachfolgenden G»os und Reserven die Siranen entlang drängen, wahre Rekordleistungen im Marschieren erzielend. Die Verpflegung in dem von Natur reichen, von den Bolschewisten verheerten Lande ist sehr gut, da von dec Rot.n Garde angehäufte Raubdepots an mehrelen Stellen erbeutei wurden, da ern gleichzeitiger Abtransport aus der kopflosen Flucht nicht mehr möglich war. Dadurch wi d das Vorwärtskommen unserer Truppen erleichtert. Eile ist düngend geboten, da jede Stunde früherer Ankunst in einem livländiichen Landstädichen Hunderten von Einwohnern Leben und Freiheit rettet. Die Bevölkerung aller Nationalitäten wünsch! dringend Frieden und Ordnung. — Der „TempS" meldet aus Petersburg: Die Absicht der Verteidigung Petersburgs wurde aufgegeben, da die Befestigungen in sehr schlechtem Zustande und die wesentlichen Teile der Geschütze gestohlen oder beschädig« seien. Die Räumung Revals sei beendet. Der letzte Zug aus Reval sei j n Petersburg eingetroffen. — S Ai. Hilfskreuzer „Wolf" ist nach 15 monatiger Krevzfahü durch den Atlantik, Indischen Ozean und Stillen Ozean dank der hervorragenden Führung seines Komman danten Fregattenkapitän Nerger und der glänzenden Leistungen seiner Besatzung glück lich und erfolggekrönt in die Heimat zurück gekehrt. Das Schiff hat den Seeverkehr zwischen unseren Feinden durch Vernichtung von Schiffsraum und Ladung in schwerste« Weise geschädigt. Mehr als 400 Angehörige von Besatzungen versenkter Schiffe, darunter die verschiedensten Nationalitäten, im be- sonderen auch zahlreiche farbige und weiße englische Militärperfonen, sind durch S. M- S. „Wolf" nach Deutschland mitgeführt worden. Außer mehreren von bewaffneten Dampfern erbeuteten Geschützen hat S. M. S. „Wolf" große Mengen von wertvollen Roh stoffen, wie Gummi, Kupfer, Messing, Zink, Kakaobohnen, Kopra usw., im Werle von 7 Millionen Mack mitgebracht. — Der cm Februar 1917 von S- M. S- „Wolf" aufgebrachte und als zweiter HUfs- kreuzer ausgerüstete englische Dampfe, „Turri- tella", der den Namen „Illis" erhielt, hat unter Führung des Ersun Offiziers S. M S. „Wolf", Kapctänleutnant Brandes, erfolgreich cm Golf von Aden operiert, bis er durch englische Streitkräfte gestellt und von der eigenen Besatzung versenkt wurde, die sich in Stärke von 27 Köpfen tn englischer Ge fangenschaft befindet. Diese unter den schwierigsten Verhältnissen ohne jeden Stütz punkt und ohne Verbindung mit der Heimat durchgefuhcte Kreuzfahrt S. M. S. „Wolf" stellt eine einzigartige Leistung dar. — Die Kopenhagener Blatter melden aus Bergen, daß ein großer englischer HandelS- geleitzug von einer Kaiastrophe betroffen worden sei. Montag früh verließen 29 Sch ffe, und zwar 18 skandinavische und 11 englische, im Geleuzug Englano auf der Reise nach No.wegen. Dec Geleitzug geriet auf See in einen furchtbaren Stu.m. Am Mittwochmorgen ereignete sich das erste Un glück. Em dänischer Dampfer verschwand plötzlich. Hinzueilenoe Schiffe fanden eine Anzahl Wrackstücke und die um Hirse rufende Besatzung; es war aber unmöglich, sie zu retten. Nach den Wrackstücken zu schließen, handelte es sich um den dänischen Dampfer „Georg". Am Mittwochnachmittag versank plötzlich der englische Dampfer „Harrowgate", um selben Abend der schwedische Dampfer „Swanö"; auch ein anderer schwedischer Dampfer gmg verloren. Während der ganzen Recse wurden weder U-Boote noch Kriegs schiffe gesichtet. Es wird daher nicht ange nommen, daß die Schiffe versenkt worden leien. Die „Harowgate" ist unte> gegangen, weil sich die Ladung verschoben hatte. Von den 29 Schiffen des Geleitzuges sind nur 8 in Bergen eingetroffen und später noch zwei in Stavanger eingelaufen. Man hofft aber, daß es noch einer größeren Anzahl von Schiffen gelungen ist, einen englischen oder schottischen Nothafen zu erreichen. Oertliches und Sächsisches. GttenSors-Gkrilla, den 26. Februar — Eine» plötzlichen Todes starb ein in den hiesigen Glashüttenwerken beschäftigter junger Mensch aus Medingen Derselbe hatte von einem Arbeitskollegen ein Mittag essen eihalten, welches dieser seines eigentüm lichen Geschmackes wegen nicht gegessen halte. Kurze Zeil darauf stellte sich bei beiden Krankheitsecscheinungen ein, dem der junge Mensch erlag, da er am meisten davon gegessen hatte, während der andere noch krank darnieder- liegt. Die polizeilichen Ermittlungen in dieser Angelegenheit sind bereits im Gange, doch konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden, durch welche Person das Essen des betreffenden Arbeiters vergiftet worden ist. — Die nächste Nummer unserer Zeitung gelangt des Bußtage» wegen erst Sonnabend nachmittag zur Ausgabe. — Der Eintritt günstigerer Witterung bringt die erwünschte Steigerung der Eierer- zeugung mit sich. Der Kommunalvec band hat deshalb auch die Eicrpreise etwas er mäßigen können. Dem Hühnerhalter darf nicht mehr als 35 Psg. für ein Ei gezahlt werden und der Kleinhändler nicht mehr als 40 Pfg. fordern. Die Gemeindebehörden haben auch das Recht, wenn dies nach den örtlichen Verhältnissen angezeigt erscheint, die Preise noch weiter herabzusetzen. — Die Nsichsftelle für Gemüse und Obst, Berlin, grbl unterm 27. Januar 1918 be kannt, daß mit Bestimmtheu zu erwarten ist, daß das gesamte Herbstgemüse, soweit es nicht durch LieferungSoecträge gebunden ist, in Zwangswirtschaft genommen wird. Der Anbauer, welcher keine genehmigte Lieserungs- Verträge abgeschloffen hat, wird unter Um- ständen nieoügere Preiss erhalten, wie der jenige, welcher genehmigte LieferungSverträge eingegangen ist. — Die einfache, die doppelte und die amerikanische Buchführung. Zum Selbstunler, richt, leicht faßlich und übersichtlich dargestellt. Mrt vielen praktischen Beispielen und Er läuterung dec wichtigsten Bestimmungen. Ein Nachschlagebuch für jeden Geschäftsmann und kaufmünmfchen Angestellten von W. Wohl beredt. Verlag L. Schwarz u. Co, Berlin C. 14, Dresdenerstr. 80. Preis 1,35 Mk. Dec Vorzug de» Merkchens besteht in seiner Kürze, Klarheit und Uebersichllichkeit. Der Verfasser hat die gleichen GeschäftSvorfälle und Beispiele in der „einfachen", dann in oer „doppelten", schließlich in der „amen- konischen" Art buchyalierisch verarbeitet Dadurch vermag der Lernende das Wesen und den Unterschied der einzelnen Buch- s^hrungsacten leicht zu erfassen und sich nm einem Schlage oce Beherychung aller drei Methoden anzueignen. Das Buch ist jedem felbstänoigen Geschäftsmann und Jedem, der durch Selbstunterricht die Buchführung leicht, schnell und sicher erlernen will, als unent behrliches Hilfsmittel warm zu empfehlen. Königsbrück. In der hiesigen Gegend wurden seit längerer Zeit Treibriemen-, Kaninchen, Geflügel-, Mehl-, Karpfen- und andere Sachendiebstähle ausgeführt. Jetzt wurden von der Landgendarmerie als Tätet ein Gefreiter und drei Soldaten ermittelt, dce sich nun in Gewahrfam befinden und ihrer Strafe entgegensehen. — In Schmockau wurden zwei Soldaten gestört, als sie aus einer Kartoffelmiete Kartoffeln stehlen wollten. Der Sohn de« Besitzers, der hinzukam uno einen Soldaten einholte, wurde von letzterem mit dem Seitengewehr an der Hand mehr fach verletzt und ist danach geflüchtet. Die Täter wurden von der Landgendarmerie er mittelt. Dresden. Die Ehefrau eines im Felde stehenden Vorarbeiters versuchte, sich und ihre drei, 15, 13 und 10 Jahre alten Knaben am Sonntag mit Gas zu töten. Man sand sie in ihrer in der Bünaustraße nelegenen Wohnung mit Gas betäubt bewußt los vor. Der Feuerwehr gelang e» nach längerer Zeit, die Familie mit Anwendung von Sauerstoffgas zu retten Die Frau wurde nach der Heil- und Pflcgeanstalt ge bracht. Sie hatte mit ihren drei Kindern zu sterben beschlossen, weil der älteste von ihnen ihr Kummer und Sorgen bereitete. Bautzen. Nach Mitteilungen des Stadt- baurates Göhre in der Stadtverordnetensitzung hüt die hiesige Gasanstalt gegenwärtig mit ernsten Schwierigkeiten in der Kohlen versorgung zu kämpfen. Der vorhandene Bestand reicht nur noch 3 bis 4 Tage. Wenn nicht umgehend Zufuhren eintieten, sei mit einer zeitweiligen Einstellung des Be triebes zu rechnen. Vorläufig habe die hiesige Waggonfabrik der Stadt 14 Lori» geliehen, die nach oberschlesischen Gruben ge sandt werden sollen. Ein Großhändler habe ihm mitgcteilt, daß nicht weniger als 10 Gasanstalten telegraphiert hätten, daß sie keine Kohlen haben. Die Lage sei ernst. - Das Vaterland steht auf dem Spiele das wissen wir alle. Aber ziehen wir auch die Folgerung daraus, auf die der Dichter hinweist? Ja, am Anfang des Kriege-, da wußten wirs: jetzt gibt cs für alle nur eine Pflicht: Gut und Blut für» Vaterland! Aber je weiter wir im Kriege vvrwärtsfchreilen, desto lauter erheben sich unter un» die Stimmen, die von Rechten sprechen und Forderungen geltend machen. Das rst nicht verwunderlich. Hat doch der Krieg gewaltige Lasten und Anforderungen auf alle Schichten unseres Voltes gelegt, die notwendig den Wunsch nach Gegenleistungen wecken mußten. Und schließlich haben wir Menschen ja auch in der Tat alle unsere Rechte Aber ist's jetzt wirklich Zeit auf unsere Rechte zu pochen? Wir verabscheuen den, der au« der Not eines Mitmenschen Kapital schlägt für sich selbst. Wie sollen wir denken über jene in unserem Volk, die sich die Bedrängnis de» Vaterlandes zu nutze machen, indem sie gerade jetzt die lange Liste ihrer politischen, sozialen und anderen Wünsche al» RechtSsorderungen vem bedrängten Staate unter die Augen halten, die an der Not des Vaterlandes ihre Parieisuppe kochen wollen? — Pflichten gehen jetzt über Rechte, das muß uns solange der Krieg dauert, jeder Tag auss neue-zurufen. Leisten wir etwas fürs Vaterland, sei es draußen im Feld oder im Heimatdienst — nun ist das ein so ecstauntcches Verdienst, daß wir alsbald die Belohnung dafür fordern müßten, liebe Volksgenossen, ist's nicht eigent lich unsere Pflicht und Schuldigkeit? Was oer G.ögte, der je über die Erde gegangen, einst feinen Jüngern zugerufen Hal: „Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: wir sind unnütze Knechte, wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren", — sollten wir's nicht auch im öffentlichen Leben noch viel mehr zur Geltung bringen? Das Vmerland steht aus dem Spiel! Dorum fort mit den vielen Wünschen und Rechten! Die Pflichten in den Vordergrund! Dein höchstes Glück, o Menschenkind, ach denke du mit Nichten, dog es erfüllte Wünsche nnd! Es find erfüllte Pflichten!