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Ottendorfer Zeitung : 01.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191801014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19180101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19180101
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-01
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 01.01.1918
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Valsour über die Ariegrziele. Englische Doppelzüngigkeit. Im Unterhaus« griff der Abg. Ponzonby die Regierung sehr scharf an, weil nach seiner Überzeugung der Inhalt der von der russischen Regierung veröffentlichten Geheimdokumente sich nicht mit den bisher amtlich verkündeten Kriegs- zielen Englands und seiner Verbündeten deckt. In ferner Antwort betonte Balfour: Die knegspolftischen Äußerungen der Präsidenten Wilson und die Auffassungen verschiedener Führer in England schienen ihm durchaus in einheitlichem Geiste gehalten zu sein. Balfour bezog sich auf die vielen Änderungen von Mit gliedern der früheren und der jetzigen Re gierung zur Kriegspolilik. Diele Persönlich keiten hätten stets im selben Sinn gesprochen und die großen Ziele, für die Britannien ohne selbsbüchtige Beweggründe kämpie, mit vollkommener Klarheit ausgedrückt. Balfour fuhr fort: Ponzonby hat ge'agt, das Auswärtige Amt und das Kriegskabinett seien ungeschickt gewesen und hätten Rußland daran gehindert, auch in diesem Augenblicke noch mit vollem Kerzen auf seilen der Verbündeten zu stehen. Die russische Revolution sei hier im Lande und von der Negierung so kaltherzig begrüßt worden, daß die ganze Zulunit unserer Be ziehungen zu Rußland höchstwahrscheinlich dahin wäre. Ich kann mich dafür verbürgen, daß, soweit Regierung und Unterhaus in Betracht kommen, das Ende der üblen Autokrane m Rußland mit warmer Begeisterung und leb haften Hoffnungen begrüßt wurde, die leider anscheinend bis heute wenig gerechtfertigt sind. Ponzonby scheint zu denken, daß wir «ine ungerechtfertigte, ja verbrecherische Geheimhaltung unseres Venahrens zugestanden hätten, und daß wir bei unseren Erklärungen über die Selbstlosigkeit unserer Ziele, mit denen wir in den Krieg eintraten, unser Volk und die Mittel- Mächte getäuscht und etwas getan hätten, was Ponzonby als Befleckung der Ehre unseres Landes bezeichnet hat. Wir haben kein Ab kommen über Konstantinopel ge troffen, um irgendeinen imperialistischen Ge danken zur Ausführung zu bringen. In der Tat war es völlig klar, daß die russische Ne gierung Anspruch auf Konstantinopel erhob. Wrr waren im Begriff mit einander einen großen Kampf für ein großes Ziel zu führen, und wir beruhigten uns dabei. Ponzonbys nächster Punkt betraf Persien. Er fetzte voraus, daß die Einflußgebiete in Persien der Unabhängigkeit dieses Landes wider sprächen und ein großes Unrecht eines Starken gegenüber einem Schwachen darstellten, was mit den besten Überlieferungen englischer Slaaiskunst unvereinbar sei. Das ist nicht meine Ansicht. Der englisch-rufsjsche Vertrag ist a!S ein großer liberaler Tnumph der Freundschaft zwischen den Völkern durchgeführt worden. Ich komme nun mehr zu 11 alien. ES verdient von Rechts wegen, daß eine andere Gebietseinteilung zu seinen Gunsten stallfindet. Inwiefern wären wir Jmpeialisten, wenn wir uns sür diese großen und allgemein gehaltenen Ziele einsetzten. Trifft nicht dasselbe sür Polen und für Elsaß-Lothringen zu? über Elsatz-Loihringen möchte ich folgende» sagen: Wir wünichten nienials und ermutigten auch niemals den Gedanken, daß ein Sluck Deimch- landS vom Mutterlande abgetrennt und zu einer Art unabhängiger Republik oder Re- gierung irgendeiner Form auf dem linken Rheinufer gemacht werden sollte, um einen neuen Pufferstaat zwischen Frankreich und Deutschland zu bilden. Dies war niemals ein Teil der Politik der königlichen Regierung. Wir haben unsere Kriegsziele erklärt und sie aufrichtig erklärt. Betrachten Eie die deutsche Antwort auf die Papstnote. Den Mittelmächten wurden die ausdrücklichen Fragen betreffend Elsaß-Lothringen, Belgien und Polen vorgelegt. All diese Fragen hätten sicherlich von Machen beantwortet werden müssen, die Elsaß-Lothringen genommen haben, in Belgien eingedrungen sind und Polen geteilt haben. Ich bedaure tief, daß ein Mitglied dieses Hamet solchen Vorteil seiner Stellung in diesem Hause dam benutzt hat, um eine Rede zn halten, die un ¬ zweifelhaft dazu beiträgt, die trügerische un ermüdliche Propaganda zu stärken, welche die Mittelmächte in jedem Lande Europas be treiben. Balfour gibt wieder einen leuchtenden Be weis der treulosen englischen Natur, indem er den früheren zarischen Bundesgenossen beschimpft und verleugnet, um damit Wirkungen bei den jetzigen russischen Machthabern zu erzielen. Diese Selbstlosigkeit bat ja England auch den Namen de» perfiden Albion eingetragen. Die Art und Weise, wie er sich der Verantwortung für die durch die Veröffentlichung der Geheimverträge so schwer bloßgestellte Eroberungsgier der Entente zu entziehen lucht, ist weder mutig noch ehrlich. Sie richtet sich von selbst. verschiedene Uriegrnachrichten. Der U-Boot-Krieg. AuS französischer Quelle wird berichtet: Die Unsicherheit des westlichen Teiles desMittelmeereS habe Frank reich der neutralen Tonnage beraubt und habe nach den Versenkungen des August und Sep tember die Tonnagekrise zur Folge gehabt, unter der besonders der Hasen von Marseille leide. Die Verstopfung der Quais des Hafen» von Marseille mit Waren sei eine Folge des Mangels an Fahrzeugen. * Englands Lebensmittelnot. Die Londoner.Daily Mail' klagt darüber, daß die Fische immer teurer würden. Die .Times' teilt mit, daß der billigste Fisch 1,15 das Pfund, bessere Sorten bis zu 5 Mark das Piund kosten. Das Fleisch sei in den letzten Wochen, wieder ausgeschlagen. 450 Gr. Rum steak werden mit etwa 3 Mark bezahlt. Obst steige fortgesetzt im Preise. Bananen, die früher 50 Pfennig das Pfund kosteten, müssen jetzt mit 3 Mark das Pfund bezahlt werden. Gewöhnliche Kochäpsel kosten einen Schilling. Die Preise für Gemüse, die noch erträglich sein sollen, werden von dem Blaste nicht genannt. Butter und Margarine, sagt die .Times' in einer ihrer letzten Nummern, war in der letzten Zeil während einer ganzen Woche nicht aufzutreiben. Die Presse erhofft eine Besserung nach dem 1. Februar 1918. DaS NahrungSmiltelministerium soll den Verkauf von Speck und Schinken übernommen haben. Von Speck wird jetzt nur eine Unze auf einmal ab gegeben. Die Zukunft Mesopotamiens. Wie sich das amtliche England die Zukunft Mesopotamiens vorstellt, ergibt sich aus den Berichten der englischen Zeitungen über die am 12. Dezember in Mansionhouie abgehobene Versammlung zugunsten de» mesopotamischen Hilfswnds. Oberst Carter sagte bei dieser Ge legenheit u. a., da» britische Herr habe dem britischen Reiche ein» der größten Reiche Asien» hinzugefügt. Für den verstorbenen Oberbefehlshaber Maude solle in Bagdad ein Denkmal errichtet werden, das einen Gedächlmsbau von imperialistischem Ansehen wie da» große Gordon-Memorial in Khartun darstellen tolle, um die großen Talen der Eroberer Mesopo tamiens zu verewigen. Dort, wo das Denkmal stehe, sollten die Söhne der Gefallenen für das Land ausgebildet werden, das ihre Väter den britischen Besitzungen hmzugeiügl hätten, -denn Landwirtschaft und Bewässeilmgstechmk würden viele nach Mesopotamien ziehen. politilckr Armäsckau. Äeutschlsnd. *Der Kaiser hat den Negierungsrat Haber aus dem Reichskolonialamt zum Gouver neur von Neu-Guinea ernannt. Die Neubesetzung diewS seil Anfang l914, seit d.m Rücktritt des Gouverneurs Hahl, unbesetzten Postens könnte unter den augenblicklichen Ver hältnissen aus den ersten Blick eigemümlich an muten, da das Amt tatsächlich nicht auSgeübt werden kann. Die Ernennung ist aber insofern bedeutungsvoll, als sie zeigt, daß Deutschland seine Kolonien als einen unveräußerlichen Besitz betrachtet. *Zu den deutsch-österreichisch-ungarischen Wir t s ch af t s v erh and lu n g en hat der Minister de» Innern in der bayerischen Reichsratskammer eine Erklärung abgegeben, die u. a. besagt: Die bisherigen Verhandlungen mit Osterreich-Ungaur, die noch zu keinem Ab schluß gekommen sind, haben zunächst lediglich vorbereitenden Charakter. Die Verbündeten Ne gierungen haben zu den Verhandlungen noch nicht Stellung genommen. Sie sind an die Verhandlungen der Unterhändler sowie an einen Vertragsentwurf, falls die Verhandlungen zu einem solchen führen sollten, weder im ganzen noch in feinen Einzelheiten gebunden. Es läßt sich heute auch noch gar nicht übersehen, zu welchem Ziel und zu welchem Ergebnis die Verhandlungen schließlich führen werden. Von einer Preisgabe der bayrischen Landwirtschaft (durch Aufhebung der Zölle) ist daher keine Rede. *Jn einer Denkschrift, die über hundert Hamburger Großfirmen an den Reichskanzler gerichtet haben, wird eine durchgreifende Reform des Auswärtigen Amts verlangt, das nach dem Vorbild des preußischen Generalstabes organisiert werden soll, wobei eine Art diplo matischen Generalstabe» vorgeschlagen wird. Fremkreich. * Die Anklage gegen Caillaux schrumpft immer mehr zusammen. Der Bericht der Kammerkommission umfaßt nur zwei Seiten und erwähnt die Beziehungen Caillaux' zu Bolo Pascha und Almereyda überhaupt nicht; sie sind also fallen gelassen worden. Es bleibt also noch die Reise nach Italien. Mit Bezug aus sie hat sich herausgestellt, daß das ent sprechende Material bereits vor einem Iahie dem Kabinett Briand vorgelegen hat. Durch diese Tatsachen ist Clemenceau» Anklage ziem lich dürftig geworden, und man darf nun aus die Verteidigungsrede Caillaux' in der Kammer, sür die er zwei Stunden zu gebrauchen gedenkt, gespannt sein. > Italien. * Die durchaus nicht entcntefeindliche ,Neue Zürcher Zeitung' schreibt in einem Artikel über die R e v o l ut i o n sstimmung in Italien, daß das Land fraglos vor dem Zusammenbruch stehe. Mit Hilfe der eigenen und der fremden Truppen könne die Negierung war in den Städten noch die Ordnung auftechteihalien, aber auf dem Lande herrsche völlige Anarchie. Die strengen Maßnahmen der Behörden ver mögen eine Revolution nach rusiischem Muster noch zu verhindern, aber die Bewegung in den Massen wächst mit jedem Tage und läßt das Schlimmste befürchten. Portugal. * Nach anfänglichem Zögern hat die Entente die n e u e Regierung in Portugal an erkannt. Madrider Blätter wollen wissen, daß England für die Wiedereinführung der Monarchie in Portugal iäiig ist; doch wünschen die porm- giesftchrn Monarchisten nicht die Rückkehr König Manuels, wert er völlig von England ab hängig sei. Ruhla«!». * Wie aus Kopenhagen berichtet wird, haben in Petersburg große ententeseindliche Kundgebungen vor der serbischen und rumänischen Gesandtschaft und der sranzösischen Botschaft stallgeiunden. Sie sollen hervor- germen worden sein durch die Nachricht, daß kürzlich französische, serbnche und rumänische Truppen unter Führung Kaledins bei Moskau gegen die Boifchemiliiruppen gekämpit haben. — Im übrigen wird übereinstimmend berichtet, daß die Macht der Maximalisten sich immer mehr befestigt. Auch der Konflikt mit der Ukraine scheint einer zufriedenstellenden Lösung nahe. Amerita. * Die Stimmung in Argentinien und Chile ist nach holländischen Blättern nicht so dcuilchseindlich, wie englische Zeitungen glauben machen wollen. Die deuuche Stellung in Argentinien ist durch große Handelshämer und auch in volstbcher Ainnclst iebr stark. Der Beschluß des Senats, die diplomatischen Be ziehungen abzubrechen, stimmt nicht mit dein Wunsche der Mehrheit der Bevölkerungen über» ein. Der Präsident von Argentinien ist durch aus neutral. Von Chile gilt dasselbe. Oer englische O26. Wehe dem Volke, daß den Haß England» zn spüren bekommt! Wehe dem Lande, auf das England sein begehrliches Auge geworfen hat, um es als willkommene Beute an sich zu ziehen, auszuiaugen, seine Bewohner zu ver sklaven — und das alles nicht etwa, um zu vernichten, sondern immer nur zur Verteidigung und Rettung der Kultur und Moral! Selbst der Haß kann ethische Beweggründe haben — Englands Haß aber ist niemals in der an furchtbaren Gewalttaten so überreichen Geschichte des Jnselreiches ethisch gewesen. Eitel Eigen nutz und Selbstsucht, Krämergier und Mammon liebe sind der Boden, aus dem seit jeher die Gisiblume des Hasses üppig gedeiht. Das englische Sprichwort „Recht oder Un recht, mein Land" zieht sich wie ein verhäng nisvoller roter Faden durch die blutige Ent- wicklungsgeschichie des vereinigten Königreiches. Diese bittere Wahrheit hat vielleicht am furcht barsten das unglückselige Irland, die friedliche grüne Jniel, an sich zu erfahren gehabt. In der systematischen Vernichtung der irischen Raffe hat England den historischen Beweis dafür geliefert, wie es jedes Volt, das seinen ungezügelten Weltherrschaftsplänen irgendwie gefährlich wird, mit seinem glühenden Haß ver folgt und vernichtet. Feuer, Schwert, Galgen, Hungersnot und Entrechtung stellen seit jeher die schändlichen Mittel der eng lischen Gewalthaber zur Erreichung ihrer Ziele dar. So haben die Engländer den Ihren den Boden geraubt, ihre Sprache er würgt, ihre Religion verunglimpft, Priester und Patrioten niedergemetzelt, ihren Handel zer- stölt, die Haien gesperrt, die Bergwerke ge schlossen, Städte und Dörser ausgebrannt, Tausende zu Tode geprügelt oder mit Feuer und Schwert niedergemacht, Frauen und Mädchen entehrt und Millionen tüchtiger Männer in die Verbannung geschickt oder qualvollem Hunger lode preisgegeben. Schon im Jahre 1552 be rechnete ein englischer Beamier, daß innerhalb von sechs Monaten allein außer den Gehenkten, Erstochenen und Geköpften mehr als 30000 Personen durch Hunger umkamen. Unter der „jungsräulichen" Königin Elisabeth sind nach weisbar über anderthalb Millionen Iren hin- geschlachtel worden. Der Höhepunkt dieser jurchl- baren Vernichiungsarbeit wurde unter dem blutigen Diklaior Cromwell erreicht. Die em m seinen hatzenülllen Trieben so furchtbaren Volke stehen wir jetzt im Kampfs auf Leben und Tod, um Sein oder Richstein gegenüber. Glauben wir nur nicht, daß die ge- ichildeiten Grausamkeiten allein längst vergangenen Zeiten dunkelsten Mittelalters angehören, oder eiwa nur emmenichte Taten einer ungezügelten Soldateska waren. Nein, sie wurden, wie die Alien der GeMchte untrüglich beweisen, stets von einer kallberechnenden, westblickenden Po- link in Veiwlgimg wohlüberlegler Ziele be gangen. Das hat sich bis auf die Jetzt zeit nicht geändert. Lord Curzon», des früheren Vizckönigs von Indien, Hetzrede, in der er kattlächelnv seinen ihm zujubelnden Landsleulen das Bild von den „bengalischen Lanzenreilern in Berlin und den dunkelhäuligen Gurlhas in Potsdam" entwarf, dürste noch un vergessen sein, und der Franzose Emil Bergerat schrieb rm Mai 19l6 im .Figaro' nicht ohne Grund den Satz: „Die deustchen Mütter werden den Tag bereuen, an dem die Söhne Crom wells den Rhein überschreiien." Dank umerem tapieren Volke in Waffen und dem unermüdlichen Opfermule der Heimat ist dieser surchtbare Tag nicht gekommen und wird auch niemals kommen. Wir sürchten die Eng länder nicht, wir wissen aber, was wir von England zu erwarten haben, wenn e» siegreich lein iollte. Das deustche Volk ist sich dessen bewußt, und e» hat den Willen und die Kraft, über die englischen Vernichiungspläne zu trium- vb'eren. Ver ^Wiggänger. 22s Sloman von H. CourtHS-Mahler. tEchlub.) Die junge Frau saß wieder still am Bett rind sah erfreut, wie ruhig und gleichmäßig die Atemzüge des Kranken waren. Sie lehnte sich in ihren Sessel zurück und schloß die Augen, sie brannten von der Nachtwache. Gegen zwölf Uhr erwachte Klaus. Er schlug die Augen aus und iah ein wenig unklar zur Zimmerdecke hinauf. Dann kam «r langsam zum Bewußtsein. Suchend wandle er den Kopf zur Seile. Da sah er Regina mit geschloffenen Augen an seinem Bett sitzen. Ein glückseliges Leuchten trat in seine Augen und ein tiefer Seufzer der Erleichterung entfloh seinen Lippen. Sie schlug die Augen auf und die Gatten jähen sich mit einem langen, stummen Blick an. „Regina, du?" In seiner Frage, in dem Ausdruck seiner Augen lag Angst und Jubel zugleich. „Ja, ich bin es, Klaus." Er richtete sich erregt etwa» auf. „Ach, du kamst nur, weil ich krank bin. Regina — gehst du wieder von mir?" Sie faßte sanft seine Schultern und legte ihn zurück. „Ich kleibe bei dir, KlauS," sagte sie leise. Er mßte ihre Hand und zog sie mit In brunst an nie Lippen. „Dank! Ich möchte sonst auch lieber ge storben sein. Ohne dich kann ich nicht mehr lebe«. Regina, hörst du — ich kann nickst!" Cie strich ihm sanft über die Stirn. „Ganz ruhig und still mußt du aber sein, sonst gehe ich in das Nebenzimmer und schicke dir Sporleder." „Ich bin ganz ruhig. Sag' mir nur noch eins, hast du mir vergeben?" „Alle». Nun sag' mir aber lieber, ob du etwa» essen möchtest." „Wenn du es willst, ja. Aber du sollst nicht sortgehen." „Nein, ich klingele nur, daß man dir Bouillon bringt." Seine Augen folgten ihr ängstlich, bi» sie wieder neben ihm saß. Gehorsam nahm er dann die Bouillon. Er sah sie immersort an, bi» ihm dann vor Müdigkeit die Augen wieder zufielen. Nun ging es schnell vorwärts mit der Besserung. Klaus erholte sich zusehends. Er wurde aber so-ort unruhig und aufgeregt, wenn Regina sich kurze Zeit aus dem Zimmer ent- serMe. Selbst deS Nachts mußte sie sich in seinem Zimmer auf den Diwan legen und schlaien. Da lag er dann oft wach und be- trachteie sie in der masten Beleuchtung. Fritz Hartenstein kam jeden Tag und plauderte in seiner frischen, fröhlichen Art mit ihm. Er freute sich, wie schnell sich Klaus erholte, und beobachtete lächelnd, wie er Regina tyrannisierte. Je weiter KlauS jedoch in der Besserung vorwärts schritt, je mehr setzle sich die Angst in ihm fest, daß seine Frau ihn wieder verlassen würde, wenn er erst ganz gesund sein werde. Es war an einem Hellen, klaren Herbsttage. Die Sonne schien zum ersten Male wieder, seit Regina zurückgekehrt war. Klans saß aufrecht im Bette und verzehrte ein krättiges Frühstück, das ihm Regina mundgerecht machte. Er iah dabei ganz andächtig auf ihre schönen weißen Hände. „Diese Hände haben so viel sür mich getan," sagte er bewegt und zog sie an seine Lippen. Sie errötete und zog sie sort. „Wenn du nicht artig bist, gehe ich hinaus," drohie sie lächelnd. „Damit bringst du mich immer zum Schweigen, Regina. Und mein Herz ist doch so voll — so zum Brechen voll." Regina iah ihm ernst, aber freundlich in die Augen. „Ich weiß auch so alles, wa» du sagen willst. Bitte, rühre nicht mehr an Vergangenes. Ich will es so gern vergessen. Und du sollst jetzt an nichts denken, als das; du wieder ge sund wirst. Gestern habe ich übrigens dein Manuskript abgeschickt an den Verleger." „Hast du es zuvor gelesen, Regina?" „Ja, Klaus." „Nun — und dein Urteil? Ist es so gut geworden, als wenn du es geschrieben hälfest?" „Besser — viel besser. Was ich schrieb, war ein schwacher Versuch. Du hast ein Meister werk geschaffen." Er umfaßte ihre Hand mit festem Druck und sah ihr voll freudiger Erregung ins Gesicht. „Regina, wenn ich dir begreiflich machen könnte, welch großes Wunder du an mir voll bracht hast. Wenn ich dir nur danken könnte. Mein ganzes Leben lang kann ich dir Vas nicht vergelten." Die junge Frau erglühte unter seinen Worten. Sie war froh, als Fritz jetzt gemeldet wurde. So war sie der Antwort enthoben. Als Hartenstein eintrat, sagte sie zu ihm: „Lieber Fritz, haben Sie ein Stündchen Zeit?" „Eine Stunde, auch etwas mehr, wenn Sir mich brauchen können." „Ja, Sie sollen diesen Tyrannen ein wenig unterhalten. Ich muß einmal eine Stunde ins Freie. Die Sonne lockt zu lehr." „Wird gemacht. Tag KlauS. Nun, dir schmeckt es prächtig, wie ich sehe. Mo auf, Regina! Es ist köstlich frisch und klar draußen. Ein Spaziergang wird Ihnen gut tun." Klaus haste Regina forschend angesehen. Als sie ihm Adieu sagte, hielt er ihre Hand fest und fah sie fragend an. „Du kommst doch wieder Regina?" „In einer Stunde, Klaus." „Versprichst du mir das?" „Ich verspreche es." Dann ging sie fort. Klaus wandte sich an den Freund. „Fritz, ich spiele elende Komödie. Ich bin längst ganz gesund und könnte schon einige Tags außer Bett sein. Ich werde aber dis Angst nicht los, das; Regina wieder fortgeht, sobald ich ganz gesund bin. Du bist ein ehr licher Kerl und meine Fran wird offen zu dir gewesen sein. Sag' mir die Wahrheit, ist sie für immer zu mir zurückgekehrt?" „Ja, Klaus, du kannst ruhig darüber sein. Zunächst kam sie nur, um dich zu pflegen. Aber dann hat sie dein Buch gelesen. Sir glaubt nun an deinen Schaffeusernst und hält
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