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Ottendorfer Zeitung : 11.03.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191703110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19170311
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19170311
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-03
- Tag 1917-03-11
-
Monat
1917-03
-
Jahr
1917
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 11.03.1917
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Der Kanzler über den Krieg. Unser Recht wird siegen. Zu Beginn der Reichslagssitzung am 27. nahm sofort der Reichskanzler zu einer längeren Rede das Wort, in der er n. a. ausführte: Während unsere Krieger draußen imTrommel- fener in den Schützengräben stehen und unsere V-Boote mit. Todesverachtung die See durch kreuzen, während wir in der Heimat an nichts, an gar nichts anderem zu arbeiten haben, als beschütze und Munition zu schaffen, Lebens mittel zu erzeugen und sie gerecht zu verteilen, mitten in diesen aufs höchste gespannten Kämpfen gibt es nur eine Forderung des Tages, die alle politischen Fragen im Innern und Äußern beherrscht: kämpfen und siegen. Die vom Reichstag mit überwältigender Mehrheit beschlossene Bewilligung der Kriegs kredite verkündet aller Welt unseren unwider- ruilichen Entschluß, zu sechten, bis der Feind zum Frieden bereit ist. Wie dieser Frieden aussehen soll, darüber ist seit Freigabe der Kriegszielerörterungen viel in der Presse geschrieben und in Versammlungen gesprochen worden. Auch im preußischen Ab- geordnelenhause wurde kürzlich eingehend er örtert, ob und welche Landsrwerbungen und welche Sicherungen der Friede uns bringen muß. So entscheidend diese Fragen für unsere Zukunft sind und so tief sie deshalb mit vollem Recht die Gemüter bewegen, so würde ich es doch nicht für gut halten, wenn ich mich meinerseits an solchen Debatten beteiligen wollte. (Sehr richtig! links und im Zentrum.) Ich kann von meiner Seite aus nicht Versprechungen machen oder ins einzelne gehende Formulierungen unserer Be dingungen ausstellen. Das wäre unfruchtbar. Die feindlichen Machthaber haben es reichlich getan. Sie haben sich untereinander aus schweifende Zusicherungen gemacht, aber doch nichts weiter damit erreicht, als daß sie sich und ihre Völker immer tiefer in den Krieg verstrickt haben. Ihr Beispiel lockt mich nicht. Was ich über Richtung und Ziel unserer Bedingungen sagen konnte, habe ich wieder holt gesagt: dem Kriege ein Ende machen durch einen dauerhaften Frieden, der uns Ent- schädigung gewährt für alle erlittene Unbill und der einem starken Deuiichland ein gesichertes Dasein und eine gesicherte Zukunft bietet. Das ist unser Ziel. Wie auf dem Gebiete der üußereu Politik, so haben sich auch grofte innerpolitische Probleme ergeben. Wie über die Kriegsziele, so gehen über die Gestaltung unserer inneipolitischen Ver hältnisse die Meinungen auseinander. Neu orientierung ! Kein schönes Wort. Ich glaube, ich nehme es heute zum erstenmal in den Mund. Eine neue Zeit mrt einem erneuerten Volke ist dal Der ge waltige Krieg-Hat sie geschaffen! Ein Geschlecht, das durch so ungeheures Erleben bis in die letzten Fasern seiner Empfindungen erschüttert ist, ein Volk, von dem ein ergreifendes Wort eines feldgrauen Dichters sagen tonnte, daß sein ärmster Sohn auch sein treuester war, eine Nation, die es tausendfältig jeden Tag erfährt, daß nur gesamte Kraft die äußere Gefahr be stehen und überwinden kann — meine Herren, das sind lebende Kräfte, die sich von keinem Parteiprogramm, weder von rechts noch von links einschränken und aus ihrer Bahn werfen lassen. Wo politische Rechte neu zu ordnen sind, da handelt es sich nicht darum, das Volk zu belohnen sür das, was es getan hat! Das ist geradezu unwürdig. Es handelt sich nur darum, den richtigen politischen und staatlichen Ausdruck sür das zu finden, was dieses Volk ist! Meine Herren! Gewaltige politische, geistige, wirtschaftliche, soziale Auf gaben stehen uns nach dem Kriege bevor. Lösen können wir sie nur, wenn die gesamte Kraft, deren Zusammenfassung uns allein es ermöglicht, den Krieg zu gewinnen, auch im Frieden sort- wirkt, wenn ihr die Bahnen geöffnet werden, daß sie frei und sreudig sortwirken kann. Das regelt sich nicht nach Parteischablonen, > das ist eine Forderung der inneren Stärke unseres Staates, und diese Forderung wird sich durchsetzen. Die Briand und Lloyd George wollen die Welt glauben machen, ihr Ziel sei, Deutschland vom preußischen Militarismus zu befreien, das deutsche Volk von sich aus mit demokratischen Einrichtungen zu beschenken. Nun, meine Herren, wo wir von etwas zu befreien sind, da werden wir es selbst besorgen. Meine letzte Rede vor dem versammelten Reichstag am 12. Dezember galt dem Vorschlag Deutschlands und seiner Verbündeten, in Friedensverhand lungen einzutreten. Unser Vorschlag fand bei den neutralen Staaten lebhaften Widerhall. In den bekannten Anregungen des Präsi denten der Bereinigten Staaten, in dem Vor gehen der Regierungen der schweizerischen Eid genossenschaft und der skandinavischen Reiche fand das beredten Ausdruck. Bei unseren Feinden aber war die verbissene Kriegsleiden schast ihrer Machthaber stärker als der Schrei der Völker nach Frieden. Ihre Antwort war gröber und vermessener, als irgendein Ver nünftiger bei uns und den Neutralen sie denken konnte. Die Wirkungen dieses Dokumentes barbarischen Hohnes und Haffes liegen klar zutage. Unsere Bündnisse nnd Fronten stehen fester, daS deutsche Voll ist einiger und standhafter als je. Allein auf unsere Gegner fällt die un geheure Schuld des fortgesetzten Blutvergießens, fällt der Fluch der leidenden Menschheit rück; sie waren es, die die Hand der Verständigung ausgefchlagen haben. Über die Seejperre, die wir in Gemeinschaft ! mit Osterreich-Ungarn um England, Frankreich ; nnd Italien gelegt haben, habe ich am 31. Ja nuar vor dem Hauptausschuß gesprochen. Wir verkennen durchaus nicht die großen Schwierig keiten, in die die neutrale Schiffahrt geraten ist, und suchen sie nach Möglichkeit zu lindem. Aber wir wissen auch, daß die Schwierigkeiten letzten Endes durch die brutale Seetyrannei Englands verursacht werden. Diese Knech tung jeden nichtbritischen Seeverkehrs wollen und werden wir brechen. Dann wandte sich der Kanzler zu den Ber. Staaten von Amerika und stellte noch einmal kurz die Entwicklung unserer Beziehungen zu der großen Republik dar. Er schloß diese Darstellung mit den Worten: England hat die Absperrung Deutschlands nicht aufgegeben, sondern im Gegenteil andauernd auf das rück sichtsloseste verschärft. Unsere Gegner sind nicht zur Beachtung der vor dem Krieg allgemein gültigen völkerrechtlichen Regeln und Gebote der Menschlichkeit gebracht worden. Die Freiheit der Meere, die Amerika noch während des Krieges nach ausdrücklicher Erklärung des Präsidenten in Zu sammenarbeit mit uns wiederherstellen wollte, haben unsere Gegner nur noch gründlicher unter bunden. Unsere Feinde und die uns übel wollenden amerikaniichen Kreise haben geglaubt, auf einen wichtigen Unterschied aufmerksam machen zu sollen, der zwischen unserer Hand lungsweise und der der Engländer besteht. Eng land vernichtet — so wurde gesagt — lediglich wirtschaftliche Werte, die ersetzt werden könnten, Deutschland aber Menschenleben, die unersetzlich sind. Nun, meine Herren, warum kamen denn bei den Engländern amerikanische Menschenleben nicht in Gefahr? Doch nur,' weil die neu tralen Länder und insonderheit Amerika sich freiwillig den Anordnungen Englands fügten (sehr richtig!), und weil England so der Not wendigkeit überhoben war, seinen Zweck durch Anwendung von Gewalt zu erreichen. Was wäre wohl geschehen, wenn die Amerikaner auf dem ungehinderten Passagier- nnd Güterverkehr mit Hamburg und Bremen bestanden hätten? Hätten sie das getan, so wären wir von dem peinlichen Eindruck befreit gewesen, daß nach amerikanischer Auffassung eine Unterwerfung unter englische Macht und Kontrolle mit dem Wesen der Neutralität vereinbar ist, daß dis Anerkennung der deutschen Abwehrmittel aber mit dem Weien der Neutralität unvereinbar ist. Nachdem unser ehrliches Friedensangebot nur den Kriegsturm der Gegner entfesselt hat, gibt es für uns kein Zurück mehr, sondern nur noch ein Vorwärts. Meine Herren, daß England die verschärfte Anwendung der I7-Boot-Waffe als größtes Verbrechen der Welt geschichte hinstellen würde, war vorauszusehen. England glaubt der prädestinierte Herrscher der Meere zu sein und zugleich der allgemeine Wohltäter der allgemeinen Menschheit. Jeder Gegner, der sich der englischen Gewohnheit nicht beugen will, die Bestimmungen je nach den dehnbaren politischen, militärischen und wirt schaftlichen Bedürfnissen zu erweitem oder zu verengern, wird als ein Feind der Menschheit hingestellt. Unser jetziger v-Boot-Krieg ist eine Erwiderung auf die Hungerblockade, die England seit Beginn des Krieges gegen uns auSübt. Die englischen Macht haber wiegten sich in der Hoffnung, daß sie der Krieg nicht teuer zu stehen kommen würde, daß nach bewährtem Muster auf dem Fest land die Alliierten die Arbeit sür England ver richten würden und daß England sich damit begnügen könnte, mit seiner stolzen Flotte Deutschland durch Aushungerung zur Ka pitulation zu zwingen, ohne selbst Menschen dabei zu verlieren. Das Rezept war ja für England nicht ' neu. Ich erinnere an die berüchtigten Konzentrationslager, in die England die Frauen und Kinder der tapferen Buren schleppte und dort der un menschlichsten Behandlung aussetzte mit dem ausgesprechenen Zweck, durch ihre Leiden die Widerstandskraft der im Felde stehenden Männer zu vermindern. Es ist eine seltsame Ironie der Weltgeschichte, daß der jetzige englische Minister präsident Lloyd George, der sich jetzt nicht genug tun kann im Kampf gegen deutsche Barbarei, daß derselbe Lloyd George es war, der seiner zeit im englischen Parlament feststellte, daß 15 000 bis 16 000 unschuldige Frauen und Kinder ein Opser der englischen Grausamkeit ge worden seien. Was England damals im kleinen ausübte, das wollte es im gegenwärtigen Krieg mit Deutschland im großen aussühren. Im Buren krieg handelte es sich um 150000 Frauen und Kinder, von denen nach den Angaben des Herrn Lloyd George 50000 bis 60 000 den barbarischen Methoden englischer Kriegsührung zum Opfer fielen. Jetzt sollte das ganze deutsche Volk mit seinen nahezu 70 Millionen, mit seinen Frauen und Kindern, mit seinen Kranken und Gebrechlichen aus gehungert und damit das deutsche Volk zur Kapitulation gezwungen werden. Das ist die Absicht Englands von Anfang an gewesen. England ist es gewesen, das von Anfang an aus diesem Kriege nicht einen Krieg von Heer zu Heer, sondern von Volk zu Volk gemacht hat. Und nachdem England dies getan hat, nachdem die Feinde unserm ehrlichen Friedensangebot nur Hohn und Spott entgegengesetzt haben, da blieb dem deutschen Verteidigungswillen nichts weiter übrig, als das Goelhesche: Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil! England scheint die Gefahr, die ihm vom V-Bool droht, zu erkennen. Allerdings ver tröstet die englische Regierung ihr Volk, sie werde binnen kurzem des lll-Boot-Krieges Herr werden. Nun, meine Herren, wir wollen das abwarten. Einstweilen kann ich erklären, daß die bisherigen Erfolge des seit 1. Februar ge führten V-Boot-Krieges die Erwartungen unserer Marine bei weitem übertreffen. Abschließende Zahlen kann ich Ihnen natürlich noch nicht geben. Unsere Seejperre ist kaum vier Wochen alt, und in diese vier Wochen fällt die Schonfrist sür die neutralen Schiffe, die unterwegs waren, so daß sie nicht rechtzeitig gewarnt worden waren. Von einem großen Teil unserer V-Boote liegen noch keine Mel dungen vor. Wo Meldungen erstattet sind, da ist der Erfolg groß. Die Feinds geben natür lich nur einen Teil ihrer Verluste zu. Hält man das alles zusammen, io zeigen die Zahlen, die wir bisher in der Lage waren, in der Presse zu veröffentlichen, und die nur eine» Teil der vorgenommenen Versenkungen erfassen, daß wir mit den erzielten Ergebnissen mehr als zu frieden sein können. Die Berichte, die der Feind über Schiffe, die die Sperre gebrochen haben, ver breitet, mit denen sich die Feinde ersichtlich etwas zugute tun, enttäuschen uns gar nicht. Wir haben bekanntlich niemals eine Blockade erklärt, 'sondern nur bestimmte Sperrgebiete festgesetzt, in denen jedes Schiff mit sofortigem Angriff zu rechnen hat. Daß dabei Schiffe der Gefahr entschlüpfen, versteht sich also eigentlich von selbst. Am Gesamtersolg wird das nichts ändern. Dank der unvergleichlichen Bravour unserer V-Boote haben wir die volle Berechtigung, ver weiteren Entwicklung des Seekrieges, die sich steigern wird, mit seinen Rückwirkungen auf die Kriegsfähigkeit unserer Feinde mit aller Gewiß heit entgegenzusehen. Wir haben einen schweren Winter hinter uns, und das namentlich für die ärmere Be völkerung. Beschränkungen im Bahnverkehr haben die Versorgung mit Lebensmitteln und Heizstoffen noch erschwert. Aber das Heldentum unserer Frauen und Kinder, der Geist der Vaterlandsliebe, der sich unbeug sam bewährt, hat schon jetzt den englischen Aus hungerungsplan zuschanden gemacht. In zorniger Geschlossenheit gestärkt durch die Ab lehnung unseres Friedensangebotes, an den Landfronten sür alles bereit, dank der geniale» Leitung unserer obersten Heeresleitung und der unüberwindlichen Zähigkeit unserer Truppen, auch an der Wassersront unbesiegt und für den V-Boot- krieg vielemal mehr gerüstet als im vorige» Jahr, fo gehen wir voller Vertrauen de» nächsten Monaten entgegen. Das Heer vor dem Feind und das Heer in der Heimat beseelt gemeinsam der unbeugsame Wille, nicht z» dulden, daß wir in Schmach ge raten, daß wir der Freiheit entsagen müsse». Dieser Wille, in Not und Tod tausendsältig be währt und gehärtet, der macht uns unüber windlich und sührt unszumSieg- Die Debatte. Nach minutenlangem stürmischem BeisaK nahm das Wort Abg. Dr. Spahn (Zentr.): Gegen die Pläne unserer Feinde gibt's nur eine Antwort: Durchhalten und siegen! Abg. Scheidemann (Soz.) sührt aus, daß das deutsche Volk sür seine Ehre und Sicherheit weiter kämpfen werde, daß aber die Bereitschaft zum Frieden nie außer acht gelassen werden dürfe. Im weiteren Verlaufe seiner Rede richtet der Sprecher heftige Angriffe gegen den preußischen Landwirtjchastsminister. ' Sie rufen noch einmal den Reichskanzler v. Bethmann Hollweg auf den Plan, der ausjührte: Wir werden noch Gelegenheit haben, bei der Erörterung der Ernährungsfragen über diese Angelegenheit aus führlich zu sprechen. Vorläufig muß ich sest- stellen, daß dem Herrn Landwirtjchastsminister bitteres Unrecht geschieht, wenn man ihn de» Vater der Hindernisse nennt. Das ist nicht der Fall. Er ist vielmehr eifrig bemüht, an seinen: Teil alles zu tun, was die Lebensmittelnot mildern könnte, und vor allen Dingen die Produktion aufrecht zu erhalten, dis auch dazu gehört. Abg. Dr. Wiemer (Vp.) beschäftigt sich ebenfalls nach zustimmenden Ausführungen »"' der Ernährungsjrage und greift dann die Ein bringung des Fideikommißgesetzes im preußische» Landtag an, an der der Reichskanzler mit schuldig sei. Abg. Graf Westarp (kons.) erklärt, daß seine Partei an neuen Steuerausgaben Mitarbeiten werde, sür eine Demokratisierung aller Ein richtungen aber sei sie nicht zu haben. Bei Er örterung der Kriegsziele verlangte der Redmk Kriegsentschädigung, Siedlungsland in Kurland und Litauen, das Kohlenbecken Longwy-Brict> und den Besitz der flandrischen Küste. Das Haus vertagt sich. Oroknen. 8s Roman von M. Berger. sForU-tzma.l - „Soviel ich weiß, handelt es sich um Auf stellung einer Kandidatur sür den Reichstag, gnädige Frau,* wandte sich der Doktor an die Kommerzienrätin. „Man hat mir dies an gedeutet. Diesmal wird es wohl schwer halten, einen geeigneten Mann zu finden, der sich der ziemlich aussichtslosen Arbeit widmet, die Massen für den gesunden Gedanken der sozial-reforma torischen Bestrebungen der Gegenwart zu be geistern." Die Kommerzienrätin hatte aus dem Munde des Gatten eriahren, aus welchen Gründen er auf eine Wiederwahl verzichte. „Mein Mann," sagte sie daher mit leichtem Seuizer, „beklagt sich bitter über den Geist der Widerspenstigkeit, der künstlich den Arbeiter massen eingeimpft wird." Hedwig hatte bisher schweigend dem Ge spräch angewohnt; sie traf ein Blick des Doktors, so fragend und sehnend, daß sie hocherrötend, um ihrer Verwirrung Herrin zu werden, sich an der Unterhaltung beteiligte. „Papa hat ein Recht, über den Undank der Leute erbittert zu sein, denn nichts mehr ver letzt den Gentleman, den Mann von Geist und Erziehung, als ungerechtfertigter Haß und frivoler Undank. Wir hassen doch unsere Ar beiter nicht, aber sie machen eS uns schwer, sie zu lieben," sagte das schöne Mädchen und strich sich eine widerspenstige Stirnlocks zurecht. . „Was die Arbeiter ertrotzen wollen," be stätigte Frau Lang und eine Wolke von Unmut lagerte über ihrer Stirn, denn sie fürchtete die schlechte Laune ihres Gatten, dessen politischer Ehrgeiz, wie sie wohl wußte, sich nur schwer der Macht der Verhältnisse sügte, „kann ihnen niemand freiwillig gewähren; sie selbst empfinden es am meisten, daß in ihren Endzielen sie das Unmögliche verlangen!" Der Doktor schmiegte sich behagsich in dis Polsterung des Fauteuils; er tat das immer, wenn er im trauten Kreise über ernste Dinge sprechen durste. „Gewiß, meine Damen," sagte er, und sein Blick traf das junge Mädchen vor ihm, welches ihm stets so aufmerksam zuzuhören pflegte, daß er um einen bewundernden Blick von ihr förmlich warb und anregender als vielleicht sonst sprach. Doktor Faller galt für einen glänzenden, forensischen Redner, der, wo und über was er auch sprach, befeiert und bejubelt wurde. „Die Suprematie der physischen Arbeit über die geistige ist purer Wahnsinn. Der Osmane hat da ein Sprichwort, das heißt: „Der ungebildete Mensch ist kein Mensch." Ein menschenwürdiges Dasein — ich bin nicht so brutal wie der Osmane — soll auch der Mann aus dem Volke, der einfache Mann haben, der ein Recht hat, auf seiner Hände Arbeit stolz zu sein, denn er erfüllt wie jeder andere seine Pflicht. Der Wert der Arbeit allein ist ver schieden. Die geistige Arbeit aber ist die Gründerin, die Schöpferin der Kultur. Wer die physische Arbeit ihr gleichstellt, oder sie sogar höher stellen will, der rüttelt an den Säulen der Kultur und versucht Berge abzulragen. Die vernünftigen Arbeiter, ich kenne sie, wissen selbst, daß die geistige Arbeit höher stehen muß." „Mir ist es nicht erklärlich, weshalb dieser revolutionäre Wahn nicht in sich zusammen bricht!" meinte die Kommerzienrätin. „Weil er Methode hat!" antwortete der Doktor. „Die Agitation aber, mag sie noch so groß sein, führt eine zweischneidige Waffe, die ein einziger Schlag unschädlich macht!" „Da bin ich begierig," bemerkte Hedwig gespannt, denn sie interessierte gerade dies Ge spräch ungemein. Die Kommerzienrätin hatte dem Doktor dis Rauchutensilien und eine Kiste Zigarren hin gestellt. Ec bediente sich und nahm das brennende Zündhölzchen, das ihm Hedwig darbot, mit einer leichten Verbeugung entgegen. „Die Agitation wiegelt den Arbeiter auf, von uns zu fordern, was wir Lei wechselnden Zeitverhältniffen dem Arbeiter geben müssen und gegeben hätten. Durch das schroffe Fordern aber werden wir ungeduldig, wir wissen, daß wir den kleinen Finger denen geben, welche die ganze Hand wollen. Und das, meine Damen, verstimmt viele von uns so sehr, mit Recht oder Unrecht, das lasse ich dahingestellt, daß sie ihre menschliche Pflicht vernachlässigen. Wohl war es ein Fehler, daß wir die ver änderten Zeitverhältnisse, welche volkswirtschaft lich veränderte Ansprüche stellen, nicht sosort er kannten. Wir haben uns eine Blöße gegeben, indem wir den Anschein weckten, daß man uns etwas abgerungen habe, was wir freiwillig niemals gewährt hätten. Auf der anderen Seite aber wird die Gesellschaft von ihre» Biesten geheilt, wenn sie geheilt sein will, den» die soziale Frage, mit deren Lösung wir un» jetzt beschästigen, dient den Freunden dec heutigen Gesellschaftsordnung mehr als ihre» Gegnern. Ist die Gesellschaft von ihren Brestei' geheilt, dann ist sie auch gegen den Umsturz gefeit." „Ist sie eS denn noch nicht?" unterbrach die Kommerzienrätin den Sprecher. „Nein, sie ist es noch nicht !" Der Doktor blies den Rauch seiner Zigarre weit von st^ „Die Gesellschaft hat die Veränderungen und d'e großen, ja epochemachenden Lehren der letzte» 50 Jahre noch nicht verstanden!" „Will denn das die Gesellschaft nicht ?" fragte Hedwig. Der Doktor zuckle mit den Achseln. „Sehen Sie doch nur die Drohnen der Es' sellschaft an, die ihr erbärmliches Leben »»' Spielen, Wetten und Orgien aller Art a»^ füllen, die sich selbst alles, anderen aber, »»' wären sie noch so verdienstvoll, nichts verzeihe'» die dem Manne aus dem Volke die Ehre schachern, die seine Töchter zu trügerischem GlaM° verlocken und wie eine ausgequetschte Zitw»° mit einem Fußstoße dann auf die Straße h»!s ausschleudern. Wenn sie in ihrem Kupee, übernächtigem Gesicht, blasiert, ein ekles NiE durch die Straßen jagen, rufen wir da »»"' alle: Platz der Faulheit, sonst zerschmettert H uns die Glieder. Das verbittert, meine Da»»'»' nach oben wie nach unten." „Ich sehe aber nicht ein, daß wir für mW' Drohnen, die wir allerdings" dulde», bülm Poli * Im R »Ude ein .^r Präside schiffe zr Mn zu ' Hützen. A . * Wie Mt auf > enkung sind die Hädigung Mänken, s Wunsch au Weise, die wäre, die 7 Wohl chsfe? * Im ! Hause erk eine Anstag rischen A beider Reil gelanqt sini sind, Verl ichen Re Weitergehei des llbereir die-Interest Diese Ausk Aufdeckung die wst vo Trumpskarü »ei den Ve l'chst diskre d'e eine Bc »tzen, wel fegen etwa Und. Dies 'such Möglst einem späte Alle der gc 2ffentlichkei »Am : Verordn Eine Bekai freiwilligen eineBeschla von Bronze deS Gottes! sür vorerst bleiben, geschichtliche werden. 'Mit f der Geschä! Vreußische 3 Trennung kehrs- mit Es ist eine für den worden. 6 ist eine K Wirksamkeit neuen Beti deS Chefs Die übric Wallungen Vertreter i geordnet. 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