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Bezugs-preis: vierteljährlich 1,Ä MK. frei ins tzLUS. 8n Ser Leschästsstelle obgeholt 1 Mü. Linzelne Nummer 12 pfg. Erscheint Dienstsg, Donnerstag unö LsnngbenS Nachmittag. Unterkaltungr ¬ und Unreigeblatt Anzeigen-preis: Die einspaltige Zeile oSer Seren Naum 15 Pfg. Bekamen Sie einspaltige vetit- zeile oSer Seren Naum 3V Pfg. Bei belangreichen Aufträgen u. MeSer- holungen entsprechender Nabatt. M wöchentlich erscheinenöer Sonntagsbeilage .Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenöen illustrierten Beilagen .Felö unö Larten" unö .Deutsche Moöe unö hanöarbeit^. Druck unS Verlag von Hermann Kühle, OttenSorf-Oltrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, 6rotz-Mrilla. Nummer 30 Sonntag, den März Ob O. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Seit dem Ende des Februar hat sich die Lage an der Westfront, vornehmlich an Ancre und Somme, so gut wie garnicht ge ändert. Die Engländer stehen an der Ancre in genau derselben Linie fast, oie sie am 28. Februar eingenommen haben. An emer kleinen Stelle nordöstlich von Gommecourt und in der Gegend nördlich von Puiseux sind sie anfangs um 2 Kilometer vorwärts ge rückt, jetzt sind sie vielleicht noch einen Kilo meter weiter gekommen. Nach dem ersten schweren blutigen Verlusten, die sie erlitten haben, sind sie uns auf dem ihnen unbe kannten Gelände sehr vorsichtig gefolgt. Die ganze Art der Kriegführung ist eben für Vie Engländer elwas Neues, da es sich nicht darum handelt, von Graben zu Graben herüberzuspringen, sonvern der Kamps sich auf einem freien Gelände abspielt. Da- gegen haben die Englänoer sehr parke An griffe südlich ves St-Plerre-Vaast-Walves Und in der Gegend von Bouchaoesnes ein gesetzt, an verselben Stelle, wo ihre S -mme- Ofsensive im vergangenen Jahre nicht zum Ziele sührte. Sie haben auch diesmal nicht das geringste erreicht. Dagegen konnlen unsere Truppen am 4. März beim Anglist aus den CourieriereS-Wald von neuem ihre AngriffStüchtigkell und Angnffssreudigkett be weisen. Am Dienstag und Mittwoch war die Kampftätigkeit im übrigen an der Westfront sehr gering, nur in der Champagne lebte das Auilleriefeuer etwas auf. Das Thermometer leigt immer noch eine Kälte von 6 Grad, dazu starker Schneefall. — Der stark vorbereitete Angriff der Fran- iosen auf die von uns unlängst genommenen Stellungen bei Rtpont in der Champagne konnte nur vorübergehend Raum gewinnen. Die wichtige, zwei Täler völlig beherrschende Höhe 18b ist wieder in unserer Hand und die Franzosen vermochten sich nur in der tiesgelegenen Champagne-Ferme (auch Maison de Champagne genannt) wieder einzunisten. Im Osten hat die Külte ebenfalls etwas nachgelassen. Sie beträgt allerdings immer Noch 16 Grad. Infolgedessen lebte das Artilleriefeuer etwas auf, ohne jedoch Jn- fanterie-Aktionen nach sich zu ziehen. — Der lange Monate hindurch schwer um kämpfte Höhenkamm des Magnaros in der westlichen Moldau ist in überraschendem Sturmangriff den Russen entrissen worden, die dabet über 600 Gefangene mit mehreren Maschinengewehren und Minenwersern ein- büßten. Der Höhenkamm liegt nahe der Ungarischen Grenze, zwischen dem zum Sereth strömenden Trolus und seinem Nebenflüßchen dem Uz. — Die „Wiener Allgemeine Zeitung" Weidet aus Sofia- Mit dem Einlrrtt bei günstigen Witterung ist an der rumänischen Front zwischen Valepuina und Focjani eine iunehmende Tätigkeit des Feindes festzustellen. Die russische Heeresleitung fetzie an mehreren Stellen der Front starke Truppenkorper zum Angriff an, offenbar in der Absicht, um die Stärke unserer Stellungen zu erkunden Aus- saüend ist die Teilnahme der rumänischen Regimenter an diesen Lörpostengefechten, wo durch die Annahme berechtigt esschemt, dag die reorganisierte und wieder neu bewaffnete rumänische Armee in die erite Kampflinie gebracht wurde und von den Russen als erste Sturmtruppe verwendet werden wird. — Ueber das Ergebnis des ersten Monats der deutschen Versperre veröffentlicht die »Gotenburger HanoelS- und Schiffahrts- Zeitung" eine eingehende Betrachtung mit folgendem Schluß: „Es ist natürlrch schwer, Prophezeiungen zu machen; aber nach dem Ergebnis des ersten Monats zu urteilen, müssen wir zugeben, daß der von Deutschland eingeschlagene Weg zum Ziele führen kann. Die durch neue E- fahrungen zunehmende Festig keit und Dauer der Seesperre ist nur geeignet deren Wirksamkeit zu vergrößern." — „Petit Jownal" erführt aus Washing ton: Die amerikanische Admiralität hat die Bewaffnung von Handelsschiffen eingestellt, weil au» dem Vertrage von 1819 juristische Bedenken entstehen. Der „New Aork Herald berichtet, die öffeniliche Meinung sei erregt, weil man nicht erwartet habe, daß Wilson sich durch die Obstruktion würde einfchüchtern lassen. Graf Zeppelin Am Donnerstag mittag ist Gras Zeppelin in Charlottenburg in einem Sanatorium ge storben G-af Zeppelin nand im 78. Lebens jahre. Er war seit längerer Zeit in Berlin uno im Hotel Kasserhof abgestiegen. Ueber die Erkrankung des Grasen Zeppelin wird noch rmtgeleilt, dutz Graf Zeppelin seit einiger Zeit an einer Ruyrerkrankung lut und infolgedessen in das Saualorrum ausgenommen wurde. Da sich der Fall komplizierte, wurde eine Darmoperutron oorgenommen, deren Verlauf über alles Erwarten günstig war, so daß die Aerzte alle Hoffnung hegten, den Patienten vollständig wiederherstellen zu können. Lerder aber stellte sich dann eine Lungenenlzünoung ein, und da gleichzeitig die unbefriedigende Nahrungsaufnahme die Widerstandskraft des Grafen schwächte, trat am Mittwoch eine Wendung zum Schlimmen ein, und am Donnersrag mittag fchlummerie der Graf, ohne bas Bewußtsein wieoererlangt zu haben, sauft hinüber. Die Leiche des Grasen Zeppelin ist in dem West-Sanatorium, wo er verschieden ist, auf gebahrt, und wird bis zur Ueberführung, deren Zeitpunkt noch mchl feststeht, dort ver bleiben Dem Kasser wurde vom Ableben des Grasen sofort telegraphisch Mitteilung gemacht. Im Sanatorium trafen zahlreiche Beileidskunogebungen im Laufe des Nach mittags ein, u. a. auch von oer bekannlen Luftjchtffbaufirma Schütte Lanz OerMches und Lachfische». Ottendorf-BknUa, w- März M. — Große Schneefälle traten am Donners - lag und Freitag ein- Es fchneüe Tag uno Nacht fast ununterbrochen, so daß durch den herrschenden Wind große Schneewehen ent standen. In Dresden mußten infolge des Schnees mehrere Straßenbahnlinien, so auch die nach Klotzsche-Hellerau, den Betrieb ein stellen. Auch im Eisenbahnverkehr traten größere Störungen ein, vor allem in den Linien, die nach dem Erzgebirge führen, mußte verschiedentlich der Betrieb eingestellt werden. Am Fieitag kam der Ernährungs-Aus- fwuß oes Reichstages zur Besprechung der Schlachtviehpreise. Präsident von Balocki kündigte Herabsetzung oer Schweulepreife mit Wirkung vom 1. Mai uno der Rindviehpreise mit Wirkung vom 1. Juli an. — Es wird erneut darauf hingewiesen, daß weitere Gesuche aus Sachsen um Be rucksichtlgung aus der Kriegskinderspende deutscher Frauen in Berlin nicht mehr an genommen werden können. Die Geschäfts stelle dec Stiftung Hetmaldank, die sich aus Ansuchen zur Entlastung der Kriegskmder- ipende deutscher Frauen bereit erklärt hatte, dte Bearbeitung der sächsischen Bittgesuche zu übernehmen, kann sich ihr wegen Arbeits- überbürdung nicht länger unterziehen. Die Mittel, die auf das Königreich Sachsen ent fallen waren, sind aufgebraucht worden. — Der Kommunalverband Dresden und Umgebung, der die Stadt Dresden und die Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt und Pirna umfaßt, hat unter dem 26. Februar 1917 bekanntgegeben, daß beim Einkauf von Brot oder Mehl die abgegebenen Brotmarken durch starke Kreuz striche mit Tintenstift oder Stempelfarbenstift vom Verkäufer zu entwerten sind. Es kann nun vorkommen, daß der Verkäufer im Drange der Geschäfte die Entwertung ver- gißt oder nur leichthin über die Brotmarken fährt. Der Kommunalverband hat aber die Bekanntmachung vom 26. Februar gerade deshalb erlassen, weil Brotmarken bei den Verkäufern in sehr großem Umfang gestohlen und dann ein zweites Mal zum Einkauf von Brot und Mehl verwandt worden sind. Dieses betrügerische Gebaren hat nicht nur zur Folge, daß der Kommunalverband mit seinen Mehlbeständen nicht in richtiger Weise haushalten kann, sondern es birgt auch die Gefahr, daß mehr Mehl und Brot, als dem Kommunalverbande zur Verfügung steht, ver braucht wird und deshalb die bisher ge währte Brotration nicht aufrecht erhalten werden kann. In seinem eigenen Interesse wird das Publikum daher darauf zu achten haben, daß der Verkäufer die Entwertung der Brotmarken gründlich vornimmt, damit nicht der ehrliche Käufer durch den Brot- markendreb leidet. — (K. M.) Am 9. März ist eine Bekannt machung in Kraft getreten, die eine Beschlag nahme, Meldepflicht, Enteignung und Ab- iieferung der bei öffentlichen und privaten Bauwerken zu Blitzschutzanlagen und zur Be dachung verwendeten Kupfermengen sowie der an Blitzschutzanlagen befindlichen Plaünteile Vorsicht Alle näheren Einzelheiten ergeben sich aus dem Wortlaut der Bekanntmachung und den Äusführungsbestimmungen, welche die mit der Durchführung beauftragten Kommunalvehörden erlassen. Die Veröffent lichung erfolgt in der üblichen Weise durch Anschlag und Abdruck in den Tageszeitungen außerdem ist der Wortlaut der Bekannt machung bei den Polizeibehörden einzusehen. Ausnahmen sind in der Bekanntmachung be- sonders vorgesehen, auch wird auf kunst gewerblichen und kunstgeschichtlichen Wert, welcher von beauftragten Sachverständigen sestzustelltn ist, die erforderliche Rücksicht ge nommen. Zu bemerken ist, daß sich als Er satz für Kupfer in Blitzschutzanlagen Eisen gut bewährt hat. — Baugesuche sind schon jetzt zulässig und zweckmäßig. Am 14 November v. I. mar von den stellvertretenden Generalkommandos des 12. und 19. Armeekorps eine Verordnung über die Einschränkung der Bautätigkeit er lassen worden. Nach dieser Verordnung sollen bis auf weiteres im wesentlichen nur noch soiche Bauten zulässig sein, die im kriegs wirtschaftlichen Interesse ausgesührt werden oder? die im öffentlichen Interesse unauf schiebbar notwendig sind. Vielfach ist nun die Meinung verbreitet, daß Baugcfuche für andere Bauten bei den Baupolizeibehörden nicht mehr eingereicht werden dürften. Das ist ein Irrtum. Das Dresdner Baupolizei amt von Anfang an Baugesuche nicht zurück gewiesen, sondern wie in Friedenszeiten, wenn auch mit der durch den Beamten mangel veranlaßten Verzögerung, angenommen geprüft und den Bauherren beschieden, unter welchen Bedingungen die Genehmigung nach Aufhebung des Bauverbots erteilt werden könne. Dieses Verjähren, das von den Generalkommandos gebilligt und jetzt allen Baupolizeibehörden zur Pflicht gemacht worden ist, gibt den Bauherren und Bau leitern die Möglichkeit, jetzt schon die Bau zeichnungen und Kostenanschläge aufzustellen. Es verhütet gleichzeitig, daß nach Aufhebung ves Bauverbots die Baupolizeibehörden auf einmal mit einer Unzahl von Gesuchen für die bis dahin aufgeschobenen Bauten über lastet werden, was eine erhebliche Stockung iu der amtlichen Behandlung mit sich bringen müßte. Solchen also, die mit der Absicht umgehen, alsbald nach Beendigung des Kriegs zu bauen, seien es notwendige Um bauten, seien es Neubauten, insbesondere solche zur Beschaffung von Kleinwohnungen und zur Wiederaufnahme der notwendigen Friedensgewerbe, kann nur geraten werden, die erforderlichen Zeichnungen und dergleichen schon jetzt anfertigen zu lassen und der Bau polizeibehörde zur Beurteilung vorzulegen. Meißen. Am Mittwoch mittag wurde auf dem Bahnhof Meißen-Triebischtal der dortige Bahnhofsvorsteher August Birnbaum, vom Rangieren zurückkehrend, von einem Wagen erfaßt, etwa 60 Meter weit geschleift und so schwer verletzt, daß er nach einer halben Stunde verstarb. Birnbaum stand bereits im vorgerückten Lebensalter. Pirna. Eine außergewöhnliche Art zu stehlen, hat ein in diesen Tagen hier fest genommenes ehemaliges Dienstmädchen sich ausgesonnen. Im hiesigen Ratskeller wurden vor einiger Zeit jeden Morgen in den Vor ratsräumen nicht unerhebliche Abgänge an Lebensmitteln festgestellt. Trotz Bewachung wiederholten sich die Diebereien fast 14 Tage hintereinander. Man vermutete einen Haus dieb, aber der herbeigeholte Polizeihund führte stets zu einer nur von außen verschließbaren und festverrammelten fensterlosen Kammer in einem wegen Baufälligkeit seit Jahren ab gesperrten Hintergebäude. Durch Zufall ent deckte eine Hausbewohnerin, daß in diese Kammer von den Bodenräumen des Hinter gebäudes her eine Oberlichtklappe sührte und sah durch diese eine Frauensperson in dem Raume hocken. Es war die Diebin, die be reits vierzehn Tage lang da zugebracht, sich immer wieder aus der Küche mit Lebens rnitteln versehen und auch mehrfach auf dem Herde der Ratskellerküche sich nächtlicherweise Essen gekocht hatte. Es wurde in ihr ein aus anständiger Pirnaer Familie stammendes früher im Ratskeller bedienstetes Mädchen erkannt, das wegen Diebereien in ihrer letzten Stellung in Cunnersdorf bei Dippoldiswalde bereits polizeilich gesucht wurde. Durch jene Oberlichtklappe war sie immer in die Boden räume, von da in den Hof und durch ein Hoffenster in die Küche gelangt. Zittau. Im Isergebirge wütet seit der Nacht zum Freitag heftiger Schneesturm. In den höheren Lagen sind die Wege verweht und teilweise jede Verbindung unterbrochen. Plauen i. V. Der hier wohnhaft ge wesene 73 Jahre alte Rentenempsänger Hartenstein wurde am Mittwoch nachmittag vermutlich in dem Augenblick, als er sich in seinem Zimmer Waschwasser auf dem Gas kocher wärmen wollte und den Hahn auf gedreht hatte, vom Herzschlag ereilt. Das ausströmende Gas muß dann dem Leben des Ohnmächtigen ein schnelles Ende bereitet haben. Krrchettnachrichte«. Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den 11. März 1917. Vorm. >/z10 Uhr Predigtgottesdienst im alten Schulhaus. Gaben zur Kollekte für die Innere Mission werden noch entgegengenommen.