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Ottendorfer Zeitung : 28.02.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191702288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19170228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19170228
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-02
- Tag 1917-02-28
-
Monat
1917-02
-
Jahr
1917
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.02.1917
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Xriegsereignisse. 10. Februar. Englische Vorstöße südlich von Sailly abgewiesen, ebenso ein französischer Angriff am Pfefferrücken. Ersolg eines Stoß- irupps bei Vanx. — Im Osten gelingt ein deutsches Unternehmen bei Stanislav. 11. Februar. Starke englische Angriffe nordöst lich von Beaumont, schwächere östlich von Grandcourt und nördlich von Courcelette. Mit Ausnahme einer Stelle in Kompagnicbreite am Wege von Pniiieux nach. Beancourt wer den die.Angriffe restlos abgewtesen. — Die Österreicher fügen durch nächtliche Vorstöße im Görzischen den Italienern schwere Verluste zu, machen über 1000 Gefangene und erbeuten 10 Maschinengewehre und 2 Minenwerser. — Englische Angriffe auf die türkischen Tigris- itellungen unter schwersten Verlusten sür den Feind abgeschlagen. 12. Februar. Sechs englische Nachtangriffe gegen die deutschen zerschossenen Gräben von Serre bis zum Ancrefluß brechen blutig zusammen. 13. Februar. Russischer Stützpunkt süolich der Baleputna-Slraße erstürmt, 3 Offiziere, 168 Mann gefangen. — Östlich von Paralovo im Cerna-Bogen büßen die Italiener, nachdem ihre Höhenstellung und mehrere Lager von deutschen Truppen genommen sind, 2 Offiziere, 00 Mann an Gefangenen ein. Februar. Englische Angriffe an der Ancre werden abgewiesen. — Im Mestccanesci- Mchnitt werden russische Stellungen erstürmt und gegen starke Gegenangriffe gehalten. Die Gefargenenzahl erhöht sich auf 23 Offiziere, über 1200 Mann, die Beute auf 3 Geschütze, 12 Maschinengewehre und 6 Minenwener. -- Im Cerna-Bogen bleiben italienische Angriffe auf die Höhen von Paralovo ohne jeden Erfolg. 15. Februar. Deutsche Erkündungsvorstöße an der Westfront haben vollen Erfolg. — Im Lustkampf verlieren die Gegner im Westen am 14. Februar 7 Flugzeuge. — Deutsche Stoßtrupps holen aus den russischen Linien an mehreren Stellen eine größere Anzahl von Gefangenen. Zwischen Zloczow und Tarno- Pol glückt die Zerstörung von russischen Minen- göngen. — Festung und Hafen von Galatz ^wirkungsvoll. beschossen. Von unä fern. Gerards Neffe als Schuldemnacher. der amerikanische Botschafter Gerard zum letzten Male von Amerika nach Berlin zurück- Urte, brachte er einen seiner Neffen, den etwa ^jährigen Mr. Engel, mit. Dieser hoffnungs- junge Mann hat es in Berlin in der Ä!t von zwei Monaten fertig gebracht, über 100000 Mark Schulden zu machen. Man ent deckte dann plötzlich, daß er geistig nicht normal sktz und brachte ihn in einem Sanatorium unter. Jetzt hat er mit dem Botschafter Berlin Erlassen. Eine zeitgemäße Anzeige. Daß sich der Gedanke, Selbsterzeuger von Kartoffeln und Gcintise zu werden, immer mehr verbreitet und 'Wiuentlich in den gebildeten Frauen kreisen Men Beifall findet, beweist eine kürzlich er- Aenene Anzeige, in der es heißt: „Mehrere Städterinnen, die landwirtschaftlichen Sinn baden, rüstig sind und zuzugreifen verstehen, nnd geneigt, eine kleine Landparzelle zu pachten zu kaufen. Die Betreffenden wollen Ge- wuse nnd Kartoffeln für den eigenen Haushalt ^Pflanzen, sqlbst tätig sein und sich von Wger Hmw gern unterweisen und anlernen atzen. . Wenn unsere Städterinnen im lammenden Frühjahr wacker ihre kleine Scholle stellen,« wird manche Kartoffel- und Gemüse- *euge sich vermehren, und der Segen dieser vaterländischen Aufgabe wird nicht ausbleiben! Schwindel mit Lebensmittelkarten. In Dresden ist durch Verhaftung einer Bande Owger Burschen ein großer Schwindel mit Lebensmittelkarten ausgcdeckt worden. Die Mchen fälschten Ausweispapiere, verschafften W Brot- und Lebensmittelkarten und verkauften wese in großem Maßstabe. Brotkarten kosteten B. 2 Mark das Stück, und die Schwindler gelten. Tageseinnahmen bis zu 60 Mark. Auch gegen die Abnehmer schwebt eine Unter suchung. Ein Techniker als Erster Bürgermeister. Wohl zum erstenmal in Preußen hat ein größeres Gemeinwesen einen Techniker an seins Spitze gestelll. Die rund 100 000 Einwohner zählende oberschlefische Industriestadt Königshütte hat den Stadtbaurat Brehl zum Ersten Bürger meister gewählt. Im Großherzogtum Baden war bereits ein Techniker Oberbürgermeister (Lander in Karlsruhe), ebenso war der Ober bürgermeister von Gießen, der spätere Finanz minister Knauth, Techniker. Meingerd im Gnsautomnten. In Mannheim übernahmen es, da gegenwärtig wegen des Kohlenmangels die Schulen ge schlossen sind, vor kurzem die Volksschullehrer, die rückständigen Gasautomaten zu entleeren. Das Ergebnis war überraschend. Es wurden rund 180000 Mark, also 1800000 Zehn- Pfennigstücke, dem freien Verkehr zurückgegeben. Papiermaugcl in Frankreich. Zur Er zielung von Ersparnissen an Papier sollen, wie das französische Ministerium des Innern be stimmt, dis französischen Tageszeitungen vom 15. Februar an zweimal in der Woche mit beschränkter Seitenzahl erscheinen. Ein merkwürdiges Ergebnis des französischen Frauendienstes. Wie bereits in einer ganzen Anzahl von Fällen, so suchte dis französische Regierung auch hinsichtlickt deS Erwtzes von garnuondiensipflichtigen Mann schaften durch arbeitstüchtige Frauen die prakti schen deutschen Maßnahmen nachzuahmen. Doch zeigte es sich auch hier, daß es nicht immer dasselbe ist, wenn zwei dasselbe tun. Man ver anstaltete strenge Musterungen in allen Büraus, rief überall garnisondienstpflichtige Leute von ihren Stellungen ab und ersetzte sie durch Frauen. Nur vergaß man leider, daß diese Leute irgendwo zur weiteren Verwendung unter gebracht werden müssen. Die Lösung dieser letzteren Frage wird nach Ansicht des ,l'Oeume' mindestens 20 Tage in Anspruch nehmen. Da man aber die Zahl der Garnisondienstpflichtigen, die durch den Frausndienst tätigkeitsloS gemacht wurden, auf 20 000 schätzt, bedeutet dies min destens 400 000 verlorene Arbeitstage, die als das erste Ergebnis der organisierten französi schen Frauenarbeit in den Garnisonen zu be trachten sind. Eine sonderbare russische Kriegsver- dienstmedaille. Der Zar ordnete die Einfüh rung einer besonderen Auszeichnung sür Militär personen, die unter erstickenden Gasen der Deut schen gelitten haben, an. Die Auszeichnung besteht in einer Medaille in Gold oder Silber für Offiziere, in einem roten Abzeichen sür die gemeinen Soldaten. Ein fünfjähriger Schachmeister. In Warschau erregt zurzeit ein fünfjähriger Schach meister großes Aufsehen. Der Knabe, der Rzezewski heißt, zeigt im Spiel ungewöhnliche Begabung. Kürzlich spielte er mit dem be kannten Schachmeister Rubinstein einige Partien. 134 Millionen Pfund Fleisch ver dorben. Wie russischen Blättern aus TomSk in Sibirien gemeldet wird, lagern gegenwärtig auf den sibirischen Eisenbahnstationen über 4 Millionen Pud (131 Millionen deutsche Pfund) Fleisch. Da es unter freiem Himmel aufge- stapelt ist und ein Abtransport infolge der Ver kehrsstockungen unmöglich erscheint, werben, wie man annimmt, die wertvollen Nahrungsmittel beim ersten Tauwetter dem Verderben ausgesetzt sein. Zum Transport dieser großen Fieisch- massen wären mindestens 5000 Waggons er forderlich. Volkb'EtsckLMicbLS. Zwecklose Gesuche nm Werlassung von Waren. Bei dcrKriegSwirtjchafis-Aktlcngestllschast Geschäsisabteitnng der Nclchsbetteidungsstelle laufen täglich aus allen Teilen des Reiches Gesuche von Fabrikanten, Grossisten und Kleinhändlern von Web-, Wirk- und Stiickwaren um Zuteilung von Waren auS ihren Warenlagern ein. Alle diese Gesuche müssen auS grundsätzlichen Gründen abgelehnt werden, weil die Kriegswirlschafls-Aktieugeiellschast nur an bcstimmle Verbände Waren abgibt. Bei der Menge der einlaufeuben Gesuche von Einzelpersonen ist eine Beantwortung nicht möglich; die vielen im, nötigen Anträge, die von vornherein keine Aussicht auf Beantwortung haben, erschweren den ohnehin schon umfangreichen Geschäftsbetrieb der Kriegs wirtschafts-Aktiengesellschaft erheblich. Die beteiligten Kreise werden deshalb erneut darum gebeten, aus sichtslose persönliche Gesuche um Warenzuweijung zu unterlassen. I » Ein U-Vsot an -erMommimöung. Eines unserer taweren II-Boote ist an^der Adourmlindung ausgetaucht. Es hat die französische Küste mit Erfolg befeuert und ui dann weggetaucht. Es war an der Mündung des Adour. Dieser hier französische Fluß kommt von den Pyrenäen und durchslrömt das Campanertal. Er bildet die Grenze zwischen Landes und Busses Pyranes und mündet schließlich bei Bayonne nach dem Zusammenfluß mit der Nive in den Golf von BiScaya. Bayonne ist der Kriegshasen und Hanptdampserplatz sür die Fahrten rach Spanien und Portugal. Etwas südlich davon liegt bas berühmte Bad Biarritz. ScbutL gegen cüe KAte. Ratschläge eines Südpolsahr er S. Die Frage, wie der Soldat und der Zivilist am besten den Gefahren und Unannehmlichkeiten der Kälte begegnen könne, ist gegenwärtig in ganz Europa höchst aktuell. Besonders sorgen volle Aufmerksamkeit widmet man diesem Problem jetzt in Frankreich, da das häufige Absrieren von Gliedmaßen und anderweitige höchst ernsthaite Frostschäden in der französischen Armee bewiesen haben, das; die Heeresverwal tung bisher nicht imstande war, genügend wirk same Schutzmaßnahmen gegen die Kälte zu treffen. Darum regnet es Ratschläge von allen Seiten, und besonders beachtet wird neuer dings ein Artikel des Dr. Charcot, der seine am Südpol gemachten Erfahrungen verwertet. Zum Schub des Gesichtes gegen die Kälte empfiehlt Dr. Charcot vor allem die nur Nase und Augen sreilassenden Hauben ans Wolle, wie sie von den Touristen vielfach bei Gletscher partien getragen werden. Es sei zu bedauern, daß verschiedene französische Heerführer den Soldaten das Tragen dieser Hauben ver bieten mit der Begründung, daß das Gehör der Soldoten hierdurch verringert und der Posten durch die warme Blaske eingeschläsert werden könne. Mit den sogenannten Frostsalben müsse man außerordentlich vorsichtig umgehen. Es gäbe nur ganz wenige Salbenarten, die sicheren Schutz gewähren, wenn man aber bei starkem Frost unkundig irgendeine nicht ge eignete Salbe ans das Gesicht streiche, so könne das Fett frieren und die Gefahr noch ver größern. Bei Handschuhen sei darauf zn achten, daß sie nicht zu eng sind und große Bewegungs freiheiten gewähren. Bei sehr starkem Frost könne der Lederhandschuh keinen Schutz bieten, sondern eher die Gefahr vergrößern, und in diesem Falle sei jede Art von Bluff weitaus das Beste. Im übrigen sollen die Handschuhe womöglich nicht Finger haben, sondern nach Art der bekannten Fausthandschuhe geschnitten sein. Für erfrorene Gliedmaßen gäbe es eine wirk same Behandlung, nämlich Einre bung mit Alko hol. Die Unkenntnis der geeigneten Mittel nnd der Mangel an diesbezüglichen Organisationen haben den französischen, Soldaten großen Scha den gebracht, den man unbedingt hätte vermeiden können. Wenn der Fuß friert, so ist die Haupt sache dafür fast stets in schlechter Blutzirkulation . Eine so hoffnungslose Bitterkeit spielte sich in dem Antlitz des Entgleisten, daß der bon Wrede mit den Worten zutrank: „Ans Wiederanstellnng im Staatsdienst!" „Wer einen Sünder, der Buße tut, herrscht niehr Freude im Himmel, denn über ueunund- ^unzig Gerechte, das steht in der Bibel; irrenden Beamten gegenüber kennt der ^aat imr den furchtbaren Finch des Fanatismus: ^NMeilur sit!" versetzte Wrede mutlos. .„Ich verdiene heute mehr wie früher, aber, "^ne Herren, ich stamme aus einer Offiziers- Beamtenfamilie, in der ich als Privat- °etektiv unmöglich geworden bin. Ja, wäre ich über "die große Pfütze gegangen, der aus dem Weg, wäre manches besser, sa verübeln sie es mir, daß und wie ich °ns eigener Kraft meine Schulden auf Heller M Pfennig getilgt habe. Zu stolz, um auf 6'annsici,tagen den verlorenen Sohn zu spielen, Ue ich hei Übernahme meines jetzigen Ge- Mits auf Führung meines Freiherrntitels ver- Met. Die verfluchten Schulden, und das schlimmste ist, daß man sie so leicht machen Mn in Jahren, wo man überhaupt auf den vmunel voller Baßgeigen und Saus und Brans glimmt ist. Doch verzeihen Sie, meine verrcn, daß mea garvitss sich rührt." .„Sie sind ein komischer Kanz, Wrede," ucinte Brand. „Sie haben keine Schulden, jnd jung, Kriminalist, warum baldowern Sie l'ckl nicht eins reiche Partie aus, heiraten und Knuden in Berlin, wenn Sie denn der Staat Elout nicht haben will, ein modernes, kritisches ^rgan der Kriminalwiffenschmten. Sie schreiben ja außerordentlich interessant. Dann sind Sie wirklich ihr freier Herr!" „Habe auch schön daran gedacht; aber dazu gehört Geld!" „Wieviel?" trag!« Guntram kurz. „Unter 60 000 Mark getraue ich mich gar nicht heran." „Gut; ich gebe 100 000, wenn wir von Paris zurück sind. Das Unternehmen interessiert mich." „Mein Institut kann ich jederzeit an ein Konsortium sür 20 000 Mark verkaufen, die mir geboten sind, während ich 30 000 verlangte. Die lege ich ein, Herr Baron, und dann, denke ich, ist die Ehre des Familientages so gerettet, daß ich die heiraten darf, die nun feit Jahr und Tag auf mich wartet." „Und beginnen in der ersten Nummer Ihrer populär-wisfenschaftlichen Zeitschrift unter dem Titel: „^rmtLsum sit" mit dem Roman Ihres Lebens, indem Sie beweisen, daß der größte Unternehmer im Lande, der heilige Fiskus — Staat, der schlechteste Kriminalist der Welt ist, da er überall in seiner Rechtspflege das Kapital wort Senecas vernachlässigt: „Der Weiss straft, wie Plato sagt, nicht weil gesündigt worden ist, sondern um die Sünde zu verhüten." Die von ihm nicht verhütete Sünde des Schuldenmachens, zu der dec Staat durch seins Wartezeit, seine Probejahre, seinen unbezahlten Assessorismus uiw. so viele zwingt, pflegt der Staat mit dem Brustton der sittlichen Ent rüstung an dem Sünder zu ahnden; er straft nur, weil gesündigt worden ist. Doch genug davon, meine Herren I Ein Segen für Deutsch land, daß seine Beamten ihre oft schlecht be zahlten Pflichten immerdar zu erfüllen wissen werden, weil sie sich bis auf die Knochen Fürst und Volk durch Eid und Streben verpflichtet fühlen. Doch es wird Zeit, dis Pflicht ruft. Auf nach Paris, meine Herren!" 15. „Die an Sensationen leider überaus reiche Chronik des menschlichen Lebens ist," so schrieben wenige Tage nach der Ankunft unserer Frennde in Paris dortige Blätter, „gestern um eine neue, in all ihren Phasen außerordentlich interessante Affäre bereichert worden, um ein Drama, dessen sympathischer Held ein vornehmer Deutscher ist. Baron Guntram war vor wenigen Tagen in Begleitung eines hervorragenden deutschen Kriminalbeamten und eines ausge zeichneten Privatdetektivs nach Paris gekommen, um einen hierher geflüchteten deutschen Aben teurer namens Wolf Graf zu ermitteln. „Dieser gemeingefährliche Erpresser hatte im Bund mit seiner Schwester und deren Geliebten, den Helden der unseren Lesern bekannten Wies badener Tragödie, durch infame Ebantage und ein grausames Komplott, dessen Details den abgehärtetsten, Gemütern einen Schrei des Ent setzens entlocken werden, durch ein Komplott, wie es infamer nicht der Witz der Hölle ersinnen könnte, dis liebreizende Gattin des deutschen Edelmannes und glückliche Mutter eines zarten Kindes mit dem Rüstzeug diabolischer Niedertracht in den Tod gehetzt. Wir haben vor einigen Wochen berichtet, daß eine der hervor ragendsten Schönheiten der Berliner Hofgesellschaft zu erblicken. Dieser schlechte Wuiumlauf aber werde durch das ungeeignete Schuhzeug der französischen Soldaten hewürgerufen. Die Schuhe spllten höhere Absätze haben und ziemlich groß sein, damit der Fuß sich darin bewegen und dehnen kann. Bei Schnürschuhen ist darauf zu achten, daß sie bei starkem Frost nur lose zuge schnürt werden. Schließlich empfiehlt Dr. Charcot häufiges Abreiben der Füße mit kaltem Wasser. Gericktsbalie. Berlin. Vor der Strafkammer batte sich der Landwirt KaltieS aus Mahlow mit seiner Tochter zu verantworten. Er hatte dem Leutnant d. R. Risch im September vorigen Jahres für einen Zentner Pflaumen 25 Mark abgesordert, trotzdem dieser ihn und seine Tochter daraus aufmerksam machte, daß der Höchstpreis nur 10 Mark betrage. Der Leutnant war über die Forderung so enzpört, daß er antwortete: „Ja, wenn sich die Herren so verhalten, dann kann man eS dem Staate nicht übel nebmen, wenn er die LandeSprodnkle mit Be schlag belegen Iaht." Prompt erwiderte Kallies: „Eke ich mein ' Obst beschlagnahmen lasse, würde ick lieber die Bäume umbauen oder die Pflaumen verfaulen lassen!" Ähn liche Äußerungen lat auch die Tochter. Die vom Schöffengericht, daS hierin die Bekundung einer ganz besonders niedrigen Gesinnung erblickte, gegen die Angeklagten verhängten Geldstrafen von 500 Mark bezw. 200 Mark schienen den beiden zu hoch. Sic legten Berufung ein, die jedoch verworfen wurde. Breslau. Der siebzehnjährige Schmied strich Sacher, wurde vom außerordentlichen Kriegsgericht wegen versuchter Erpressung zu sechs Wochen Ge fängnis verurteilt. Er hatte von einem hiesigen Kaffeehausbesitzer durch Drohbriefe 10 000 Mark zu erpressen gejucht. Wenn der Kaffeehauswirt nicht zahlte, wollte er ihn wegen Dulden unerlgubtex Glückspiele anzeigen. Vermischtes. Nahrmtgsmittelnot in Nustland. Von dem furchtbaren Mangel an Nahrungsmitteln in Rußland läßt sich die .Times' von einem ihrer Mitarbeiter eine Schilderung entwerfen, die ein grelles Licht auf die Zustände im Zarenreiche wirft. Wer Lebensmittel haben will, muß an stehen, 10 imd 12 Stunden lang in den großen wie in den kleinen Städten. Für Fleisch, sür Mehl, sür Milch und iür Zucker. Dabei haben die Preise für die Gegenstände des täglichen Bedarfs, die überhaupt zu haben sind, eine geradezu schwindelhafte Höhe erreicht. Butter, die vor dem Kriege 45 Kopeken das russische Pfund zu 410 Gramm kostete, stellt sich jetzt auf 3 Rubel 60 Kopeken, das sind 7,75 Mark. Hammelfleisch stellt sich das russische Pfund jetzt 7>/2mal so teuer wie vor dem Kriege. Brot von sehr verschiedener Farbe und Qualität kostet das 2Vs fache wie früher. Ochsenfleisch ist nur nach Erfüllung unzähliger umständlicher Forma litäten zu erhalten. Brot nur nach stunden langem Anstehen. Mehl ist ost wochenlang über haupt nicht zu haben, ebenso, meist noch schlimmer, ist es mit der Milch. Besondere Schuld an diesen Zuständen gibt man den ständigen Kom petenzkonflikten der einzelnen Behörden untep- einander und der Schwerfälligkeit des russischen Bahnkörpers. Gemeinnütziges. Bodenlack. Einen schönen dauerhaften Glanz lack für tannene Fußböden bereitet man folgender maßen. Man weicht V« Kilo Schellack in V» Liter Spiritus zwei Tage vor dem Gebrauch ein und laßt es zugedcckt stehen, muß es aber manchmal umrühren. Vor dem Gebrauch rührt man V- Kilo Goldoksr mit 50 Gramm Terpentin — (nicht Ou und etwa? Spiritus glatt und vermischt dieses mit der Schellackiösung. Dieser Lack trocknet rasch, hat einen schönen Glanz Und kann mit Wasser abgc- waschen werden. Er muß zweimal eingestrichen werden; dick und gleichmäßig die Dielen entlang. Verfälschungen von Wolle und Seide zu erkennen. Man verbrennt einen aufgezupsleu Faden des zu untersuchenden Gewebes an einem Licht. Wolle und Seide brennen nur in der Flamme, em- wickeln den unangenehmen Geruch nach verbranntem Horn, zeigen an den verbrannten Spitzen eine schwarze Kohle. Baumwolle brennt noch weiter, wenn sie aus der Flamme gezogen ist, entwickelt keinen unangenehmen Geruch, hinterläßt nur wenig Alche. — sich vom Mansardenfenster ihres Palais, in ein weißes Laken gehüllt, hinabstürzte und als un kenntliche, zerschmetterte Masse von dem ver zweifelten Gatten aufgehoben wurde. Unsere Leser werden sich erinnern, daß man als Motiv dieses furchtbaren, den ganzen Jammer dec Menschheit umfassenden Todessprunges Schwer mut annahm. Mit Entsetzen haben wir heute zu berichten, daß die Unglückliche, das bemit leidenswerte Opfer einer schamlosen Erpresser bande keinen anderen Ausweg wußte, als sich aus den Armen des liebenden Gatten in dis des schrecklichen Freundes aller Mühseligen nnd Beladenen zu werfen. Die Tragödie dieser Unglücklichen ist eine Anklage gegen das Gesetz, das jene kleinen Dramolets nicht verhindert, die sich Tag für Tag in den großen Waren patästen der Weltstädte abspielen, wenn irgend eine ertappte vornehme Diebin in der furcht baren Wahl zwischen einem öffentlichen Skandal und der stillen Schande letzteres vorzieht und dem Besitzer des Etablissements, der sich ja nur sichern will, einen Schein unterzeichnet, der einem moralischen Todesurteil gleichkommt, in dem sie sich als Diebin brandmarkt. Diese kleinen Seelenscheinchen! Sind sie nicht für Erpresser von allerlei Tendenz das kostbarste Rüstzeug? Der brutale Erpresser sieht es auf das Vermögen der Unglücklichen ab, der feinere anf ihre Ehre und so manche Wonnen ver schwiegener Schäserstündchen kommen auf Rech nung dieser Scheine, dis ihre Ausstellerinnen zu weißen Sklavinnen machen. V» » (Fortsetzung folgt.)
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