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Ottendorfer Zeitung : 18.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191801180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19180118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19180118
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-18
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 18.01.1918
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Ner Makrbeit L,ickr. Dir englischen Minister, insbesondere aber Lloyd George, sind schiech!» Propheten. Alle ihre Behauptungen, daß man de» U-Boot- Krieges Herr geworden sei, sind durch die Tat sachen Lügen gestrgit worden. Der U-Boot- Krieg nimmt seinen Laut. Unter den ZeitungS- stimmen, die neuerdings der wachsenden Angst über die U-Boot-Not in England Ausdruck ver leihen, 'ist die Auslassung der ,PaÜ Mall Gazette' vom 10. Dezember besonders bemerkens wert. Es "heißt da u. a.: „Drei Mittel stehen uns zur Bekämpfung der U-Boote zu Gebot, und wir müssen sie mit allen Kräften anwenden. 1. Wir können U-Boote einfangen und zer stören. 2. Wir können Schiffe bauen, um die ver senkten zu ersetzen. 8. Wir können schließlich den anbaufähigen Boden unteres Landes vermehren, um unsere Abhängigkeit von der Einsuhr zu vermindern. Der Krieg gegen die U-Boote wird jetzt von unterer Flotte mit aller Energie geführt. Es wäre jedoch verfehlt, wollte man die>e Flotten« taten und ihre Aussichten allzu günstig beur teilen. Die Geiahr ist weder behoben, noch irgendwie im Schwinden begriffen. Der Feind hat immer noch genug U-Boote, um mehr von unseren Schiffen zu zerstören, al? wir entbehren können, und die deutsche Kriegsleitung strengt sich mit allen Kräften an, die Zahl der U-Boote zu vergrößern. Der Krieg gegen die Piratenschiffe ist noch nicht imstande gewesen, einerseits den Ruf nach weiteren Schiffsbauten «inzuschränken, anderseits die Notwendigkeit der NahrungSmittelerzeugung im Jnlande zu ver mindern. Unsere Lage muß als durchaus be sorgniserregend bezeichnet werden, zumal wenn wir in Rechnung ziehen, daß unsere Militär- tranSporte sich nicht vermindern, und daß er- staunltche Mengen von Schiffsraum zum Trans port der amerikanischen Armee benötig! werden. Wie wir, so macht auch Amerika große Anstren gungen, um seine Tonnage zu vermehren, aber auf Leiden Seiten des Atlantischen Ozeans haben die bisherigen Forüchritte den Erwartungen nicht entsprochen. Was die Förderung unserer NahrungSmittelerzeugung im Jnlande betrifft, so ist noch weniger Grund vorhanden, darüber Freude zu empfinden. Das Programm, dessen Ausführung sich die Minister vorgenommen hatten, bestand darin, ein frisches Areal von 2 Mill. Morgen unter den Pflug zu bringen. Aber ich fürchte, daß nur ein geringer Prozent satz diese? Geländes bebaut worden ist." Zu den drei oben angeführten Punkten ist folgendes zu bemerken: 1. Der Zuwachs an U-Booten übertrifft nach wie vor die Zahl der verlorenen U-Boote um ein Mc> rwcheS. Die Entente hat alle Mittel zur Abwehr der U-Bootgefahr erschöpft. Eine Steigerung ist kaum noch möglich, so daß asto alle Maßnahmen der Feinde nicht imstande sind, den Fortgang des U-Boot-Kriege» irgend wie zu beeinträchtigen. 2. Nie wird es möglich sein, trotz der un geheuren Anstrengungen diesseits und jenseits des Ozeans, neue Schiffe so schnell ig derselben Anzahl wieder herzustellen, wie unsere U-Boote sie versenken. Das große amerikanische Schiff bauprogramm steht zumeist auf dem Papier, weil eS den Per. Staaten unmöglich ist, ihre Schiffbautätigkeit im Handumdrehen um das Dreißigfache zu steigern.' 3. Selbst wenn eS, wat nach dem letzten Satz der Zeitung nicht gelungen ist, möglich wäre, soviel neuer Land zu bebauen, daß Eng land von der Einfuhr unabhängiger würde, hätte diet keinen ausschlaggebendem Einfluß auf den Erfolg det U-Boot-KriegeS, weil nicht allein durch ErnährungS-, sondern durch wirtschaftliche Schwierigkeiten aller Art England zum Frieden geneigt gemacht werden wird. Weil eS ebenw wichtig ist, Schisse mit Wolle, Kupfer, Baum wolle, Holz, Salpeter, Schwefel, Gummi, kurz mit all den Rohstoffen zu versenken, deren Eng land zur Fortführung de? Kriege» dringend be darf. Daß der U-Boot-Krieg auf dem besten Wege ist, zum endgültigen Erfolge zu füyren, Verstrickt. dl Sloman von A. von der Elbe. gZortt-tlmx.) ,Und hier aus unserer Gegend sind Sie mich nicht?" „O nein, bist' schön, Ungar, Magyar." „So weit sind Eie hergekommen? Mögen Sie denn hier fein?" „Küß' die Hand, fühl' mich im Augenblick wie im Himmel — vor einer Heiligen —" Adele zog sich befremdet zurück; in diesem Aregrnblick eilte ihr Vater au» dem Tore, s-Lwana sich ungestüm aufS Pferd und jagte de m Fleck weg davon. ES blieb Denta nichts übrig, als zu folgen, doch zog er, bevor er auch davonsprengte, noch einmal tief vor dem jungen Mädchen den Hut. Etwas erschrocken von der Weise de? Fremden, verließ Adele die Anhöhe und lies zu der Schwester hinunter, die weinend mit beiden Händen ihre Augen bedeckte und vor Erregung bebend an einem Baum lehnte. „Susanne, liebe, beste, komm, sei nicht so traurig. Reisen ist doch schön, und bald seid ihr wieder hier," so versuchte die Arglose zu trösten. Die für einen Augenblick fassungslose Altere, an Selbstbeherrschung gewöhnt, bekämpfte kassier ihren Schmerz. Daun gingen sie miteinander dem Hause zu, denn die Zeit der Abfahrt war gekommen. Der Landauer, der die Reisenden Zur Station bringen sollte, fuhr eben langsam vom Etall her auf den Hof. Tönnies, der Diener, daS beweist die vorstehende sorgenvolle Au»- lassung eines der bekanntesten und ernstesten englischen Blätter. UmerikLS k^riegSLiele. Wilsons Rede im Kongreß. In der Rede, die Präsident Wilson aus Anlaß der Verhandlungen in Brest-Litowfk im Kongreß der Ver. Staaten hielt, wies er zu nächst darauf hm, daß eine wesentliche Frage die lei, ob die deutschen Unlerhändler dort im Namen der Reichstagsmehrheit vom 19. Juli 1917 sprachen oder nicht. Dann formulierte er eingehend die KriegSziele der Der. Staaten. Dazu führte der Präsident auS: ES soll keine internationalen Geheimabkommen mehr geben, die Diplomaten sollen immer frei mütig und öffentlich verkehren. Die zweite Bestimmung ist absolute Freiheit der Schiffahrt auf den Meeren außer halb der territorialen Gewässer im Frieden wie im Kriege, ausgenommen in den Fällen, wo Meere als Ganzes oder zum Teil ge schlossen werden könnten infolge einer inter nationalen Aktion zur Erzwingung des Respektes vor den inlernanonaten Verpflichtungen. Die drille Bestimmung ist, die Beseitigung, soweit das möglich ist, aller wirtschaft lichen Schranken und die Einrichtung gleicher Bedingungen auf dem Handels'gebiet für alle Nationen, welche den Frieden bewahren sollen und sich zu dessen Ausrechleihabung gegenseitig verbünden wollen. Die vierte Be stimmung lautet: Es sollen Bürgschaften dafür gegeben werden, daß die nationalen Rüstungen bis auf den niedrigsten Stand, der mit der Sicherheit im Innern deS Landes vereinbar ist, herabgemindert werden. Wilson fordert weiter eine freie, weitherzige und unbedingt unparteiische Schlichtung aller kolonialen Magen. Sodann wird die Näumungderge- samten russischen Gebiete verlangt. Belgien muß, so fuhr Willen fort, wann die ganze Welt übereinsiimmt, geräumt und wiederaufgerichtet werden, ohne jeden Versuch, seine Souveränität, deren es sich in gleicher Weiss wie alle anderen freien Nationen erfreuen soll, zu beschränken. DaS ganze französiche Territorium müßte befreit und die besetzten Teile wiederhcrgestellt werden sowie das Unrecht, das Frankreich durch Preußen im Jahre 1871 hinsichtlich Elsaß-Lothringens zugefügt wurde und das den Weltfrieden wäh rend nahezu fünfzig Jahre in Frage gestellt hat, sollte wieder gutgemacht werden, damit der Frieden im Interesse aller wieder sichergestellt! werden kann. Es müßte eine Berichtigung der italienischen Grenzen nach d^m klar erkennbaren nationalen Besitzstände dnrch- gesührt werden. Den Völkern von Osterreich-Ungarn, deren Nationen wir sichergestellt zu sehen wünschen, müßte die erste .Gelegenheit einer autonomen Entwicklung gegeben werden. Rumänien, Serbien und Mon tenegro müßten geräumt und die besetzten Gebiete zurückerstattet werden; Serbien müßte einen freien und sicheren Zugang zur See er hallen, und die Beziehungen der Balkanslaaten zueinander müßten durch freundschaftlichen Ver kehr gemäß den historisch feststehenden Grund linien von Zusammengehörigkeit und Nationalität bestimmt fein. Den türkischen Teilen des gegenwärtigen osmanischen Kaiserreichs müßte unbedingte Selbständigkeit sicher gestellt werden. Aber die anderen Nationalitäten, die jetzt unter türkischer Herrschaft stehen, wollen eine, unzweifelhafte Sicherheit jür ihre LebenS- bedrngungen und eine vollkommen unbeeinträch tigte Gelegenheit zu autonomer Entwicklung erhallen. Die Dardanellen sollten dauernd als freie Durchfahrt unter internationalen Garantien den Handelsschiffen aller Nationen geöffnet werden. Lin unabhängiger polnischer Staat, der alle Länder, die von einer un ¬ zweifelhaft polnischen Bevölkerung bewohnt sind, und der einen gesicherten freien und zuver lässigen Zugang zur See besitzt und dessen poli tische und wirtschaftliche Unabhängigkeit sowie territoriale Unverletzlichkeit durch internationalen Vertrag garantiert fein müßten, sollte errichtet werden. Es muß eine allgemeine Vereinigung der Nationen mit bestimmten Vertragsbedingungen gebildet werden zum Zwecke gegenseitiger Garantie leistung für die politische Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit der großen sowie der kleinen Nationen. Bezüglich dieser wesentlichen Berichtigung von Unrecht und Durchsetzung des Rechtes fühlen wir uns mit ollen Regierungen und Völkern, die sich gegen die verbündeten Kaiserreiche ver einigt haben, in enger Gemeinschaft. Zum Schluß erklärte Wilson, daß Amerika nicht eiier'üchtlg auf die Größe Deuttchland» sei und daß sein Programm mchttz enthöbe, was! Deutschlands Größe beeinträchtige. „Der sitt liche Gipfelpunkt dieses größten und letzten Krieges für menschllche Freiheit ist erreicht worden, und das amerikanische Volk ist bereit, seine ganze Stärke, sein höchstes Streben, seine Unversehrtheit und Hingebung einzusetzen." Vom deutschen Standpunkt ist zu dem Pro gramm Wilsons nur zu bemerken, daß er daS Naubpiogramm der Westmächte mit dem Schein des Rechts zu umkleiden trachtet. verschiedene rttiegsnschnchten. Elfah-Lothringe« und die französischen Sozialisten. Mgemeen Handesblad' zufolge schreibt Albert Thomas über Ebatz-Lothringen im .Daily Telegraph': Die englischen Sozialisten glauben, daß oie französischen Sozialisten sür eine Volktz- abstimmung in Elsa ß-Lothring en sind. Das ist jedoch nicht die von den fran zösischen Sozialisten vertretene Politik. Der Frankfurter Friede, dem Frankreich sich unter werfen mußte, ist durch Deutschlands eigenen Willen 1914 in Stücke gerissen worden. DaS Recht Frankreich» bleibt unveränderlich. Darum mutz Eljaß-Lothringen an Frankreich zurück gegeben werden. * Italienischs Mißstimmung. Die italienische Presse läßt in Besprechungen zu der Rede Lloyd Georges zwischen den Zeilen erkennen, daß unter den Kriegszielen Lloyd Georges die r.aliemschen nur bedingt Zu stimmung zu finden scheinen. Die Artikel find infolgedessen trotz äußerlicher Anerkennung ruüich zurückhaltend. Dagegen findet Wilson» Rede allgemeine Anerkennung. -p Sie schaffens nicht. Nautilus, der bekannte Mitarbeiter de» ,Nieuwe Rotterdamsche Courant', berechnet in einem Aufsatz die sür einen möglichen «Lieg der Entente im Frühjahr 1919 unbedingt erforder liche, im Jahre 1918 zu erbauende Schisss- tonnage auf 20 Millionen Tonnen. Davon würden, da die übrigen Entente- staaien höchstens fünf Millionen Tonnen bauen könnten, 15 Millionen Tonnen auf Amerika entfallen. Dazu fei Amerika aber in keiner Weise imstande, da sür eine solche Leistung alles in allem allein 2 Millionen Arbeiter erforder lich wären. Die Auslassung findet in Marinekreisen als eine Widerlegung der letzten Ententehoffnungen um jo mehr Beachtung, als englische und ameri kanische Sachverständige, darunter der ameri kanische Marinesekretär Daniels, die Leistungs- sähigkeit des amcrikannchen SchisssbaueS für 1918 übereinstimmend auf 2 bis 2Vs Mil lionen Tonnen, also etwa den 7. Teil der oben genannten Summen beziffert Haben. VoliMcds Armcklebars. gezogenen Venfionären und Wartegeldempfänger« wird eine einmalige sogleich zahlbare Krieg S- teuerungszulage gewährt, die bei Per» hei ateten 200 Mark, außerdem sür jedes Kink» 20 Mark, bei den Unverheirateten mit einem Gehalt bis zu 6000 Mark 150 Mark beträgt,, ausschließlich der Beamten mit einem höheren WohnungSgeldzuschuß als dem det Klaffe HI deS Tarifs. *Jm badischen Landtage hielt der neuernannte Staatsminister Freiherr v. Bod» mann seine Programmrede, in welcher er ein gangs betonte, Va» Streben unserer Feinde sei darauf gerichtet, uns deutsches Land zu ent reißen im Westen und Osten und unsere, wie uwrre» Bundesgenossen wirtschaftliche Existenz zu schädigen, wenn nicht gar zu vernichten.. Darum müsse das deutsche Schwert uns den Frieden erzwingen. Und da dürfen wir auf Hindenburg vertrauen, daß das Jahr 1918 uns den Sieg und Flieden bringen werde. P-len. * Der EntwurfdeS polnischen Wehrgesetzes ist fertiggestellt und soll demnächst dem NegentschastSrctt yorgelegt werden. Er stützt sich hauptsächlich auf da» russische Wehrgesetz, ist aber auch in einzelnen Teilen dem deutschen, österreichischen und fran zösischen Gesetz nachgebstdet. Für alle Waffen gattungen wird zweijährige ' Dienstpflicht fest» gesetzt, außerdem militärischer Hilfsdienst sür den Kriegsfall, zu dem alle Staatsangehörige zwischen sechzehn und sechzig Jahren einberufen, werden können: . Außerdem werden jür die Jugend zwischen sechzehn und zwanzig Jahren obligatorische Au-bildungSE nach Schweizer Muster errichtet. Die aktive Dienstzeit, umfaßt zwei Jähre, die Reserve ockN die Landwehr zehn Jahre. Zum Landsturmd>enst lind die 18- , bis 20 jährigen und die 40- bis 60 jährigen ver pflichtet. Zrm»S»eich. '.Kammer und Senat sind wieder zusammen- getreten. Dabei hielten die Alterspräsidenten bewegte Ansprachen, in denen sie die Rückgabe Estaß-Lothringens verlangten. Sie führten die Worte Lloyd Georges an,' der als Dolmetscher des Gewissens der Menschheit erklärt habe', daß England dis französische Demokratie in ihrer Forderung /einer Überprüfung des großen im Jahre 1871 begangenen Unrecht» bis in den Lod unterstützen werde. Schließlich lichteten sie an die Kammern die Aufforderung, den Burgfrieden zu wahren. Deschanel wurde zum Kammerpräsidenten wiedergewähll. Die sozia listische Kammergruppe kündigte eine Anfrage über kie diplomatische Kriegführung an. Nuklid. * Das schwedische Blatt ,Asien Tidende' be hauptet, aus guter Quelle erfahren zu haben, daß man in Helsingsor» einen Plan ausarbeite über eine eventuelle Vereinigung Fi Ny lands mit Estland. Lin Sonderausschuß werde mit dem Studium der Frage beaustragt. Atan glaubt jedoch, daß Deutschland dagegen Einspruch erheben werde; ein gleiches gelte von Rußland, wenn die Maximalisten nicht am Ruder bleiben. Amerika. 'Nach einer Meldung aus Washington hat der Oberste Gerichtshof der Ber. Staaten das militärische Dien st pflichtge setz gutgeheißen. Der Oberste Richter White erklärte, das Gesetz passe in den Nahmen der Verfassung, da der Kongreß die Macht habe, Krieg zu erklären, was von selbst die Macht in sich schließe, die Bürger zum Militärdienst in der Heimat und im AuSlande zu zwingen. * Nach englischen Blättermeldungen haben i« Mexiko neue Unruhen ftattgesunden. amten, auch den zu Dienstleistungen heran-> mächtigst Bei Juarez kam es zwischen den Truppen Carranzas und den Bandilenhaufen Villas zu Kämpfen. Die amerikannchen Truppen sind zur Grenze ausgebrochen, um Grenzverletzungen zu verhindern. Etz ist den Truppen Carranzas, trotzdem sie Artillerie hatten, nicht gelungen,' die Räuberbanden Villas zu vertreiben. Diese haben sich einiger Dörfer an der Grenze be- *Den im Heeresdienst beschäftigten. Be wartete vor der HauLtüre neben verschiedenen Gepäckstücken. Als die Schwestern zur Mutter eintraten, stand diese mitten im Zimmer und ließ sich von Meta den Schleier vorbinden; Josephine hielt den Schirm, auf den die Schwägerin, sich, zur Betonung ihrer Schwäche, zu stützen liebte. „Du kommst also wirklich, Susanne?" sagte die Mutter mit scharfem Tadel. „Ich dachte,' iül hättest mich und unsere Abreise vollständig vergessen. Statt mit Adele herumzulansen. hättest du sür deine kranke Mutter sorgen sollen." Als sie unten ankamen, standen Frau Mülmke und die beiden Hausmädchen auf der Diele, um der gnädigen Fran Lebewohl zu sagen. Tönnies hielt den Wagenschlag offen, bereit, die Damen hineinzuheben. Frau von BernhammerS langes, blasses Gesicht zeigte den Ausdruck von Trotz; hoch er hobenen HaupteS reichte sie dec Haushälterin die Hand zum Kusse, grüßte dis knicksenden Mädchen mit kaum merklichem Neigen und ver ließ ohne ein Zeichen von Bewegung das Haus ihres Gatten. Als Susanne die Schwelle über schritt, wankten ihre Knie, und sie vermochte sich kaum aufrecht zu halten. „Liebste Mama," rief Adele am Wagen stehend, „laß mich doch mitfahren, da ist ja noch ein vierter Platzt" Die Scheidende wandte sich ihrer Tochter zu, ein milderer Ausdruck kam in ihre Züge, ihre Lippen bebten, als sie sprach: „Laß fein, Deelchen, wir brauchen den Platz für» Handgepäck. Im Sommer kommst du mit Tante Jose zu mir." Und dann neigte iie sich heraus, nahm den Kopf ihres Kindes zwischen beide Hände und küßte das junge, frische Ge sicht hastig. Als die Mutter sie losließ, trat Adele er schrocken zurück. „Im Sommer," flüsterte sie, „im Sommer?" wie sollte M. das ; im Sommer waren die beiden längst 'wieder hier. Susanne und Meta stiegen ein,' der Be diente schwang sich auf den Bock, und der Wagen fuhr ab; als er aus der kurzen Allee zur Seite bog, flatterte Susannens weißes Tuch aus dem offenen Fenster. Tante Josephine legte den Arm um die wie erstarrt dastehende Adele, über deren blühende Wange ein paar klare Tropfen rannen, und führte das betroffene Mädchen in ihr Zimmer. „Tante Jose," rief Adele aufschluchzend, „was hat Mama gemeint, als sie sagte, wir willen im Sommer zu ihr kommen?" „Beruhige dich, mein Herzchen, fei verständig und höre mich an." Adele nickte und richtete ihre feuchten Augen erwartungsvoll auf die Tante, die ihr aus- einanderjetzte, der Arzt habe geraten, die Kranke solle mal ein halbes oder ganzes Jahr in besserer Luft zubringcu. „So lange, ach, deshalb war Susanne so traurig." „Ja, Susanne ging ungern fort." Nach einer Stunde kam der Wagen von der -Station zurück und brachte Josephines Zose mit vielem Gepäck und dem Schößhündchen der Dame nach Morse. AdelenS Stimmung wurde im Spielen mit dem braunen langhaarigen Wachlelhündchen wieder froh und übermütig, sie tollte mit dem kläffenden Bijou durch alle Zimmer, half auS- packen, bewunderte, verursachte aber nur Un- . ordnung. Als Herr von Bernhammer satteln ließ, um bei der Abreise seiner Frau nicht zugegen-zu sein, — er glaubte er nach ihrem harten Aus spruche nicht zu können — ritt Eggerucks Verwalter auf den Hof und richtete eine Be stellung seines Herrn über Viehverkäuse auS. ' Vernhammer hatte den „patenten Fatzke", wie er den Verwalter heimlich nannte, flüchtig ge sehen, indes vom Vetter gehört, daß er brauchbar sei. Während sie zusammen vom Hose ritten, entschloß Bernhammer sich, mit nach Lindental zu kommen. . Er halte sich gescheut, Hermann Tggeruck , sein Familienunglück und den Beschluß der Trennung von seiner Frau mitzuteilen. Der um zehn Jahre Jüngere konnte so kühl und pedantisch urteilen, daß dem viel temperament volleren Älteren allemal bei des anderen weisen Ermahnungen die Galle überlief. Der hatte gut Men, er sah Frau Lydia selten, und nur, wenn sie in huldvoller GeMchaftsstimmung war. Nun aber, da er seinen Unmut ohnehin irgendwo hintragen und vergessen wollte, glaubte ' er, es sei an der Zeit, dem Verwandten, der- ihm von allen Nachbarn am nächsten stand, das Vorgefallene mitzuleilen. Nach der Begegnung mit den beiden jungen Mädchen, als der tief erregte Vater seinem Be gleiter voranjagte, war jeder mit -seinen ihn ganz auSjüllenden Gedanken beschäftigt. < BernhammerS lebhaft und warm empfindende Seele jammerte um jein Kind, das er von sich
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