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Ottendorfer Zeitung : 09.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191801098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19180109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19180109
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-09
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 09.01.1918
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Neubau äer Wleit^virtsckaft. Seit alterS ist die Gewalt ein Mittel der privalwirtichMichen Neichtumssammlung wie des wirtschaftlichen Fortschritts der Menschheit gewesen. Hauptträger dieses GewaltprinzipS war feuer Staat, der die moderne Volkswirtschaft begründete, der sogenannte Merkantüstaat. Vor allem ist England seit den Tagen Cromwells die größte und erfolgreichste Machtorganisation aller Zeilen. Für England ist dieser Krieg ein Krieg zur Verteidigung der Seeherrschaft, zur Vernichtung des deutschen Mitbewerber, zur Herstellung der Brücke von Kairo nach Indien. In gleicher Pachtung soll der Wirtschaftskrieg nach dem Kriege fortgeführt «erden. Demgegenüber darf als Ergebnis des Krieges schon fetzt festgestellt werden: eine Abschwächung, nicht eine Be seitigung des Gewallprinzips, und zwar aus einem technischen und einem wirt'chaftlichen Grunde. Die U-Voot-Waffe, in Friedensresten vorbereitet, setzt selbst kleine Mächte in die Lage, die Weltwirtschaft in die Lust zu sprengen. In folgedessen haben alle größeren WirtschailSmächte in dem Maße, als sie vom Seeverkehr ab- HSngen, dar Interesse an „freien Meeren". Die ungeheure Kapstalvrrmchtung durch den Krieg bedeutet einen solchen Warenhunger, Laß an ihm der Wirtschaftskrieg nach dem Kriege scheitern dürste. Insbesondere gilt dies für schwächere Wirtschaslsmächte wie Italien. Dagegen muß offen die Gefahr des Rohstoff mangels, der Rohstoffverleuerung und der Roh- stoffverttustung festgestellt werden, der -egenüber al? Abwehrmistel insbesondere die einer staat lichen Rohstofftünorßr in Frage kommt. Neben das Gemaltprinzip Wilt schon frühe in der Wirtschaftsgeschichte daS Freiwilligkeitt- prinzip als Millel des wiruchaftlichen/ Fort- schrilles. Ihre praktische Formulierung fand diese Idee in den durch Zölle abgegrenzten Volkswirtschaften, die jedoch durch Tarifverträge «nv MeistbegünstigungSklausel miteinander in weltwirtschaftlicher Verbindung stehen. Deutschland hat das dringendste Interesse daran, daß dieses Shstem auch nach dem Friedensichluß beibe- hallen werde und die Meistbegünstigungtklausel womöglich nach dem Beispiel der Frankfurter Friedens in die FriedeuSverträge ausgenommen werde. Darüber hinaus trägt Deutschland dieses System in die islamitische Welt, indem sein Verhältnis zur Türkei nicht aus Macht und Monopol beruht, sondern die Eigenbehauptung der Türkei und die Gleichberechtigung aller Nationen auf türkischem Boden in sich schließt. Auf dem rein kolonialen Boden der tropischen Welt hat Deutschland das dringende Interesse der „offenen Tür", di h. des vollen Frei handels, der nur Finanz,ölle kennt, wie es in den englischen Kronkolonien nnd den deutschen Kolonien vor dem Kriege galt. Kein Paragraph des FriedenSinstrumenteS aber schützt uns gegen den wirtschaftlichen Boy sott oder daS, waS Ramsay Macdonald den „psychologischen Taris" nennt. Wenn wir so das größte Interesse haben, dar beste Erbstück des britischen Freihandels in die Zukunft hin über zu reiten, so retten wir nicht minder bas beste deutsche Erbstück von Friedrich List her, indem wir den ZollvereinSgedanlen auf ver breiterte Grundlage stellen. Mitteleuropa, um schließend Deutschland, Lsterreich-Ungarn, Polen rmd «»mänien, ist nur denkbar als voller Zoll- verein. ZoLhevorzugnngen der Bundesgenossen find, al» unvereinbar mit der MeistdegünsttgungS- klaufel, höchst gefährlich und abzulehnen. Können wir wünsche», daß sie beantwortet würden durch gegenseitize Zolldevorzugungen innerhalb der Welt unserer Gegner (». B. Ver. Staaten, Bra silien, China) dieser Welt, die fast den ganzen ÄlobuS bedscki? Di« wirtschaftlichen Verschiedenheiten inner halb dieses Mitteleuropa sind jedenfalls kein Hindernis, denn sie sind nicht größer, sondern kleiner als die zwischen Polen und Kamtschatka, Massachusetts, und Minnesota. Entschewend allein sind politische Gründe. Ls gilt zu wählen zwischen zwei Idealen: zwischen Klein-Deutsch- land mit intensiver kapitalistischer, der See zu- gewandter Entwicklung, freihändlerisch inter- Oer köl^erne Schwan. Lj Novelle von E. Reichert. («Ä'-zg Käthe hatte kaum den Wein besorgt, da meldete sich auch schon Oberleutnant Mebius und Bachmann teilte ibm alles mit, was er bis jetzt von dem Vorhaben des Rittmeisters wusste. Der Leutnant bestätigte ihm alles als wahr und sand die Sache wohl etwas un praktisch, aber doch sehr ehrenhaft. „Und wie will der Rittmeister zu dem Gelds kommen?" fragte Bachmann gespannt. „Einfache Sache," lachte der Leutnant, „wir fp'cten beir-e ein LoS in der Lotterie und ich habe Glück." Herr Bachmann war aufgesprungen und lief in dem Zimmer auf und ab, endlich blieb er vor dem Leutnant stehen. „Und wenn Sie nun nichts gewinnen?" „Spstlen wir noch einmal," gab der Leut nant ruhig zmück. „Und wenn Sie nun zwanzigmal verlieren," platzt- Bachmann heraus, „dann ist meine Käthe dreißig Jahre." „Kann ich nicht ändern," bedauerte Mebius, „wir haben genügend Geld, wir halten es aus." „Nette Aussichten," klagte Bachmann, „aber hals, vielleicht haben wir Glück. Sind Sie bereit, Ihrem Kameraden zu helfen?" „Selbstredend, immer!" „Kennt er die Nummer Ihres Loses?" „Nein, aber er hat volles Vertrauen zu mir." ' „Kann er ja auch. Hören Sie zu, Herr 8tMant. Mit zwanzig Losen kann man estiert, und einem zu Mittel-Europa veroreiterten Deutschland mit langsamerer extensiverer, mehr selbstversorgender, dem Orient zugewandter Ent wicklung, dar maßvoll schutzzöllneriich festgelegt ist. Mittel-Europa ist für Deutschland der einzige Weg, mit den Weltmächten einigermaßen Schritt zu halten; für Österreich-Ungarn aber sogar das einzige Mittel auch nur europäische Großmacht zu bleiben. Dieses Mittel-Europa ist ebewowenig aggressiv wie sonstige Zollvereinspläne, die teils verwirklicht wurden, teils in der Luft liegen, z. B. wie der durchgesührte australische und südafrikanische Zollverein, der bereits verhan delte amerikanisch-kanadische Zollverein, wie die Zulammenschlußbestrebungen in der angelsächsi schen, der oftanatbchen, der südamerikanijchen, auch der skandinavischen Welt. Brest-Litowsk im HauptausschuK. Berlin, 3. Januar. Heute nachmittag trat der Hauptausschuß nach längerer Pause wieder zusammen. Nach einer kurzen Begrüßung des Vorsitzenden Abg. Fehrenbach ergriff Reichskanzler Graf Hertling das Wort. Er betonte, daß die Negierung die Gelegenheit des Zusammentritts des Haupt ausschusses benutzen werde, um Mitteilungen über den bisherigen Verlauf der FriedenSver- handlungen zu machen. An Stelle des nach Brest-Luowft zurückgekehrlen Swats'ekreiäcs des Auswärtigen Amtes werde Unterstaaüiekreiäc von dem Bussche diese Aufgabe übernehmen. Unlerflaatssekretär von dem BuSsche gab dann zunächst einen geschichtlichen Überblick. Gewisse Schwieiigkeften seien entstanden durch die Frage des Selbstbestimmungsrechts der Völker, die in den Vordergrund getreten sei, da Rußland gegenüber Finnland dieses Recht zu gestanden habe. Dann gab der Unierstaats- fekretär vertrauliche Aufklärungen wirtschaftlicher Natur und machte zum Schluß Mitteilungen über die Aufgaben der nach Petersburg ent sandten Kommission, zu denen insbesondere die Fragen der Internierten, der Verwundeten und Gefangenen gehören. Die Aussprache. Abg. Erzberger: Das Vorgehen der Vertreter Deutschlands in Brest-Litowsk findet im allgemeinen unsere Billigung. Wir wünschen eine Verständigung mit dem ganzen russischen Volk, damit nicht Reibungsflächen zurückbleiben oder neue entstehen. Die Möglichkeit hierzu ist gegeben. Den Kern bildet das Selbstbestim- mnngsrecht der Völker, dem wir uns ohne Vor behalt anschließen müssen in der Auffassung, wie sie in Brest-Litowsk von beiden Seiten anerkannt worden ist. Die noch bestehende Differenz hin sichtlich der besetzten Gebiete ist im Grunde eine Formfrage, über die man sich verständigen kann. Redner verbreitet sich dann eingeheno über die polnische Frage. Abg. Dr. David (Ssz.): Der Grundsatz der Selbstbestimmung der Völker wird von den Alldeutschen wütend als eine welniemde Dobrin bekämpft; tatsächlich ist sie eminent praktisch. Denn sonst bleibt nur ein Gewalifneden, der aussichtslos ist und nie dauernd sein würde. Bei decLurchfühning deS Selbstbestimmungsrechts verlangen wir, daß es offen und ehrlich zugeht. Die Vertretungen in Polen, Litauen und Kur land reichen nicht aus, aber man kann an ne antnitpien und sie «uSbauen, so daß sie sich auS allen Parteien des Landes Mammemetzen. Sie müssen sich ertzänzen, um als Voynslanz gelten zu können; dann entscheidet endgültig eine konstituierende Versammlung. Geht es bei der Wahl der letzteren ehrlich demokratisch zu, io ist ihre Abstimmung bester als ein direktes Rejerendum. — Darauf vertagt sich der Ausschuß. * Der Nl testen ausschuß. Vor Beginn der Sitzung des Hauptans- schusses trat der Ältestenausschus; des Reichs tages zusammen, um über die Geschäftslage des Neichsiages zu beraten. Es kam eine Einigung der Mehrheit dahin zustande, daß die Vollver sammlung des Reichstages vorerst nicht ein leichter gewinnen als mit einem. Die letzte Ziehung beginnt in den nächsten Tagen; ich werde die Lose besorgen nnd Ihnen eine Auf stellung der Nummern nach Blachowno schicken, damit Sie diese mit kontrollieren können, kommt ein Los mit fünfzig Tausend oder mehr heraus, erhalten Sie es sofort zugefchickt und machen dann dem Rittmeister von dem Gewinne Mitteilung, lösen es ein und teilen sich den Betrag." „Eh, ist ja der reine Betrug," lachte der Leutnant, „gefällt mir aber kolossal. Meine Hältte bekommen Sie pünktlich ausgezahlt, Herr Bachmann, ich -habe Glück: aber jetzt mnß ich nach Ham'», meine kleine Frau wartet, wollen Heus« noch etwas lustig sein. Adieu." Als Bachmann in sein Zimmer zurückkam, trat ihm Käthe, die im Nebenzimmer gewesen war, entgegen. „Allerhand Achtung, Papa, dn bist doch ein Schlauberger, werden wir yerauskommen?" „Wer weiß, Pustel; eh, spielen wir noch mal." „Natürlich, Herr Leutnant, weißt du, Papa, du könntest eigentlich schon Maior sein." „Ja, a. D.," lachte Bachmann, „laß gut sein, es ist so besser auch sür dich." Die Verschwörung war im besten Gange. Aber der Rittmeister war etwas unruhig ge worden. Von einem anderen Kameraden hatte er gelegentlich erfahren, daß ein Neffe Bach manns, ein Herr Helm, sich für dessen Tochter irneressiere; er erinnerte sich auch, den betref fenden Herrn gesehen zu haben, jedoch ec ver traute feiner Käthe. Ler November war herangekommen, rauh i berufen werden soll. Dagegen wird der Haupt- ausichuß in den nächsten Tagen zu den schwe benden politischen Fragen Stellung nehmen. Die einzelnen Sitzungen sollen von nicht allzu langer Dauer jein, damit die Fraktionen Zeit zur Beratung haben. Wie aus parlamentarischen Kreisen verlautet, dürste die Vollversammlung des Reichstags erst im Februar zusammemreten Auch jm vorigen Jahre ist der Etat erst so spät eingebracht worden. Verschiedene UrieZMachrichten. Ein dentscher Held. Die Londoner Wochenschrift,Truth' widmet dem deutschen Oberbefehlshaber in Ostaftika solgende Worte der Anerkennung: „General v. Lettow-Vorbeck erwies sich als ein tüchtiger Truppeniührer, der mehr als drei Jahre gegen mächtige Streitkräfte unter Umständen kämpite, die auf einen weniger energischen Komman danten lähmend gewirkt haben würden. Was der Deutsche Kaiser vor ein paar Monaten von ihm sagte, nämlich, daß die Welt niemals er wartet habe, was seine eiserne Kraft ermöglicht habe, ist wahr." * Italienischer Kriegsfanatismus. Wie der .Coniere della Sera' berichtet, wurde in Syrakus der Priester Gaetano Brancato von der Kanzel weg verhaftet, weil er eine Predigt im kriegsseindlichen Sinne hielt. Vie Inäullrie 1917. Unsere Industrie hat unter den schwierigsten Bedingungen die Umstellung auf die Kriegs produktion vollzogen dank ihrer eigenen Energie, ihrer Kapitaltrast und der hergebrachten Ver knüpfung ihrer Tätigkeit mit den jeweils neuesten Ergebnissen der Wissenschaft. Für die Ausgestaltung der Munition!- und Waffenindustrie gewann die größte Bedeutung das dem Kriegsamt unterstellte Waffen- und MunilionS-Beschaffungsamt und in ihm die Ab teilung deS Chefingenieurs. Er har durch das Fabrikationsbureau die wichtigsten Geräte im Verein mit den Ingenieuren der Industrie nor malisiert und so die Vergebung der Einzelteile an weite, vorher nicht speziell dmür tätige Kreise der Industrie erst ermöglicht. Die verschiedenen Zweige der Werkzeugmdusüie schlossen sich zu Vereinigungen Mammen, um die Schwierig keiten in der Versorgung der Heeresverwaltung und der Rüstungsindustrie mit ausreichendem Werkzeug zu beseitigen. Auch auf die!« und andere Gebiete erstreckien sich die Normali« sierungsbestitbungen. Die Vereinheitlichung der Größen und Sorten bedeutet erhöhte Wilt- ichattlichkcit und wirksamste Arbeit im großen, sie stärtt sür die Zukunft die Konkurrenzfähig keit der deutschen Industrie auf dem Weltmarkt. Die damit verbundene Unterteilung der Fa» brikatisn gestattet, sehr viele Dinge von un gelernten Arbeitern anfertigen zu lassen, sür die man irüher gelernte nötig zu haben glaubte. In der Anleitung ungelernter Arbeitskräfte, namentlich der Frauen, sind nicht wenige Firmen bis zur Einrichtung systematisch ein gerichteter Schulen gegangen. Man vergaß darüber nicht die soziale Fürsorge, und das Kriegsamt wirkte auf die Anstellung von Fabrik- Pflegerinnen in den größeren NüstungSbelrieben hin. Der überanstrengten Arbeit in den Berg werken, Fabriken und Landgütern stehen gewisie Jndustnezweige gegenüber, die wegen Mangel! an Rohstoffen oder Arbeitern ihre Tätigkeit ein schränken, ihre Werkstätten schließen mußten. Davon wurde besonders die Webstoffinduftrie beiioffen. Von Eyve 1916 an ist man an dir schwierige Ausgabe der planmäßigen Still- und Zusammenlegung der Betriebe helangeireten, um eine zweckmäßigere Verwendung der Arbeits kräfte, der Herstellungs- und Betriebsstoffe, vor allem der Kohlen, zu gewährleisten. Die weiter- arbeiienden HöchstteistungLbeiriebe mußten den stillgeleglen Entschädigungen leiste^ Dies bedingte höhere Vreue.- Die un gemeine Preissteigerung sür Waren und Arbeit überhaupt stellt eine! der ernstesten Problem« dar. Wir müssen noch während de! Krieges die Preise abbauen, wenn untere Volkswirt schaft ohne die schwersten Erschütterungen wieder in die Weltwirtschaft eingegliedert werden soll. Politische AuncilckLU. Lttrtsch»««*. * Der Bundesrat genehmigte den Ent wurf einer Bekanntmachung über die Gewährung von Zulagen an Empfänger einer Invaliden-, Witwen- oder Witwerrente aus der Invaliden versicherung. * Der parlamentarisch« Beirat für Ernäh rung s f r a g e n ist zuiammengetreten, um mit dem Staatssekretär v. Waldow zu verhandeln, insbesondere auch über die Abschlachtungen der Schweine bis zum 15. Januar d. IS., gegen die sich welsach Wiederspruch erhebt. * Zu der Vorlage über die Neugestal- tung de! preußisch enHerrenhauseS sind im Herrenhause Anträge auf Gewährung von Tagegeldern, wie sie den LandtagSabgeord« rieten zustehen, eingelausen, obwohl eine Reihe von Mitgliedern dieser Frage gegenüber sich durchaus ablehnend verhält. Auch Wünsche auf Erweiterung de! Rechts auf freie Eisenbahn- sahrl sind laut geworden. * Der österreichische Zweig de! internationalen Frauenkomitees für dauernden Frieden und der allgemeine österreichische Frauenverein hat den Delegationen in Brest-Litowsk den Wunsch unter breitet, daß im Falle einer RelerendumS die Frauen mit abstimmen sollen. * Die Regierung beschloß die Einsuhr von Kaffee zeitweise aufzuheben, ausge nommen die Mengen, die sich zurzeit unterwegs befinden. Weiter beschloß die Negierung, um eine Hausse zu vermeiden, die Schließung deS Kaffeemarkle! an der Handelsbörse in Le Havre. *Jn verschiedenen Londoner Stadtvierteln begannen in den letzten Tagen wieder vor den Margarine-Geschäften Polonäsen der Käufer. Man brachte deshalb auS den großen Lagern Vorräte herbei. Zu den übrigen Lebentmittel-Schwierigkeiten gesellte sich auch eine starke Fleisch not. Die Zufuhren von Rindern waren weit unter dem Durch schnitt. Die Schlächtermeister bildeten nun ihrer seits Polonäsen, um wenigsten! etwa! von dem angetriebenen Vieh zu erhalten. Vielfach wurden die wenigen Schlachttiere auSgelost. Die Lon doner Presse erklärt, die Verbraucher müßten sich damit abfinden, daß eine Viehknappheit be steht und auch in Zukunft die Fleischversorgung knapp sein werde. Atalinr. * Römischen Blättern zmolge wird sm Innen ministerium ein Dekret vorbereitet, da! in Er gänzung der Internierung! maß reg el wider die Angehörigen der feindlichen Staaten die Beschlagnahme all«! beweglichen und unbeweglichen Eigentums der feindlichen Staatsbürger in Italien anordnet. Der ,Cor« riere della Sera' sagt darüber : Diese Maßregel müsse schleunigst durchgeführt werden, nicht nur au! allgemeinem Staattinleresse, sondern auch um die Äusrechterha^ung der öffentlichen Ruhe namentlich in den Provinzen Genua und Mai land aufrechtzuerhalten. * Die Veröffentlichung der Geheim dokumente wird von der Petersburger Regierung fortgesetzt. Die neuesten Dokumente zeigen, wie China mit allen Mitteln von den Verband!mächten in den Krieg gezwungen worden ist. Sie weisen serner nach, daß Japan seit Au!bruch de! Kriege! bestrebt war, alle Rechte Deutschland! in China au sich zu bringen. In allen Depeschen de! rmfiichen Bolschafters kehrt die Bemerkung immer wieder, daß Japan in ständiger Sorge wegen eines russischen Sonderfrieden! sei. und unfreundlich. Da erhielt der Rittmeister eines schönen Morgens einen Brief von Mebius mit der angenehmen Mitteilung, daß ein liegende! Los 60000 Mark gewonnen habe, die er vier Wochen nach beendigter Ziehung ab heben solle. Das war eine Überraschung und Freude I Schnell rechnete er, sieben Tage und dann noch vier Wochen, da konnte er noch vor Weihnachten im Besitze des Gewinnes sein und bei Käthe Bachmann anpochen. Jetzt fing er an die Tage zu zählen, es fehlten nur noch drei, — da erhielt er den Auftrag, mit zwei Kameraden eine Messung unten in der Nähe der Weichsel nachzuprüjen und zum ersten Male seufzte er über den strengen Dienst. Am nächsten Morgen saß er mit den anderen Offizieren in der Eisenbahn und fuhr dem Orte seiner Bestimmung zu. In der kleinen Garnison erhielten die Herren Quartierzettel auf den Namen des Schneidemühlenbesitzers Max Helm; die nötigen Hilfsarbeiter waren ihnen schon vorausgeschickt. „Max Helm." Der Name berührte den Rittmeister unangenehm, das war ja der Neffe Bachmanns und es drückte ihn eine Ahnung, als wenn ihm dort etwas Unangenehmes be gegnen würde, aber was half es, eine Stunde später saß er mit seinen Kameraden in einem Wagen und juhr nach der Schneidemühle hinaus. Herr Helm empfing die Herren mit liebens würdiger Freundlichkeit und bat sie, sich noch eine Stunde in ihren Zimmern bequem zu machen, da seine junge Frau mit dem Essen noch nicht fertig sei. Ein jäher Schreck durchfuhr den Rittmeister. Seit einem halben Jahre war er mit bei Familie Bachmann nicht in Berührung gewesen, der glückielige Neffe Bachmanns jungverheiratet. Ah, er hatte sein Glück vernachlässigt und mit Füßen getreten! Mit müden Schritten stieg er die Treppe hinauf, die nach dem sür ihn bestimmten Zimmer führte, da ertönte von unten herauf frohes, silberhelles Lachen, er suh« mit der Hand nach dem Herzen, — das war Käthes stohes Krnderlachen. Müde streckte er sich auf das Sosa in seinem Zimmer; ihm war ganz eigentümlich zumute, da! ist bitter, sei» Glück zu verlieren, aber wa! war das Leber» überhaupt, ein schwerer Seufzer noch und di« Arme fielen schlaff am Sofa herab, er wat bewußtlos geworden. Eine Stunde später, alt er zum Mittags mahl gerufen wurde, da fand man ihn bleich und kalt auf, das ganze Haus kam in Be wegung, rasch wurde ein Arzt herbeigeholt, der nur eine tiefe Ohnmacht aus nervöser Schwäche und augenblicklicher Aufregung feststellen komue, ein obligater Nervenfieber aber in Anssicht stellte. Da schlug der Rittmeister müde di« Augen auf, vor ihm standen Bachmann mit seiner Käthe und Herr Helm. „Verzeihung, gnädige Frau, daß ich Ihnen solche Beschwerde mache," sagte der Rittmeister leise. Der alte Bachmann schüttelte bedenklich den Kopf, „Phantasien". „Ich bin doch keine Frau, Herr Rittmeister." bat Käihe zaghast, „kennen Sie mich denn nicht?"
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