Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 06.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191801065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19180106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19180106
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-06
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 06.01.1918
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Der Urleg tm nerren Jahre. Ritsrnopfer der Verbände» 1914—1917. Die umwälzende Neuerung in der Kriegs lage bei Beginn deS neuen Jahres besteht darin, das; ans dem bisherigen „Zwei-Fronten-Krieg* der „Ein-Frovten-Krieg* entstanden ist. Die FriedenSvn Handlungen haben »ach dem jüngsten Bericht einen in erstenlichen Bertaut genommen, daß mit dem Ausscheiden deS russischen Heere- an» dem unaehemen Völkerringen zu rechnen ist. Zwar hat sich unsere Regierung bereit er klärt, setzt mit allen Feinde» einen Friede» unter so günstigen Bedingungen ab -»schließen, wie ihn weder England, koch Frankreich oder Italien nach der Lage der Dinge erwarten konnten Aber unsere Feinde sind mit Blindheit geschlagen und bestehen aut dem .Sieg", d. h. auf ihrer end gültigen und hoffnungslosen Niederlage. Denn «8 kann keinem Zweifel unterliegen, daß der „Ein-Fronten-Krieg* unserem Heere eine der- amge llbe» macht verleiht, daß auch die ameri kanische Hilse an dem sicheren Zusammenbruch der Engländer und Franzosen nicht; ändern kann. War »r von ihnen schon nach Lage der Dinge eine große Torbert, das Friedensangebot unseres Kasters vom Dezember 1916 zurückzu- wcilen, lo wird sich die Ablehnung unterer jetzigen FiikdenSbtdingungen als ein Verbrechen an der Welt, vor allen Dingen aber an ihren Ländern und Völkern erweisen, denn nunmehr dürsten sie Wohl jeden Anspruch arst Schonung verwirkt haben. Allem Anschein nach beginnt nunmehr der Kamps unserer gemeinsamen drulfch-österreichsick- ungarischen Front gegen die einheitliche englsich- französisch-ftaliennche Kampilinir, da die ande ren verstreuten Kriegsschauplätze in Griechen land, Mesopotamien, Palästina „pH den Kolo- men nur alt Nebenkriegsschauplätze betrachirt werden können, denen eine ausschlaggebende Bedeutung nicht zukommt Die Enlent« will noch neue Blutopsrr, trotzdem auch jetzt schon ihre Zahl eine furchtbare Höhe erreicht Hal. ES verlohnt sich, bei Beginn einet neuen Abschnittes der Weltgeschichte einen Blick aas die bisherigen Berlust« unserer Feinde zu werten, da man danmL auch erkennen kann, wie ge schwächt unsere Feinde in die nunmehrige letzte Entscheidung eintreten, denn eS ist da» letzte Ringen um Sieg und Niederlage, da» jetzt bevorsteht. Allein Engländer, Franzosen und Italiener haben bisher an Gefangenen Derwundeten und Toten weit mehr el; 8 Mil lionen Menschen verloren. Frsnkreich hat von allen Verbündeten — mit Ausnahme Rußlands — die größten Opfer gebracht, denn derVolks- verlust Frankreich» betrügt rund 4500 000 Mann. Mcht weniger als 12 H der gesamten Bevölke- rung sind dem Wahnsinn der französischen Kriegs hetzer bisher zum Opfer gefallen, aber der „Tiger* Clemenceau lechzt nach neuem Blut, wenn man den Worten Pichons glauben darf. England hab sich auch in diesem Kriege sehr stark im Hintergründe gehalten, waS die Größe der Opfer anbetrifft. In großmäuliger Reden dagegen war es stets an erster Stelle. Im englischen Heer betragen die Verluste nur 1600000 Mann. In dieser Zahl find noch die Hilis- truppen der Tochteriänder wie Kanadier und Australier mit sehr starkem Prozentsatz vertreten, sodaß die eigentlichen englischen Landeskinder offenbar sehr geschont wurden. Diese Zahlen werde« auch manchen Franzosen die Augen über den Bundesgenossen öffnen. Italien hat un gefähr »Henio viel Verluste zu verzeichnen wie England. ES kommen dazu noch die Opfer, welche die kleineren Nationen zum Ruhme Eng lands bringen mußten, und die auch weit über eine Million hinauSgehen. Die größten Opfer aber bat Ratzlaud mit rund 10 000000 Menschen gebracht. Wen« man diese Zahlen hört, dann begreift man, mit welcher Empörung in Rußland der Vorwurf Englands ausgenommen werden mußte, daß Rußland sür die gemeinsame Gache keine Opfer bringen wolle. Nur die englische Frechheit, welche in diesen Worten enthalten ist, kann man angesichts der englischen „Zurückhaltung* schwer begreifen. Rußland hat sich jetzt er mannt, klüger als die Franzosen, die von ihrer Sucht nach »Glorie* und „Revanche* blind sind und den englischen Krieg gegen den deutschen Handel mit der Vernichtung des eigenen Volkes bezahlen wollen. Die Verluste erhöben sich noch beträchtlich, wenn man die ost Verwundeten und wieder geheilten, sowie die ausgrschiedenen Krüppel berücksichtigt. Möglichkeiten eines Weltfriedens. Jener Vertreter des Vielverbandrs in Stock holm — es blieb u. W. unwidersprochen, daß es der italienstche Gesandte war —, der im .Svenska Dagbladet' vom 12. November unter dem irischen Eindruck der Jsonzokatasirophe auf die Notwendigkeit eines sofortigen Friedens schlusses als des einzigen Rettnngsmittels der Entente verwiesen hatte, erhebt m derselben Zeitung vom 2. Dezember 1917 erneut seine mahnende Stimme, um seine Warnung zu wiederholen und um aus der politischen Grlamt- lage die Möglichkeiten de» baldigen Weltfrieden» zu erreichen. Unter dem Wahrspruch „Der Friedr kann wohl verzögert, aber nicht verhindert werden* führt dieser merkwürdig aufrichtige Diplomat u. a. aus: „Nach einem Friedensschluss mit Russland ist eine Handelsblockade gegen Deutschland ohne jede positive Bedeutung für die Kriegführung der Entente. In handelspolitischer Hinsicht wäre sie der reine Wahnsinn, denn dadurch würde Deutschland oder dem Block der Mittel mächte die Möglichkeit geboten, mit Rußland» Hilfe das ganze noch freie Europa zu er obern und sich für den Friedensschluss jeder Konkurrenz gewachsen zu machen. ES ist offenbar, daß rin derartiges Zusammen wirken für beide Teile gleich vorteilhaft lein würde. Rußland» Finanzen würden gebessert werde«, und die Mittelmächte würven in hohem Grade den Einfluß, den der Krieg am ihre Wirtschaft gehabt hat, beseitigen können Wenn wir annebmrn, daß die Mittelmächte nach dem Friedensschluss mit Russland mit Rücksicht auf die außerordentlich großen Opfer an Truppen und Material, di» ein Durchbruch «n der Westfront mit sich bringt sich an dieser Front immer noch ans die Defen sive beschränke« würden, so werden doch durch den Friedensschluss sehr große Truppen massen sür Operationen an anderen Stellen frei. Nur wenige deutiche Truppen zusammen mit den türkischen, die bisher an der Nordtront zusammen gegen Russland standen, wären nötig, um den Verhältnissen in Mesopotamien eine für die Entente sehr gefährliche Wendung zu geben. Ja, bei her jetzigen Konstellation ist ein Schlag gegen Ägypten höchst wahrscheinlich und ein kräftiger Schlag auch gegen Indien mit Rußland als DurchbruchSweg denkbar und möglich. WaS kann die Entente dagegen setzen? Amerika» Hilse — da» ist alles. Warum be teiligt sich aber Amerika an den Krieg? Keines wegs aus den idealen Gründen, die in der Presse angegeben weiden müssen. Amerika kann keine anderen Interessen al» handrls- politischr haben, und in handelspolitischer Hin sicht haben die Ver. Staaten uur zwei be deutende Konkurrenten: Deutschland und Eng land. Wenn Rußland auSgehalten hätte, hätte Amerika in diesem Krieg beide besiegen können: Deustchland durch die militärische Vernichtung, England durch den Bau der amerikanischen Handelsflotte — der Mangel an einer Handels flotte ist Amerika» größte Handelspolitik« Schwäche gewesen —, und indirekt hätte Deutsch lands U-Boot-Krieg Amerika dazu verholten, England zu besiegen. In dem Besitze einer mächtigen Handelsflotte und der unerschöpflichen materiellen HiliSqurllen Amerikas hätten w die Ver. Staaten in grösster Freundschast Englands wirtschaftliche und handelspolitische Weltherr schaft übernommen. Frankreich braucht in diesem Zusammenhänge kaum erwähnt zu werden.... Hier ist selbstverständlich kein Wort gesagt worden, das die Mittelmächte nicht selbst wüssten. Kann man sich wirklich denken, dass sie, mit solchen Möglichkeiten vor Augen, gewillt wären, auch an der Westfront Frieden zu schließen? Die Antwort ist ein unbedingter Ja. ES be steht kaum ein Zweifel darüber, daß die Mittelmächte, trotz des enormen Machl- zuwachses, den sie erhalten haben, gewillt wären, mit den Weltmächten Friedens- vervandlungen unter höchst bedeutende« Zu geständnissen zu eröffnen. Der Wills zum Frieden ist offenbar Lei dem Block der Mittel mächte sehr ehrlich, und zwar schon aus dem Grunde, weil keine direkten Kriegszirle für eine Fortsetzung des Lkrieges im Westen existieren. Das, was durch eine Fortsetzung des Krieges im Westen gewonnen werden kann, würde die handelspolitische Entwicklung, auf die Deutsch land zunächst fein Augenmerk richten muß, nicht in so hohem Grade fördern, daß eine Fort setzung aus diesem Grunde Deutschland als richtig erscheinen würde. Diese Ausführungen haben nur einige Grundlinien dessen, was mit der Friedensenl- wicklung zusammrnhängt, kurz berühren können. Eine Beschleunigung de» Friedensschlusses ist jedoch für einen schnellen Beginn aller not wendigen AuSgleichsprozesse, die das Eintreten deS FrirdenSstandes bedingt, von außerordent licher Bedeutung. In dieser Beziehung könnten die nordischen Staaten, besonders Schweden, eine ausserordentliche, in der Weltgeschichte fast einzig dastehende Noll« fpielen. Diete neutralen Mächte haben die Möglichkeit in ihrer Hand, den Staatsmännern der Länder, die aus Rück sicht auf die Volksstimmung die grössten Schwierigkeiten haben, zu Helsen, auS der jetzigen machtpolitsschen Lage den notwendigen Schluß zu ziehen. Eine taktische Hilfe hier könnte unendlich viel Blut und Tränen er spar-!, um von eigenen wie fremden wirtschaft liche' eitzischen Werten zu schweigen.* D>eie verständigen Ausführungen der Stock- holmer Gntentediplomaten werden in London und Pari» wohl kynr Gnade vor den Augen der Zensoren finden, da die Fata Morgana der amerikanischen Hilfe und der edle Uriprung ihrer Beweggründe kaum gründlicher zerstört werden kann. AloLMlcke Deutschland. "In einem Tagesbefehl König Ludwig» von Bayern au» Anlass deS Jahreswechsels heißt es u. a.: „Wenn auch die Frucht za reisen, wenn im Oste» die Morgen- rb,r eines gerechten Freden» zu tagen beginnt, noch sind wir nicht am Lnoe. Tm harter einiger Wille und dar Bewußtsein unserer ge rechten Sache wird uns mit Gottes Hstie auch ftrmchin die Kratt geben, zu opfern, zu kämpfen und zu siegen, di» wir den Frieden, den wir brauchen un» erzwungen haben. Meine innigsi-u Wünsche begleiten Meine tapser« Armee und Mein treues standhafte» Volk in da» neue und — Gott gebe eS! — letzte Kliegtjahr.* * Unter dem Vorsitz deS Staatssekretärs v. Kühlmann fano am NeujahrStage mit den Vertreter« aller Fraktionen de» ReichSlags eine B^Mchung über den Stand der FriedenLverhandl ungen mit Ruß land statt. Dit Verhandlungen, die vertrau liche; Statur waren, dehnt sich bi» in die spät« Abendstunde aus. Sc; ent der unabhängigen Sozialdemokraten ist die Einberufung des NeichS- tagSplenums gefordert woiden. Der StaatS- fekreiär hat sich nach Brest-Litowsk zurück- begeben. Frankreich. * Ministerpräsident Clemenceau er- klärle einer Gruppe von Kammerabgeordneie», die P ä s s r nach PeterSburg verlangten, um den Abschluss eine» SondersriedenS zu ver- hindeln, er könne dies« Pässe nicht erieilen, weil daS Erscheinen der Franzosen in Petersburg mißdeutet werden könnte. Der Minister präsident betonte, er befinde sich mit seiner An schauung in voller Übereinstimmung mit den Verbündeten. Türkei * Lin Mitarbeiter der .Zürcher Post' hatte Gelegenheit, in Berlin den türkvchen Minister deS Äußern Nesjimi Bey darüber zu be- fragen, ob dir in letzter Zeit in den welsch- schweizerischen Blättern enthaltene Nachricht treffe, wonach die türkische Soudergefandtschaßk in der Schweiz, welche mit englischen Vertretern über G^angenenaustaulch unterhandle, auch in Verhandlungen über die Friedensfrage einge- treten iei. Der Minister erklärte: Diese auch mir bekannte Nachricht gehört zu den von der Emente geflissentlich verbreiteten Gerüchten, dass die Türkei geneigt sei, t» Sonderfriedens» Verhandlungen mit den West» Mächten zu treten. Die Türkei wird de« Frieden nur in enger Gemeinschaft mit ihre» Verbündeten erörtern, mit denen sie ihre Ge schicke vereinigt und mit denen sie durch treue» Bündnis und lange Waffenbrüderschaft sich VU- bunden hat. HftEeich-U«g«m. "Der ungarische Ministerpräsident Wekerlk. hat nach eingehenden Besprechungen mit de« Führern der Regierungsparteien ein groß an« gelegte» Programm für eine neue ein« Zeitliche Regierungspartei ent worfen. Das Programm der neuen Vereinigung umfaßt vor allem die Bildung einer selb ständigen ungarischen Armee, weitgehende sozial» Resormen und Demokratisierung der Ver waltung. Bei der Regelung de» Wtrtschasts« verhälrniffes zu Osteireich und Deutschland so? oaS Selbstbestimmung-recht Ungarn» bewahrt werden. Gnzland. * über die ungerechte Verteilung der Lebensmittel sprach man auf eine» in London abgehaltenen nationalen Konferenz der Gewerkschaften und der Arbeiterpartei. Ein Protestbeschluß wu-de angenommen gegen di» unnötigen Leiden der Lebensmittelpolonäsen, wobei besonders Frauen die Mühseligkeiten zu tragen haben. Dieser Übelstand sei aus ein» ungerecht« Verteilung der Lebensmittel zmück- zuiühren. Der Parlament arische Sekretär de» Ledentmittelmimsters sagte, daß die Regierung kein andere» Svstem alt da» jetzige einführen könne. Der Vorichlag, daß die Regierung förmliche Lebensmittel in eigene Bewirtichaslung nehmen und verteilen soll, sei sür England un- aut'ührdar. Di« Stimmung in den Arbeit«« kreisen ist ungemein erbittert. ÜKtaN««. * Französische Blätter melden, daß dl« deutiche Antwort in Brest-Litowsk in den Geheimsitzungen de» italienischen Senats Gegen stand erregter Auseinandersetzungen gewesen ist. Einige Senatoren richteten da» energische Er suchen an dir Regierung, den schweizerischen BuNdeSiat sofort um seine Vermittlung in der FriedenSfrage zu bitten. In der über den Antrag herbeigesührten Abstimmung blieben die Amragsleller jedoch in der Minder heit. Rustland. "Die Kämpfe in Irkutsk zwischen de« regulä-en Truppen und der Roten Garde einer seits und den Kosaken, sowie den Mililär- kadetten anderseits dauerten beinahe eine Woche. Kanonen und Maschinengewehre wurden an- gewcndet. Es wird gemeloet, dass ganze Stadt viertel verwüstet und die Zweigstelle der Staats bank und daS Telegraphenamt niedergedrannt sind. Während der Kämpfe ermordet« di« Note Garde einen französischrn Konsularagenten und zwei andere Franzosen. Die Bevölkerung leidet Hunger. * über die Stillung der Ber. Staaten zu den Verhandlungen in Brest-Litowsk brnachrichngte Eiaaitzsekr»tär Lansing die Presse, daß für die Ver. Staaten kein Grund vorliege, rhre Haftung »um europäischen Kriege infolge deS rusfftchen FrirdenSanzedot» zu ändern. Die Eatfcheidung WilsonS werde der Öffentlichkeit schnellsten» dekannlgegeben werde». «fien. «Der Kaiser von Japan eröffnet» persönlich den Landtag mit einer Ansprache, in der er die Notwendigkeit betonte, Maßnahmen zu kräftiger Zusammenarbeit mit den Verbündeten Japans zu treffen, um der Kriegslage gerecht zu werden. Der Landtag vertagte sich bi» zum LO. Januar. Oer bo!2«rne Sckwan. s H Novell« dorr E. Reichert.*) Bei dem reichen Holzbändler Dachmann geht »S heut« hoch bn, Tr ist iu Slachowno, nah« -er ruf fischen Grenz«, der «mzige Kulturmensch, Sri dem auch einige Offizier« der Schwadron Dragoner verkehren, dir in dem kleinen Neste liegt. Im Saale rauscht die Tanzmusik und drehen sich im Kreise die Paare. In einem Nebenzimmer stehen zwei Ober leutnant» im lebhaften Gespräche, ek sind ja Tänzer genug da, man wad si» nicht gleich Vermissen. „Begreife Sir nicht, Schwan, die klein« Küthe ist doch direkt in Sie verschossen, warum lassen Sie das arme Ding so lange zappeln?* .Glaube ich nicht, lieber MebiuS, die Tochter deS Hause» ist eben noch ein Kind, dem andere Männer auch gefallen.* „Nein, nein,* eifert« der andere, „um kurz zu sein, der kleine Wildfang hat es meiner Frau ja direkt gestanden, daß Sie brr ihm Nummer Eins sind.* „Tut mir leid, hab» die Käthe sehr gern«, aber sagen Sir, Kamerad, wenn ich heute dkenst- unfähig werde, wa» fang' ich dann an?* Oberleutnant MebiuS schien etwa» unange nehm berührt. „War vor einigen Monaten wohl in der gleichen Lage.* „Bewahre, Sie habt« ein Nebeneinkommen von einigen tausend Marl und als reicher Erbe UnvmchÜLter Nachdruck wird verfolgt. I noch mehr zu erwarten; ich hab» kein Ver mögen.* „Sie nehmen alles zu schwer,* lachte der andere, „da steht Sekt, kommen Sie. wir wollen auf das Wohl der Tochter deS HauseS m« stoßen* Dis Lsidsn Offiziere gingen nach dem Tisch: und Oberleutnant MebiuS schenkte zwei gross« Brchex voll. „Auf da» Wohl der reizenden Tochter beS Hauses I* „Nun habe ich recht, Käthe, da sind Sie wieder beisammen und ob die junge Frau Mauerblümchen macht, ist dem strengen Gemahl vollständig gleichgültig * „Ah gnädiges Fräulein entschuldigen, wenn wir einen Augenblick auS der Gesechtslinis zurückgegangen sind. Sag' mal, Elise,* wandte sich MebiuS an seine Frau, „j»tzt habe ich als galanter Mann eine halbe Stund« hinter deinem Sessel gestanden, der aber immer leer war, da du dich fortwährend im Tanze gedreht hast.* „Set still, Tyrann, WaS trinkst du da? Wir haben auch Durst.* „Ich schätz« mich glücklich, diesem Durste be gegnen zu dürfen, gnädiges Fräulein; Frau Oberleutnanün, darf ich bitten.* Medius hatte für die Damen eingeschenkt und fuhr fort: „Auf baldige Verlobung der schönen Tochter des Hause» I* „Oh, mich mag niemand,* lächle Fräulein Käthe, „ich habe auch noch Zeit zu warten.* „Bis der Richtige kommt, gnädiges Fräulein, ganz richtig,* sügie MebiuS hinzu, „sragm Sie nur meine teure Gattin." < > v. , - - . >, <Fa, du W der Richtige, Tyrann. Und Eie schweige» ja in allen Sprachen, Herr Ober leutnant.* „Markiert Moltke," lachte Fräulein Käthe schelmisch. „Go hoch gehen meirw Wünsche nicht," scherzt« von Schwan, „aber wenn Sie mir einen Tanz bewilligen wollen,* — „Angenommen, Herr Leutnant, aber «st asStnnk«».* Herr von Schwan leerte seinen Becher und führte die Dame des HauseS nach dem Saal. „Dieser Schwan ist doch ein langweiliger Mensch, will er denn di« Käthe nicht haben?" „Nein, teure Gattin, Kamerad Schwan will nicht früher heiraten, bi» er sich ein kleines Vermögen al» Reserve für all» Fäll« er worben hat. „Der Mensch ist wohl ganz übergeschnappt, Leutnant und Sparkaffenbuch, daS reimt sich nicht zusammen. Komm, Tyrann, tanz' mit mir." „Wird mir eine große Ehre sein, allergnädigste Frau Obrrleuinantin." Damit gingen Leide vergnügt» Menschen nach dem Lanzsaal. Auch Herr Leutnant von Schwan war endlich aufgetaut und drrhte sich im Schweiße seines Angesichts im Ningelreientanz, aber daß er der Tochter des Hauses eine besondere Auf merksamkeit gewidmet Hötte, davon war nichts zu merken. Eine Stunde nach Mitternacht erlosch das letzte Licht, Fräulein Küche streckie die müden Beinchen unter der schwellenden Bettdecke aus und träumte von — einem Meinen Schwan, Außer dem Haut« d«r Holzhändler» Bach mann gab eS in Blachowno noch einen Ork. wo die Honoratioren deS OrteS in friedlicher Art verkehrten, die Räuberhöhle, der Keller des Weinbändlers Räuber. Am Vormittage nach dem Ball bei Bachmann hatten sich auch dis Herr«» dort am runden Stammtisch« eingefunden, di« den Ball mit gemacht batten, Oberleutnant MebiuS entwickelt« einen lÄesendurst und klagte über die ewige Schinderei im Dienst. Zuletzt erschien auch von Schwan, der überhaupt gern ein GlaS Wein trank und MebiuS gleich in eine dunkle Eck« führte. „Kam'rad Schwan, Sie waren gestern nahe daran, aus,»fliegen. Si« haben doch den; Genrralstab «ine Arbeit eingefchickt über die sreie Disposition der niederen Offiziere und die Grenze der srlbständigen Anordnungen, oder so ähnlich.* „Und ich denke, ich habe da» Recht," mein!« von Schwan ruhig. „Steht auf einem anderen Blatte; dis alten Exzellenzen haben e» aber sehr naiv gefunden, daß ein Oberleutnant an der ruMch-polmschen Grenze seiuen Vorgesetzten wohlmeinende Rat schläge erteilt.* „Aber, MebiuS, eS handelt sich doch nur um eine theoretische Frage, um eine Änderung in der Instruktion für die einzelnen Chargen.* „Stimmt. Wie mein Schwiegeralter schreibt, hat Generalmajor von Höremann die Arbeit zur Durchsicht erhalten.* „Ei verdammt, da kann «S mir schlecht gehen.* meinte von Schwan. . „HWn Sie auch verWyt, aher der General
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)