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Ottendorfer Zeitung : 11.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191801117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19180111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19180111
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-11
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 11.01.1918
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Sm 8cbickla!sjrki*. Das Jahr 1918 beginnt unter einem guten Stern. Wohl wichten die Unvrriöhnlichen auf der Gegenseite, wie »gefährlich* es ist, wenn einmal Kriegsparteien sich am Konferenztisch ,n- iammengelunden haben; denn ein solches Zu- iammenfinden ist der Anfang der Liquidierung des Krieges. Mögen die dentsch-rusiitchen Ver handlungen zum vollen Frieden mit dem öst lichen Nachbar iühren, oder mögen sie formell in die Brüche gehen — an rin Wiederaufleben der vollen Knegsgevalt zwischen diesen beiden Gegnern ist nicht wehr zu denken. Da ür hat schon die Wiedereröffnung des Verkehrs gesorgt, der Gedanken und Siimmuugen herüber und hinüber trägt und die Politik wieder zur Fort setzung des Krieges gemacht Hai, wie einstmals der Krieg die Fortsetzung der Politik gewesen war. Kein Zweifel, der eiserne Ning zur Er drosselung Deutschlands, von dem der belguche Getandte in Pans, Herr Leghait, schon im Jahre 1905 geiprocheu hat, ist geborsten, und damit, wie wir schon heute behaupten dürfen, zunächst auch die Blockade. Dem »tödlichen Griff, mit dem die britische Marine (nach Lloyd Georges neuellicher Rede- lerslung) die Mittelmächte an der Kehle halte", ist die Daumensehue durchgeschnillen, während keine noch so große Krafiausw-ndung der eng lischen Eecherrschaft die moralische und tatsäch liche Einbuße wiedergibt, die Skagerrak, der U-Boot-Krieg und die versenkte Handcl^tonuage ihr versetzt haben. Die Hoffnung ans A.. nia, das ist das letzte, und auch über ihr 'ich! man das Wort geschrieben, das Englanv im ganzen VölkeikriegwerhängniSvoü geworden ist: Zu spät l „Amerikas Jahr" betitelt eine bekannte Londoner Wochenschrift ein Bild über das Jahr 1918, ein Schiff mit geschwellten Segeln dar stellend, das sich dem Lande nähert, von Frank reich sehnsüchtig erwartet und begrüßt. Mit typisch englischer Geschicklichkeit wird Amerikas Eingreifen, das dem neuen Jahre seine Schick- salkwendung geben soll, als Frankreichs Rettung hingestellt, während in der Tat Englands Rettung von der Neuen Welt erhofft wird. Und wenn Europa darüber in die Brüche gehen sollte. Es geziemt uns, zum Beginn deS Jahres 1918 mit einigen Worten uns darüber klar zu werden, was eigentlich »Amerikas Jahr" für Europa bedeutete. Die Ver. Staaten sind anscheinend auf dem Wege, im Welthaukhalt der Zukunst die ans- schlaggebeude Macht zu werden. Weshalb soll man alles das wiederholen, was jeder nur einigermaßen mit offenem Blick auf das Volks wirtschaftliche Begabte sich selber sagt? ES wäre aber auch nicht gut, wenn man alles das verschweigen wollte: daß die in der Progression wachsenden Lasten des Krieges, di« Europa — immer als ein Ganzes genommen — nach dem Kriege zu tragen haben wird, seine Produllicms- bedingungen im Kovkurrenzstreit mit Amerika auf Jahre hinaus drücken werden; daß Amerika ein längst gefühlter Manks durch den Ausbau einer Handelsflotte ausgleichen kann; daß die Arbeitslöhne in den Ver. Staaten mit der Fortdauer des Krieges vermutlich weiter steigen und dadurch viele und vielleicht die besten Arbeitskräfte von Europa abziehen «erden; daß der Abfluß von Gold als Zins der Verschuldung der europäischen Länder an Amerika sich «euer steigern wird — kurz, daß Europas Stellung Amerika gegenüber um io mehr geschwächt werden wird, je länger dieser Krieg noch währt. Und das nennt sich in England, wo man die heißecwhnte, wohlgemerkt die eigene, Rettung durch Amerika vom Jahre 1918 beschwört: »Amerikas Jahrl" Nir ist die englische große Unbekümmertheit um Europas Interessen uuverhülller zum Aus druck gekommen als in diesem Wendepunkt, der im Jahre 1918 vielleicht auf Hunderte von Jahren hinaus über das Geschick Europas ent scheiden soll, wie einst dar Jahr 1618 eine neue Weltepoche eingeleitet hatte, die man mit zwei Worten geben kann: Des allen Deutschen s Reiche» Niedergang, Englands Auislieg. Wer möchte schon heute darüber befinden, ob die neue Epoche, deren New-ur umerem General Friedrich vom Krsegsministerm« eine Verschwörung fast der ganzen Welt be politlfAe Aunälckau er- sprechen und wün chen die Debatte »ortzusetzen, in im werden. Mil Anreichen aber, wir die Tat, daß werden mtt Strai- und Knegsgeuchten verfolgt, ein Volk von nicht ganz 70 Millionen gegen F-'ämnche Vorgesetzte sind zu niedrigeren Nang- "Das in rächt, daß Ludendorff - wie vor auf dem Standpunkt des 19. Juli stehe. Durch Abstimmung wird beschlossen, die Debatte abzubrechen. Neutsch!««*. mehreren Blättern verbreitete Ge ber Erste Generalguarliermeister sein Abschiedsgesuch eingerelcht angetane Unrecht an der ganzen belgnchen i Front, auch in der Etappe, hat eine all- legung der Verhandlungen auf neutralen Boden keine Schwierigkeiten machen wird. Di« rujfiiche Delegation." Inzwischen ist mit den in Brefi-Litow!k an wesenden mit Vollmacht versehenen Vertretern der Ukraine in befriedigender WJse verhandelt worden. Weitere taliächliche Mitteilungen können von seilen der Negierung heute nicht gemacht werden. Abbruch der politische« Debatte. Vorsitzender Avg. Fehrenbach schlägt vor, die poliinche Debatte abzubrechen und einen anderen Gegenstand zu verhandeln. Die Abgg. Scheidemann und Haase Wider- Frage der. Ztvilgrsangenen zu lösen; deshalb haben wir uns entschlossen, Militärgefangene gemeine Versolonna gegen a l l« Austausches der Gefangenen zu. auslieserung. Dieselben Grundsätze treffen iüc rwwche Handelsschiffe zu, die in oeulsche Hand ' damit der Reichstag erklären könne, daß er nach fielen. teiugleii sich LOS Wat-Imänner, die sümltich ihre Stimm« für Schiffer abgaben. -Die fianzösiiche Negierung hat die Unab hängigkeit der finnischen Republik rechtlich Wie tatsächlich anerkannt. -- Auf dem Bankkonto Kerenskis wurde ein Benag von 317 000 Rubel ausgesunden. Wahr scheinlich wirb das Geld zugunsten der Opfer der Offensive vom 18i Juni verwandt werden. Zukunft. Wir find auf dem rechten Wege. Der deutsche Gedanke hat sich mit dem ruitsichen an einen Tuch gesetzt und wird hoffentlich dafür sorgen, daß die enropaseindliche Koalition, zu der stilgemäß England nebst Frankreich, seinem Trabanten, gehört, die Schale nicht zum Kippen bringt Jeder Monat, der unS dem europäischen Frieden näher führt, schwächt die Europa von Amerika drohende Gefahr -- der wir ins Auge sehen, der ww zu Leibe gehen können, je rascher dieser Krieg liqnidieit wird, die aber inS Phan tastische schwillt, soll» die uneigennützigen Kriegs- Verlängerer an der Themle »ihre Rettung Weiler vom Dollarland erhoffen*. Gelingt es, Europa wieder in die Fugen zn renken, gelingt es, die Konsolidierung jener europäischen Nationen zu erreichen, die noch etwas vom Gemeinsiun und nntzbring-nden Schaffen unserer alten Kultur- und Handelswelt in sich verspüren, sie zn Jnieressenbündnissen irgendeiner Form oder Verfassung zu vereinigen, so kann der Dam« gehalten werden. Noch gibt das neue Jahr uns Zeit, doch «S ist die zwölfte Stunde. Und darum dünkt uns da? Jahr 19!8 ein Schicksalsjahc zu werden, von dem wir Haffen dürien, daß es den mit den eigenen Interessen in Europas Interessen verankerten Mächten beichievrn sei, seinen Laus vom Geleise „Amerika", aui das England es gesetzt hat, zu wenden, und znm Jahre, in dem Europa sich wieder auf sich selbst beiann, zu wandeln. Im Hauptausschuß des Reichstages gab Unter- ralssetttiSr Freiherr von dem BuSsche folgende Elk'änmg ab: Der Heu Reichskanzler hat die Unierstellung der ruffftchen Presse zurückgewiesen, daß wir uns in illoyaler Weise unserer Zusage betreffend das Selbltbestimmungsrewt der Völker ent ziehen wollten. Im Amchluß an diese Ec- Uärung stelle ich im aüsdrücktichen Auftrage des Herrn Reichskanzlers das Folgende test: Der Standpunkt des Herrn Reichskanzlers zu dem Sebstbestimmungsrecht der Völker bleibt unverändert, aber dieser Standpunkt darf keine Deutung finden, di« lediglich von den Interessen der Entente ringegcben ist. Die in der neutralen Presse veiöffentlichie Darstellung, als ob die ruffftchen Dt!»x>er!cn den deutschen Vorschlag vom 28. Dezember als nudirkulierbar abgelehnt Häven, nt taftächlich unrichtig. Die russischen Delegierten haben zwar Bedenken gegen di« von uns vorarichtagene Formulierung er hoben, sich indes ausdrücklich damit ein verstanden erklärt, daß über diese Formu lierung in einer Kommission weiter beraten werden sollte, um eine Verständigung herbeizu- sühren. Zwischen unseren und den russischen Delegierten war vereinbart, daß die Fortsetzung der Verhandlungen auch über die slritiig ver bliebenen Punkie am br. Januar in Brest-Liwwsk erfolgen sollte. Unsere Verbündeten Haven unter diesen Umständen mit uns einmütig den Vor- tchlag der Russen nach Veränderung des Ver- haudlungroNts abgelehnl. Jnzwinhen ist uns von Brest-Litowsk folgende» Telegramm zu- gegangen: Am 4. Januar, 10 Uhr abends, ist hier das in Übersetzung folgende Telegramm aus Peters burg eingetroffen: „An die Herren Vorsitzenden der vier velbündeien Mächte. Die Verlegung ver Verhandlungen auf neutrales Gebiet ent spricht dem erreichten Stand der Verhandlungesi. In Anbetracht der Ankunft Ihrer Delegationen am früheren Orte der Verhandlungen wild untere Delegation zusammen mit dem Vctts- lommffsar ttir auswärtige Angelegenheiten Trotzt morgen nach Brest-Litowik fahren in der Über zeugung, daß eine Verständigung über die Ver ¬ halle, entspricht nach einer amtlichen Erklärung nicht den Tatsachen. — Das Abschiedsgesuch sollte wezen der Vorgänge in Brest- Litowsk eingereicht worden jein. — ES muß bei dieser Gelegenheit erneut darauf verwiesen werden, daß zwischen der Obersten Heeres leitung und der ReichSleitung, wie seit Beginn deS Krieges so auch jetzt ständige innige Füh lungnahme herr cht. Eine Meinungsverschieden heit, die ein Rück'ritikgesuch rechtfertigen würde, ist schlechthin undenkbar. "Die Parlamentarier haben schon mehrfach !m Reichstage wie im Landtage er klärt, daß eS ihnen bei den erhöhten Lebens- miltelpieuen nicht mehr möglich ist, mit den bis herigen Tagegeldern auSzukommen. Wie aus Kreften des Abgeordnetenhauses dazu mit- geteilt wird, dürfte diele Frage bei Beratung der neuen Staalshaushaltpläne angeichmtten werden. Im Hinblick auf die Bewilligung von Teuerungszulagen selbst an die gut bezahlten Beamten ist eine Erhöhung der Tagegelder für Reichstags- und Landlagsadgeoronete, die bis her 15 Mark betrügen, nicht ausgeschlossen. O sterrrich-Mrgarn. *Zu der Berliner Reise deS un garischen Ministerpräsidenten Wekerle schreibt der .Pester Lloyd': „Mmistekpräsident Wekerle ist von Wien zwammen mit dem öfterreichitchen Finanzmmftier, Freiherrn v. Z-.mmer, nach Bertin gereist. Schon die Persönlichkeit dieses Reisebegleiter» deutel darauf hin, daß Dr. Wekerle nicht als Mintsterpräsioent, sondern in seiner Etgenschait als Finanzminister in Berlin «r- schemt. Wie verlaulet, werden dir Schatzkanzler der beiden Staaten der Monarchie mit den zu ständigen Stellen in Berlin über währungs- und lledüpolitffcheAngelegenheiienBriatungen pflegen. Schweden. * Nachdem der Minister und Chef deS Finanzdeparlements Hjalmar Bran 1 ing in folge beglaubigter Krankheit um die Einlassung aus seinem Amte ersucht hat, hat der KötüL drn Minister Branlmg seine» Amtes ent- hoben und den Bevollmächtigten der Neichs- bank, sozialistischen Abgeordneten Lhorffon zum gegen Ztvilgejangenr auszutauschen. Di« Ver- bcmdwngen waren schwierig, weil die russischen Forderungen lehr weit gingen. Endlich sind 4000 ruysich« Offiziere gegen 1000 deutsche Otfiziere und sämtliche vcrtchlepple Ostpreußen auSgelauscht worden. In nicht zu langer Zeit wird die OslvreußensicM erledigt sein. Es besteht auch Hoffnung, hinsichtlich der Zivilgesangenen mit Frankreich und England in? reine zu kommen. Beim Austausch kommen zunächst die Kränklichen daran. Der Weg großer Mafien kann nur durch die Froni gehen. Familienväter und ältere Leute werden bevorzugt. Eine schema tische Reihenfolge ist unmöglich. Nach kurzer weiterer Debatte dte Weiterberatung vertagt. Verschiedene NrlegrusHrlchten. Russische Armer« gegen den Krieg. Der Petersburger Korrespondent des .Daily Telegraph' berichtet: AlS .Kamenew im Sowjet muteilte, daß die Bedingungen der Mittelmächte unannrhnzbar ieien, standen die Verirrter der vertchiedenen Armeen auf und erklärten, daß die Soldaten nicht kämpfen würden und es auch nicht tun lönnien. ri- Rückgabe deutscher Schiffe ans Rußland. Bei Kriegsausbruch befanden sich in rmsischen Häfen der Ostiee 56 deutiche Dampier von .einem Gesamtinhalt von 75 000 Br.-Neg.-To. und 11 Segehchiffe von 1600 Br.-Neg.-To. Diele Schiffe wuidcn von der ruisuchen Ne gierung mit Beschlag belegt. Im Schwarzen Meer wurden nur drei Dampier von zn- iammen 12 000 Br.-Neg.-To. von der Be- lchlagnahme betroffen. Gemäß dem sechsten Abkommen der zweiten Haager Fonierenz werden die befchlagnahmten deutschen Schiffe mit Friedensschluß zurückgegeben. Die nach Kriegsbeginn durch Waffengewalt in russische Hände gelangten deuychen Handels- ichiffe und iolche, die durch ein priiengericht- liches Lerfahlen a!» zu Recht für venaüen er klärt worden sind, unteiliegen nicht der Wieder- * Die Flamen verfolgt. Komet damals vor .800 Jahren, als der böh- demütigt. Tüchnae Soldaten werden nur weften mi'che Ausstand den Neigen des 30 jährigen > ibrer stämüchen Gesinnung zmückaeieht und find Krieges einleitete, mögen von Sehern gedeutet von jeder Beförderung ausgeschlossen. Sir Magdeburg wurde der Mmi-erialvrrtrlor ReichSichatzamte Schifter st» „mionatliberaler Abgeordneter wieder^wählt. An der Wahi be» Munster und Ches des Finanzdtparlemtnt» nannl. Kleine Nachrichten. — Bei der L a n d 1 a g S ers a tz W ah.l Errungenschaften, die das deutiche Volk heule > > n ü buchen darf, sind moralisches Kapital und gründen : Verilauen m sich selbst und für andere für alle > M vreit-U-ltOW? K. Verhandlungen im ReichStags-Hauvtcmrschuß. — Bertin, 5. Januar. Anläßlich der wachsenden Erbitterung der _ flämuchen Soldaten über das ihnen fortwährend Krage des Gefangenenanstansches. Nach dem Schluß der politischen Debatte wandle sich der Hauptaus chuß der Frage des Ahnen zufolge das neue Jahr bedenten soll, I v o l k s b e w u ß t e n Flamen begonnen. 0" ----- nicht Anislieg und Niedergang zweier Völker mit Sie werden beipioniert und herausgewrdcri, begrüßt die Gelegenheit zur ÄuSiprache.' Wir vertauschten Rollen eröffnet? — verdächtigt und von ihren sravzöwch gesinnten batten es für eine nationale Angelegenheit, die Vorboten und Zeichen am Himmel, wie der Vorgesetzten auf alle Art gekränkt und ge- "" ' ' -- . eme Verschwörung fast der ganzen Welt be- klaffen degradiert wordcn, weil sie sich geweigert standen, und ein Weltreich, wie das britische, haben, ihre flämische Überzeugung auizugeben. seinen Willen nicht durchgesetzt hat, trotz der! Den flämischen Soldaten wird buchstäblich jede? Wahllosigkeit seiner Mittel, dieietz Volk unter- selbständige Auftreten unmöglich gemacht. Die zukiiegen, darf auch der Politiker rechnen, der Zewur tritt unerbittlich gegen alles, was seinen Blick kommenden Dingen zugewandt hat. flämisch gesinnt ist, auf. Verstrickt. 1j Roman von A. v o n der E lb e.*) 1. ' Herr von Bernbammer war zur Slaiion gefahren, um seine Schwester zu empfangen, die während der Abwesenheit der Gattin Beru- hammerS die Hanssrau vertreten und die jüngere Tochter unter ihre Obhni nehmen solltet Nun fuhr der Landauer durch das weit ge» öffnKe Tor auf den Kntshof von Morse. Kau« hielt der Waaeu, io flog die leichie Gestalt «meS jungen Mädchens die Slufrn der Hauslrepse herab, unler jubelndem Zuruf riß sie, elle oer Bediente vom Bock ipringen konnte, die Wagentür auf und frohlockte: „Sie ist dal Hurra, Tante Joie! Heraus mit dir! Wie habe ich mich schrecklich geweilt!" Und dann schlang sie ihre Arme um die eben Anssteigende und hcrzie und küsste sie stürmisch. „Laß mich. Adele, du wirkst mich ja um!" rief lachend Josepbme und rückte sich den ver- schcbcnen Hut zurecht. Sie gingen miteinander inS Hank, Adele in uurnhigem Hupten nebenher, ihr geschah nichts rasch genug, sie war ganz Leben und Bewegung, ein blühendes junges Geschöpf, mit hell blitzenden Augen, reichem bräunlichen Haar und srijchen Farben. „Sei nicht böse, Tante, daß Susanne nicht mit liuioii ist," plaudrue Adele im Gehen. „Du Moiist, Mama — Mama braucht sie — aber uacbber wird sie herunter kommen. Und Mama Uubcrtchtigtcr Nachdruck wird verfolgt. ! läßt dir sagen, wenn du dich anSgcruht hättest, möchtest du sie besuchen. Mülmke hat einen prachtvollen Napfkuchen gebacken, und ich durfte rühren. Wir haben alles im Teestübchen zurecht geletzt und ein klein wenig eingeheizt. Mein alles Väterchen schimpft freilich und sagt, wir kacheln allerorten, und das wäre nicht nötig, aber ich wollte dir's gar zu gern gemütlich machen, und unser Altchen wir»s ganz gut bei uns haben, wenn Mama mal wieder verreist; meinit du nicht auch, Tante Jose?" Sie haue dies alles lebhaft hervor- gesprudelt, bald die Tante, bald ihren Vater a,»sehend, lächelnd und nickend, und ohne daß die andere Zeit zu einer Entgegnung gefunden hätte. Währenddessen waren sie durch ein ge räumiges Speisezimmer, das trotz dem Holz- seuer im Kamin kühl Ivar und mit dem leeren Esstisch in der Milte unbehaglich auk- wh, in das anstoßend« Teestübchen gegangen, daS mit seinen geblümten Kretonmöbeln, dem warmen Ösen und dem singenden Teekessel einen anheimelnden Eindruck machte. Frau Mulatte, die behäbige Haushälterin, kam dem Gast knicksend entgegen, und kurze Zeit darauf saß Josephine wohlversorgt in der Cosaecke, den Tee nehmend, den Adele mit be weglicher Anmut bereitete, während ihr gegen über Bernhammer mit dröhnender Stimme von der Wirtschaft sprach. Er scheute die Unterhaltung über das Nächst liegend«: die morgige Abrene feiner Frau. Die Gegenwart das jungen Mädchen» legis den Gejchw.stklN Zwang aus. Das schwerwiegende > Geheimnis der unglücklichen Ehe, und daß die Matter morgen auf lange, unbestimmte Zeit sortgehe, wünschte er vor dieser kindlichen jüngsten Tochter zu verbergen. Hatte er doch auch mit Lydia ausgemacht, daß ihr Beschluß geheim bleiben solle, nur ihre ältere Tochter, d e verständige Susanne, der Mutier Vertraute, würde es wissen. Es erleichterte ihn, als die Tür aufging und Susanne inS Zimmer trat, die Tante mit einem Handkuß begrüßend. Susanne, etwas größer als die Schwester, blond und blaß, mit ernsten, traurigen Augen, war schon seit ihren Kindrrjahren die Pflegerin der Mutter und hatte alle Launen derselben ge duldig ertragen, das macht« sie still und zurück haltend und lag auf ihrem Wesen wie Mehltau auf Blüten. „Mama läßt bitten, liebe Tanie," sagt« sie langsam mit sanfter Stimme, „daß du, sobald eS dir paßt, zn ihr kommst." Frau Josephine erhob sich. „Ich bin jeden Augenblick bereit." Sie ging mit raschen Schritten, von Susanne begleitet, durch das Eßzimmer, die geräumig« HauSdiel« und die breite Treppe hinauf und trat zu ihrer Schwägerin ein. Das Zimmer der leidenden Frau war etwas verdunkelt, sehr warm und mit vielen Decken und bequemen Möbeln ver sehen. Fran Lydia richiele sich halb aus ihrer liegenden Stellring in die Höhe und streckte der Einlreteiiden die Hand entgegen. Josephine eilte rwch auf sie zu und umarmts sie. »Wie jülM du dich heule, meine arme Lydia?* »Ich mich mich aufrechterhalten, nm morgen reisen zn können, er hat es io bestimmt," sagte sie achselzuckend, ärgerlichen Tones. »Nolle der Tante den Lehnstuhl heran, Sille, und dann setze dich ans Fenster und halt« dich still." Mit weinerlichem Ton fuhr sie fort: »WaS sagst du däzn, Josephine? Nun ist die Ent scheidung gefallen. Ich habe eingewilligt, sein HauS iür unbestimmt« Zeit zu verlassen." „Du wirst dich gewiß in einem mikdtren Klima erholen," erwiderte die Schwägerin und streichelte die lange, blaff« Hand, die sich ihr entgegenstreckte. Sie hatte eS immer verstusLen, sich gut mit der Launenhaften zn stellen ogv in diskreter Wesir oft zu vermitteln gesucht, aber die scharfen Gegensätze in den Charakteren de» Ehepaares waren dauernd nicht zu versöhnen. »Ein Glück, daß er mir Susann» läßt. Meine alte Mela begleitet un» auch. Adele nimmst du unter deine Zucht, sie ist ganz seine Tochter, ein rücksichtsloser Kobold, noch völlig formlos, und ihre Unruhe fällt mir allemal auf die Nerven, ich kann sie kaum um mich dulden, was sollte sie mir da nutzen?" Josephine jühlte, daß die Scheidende im Grunde mit de« getroffene» Abkommen zu frieden sei, Bernhammer war allein geblieben, auch Adele war hinausgeffattert. Er trat an das Fenster, trommelte an den Scheiben, sah in den noch kahlen Park hinaus und verfiel in Nach sinnen; die Anknnft der Schwester hallt manches in ihm angelegt. " -
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