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Ottendorfer Zeitung II o S«z«g»Prri»; virrtrijährlich l^o Mark fr«! iür kstnrr. Z» S« Geschäftsstelle abgeholt viertel, jährlich , Mk. Einzelne Nummer io pfg. Erschetut am Dienstag, Donnerstag «a Sonnabend Nachmittag- — Ü nnä Anzeigeökatt I ' «-vu «— l I FSr die klein^althze X»rP«.Z«ü« «d«r deren X«»m w -sg. — Im ReNmnoWil fiir die kleinspalttge Petit-Heile z» Pjß rlnzeigenannahme bG?» Uhr mftNW». Hetlagrgoblihr nach SeniinbarvM. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel rmd Maadel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Vwck »d Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. Verantwortlich für di« Redaktion H. Rühl« in ÄraK-Gkrilla. Nummer Somltaq, den 30. Mai W5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Im Priesterwalde ist es uns jetzt ge lungen, den Franzosen eine schwere Niederlage beizubringen. Die einzigen Erfolge deren er sich rühmen kann, sind diejenigen, die er durch seine völkerrechtswidrigen Luftangriffe aus offene deutsche Städte und Ortschaften er ringt. Sie bestehen in der Tötung und Ver wundung etlicher friedlicher und wehrloser Bürger. Erfreulicherweise haben die Fran zosen für ihren neuesten Angriff auf Ludwigs hafen, an dem nicht weniger als >8 Flieger beteiligt waren, einen Denkzettel erhalten, indem das Führerflugzeug bei Neustadt a. d. H. zur Landung gezwungen wurde und der Kommandant des Flugzeuggeschwadrrs von Nancy, ein Major, in unsere Gefangenschaft geriet. Wien. Der Kriegsberichterstatter des „Acht-Uhr Blattes" meldet: Durch den Vor marsch Mackensens wurde die Abschließung Przemysls vom Hauptteile des russischen Heeres angebahnt. Die Ruffen leiden an er heblichem Geschoßmangel. Dafür spricht die vermehrte Verwendung von Gewehrgeschossen mit Sprengladung, die nicht lediglich auf barbarische Kampfart zurückzuführen ist. Durch die Käinpfe am oberen Dnjestr ist die Lage der Russen in Stryj, dem Knotenpunkt für die Ve-bindung mit Lemberg, und auch in Stanislau arg bedroht. Die russischen Ver bände bestehen aus ziemlich gut ausgebildeten Reserven, die bisher im Landesmnern zurück gehalten wurden. Es ist körperlich gute Mannschait, der jedoch die Kciegsgewöhnung abgeht Dieser Umstand trug zum Unheil von Radymno bei, weil die russischen frischen Verstärkungstruppen gegenüber dem Schwung der verbündeten Angriffstruppen und der furchtbaren Geschützwirkung versagten. Allen Anzeichen nach erfüllt sich das Schicksal der Russen in Galizien im Sinne der ersten Mai schlacht in furchtbarer Weise. — Aus London meldet das Reutersche Bureau amtlich: Der Hilfskreuzer „Princeß Irene" ist infolge eines unglücklichen Zufalls bei Sheerneg in die Luft geflogen. Nur ein Mann der Besatzung ist gerettet worden. Die „Princeß Irene" war ein großer kanadrscher Dampfer von 6000 Tonnen. — Aus Turin wird gemeldet, daß an Heiden Feiertagen die Unruhen unter den ein- gezogenea Rekruten in Turin fortdauerten. Es sei Tatsache, daß infolge dieser Vorgänge die Turiner Garnison nach Neapel verlegt worden sei und jedenfalls zunächst nicht nach dem Kriegsschauplätze abgehen werde. Am Pfingst» sonnabend seien große Ausschreitungen ein gezogener Reserven, die sich gegen die Offi ziere auflehnten, vorgekommen. Es mußte das aktive Militär einschreiten und es sind viele Schwerverwundete festgestellt worden. Zürich. In der Schweiz befinden sich insgesamt über 7000 italienische Deserteure. — Aus Rom wird berichtet: Der Vor sitzende des Verbandes italienischer Kaufleute und Industrieller hat dem Handesminifler Caoasola persönlich das dringende Ersuchen vorgetragen, ein Moratorium für Wechsel und Mietszahlungen schleunigst einzuführen, da sich zahllose Unternehmungen in den größten Schwierigkeiten befänden. Als Caoasola empfahl, vermittels der geschaffenen Kriegs- dartehnsbanken ein Durchkommen zu versuchen erklärte der Vorsitzende ein Moratorium für absolut unumgänglich und wies aus die riesige Anzahl großer und kleiner Bankerotte sowie auf die Gefahr der Vernichtung vieler wesent lichen volkswirtschaftlichen Energien infolge des Krieges hin. Er legte auch dem Justiz. Minister allerlei durch die wirffchaftliche Lage erwünscht gewordene Maßnahmen im Rechts wesen nahe. — Wie der Korrespondent der „B Z." in Konstantinopel einem Privatbericht entnimmt haben die Engländer bei Ari Burnu solche schwere Verluste erlitten, daß sie gezwungen waren, einen Waffenstillstand zu erbitten, um ihre zu Tausenden umherliegenden Toten begraben zu können. Ihre Lage hat sich weiter erheblich verschlechtert und gilt als unhaltbar, zumal nach dem Verluste des „Triumph" eine wirksame Unterstützung der Operationen durch die Flotte ausgeschlossen erscheint — Die neue englisch-französische Offensive, die seinerzeit, wie das bei unseren Feinden nun einmal so der Brauch ist, mit so viel Tamtam angekündigt wurde, geht langsam aber sicher ihrem völligen Zusammenbruche entgegen. Wurde erst von einer Kampfpause berichtet, zu der sich die Verbündeten infolge ihrer Erschöpfung genötigt sahen, so wird jetzt gemeldet, daß sie sich veranlaßt sahen, einen Waffenstillstand zu erbitten Selbst englische Berichte können nicht mehr umhin, die gewaltigen Verluste zuzugestehen, die den Engländern die Kämpfe zu Wasser und zu Lande gebracht haben. Und es scheint nun einzig die Hoffnung auf die Italiener zu sein, die F anzosen und Briten noch einigermaßen aufrecht erhält. Sie werden auch in dieser Beziehung auf Sand gebaut haben Konstantinopel. Wie das Haupt quartier mitteilt, wurde am Donnerstag früh an der Dardanellenfront vor Seddil-Bahr ein englisches Schlachtschiff vom Typ des Majestic durch eiu Torpedo, das von einem deutschen Unterseeboot abgeschossen worden war, zum Sinken gebracht. An der Küste bei Kaba- Tepe wurden feindliche Schleppdampfer, die vier gepanzerte Schleppkähne schleppen wollten durch uns an der Annäherung verhindert. Unsere Soldaten nahmen unter dem Feuer des Feindes 36 Wagen der Ladung der er wähnten Schleppkähne weg. Ein feindlicher Kreuzer schoß 1600 Granaten in die Stadt Bodrum, die einige Häuser und Läden, eine Kirche und eine Moschee zerstörten. In der Nacht zum 24. Mai übersielen unsere fliegenden Abteilungen ein feindliches Lager bei Koriea und nahm 5 Segelschiffe mit Lebensmitteln und Hammeln fort. — Eine Heidenangst beginnt sich der Eng länder angesichts der schweren Schiffsverluste zu bemächtigen, die sie fortgesetzt in den Dar danellen erleiden. Und ganz besonders nieder schmetternd wirkt die Erkenntnis, daß auch hier deutsche Unterseeboote an der Arbeit sind, gegen die auf dem Boden des gesamten englischen Imperiums noch kein Kraut ge wachsen ist. Zwar hat England selbst auch Unterseeboote, aber von ihrer Leistungsfähigkeit hat die Welt eine sonderlich hohe Neigung bisher noch nicht gewonnen. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Dkrilla, 27. Mai 19,5. — Am morgenden Sonntag findet, wie auch aus dem Inseratenteil der vorliegenden Nummer ersichtlich, eine Wohltätigkeit-Auf führung zum Besten erblindeter Soldaten statt. Eine recht zahlreiche Beteiligung ist dieser Veranstaltung zu wünschen. — Die Kochkiste ist eine wahre Freundin der Hausfrau. Das galt schon für Fciedenszsiten. Es gilt aber in besonderem Maße sür die Kriegszeit, wo die Lebens- mittel teuer sind, wo so manche Frau, die erst tagsüber daheim blieb, auf Arbeit gehen muß, und wo uns unser bequemstes Nahrungsmittel, das Brot, nur noch gegen Marken zur Verfügung steht. Denn durch die Kochkiste wird Arbeit und Feuerung gespart, es kocht über und es brennt nichts an; die Speisen werden besonders schmack- )asl und besonders ergiebig (weil sie nündlich aufquellen), die Küche bleibt im Sommer kühl, und doch hat man zu jeder Zeit warme Speisen bereil, ja man kann im Kochkorb, Kochbeutel oder Koch-ucksack das Essen zur Arbeitsstätte milnehmen und tunoenlang heißhalten Dies haben schon viele Hausfrauen erkannt, kochen mit der Kochkiste und ma ben dabei die besten Er fahrungen. Aber cs gibt doch auch zahl- reiche Frauen, die noch gar nichts von der Kochkiste wissen sowie andere, die wohl einmal etwas davon gehört haben, die aber weil sie sich die Sache irrigerweise als furchtbar kostspielig oder furchtbar schwierig vorteilen, „nicht recht daran wollen'. Das muß anders werden! Und hierzu sollen auch die Kochkistenkurse beitragen, d e d^e Könialiche Amishauptmannschaft Dresden-Neustadl jetzt in ihrem ganzen Bezirk abhaitcn lassen will. Diese Kurse dauern 2 Abende (auf Wunsch kann da neben auch noch ein Vor- oder Nachmi tags- kurs muanstaltet werden) und werden von einer geprüstenHaushaltungslehrerin erteilt. Lm ersten Abend zeigt die Lehrerin, wie inan aus einer allen Kiste (oder einem Korb oder dergleichen), sowie einem gewöhnlichen Kochtopf und etioad Holzwolle (oder Papier) fast kostenlos eine praktische Kochkiste herstellt, kocht einige Speisen an und setzt sie in die Kiste ein Am zweiten übend wird das Essen aus der Kiste geholt und gekostet Dann stopft sich jede der Kursteilnehmerinnen unter Anleitung der Lehrerin selbst eine Kiste, kocht auch gleich ein Gericht und stellt es hinein. Der Besuch dec Kurse soll unentgeltlich sein, damit sich recht viele Frauen und Mädchen beteiligen können, da dies sowohl für die Volksernährung als für den Emzelhaushalt sehr wichtig ist. Denn gemäß: wer die Kochkiste erst einmal richtig kennt, der wird sie nie mehr missen wollen und ihr allezeit treu bleiben. Alles Nähere über die Abhaltung der Kurse werden die einzelnen Kcieghilfeausschüsse noch bekannt geben. Anmeldungen nimm« für hier Herr Schuldirektor Endler entgegen. — Abkühlung, aber keine starken Nieder schläge ! Die augenblickliche Wetterlage läßt, wie das Berliner Wetterbureau mit- teiit. keine Hoffnung für die nächsten Tige auf größere Niederschläge zu. Von Nord osten her hat ein flaches barometrisches Teilminimum, rasch nach Mitteleuropa vordringend, die Hochdruckgebiete, die uns die heißen Tage brachten, nach Südwesten vertrieben» aber dieser Vorgang brachte kaum R-gen und nur ganz vereinzelt Ge witter. Die Wlnde halten sich dabei nach Norden aedrehl. und so bekamen ver schiedene Gebiete Deutschlands Abkühlung Dabei waren die Temperatur-Unterschiede ziemlich bedeutend. So hatten Bromberg und Grünberg in Schlesien gestern 22 Grad während Borkum nur 10 Grad hatte, Vorpommern Meldet leichte Regenfälle, Neustettin kurze und leichte Gewitter aus Südosten. Mittel und Ostdeutschland weiden in den nächsten wahrscheinlich auch ihre schwachen Gewitter haben Da indessen das obenerwähnte Hochdruckgebiet wieder zurückkehrt, haben wir für die aller nächste Zeit hauptsächlich mit hohen Temperaturen zu rechnen. — So g oße Anforderungen auch die Kriegszeit an den Geldbeutel stellt, die Gebefreudigkeit unseres Volkes hat nicht gelitten, und noch jedesmal wenn die Sammelbüchse für einen guten Zweck herumgeht, so kehr' sie vellqefüllt wieder zurück. Das wird hoffentlich auch am 8. oder 9. Juni der Fall sein, an den beiden Tagen, an denen bei uns die Sammlung für die Kaiser-Wilhelm-Spende stattfindet die bekanntlich unserm Kaiser zum RegierungSjubiläum als Dank der deutschen Frauen zur Verfügung gestellt werden soll und die, wie man wohl annehmen darf, zu Zwecken der Kriegsfürsorge Verwendung finden dürfte. Da es sich um eine Frauen» spende handelt, so wird die Sammlung in der Hauptsache durch Frauen und Mädchen besorgt werden, die von Haus zu Hans die Frauen aufsuchen und deren Gaben in Empfang nehmen werden, übrigens der guten Ordnung und Kontrolle halber jede Gabe und jede Geberin in einer mit- gefühcten Liste einzutragen haben. Auch die Organisation der Sammlung soll wenigstens im Bezirke der Königlichen Amlshauptmannschaft Dresden-Neustadt hauptsächlich Frauensache sein, und gewiß werden sich die Frauenvereine dieser ehren vollen Aufgabe arbeitsfroh und mit be währtem Geschick unterziehen. An alle Frauen im Bezirk aber ergeht die Bitte: rragt Euer Scherflein bei! Dresden. Am nächsten Montag be ginnt vor dem Dresdner Schwurgericht der große Strafprozeß gegen den Grund» stücksspekulanten Christian Friedrich Lorenz iu Dresden-Blasewitz, den früheren Be sitzer des Weißen Schlosses in Dresden, und zwei Mitangeklagten. Die Dauer des Prozesses ist auf mehrere Wochen bemessen. Lorenz, der schon seil etwa 1*/, Jahren in Untersuchungshalt ist, wird sich wegen betrügerischen Bankerolts, Meineids und Betruges zu verantworten haben. Mit ihm werden zwei Verwandte von ihm unter der Beschuldigung der Beihilfe auf der Anklagebank erscheinen. Die Summe auf die sich die betrügerischen Manipulationen belaufen, geht in die Hunderttausende. Zumeist befinden sich Damen unter den Leidtragenden, und zwar mit Summen von 50 000 Mark und darüber. - Der Fremdenverkehr nach dem Spree wald am Pfingstfest war trotz des Krieges sehr stark Alle Hotels der Stadl Lübbenau und Spreewaldgasthäuser und viele Privat- wohnnngen waren besetzt, sogar Heuböden mußten zur Aushilfe dienen. Ein so gewaltiger Strom war nicht erwartet worden. In einem Spreewaldgasthause war am ersten Festtage nachmittags 6 Uhr bereits das Bier ausgegangen, was wohl niemals der Fall war. Trotz des großen Menschengewoges, das in anderen Jahren viel lautes Treiben und Jauchzen her- oorrief, bewegten sich die Besucher m diesem Jahre sehr ernst und still durch die Flur. Da sehr viele Fährleme zum Heeresdienst einberufen sind, mangelte es an solchen. Frauen und Kinder suchten die Stellen oieser zu ersetzen. Viele mußten, nachdem es ihnen nicht gelang, Fahrgelegenheit zu erhalten, ohne eine Wassersahct ausgeführt zu haben in die Heimat zurücklehren. Blelleicht 16—18 000 Touristen besuchten den Spreewald über Lübbenau in den drei Festtagen. Kirchennachrichten. Sonntag, den 30. Mai 1915. Trinitatissest. Ottendorf-Okrilla. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. (Pfarrer Werner) Medingen. Vorm. 8 Uhr Lesegottesdienst. Großdittmannsdorf. Vorm. 8 Uhr Lesegcttesdienst.