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Osterreicks ^eläenkailer. — Wie Kaiser Franz Joseph im Kriege lebt. — Der Kaiser verläßt im Sommer um 4Vr Uhr morgens das Bett, sein Kammerdiener ist ihm bet der Toilette behilflich, doch läßt sich der Kaiser von ihm nur wenige Dienste verrichten. Zum Waschen benützt der Kaiser stets das eiskalte Schönbrunner Hoch- quellwasser und geht von dieser Gewohnheit auch bei einem Unwohlsein nicht ab. Der Friseur ist schon am frühen Morgen im Schlosse, doch hat er nicht viel zu tun, da der Kaiser sich selbst rasiert. Der erste Besuch, den der Monarch emp fängt. ist sein Leibarzt, bei dem er sich nach den Witterungsoerhältnissen erkundigt. Hier auf begibt er sich in sein Arbeitszimmer, in dem sich der Flügeladjutant vom Dienste meldet. Dieser überreicht dem Kaiser, falls offizielle Ausfahrten vorgesehen find, das schon srüber bestimme Tagesprogramm und erbittet sich hierauf die weiteren Befehle. Der Kaiser selbst ändert niemals etwas an diesem Programm, außer wenn sein Leibarzt es zu lang und ermüdend findet und ein energisches Veto einlegt. Nachdem der Kaiser seine Auf träge erteilt hat, tritt er seinen gewohnten Spaziergang an. Mag das Wetter noch so schlecht sein, mag. es draußen stürmen oder schneien, von seinem Morgenspaziergang läßt er sich niemals abhalten. Eine der wichtigsten Sorgen des Leibarztes ist es, daß stets alle Räume des Schlosses gleichmäßig temperiert sind, was bei der komplizierten Bauart des Schönbrunner Schlosfls mit seinen vielen Gängen und Treppen nicht so leicht zu erzielen ist. Vom Schlafzimmer des Kaisers führen zwei Gemächer zu einem Korridor und über diesen auf die Terrasse. Zumeist macht der Kaiser seinen Morgen spaziergang ohne Begleitung. Den Säbel läßt er zu Hause und nimmt daiür einen Spazier stock zur Hand. Häufig dehnt er feine Spazier gänge auch auf den öffentlichen, zur frühen Morgenstunde noch geschlossenen Park aus. Von der Schloßwache ehrfurchtsvoll gegrüßt, lenkt er dann auch wohl feine Schritte in den Tiergarten, wo er zahlreiche Lieblinge besitzt, die er meist beim Namen kennt. Bei schönem Wetter währt der Spaziergang eine Stunde, bei schlechtem wird er bis auf zehn Minuten verkürzt. Durch die Bewegung in der freien Lust erfrischt, kehrt der Kaiser dann ins Schloß zurück. Das aus Milchkaffee und einem Mrlchbrot bestehende Frühstück nimmt er im Arbeitszimmer ein und widmet dann etwa 30 Minuten der Zeitungslektüre. Dabei werden ihm alle österreichischen und die führenden ausländischen Blätter vorgelegt, von denen er manche durchlieft, manche nur durchblättert. Außer dieser Lektüre der unzer schnittenen Zeitungen, werden ihm noch zahl reiche Ausschnitte vorgelegt, die er manch mal mit Randanmerkungen versieht. Nach einer kurzen Pause beginnt die eigent liche Arbeit. Zuerst liest er die persönlichen Briefe und Depeschen, die über den Verlauf Les Krieges berichten. Mittlerweile ist aus der Hoiburg die Ordonnanz ein Wachtmeister der Leibgardeeskadron, im Schloß eingetroffen. Er bringt eine große versperrte Aktentasche mit. deren Inhalt sofort auf den Schreibtisch des Kaisers gebracht wird. Um 9 Uhr wird, die Arbeit fortgesetzt, es werden die General- adjutanten, die Kadinettsdirektoren, die zur Audienz befohlenen Generale empfangen und mit kurzer Unterbrechung bis ^-5 Uhr ge arbeitet. An Sonntagen wohnt Kaiser Franz Joseph in der Schloßkapelle dem Gottesdienst bei. Das Dejeuner wird um r/s1 eingenommen. Es besieht aus einem nicht besonders reichen Mahl, zudem er ein Glas leichten Weines trinkt. Abends promeniert er kürzere Zeit aus dem Balkon und empfängt Besuche. Eine alte Gewohnheit des Kaisers, von der. er auch in den Tagen seiner Erkrankung nicht gelaffen hat, ist es, gegen 7 Uhr abends den Flügel- adiutanten selbst zu verabschieden, was er stets mit den Worten tut: »Ich danke, ich brauche heute nichts mehr." Gegen 8 Uhr abends zieht sich der Kaiser in sein Schlafzimmer zurück Volks^li'lscbafEcbes. Militär««Wärter nnd Beamtenstellen zur Kriegszeit. In kommunalen Kreisen tritt gegen wärtig hie und da das Bestreben zutage, im Hinblick auf die durch den Krieg geschaffenen Personalverhältnisse in freie Beamtenstellen, die zur Hälfte mit Militäranwärtern zu besetzen sind, Zivilanwäiter zu berufen. Das steht nicht nur in Widerspruch mit den gesetzlichen Bestimmungen, sondern entspricht auch kaum der Rücksicht, die alle Behörden und Verwaltungen auf die zur Zeit im Felde stehenden Militäranwärter zu nehmen haben. Diese dürfen jetzt mehr als je darauf Anspruch erheben, daß ihnen die für sie offen zu haltenden Beamtenstellen auch nach Beendigung des Krieges zulänglich sind. Von I^Iab rmÄ fern. Frühzeitiges Ende des russisch-deutschen Fnvalidenaustausches ? Nach einer Meldung schwedischer Blätter wird der Austausch der deutsch-russischen Kriegsinvaliden schon in Eine Hindenburg-Fusel in Tirol. Wie aus Obernberg bei Gries am Brenner be richtet wird, hat der dortige Realschulprofessor Gutmensch aus Innsbruck die im Obernberger See befindliche große Insel in Hindenburg- Insel umgetauft und einen Denkstein aus gestellt. Gent als flämische Universität. Die Utrechter Studentenschaft billigte einstimmig eine von den flämischen Studenten der Uni versitäten Gent, Löwen und Brüssel aufgestellte Forderung, mit den vorbereitenden Maß nahmen zur Umwandlung der Genter Uni versität in eine flämische Hochschule bereits jetzt zu beginnen. Russische Schätze. Die russische Regierung hat in einem Geheimerlaß an die Gouverneure ungeordnet, daß von nun ab alle Kostbar keiten von gefährdeten Orten nicht mehr nach f^ack äer Eroberung äer feslung I^omLL. Deutsche Truppen auf dem Marktplätze. Bei dem unaufhaltsamen Vormarsch uuserer Truppen auf allen Fronten im Osten gibt es nur kurze Rasten. Selbst in den genommenen Festungen kann man sich nicht lange aufhalten — es bleiben die nötigen Besatzungsmannschoften zurück —, das Gros aber eilt dem Feinde nach, um ihn nicht zur Ruhe kommen zu lassen. So sehen wir auch unsere braven Feldgrauen zu kurzer Rast auf dem Marktplatz in Lomza, das den Russen genommen wurde. Ein kurzer Auf enthalt — dann ging es weiter. nächster Zeit wiederaufhören, und zwar wegen der Beförderungsschwierigkeiten auf den russi schen Eisenbahnen. Das völlig ungenügende Effenbahnmalenal Rußlands wird durch Truppentransporte in Anspruch genommen. Eröffnung des deutschen Gtzmnasiums in Lodz. Die Eröffnung des Deutschen Gynasiums in Lodz findet am 26. August statt. An diesem Tage erfolgt der Schulanfang in alten Klaffen. Bekämpfung der Wohnungsnot. Eine Kleinwohnungsfiedluna mit städtischer Unter stützung ist in Spandau im Entstehen be griffen. Um der nach dem Krieg zu erwar tenden Kleinwohnungsnot rechtzeitig zu steuern, hat der Spandauer Magistrat der WaldhauWedlungs-Äktiengesellschaft ein etwa neun Morgen großes Gelände zur Errichtung von 100 Kleinwohnungen überwiesen, die bis zu Ollern fertiggestellt sein müssen. Die Stadt hat der Gesellschaft ferner eine Hypothek von einer Million Mark gegeben. Raubmord. Die 33 jährige geschiedene Frau Griebenow in Stettin wurde in ihrer Wohnung ermordet ausgesunden. Wie die näheren Feststellungen ergaben, hatte der Täler Lie Frau mit einem Handtuch er drosselt. Es war anscheinend auf einen Raub mord abgesehen, denn die Börse der Frau fehlte, und verschiedene Schubsächer waren durchwühlt. Petersburg, sondern nach Moskau befördert werden sollen. » Opfer eines Taifuns an der chinesische» Küste. Der ungeheure Taifun an der chine sischen Küste, der große Überschwemmungen und Feuersbrünste im Gefolge hatte, hat, nach einer Drahtmeldung des Gouverneurs des asiatischen Geschwaders der Flotte der Ver. Staaten an das Marinedepartement, allein im Kanton und Umgebung 10 000 Menschenopfer gefordert. Ein amerikanijches Kohlenschiff, das in den Docks von Schanghai gebaut wurde, wurde losgeriffen und an den Strand geworfen. Auf dem Wusungfluß find fünfzig große cdinesische Dschunken unterge gangen, die die Schiffahrt behindern. Handel und Verkehr ist lahmgelegl. Die Notlage der Bevölkerung ist sehr groß. Die jremden Missionen haben eine Unterstützungsaktion eingeleitet. vermischtes. IttO. Geburtstag des Komponisten der „Wacht am Rhein". Am 6. September vollendet sich ein Jahrhundert, seit der Sänger der „Wacht am Rhein", Karl Wilhelm, in Schmalkalden geboren wurde. Gerade in der gegenwärtigen Zeit wirb man dieses Mannes besonders gedenken. Es ist beabsichtigt, am Grave Wilhelms auf dem Schmalkaldener Friedhof eine schlichte Feier zu veranstalten und dort ein „Eisernes Kreuz" zum Benageln aufzustellen. Die Stadtkapelle und Männer- gesangoereine werden am Grabe Wilhelmsche Tondichtungen, darunter auch die „Wacht am Rhein", vortragen. Auch ist eine kurze An sprache vorgesehen. Das Sterbehaus soll mit einer Gedenktafel geschmückt werden. In Väterckens Keich. Kriegsbilder. Dem Brief einer Deutschbaltin aus Mitau ist folgender Abschnitt entnommen: „Wie durch ein Wunder find wir gerettet. Sonntag batte das Unwesen hier (in Mitau) den Höhe punkt erreicht, und Lie nächste Woche hätten wir kaum überlebt. Viel Schweres liegt hinter uns. Die Stadt ist durch Kosaken und Letten stark verwüstet. Zuletzt flüchteten wir in die Keller. Als die Brücken von den abziehenden Russen gesprengt wurden, dachten wir, die Häuser fielen ein. Wie eine Erlösung war es, als um vier Uhr nachmittags die erste deutsche Patrouille einrückte und die weiße Fahne auf der Kirche hißte, als Zeichen, daß in der Stadt kein moskowi- tisches Militär mehr weile." — Für das im Briefabschnitt erwähnte Verhalten der Letten dient neben der ständigen, jetzt während des Krieges natürlich besonders stark betriebenen Hetzerei der Regierung gegen alles Deutsche die Tatsache als Erklärung, daß den Letten, und zwar von oben her, bedeutet war: Alles Deutsche zu vernichten und dann, wohl als Gegenstück zur Autonomie Polens, eine lettische Republik zu errichten. , Zwei Brüder, Barone Ropp, saßen drei Monate im Gefängnis und wurden, als die deutschen Truppen heranrückten, vierter Klasse, mit allen Verbrechern zusammen, nach Moskau abgeschoben. Ihr einziges Verschulden be stand darin, daß sie bei einem siüheren, ganz unerwarteten und leider nur vorübergehenden Einrücken der Deutschen zufälligerweise am Tische bei der Mahlzeit saßen und nicht die Flucht ergriffen, als die Feldgrauen kamen, sondern mit ihnen gemeinsam aßen. * Viele Deutschbalten, die in den Verdacht geraten waren, uns mehr Liebe als Ruhland entgegenzubringen, wurden vom 1. August 1914 an nach Moskau verbannt. Dort können sie sich zwar srei bewegen, unterstehen aber ständig polizeilicher Überwachung und dürfen das Stadtgebiet nicht verlassen. Es ist ihnen streng angesagt, sür ihren Unlerhait nur die Geld mittel zu verwenden, die sie gerade noch vor dem Verhungern schützen können. Diese Unglücklichen nun wurden jetzt vor der Menge aus ihren armseligen Wohnungen gerissen und durch Drohung gezwungen, mit dem betrun kenen, vertierten Pöbel die ganze Nacht her umzuziehen, dem Pogrom also als Zuschauer beizuwohnen, ersichtlich, damit ihre schwanken den Gefühle durch dies echt russische Bild ge festigt würden. Das den Grafen Medern gehörende herr liche Schloß Elley in Kurland wurde durch eine Horde von tausend Kosaken niederge brannt. Sage und schreibe acht Feldgraue vertrieben spielend die plündernden Mord brenner, und einer von unseren wackeren Soldaten schrieb an die Mauer Ler Ruine: „Du deutsches Schloß in deutscher Hand, Von slawischen Schergen niedergebrannt. Dein Rächer naht mir siegendem Schwert, Jung Deutschland, Deiner Ahnen wert." s^eusien O. K. l. d. M.> > i'i !!-—W——— 6oläene «lorte. Man kann in wahrer Freiheit leben Und doch nicht ungebunden sein. . Goethe. Ergebung und Genügsamkeit find es vor allem, die sicher durch das Leben führen. W. v. Humboldt. Je größer die Güter, desto forgenvoller, und es ist dem Glücke nie weniger zu trauen, als wenn es recht gütig ist. Seneca. Unser Erdenleben ist nur eine kleine Strecke auf der ganzen Bahn unserer Existenz. hängen. Die tausend verschiedenen Anforde rungen der Pflege hielten sie. in beständiger Bewegung, und in dieser Tätigkeit lag zu gleich eine gewisse Beruhigung. Jetzt gab es so wenig sür dis Kranke zu tun, daß die Diakonissinnen sür die Dauer des Tages entlassen werden konnten, und selbst dann gab es noch müßige Stunden genug, in denen sich die bange Frage immer wieder aufdrängte, ob dieser reiche Geist denn wirklich rettungs los der Nacht des Stumpssinnes verfallen sei. Klara lag meistens mit geschloffenen Augen da, ohne von ihrer Umgebung Notiz zu nehmen, und wenn Frau von Knorring es in ihrer Angst nicht lassen konnte, in sie zu dringen, doch einmal aufzusehen, ein Wort zu sprechen — nur ein einziges — so runzelte sie nur flüchtig die Stirn und flüsterte kamn hörbar: Quält mich doch nicht! Offenbar kannte sie Frau von Knorring, und war sich auch sonst ihrer Umgebung voll bewußt, aber jede Anteilnahme schien ge schwunden, ja selbst der Wunsch zu leben da hin zu sein. Anfangs hatte der Arzt dem allen nicht viel Gewicht deigelegt. Er meinte, das gehöre mit „Verlauf der Krankheit und werde all mählich vorübergehen. Ais indessen abermals Wochen verginaen, ohne daß eine nennenswerte Änderung des Zustandes eingetreten war, wurde er doch stutzig und fand, daß man die Dinge nicht länger fo gehen lassen dürfe. Etwas mußte notwendig geschehen, um die Kranke aus ihrer Apathie aufzurütteln, aber was schien mächtig genug, das fast erloschene Interesse am Leben wieder anzufachen? Man befand sich in der Mitte Februar, die Welt lag noch in Schnee und Eis, der Winter war lang und strenge gewesen. Luft- und Ortsveränderung — obwohl an sich nützlich und gut — kamen unter diesen Umständen gar nicht in Frage, denn bei ihrer hilf losen Schwäche war sür Klara an Reisen nicht zu denken. Je notwendiger es schien, und je dringender man wünschte, die Kranke energisch anzuregen, desto ratloser ward man. In stillen Stunden ging die Regierungsrätin wohl zuweilen ein Auskunstsmittel durch den Sinn, aber es schien so gewagt und unge wöhnlich, daß sie sich immer nicht entschließen konnte, mit dem Arzte davon zu reden. Schließlich kam man auf die Idee, einen berühmten Berliner Spezialisten für Nerven leiden um seinen Besuch zu bitten. Er würde doch vielleicht Rat wissen. Der Arzt schrieb selbst an den Mann der Wissenschaft, der freilich zusagte, wegen Arbeitsüberbürdung sein Erscheinen aber erst für die nächste Woche in Aussicht stellen konnte. Diese Verzögerung war zwar nicht angenehm, aber trotzdem nahm die Zulage der Regierungsrätin einen Stein vom Herzen. Der erste Schritte auf dem Wege zur Besserung schien damit getan zu sein. „Gnädige Frau, ein Herr wünscht Sie zu sprechen, meldete das Mädchen. „Wer ist's denn, Berta, hat er keine Karte abgegeben?" „Nein, und ich kenne ihn auch nicht. Zu meiner Zeit ist er noch niemals hier gewesen. Er sagt, er bäte dringend, daß die gnädige Frau ihn empfangen möchten." Frau von Knorring verließ kopfschüttelnd. ihren Platz an Klaras Diwan, um sich in den Salon zu begeben. „Hoffentlich hat man mich nicht eines Wein reisenden oder Kollekianien wegen bemüht," dachte sie, indem sie unlustig treppab stieg. Sie sühlie sich müde und abgespannt und wenig aufgelegt zur Konversation. Das Vor zimmer war leer, es schien also ein näherer Bekannter zu sein. Sie schlug die Portiere zurück und diieb wie angewurzelt flehen. War jo etwas möglich? Litt sie etwa an Hallu zinationen? Aber der Ga'l riß sie sofort aus allen Zweifeln. Hastig kam er auf sie zu. „Gnädige Frau, ich weiß zwar nicht, wie Sie mein Erscheinen hier beurteilen werden — aber —" S!e ließ ihn nicht ausredsn. „LieberProfessor, was muß ich sehen! Sind Sie's wirklich, oder ist's am'Ende nur Jdr Doppelgänger? Das ist wirklich die größte Überraschung meines Lebens." „Ich weiß, ich habe kein Recht, Sie zu be lästigen, aber ich baute auf Ihre Güte. Die Unruhe ließ mich nicht in Berlin, ich mußte wissen, wie es hier stand. Briefe sind so um ständlich und ungenügend, so kam ich selbst. Sind Sie mir böse?" „Ich? Im Gegenteil, ich danke Ihnen herzlich für Ihre Teilnahme. Wer weiß, ob nicht gerade Sie uns ein Retter in der Not sein werden. Ich habe Ihrer in diesen Tagen lebhaft gedacht und ost gewünscht, ich könnte Sie herbeizaubern. Aber wollen Sie sich nicht setzen ? Mir wird das Steden etwas schwer," saate sie. indem sie auf einen Sessel deutete. „Wie hörten Sie von Klaras Erkrankung? Haben Sie irgendwelche Verbindung hierher?" „Ja, wie das so geht. Es war ein wunder, barer Zufall. Ich traf den Professor N., den Sie zu konsultieren wünschen, gestern im CasS Bauer. Wir kennen uns oberflächlich, er redete mich an, und wie so ein Wort das andere gidt, erzählte er mir, daß er in den nächsten Tagen an meinen früheren Wohnort reisen müsse. Ich bin sür gewöhnlich der gleichgültigste Mensch von der Welt und stelle niemals Fragen über Dinge, die mich nicht persönlich angehen, aber diesmal erregte der Ort mein Interesse, und unwillkürlich er kundigte ich mich nach dem Namen des Patienten. Ich war wie vom Donner ge rührt. Mit dem Nachtzuge noch reifte ich ab. Nichts in der Weit hätte mich in Beriin zu- rückoalten können. Ich mußte mit Ihnen selbst reden. Sagen Sie mir um Gottes« willen, wie ist dies gekommen, was bedeutet dies? Muß ich denken, daß ich auch dieses Unheil mitverschuldet habe? Sie werden mir sagen, ich hätte kein Recht mehr an Klara, aber wenn man sie so liebgewonnen hat wie ich —" Er sprang auf mit der alten ungestümen Bewegung, die sie so gut kannte. Er war trotz aller Mühe, die er sich gab, zu erregt, um sitzen bleiben zu können. Sie sah ihn gütig an. All die warme mütterliche Teil« nähme, die Olden ihr srüher eingeflößt, er wachte neu bei seinem Anblick. „Ich erzähle Ihnen das gleich," sagte sie, „vorher nur eine Frage. Wie ist es Ihnen seither ergangen? Mir scheint, Sie sehen auch nicht so aus, wie Sie müßten." «M r» (Fortsetzung solgt^