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Ottendorfer Zeitung : 27.08.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191508277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150827
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150827
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-08
- Tag 1915-08-27
-
Monat
1915-08
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 27.08.1915
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politische RmEcbcm. Deutschland. * Bei der Ersatzwahl zum preußi schen Landtag im Wahlkreise Franisurt v. d. Oder 6 (Züllichan-Schwiebus-Crossen) wurde an Stelle des im Felde gefallenen Ab geordneten Gamp-Oblath einstimmig Ritter gutsbesitzer Assessor Busse auf Klein-Heiners dorf (kons.) gewählt. Italien. "Wie römische Blätter melden, wird die Bevölkerung Abessiniens gegen die dort wohnenden Europäer aufgehetzt. Der italienische Gesandte in Addis Abeba, der Hauptstadt Abessiniens, hat seine Regierung um Truppensendungen ersucht. — Der natür liche Feind Abessiniens ist Italien, dessen Kolonie Eryihräa an das Land grenzt. Norwegen. "Das Storthing hat einen Gesetzentwurf über ein zeitweiliges Staats Monopol auf Getreide angenommen. Rußland. "Zwischen Duma und Regierung bereitet sich offenbar ein heftiger Kon - flikt vor. Ernste Mißhelligketten sind zwischen dem Seniorenkonvent der Duma und den Kabinettsmitgliedcrn ausoebrochen. Der Plan, Gutschkow mit dem Staatssekretariat für Munitionswesen zu betrauen, begegnet leb haftem Widerstande. Der Wunsch nach Ge währung einer allgemeinen Amnestie wird immer dringender, findet jedoch in maß gebenden Kreisen keinen Anklang. Die Dele gierten des Städteverbandes erheben scharfe Anklagen gegen Lie Regierung. Astrow hat in ihrem Namen dagegen protestiert, daß die Regierung durch Fortsetzung ihrer alten Prak tiken und durch den Mangel jedes geregelten Programmes die chaotischen Zustände nähre. Die Ausstände nehmen an Umfang täglich zu. diese Reform stellt die Reichsregierung die sehr wichügs Prüfung der Frage in Aussicht, ob di- bisherige starre Pfändungsgrsuze durch eine Regelung ersetzt werden kann, bei der die indi viduellen Verhältnisse des Schuldners angemessene Berücksichtigung finden. Oer A.ig2Ücde Meerbusen. Die Karte zeigt das Gebiet des Rigaischen Meerbusens, in den deutsche Flottensneitkrätte einen io erfolgreichen Vorstoß unternahmen, nach dem sie dis Minensperre beseitigt hatten. Noch vor wenigen Wochen tchrieben englische Zeitungen, daß Riga durch die deutschen Sireitkräfte, weder vom Lände noch von der See aus, gefährdet seh Nun haben die Siege der Hindenburg-Armeen Balkanstaaten. *Das Abkommen zwischen der Türkei und Bulgarien ist, wie die ,Voff. Ztg.' erfährt, von den Bevollmächtigten der beiden Staaten unterzeichnet worden. «Die Presstonsoersuche des Vierver bandes gegen Serbien zugunsten von Gebietsabtretungen an Bulgarien werden von der gesamten serbischen Presse mit großer Ent rüstung abgelehnt. Die.Prawda'schreibt, daß der Vieroerband zwar in einer schwierigen Lage sei, doch sei die Situation Serbiens noch viel kritischer. Es könne sich höchstens darum handeln, einige Grenzregulierungen zugunsten Bulgariens vorzunehmen, doch dürfe das alte serbische Ideal einer Vereinigung aller Südslawen nicht angeiastet werden. "Aus Bukarest wird gemeldet: Die öffent liche Meinung Rumäniens hat aus einem Artikel des .Temps', des Organs des franzö sischen Ministers des Äußern, in authentischer Form erfahren, daß die Vierverbandsmächte der bulgarischen Negierung für ein aktives Eingreifen auch einen Teil der rumä nischen Dobrudscha versprochen haben. Die konservative Partei ist darüber empört und erhebt Einspruch dagegen, daß die Entente über rumänisches Gebiet verfügt. Amerika * .Daily Chronicle' meldet aus New Dork: Die Deutsche Propaganda fordert jetzt die Einführung eines Staatsmonopols für die Fabrikation vonW affen und Munition, um so Lieferungen an die Ver bundenen zu verhindern. Die Forderung ent spricht den Wünschen eines stets wachsenden Teiles der Nation nach einer Kontrolle über die Großindustrie sowie derer, die die Landes verteidigung verstärken wollen. VolkswLrtsckaMickes. Die Pfändungsgrenze für. Lohn- und vkeholtsaufprüche. Die vom Bundesrat auf 2000 Mark bemessene Pfändungsgrenze für Lohn-, Gehalts, und ähnliche Ansprüche ist lediglich als eine während des Krieges in Rücksicht aus die ge- steigerten Preise erlassene vorläufige Maßregel gedacht. Eine endgültige Regelung des schon vor dem Kriege von werten Kreisen geforderten sogenannten 1S00-Mark-Vertrages ist für die Zeit nach dem Kriege in Aussicht genommen. Für eine Bedrohung der Hafenstadt nicht nur vom Lande aus in greifbare Nähe gerückt, sondern der kühne Vorstoß der deutschen Seestreitkräfte hat auch gezeigt, daß Riga von der See aus ver wundbar ist. Kein Wunder, wenn die englischen Zeitungen schnell ihre Meinung geändert haben und nun sogar erklären, falls Riga erobert würde, was nicht unmöglich sei, schwebe Petersburg (Petrograd) in Gefahr. Von LMÄ fern. Die erste» Millionen für die neue Kriegsanleihe. Die Lagereiberussgenossen schast wird bei der neuen Kriegsanleihe wieder eine Million Mark zeichnen. Die Lager- berufsgenossenschast hat schon bei den vorher gehenden beiden Kriegsanleihen je eine Million Mark gezeichnet. Dankadresse deutscher Frauen. .Stock- Holms Dagbladet' zusolge haben M deutsche Damen aus Herrnhut in Sachsen an Lie schwedischen Damen in Wisby eine Dank adresse gerichtet, deren Inhalt lautet: Mit großer Freude lesen wir in unseren Zeitungen über das liebevolle Entgegenkommen, das die tapfere Besatzung von „Alvatroß" auf Gotland erfahren hat. Wir fühlen uns daher innerlich ermahnt, Len Damen, die so treu und sorgsam sie gepflegt haben, unseren herzlichsten Dank auszudrücken. Pilzvergiftung. In Vojanowo (Provinz Vosen) ist die ganze aus sieben Personen be stehende Familie des im Felde stehenden Restaurateurs Rentel, bestehend aus Ler Ehe frau, deren Mutter, zwei Kindern, einer jugend lichen Verwandten und" zwei eben erst der Schule entwachsenen Dienstmädchen innerhalb 48 Stunden nach dem Genuß von Pilzen an Pilzvergiftung gestorben. Diebstahl eines wertvolle» Andenkens. Ein Schmuckstück des Dichters Gellerts, ein silbernes Kreuz von 6 Zentimeter Länge und 4 Zentimeter Breite, das auf der Vorderseite acht geschliffene Brillanten trügt und dessen Rückseite stark vergoldet ist, ist in Chemnitz gestohlen worden. Auf die Wiedererlangung des seltenen Schmuckstückes, das über 200 Jahre alt ist und einen Wert von etwa 3500 Mk. darstellt, hat der Eigentümer, für den das Ge schenk des Dichters noch einen ganz besonderen Wert hat, eine hohe Belohnung ausgesetzt. Todes stürz französischer Flieger. Dem ,Temps' zufolge stürzte bei Etampes ein Flug zeug aus 50 Meter Höhe herab. Beide Insassen, die Flieger Potard und Casceu, wurden getötet. Englands Schiffsverluste. Der Liver pooler Verein der Privatoersicherer weist seine Verlusts für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 31. März nach. Der Gesamtverlust an Dampfern betrug 6 353700 Pfund (127 074 000 Mk.) gegen 1 130 000 (22 600 000 Mark) im gleichen Zeitraum des Jahres 1914. Der Verlust an Segelschiffen betrug 700100 gegen 142 000 Pfund (14002000 gegen 2840000). Als Verluste durch den Krieg werden bei den Dampfern 3 485 900 Pfund und bei den Segel- schiffen469000 (69 618 000 - 9380000) angegeben. Die Verluste „aus andern Ursachen" über stiegen bei den Dampfern die des Vorjahres um 150 Prozent. Gehobene Merte. — Moorkultur durch Gefangene. — Um dem englischen „Aushungerungsplan" durch umfangreichen Anbau unserer wichtigsten Nahrungsmittel: Brotgetreide, Kartoffel, Ge müse wirksam zu begegnen, wird der Versuch gemacht, olles Moor landwirtschaftlichen Zwecken zu erschließen. In letzter Zeit ge schieht dies mit Hilfe der Gefangenen, nament lich der Rusten, die sich für diele Arbeiten — die Trockenlegung von Sumpsstrecken und die Urbarmachung von Ödland — besonders eignen. An 20 000 Quadratkilometer, 8 Millionen Morgen, umfassen die Moore Deutschlands. Moorland ist fruchtbares Land, nur seine große Feuchtigkeit verhindert eine planmäßige Gartenkuttur. Deshaib muß man zunächst für Entfernung dieser Feuchtigkeit sorgen. Dies ge schieht dadurch, daß man vor allem einmal zahlreiche Kanäle hindurchsührt, durch die Lie im Boden enthaltenen Wassermengen abfließen können. Da man den beim Ausstechen der Kanäle gewonnenen Torf als Brennmaterial benutzen kann, so ist Lie Herstellung eines solchen Kanals eine nicbt allzu teure Sache. Die Kanalisation der Moore wird in Ler Weise vorgenommen, daß man in einem be stimmten Gebiete kleinere Kanäle anlegt, die dann mit leichtem Gelälle, so daß das Wasser ablaufen kann, in einen größeren münden. Dieser mündet wiederum mit schwachem Ge fälle in einen noch größeren und dieser end lich in einen ganz großen Hauptkana!, der alles Wasser aus sämtlichen Gebieten auf nimmt und nun fo viel Wasser enthält, daß er schiffbar ist. Das auf diese Weise tcocken- gelegte Land wird dann von allem Unkraut sowie allen daraujstehenden sonstigen Ge wächsen, Bäumen usw. befreit und endlich an gebaut, sei es mit Getreide, sei es mit Ge müse oder Blumen. Natürlich erfordert die Anlage von Kanälen, der Anbau usw. Zeit, und deshalb vollzieht sieb eine Lerartige Umwandlung immer nur allmählich. In Holland hat man bereits im 16. Jahrhundert mit der Kanalisation und dem Anbau der Moore begonnen. Heute ist das einstige Moorland blühendes Getreide- und Gartenland. In Deutschland ließ Fried rich der Große die ersten holländischen Tors- gräber nach der Mait Brandenburg kommen. Später setzte die preußische Regierung das von ihm begonnene Werk fort, und ins besondere im Jahre 1788 erfolgte nochmals eine große Einwanderung von Torsaibeitern aus Holland. Man ist aber niemals so weit gelangt wie in Holland, und im großen und ganzen sieht es gerade in Deutschland in den Mooren heutzutage noch ebenso aus wie vor Hunderten von Jahren. Dieser Mißerfolg veranlaßte im Jahre 1871 einen verdienten Beamten, den Geheimrat Macart vom landwirtschastlichen Ministerium in Berlin, auf neue Mittel und Wege zur Er schließung der Moore zu sinnen. Er verfaßte eine große Denkschrift, in Ler er darauf hin wies, daß sich Kanalisation und Anbau für die deutschen Moore nicht eignen, und daß man deshalb den Torf in anderer Weise aus nützen müsse, indem man ihn zu Jndufirieer- zeugnissen verarbeitet. Man begann, die merk würdigsten Dinge aus dem Torfe herzustellen. Zunächst einmal Papier. Vermischtes. Der englische KriegstotaMator. Ein Leser englischer Zeitungen schreibt der.Voss. Ztg.': Es werden in London noch immer Kriegsweiten gelegt. Aber während vor einem Jahre Lloyd noch 500:1 legte, daß wir, die Deutschen, nie nach Petersburg gelangen würden, lautet heute die Wette 5:1. Preisausschreiben für Friedensvor schläge. Eine Schweizer Zeitung hat, nach einem Bericht des .Daily Chronicle', einen Geldpreis für den besten Vorschlag zur Her- beisübrung des Friedens ausgesetzt. Die Zahl der Einsendungen war groß: und wenn auch leine geeignet ist, das gewünschte Ziel hervei- zusühren, so kann dock nicht geleugnet werden, büß einige der Vorschläge mehr als originell sind. Eine Liga von 45 Einsendern schlägt vor, daß die Neutralen gemeinsam eine Armee ausstellen sollen, um die Kriegführenden durck diese Drohung zur Verminst zu bringen. In Ermangelung von Anhängern wollen die 45 wahrscheinlich auf eigene Faust die dro henden Schritte unternehmen! ... Ein anderer Leser macht den Vorschlag, daß sämt liche Staaien nach Friedensschlusi zur Ver hütung eines neuen Krieges ihre Bürger auf Staatskosten auf Reisen ins Ausland schicken sollen, um so das gegenseitige Verständnis zu wecken. Böswillige Leute behaupten, dieser Einsender sei Hotelbesitzer, übrigens scheint das Schweizer Blatt den Werl Les Friedens nicht allzu hoch zu schätzen: der ausgesetzte Preis Das Torfpapier ist aber lein sehr schönes- und man kann es insbesondere nicht zu Schreib- und Druckzwecken verwenden. Höch stens als Einwickelpapier läßt es sich denutzen. Auch poröse Ziegel hat man unter Verwen dung von Torf hergestellt, indem man ihn in den Lehm, aus denen diese bereitet werden, hineinknetete. Wurden dann die Ziegel ge brannt, so brannte der Torf heraus, unv der zurückbleibende Ziegelstein enthielt zahlreiche feine Kanäle und Löcher, die sogenannten „Poren". Auch Dachbedeckungen, Streich hölzer, Pappen, ja sogar Futtermittel hat man aus Torf hergestellt. Als man dann später entdeckte, daß der Tors hohe desinfizierende Eigenschaften besitzt, verwendete man ihn auch als Desinfektionsmittel, insbesondere in der Form des sogenannten „Torfmulls". Eins besondere Verwendungsart des Torfes besteht in der Herstellung sogenannter „Torfstreu", die man anstatt Stroh oder mit diesem zusammen in den Ställen benutzt. Dis Nachfrage nach den aus Torf herge stellten Produkten ist im Verhältnis zur Größe der deutschen Moorgegenden eine viel zu ge ringe. So hat man denn neuerdings einen Weg eingeschlagen, der wohl sicher zum Ziels führen dürfte. Man siedelte die Industrie irr den Mooren selbst an. Eine der größten deutschen Elektrizitätsfirmen, die Siemsns- und Schuckertwerke in Berlin, haben mitten in einem Moore, bei Aurich, ein riesiges Elektrizitätswerk errichtet. Die Elektrizität läßt sich hier sehr billig erzeugen, wird Loch zur Heizung Ler Kessel der Torf benutzt, den man in der Nähe aussttcht. Dieser Tors wird so ausgestochen, daß ein größer, breiter Kanal entsteht, der ins Meer führt, iö dar man einen billigen Transportweg erhält. Die erzeuge Elektrizität wird gleichfalls am billige Werse mittels dünner Kupserdrähte iortgeleiiet und dazu benutzt, selbst in ziemlicher Entfernung liegende Städte elekirisch zu beleuchten. Es ist sogar geplant, das ganze Grofher-ogium Oldenburg von einem einzigen, inmitten eines Moores gelegenen Elektrizitätswerk aus mit elektrischem Licht und elektrischer Kraft zu versehen. Dieser Versuch der Errichtung eines Elektri zitätswerkes fern von aller Kultur und in mitten eines einsamen Moores i l der erste, und ihm kommt deshalb eine grundlegende kulturelle Bedeutung zu. Schon heute aber kann er als geglückt gelten. So werden denn bald inmitten der Moore wertere Elektrizitäts werke solgen. und damit wird ihre schon so ost versuchte Erschließung ihren Anfang nehmen, der im Jnleresje unseres Vaterlanoes ein in jeder Hinsicht guter Erfolg zu wünschen ist! Nbg. „Max," rief sie dunkel errötend, .nein, bleiben Sie — so meint' ich's nicht." Er kam zurück und nahm ihre Hand. „Klara, wenn Sie mich noch ein klein wenig lieb haben, weshalb peinigen Sie mich so ? Dies ist doch ein Zustand, der unser beider Kräfte übersteigt. Sagen Sie mir, weshalb wollen Sie nickt meine Frau werden? Können Sie mir den Tod Ihres Bruders nicht ver zeihen ?' „Das ist es nicht mehr: ich sagte es Ihnen schon. Sie wissen ja, was auf mir lastet. Wie darf ich an ein Glück für mich denken?' Er legte sanft den Arm um sie, und sie wehrte ihm nicht. »Glauben Sie denn, daß sich meine Er innerungen nicht für alle Zeit in mein Leben eingebrannt haben? Wenn Sie nun glauben, daß auch Sie unter dem Bewußtsein einer Schuld seufzen, ist das nicht ein Grund mehr, daß wir treu Zusammenhalten sollten, jeder bemüht, dem anderen die Last verständnisvoll zu erleichtern? Ich habe immer geglaubt, daß wir berde ausdrücklich für einander bestimmt waren, jetzt ist mir das noch viel klarer als jiuyer. Wenn wir auch nicht auf ein gleich wouewoies Glück rechnen wie andere, weil der Schatten des Todes zu tief in unseren Weg gefallen ist, weshalb sollen wir es nicht rnit dem versuchen, was uns geblieben ist? Glauben Sie mir, wir würden es nie ver- schmerzen, wenn wir uns jetzt trennten." Von seinem Arm umschlossen, sand sie es doch schwer, ihren Widerstand aufrecht zu er-! halten. i „Vielleicht! Ich weiß ja, was ich in Ellern- Kagen gelitten habe," sagte sie, schon halb be siegt, „aber würde es recht sein? Mir ist, als könnte ich niemals wieder von Herzen froh werden, und Sie gebrauchen ein Frau, deren Heiterkeit Sie die dunklen Stunden vergessen macht." „Wenn ich mir nun aber gar keine andere Frau wünsche, als gerade diese, neben der keine andere für mich in Frage kommt? Wir sind zu fest aneinander gebunden, nm je ohne einander zur Ruhe kommen zu können. Ich will Sie nicht drängen, Klara, ich will warten, so lange Sie wollen, wenn Sie mir jetzt ihr Jawort geben. Sagen Sie nicht nein, Klara," sagte er welch, indem er ihr mit einem Blick, der sein scharfgeschnittenes, eckiges Gesicht wunderbar weich machte, in die Augen sah. Es war nichts mehr darin von der Leiden schaftlichkeit und dem stürmischen Fordern des Vorjahres. Er streckte ihr die freie Hand hin, und jetzt legte sie die ihre hinein. Es war noch dieselbe Hand, die Edgar er schossen hatte, aber das Grauen war gewichen. War es doch dieselbe Hand, die in nimmer müder Liebs alles aufbieten würde, ihren Lebensweg zu ebnen, Lie bereit war, sie in der Nacht der Schwermut, die noch immer auf ihr lag, zu leiten und zu stützen. „Wir sind beide andere geworden, wir sind beide durch tiefe Wasser gegangen: Sie mögen reckt haben, wir gehören zusammen, und wenn Sie es denn mit mir versuchen wollen und mich ertragen, so wie ich jetzt bin, ge zeichnet durch Schuld und Wahnsinn —" „Ich wünsche mir nichts Besseres," sagte er einfach, und in dem festen Druck, mit dem er ihre Hand umschloß, sprach sich mehr aus, als in den stürmischen Liebkosungen jener ersten Brautzeit. * » Des Professors Geduld wurde auf keine allzu harte Probe gestellt. Als der Mai ins Land kam, erhob Klara keine Einwendungen mehr, als Frau von Knorring in sie drang, jetzt endlich den Hoch zeitstag zu bestimmen. Die Wiederoersöhnung des eigenartigen Paares begegnete in der Stadt dem allgemeinsten und lebhaftesten Interesse, und die Regterungsrätin sehnte sich brennend danach, dem endlosen Gerede, das Lie Sache verursacht hatte, ein Ende zu machen. Diesmal war es Olden, der sie zur Ge duld ermahnte. „Sie muffen ihr Zeit lassen," meinte er. „Ihre intensive Natur ist zu tief erschüttert worden, als daß wir einen so schnellen Um schwung erwarten dürften. Ich hoffe bestimmt, daß sie mit der Zeit von neuem aufblühen wird, und das ist mir genug." Von geschäftlichen Zurüstungen, dem ganzen frohen Trubel einer Hochzeit war diesmal keine Rede. Die Trauung sollte in Berlin stattfinden. Der bloße Gedanke an eine Hochzeit in der Heimat» an eins mit Zu schauern überfüllte Kirche erregte bei Klara ein unüberwindliches, nervöses Grauen. „Sie ist wirklich zu unheimlich still sür eine Braut, selbst wenn man alle Umstände in Be tracht zieht," dachte Frau von Knorring oft, wenn ihr zärtlich besorgter Blick die Pflege- tochter streifte. „ES gibt mir aklemal einen Stich durchs Herz. Könnte ich nur etwas da zu tun, sie hellerer zu stimmen; aber. Olden wird wohl recht haben, man muß ihr Zeit lassen, das seelische Gleichgewicht wiederzu finden." Nichtsdestoweniger beschloß sie, auf eigene Hand etwas zu unternehmen, um die Schwer mut der Pflegetochter etwas zu zerstreuen, und Briefe, deren Inhalt sie sorgsam geheim hielt, gingen hin und her. -» An einem schönen Junivormittag wurden sie getraut. Heller Sonnenschein lachte zu den Kirchenkenstern hinein, spielte in den Falten des Brautschleiers und warf durch die gemalten Scheiben farbige Reflexe auf den Fußboden. Draußen brauste der Lärm der Großstadt, und Wagengeraffel und Pferde bahnläuten bildeten eine unholde Begleitung zu den Worten des Trauformulars, aber nur Frau von! Knorring ward dadurch gestört, die beiden vor dem Mare hörten kaum etwas davon. „Es scheide Euch denn Gott nach seinem Willen durch den zeitlichen Tod." So zusagen über Gräber hinweg hallen sich ihre Hände gefunden, um sich nie wieder zu lösen. Klara sah sehr lieblich in der Myrtenkrone aus. Olden war sehr blaß, aber er hielt sich stolz und ausrecht, und beide riefen bei dem Küster die stille Verwunderung hervor, wes halb ein so distinguiert aussehendes Paar nur mit einer einzigen Dame als Trauzeugin er- -'schienen sei. Frau von Knorring betrachtete ihre Schützlinge mit der Rührung, die die Ge legenheit verdiente, trotzdem schien sie nicht so ganz bei Ler Sache. Immer wieder wandte sie den Kopf. «Mr» (Schluß folgte
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