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Ottendorfer Zeitung : 06.08.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191508063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150806
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150806
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-08
- Tag 1915-08-06
-
Monat
1915-08
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 06.08.1915
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Rückblick. In seiner Kundgebung „An das deutsche Bolt" bat Kaiser Wilhelm dem Empfinden aller Deutschen Ausdruck-, gegeben. Wir werden auch ferner aushalten in Treue und Opfer bereitschaft. Wir werden siegen! Des find wir, in der Hoffnung auf des Höchsten Hilse, froher Zuverficht. Ein schweres, aber auch ein großes und gewaltiges Jahr liegt hinter uns. Ja, man kann es vielleicht nicht mit Unrecht die bedeutendste Zeit nennen, die das deutsche Volk bisher erlebt hat. Da der Krieg durch den bösen Willen unserer Nach barn und ihrer Bundesgenossen nicht mehr zu vermeiden war, so ziemt es heute nicht, die Schrecken eines Kriegsjahres zu betrachten, sondern die einzige Frage eines Volkes, das für seine Ehre und seine Zukunft besorgt ist, kann nur darin bestehen, wie wir oieses Kriegssahr genutzt haben, und ob wir den Überlieferungen unserer Geschichte treu ge blieben und des Heldengeistes unserer Ahnen würdig gewesen find. Wo das deutsche Volk in Waffen bisher aufgetreten ist, hat es neuen Ruhm an seine Fahnen gehestet. Die Zetten des großen Friedrich, die Kämpfe in den Befreiungs kriegen und nicht zulet-t die große Zett in den Jahren 1870 und 1871 find die beredten Zeuaen hierfür. Mancher mag wohl bei Aus bruch de» Krieges sich bang gefragt Haden, ob wir diesen gewaltigen Erinnerungen gegen über mit Ehren bestehen werden. Nicht als ob unser Volk nicht mehr das alte Heldenvolk geblieben wäre, aber die Zeiten erschienen so ruhmgekrönt und gewaltig, daß es unmöglich erschien, sie und ihren Glanz wieder herauf zuführen. Nun, die Geschichte dieses Kriegs jahres hat gezeigt, daß diese Bedenken unnütz waren. Wir wollen gewiß nicht ruhmredig werden, aber wir dürfen trotzdem feststellen, daß der Verlaut dieses Jahres allen früheren großen Zeiten würdig war. Es war nicht nur ein Jahr des Krieges, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ein „Jahr der Siege". Die Bedenken bei Ausbruch des Krieges hatten schon aus dem Grunde ihre Berech tigung, weil noch nie dem deutschen Heere solche geschloffene Gemeinschaft starker, gut gerüsteter tapferer Feinde gegenübergestanden hatte. Jeder war sich darüber klar, daß in diesem Kriege alle Verhältnisse der früheren übertroffen waren, daß andere Zustände herrschten, die vielleicht solche Siege wie in früheren Kriegen ausgeschlossen erscheinen ließen. Tatsächlich Hötte unser Heer glänzend beitanden gehabt und wäre seiner ruhmreichen Ahnen würdig gewesen, wenn es dieser ge waltigen Übermacht gegenüber sich nur tapfer behauptet hätte, denn auch Friedrich der Große, der einer ähnlichen Übermacht gegenüberstand, mußte manche Niederlage erleiden, ohne daß dadurch sein Ruhm oder der seiner tapferen Streiter geschmälert worden wäre. Aoer wie unendlich weit ist unser Heer über dieses erhoffte „Sich - tapfer - behaupten" hinaus» gegangen. Von dem Tage an, als es am 2. August 1014 den Vormarsch gegen Westen antrat, heftete es Steg auf Steg an seine Fahnen. Die Eroberung von Lüttich am 7. August und die siegreiche Schlacht bei Mülhausen am 10. August waren die ersten Proben der Kraft» leistungen unserer braven Fclograuen. Es folgte dann der weitere Vormarsch, der wegen seiner ungewöhnlichen Ruhmestaten mit dem Ehrentitel „der marschierend« Steg" in der Geschichte belegt wmde. Während hier unser Heer Lorbeeren erntete, schien der deutsche Osten durch daS gewaltige Russenheer bedroht. Nun wird es ein nie verwelkendes Ruhmes blatt unserer Heeresleitung bleiben, wie sie es verstanden hat, sich im Westen in den EtellungSkämpren siegreich zu behaupten und gleichzeitig im Osten das heran drängende Mtllionenheer unserer Feinde zurückzudrängen und allmählich auszureiben. Hier bedeutet jeder Name einer Stadt beinahe einen Sieg. Ostpreußen gab mehrere Maie die glänzendsten Waffentaten, welche je die Welt erlebt hat. Jere Stadt Polens fast wurde der Ort einer S*Iacht und zugleich die Stätte eines Sieges. Niemals und nirgend geschlagen gingen unsere Heere hier nur manchmal zurück, um den neuen Sieg vorzubei eiten. Man denke nur an den berühmten strategischen Rückzug vor Warschau und seine Folgen! Inzwischen waren unsere Truppen aber auch im Westen nicht müßig, sondern zeigten unseren Feinden, daß trotz der gewaltigen Offen sive im Osten auch unser Heer im Westen schlagbereit sei. Namen wie Soissons, Winter schlacht in der Champagne, Dpern Argonnen, Arras. St. Mihiel und viele, viele andere find ebenso viele Namen von deutschen Sieges stätten. Das überlegene Heer der Verbündeten kam hier nicht einen Schritt vorwärts, trotz dem es unaufhörlich mit starken Kräften An griff auf Angriff häufte. Eisern stand und steht die Mauer unterer Truppen. Die Siege in Galizien und in Kurland, am Narew und am Bug. an der Weichsel und an der Dubissa, früher an der Mura, Rawka und Pilica, vor Warschau und vor Iwangorod, Livau, Pultusk, Rozan und Ostrolenka, die Fülle der Namen ist zu verwirrend, um in dem kleinen Raume eines Gedenkblattes zusammengefaßt zu werden. Es kann überhaupt nicht die Aus gabe eines solchen Aufsatzes sein, die Ge schichte dieses Krieges zu schreiben. Nm das soll betont werden, daß dieses Jahr für uns ein Jadr des Sieges war. Alle Hoffnungen und die kühnsten Erwartungen sind durch die Ereignisse übertroffen worden. Die gewaltige Reihe unserer Feinde hat unserem Heere den Steg nicht entreißen können. In ihre eigenen Länder wurden sie zurückgeworfen und durch unser siegreiches Heer in die Verteidigungs stellung gedrängt. Die gewaltige Zett hat ein gewaltiges Heer angetroffen, daß trotz der großen Überzahl seiner Feinde sieggewohnt ist, wie eS die Väter waren. Wir wollen uns am Beginn des zweiten Kriegsjahres neu ins Gedächtnis rufen, daß es eins der grauenhaftesten Verbrechen der ganzen Weltgeschichte gewesen ist, was unseren Feinden den Anlaß gegeben hat. einen Kriegs brand in der Welt zu entzünden, wie er noch nicht dagewesen ist. Die Ursache des Krieges liegt freilich tiefer. Sie ist zu suchen in dem gemeinsamen, neidvollen Hasse des eifersüch tigen England, des rachedurstigen Frankreich und des herrschsüchtigen Moskowitertums. Die Dolche für den Tag des Überfalles wurden geschliffen, das Gift gemischt. Plan mäßig wurde von Zeit zu Zeit in der Presse der Lügen- und Verleumdungsfeldzug gegen Deutschland eröffnet. Unser Vaterland wurde in der ganzen Welt als der nach der Welt herrschaft lüsterne Störenfried zu verdächtigen gesucht. Wo das Wort nicht ausretchte. half Bestechung nach. Jetzt ist unser Schwert daran, das Ränkespiel zu zertrümmern und der Wahrheit sieghaft zum Lichte zu verhelfen. Wir treten in das zweite Kriegssahr mit der festen Zuversicht: Wir müssen siegen! O. K. d. Mg verschiedene Unegsnachrichten. Von der mil.Zeniurbehörde zugelassene Nachrichten Vom v - Bootkrieg. Londoner Nachrichten zufolge ist der Pasta- gierdampfer „ Iberian" von der Leyiand- linie von einem Unterseeboot versenkt worden. „Jberian" (5223 Registertonnen) wurde zuerst beschossen und dann torpediert und zum Sinken gebracht. Sieben Personen sind tot. 61 konnten gerettet werden. Weiter wird ge meldet: Der Dampter der norwegischen Amerika-Linie „Trondhjemssjord", der 2737 Tonnen Gedalt hat, wurde von einem deutschen Unterieedoot versenkt. — Der U-Bootkrieg wird, wie daraus ersichtlich, mit allem Nach druck fortgesetzt. * Rußlands neue Reserven. Das Stockholmer .Svenska Dagbladet' meldet, nach einem Petersburger Telegramm sei dieange ündlgte Etnveru ung öerJahres- klal se 1806 jetzt erfolgt. Man erwartet, daß in den ersten Tagen der nächsten Woche die Generatmobilisierung in ganz Sivirien verkündet werde. — Ob jene neuen Truppen das Schickial wenden können, scheint fraglich. , Ermutigung der Verbündeten. Die Londoner.Limes' schreiben in einem Leitartikel: Man kann aus der Ruhe und Gleiches 181 Roman von A. L. Lindner. Korttetzimad Der Kirchhof von Ellernhagen, von niedriger, grasbewachsener Feldsteinmauer umgeben, reichte dis an den Fahrweg. Müde blieb Klara einen Augenblick sieben und iah hinüber. Der Bauer ist nicht sentimental und hält es meist für unnötig, viel Zeit und Ardelt an ein Grab zu wenden. Wer tot ist, ist eben fort, die Hinterbliebenen müssen sich in diese Tatsache finden und tun es gewöhnlich auch. Der Acker, das Vieh stellen ihre täg lichen Aniorderungen und lasst« sich nicht ver trösten, der Tote dagegen ist geduldig und protestiert niemals ge-en Vernachlässigung. Wenn die Buchsdaumkränze verwelkt sind, legt man ein paar GraSlohen auf das Grab oder pstanzt, wenn's hock kommt, eln wenig Efeu, der gedeihen mag, wenn er will und kann — das tsi alle». DaS junge MS-Len stützte den Arm auf Lie Mauerkante. Wie mochten die Menschen geartet gewesen sein, dachte sie, die unter den vernachläiilgten. untrautbewachsenen Hü»«l« schliefen, und deren Totenkränz« an den weilgeiünchten Wänden der kle'nen Kirche welkten? Wie eng begrenzt mußt« das Leben gewesen sein, da» sie verlassen hatten. War überhaupt irgend etwas darin gewesen, um ihm Farbe und Ausdruck zu geben? Die Kinderjahre, der Stock des Lehrers, daraus die Fugend in harter Arbeit und ge- legenMchem ArMasen auf dem Tanzboden, endlich die Heirat, die Geburt von Kindern, de«e" mit tödlicher Sicherheit das gleiche Leben bevorstand, das waren so die Ereignisse gewesen. — Was noch kam, hieß säen und ernten, pflügen und egaen, Vieh züchten und verfaulen. Wie kläglich arm an Freuden schien der kleine Kreis, aber dafür auch wie arm an Leiden. Gewiß, sie hatten ihre Nöte gehabt, ihre Eifersüchteleien und Prozesse, ihre Mißernten, ihr Viehsterben, und das all gemein menschliche Leid — den Tod, aber das lag alles so klar und einfach, hatte etwas so Gesundes und Naturgemäßes, was wußten sie von dem komvlizierten Emvstndungsleben, das die Oual oder die Wonne des modernen Menicken aurmacht, von der Pein des Zweisels, ob man recht getan, von der noch schlimmeren Pein, daß man dem eigenen Herzen nicht Gewalt anzutun vermochte, von dem Widerstreit zweier gleich starker Leiden- schaiten. Beinahe wie ein Gesühl des Neides auf jene einfachen Existenzen quoll es in ihr aui. Ja, sie hatten es gut gehabt im Leben. Und nun — am Ziel zu sein, nicht mehr kämpsen, nicht mehr denken zu brauchen, bis das Gehirn versagte, keine Briese mehr zu bekommen, die einem daS Herz im Leibe umkehrten, keine Unterhaltung anßöien, sich nicht mehr zu- sammennehmen müssen, ganz still liegen dürfen unter dem grünen Rosen, mochten die Sonnen strahlen darüber hinfltmmern, oder sachte der Regen rieseln, der Sturm brausen oder die Vögel singen — gewaltsam riß sie sich los und sah auf die Uhr. Eine volle halbe Stunde hatte S« hier gestanden und getrimmt, nun galt es Eile. Wie sonderbar, datz sie jetzt so häufig alles Bewußtsein von Zeit und Ort verlor. Entschlossenheit der Russen, die sich durch die schlimme Lage Warschaus nicht aus der Fassung bringen lassen, neuen Mut schöpfen. Die Russen wissen ebenso gut wie wir, daß die Verbündeten länger aushalten können als die Gegner. In Zukunft wird die Aufgabe, die deutsche Gefahr aus der Welt zu schaffen, mehr als bisher auf unseren Schultern ruhen. Wir schrecken nicht davor zurück. Frankreich und Rußland haben die äußerste Kraft entfaltet und fordern jetzt von uns eine kräf tigere Unterstützung. Sie erwarten sie nicht vergebens. Wir müssen jede Sehne an spannen. Wenn die Regierung sofort ein Gesetz annähme, durch das jeder Mann im militärischen Alter Soldat werden oder sonst wie dem Staate zu dienen gezwungen würde, würde sich der moralische Einfluß der Erfolge Deutschlands in Rußland sehr vermindern: wenn eine solche Maßnahme sofort ergriffen würde, würde sie in der ganzen Welt Ein druck machen. Englischer Vermittlungsversuch zwischen den Senussi und Italien. Die englisch-ägyptische Zeitung Mokattam' kündigt an, daß die englisch-ägyptische Re gierung ihre Vermittlung zwischen den Senussi und Italien angeboten habe. Der Groß« sch eich hätte geantwortet, daß er eine Ent scheidung erst nach seiner Rückkehr aus Kufra, wo er sich mit den Stammhäuptern beraten wolle, fällen könne. Es ist kaum anzunehmen, daß die Senussi, die gegen Italien in Tripolis so greifbare Erfolge errungen haben, jetzt den Kampf einstellen werden. * Die uneinnehmbaren Dardanellen. Das .Berner Tagblatt' meldet: General Hamilton, der englische Oberbesehlshaber vor den Dardanellen, hat einen Sonderkurier an Lord Kitchener gesandt, um ihm mitzuteilen, daß an eine Fortsetzung der Opera tionen an den Dardanellen nicht zu denken sei. Ein neuer Angriff habe nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn es gelinge, mit einem Balkanüaat ein Abkommen zu treffen, wonach dieser selbst an dem Angriff tetlnehmen oder aber mindestens den Durch, marscb der russischen Armee gestatten müßte. Mailer Mlkelm, GeneratfelämarsckaU. Zu der Annahme der Würde eines bayrischen Generalseldmarschalls durch den Kaiser werden einige Ausführungen über Lie Zusammen setzung unseres Heeres von Interesse sein, durch die es möalich ist, daß der Kaiser, der bekanntlich Oberbefehlshaber des deutschen Heeres ist, doch Generalfeldmarschall im Bay rischen Heere werden kann. Das deutsche Heer ist nämlich ein Kontingentheer, nicht aber ein kaiserliches Heer in dem Sinne, wie unsere Marine eine Kaiserliche Marine ist. Einige Bundesstaaten, wie Württemberg. Bayern und Sachsen haben mehrere Hoheits rechte bewahrt, die in der Selbständigkeit der Verwaltung sowie der Militärgerichtsbarkeit, und in mehreren landesherrlichen Befugnissen zum Ausdruck kommen. Die anderen Bundes staaten haben ihre Mlitärhöhe auf Preußen übertragen, sodaß unser gesamtes deutsches Heer aus vier Kontingenten besteht, nämitch aus dem preußischen, bayrischen, wüittemoer- giscken und sächsischen. Die verantwortlichen Beraier der einzelnen Kontingente find die KrtegSminister. Kür den Kaiser als Oberbe fehlshaber ist nicht der preußische Kriegs- Minister, sondern Ler Reichskanzler verant wortlich. Die Einheitlichkeit LeS deutschen Heeres ist durch mehrere Bestimmungen gewährleistet. Dem Kaiser als Oberbefehlshaber ist die ge samte Landmacht unterstellt. Der Kaiser hat die Gliederung und Einteilung der Kontin gente und dte Garnison, sowie nach Art. 63 der Reichsoerjassung die Mobilmachung eines jeden Teiles des Reichsheeres zu bestimmen. Ferner hat der Kaiser als Oberbesehlshaber die Höchstkommandierenden zu ernennen. (Die kommandierenden Generale der sächsischen Armeekorps werden auf Vorschlag des Königs von Sachsen durch den König von Preußen, der kommandierende General des württem- bergischen Armeekorps dagegen wird durch den König von Württemberg nach vorheriger Zustimmung des Kaisers ernannt.) Ferner ernennt der Kaiser alle Offiziere, welche Truppen mehr als ein Kontingenlheer be fehligen und alle Festungskommandanten. Alle deutschen Truppen müssen dem Befeble des Katsers unbedingt Folge leisten, was sie auch im Fahneneid beschwören. Der Kaiser hat die Berechtigung Festungen anzulegen, nach Art. 65, und kann bei Be drohung der öffentlichen Sicherheit jeden Teil des Bundesgebietes in Kriegszustand erklären. Er hat das Recht der Zustimmung bei der den Landheeren zustehenden Ernennungen von Generalen und von Generalstellungen ver sehenen Osfizieren. Ferner hat der Kaiser die Inspektion des gesamten Heeres. Voll kommener Oberbesehlshaber ist der Kaffer nur bei der Marine und bei den Schiffstruppen. Im Heere sind den Herrschern der einzelnen Bundesstaaten zwar eine Reihe von Vor rechten zugefichert, aber die völlige Harmonie unb die unlösliche Verbindung aller deutschen Bundesstaaten zu einem einheitlichen Ganzen gewährletstet von selbst die völlig einheitiiche Führung. Politische Armäschau. England. * Der Grund, weshalb in der letzten Zeit so viele neutrale Schiffe aus Skandinavien mit Bannware versenkt worden sind, ist nach der Ansicht der Kopenhagener Presse darin zu erblicken, daß England jetzt Kohlen an neutrale Schiffe nur gegen die Ver pflichtung ausliefert, Bannware nach England zu bringen. Es liegt auf der Hand, daß England nicht eigene Schiffe der Gefahr aussetzen mag, dafür lieber neutrale Schiffe wählt und nachher noch bei der Ver senkung derartiger Schiffe Entrüstung in den neutralen Ländern hervorzurufen versucht. Russland. *Die.Nowoie Wremja' meldet, der Gou verneur von Wolhynien habe nach seiner Rückkehr aus Galizien die Ausweisung aller in den Grenzbezirken wohnenden Personen deutscher Abstammung erbeten. Er habe die Ausweisung bewilligt erhalten und gleich energisch damit begonnen, zunächst alle an den Eisenbahnlinien wohnen den Deutschen über Kiew nach den östlichen Gouvernements zu verwestem JmObuchower Krankenhause in Petersburg sind sämt liche R e ch nu n g s b ü ch er undFinanz- schriftstücke ve rschwunden. Es stand Rechnungsreoifion bevor. Valkanstaaten. * Das ,Berl. Tgbl.' meldet über Wien: Die serbischen Blätter veröffentlichten am Jahrestage des österreichisch-ungarischen Ulti matums trübe Artikel. Die .Radnitzky No» vlne' schreiben: „Die Note, welche die Monarchie an Serbien gerichtet hat, war kein Ultimatum, sondern ein Befehl. Ein Jahr darauf steht die ganze Welt in Flammen, und was haben wir erreicht? Die Serben sind nicht nach Ungarn gelangt, ja nicht einmal nach Semlin; die Österreicher sind im Besitz ihres ganzen Landes, dte Russen sind froh, daß der Feind nicht noch weiter ins Innere ihres Landes vor- gedrungen ist. Dte Franzosen und Eng länder haben jetzt zwar schon mehr Munition, aber weniger Gebiet, und allein die Sol- datenDeutschlands haben positive Erfolge erzielt, doch dte ganze Welt wurde ihr Feind." Amerika. "Aus New Uork wird gedrahtet: Einer Depesche der,New Dort Worid' aus Berlin zusolge wird der „LuI tt ani a" - Z w i s ch e n- tall in Berlin als abgeschlossen betrachtet. Die allgemeine Ausfassung Ler amtlichen deutschen Kreise sei. daß Präsi dent Wilson durch seine Note absicht lich alle weiteren Verhandlungen abschneiden wollte. Eine Antwort Deutsch lands würde die Slreitirage nur verschlimmern und die Spannung größer machen. Die nicht zu überbrückenden Gegensätze in der beider seitigen Anschauung seien der Grund, daß weitere Erörterungen nichts nützen könnten. Im Herrenhause war inzwischen unerwartet Besuch gekommen, man hatte schon auf tie ge wartet. und Frau Elses Ton klang etwas un geduldig. als sie ausrief: „Nun, sind Sie end lich da? Ich dachte schon. Sie hätten sich ein Stelldichein mit dem Meergreis gegeben." „Verzeihen Sie. wenn ich Sie warten ließ," sagte Klara so kühl und abweisend, daß Frau Else keine Lust zu weiteren Scherzen verspürte. Es ist doch wirklich ein ungemütliches Umgehen mit ihr, dachte sie gekränkt. Eine so harmlose Bemerkung und dabei macht ste ein Gesicht wie der steinerne Gast. Klara begrüßte indessen die Gäste, den Gutsnachbar Herrn von Tanneck mit seiner Frau und einem alten Onkel, der als Pensionär bei ihnen lebte. Bald darauf ging man zu Tiich. Klara fand ihren Platz zwischen dem älteren Herrn von Tanneck und dem Haus herrn. Diese Einrichtung war ihr sehr gelegen, da der eine überhaupt nicht viel sprach und der andere durch seine zweite Nachbarin aus reichend in Anspruch genommen wmde. „Sind Sie heute wieder auf d«m Kliff ge wesen, Klara?" fragte Herr Zur Heyden, während er die Serviette entfaltete. „O, ehe ich's noch zu sagen vergesse, seien Sie doch da oben vorkchtig. Der Statthalter sagte mir neulich, daß am Westrand ein großes Stück abgerutscht ist. Es muß ein Schutzwrhr angebracht werden, aber die Leute haben einst weilen noch keine Zeit dazu gehabt. Man sieht nur vom Strande aus. wie gefährlich es ist. Wenn Sie oben zu dicht an den Rand treten, könnten Sie leicht zu Schaden kommen." .Ich bin nicht am Rande gewesen, aber wenn auch, was könnte schlimmsten Falles passieren? Der Sand ist weich." „Sagen Sie das nicht. Das Kliff ist ziem lich steil, und wenn man köpflings hinunter führe, könnte man doch mindestens einen ver stauchten Arm davontragen." „Vielleicht auch ein verstauchtes Genick," wars Herr von Tanneck ein, und lachte üb-m den eigenen Witz. „Das wäre allerdings noch besser," versetzte Klara trocken. Alles lachte, nur Herr Zur Heyden warf ihr einen prüfenden Blick zu. War dies eben ernst oder bloße Zerstreutheit gewesen? Es war eigentlich nicht zu verwundern, daß das Wesen der Hausgenosfin seine Frau bisweilen be fremdete. Er kam aber nicht dazu, den Gedanken weiter zu verfolgen, denn Frau von Tanneck wandte sich ihm jetzt mit großer Lebhaftigkeit zu. Ihres Mannes Gebmtstag sollte in der nächsten Woche durch ein großes Diner ge feiert werden, man wollte lebende Bilder stellen, und zum Schluß sollte die Jugend ein Tänzchen macken. Sie habe den Kopf voll von Plänen, bet deren Ausführung Herrn Zrrr HeydenS Rat und Hilse dringend er wünscht war. Die Wahl der zu stellenden Bilder, dte Kostüme, und nicht zum wenigsten dte Mitwirkenden selbst verursachten viel Kopf zerbrechen. „Wodans Abschied von Brünhilde muß ein sehr hübsches Bild werden," meinte ste eifrig. „Onkel Udo soll den Wodan abgeben. Lachen Sie nicht, das Alter tut nichts, wenn nur die nölige Figur vorhanden ist. Alles übrige ersetzt die Maske. Mir fehlt nur noch
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