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I I —Li Bezugspreis: vtertrijLtfrlich i^o Mark fr»? i>>- ^rs. I« der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich i Mk. Einzelne Nummer w Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «S Samiabenb Nachmittag, Unterhaltung«- H unä Anzeigeölat! M dir Nekts^ckit« Kerpue-Keß« ,»«r deren X«m w Pf, — Im f»r »i. N^alttge PM-Heüe « psß. Aln,«t-,n«nnahme bi» „ Mr M«M». Setleg^eMr nach Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Made", Dwck »d Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerri in Groß-Gkrilla. Verantwortlich für di« Redaktion H. Rühl« in Groß-VKNa. Nummer 86 Mittwoch, den 2t- Juli M5. U. Jahrgang Amtlicher Lell, Bekanntmachung. wird, so lange der Vorrat reicht, von heute ab täglich von 6—8 Uhr nachm. in der Freibank zu Ottendorf an sämtliche Einwohner der hiesigen Ortschaften verkauft. Es wird jede beliebige Menge abgegeben. Pfund 1,20 Mark. Ottendorf-Orrilla, am 20. Juli 1915 Der Kriegshilse-Ausschutz. Neuestes vom Tage. — Auf dem westlichen Kriegsschauplätze scheint eine Zeit verhältnismäßiger Ruhe an gebrochen zu sein, die natürlich nur kurz sein kann und zweifellos aus beiden Seiten zu Vorbereitungen für größere Unternehmungen gründlich ausgenutzt werden wird. Die Er eignisse vom Sonntag lassen sich in wenige Worte zusammenfassen: Zurückweisung feind licher Angriffe bei Souchez und im Argonner walde und Kämpfe aus den Maashöhen der Les Eparges und an der „Tranchäe" mit wechfelndem Erfolge. Gewissenhaft, wie unsere Heeresleitung ist, verfehlt sie nicht, offen einzugegehen, daß im letzteren Falle unsere Truppen kleinere örtliche Vorteile vom 17. d. M. wieder embüßten Wenn es unmrttelbar darauf aber heißr, daß wir hier drei Offiziere und 340 Mann gefangennahmen, so ergibt sich schon daraus, daß wir uns über die er wähnte Einbuße nicht sonderlrch aufzuregen brauchen. Wir werden sie bei der nächsten Gelegenheit zweifellos mehr als weltmachen. — Das Hauptgewicht der Kämpfe liegt zurzeit in Polen, wo von Norden und von Süden die Verbündeten gegen dre Festungs- lmien des Narew, und der Weichsel mit überraschender Schnelligkert vorstoßen Schon steht heule die Armee von Gallwitz in Nord- polen überall am Narew und damit vor der ganzen Linie der Narew-Fefmngen Ost- rolenka, Rozan, Pultusk und Nowogeorgiewsk. Nur einige Brückenköpfe an dem Wesimer des Narew werden noch von den Russen gehalten die auf allen anderen Punkten über den Fluß zurüügegangen sind. Wre kopflos oer russische Rückzug sich vollzog, bewerft auch die Zahl der Gefangenen, dre sich aus 101 Offizier und 28 760 Mann erhöhte. Der Heeresbericht vom Sonntag bezifferte die Zahl der Ge fangenen aus W Offiziere und 17 500 Mann, so daß also rund l6 000 Gefangene in diesen zwei Tagen hinzukamen. Gewiß eine schwere Einbuße, die die russische Ge- sechtskrasi erleidet, und doch Nicht so schlimm wie die Gesahr, die jetzt den russischen Narew-Festungen droht. Wenige Tage wohl nur noch und sie werden die Bekanntschaft der deutschen schweren Mörser machen. Was dann kommen wird, es läßt sich heule kaum ausoenken. Auch im Norden jenseits Ostrolenla zogen die Raffen vor der Armee Scholz auf den Narew ab, sodaß heute überall die Festungslime vor unserer Front liegt. — Mit neuen starken Kräften haben die Italiener ihre Angriffe auf das Doberdoplateau wieder ausgenommen. Unter sehr starker artilleristischer Vorbereitung Hal sich ein Kamps von größter Heftigkeit enlfponnen, oer bis zum erbitterten Handgemenge geführt hat und den Truppen Eaoornas wieder erne schwere Nieoer- lage beigebracht hat. Die Hartnäckigkeit, mit der die italienische Heeresleitung aus die österreichischen Stellungen am unteren Jsonzo ihre befien Kräfte ersetzt, ist zweifellos zu bewundern. Größere Bewunderung verdienen allerdings die standhaften verbündeten Truppen die mit einer tollkühnen Unerschrockenheit und mit einer zähen Energie den Feino mit blutigen Kopsen hermschlcken. Das Ziel oer italienischen Angriffe sind wieder das Doberdonplateau und der Görzer Brücken kopf gewesen. Cadorna weiß zu gut, daß er nur hier einen Durchbruch der ihm weitere Erfolge verspricht, erringen muß — das Können hat er bis jetzt nicht erwiesen. Die schweren österreichischen Mörser haben den feindlichen Batterien geantwortet und sie schließlich zum Schweigen gebracht. Der Angriff halt der ganzen Isonzofront gegolten. Das Ergebnis ist wiederum eine vollständige Niederlage der Italiener auf der ganzen Linie. Etwas erheiternd wird der Bericht über den italienischen Angriff zur See. Acht italienische Kreuzer und zwölf Torpedoboote erschienen vor Ragusa Vecchia und Gravoia an oer dalmatinischen Küste. Diese imponierende Flottille gab 1000 Schüsse auf einige Küsten- ortfchaflen ab die den Erfolg hatten, ein paar Privatgedäude zu beschädigen. Ein österreichisches V-Boot versenkte wahrend der wichtigen kriegerischen Arbeit der stolzen italienischen Armada den Panzerkreuzer „Giuseppe Garibaldi", was den italienischen Seestreitkräften Veranlassung gab die feindlichen Küstengewässer schleunigst zu verlassen. Konstanz. Der am Sonntag vormittag hier eingetroffene Sanitätszug brachte 175 Sanitäter, 5 Aerzte und 7 Verwundete, die von einer zahlreichen Menge herzlich begrüßt wurden. In der Schweiz waren ihnen wieder große Mengen von Liebesgaoen gespendet worden. Die Mannschaften klagten wieder besonders über die schlechte Kost und Be handlung in der Gefangenschaft, sowie über Beschimpfungen oer Bevölkerung. Viele von ihnen waren schon seit August aus Korsika untergebracht gewesen, wo sie rn der größten Hitze die schwersten Arbeiten verrichten mußten. — Die Lage in Südwales hat sich nach in Rom und Mailand vorliegenden Nachrichten verschlimmert. Die Arbeiter fordern nicht nur eine Lohnerhöhung von 20°/„, sondern auch die Aufhebung des Munitionsgesetzes für Südwales, das die Streitigkeiten aufhebt. Nach dem Secolo nehmen die Arbeiter durch ihre Haltung eine ungeheure Verantwortung auf sich, da bei incht sofortiger Wieder aufnahme der Arbeft eine Anzahl der Munitionsfabriken innerhalb acht Tagen zur Einstellung der Arbeit gezwungen sein würde. — Nach einer Meldung des Messaggero aus Syrakus hat die Haoraie des englischen Panzers Queen Elizabeth von einer Ex plosionskatastrophe vor den Dardanellen her gerührt. Beim elektrischen Abfeuern eines 68-Zentimeter-Geschützes flog der Rohrverschluß heraus, was eine erhebliche Beschädigung des Schiffes zur Folge hatte. Der Panzer mußte zwecks Reparatur docken. OertUches unö Sächsisches. Gttendorf-VkriUa, 20. Juli MS. - Es ist dringend zu wünschen, daß vom Bundesräte schleunigst Maßnahmen getroffen werden, die dem Zuckerdedar! D-ckung zu angemessenen Preifen sichern. Ler eindringlichen Mahnung: „Verbrauch: mehr Zucker!" ist in anerkennenswener Werse vom Publikum entsprochen worden. Da nun aber zunächst nur das monatliche Kontingent von 5°/o des beschlagnahmten Vorrates »reigegeben wurde, war es bei dem gesteigerten Verbrauch nicht möglich, lür die Zeit des größten Bedarfes — die Zeit des Früchteeinkochens - genügende Mengen im Handel aufzustapeln. Auch die nacht, ägliche Maßnahme des Bundesrates, das Rohzuckerkontingent für 3 Monate auf einmal an die Weißzuckerfabriken sreizugeben konnte für die Einkochzeit den Verbrauchs zucker nicht zeitig genug auf den Markt bringen. Diesen Weißzuckerfabriken waren inzwischen durch die neuen Einberufungen zum Teil auch die nötigen geschulten Ar- deitskiäfte entzogen worden, sodaß die Fabrikation au manchen Orten der wachsen den Nach'rage nicht mehr ge echt werden konnte. Außerdem kam vielleicht auch noch der Ur die Steigerung der Leistung nicht sonderlich fördernde Umstand in Betracht, aaß von Staals wegen monatliche Preis zuschläge festgesetzt waren Die Raffinerien halten also kein kaufmännisches Interesse daran, den Zucker schon im Juni oder Juli, dem Monaiskontingent entsprechend, zum Markte zu bringen, den sie im August eurer verkaufen durften. Bei keiner der beschlagnahmten Waren war von vornherein eine so sichere Berechnung möglich, wie beim Zucker: Die vorhandenen Mengen, der voraussichtliche Bedarf, in seinen Schwankungen nach besonderen Verbrauchs- zeiten, waren ja schon bekannt. Diesen Schwankungen mußte aber in der Freigabe rechizeilig Rechnung getragen werden eben- !o wte der Verbrauchssteigerung durch die allgemeine Empfehlung des Zuckers als Volksnahcungsmittel. Die Nichtberück- sichtigung dieser beiden Momente führte zu dem scheinbaren Zuckermangel, welcher gegenwärtig zu den verstimmenden Preis steigerungen im Kleinhandel geiührt hat. Ww geben nur einer berechtigten Forderung der Verbraucher Ausdruck, wenn wir hier fordern, daß der Bundesrat schleunigst eine vermehrte Rohzuckermenge freigeben und ,ür deren rascheste Verarbeitung in den Rmftnenen und ihre Einbringung in den Verkehr zu angemessenen festen Kleinhandels preisen Sorge tragen möge. Hier stehen hohe Volksinteressen aus dem Spiel, denn es gilt nicht nur, der berechtigten Miß stimmung des Publikums, sondern auch positiven Verlusten an der in vollem Um fange nötigen und in vollem Umiange haltbar zu machenden Obsternte vorzubeugen. — Mütter, schützt eure Säuglinge vor der Hitzel Die anhaltende Hitze läßt be- fürchlen, daß ihr, wie schon im Jahre 1911 wiederum eine große Zahl unserer Kleinsten zum Opfer fällt. Es sei deshalb an dieser Stelle an die auf Veranlassung des König lichen Ministerinms des Innern erfolgte Neuausgabc der „Anleitung zur Ernährung und Pflege des Kindes un ersten Lebens jahre" erinnert (100 Stück zum Preise von 3,50 Mark durch Vermittlung des König lichen Ministeriums des Innern zu beziehen). Während der erste Teil dieses He tchens, das alle einschlägigen Fragen der Kinder pflege im ersten Lebensjahre knapp aber erschöpfend und leicht verständlich behandelt, sich mit der natürlichen Ernährung des Säuglings an der Mutlerbrust befaßt und der zwe.te Tetl Ratschläge für die künst liche Ernährung gibt, behandelt der dritte Teil „Körperpflege" besonders auch die Pflege des Säuglings während der heißen Monate, in denen der Säugling einer ganz oeionders sorgfältigen Pflege bedarf. Nach dem neuere Untersuchungen ergeben haben, daß es sich bei der hohen Sommer- ftervUchketl zum Teil um eine Einwirkung der Hitze unmittelbar auf den Körper selbst handelt, (Wärmestauung), sollen die Kleinen in möglichst kühle, häufig gelüftete Räume oder, Mlls dies unmöglich ist, recht viel an einen schattigen, nicht schwülen Ort gebracht werden. Dabei kann man die Kinder ohne Schaden nahezu unbekleidet im Nettchen oder Korb strampeln lassen. Zum Zudecken reicht eine dünne Decke völlig aus. Nicht zu unterlassen ist täg liches Baden oder wenigstens öfteres Ab waschen mit kühlem Wasser. Dabei ist leber einmal etwas zu wenig als zuviel Nahrung zu geben. Treten Verdauungs törungen ein, so ist am besten sofort der Arzt zuzuziehen. Alle diese und noch viele andere, sehr beherzigenswerte Ratschläge finden sich in dem ausgezeichneten Heftchen dessen Anschaffung und kostenlose Verteilung an Mütter durch die Ortsbehörden, Vereine usw. umsomehr zu empfehlen ist, als es dringend wünschenswert erscheint, den auch bei uns sich jetzt immer stärker bemerkbar machenden Geburtenrückgang durch eine möglichst große Herabminderung der Säug lingssterblichkeit wenigstens einigermaßen auszugleichen. — Vorsicht den Giftpflanzen gegenüber. Jetzt beginnt die Reife der Nachtschatten gewächse, dieser gefährlichen Giftpflanzen, von denen sowohl die Beeren als auch einzelne grüne Pflanzenteile giftig sind. Die Früchte des Nachtschattens find blau schwarze Beeren, die den Heidelbeeren ähn lich sehen und von den Kindern unwissent- lich für solche gehalten werden. Nicht minder giftig ist die dem Nachtschatten verwandte Tollkirsche. Dresden. Am Donnerstag abend fand im Briesnitzer Gasthofe eine Ver bandsversammlung des Elektrizitätswerkes „Elbtal" statt. Der Vorsitzende, Gcmeinde- oorstand Lorenz-Cossebaude, berichtete über die vom Kassierer Janke begangenen Unter schlagungen, deren Höhe jetzt mit 96000 Mk. ermittelt worden ist. Man beschloß, die Revisoren haftbar zu machen. Freiberg. Die im 12 Jahrgang erscheinende zweite hiesige Zeitung, die Freiberger Neueste Nachrichten, zeigt an daß sie ihr Erscheinen einstellt. Der Verlag hofft, das Blatt nach dem Kriege wieder herausgeben zu können. Bald nach Kriegsausbruch war schon einmal eine mehrwöchige Unterbrechung im Erscheinen des Blattes eingetreten. Krischa. Hier wurde ein aus dem Geiangenenlagrr in Zwickau entwichener Russe eingeiangen und durch zwei Land sturmleute dem Gefangenenlager Görlitz zugesührt. Er hatte 4 Pfund rohes Rind fleisch, mehrere Stückchen Butter und außer dem eine gebratene Ente bei sich und hoffte mittels eines Kompasses nach Rußland zurückzukehren. Döbeln. Aui der Eisenbahnstrecke Limmritz—Waidheim wurde am Sonnabend nachmittag ein in Döbeln garnisonierter Landsturmmann, Vater von vier Kindern von einem Eisenbahnzug überfahren und getötet. Der Verunglückte hielt Wache und wollte einem von Waldheim kommenden Güterzug ausweichen; dabei wurde er von dem aus Döbeln 4 Uhr 24 Minuten abgehenden Eilzug ersaßt. Hamborn. Hier wurden umfangreiche Feldpostdiebstähle aufgedeckt. Bei dem Postboten Gellert förderte eine Haussuchnng gestohlene Feldsendungen im Werte von mehreren tausend Mark und 2400 Bareriös aus beraubten Feldpostsendungen zutage.