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Ottendorfer Zeitung I I —o Bezugspreis: vierteljährlich l^o Mark frei i« tzsss. I« der Geschäftsstelle abgeholt viertel. Mrilch i Mk. Einzelne Nummer >o ssfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag Soim^enb Nachmittag. » — 0 unä Anzeigeökott Fiir di» klems^attige XerP—.DM deren X«m >o ^fg — Zm R^tesuMl s»r »t. Nttnspalttge PM.^ü. „ ptz. Xuzeigenennetzm» d» M mtWW». Setleßi^Mtzi nach V»»»«L«e««x. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterbaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel and Mandel* „Fel- und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Mode". Dark «b vertag »an Hermann Rühle, Buchdruckerei in GroKVknlla. Verantwortlich fidr die Redaktion H. Rühle in Oroß-ODeVa. Nummer Y0 Freitag, den 30. Juli ^5. lq. Jahrgang Nenestss vom Tage. — Dem „Berliner Lokal Anzeiger" wird aus Gens berichtet: Seit Beginn der Woche erzielten die Deutschen im Argonnerwalde Fortschritte, welche der französischen Armee presse ernste Besorgnisse einflößen wegen der unmittelbaren Bedrohung, der für die Er haltung der Verbindung besonders wichtigen westlichen Stützpunkte im Umkreise von Binarville. Die Deutschen verfügen dort, wie von gegnerifcherseite zugestanden wird über Elitetruppen. — Ein von einer Londoner Geschäftsreise zurückgekehrter, als guter Beobachter bekannter Kaufmann versichert dem Züricher Korre spondenten der „Köln. Ztg." daß in den letzten Wochen sehr große Truppentransporte über den Kanal stattfanden, die aus französischem Boden die weitere Ausbildung erhalten sollen. In englischen Kreisen rechnet man damit, daß Frankreich in absehbarer Zeit, soweit sein Menschenmaterial in F'age komme, erschöpft sein werde. Auch die Offensivkraft Rußlands betrachtet man für absehbare Zeit als gebrochen. Die Einnahme Warschaus sei nur noch eine Frage kurzer Zeit. Der Gewährsmann der „Köln. Ztg." erhielt von urteilsfähigen englischen Per sönlichkeiten wiederhol! übereinstimmend die Erklärung daß England die Hoffnung aus einen durchgreifenden Sieg gegen Deutschland aufgegeben habe. — Die Ereignisse im Osten reisen immer mehr der Entscheidung entgegen. Wieder sind, trotz des erbitterten Widerstandes der Russen, Fortschritte gemacht worden, die die Schlinge um Warschau immer enger ziehen. Von dem eroberten Rozan aus werden die Ruffen immer mehr in süvöstucher Richtung zurüägetrieben. Von Bedeutung ist dabei daß Goworowo, und damit auch die strategische Eisenbahnlinie von Goworowo nach Wysckow, in unserem Besitz ist. Den Russen bleibt sonach nicht anders übrig, als sich in östlicher Richtung auf Ostrow, das als Knotenpunkt mehrerer wichtiger Straßen und als Eisenbahnstation für die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen bedeutungsvoll ist, und von hier aus ans die Buglinie zurückzuziehen. Nach dem Scheitern ihrer großen Offensive auf der Linie Goworowo - Wysckow—Serock haben die Russen anscheinend starke Truppenteile aus den Weichselsestungen ins Feuer geführt, um unseren Vormarsch anzuhalten. Sowohl nördlich von Serock an den beiden Usern des Narew, wie auch von Nasielsk haben die Russen durchzustoßen versucht. Ihre Angriffe sind aber auch hier völlig zusammengebrochen. Nasielsk liegt an der Etsenbahnlinie Ziechanow- Nowogeorgiewsk etwa 15 Kilometer nördlich von dieser Festung. Ihre Vorstoße mußten die Russen mit dem Verlust von 2500 Gefangenen und sieben Maschingewehren bezahlen. — Der erbitterte Kamps das Plateau von Doberdo am südlichen Jsonzo hat am 9. Schlachttag feinen Höhepunkt erreicht. Der eiserene Wall der österreichisch-ungarischen Truppen konnte allen Anstrengungen zum Trotz von dem weit überlegenen Feinde nicht durchbrochen werden. Mit einer heroischen Tapferkeit und unermüdlicher Aufopferung haben die Verteidiger die anstürmenden Truppen Cadornas die Hänge hinunlergesegt. „Der Ansturm scheiterte unter größeren Ver lusten denn je." Mit der giößten Be wunderung muß man die Heldentaten der Oefterreicher anstaunen, eine tapfere Wacht, die von den fchwersten, beinahe unmöglich erscheinenden Opser nicht zurückscheut, hält stand, um den Boden der habsburgischen Völker vor dem Eindringling zu bewahren. Eine Heldenfchar wehrt sich gegen euren viel fach stärkeren Feind. Und diesem neunten Schlachttage werden weitere folgen. Und auch diese werden den Italienern zeigen, daß es selbst bei übermenschlicher Anstrenqug nicht möglich ist, historisch gewordenen Boden an sich zu reißen. Treu und tapfer werden auch ferner Kaiser Franz Josephs kampferprobte Soldaten den Einmarsch wehren und so ver hindern, das; welsche Falschheit habsburgisches Gebiet sich unterw rst — Die zweite Schlacht am Jsonzo hat ihren vorläufigen Abschluß gesunden: sie endete mit einer vollständigen Niederlage der Italiener. Selbst die ausweichenden Worte über die Kämpfe im Görzischen im Berichte Cadornas können den endgültigen Mißerfolg des mit anßerordentlich starken Kräften angreifenden Feindes nicht beschönigen. Der Angriffsplan ves italienischen Generalstabes ist gescheitert. Ind mit einem Gesamtverlust von hundert tausend Mann hat der Angreifer seinen An- 'turm bezahlen müssen. Das Ergebnis der Kämpfe der ersten zwei Kriegsmonatc ist gleich Null. Auch zur See haben die Oesterreicher Enolge zu melden. Ein Angriff auf die italienische Ostküste von Ancona bis Pesaro hat einen guten Er,olg gebracht. Mehrere leichte Kreuzer und Torpedoeinheiten haben Stationsanlagen und Eisenbahnbrücken be schossen. Seeflugzeuge belegten Ancona mit Bomben und verursachten schwere Be schädigungen der Bahnanlagen. In der englischen Presse wird die Nachricht verbreitet, daß in den bisherigen 22 Wochen des Unte>seebootkcieges 98 eng lische uno 95 neutrale Handelsschiffe versenkt worden seien. Es sind vielmehr bis zum 25. Juli von den deutschen Nnterseeboten im Kriegsgebiete versenkt worden 229 englische, 30 andere feindliche, 6 mit feindlichen ver wechselte neutrale Schiffe. Außer diesen neutralen Schiffen sind weitere 27 neutrale von deutschen Unterseebooten angehalten, untersucht und wegen Führens von Bann ware nach Prisenrecht versenkt worden, da sie nicht eingebracht werden konnten. Der Voll ständigkeit halber sei noch erwähnt, daß außerdem drei neutrale Schiffe von deutschen Unterseebooten infolge von Verwechslung be schossen, aber nicht versenkt wurden — Nach einer Lloydmeldung hat ein deutsches Unterseeboot am 23. dieses Monats den norwegischen Dampfer „Fimreite" im Atlantischen Ozean in den Grund gebohrt. Die Mannschaft ist gerettet worden. Der Dampfer war 1910 erbaut und gehört der Reederei Olsen in Bergen. Der norwegische Schoner „Poseidon", der mit einer Ladung Holz nach England unterwegs war, ist durch ein deutsche» Unterseeboot angehalten worden. Später wurde er wieder sreigelaffen unter der Bedingung, nach Norwegen zurückzufahren. — Am Montag ist in Rotterdam kein einziger englischer Dampfer ausgefahren, der Fahrgäste nach England an Bord hatte. Dasselbe geschah in Kopenhagen. Die Fahr gäste, die sich auf dem Dampfer Padang ein geschifft hatten, mutzten zurückkehren, da ihnen mitgeteilt wurde, daß das Schiff nicht auS- laufen werde. Die Ursache scheint darin zu liegen, daß der englische Dampfer Gamet, der am Montag von London abging, be richtete, nahe beim Waterweg (Kanal nach Rotterdam) ein Unterseeboot gesichtet zu haben. Drei Dampfer die bereits ausgefahren, waren sind wieder zurückgekehrt. — „National-Tidende" schreibt: Der Krieg richtet in besonderen Maße die Auf merksamkeit auf die Versorgung Englands mit Lebensmitteln. Deshalb war es für die englischen Nationalökonomen von größtem Interesse so zeitig wie möglich zu erfahren wie die Ernte in England ausfallen würde.? stan malte sich ernsthaft ans, in welch chhcrem Grade Verbrauch durch die erhöhte andmirtschaftliche Produktion gedeckt werden 'önnte. Aber eine intensivere Bearbeitung des Bodens, die viele Lehrer der Landwirtschaft im vorigen Jahre dringend befürworteten, and nicht statt. Hierzu kommt, daß die etzige Ernte in England alles eher als gut st. Der Weizenertrag ist niedriger als der durchschnitt von 1905 bis 1914, die Gerste ernte ist um 9 Prozent niedriger, die Hafer, ernte um 8, die Ernte an Bohnen um 10, an Kartoffeln um 5 niedriger als der be- eichnele Jahresdurchschnitt. Die Ernte an Nee und Heu ist durch'chnittlich schlecht. Ob die Ursache in geringerer Düngung wegen des Fehlens deutschen Kaliimportes oder in anderen Ursachen liegt, ist zweifelhaft. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, daß der Gedanke eines Schutzzolles für englische Landesproduckte weiteren Umfang gewinnt. Aus verblümten Aeußerungen einiger Blätter wollte man schließen daß die Regierung ernstlich den Gedanken erwogen habe, durch Zölle die heimatliche Produktion aufzumuntern. In der ganzen Welt be sonders in Dänemark wird man mit größter Spannung die Entscheidung der Frage verfolgen. — Dem „Berl. Lok.-Anz." wird aus Amsterdam gemeldet: Der Korrspondent der „Daily Mail" in Washington schließt einen DrahtbeUcht wie folgt: Sollte die gegen wärtige Krisis zum Kriege führen, so würde Amerika sich viel größere Gefahren von aus wärtigen Feindenausgefetzt haben als England. Abgesehen von der ungeheuren Masse der deutschen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten und den Hunderten von Spionen und deutschen Parteigängern, dienen in jedem Regiment im Osten wie im Westen eine große Zahl von Deutschamerikanern. - Der Londoner „Central News" melden laut „Berl. Tageblatt", aus New-Dor!, daß nach einer Bekanntmachung mit einem Streik von 600000 Metallarbeitern gerechnet werden darf. Die Arbeiter fordern einen Arbeitstag von acht Stunden und beträchtliche Lohnerhöhungen. VestlicheS und Sächsisches. Vttendorf-VkMa, 29. Juli i-jS. — Den Artilleriedepols sind von Zoll ämtern usw. aus dem Felde stammende Blindgänger und sonstige scharfe Artillerie, aeschosse in beschädigtem Zustande über sandt worden, die angehalten oder sonst gesunden worden sind Jedes Bewegen und Au,nehmen scharfer Artilleriemunttion und von Blindgängern oder sonstige Be handlung ist äußerst gefährlich. Solche Geschosse sind, wo sie angetroffen werden, an Ort und Stelle lassen und nur das nächste Artilleriedepot schleunigst zu verständigen — Briefoerkehr mit deutschen Zivil gefangenen in Rußland. Nach einer Ent scheidung der russischen Regierung ist den deutschen Zivilgemngenen in Rußland der Briefverkehr mit der Heimat untersagt weil sie nichr in Konzentrationslagern be finden, sondern nur gezwungen sind, in den ihnen 'angewiesenen Ortschaften zu leben, und daher ihr Postoerkehc der all gemeinen Bestimmungen zu unterwerfen ist. Hiernach können aus Deutschland Postsendungen an diese Personen fortan nicht mehr unmittelbar nach Art der Krfigsgefangenensendungen, sondern nur noch durch Mittelspersonen (Notes Kreuz usw) auf dem Umwege über das neutrale i Ausland verschickt werden, wobei es noch zweifelhaft, ob die Sendungen die Adressaten erreichen werden. — So großartig und rührend die Opferwilligleit sich zeigt auf allen Gebieten der KriegshiUe, so beklagenswert ist auch hier — einem deutschen Erbfehler ent sprechend — die Zersplitterung. Soviel Köpfe, soviel Sinne. Jeder Tag bringt neue Pläne, Gründungen Sammlungen namentlich zum besten der K>tegsinvaliden- und Kriegshinterbltebenen'Ürsorge. Von Beilin aus z. B. sind förmliche Sammel- teldzüge eröffnet worden. Sachsen wird überschwemmt mit Awrufen zu Spenden Aufforderungen zum Beitritt, mit Post karten, Wohlfahrts usw. Dabet wird bisweilen recht zudringlich verfahren. Versagt das Ministerium des Innern, um der Zersplitterung entgegenzutreten die Erlaubnis zur öffentlichen Sammlung nun gut, so schickt man unerschrocken cn der Hand von Adreßbüchern Jedermann eine Bitte um Zuwendung ins HauS. Gegenüber diesem unverständlichen und lästigen Gebaren kann nicht nachdrücklich genug betont werden, daß in Sachsen die soziale Kriegsinvaliden- und Kriegs- hinterbliebenensürsorae einheitlich im Heimcudank organisiert und planmäßig zusammengeiaßt ist Stiftung und Vereine Heimatdank iollen diese Fürsorge in allen ihren Zweigen tragen und üben, die Vereine (ein Verein ür jede revidierte Stadt und für jeden amtshauptmann- schädlichen Bezirk,) indem sie die Fürsorge tätigkeit leisten und nach Kräften die Mittel dafür ausbringen, die Stiftung indem sie die VeretnSmittel durch aus gleichende Unterstützung aus ihren Ein künften ergänzt Fort nun mit all' den wilden Sammlungen und Vereinen. Man weiß jetzt wohin man am besten sein Scherflein trägt, wenn man dem Dank der Heimat an die, die sie schützen, Ausdruck geben will mit der Tat. Man spendet zunächst für die Stiftung Hetmat- dank. Beiträge nehmen alle Banken ent- gegen. Dann tritt man im Bezirk seines Wohnortes dem Vereine Heimatdank bei, der im Laufe der nächsten Wochen geblidet werden wird. Zunächst aber ist es, wie gesagt, die Stiftung, deren Kapital einen möglichst hohen Stand erreichen muß. Doppelt gibt, wer bald gibt. Arnsdorf. Der Stabsarzt im Lazarett in Arnsdorf bei Dresden, Dr. Kruse, ist an einer verschluckten Fischgräte verstorben. Schandau. Künftig macht sich im GebtrgsM'keinSgebtete die Beobachtung der Besucher unserer Schutzhütten notwendig. Dieser Tage haben GebtrgSvereinsmitglteder wahrgenommen, daß in einigen Hütten die Bänke und Tafeln beschmutzt oder angebrochen, auch Fensterscheiben beschädigt waren und außerdem viel Papier, zer brochene Flaschen usw. herumlagen. In der Schutzhütte auf dem Zschtrnstein, die wieder vorgerichtet worden, ist fand man den Kartenkasten angebrochen und daS von einem Touristenklub seinerzeit auS- gelegte Einschreibebuch war verschwunden. Roßwein. Sonntag abend entlud sich ein schweres Gewitter über Stadt Umgegend. Ein Blitz setzte das Beigut des Ritterguts Böhrigen in Etzdorf in Flammen. Das Seitengebäude brannte nieder. Geringswalde Der 17 jährige Hilisschweizer Paul Hofmann aus H^mSdorf ist in der Nähe der Gräflichen Ueberfahrts- stelle in Wechselburg ertrunken. Leider vermochte der mitanwesende Bruder ihn nicht zu retten.