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i i —« Bezugspreis: VierteljLhrkich r,2o Mark frei ins Hsss. der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich, Mk. Einzelne Nummer ,o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. »- — a Unter!iaÜling8» unä Anzeicseökatt Anr«tß»«»»A Mr die NestG««tze «Dp deren »«nm ssfz — Im RMchMW Mr n« Neinspa!«,« Petit-».«i« „ Dtz. XnxetLenennahme b» r»Wp VeilaSrgt-Gr nach Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsdlatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel »red Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „VruLsche Mode". Daeck »L Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß Vkrilla. Verantwortlich ftr di« Redaktion h. Rühl« in Groß-Gkriila. Nummer Y5 Mittwoch, den js. August M5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Unsere Kampfflugzeuge haben wieder einige erfreuliche Erfolge zu verzeichnen. Es gelang ihnen, nicht weniger als fünf fran zösische Flugzeuge herabzuschießen, darunter zwei, die an einem vorher auf die außerhalb des Operationsgebietes liegende Stadt Saar brücken unternommenen völkerrechtswidrigen Angriff beteiligt waren, durch den 9 Personen getötet unv 26 schwer verletzt worden waren. Sonst wird nur noch von neuen, offenbar noch nicht abgeschloffenen Kämpfen bei Hooge östlich von Apern und erfolglosen französischen Vorstößen in den Argonnen berichtet. — Wie der Pariser „TempS" meldet, sind der Panzerkreuzer „Waldeck-Rousseau", die Panzer „Jean Bart" und „Bouvet", der Panzerkreuzer „L^on Gambetta", die Unterseeboote „Cugnot", „Curie", „Saphir" und „Joule" nnd das Divisionsboot und Minenleger .„Casablanca" in dem Tages befehl des Heeres genannt worden. Ihre Ermahnung erfolgt aus Anlaß von Kriegs ereignissen, die die Existenz dieser Schiffe in Frage stellt oder deren Zerstörung herbei- gesührt haben. Diese Ereignisse sind bekannt bis auf eins nämlich den Untergang des Unterseeboots „Joule", das am I. Mai im Verlause einer gefährlichen Mission in der Meerenge der Dardanellen auf eine Mine aufgelaufen und mit seiner ganzen Besatzung versunken ist. — „Daily Telegraph" meldet aus Petersburg: Am Donnerstag um 5 Uhr morgens haben die letzten Russen Warschau verlaffen. Die Stadt wnrde in vollster Ordnung geräumt. Selbst die Brieskasten nahm man mit. Sie sollen nach Moskau gebracht werden. Bei ihrem Rückzug ver- brannten die Russen alles, was militärischen Wert haben könnte. Die nachrückenden Deutschen löschten die Brände. Auf den Straßen herrscht Ruhe und Ordnung. Die Fremdenhöse und Gaststuben sind geschlossen, die Lebensmittel sind knapp, die Preise riesig. Die Räumung wurde von den Russen wegen des Vorrückens der Deutschen von der Rarem und Ostrow Linie beschleunigt. Die russische Presse bespricht den Fall von Warschau ruhig sind hebt hervor, so lange das russische Heer unversehrt sei, könne man der Zukunft voller Vertrauen entgegensetzen. — „Dailst Expreß" meldet aus London, daß in der Gegend von Wilna große deutsche Truppenansammlungen >estgestellt worden sind. Es seien mindestens fünf deutsche Armeekorps im Anmarsch. Die russischen Streitkräfte seien dort von drei Seiten um zingelt. Der Weg nach Osten sei den Russen jedoch noch offen. Auch in der Gegend von Kowno entwickeln sich gewaltige Schlachten. — Das in Petrikow erscheinende Blatt „Dziennik Naradowy" meldet von der sinn- länoischen Grenze: Der Generalgouverneur von Finnland von Seyn verlangte die Ver Hängung des Belagerungszustandes über Finnland und Sanktionierung d»s Programms zur Vernichtung der sinnländischen Autonomie durch Einführung der russischen Polizei und Gendarmerie, des russischen Zollwesens und de» Schulunterrichts nach russischem Muster. Es verlautet, daß in Finnland die allgemeine Wehrpflicht bevorstehe. Die Stimmung unter der Bevölkerung in Finnland wird eine immer erregtere. — Die Russen hängen trotz allem an der verwegenen Idee, den Vormarsch der Deut schen und ihrer Bundesgenossen durch die Verwüstung des Landes zu hemmen und alles was steht und liegt, den Flammen zu über liefern, um die Feinde auszuräuchem und so den wackeren Churchill, der bekanntlich gleich- alls die deutschen Ratten aus ihren Löchern ausräuchern wollte, noch nachträglich zu Ehren zu bringen. Sie haben, wie jetzt berichtet wird, zu diesem Zweck eigene Feueranstiftungs brigaden, Mordbrennerbrigaden gebildet, wie sie wohl auch schon bei den Petroleumlagern hinter Drohobycz in Tätigkeit traten, und sie werden zweifellos den weißen und farbigen Engländern und Franzosen alsbald die freudige Mär mitteilen können, daß der An drang zn diesem Elitekorps, das zugleich einen Freibrief für Beutezüge, Raub und Plünderung besitzt, ganz ungeheuer ist. — Unter der Ueberschrift „Vernichtete Hoff nungen" schreibt der Berliner Korrespondent der „Köln. Ztg.": Die Zarenmacht ist in höchste und bitterste Not geraten. England und Frankreich haben stillgelegen und es ge schehen lassen, denn das erfolglose Gemetzel auf Gallipoli hat nur den Wert eines Ver suchs mit untauglichen Mitteln Der Vier verband hat die Welt lange über vieles ge täuscht. Was aber auf der Ostfront sich ab spielt, ohne daß die Westmächte es nur einen Augenblick hindern oder aufhalten können, das öffnet auch den Betörtesten die,,Augen. - Die „Neue Züricher Ztg." meldet aus Mailand: Am Freitag wu den am Hellen Tage auf der Straße zwei Wächter von der Wache des Königlichen Schlosses hinterücks überfallen. Von allen Seiten sprangen Helfers helfer hinzu, so daß angenommen wird, daß es sich um ein Komplott handelt. Beim Einschreiten der Polizei entspann sich ein Handgemenge. Schließlich wurden zwölf Personen verhaftet. Die Mailänder Presse bezeichnet das Ereignis als offenen Aufruhr. Wien. Der neue Schritt des Vier- vecbandes in Sofia halte nach hier vor liegenden Meldungen ebensowenig Erfolg wie die vorhergegangenen. Die Regierung erklärte den Gesandten der Ententemächte, daß die neuen Vorschläge derselben die Haltung Bul gariens nicht zu ändern vermögen, da sie jeglicher Garantie entbehren, demnach nur als leere Versprechungen betrachtet werden müssen. Der parlamentarische Kriegssparausschuß hat den ersten von drei Auirufen an das englische Volk veröffentlicht. Darin heißt es das englische Volk habe in gewöhnlichen Zeilen ein Einkommen von 2300 Millionen Pfund jährlich (jetzt sehr viel weniger) davon werden in guten Zeiten 300 Millionen ge spart und 2000 Millionen ausgegeben. Jetzt kostet der Krieg 1000 Millionen extra. Wir haben also ein großes Loch zu stopfen. Wo von? Wir müssen weniger ausgeben. Wir dürfen so wenig wie möglich Tinge ver brauchen, die vom Auslände kommen, weil wir als Zahlung dafür Gold aus England fortschicken müssen. Wir Huben für 290 Millionen Pfund vom Auslände gekauft und für 250 Millionen dahin geliesert. Dieser Unterschied muß bezahlt weiden. Wir müssen auch unsere sonstigen Bedürfnisse einschrünken und so wenig Menschen beschäftigen wie mög lich, denn der Krieg braucht alle. Man soll wever Tee, noch Kaffee, noch Wein trinken. Man dürfe nicht mehr im Omnibus oder in der elektrischen Straßenbahn >ähren, denn die Triebkraft und die Kohlen mangeln. Alle öffentlichen Arbeiten für Gemeindezwecke müßten eingestellt werden, weil weder die Kräfte noch das Geld dafür verfügbar sind. Geschieht das nicht, so steht England vor dem Ruin, fein Reichtum zerrinnt. An anderer Stelle beklagt Daily Expreß, daß die Schuld Englands für die Einführung von Neutralen zur Kriegsführung um Hunderte von Millionen anwüchst. Es sei unbedingt notwendig, daß das Volk seine Kupfer- und Zinkgeräte opfere diese dürften aber nicht bar bezahlt werden (wie in Deutschland), sondern mit kleinen Abschnitten von Kriegsanleihen. Örtliches rmL Sächsisches. GttenLorf-Mrilla, w- August uns. — Der - Aushang von Lebensmittel preisen der verordnungsgemäß durch Erlaß d-'S Kgl. Ministeriums vom 22, bezw 27 Jnli d. I. für die Geschäfte, in denen Fleischwaren, Butter, Schmalz, Speisefette E>er frische Milch, frisches oder getrocknetes Gemüse und Obst, Hülsenftüchte oder Karicffelu Zucker und der gleichen, im Kleinhandel verkauft werden, anbefohlen worden ist, ist nunmehr zur allgemeinen Durchführung gekommen. Hierbei haben sich indcß — eine Reihe von Schwierigkeiten he ausgestellt, die im Interesse einer zweckentsprechenden Wirksamkeit der Be stimmungen beseitigt oder wenigstens ge mildert werden müssen, und so sollen denn auch Ausführungsbestimmungen in Aus arbeitung genommen sein, die den in Frage stehenden Mängeln Abhilfe ver- chaffen werden. (M.J.) Auf die Wanderarbeiter aufpassen! Die Bevölkerung leistet dem Naterlande einen Dienst, wenn sie die Behörden in der Ueberwachuug der Wanderarbeiter unter stützt. Da lnndstreichende Arbeitslose den Lockungen feindlicher Agenten, die Ernte zu schädigen, leichter zugänglich sein dürften als andere, empfiehlt es sich, auf solche Leute ein besonderes Augenmerk zu richten und sie b>i dem geringsten Verdachte des Landstreichens den Behörden zu übergeben. Ein solcher Verdacht liegt jetzt meist sehr nahe, weil ja bekanntlich bei dem Mangel an männlichen Arbeitskräften jeder, der ernstlich Arbeit sucht, sie auch finden kann. (M.J) Der Vertrieb der Kunsimappe „ 'lus großer Zeit" zum Besten des Jn- validendank in Berlin ist für Sachsen ver boten worden, weil hier zum Besten der Kliegsinvaftdenfürsorge der Heimaldank sammelt, und eine Zersplitterung der Sammel- und Füisorgetätjgkeit hintan zuhalten, das ist ja gerade der Zweck der Buntes'atsverordnung vom 22. v. M. — Postanweisungen im Verkehr mit den deutschen Postanstalten in Russisch-Polen sind aui Vordrucken für den Auslands verkehr auszufertigeu. — Postsendungen der in Schweden fest gehaltenen deutschen Heeres- und Marine- angehörigen find wie die Sendungen der Kriegsgefangenen von allen Postgebühren befreit Auskunft über diese Personen er teilt das Högkoarterets personalbyra Kungl. Krigsarkivet, ArvfurstenS palats, Stock holm 2. — Keine Ungültigkeit der 25 Psg Stücke. Die öffentlichen Kassen sind, wie mitgeteilt angewiesen worden, di« bei ihnen eingehen den 25-Pfg--Skücke nicht mehr zu veraus gaben, sondern sie an die Reichsbank ab zuführen, Diele Pressemitteilung hat in der Bevölkerung eine kleine Verwirrung verursacht, denn viel'ach wird geglaubt, daß die 25 Pig.-Stücke außer Kurs gesetzt eien und als Zahlungsmittel nicht mehr gelten. Namentlich kleinere Geschäftsleute weigern sich die „schlesische Mark" in Zahlung zu nehmen mit der Begründung, daß sie ja keinen Wert mehr hätten. Um gekehrt werden aber auch den Geschäfts leuten die 25-Pfg.-Stücke zurückgewiesen. Die erwähnte Annahme ist grundfalsch! Die 25 P°g-Stücke sind noch nicht außer Kurs gesetzt! — Verbotene Modenausstellung. Ein Wiener Modenhaus beabsichtigte, in einem Dresdner Hotel eine Ausstellung von Herbst und Wintermoden zu veranstalten. Auf Veranlassung der Polizeidirektion ist das Unternehmen vom Generalkommando ver ¬ boten worden da die Firma nicht nach weisen konnte, daß die auszustellenden Er zeugnisse aus Deutschland, Oesterreich« Ungarn oder dem neutralen Auslande stammen. Auch darf als erwiesen gelten, daß die Firma, die in Paris ein Zweig geschäft hat, hauptsächlich mit englischem Kapital arbeitet. Dresden. Ein starker Holzmast, der elektrische Drähte für Motorbetrieb trug, wurde an der Kreuzung der Klingenberger und Bienertstraße vom Sturm umgebrochen stürzte gerade vor dem Postamt Plauen auf di.'^Straße und riß zahlreiche Drähte mit zu Boden. Der stark angefaulte Stamm war dicht über dem Erdboden ab gebrochen, und auf der Straßenkreuzung lagen zerstreut die Scherben der Isolatoren. Verletzt wurde niemand. Neudörfel b. Bautzen. Nachts brannte die Scheune und das Wohnhaus des Guts besitzers Kieschntck ab. Leider ist dabei ein Menschenleben verloren gegangen. Die Schwägerin Frau Kiaulschick wollte noch etwas retten und eilte in das brennende Wohnhaus, aus dem sie dann mit vieler Mühe nur als Leiche wieoer herausgeholt werden konnte. Ortrand. Der Mühlenbetrftb wie auch der Bäckereibelrieb der hiesigen Mahl mühle (Inhaber Karl Schrödter) ist von der Staatsanwaltschaft geschlossen worden. Es sollen Verstöße gegen die Verordnungen über den Verkehr mit Brot und Brotgetreide sowie mit Futtermitteln vorgekommen sein. Limbach. Ein Unfall mir tödlichem Ausgang ereignete sich hier in dem Hause Helenenstraße Nr. 42. Dort waren zwei Klempnerlehrlinge mit dem Zuschülten eines jahrelang unbenutzten Wasserbrunnens beschäftigt. Aui noch nicht aufgeklärte Weise stürzten beide plötzlich in den Brunnen, m welchem sich giitige Gase entwickelt hatten. Beide wurden in bewußtlosem Zustande ans Tageslicht gebracht. Während der eine ins Leben zurückgerufen werden konnte, waren bei dem anderen diese Be mühungen erfolglos. Leipzig. In eine bei den hohen Schuh preisen ganz besonders unangenehme Lage ist in einem hiesigen Hotel eine Anzahl der dort übernachtenden Fremden durch einen Spitzbuben versetzt worden. Der freche Dieb, der sich offenbar eingeschlichen hatte, hat 10 Paar Schuhe, die die Gäste altem Brauch gemäß vor ihre Ztmmertüren gesetzt hatten, eingesammelt und damit das Weite gesucht. Die Verblüffung der Bestohlenen und auch des sür den Schaden haftenden Hotelbesitzers an dem folgenden Morgen kann man sich vorstellen. Auch aus anderen Städten sind zahlreiche gleiche Diebereien gemeldet worden, sodaß man es offenbar mit einer neuen Spezialität des Gaunertums, die in dieser Zeit auch nicht ohne Gewinn ist, zu tun Hal, — dem reifenden Hotel-Stiefeldieb. Netzschkau. Eine Herabsetzung des BrolpreiseS ist von der hiesigen Bäcker innung beschlossen worden. Sie macht be kannt, baß infolge des behördlich geänderten Mischungsverhältnisses der PfundprerS des Roggenbrotes auf 18 Pfg. herabgesetzt worden ist. Kirchennachrichten. Mittwoch, den 11. August 1915. Medingen. Abends Vs Uhr KriegSbetstunde. Donnerstag, den 12. August 1915. Großdittmannsdorf. Abends 7 Uhr Knegsbetstunde.