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Ottendorfer Zeitung I b - o Bezugspreis: vierteljährlich r.2» Mark frei »2üs, In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- Mrlich Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, ... „ ü Unterüaktung8- unä Anzeigeökatt , ü i i 'MMll I I ! LnzeiArltpretH: Für di« kletnspalttge Avrp»».K«tI« o»,r deren Raum jo Pfg. — Im Reklamiiltl für die kl«inspaltige Petit-Heile 2» psg. Anzeizenannahme bi» U Uhr mttdq«. Setlagegetthr nach Veeeind««^. Mit wSchentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dmck »L Vertag van Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrilla. Verantwortlich für die Redaktion h. Rühle in Oreß-G-Ma. Nummer Mittwoch, den 2H. F- bruar M5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — lieber dir Kämpfe im Osten schreiben die „Leipz. N. Nachr.": Der Pariser „Temps" Hal kürzlich zugestehcn müssen, daß es mit der russischen „Dampfwalze", die über Deutschlands Gauen in raschem Vorwärlslauf alles niederwälzen sollte, nichts gewesen fei. Aber der „Temps" weiß sich zu trösten: „Die mächtige ruffische Maschine ist viel eher eine Dreschmaschine, welche unaufhörlich den Weizen, d. y. die deutsche Armee zermalmt und achorbiert, und diese Dreichmaschme verricht t ihr Werk vom Baltischen Meere bis zur rumänischen Grenze. M.hr braucht man von den verbündeten Russen nicht zu fordern und darf nicht immer gleich un geduldig die russischen Reiterscharen in den Ebenen von Schlesien oder Preußen er warten. WaS die Russen täten, ist enorm und unbezahlbar für dar AbuutzungStrieg, der das einzige Mittel zur Erreichung des gewollten Resultates der vollständigen Er schöpfung Deutschlands sei. Die Dampf maschine rückr noch nicht vor, dajür arbeuer aber die Dreschmaschine wunderbar." Ach nein, auch die Dreschmaschine Hal nicht „wunderbar gearbeitet". Wie die Dampf- walze nicht walzte, so hat sie das Dreschen vergessen. Und nun kann der „Temps" die Dreschmaschine gleich der Dampsinaschine beiseite stellen Getaugt haben sie bade Nichts. Sieben Generäle, über 1OOOoO Mann, über 150 Geschütze und noch nicht annähernd übersehbares Gerät aller Ari einschließlich Maschinengewehre, das ist Hindenburgs Rechnungsabschluß für die Wintrrschlachl in Ostpreußen. Es har lange gedauert, bis es möglich war, den Bestand dieser gewaltigen Siegesbeute üst- zuslellen. Bian mußte die Wälder von Grodno durchstöbern, in die sich dte letzten Reste der zehnten russischen Armee ver krochen hatten. Hier und in Rordpolen vor der Festungslinie des Bobr und des Rarew, wo noch in den letzten Tagen ge- wurde, ftnb allein sieben Generäle »0 Mann noch gefangen genommen Auch das Aufftnden dec von den Russen zuruckgelassenen Geschütze har vtersach Schwierigkeiten gemacht, Bei Götzen hatten die Russen schwere Geschütze vergraben und im Widminnen «ee, zwischen Götzen und Lyck, Geschütze ins Wasser versenkt. Ge nützt hat ihnen das Verstecken nichts, wir haben sie doch gesunden. Aber es mag Mühe gemacht haben, alles aufzuspüren und noch jetzt mag hier und dort ein ver sprengter Russe flüchtig umhenrren oder in einenl Waldwinkel oder den Fluren eines SeeS sich dies oder jenes Geschütz verbergen. Aber >m allgemeinen ist ovch alles zusammengelausen, und cS gab enn ganz erquickliche Zahl: Hunderttausend. Roch 10000 mehr als die erste Sufiachl in Masuren. Die zehnte russische Armee Hal «usgehörl zu sein. — Von der russischen Grenze meldet die „National-Zeilung": Wie die Kriegsbericht- erstalter der Moskau r Blätter zu meiden wissen, haben ln den letzten Tagen'äußerst heftige Kämpfe um Prz.mhSl jlallgefunden an denen sich auf russischer Seile auch Flugzeuge hervorragend beteiligten. Die Festung wurde äußerst hartnäckig cecteidlgt- Ganz besonders zu stallen kamen del. Ver teidigern dte umfangreichen künstlichen Hindernisse im Vorgelände, Flatterminen, Wolfsgruben, Drahthindernisse usw Bet dem letzten Sturm haben die Russen be sonders schwere Verluste gehabt. Die schweren Festungsgeschütze der Oesterretcher hätten eine sehr gute Feuerwirkung erzielt. Ein Ausfall der Besatzung in westlicher Richtung sei von den Russen zurück geschlagen worden. — Dir Widerstand, den die Russen von Grodno bis nach Plock an der Weichsel unseren vorrückenden Truppen leisten, soll offenbar die Neuaufstellung einer russischen Verteidigungslinie am Niemen, Bobr und Narew, also an der großen Festungslinie, die sich vom Gouvernement Suwalki bis nach Nowogeorgiewsk Hinsicht, gelten. - Der überraschende Vorstoß aus Ostpreußen, der noch dazu einen großen Teil der russischen Nordaruiee vernichtete, hat die Russen ge nötigt, eine schleunigste Heranziehung aller irgendwie zur Verfügung stehenden Truppen an dieser Festungslinie vorzunehmen. Bis diese Heranziehung ersolgt ist, müssen die noch vorhandenen Truppen den neuen Aufmarsch durch Gegenvorstöße decken. Daher die Kämpfe der letzten Tag-, die sich hauptsächlich bei Grodno, Ossvwiez, Kolno und Racionz abspielen. Daß die Russen ernstlich versuchen werden, an diesen Punkten aus die Dauer neuen ernsten Widerstand zu leisten, ist wohl ausgeschlossen. In den Karpathen machen die Russen noch immer verzweifelte Versuche, die Offensive der Verbündeten durch Gegenstöße aufzuhallen die aber regelmäßig an dem energischen Widerstand der Verbündeten zerschellen. Lv sind den Verbündeten bei den letzten Angriffen, die unter fchweren Verlusten des Gegners zurückgejchiagen wurden, wieder 750 Gefangene in die Hände gefallen. In Ostgalizten haben sich die Russen von Nadworna weiter in der Richtung aus sianislau zuruckziehen müssen, energisch verfolgt von den Verbündeten, — Lie Petersburger Blätter geben jetzt durchweg den Rückzug der ruffifchen zehnten Armee zu, wenn sie teilweife auch verbuchen ihn als ein strategisches Manöver yin- zustellen. Im „Rußtoje Slovo" berichtet Antonow folgendes: Wenn die schweren deutschen Neun- und Els Zoll-Gejchütze nachts in Aktion treten, rötet pch der Himmel. Um Skternrewice verwenden dte Deutschen auch 16'/, zöllige Geschütze. Lie Geschosse fliegen fo fchnell nachetnander daß man em ununterbrochenes Heulen Hörr Erde und Luft erzittern. Loer ganze Horizont ist in undurchdringlichen Rauch gehüllt. Die meisten ruffifchen Verwunderen sind Opfer dreies mörderischen Feuers. Ueberhaupl schlagen sich die Deutschen wie die Wilden, sie sind unermüdlich im Siürmen. Denselben Blatte Meldet der Kriegsberichterstatter Ranow über die ver heerende Wirkung der 42-Zenlimeter-Ge- ichütze, indem er schreibt: Solches Schießen hat noch kein Menjch je zuvor vernommen. H"r Viertel des Gefchoßmantels, das man gesunden hatte, wog 1 Pud (em Pud gleich 40 Pfund). Ein solches Gejchoß har m einer Station einen ganzen Eisenbahn wagen mir warmen Kleidern aus dem Zarendepot en einen Trümmerhausen ver- wandelt. Die Splitter dieses Geschosses sind über zwei Psuno schwer. Esbjerg. Auf dem norwegischen Dampfer Postad entstand eine Meuterei, als das Schiff abgeyen sollte. Die Ver einigte LampsschiffayriSgesellschaft konnte am -Sonnabend fünf Schiffe infolge Weigerung der Mannschaften Nicht nach England abgehen lassen, Sie rief die Polizei an. Die Mannschaft wurde nun pouzeilich gefragt, warum sie nicht fahren wolle. Sie antwortete, sie wage es mchr wegen der Minengefahr. Dte Verhandlungen führten zu keinem Ergebnis. Es glückte der Gesellschaft auch nicht, neue Mann schaften zu erhalten. In Frederikshafen erklärten auf dem der gleichen Gesellschaft angehörenden Dampfer Knutenborg die Sieuerleute, daß sie auch gegen noch so hohe Bezahlung nicht fahren würden. Die Polizei konnte nichts ausrichten. Das Schiff mußte gleichfalls liegen bleiben. London. Am Sonntag abend zwischen 8 und 9 Uhr wurde ein Flugzeug über Essix wahrg-nommen. Eine Bombe wurde abgeworsin. Sie fiel in ein Feld dicht bei Braintree, ohne Schaden anzurlchten. Eine andere Bombe schlug in den Garten eines Hauses bei Colchester ein. Das Haus wurde leicht beschädigt. Niemand wurde verletzt. Belfast. Am Sonnabend nachmittag 5 Uhr hat ein deutsches Unterseeboot iu der Frischen See ein englisches Kohlenschiff ungehalten und gab der Bemannung fünf Minnien Zeit, um in dte Boote zu gehen. Daraus wurde das Fahrzeug versenkt. Genf. Nach Blättermeldungen aus London stellten bis zum 20. Februar ent gegen der Aufforderung der Regierung 17 englische Lampferlimen ihren gesamten Betrieb ein. Petersburg. Rjetsch schreibt über den chinesisch-japanischen Zwist: Das, was man für eine Zeitungsente hätte halten können, hat sich als Tatsache her- ausgestellt. Die Regierung in Tokio Hal Forderungen an China gestellt, deren Verwirklichung in vollem Umfange für China offenbar undenkbar ist. Das zweite Programm, das in der Erklärung der japanischen Regierung enthalten ist, richtet eine Vormundschaft für alle Zweige des staatlichen Lebens der Republik der Mitte ein und verwandelt die politische Un abhängigkeit Chinas in eine Fiktion. Seine Verwirklichung würde ein entscheidender schritt zur Verschlingung der von nalür- lichen Reichtümern strotzenden Millivnen- republik durch das Jnselreich sein. Das wichtigste ist, daß die Vereinigten Staaten dazu nicht gleichgültig bleiben und kaum einen Mach zuwachs Japans in China zulaffen können, noch viel weniger aber die Monopolisierung des ganzen chinesischen Markles. Für ihre sich entwickelnde In dustrie ist der chinesische Markt ebenso wichtig wie für die Industrie Japans. Wenn die japanische Regierung trotzdem fest entschlossen ist die Verwirklichung ihrer Forderungen durchzusetzen, so ist sie offenbar bereit, es aus einen Zusammennoß mit den Vereinigten Staaten ankommen zu lassen, dec in beträchtlichem Maße die Welc- kataslrophe vergrößert. OertlicheS und Sächsisches. Btlenöort-BkrlUa, 2L. Februar WS. — Höchstpreise für Schweine. Der Bundes rat wird sich in den nächsten Tagen mir Aner Festlegung der Schwrinepreife befassen. In maggevenden Kreisen ist man fest enl- Mossen, dnoch eine derartige Maßnahme, den Pieisirelbereiett ein Ende zu machen. — Die Tage nehmen sichtlich zu. Den vesten Beweis hierfür liefert die Petroleum- tanne, sie kann in diesem Falle als zu- oerläffiges Meßinstrument gelten. Den genauen Grad der Tageszunahme, nach Zeit gerechnet, gibt stesreilich wcht an. Dafür stehen aoec andere zuvetläffig: Mittel zur Verfügung und das sind die astronomischen Auszeichnungen in dem Kalender. Nach diesem nimmt die Tageslänge im Februar, der j tzi seinem Ende zugeh!, um 1 Stunde 38 Minuten zu, Wit dem kürzesten Tage um 2 Stunden 58 Minuten. Wer begrüßt diese Zunahme der Tagesdauer nicht mil Freuden? In dem kleineren Haushalt, wo Gas und Elektrizität fehlt, litt man besonders unter dem Petroleum- mangel, jetzt ist man so ziemlich der Sorge enihoden und nicht lange mehr wird es dauern Sann hat die Lampe ihren Platz auf dem Familtenüsch für längere Zeit eingebüßt. Dresden. Das Tierhalten in den Schrebergärten war bekanntlich vor einiger Zeit von den städtischen Kollegien mit Rück sicht aus die hierbei zutage getretenen Un- zuttäglichkenen verboten worden. In der Erwägung, daß es sich in der jetzigen Zeit empfiehlt, alles zu tun, um die Volksernährung zu erleichtern und zu sördern, hat der Rat beschlossen, in Abänderung der Ratsbekannt machung über das Verbot des Verhaltens in Sen Schrebergärten das Halten von Kaninchen in diesen Gärten bis auf weiteres zuzulassen unter der Bedingung und Voraussetzung, daß diese Tiere in ordnungsmäßigen sauber zu haltenden Stallungen untergebracht und Ge ruchsbelästigungen verhütet werden. — Konserven für die Stadt werden in der urch umfängliche Armeelieferungen bekannten Armeekonservenfadrik Dr. L. Naumann in Dresden-Plauen nunmehr angeferligt. Der große Vorrat an Armeekonserven gestattet eS dieser Firma, ihre beiden in der Chemnitzer und Zwickauer Straße befindlichen Betriebe vorübergehend für die städtische Lieferung zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich dabei rn der Hauptsache um die Konservierung von Schweinefleisch als Büchsenfleisch. Großenhain. Entwichen sind in der Nacht zum Sonntag aus dem Remontedepot Skassa, wohin sie zur Arbeit abkommandiert waren, vier russische Kriegsgefangene. Sie hatten im dem Raume, wo sie lagen, tue Eiscnstäbe vor dem Fenster herausgewuchiet und sich dann durch das kleine Fenster gezwängt. Diese Gefangenen haben sich nicht lange ihrer Freiheit erfreut, sie sind in Ortrand wieder aufgegriffen worden. Auch ans dem Ge fangenenlager Königsbrück sind einige Ge tangene in der Nacht vom Freilag zum Sonnabend flüchtig geworden. Deren Wieser-- erlangung ist bis heute noch nicht ersolgt. Diese Gesungenen haben zur Ermöglichung ihrer Flucht einen unterirdischen Gang ge graben und durch diesen die Freiheit erreicht. Kirchberg. Ein schweres Unglück er- eigue'.e sich am Sonnabend kurz nach 8 Uhr im Höfling und Straußjchen Steinbruche am Borberge. Der Mitinhaber der F.rma Herr Strauß war mit drei Arbeitern in der Nähe eines Bohrloches tätig, als Plötzlich unerwartet ein Sprengschuß losging und die vier Männer einige Meier fortfchleuderte. Zwei Arbeiter blieben unverletzt, während der drille, Herr Lelstncr, Verletzungen an der Hand und im Gesicht davontrug, die aber keineswegs lebens- geiährltch sind. N ie d e r c r i n i tz. Auf der Wiese des Gutsbesitzers von hrer an der Straße nach Kirchberg fand man die Leiche des 40 Jahre alten unverheirateten Fabrikarbeiters L. A. Klärner aus Kirchberg, gebürtig aus Planitz. Die Hände waren sehr stark verbrannt. An nehmbar hat Klärner aus noch unbekannter Ursache Selbstmord verübt, indem er den auf die Wiese stehenden Mast der elektrischen Starkstromleitung erkletterte und mit den Händen den Leitungsdrahl erfaßte, um sich >0 vom elektrischen Strome töten zu lassen. Er ist dann abgestürzt. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 25. Februar 1915. Ottendorf-Okrilla. Abends »/, 8 Uhr Kciegsbetstunde. Großdittmansdorf. Nachm. 4 Uhr Kriegsbetstande. Medingen. Abends 7 Uhr KriegSbetftunde,