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Ottendorfer Zeitung Bezugspreis: vierteljährlich ^20 Mark frei i-s Hrnrs. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- Mrlich, MI. Einzelne Nummer >o Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag na> Sonnabend Nachmittag. Untertiaktungg- unä Anzeigebkatt Anzeigritpres»: File die kleinzellige Äorpns-Jetle »»er deren Raum jo pfg. — Im Reklametetl für die kleinspaltigr Petit-Keile rr psg. Anzeigenannahme bi» js vhr mittag». BetlagegedShr nach veretndaruag. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Mode". Doick »5 Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß Gkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-GkrBa. Nummer 2s Mittwoch, den s7. Februar M5. Jahrgang Neuestes vom Tage. Wien. Das „Neue Wiener Tageblau" meldet aus Burdujeni: Tie ganze Buko wina ist vom Feinde gesäubert. Nur bei Czernowitz sind die Russen verschanzt in Erwartung weilerer Kämpfe, indessen ist Czernowitz selbst vollständig von den Russen geräumt, Unsere Truppen sind bereits an den Stadttoren angelangt. Aus Wisnttz eingctroffene Personen melden, die Russen hättten den Rückzug aus Kolomsa an getreten. Sie leiden sehr unter Artillerie mangel. Mit Vertrauen erwartet die Be- völkerung eine baldige Offensive gegen die Russen. Der von den Russen in den Ort schaften Gurahumora, Kimpolung und Radautz angerichtete Schaden ist außer ordentlich groß. Die österreichischen Be hörden sind abends in Suczawa eingetroffln. — Ueber den Verlauf des Sieges in Ostpreußen schreibt auch der Kriegsbericht erstatter des „Lok.-Lnz.": Die vollständige Tragweite läßt sich noch nicht überblicken, doch so viel steht bereits fest, daß der Alb druck der russischen Invasion, welcher lange Zeit auf Ostpreußen lastete, beseitigt ist. Die Offensive der deutschen Armee kam der russischen Armeeleitung unerwartet. Wie die frühere Offensive bei Tannenberg und in den Masuriichen Seen mit dem Zu sammenbruch zweier mächtiger gegnerischer Armeen geendet habe, so endete diese neu aufgenommene Offensive mit einem gänz lichen Zusammenbruch. Die Gruppierung der deutschen Streitkräfte war am 7. Februar in der Nacht beendet und bereits am 8. begann der Vormarsch des rechten Flügels in der Richtung nach Johannis- bürg. Am selben Tage nachmittags war JohanntSburg bereits in unserem Besitz und die 57. russische Division, welche sich hartnäckig verteidigte, beinahe vernichtet. Bet die>en Kämpfen fielen 5000 Gefangene in unsere Hände. Kümmerliche Repe der Division fluchteten sich in den Schutzberelch der Festung Ossowtec. Die Gruppierung unserer rn der Gegeno von Gumbinnen in Aktion treffenden Kräfte vollzog sich vom Gegner vollkommen unbemerkt und wurde von der in dieser Linie stehenden Kavaltene- divlston verschleiert. Unsererseits wurden ziemlich starke Kräfte in der Richtung nach Pillkallen und Lasdehnen in Bewegung gesetzt, um den Feind, der sich im Raume von Lasdehnen, Pillkallen, Gumbinnen, Stallupönen befand, durch einen über raschcnden Angriff in der südöstlichen Richtung auf Schirwindt-Wladislawow Wilkowschtl anzugrelfen und ihm die Rück zugSstraße von Stallupönen nach Kowno zu verlegen. Während dieser Operationen kam eS zu Kämpfen gegen die 56. russische Division, die vollständig zersprengt wurde. Spullen nnd Henskischken wurden tm Sturmlauf genommen. Nachdem Pillkallen von unseren in Eilmärschen oorgehenden Truppen besetzt war, zogen sich die Ruffen zwar in der Richtung auf Stallupönen zurück, doch schon zu spät, da starke deutsche Truppenteile Schtrwindt und Wirballen erreicht hatten und so die beabsichtige Um fassung dieser gegnerischen Kräfte bereits vollzogen war. Das Gelingen dieser Um fassung wurde nur infolge der über menschlichen Anstrengungen möglich, die alle an diesen Operationen beteiligten Kräfte mit beispiellosem Elan überwunden hallen. Zu Beginn der Operationen setzte harter Frost mit Schneetreiben ein, so daß die Infanterie bis zu den Knien tm Schnee vormarschieren mußte. Die Fortbewegung der Geschütze erforderte die ganze Energie der Truppen. Am drillen Tage der Op-ra tonen setzte Tauwetter ein, so daß die Wege eher einem See als einer Chaussee glichen. Die Umgehung der russischen Truppen erfolgte so überraschend, daß z. B. in Kybarti eine russische Brigade ganz ge mütlich in den Häusern saß, als das Torf von schwachen deutschen Kräften umzingelt wurde, so daß sie gezwungen wuroe, sich ohne Schuß zu ergeben. Die Gewehr pyramiden liegen noch jetzt in schöner Ordnung am Rande der Dorfstraße. In den Kümpfen wurden insgesamt elf russische Divisionen teilweise geschlagen, teiweise vernichtet Die Entwicklungsmöglichkeiten sind noch groß. Einstweilen steht der eine materielle und moraliche Erfolg fest, daß Ostpreußen von russischen Truppen voll- kommen frei ist. — Aus Wien wird berichtet: Das Armee-Oberkommando gibt bekannt: Es hat sich schon öfter dct Fall ereignet, daß russische Soldaten und selbst auch ganze Patrouillen sich der österreichisch-ungarischen Uniform bedienten, um kleinere Abteilungen zu überfallen. Ta dies in den letzten Monaten, namentlich vor Przemysl, wieder holl vorgekommen ist und drese völkerrechts widrige und verächtliche Kriegslist in den Reihen des Feindes augenscheinlich beliebt zu werden begann, wurde es nötig, bekannt zu machen, daß jeder russische Soldat und Offizier, der in solch schmählicher Wetse sich der Verkleidung bedient, standrechtlich an Ort und Stelle behandelt wird. In den jetzigen Kämpfen in den Karpathen hat es sich nun ereignet, daß ein ganzes russisches Bataillon m der österrelchtsch- ungarischen Unisorm zum Angriff vor gegangen ist. Das Bataillon wurde zer- sprengt und größtenteils gefangengenommen. Angesichts dieser Tatsache muß öffentlich erklärt werden, daß selbst die größte Anzahl solch verkleideter Feinde, die uns in die Hände fallen, die sofortige standrechtliche Behandlung aller auch m Zukunft nicht hindern wird. Haag. Den neuen glänzenden Sieg der Deutschen in Ostpreußen vermögen die nanzöstschen Blätter in ihren Besprechungen oer Ereignisse nicht ganz zu verbergen. Man verflicht daher seinen Eindruck zu verwischen, indem man einen Reuterbericht abdruckl, der darauf berechnet ist, den Mut der Franzosen hochzuhalien und der dem deutschen Siege „unsagbare deutsche Ver luste' andlchlel. Die Mehrzahl der hol ländischen Blätter gibt diese lächerliche Reutermeldung ohne jeden Kommentar wieder, so daß er mit feiner Spekulation auf die Kritiklosigkeit der neutralen Presse wieder einmal einen Erfolg zu verzeichnen hat. Nur der „Nieuwe Rouerdamsche Conranl" stellt die Richtigkeit der Meldung <ehr in Zweifel und betont demgegenüber, daß die Russen den Rückzug und auch an scheinend einen großen Rückzug, biS zur Narewlinie angetreten haben. Lie eng- lischen Blätter brachten den gestrigen russischen Generalnabsbericht, welcher die Niederlage in Ostpreußen m gewundenen Worten etngestehl, an versteckter Stelle in kleiner Schrift. Die Pariser „Humanns" bemerkt zu den Kämpfen in Ostpreußen: „Der mit dem französischen Geld vergoldete Stern dts russischen Heeres leuchtet immer noch nicht, ebenso wie von den Talenten der Führer noch nichts zu verspüren ist. Im September nach den Niederlagen Rennentampss hat man uns auf den Winter, den natürlichen Bundesgenossen Rußlands vertröstet. Der Winter ist gekommen und die russischen Heere haben mehrere Nieder lagen, aber nur kleine und vereinzelt ge ¬ bliebene Erfolge zu verzeichnen. Jeden falls scheinen die Russen kein Glück mit der Verteidigung ihres eignen Landes zu haben, garnicht die Rede von ihrem ge planten Marsch nach Berlin. Jetzt tröstet man uns auf den Sommer, aber es scheint daß Frankreich sich verbluten muß, ehe der Rhein überschritten ist". Köln. Die „Kölnische Zeitung" be spricht die immer stärker werdende Ab hängigkeit Frankreichs von England und sagt, in unbefangenen Kreisen Frankreichs empfinde man längst schon Besorgnis wegen der Ansprüche der englischen Hilfs- kontingente in Frankreich. Man murre über die Art, wie die Engländer in fran zösischen Kanalstädten sich breit machen und zu Gebietern aufwerfen. Die Be sorgnis, ob die Engländer Dünkirchen, Calms, Boulogne, wenn nicht gar Havre jemals wieder verlassen werden, sei durch aus gerechtfertigt. Es sei sicher, daß nach der Erschöpfung Frankreichs beim Friedens- Ichluß tue Engländer jene Orte aus freiem Antriebe niemals räumen werden. Als eines der letzten Ziele des englischen Raub krieges sei die Gewinnung eines riesigen Gibraltars auf französischem Boden zu er kennen. — Der Bundesrat wird in dieser Woche einige wichtige Entscheidungen treffen, die das deutsche Wirtschaftsleben erheblich be einflussen dürften. Unter den Bundes« regierungen dauern die Verhandlungen über eine Erhöhung der Höchstpreise für Speise- kactoffeln noch fort, und es läßt sich mit Bestimmtheit noch nicht sagen, zu welchem Ergebnis sie führen werden. An einer zu ständigen Regierungsstelle wird noch ver sichert, daß eine Erhöhung sich nicht werde vermeiden lassen, um die Verwendung von Speisekartoffeln zur Viehfülterung möglichst anszmchließen, und um diesen Zweck voll- ständig zu erreichen, werde der Bundesrat vor einer erheblichen Erhöhung der Höchst preise mch. zurückfchrecken. Von einer Be schlagnahme und Verteilung sämtlicher Futtermittel, die vielfach verlangt wird, ist keine Rede. Der Bundesrat wird weiter Beschluß fassen über die Einschränkung des Malzoerbrauches der Brauereien, um Brau gerste für die Viehfülterung sreizumachen. Ler Bundesrat wird sich auch mit der Fleischteuerung beschäftigen, namentlich mit Maßregeln gegen die Verteuerung des Schweinefleisches, und mit der Frage einer Einschränkung des Rübenbaues. Voraus sichtlich wird er auch in dieser Woche schon die Bedingungen beschließen, unter denen d:e neue b-Milliarden-Anleihe ausgegeben werden soll. OertlicheS und Sächsisches. Vttmdsrs-Dkrilla, s6. Februar M. — Die Brotkarten die zar Regelung der Abgabe von Gebäck an die Bevölkerung ein- aNührt werden, werden das erste Mal am 23. Februar gemeinsam mit der Stadt Dresden oen Amtshauplmannschasten DreSden-Altstadt, Dresden-Neustadt und Pirna auSgegeben. Zwischen der Stadt Dresden und den drei AmtShauplmannschaften ist eine Vereinbarung crzielt worden, sodaß die Bioikontrolle in allen vier Bezirken einheitlich ausgeübt wird. — Amtlich wird gemeldet: Nachdem durch den Bundesralsbeichluß vom 2l. Januar d. I. die nöügensalls zwangsweise Sicherstellung des Huserdestandes sür die Heeresverwaltung bis zur nächsten Ernte ungeordnet worden ^ist, Hal der B'mdeSrat durch Beschluß von 15. d. M. die Beschlagnahme der gesamten Hafer- vorräts vom 16. d° M. ab verfügt. Es erschien ebenso wie beim Brotgetreide die ^eitleaung, iparsame Verwaltung und plan mäßige Verteilung der vorhandenen Bestände geboten, damit sie bis zur nächsten Ernte aus reichen. Nur ganz geringe Bestände von weniger als einem Doppelzentner bleiben von ser Beschlagnahme frei. Ferner wird trotz ser Beschlagnahme den Landwirten und Pferdehaltern die Verwendung des erforderlichen Saatgutes und ein zur Erhaltung ihrer eigenen Pferde unbedingt notwendiges Quantum, das vorläufig auf drei Doppelzentner für jedes Pferd sür den Zeitraum bis zur nächsten Ernte bemessen ist, gestattet bleiben. Um die Pflroe allmählich an die Verringerung deS Haferfutters zu gewöhnen, soll sür die Uebergangszrit, vorerst bis zum 1. März noch ein Zuschlag von 1 Kilogramm für den Tag und Tier gewährt werden. Der Austausch zwischen den Kommunaloerbänden, in denen überflüssiger Hafer vorhanden ist und den jenigen, in welchen auch der Mindestbedarf nicht vorhanden ist, soll durch die Zentralstelle zur Beschaffung der Heeresverpflegung in Berlin, der Ausgleich zwischen den einzelnen Hafer- und Pferdebesitzern innerhalb der Kommunaloerbände durch diese erfolgen. Da d:e Landwirte genötigt sein werden, statt des Hafers, welcher ihnen zugunsten der HeereS- Verpflegung entzogen wird, kostspielig« Ersatz futtermittel zu kaufen, um ihre Tierbestände ourchhalten zu können, so ist gleichzeitig eine entsprechende Erhöhung für Hafer, und zwar um 50 Mark für die Tonne beschlossen worden. Diese Erhöhung erschien tunlich, nachdem durch die Belchlagnahme von Roggen die Notwendigkeit wegfiel, den Haferprets in einer bestimmten Relation zum Preise von Roggen und zwar unter diesem zu halten. Weil aber schon im Januar in einigen Landes teilen umfangreiche Haferbeschaffungen für die Heeres» und Marineverwaltungen teils im löcmlichen Zwangswege, teils unter einem ge wissen moralischen Druck auf die Haferbesitzsr stallgefunden haben, so erschien es durch die Billigkeit geboten, die genannten Verwaltungen zu ermächtigen, auch hierfür nachträglich Preiserhöhungen zu bewilligen. Dresden. Die Ausstellung sür Ver wundeten und Krankensürsorge im Kriege, welche in den Räumen des Sächsischen Kunst- Vereins aus der Brüylschen Terrasse unler gebracht ist, wurde am Montag mittag 12 Uhr im Auftrage des Königs von dem Prinzen Johann Georg eröffnet. Die Feierlichk-tlen waren in Anbetracht des Ernstes der Zeit auf das geringste Maß beschränkt; nur Exzellenz Dr. Lingner hielt eine kurze Aniprache. Es folgte ein Rundgang durch sämtliche Räume der nicht nur beweis, daß die Ausstellung in ihrer Reichhaltigkeit und Geschlossenheit einen prächtigen Eindruck macht, sondern auch, daß sie vollständig fertig ist, waS man in der Regel bei Ausstellungen am Eröffnungstage nicht vorzufinden pflegt. Tue Ausstellung ist von den Reichs- und Staatsbehörden ins Leben gerufen und ihre Reichhaltigkeit auch von diesen mit unterstützt worden. Man gewinnt beim Durchschreiten der Säle ein vollständiges Bild von der modernen Der- wundetenpflege. Dabei ist die ganze Aus stellung nicht ausschließlich ernsten Charakters sondern auch reizvolle Bilder durchschweben und heben den Gesamteindruck. Etwa drei Wochen dürfte die Ausstellung in Dresden verbleiben, dann tritt sie ihre Wanderung nach Frankfurt a. M., Hamburg, Magdeburg, überhaupt nach den meisten deutschen Groß städten an. Merkwürdig ist es, daß von den oen sächsischen größeren Städten bis jetzt keine einzige außer Dresden sich um die lleberlaffung der Ausstellung die in ihrer Art einzig ist, beworben hat.