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Ottendorfer Zeitung I I —o Bezugspreis: vierteljährlich l,2N Mark sr-i ««- In der Geschäftsstelle abgeholt viertel. jS?rlich : Mk. Einzelne Nummer ,o Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. a Untertinttung«" unä Anzeigeökatt -- —l. I Anzeigenpret»: Für di« kleinfpoiüge Korpus-Mle oder deren Raum io Pfg. — Im ReNamettil fLr die Neinspaliige Petit-Keile 25 pfg. Anzeigenannahme bt»<s Uhr mittag». Beilagegebühr nach Vereinbarung, ! >— > I, Mit wöchentllch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". vi»k Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-GkriSa. Nummer s2 Mittwoch, den 27. Januar W5. U. Jahrgang «III«»» IIM»I,II,I I! I I»I»MIUMN»MIMI»WIIM»MIMIMIM IIi!IIIIIIWIM'»«»»»M^«'^^ Neuestes vom Tage. — Amtlich wird gemeldet: Bei einem Vorstoß S. M. Panzerkreuzer „Seydlitz" „Dersflinger", „Moltke" und „Blücher" in Begleitung von vier kleinen Kreuzern und zwei Torpedobootsflottillen iu die Nordsee kam es am Sonntag vormitlag zu einem Gefecht mit englischen Streitkräften in der Stärke von fünf Schlachtkreuzern, mehreren kleinen Kreuzern und 26 Torpedoboots zerstörern. Der Gegner brach nach drei Stunden 70 Seemeilen Westnordwest von Helgoland das Gefecht ab und zog sich zurück. Nach bisherigen Meldungen ist auf englischer Seite ein Schlachtkreuzer, von unseren Schiffen der Panzerkreuzer „Blücher" gesunken. Alle übrigen Schiffe sind in die Häfen zurückgekehrt. Der stell vertretende Chef des Admiralstabes, gez. Behncke. (W. T. B) — Der 23. Januar ist dem deutschen Gemralstabsberichte zufolge auf der ganzen Front im allgemeinen ohne besondere Er eignisse verlaufen. Nur in den Argonnen griff der Feind an, wurde aber müheloe zurückgewiesen. In den Vogesen wird noch immer nordöstlich von Steinbach bis hinaus zum HarlmannSweilerkopf gekämpft, wobei die Unseren Fortschritte verzeichneten Die Lage hat somit ihren stationären Charakter beibehalten. Und in dieser Be Ziehung wird voraussichtlich in absehbarer Zeit kaum ein Wandel eintreten. Denn alle Offensivversuche haben bisher nur zu dem Ergebnis geführt, daß eine Ent scheidung auf einen Schlag als nahezu ausgeschlossen gelten kann. Selbst nach einer so blutigen Niederlage, wie sie die Franzosen bei Soissons erlebten, ist in kurzer Zeit wieder verhältnismäßige Ruhe eingetreten. Der Feind setzte sich in den längst vorbereiteten rückwär tigen Stellungen fest, ergänzte seine Bestände dort durch Reserven, und das alte Spiel begann von n uem So liegen die Verhältnisse überall und aus diesem Grunde ist mit einem raschen, die eine Partei vernichtendem Schlag kaum zu rechnen. Nur langsame, zähe Arbeit uuter tunlichster Schonung des Menschenmaterials wird voraussichtlich den Zusammenbruch bringen. Diese Ueber- zeuguiig besteht in den leitenden Kreisen hüben wie drüben. Der Schützengraben» krieg, das qualvolle Ringen um an sich oft bedeutungslose Positionen wird kaum über kurz ein Ende nehmen. Aber gerade das ist für uns ein günstiges Moment Denn diese Art der Kriegführung stellt un geheure Anforderungen an die Nerven und die moralische Kraft des Einzelnen, der Offiziere wie der Mannschaften. Nur eine Armee, die — wie die deutsche — voll kommen davon überzeugt ist, daß Aus- Harren Siegen bedeutet, welche den un erschütterlichen Willen hat, unter allen Umständen den Platz zu halten, wird den Enderfolg davontragen. Nie besah FichteS Wort mehr Geltung als heute, daß die Kraft des Gemüts den Ausschlag gebe Bei uns weiß auch der letzte Mann, daß es darauf ankommt — wie es jüngst in einem Feldpostbriefe aus dem Westen ganz treffend gesagt wurde —, in den Gräben nur eine Stunde länger auszuhalten, wie der Feind. Davon hängt unsere Zukunft ab. Und deshalb harren wir aus, mag es auch noch so lange dauern. Den Daheimgebliebenen, die am liebsten heule oder morgen eine Entscheidung im Westen erzwungen sehen möchten, kann dies nicht ost genug gesagt werden. Es handelt sich auch nicht darum, ob Deutschland einen Feldzug gewinnt oder verlierst es geht um unsere Existenz. Jeder vorzeitige Schritt chnnte sie gefährden, darum heißt es sich in Geduld fassen und Opfer bringen. — Im Westen ist stellenweise wieder eine erhöhte Tätigkeit festzustellen. Schon der französische Tagesbericht vom 24. Januar meldete heftige Artilleriekämpke in belgisch Flandern nnd der deutsche General- stabsbericht vom Montag bestätigt dies. Nach der französischen Quelle gewinnt es sogar den Anschein, daß deutscherseits größere Jnfanterieangriffe geplant waren, die aber infolge des lebhaften Geschütz feuers noch nicht angesetzt werden konnten. Irgendwelche Bodengewinne scheinen aber von keiner Seite erzielt worden zu sein. Ferner bestätigt der deutsche Bericht die französische Meldung vom Verlust eines Schützengrabens bei Berry au Bae. der vor einigen Tagen von uns erobert worden war. Um diese strategisch wichtigen Stel lungen an der alten Römerstraße dürfte wohl noch mancher Kampf entbrennen. Nördlich von Chalons ist dem von beiden Generalstäben gemeldeten Artilleriekampf das Vorgehen der Infanterie gefolgt An scheinend ist die Offensive, die durch die Artillerie bei Prunay, Souain, Perthes, Beau Sejour, Massiges und Ville iur Tourbe vorbereitet wurde, vom Gegner ausgegangen, der ja — wie wiederholt be tont — Chalons seit langem zur Basis neuer Operationen machte. Das Zentrum der Angriffe scheint zwischen Souain und Perthes zu liegen mit Suippes im Rücken bis wohin von Chalons aus die Bahn nordwärts führt. Die Kämpfe dauern noch an. Ebenso finden auch in den Argonnen wieder Artilleriekämpfe statt. In den Vogesen wird im Gebiet von Sennheim noch immer blutig gekämpft. Hier be findet sich der Hauptplatz der Ereignisse zwischen Uffholz und Hartmannsweilerkopf. Uffholz befindet sich in deutschen Händen, während Steinbach wiederholt den Besitzer gewechselt hat. Nach ihrem Be tcht vom Sonntag abend waren die Franzosen bis an die deutschen Drahtverhaue gelangt, später wurden sie aber unter schweren Ver lusten zurückgeschlagen. Die Unseren be haupten hier also das Feld nach w e vor und machen auch noch Gefangene. Aus französischer Seile kämpfen die als Elite truppe bezeichneten Alpenjäger. — Die Wiener „Rundschau" meldet: „Sowohl die amtlichen russischen Communi- quss als auch die Kommentare und Be richte der russischen Kriegskorresponoenten lauten in den letzten Tagen sehr reserviert und nnklar. Die offiziellen Bulletins be sagen, daß die österreichisch-ungarischen Truppen am Dunajec mit ihrer schweren Artillerie größten Kalibers an der ganzen Front fortwährend im Angriffe seien. Am linken Weichselufer werde um Sochaczew und Bolimow mit wechselndem Erfolge weiter gekämpft. Der Offensive der Ver bündeten, die „beträchtliche Verstärkungen" bekommen hätten, werde russticherseits standgehalten. In der „Nowoje Wremja" erzählt ein von der galizischen Front zurückgekehrter Offizier, daß die russischen Operationen in Teilen der Karpathen wegen der Schneeiäüe und des Frostes einstweilen eingestellt worden seien. In den Karpathen betätigte sich namentlich die kaukasische Division unter dem Kommando des Großfürsten Michael, der persönlich stets mitten im Feuer stehe. Der Kriegsbericht erstatter der „Birshewija Wjedomosti" tele graphiert, es sei den Deutschen gelungen, am rechten Ufer der Bzura und der i Rawka festen Fuß zu fassen und sich dort zu behaupten, doch hätten die Verbündeten bisher nicht mehr erreicht, obwohl sie un ausgesetzt die heftigste Offensive aufrecht erhalten. Immerhin müsse man zugeben, daß die Lage der Russen in Polen heute schwieriger sei als früher. Nach dem Rück zuae der Verbündeten sei die Situation für die Russen unleugbar ausgezeichnet geweien, jetzt seien auch sie lahm gelegt und man könnte das Bild dahin skizzieren, daß sich beide Streitteile die Wage halten. Im „Armeeboten" wird in einem militärischen Kommentar ausgeführt, daß die russischen Positionen an der Rawka kaum zu be haupten seien, wenn nicht ausgiebige Ver stärkungen einträfen " Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Gkrilla, 26. Januar M5. — Wegen der kirchlichen Feier des Kaiser- geburlstaas soll die diesmalige Kciegöbetstunde bereits Mittwoch den 27. dieses Monats abends halb acht Uhr im hiesigen Gotteshaus staüfinden. Zu derselben sind alle hiesigen Vereine durch kirchliche Abkündigung ein. geladen worden. Der Militärverein hält einen ememsawen sKirchgang. Hierbei findet eine Kollekte sür Ostpreußen statt. K.M. Die persönliche Ablieferung von Privattelegrammen nach dem Feldheer findet vF der neu errichteten, im Dresdner Telegraphen-Gebäude auf dem Postplatze unt-rgebrachten „Prüsungsstelle für Telegramme nach dem Feldheer" des stellv. General kommandos XII. A. K nur in der Zeit von 9 Uhr Vorm, ins 12 Uhr Mittags und von 3 Uhr bis 6 Uhr Nachm. statt. Die briefliche Ablieferung derartiger Telegramme kann jeder- znt erfolgen. Der Aasender hat die Onnglickkett nötigenfalls unter Vorlegung von Beweis! Ücken zu begründen. Alle nicht un. edn gt dringlichen Telegramme werden unter Rückgabe der Telegrammgebühr zurÜckg^wiesen. Telegramme über das Befinden von Schwer- oerwundslen haben vor allen anderen den Vorzug. Telegramme mrt unrichtiger Adresse werden zurückgewiesen. Zagelassen ist nur o?e offe- e deutsche Sprache Alle verabredeten und ch filterten Ausdrücke sind verboten. Die A >ess ist vom Ab ender so ausführlich au,zu.<ebeü, wie es 'M die Fest-Postsendungen vorgetchrstden in. Wohnt der Absender nicht am Orte der PrüsaugSstelle (Dresden), so ist der Unterschrift des Telegramms der Wohnort beizufüren. Die Gebühr beträgt 5 Psg. für das Wo t, wobei die Adresse ohne Rücksicht aus die dafür gebrauchte Wortzahl für 10 Dxwone gezählt wird. Kein Telegramm oarf außer der Adresse mehr als 20 Worte enthalten. Der Text ist so kurz wie möglich zu fassen. Zusätze, wie „herzliche Grüße" uud ähnliches sind zu vermeiden. Dir Tele gramme werden nur auf Gefahr der Absender angenommen. Unbestellbare Telegramme werden brieflich zurückgesandt. Für alle vom Feld heer nach der Heimat gerichteten Telegramme werben die Gebühren vom Empfänger erhoben nnd nach Zahl der gebrauchten Worte mit 5 Pfg. für das Wort berechnet. — Jagdverpachtnngen nur an echte Weid- männner. Ein soeben ergangener Erlaß der 'ächstschew Regierung ordnet an, daß künftig Jagdveriräge nicht mehr genehmigt werden dürfen, gegen die Person deS Jagdpächters und seine Zuverlässiigkeit in weidmännischer sittlicher und wirtschaftlicher Beziehung Be- reaken vorliegen. ES ist zu wünschen, daß dieses denkenöwerte Vorgehen des sächsischen Ministerieums bald überall Nachahmung findet. — Zur Lage des nvrd- und ostdeutschen Holzmarkies schreiben dis Leipz. N. Nachr. Einen merkwürdigen Verlauf nehmen jetzt die Verkaufstermine von Rohhoiz in den nord. und ostdeutschen Forsten. Dort, wo geringes zur Herstellung von Kanthölzern (Baracken bauten) Baufpund und besäumten Bohlen geeignetes Rohholz zum Angebot kommt, ist dir Andrang größer als in Friedenszeiten. Dementsprechend werden die Taxen der Regierung sehr häufig um 5 bis 10 Prozent überschritten. Dagegen ist gutes Schneideholz vernachlässigt, und es zeigt sich meist, daß die Schneidemühlen zur Entwicklung des Ge- chäfts in Tischlercimaterialien gar kein Ver trauen haben. Die Wasserschneidemühlen in Bromberg, Thorn, Schulitz und Oderberg, die onst bis Ende Januar ihren Einschnitt aus- verkauft hatten, bemühen sich jetzt vergebens um Verkäufe in geflößter Kiefer in Leipzig, Eriurt, Dresden, Desfau, und Madeburg. Die Läger in zweiklassiger Ware, die nach Magde burger Manier geschnitten ist, find übervoll. Bestellungen gehen auch von den Maschinen fabriken, die sonst Madellhölzer kaufen, nicht ein. Infolgedessen ist man in den Kreisen der Sägemühlenindustrie, die hauptsächlich für Möbeltischlereien arbeiten, recht mißmutig. Die Mühlen an der Oder pflegen ihre russischen Rohhölzer in Schneide- und Bau kiesern zu sortieren und erstere dann un geschnitten nach Mitteldeutschland zu ver- äufen. Auch dieses Geschäft stockt zurzeit. Das Eichengeschäft hat sich am nord- und ostdeutschen Markt belebt. Freilich werden nur billigere, wenn auch harte, für die Stell- machereien geeignete Bestände flott verkauft. Fournierenden, die von Forsten in Pommern und Mecklenburg reichlich angeboten sind, rnden keine Käufer, selbst wenn man nur die niedrigsten Preise von 1914 fordert. Dresden. Hier erfolgte die Ausgabe der vom Rate angeordneten Listen, in -denen Hausbesitzer Haushaltungsvorstände und Haus frauen aufaefordert, werden, Gesäße zur Sammlung der Küchsnabsälle aufzustellen, um dem drohenden Futtermangel für unser Vieh zu steuern. Plauen i. B. Wie der „Vogtl. Anz." meldet, wurden hier gegen 130000 Stück sogenanmeu Kaiser-Huldigungs-Felüpostkarten beschlagnahmt. Es war schon fett längeren bekannt, daß der unverständige Plan bestand, anläßlich des Geburtstages unseres Kaisers große Mengen sogenannten „Huldigungs-Feld- postkarten" ins Feld abzusenden. Die Karte deren Verkaufspreis auf 5 Pfg. festgesetzt war, sollte am 27. Jan. zur Post gegeben werden. Die Unternehmer einige auswärtige Herrn, rechneten damit, daß die Feldpostkarte, welche als solche unentgeltlich befördert worden wäre, m ungeheuren Mengen — man rechnete mit vielen Millionen — gekauft und abgeschickt würde. Wäre der Plan zur Durchführung gekommen, würde der ohnehin schwer belasteten Feldpost eine gewaltige Arbeitslast erwachsen >ein. Außerdem hätte diese Huldigung gar nicht im Sinne des Kaisers gelegen, wie ja aus dem kürzlich ergangenen Erlaß deutlich zu ersehen war. Kirchennachrichten. Mittwoch, den 27. Januar 1915. Ottendorf-Okrilla. Abends */, 8 Uhr KriegSbetstunde mit kirchlicher Feier des Kaisergeburtslags. Kollekte für den kirchlichen Notstand in Ostpreußen. Medingen. Abends 8 Uhr Piedigtgoltesdienst anläßlich Kaisers Geburtstag. Großdittmansdorf. Abends 6 Uhr Predigtgottesdienst anläßlich Kaisers Geburstag.