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Deutscher Leemannstoä. Die Schlacht bei den Falllandsinseln. In der .New Dark World' werden nach den Erzählungen des Führers des englischen Geschwaders, das in Montevideo eingetroffen ist, jetzt nähere Angaben über den Verlauf der Seeschlacht bei den Falklandsinseln gemacht. Danach gelangte die englische Flotte unbe» merkt bis zu den Falklandsinseln und nahm am 7. Dezember Aufstellung in der von hohen Bergen umgebenen Bucht von Port Stanley in der Weise, daß die Dreadnoughts hinter den Berge» versteckt blieben. Der Plan gelang vollständig. Das deutsche Geschwader traf am 8. Dezember ein und begann den Kampf wider die ihm allein sichtbaren englischen Kreuzer. Das deutsche Geschwader bestand aus den Kreuzern .Scharnhorst". „Gneisenau", „Dresden". „Leipzig". „Nürnberg" und dem Hilfskreuzer -Prinz Eitel-Fritz", das englische aus den Dreadnoughts „Jnvincible" und „Inflexible" und den Kreuzern „Canovus", „Kent", „Corn wall", „Carnarvon", „Bristol" und „Glasgow". Der Kampf entbrannte sofort sehr heftig, als plötzlich die englischen Dreadnoughts ein griffen. Bei der grasten Überlegenheit des Feindes gab Graf Spee seiner Flotte den Befehl, sich zu zerstreuen, aber es war zu spät. Die eng lischen Dreadnoughts richteten ihr Feuer auf die deutschen Kreuzer „Scharnhorst" und „Gneisenau", währen die englischen Kreuzer die kleineren deutschen Kreuzer bekämpften. Die englischen Dreadnoughts wurden wieder und wieder, der „Jnvincible" zwanzigmal, von den deutschen Schüssen getroffen, dte aber an den schweren Panzern nur kleinen Schaden anrichteten. Nicht viel fehlte jedoch daran, daß ein deutsches 210-Millimetergeschoß den Turm des „Jnvincible" zerstört hätte. Die englischen Geschosse trafen den „Scharnhorst" unaufhörlich vom Vorder- bis Achterdeck und brachten die deutschen Geschütze nacheinander zum Schweigen. Aber es kam kein Zeichen der Ergebung, bis beide .Kreuzer zwischen den Feuern unter gingen. Bis zuletzt blieb die Flagge des Admirals v. Spee sichtbar. Der „Scharnhorst" versank um 1 Uhr nachmittags, der „Gneisenau" um 6 Uhr. Die „Nürnberg" wurde von der „Kent" verfolgt und sank. Die „Leipzig" wurde von der „Glasgow" beschossen. Als die „Leipzig", in Feuer gehüllt, im Begriff war, unterzugehen, stellte die „Glasgow" das Feuer ein. fuhr dicht an das deutsche sinkende Sckiff heran und ließ Boote herab. Als je doch die ersten englischen Boote ausfuhren, um die Besatzung der „Leipzig" zu retten, schoß die „Leipzig" noch einmal. Das Ge schoß erplodierte auf dem Deck der „Glas gow". Daraufhin feuerte die „Glasgow" die letzte Breitseite auf die „Leipzig", die diese zum Sinken brachte. Die englischen Offiziere bedauern, daß von der „Leipzig", offenbar in der Hitze des Kampfes, dieser letzte Schuß ab gegeben wurde. Sie glauben, daß es sich um einen bedauerlichen Zufall handelte. Ein Leutnant und 21 Mann der „Leipzig" wurden von der „Glasgow" ausgenommen. Im ganzen sollen 15V Deutsche gerettet sein. Die „Dresden" und „Prinz Eitel-Fritz" retteten sich nach Punta Arenas, wo sie sich mit Kohlen versorgten. Vierzehn Stunden nach ihrer Abfahrt trafen die „Bristol" und „Glasgow" dort ein. Als der „Scharnhorst" dem Untergangs nahe war, signalisierte ihm „Canopus", sich zu ergeben. Admiral v. Spee antwortete, daß er noch imstande sei, eine Ladung abgeben zu können. Das Schiff ver sank. während die Mannschaft auf Deck salu tierte. Als der „Gneisenau" sank, hatte er die ganze Munition verschossen, wollte jedoch nichts von der Übergabe wissen. Beim Unter gangs salutierten viele Offiziere: ein Teil der Besatzung versammelte sich auf dem Achter deck und sang „Die Wacht am Rhein". Eine große Anzahl, darunter auch Offiziere, wur den nachher gerettet. Einige starben an Bord der englischen Schiffe: die übrigen wurden nach England gebracht. Von dem „Scharnhorst" wurde niemand ge ¬ rettet. Der Kommandant des „Gneisenau" soll sich ebenfalls unter den Geretteten be finden. Politische Aunälckau. Deutschland. "Der preußische Finanzminister hat in einem Erlaß an die Steuerbehörden darauf hingewiesen, daß die Wehrbeitrags- schuld eines verstorbenen Beitragspflichtigen eine NachlaßschuId ist, an deren Fälligkeit der Tod des Beitragspflichtigen nichts ändert. Nur die Bewilligung von Stundung oder die Entrichtung von anderen als den gesetzlichen Teilbeträgen erlischt mit dem Tode des Bei tragspflichtigen. Dem Erben, der die gesetz Aus einer Meldung aus Nedjef geht hervor, daß eine Anzahl Kämpfer für den Heiligen Krieg mit ihren Führern, den Scheichs Scheriai aus Jspahan, Seid Mustafa Elkiaschanr sowie Seid Ali Damad aus Täbris auf dem Dampfer „Mossul" von Bagdad nach Bafsora abreisten, um dort für Religion und Vaterland zu kämpfen. Unser Bild I lichen späteren Teilbeträge zum voraus zahlt, steht demnach auch das Recht des Zinsen abzuges zu. Italien. * Die italienische Regierung hat sowohl Frankreich wie England amtlich benachrichtigt, daß Italien vor Abschluß des Krieges keine Anerkennung des englischen Pro tektorats über Ägypten aussprechen bezw. seine Stellungnahme zu der staatsrecht lichen Lage Ägyptens derzeit keiner Revision unterziehen könne. Norwegen. * Auf die norwegische Staatsanleihe von 20 Millionen Kronen sind bis jetzt 45 290800 Kronen gezeichnet worden, davon in Kristiania allein 24 451900 Kronen. Russland. * Als die Nachricht von der Kriegserklärung der Türkei an Rußland eintraf, erließ die russische Armeeleitung einen Befehl, in dem ausgesührt wurde, die Mohammedaner wollten durch den Heiligen Krieg alle Christen vernichten, weshalb es die Pflicht der Christen sei, alle Mohammedaner unschäd lichzumachen. Dieser Befehl hat jetzt zu einem blutigen Zusammenstoß geführt. Die russischen Soldaten im Lager von Lemberg faßten ihn wörtlich auf und überfielen die im russischen Heere dienenden Tscherkessen und Türken, mit denen es zu einer regelrechten Schlacht in der inneren Stadt kam. Balkanstaaen. * Der .Petit Parisien' glaubt informiert zu sein, daß die Verhandlungen über einen neuen Balkanbund auf dem besten Wege zur Verwirklichung seien. Die Türket sei bereit, Bulgarien die Grenze Enos-Midia mit Adrtanopel. eventuell noch das Gebiet bis zum Marmara-Meer zuzugestehen. Asten. "Das japanische Parlament hat die Re gierungsvorlage. die eine Vermehrung der Armee um zwei Divisionen verlangte, mit 213 gegen 148 Stimmen abgelehnt. Der Kaiser hat darauf die Auflösung des Parlaments angeordnet. *Der japanische Sozialist Katayama er klärte, die japanische Krtegspartet habe den zeigt einen interessanten Blick in das Lager eines auf dem Kriegsmarsch befindlichen Perserstammes. Die Leute sind auf dem Vormarsch nach Süden und hören hier in einem persischen Dorfe die Ver kündigung der Fetwa an, in der der Heilige Krieg erklärt wird. Krieg mit Deutschland begonnen, um den Schmutz abzuwaschen, den die Bestechungs- prozesfe auf Heer und Flotte Japans abge laden haben. Das Volk sei keineswegs kriegsbegeistert und leide furchtbar unter dem Steuerdruck. Die gebildeten Stände seien mit ihrer Sympathie auf der Seite Deutschlands. Volkswirtlckaktlickes. Verschärfung der Strafbestimmungen im Höchstprcisgesetz. Bisher wurde mit Geldstrafe bis zu 3000 Mark oder im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft, wer festgesetzte Höchstpreise überschritt, den dazu er lassenen Aussührungsbestimmungen zuwider handelte, Vorräte an derartigen Gegenständen verheimlichte oder der Beschlagnahme entzog. Diese Strafbestimmungen stellten nur den tat sächlichen Abschluß eines Geschäftes unter Strafe. In einer neuen Verordnung sind nunmehr auch schon die geschäftlichen Handlungen unter Strafe gestellt, die den Zweck verfolgen, ein Geschäft ein- zuleiten oder abzuschließen, bei dem eine Über schreitung derHöchstpreise in Frage kommt. Die neue Verordnung bestimmt infolgedessen, daß auch der jenige bestraft wird, der einen anderen zum Ab schluß eines Vertrages auffordert, durch den die Höchstpreise überschritten werden, oder sich zu einem solchen Vertrage erbietet. Gleichzeitig sind die Strafen wesentlich erhöht. Bisher kamen grundsätzlich nur Geldstrafen bis zu 3000 Mark und nur im Unoermögensfalle eine Gefängnis strafe bis zu sechs Monaten in Frage. In Zu kunft kann auf Gefängnis bis zu einem Jahre oder auf eine Geldstrafe bis zu 10 000 Mark er kannt werden. Von unä fern. Neue Ehrung Hindenburgs. General" seldmarschall v. Hindenburg ist von der Posener Akademie zum Ehrenmitglied ernannt worden. Exzellenz v. Hindenburg nahm di« Ernennung an, und zwar, wie er in seinem Dankschreiben ausführte, umso lieber, als die Kriege der Neuzeit nicht nur mit den Waffen ausgefochten würden, sondern auch ein geistiges Ringen der Völker darstellten. Doch nicht nur für sich nehme er die Auszeichnung an. sondern auch für seine treuen Mitarbeiter und seine tapferen Truppen, denen nächst der Hilfe Gottes und dem Vertrauen Seiner Majestät des Kaisers die errungenen Siegs zu verdanken seien. Benachrichtigung bei Aufnahme in Reservelazarette. Die Meüizinalabteilung des Kriegsmintsteriums macht bekannt, daß den Reserve- usw. Lazaretten des Heimatsge« diets besondere Feldpostkarten zur Benach richtigung von Angehörigen und Truppen teilen überwiesen worden sind, und benimmt dazu: Jeder Verwundete und Kranke hat un mittelbar nach seiner Einlieferung zwei dieser vorher lazarettseitig mit der genauen Be zeichnung des Neferoelazaretts zu versehenden Feldpostlarten auzusüllen und je eine an seine Angehörigen und an seinen Truppenteil abzu senden. — Wenn die Verwundeten selbst dazu nicht imstande sind, so hat das Reseroelazarett die Ausfüllung usw. zu vermitteln. Berufung eines lüuellenfinders. Der bekannte Wünschelrutengänger. Bohrtechniker Kleinau in Köthen erhielt vom türkischen Kriegsministerium den Auftrag, in türkischen wasserarmen Gegenden mit Wünschelruten nach Süßwafferquellen zu suchen. Drei Kinder erstickt. In der Wohnung eines zu den Fahnen einberufenen Landwehr mannes in Bochum entstand Feuer. Drei Kinder. Lie von der Mutter im Zimmer ein geschloffen waren, wurden von Ser Feuerwehr in bewußtlosem Zustande aus den verqualmten Zimmern ins Freie gebracht. Wiederbelebungs versuche blieben erfolglos. Schifföstrandung. Das österreichische, aus Novigo kommende Segelschiff „Brüder Sat- tolich" ist infolge Sturmes bei der Einfahrt in den Hafen von Venedig gestrandet. Lie gesamte Mannschaft konnte schwimmend die Dünen erreichen. Das Schiff und seins Ladung sind verloren. Tödlicher Unfall durch einen Erdrutsch. Infolge eines Erdrutsches, den die Regengüsse der letzten Lage verursacht haben, sind in dem italienischen Ort Valmontone fünf Häuser ein- geftürzt. Vier Tote und zwölf Verwundete wurden geborgen. Man befürchtet, daß noch etwa zwanzig Personen unter den Trümmern liegen. Ein deutscher Pfarrer in Rußland er schossen. Dem Petersburger.Nomoje Wremja' zufolge ist der proteslantifche Pjarrer v. Lehn in Hältst bei Riga erschossen worden, weil er angeblich aufreizende Predigten gegen die Regierung gehalten habe. Vermischtes. Das Weihnachtsgeschenk des Kron« Vrinzeu. Ler deutsche Kronprinz Hai an seine Armee folgenden Erlaß gerichtet, der unter den Mannschaften viel Freude hervor« gerufen hat: „Weihnachten in Frankreich, in engster Fühlung mit dem Feinde! Solche Feier wird uns allen unvergeßlich bleiben! Dazu wünsche ich sämtlichen Angehörigen meiner tapferen Armee Golles reichsten Segen, bis wir uns mit dem Soldatenglück pflicht bewußter Streiter einen Frieden erkämpft haben, auf den wir und unser geliebtes Vater land stolz sein werden. Wie mein Großvater, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, Weih nachten 1870 seiner braven Armee, euren Vätern und Großvätern, so sende ich jedem meiner treuen Mitkämpfer als bescheidene Er innerungsgabe an die gemeinsame Weihnachts feier in Deutschlands größter Zeit eine Tabaks pfeife mit meinemBilde." Tum ^eiligen Kriegs in Persien. Lager eines auf dem Kriegsmarsch befindlichen Perser st ammes. Es ist keinerlei Gefahr, denn die sranzöfischen Truppen haben sich in einer Linie von hier bis zur kleinen Kreisstadt gesammelt und ziehen noch heute Nacht, durch Artillerie und Chasseurs d'Asrique verstärkt, dem Feinde entgegen. An ein Bombardement der festen Stellungen der Franzosen sei nicht zu Lenken. Auch hinauf zu dem Fenster, wo Amelie stand, drangen die Gerüchte, und eine seltsame Ruhe zog in das Herz Les jungen gequälten Weibes. Der Mann, dem sie sich heute versprochen hatte und der sie nun mit seinen Liebkosungen überschüttete, würde noch heute Nacht ins Feld ziehen. Er würde kämpfen und vielleicht — sie schauderte vor dem Wahnsinn des Ge dankens, der sie ergriff — wünschte sie nicht, daß Francois d'Alembert nicht wiederkehren möge? Und noch ein anderer Schrecken über fiel sie und sagte wie Feuer durch ihre Pulse. Er würde vielleicht jenem anderen gegenüber- flehen, würde die Waffe mit ihm kreuzen und ihn töten. Mit einem Wehelaut brach sie auf dem gefiel zusammen, Ler an dem breiten Erker fenster stand. Francois war sofort bei ihr. Ebenso der Marquis und die Eltern. Aber sie wehrte alle ab. -Es ist nichts.» sagte sie, „ein Schwindel- anfall, Ler schnell vorüber sein wird." Da, was war das? Ein dumpfes, dro hendes Brüllen dröhnt von fern her und macht die Fenster klirren. Es grollt und donnert und weckt das Echo aus der Berghalde. Noch fern ist es und brinat doch Schrecken über Lie Stadt. Schrecken — und doch auch Freude bei denen, die — Deutschland den Sieg wünschen, und die aus dem Donner der Kanonen, die nun ihr Urteil sprechen sollen, selige Zukunfts hoffnung schöpfen. Und wieder ein Donnern! Es scheint fast, als sei es näher als das erstemal. Entsetzen verbreitend, Vernichtung verkündend. Die Bürger auf der Straße horchen erschreckt in die Weite. Marquis d'Alembert ermahnte den Sohn zum Aufbruch. Francois nahm Abschied. Als er gegangen war, atmete Amelie auf. Endlich war sie allein mit ihren Gedanken, endlich konnte sie sich ohne Störung ausmalen, wo jetzt Edwin von Carsten weilen würde. Auf der Straße erklang der Marschschritt vorüberziehender Soldaten, von den Bürgern schweigend empfangen, und nur hier und da im trüben Scheine der spärlichen Laternen mit einem Tücherschwenken begrüßt. Blut junge Burschen marschieren neben Graubärten, Gestalten von strotzender Gesundheit neben .Kraftlosen, die die Verzweiflung zu den Fahnen trieb. Sie ziehen hinaus ins Un- gswiffe. „Dem Feinde entgegen," denkt Amelie d'Eströe, „dem Feinde, zu dem es mich mit allen Fasern zieht." Chevalier d'Eströe hatte den maitsilbernen Armleuchter entzündet und lauschte nun wieder hinaus in das Dunkel, durch das, immer häufiger und immer heftiger werdens, Kanonendonner klang. Von der Straße her wurden Rufe laut: „Licht aus!" Aber niemand ocbtete darauf. Aber nach wenigen Minuten ward von der Kommandantur herübergesandt: das Licht mußte gelöscht werden. Nun wußten es auch die Sorglosesten: eS war Gefahr im Verzüge. Alle Versicherungen des Kommandanten sollten über die Wahrheit hinwegtäuschen. Nun wußte man es; die Stadt würde von den Franzosen verteidigt werden und mußte somit von den andrin genden Deutschen beschossen werden. Erbitterung ergriff die Menge, als die Er kenntnis kam. Das also war Las gepriesene Frankreich! Es fiel ins Land und statt in offner Feldschlacht eine Entscheidung zu suchen, verschanzte es sich in Flecken, Städten und Dörfern und gab sie der Verwüstung preis. Ganz leise, als fürchte sie den Geschossen die Richtung zu weisen, Hub die Glocke der kleinen Kirchs an zu läuten. Da kam Leben in die Masse, die angstvoll verschüchtert auf dem Marktplatz stand. Hinüber zur Kirche! Gebete zu Gott schicken! Und beide Par teien — die Deutschen- und die Franzosen- freunde — drängten in das Gotteshaus. Die einen flehend nur den Sieg der deutschen Waffen, die andern um den Triumph Frank reichs. Die Kirche ist ganz dunkel. Nur ein fahler Streifen des Mondlichtes fällt durch das Altarfenster, das halb offen steht, auf die Kanzel und auf einen Teil des Kreuzganges. Der kleine Turmbau aber, der kaum wesent lich dte nächstliegenden Häuser überragt, wächst in dem gespenstischen Dämmern ins schier Unendliche. Wissen die Menschen hier, daß sie aus demselben Hause zu demselben Gotte um so verschiedenartiges bitten? Der Priester aber fleht weder um Sieg noch Niederlage: er bittet den Herrn um — Menschlichkeit bei Siegern und Besiegten, er fleht, daß der gnädige Gott diesem unheilvollen Kriege bald ein Ende machen möge. Ein Segensspruch — und mit neuer Kraft und Hoffnung wollen Lie Beter hinausgehen. Da — auf der Straße Pferdegetrappel und Geschrei. In Angst stürzt alles hinaus. Was war geschehen? Neun Kilometer vor der Stadt haben die Franzosen ihre Stellungen räumen müssen, eine Kavallerieabteilung ist etwas abseits nach hartnäckigem Gefecht auf einer Waldlichtung geworfen worden. Die Deutschen haben zwei bis drei Kilometer an Terrain ge wonnen. Wahrscheinlich wird heute Nacht noch die Stadt beschossen, wenn sie nicht vor her geräumt wird. Ein einziger Gedanke erfüllt im Augenblick die Hirne der Massen. Flucht! Ader nie mand weiß wohin. Nur schnell fort vom freien Platz, in die Häuser, in die Keller! Oder seitwärts auf den Feldweg mit den Resten der Habe, zur Heerstraße, die nach Mülhausen führt. Aber dort hinüber ist kein Weg mehr. Dorthin drängt bereits seit einer Stunde ein ungeheurer Zug, Menschen und Vieh. Jünglinge tragen ihre Mütter, Ge sunde ihre kranken Anverwandten, Kinder wagen mit der Habe Flüchtender wechseln ab mit Hundekarren und Handwägelchsn. in denen schreiende halbnackte Kinder sitzen. Mo bleibt nichts übrig, als hier Lie Ver nichtung abzuwarten. R« rr (Fortsetzung folgte