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"iÄ^brkiMstellt worden war. Aber nicht nur an Vas ^lakr 1914 eine Verständigung mit England glaubten Das walte Gott! N.L.V. Schwertern.! eine und Für auch mit seine Feinde niedergezwungen. In Ost und West, zu Lande, zu Wasser und in der Luit waren deutsche Waffen im Jahre 1914 siegreich — mögen sie es auch im Jahre 1915 bleiben. Die Kanonade, die von Willweiler herüber» scholl, wurde immer heftiger. Es war eine wundervolle Mondnacht ge» worden. Immer klarer und blauer ward Ler Himmel und wurde zum Horizont hin immer blasser, wo er in einer weißen Linie zu ver schwimmen schien. Am Ende des Hohlweges führte die Landstraße vorüber, an der die Pappeln sich leise im Nachtwinde wiegten. Das Mondlicht rieselte durch das Laub auf die weißen Steine hin, die zu beiden Setten dis Fahrstraße einsäumten. Die Mannschaften lagen in bebender Er wartung. Hinter der Landstraße schickte der Fluß sein Wasser talabwärts, und jenseits des im Mondenltcht glitzernden Streifens wogte die Schlacht. Um zwei Uhr kam der Befehl zum Vor rücken. Zunächst sollte jedoch erkundet werden, ob Ler Feind das jenseitige Flußufer besetzt hielt. Leutnant Carsten und zwanzig Mann sollten die Erkundung vornehmen. Sie waren als gute Schwimmer bekannt: denn nur solche konnten weit stromabwärts, wo Ler Fluß sich seeartig erweiterte, das Wagnis ausführen. Dort, wo der Feind mit allen Kräften gegen die deutsche Front Frankenhausen-Willweiler engagiert war, konnte das Unternehmen glücken, weil von dort aus keine Überraschung zu befürchten und nur schwache Deckung an gesetzt war. Leutnant Carsten war von Paul und Fritz Pigall aus dem zweiten Zuge begleitet, die anderen waren vom ersten Zuge. Leutnant Carsten halte noch im letzten Augenblick A - - bahnen, die hinter der Front des Feindes zur Heranführung von Verstärkungen angelegt waren, zu zerstören. Während sich die Patrouille zum Abmarsch rüstete, kam aus der Gegend von Willweiler ein Flugzeug angesurrt. Abgeblendete Licht signale zeigten, daß es ein deutsches war. Im ersten Zuge, der sich unter großen Geröllab hängen in Deckung befand, blitzten sekunden lang ein paar Scheinwerfer auf, um zu ant worten. Die Maschine überflog den Hohlweg und sandte einen Befehl herab: In der Flanke des Feindes befanden sich Telegraphen und Eisenbahnen. Beide zer stören und nach erfolgter Meldung vierzehn Kilometer nordwärts in der Höhe von Frankenhausen über den Fluß setzen. Carsten reichte seinem Bruder, dem Ober leutnant, die Hand. Die Patrouille erkletterte den Abhang im Hohlweg, von den Segenswünschen der Kameraden begleitet. Der Weg war beschwerlich, aber er wurde, da keine feindlichen Posten gesichtet wurden, ohne Hindernis und ohne Aufenthalt zurück gelegt. Dann aber kamen die Schwierigkeiten. Stark angeschwollene Gräben mußten durch schwommen. gefährliche Sumpfstellen durch watet werden. Endlich stand man am Fluß, am Lorraine- See, wie er hier in der Gegend allgemein genannt wurde. Am Ufer sollten acht Mann zurückbleiben. Die anderen schickten sich zum Durch wicklung von Rußland kommen würde, nur durste man einigermaßen sicher sein, daß Ruß land vor Ablauf von zwei Jahren nicht „fertig zum Losschlagen" sein würLe. Auch in Frankreich war man offenbar nm die Mitte des Juni noch nicht zum Losschlagen ent schlossen. Denn die Enthüllungen des Sena tors Humbert zeigten die Armee, die auf Drängen Rußlands die dreijährige Dienstzeit wieder angenommen hatte, nicht bereit, und zudem hatte Ler Caillauxskandal die politischen Leidenschaften ebenso erregt als einst der Dreyfusskandal. Im Gegensatz zu Frankreich schien England entschlossen. Man war durch mancherlei asiatische Abmachungen ganz in Rußlands Fahrwasser geraten, und alle Unter handlungen mit Deutschland konnten den Plan nicht mehr vereiteln, in den sich die eitlen Staatsmänner in London von der Petersburger Regierung hatten verstricken lassen. So etwa standen die Dinge, als Österreich und mit ihm der Dreibund, der Dreiverband und ganz Europa durch die serbische Mordtat in Seraiewo aus dem Hindämmern zwischen Krieg und Frieden ausgeschreckt wurden. — Sie kamen England und Rußland gleich gelegen. In beiden Reichen drohten innere Schwierigkeiten zu Katastrophen zu führen. In Rußland nahm die Tätigkeit der Revo lutionäre wieder erschreckend zu, und das eng lische Ministerium sand aus der Ulsterkrise keinen Ausweg, Eine internationale Verwick lung winkte als Lösung der peinlichen Fragen. Rußland batte längst die Zertrümmerung Österreichs beschlossen — und England war durch Abkommen mancher Art sowohl an Frankreich wie an Rußland gebunden. Schnöder Verrat hatte ein Ney um uns ge sponnen, besser letzte Vollendung dieserbischen Mörder vereitelt chatten. Nun rast Lie Furie des Krieges durch die Erdteile. Hunderttausenöe sterben auf dem Schlachtfelde. Wer wollte da Ereignis an Ereignis reihen? Das Ereignis des Jahres 1914 ist der Krieg, und die Namen der großen Toten dieses Jahres verblassen vor der Zahl der Namenlosen, die in diesem Völkerringen die Opfer werden. Deutschland hat bisher nach kurzer Zeit zwei feindliche Fahnen, Batterie von acht Geschützen erbeuteten 80 Franzosen zu Gefangenen machten, diese heldenhafte Tat erhielt Drees noch das bayrische Verdienstkreuz tums, und die Unruhe, die damit erzeugt wurde, konnte am wenigsten durch die un gewöhnlichen Maßnahmen gemindert werden, die Rußland auf militärischem Gebiete traf. Besonders verdächtig mußte es sein, daß die Duma im April mehrere Kriegsvorlagen in geheimer Sitzung annahm. Im Zusammenhang damit stand eine be sonders lebhafte Tätigkeit der russischen Diplomaten, die schließlich zu jenem Besuch des Zaren in Konstanza führte, durch den die Petersburger Regierung Rumänien für Ruß lands Pläne zu gewinnen hoffte. Ohne Zweifel hat damals bereits in Serbien der Ge danke Wurzel geschlagen, sich unter dem Schutze des großen slawischen Bruders auf Österreich zu stürren. Der verstorbene russische Gesandte in Belgrad, Hartwig, war die Seele der groß serbischen Wühlarbeit, die schließlich zum Kon flikt und in seinem Verlauf zur Katastrophe des Weltkrieges führen mußte. Dazu kam, daß die albanische Frage mit jedem Tage die Gemüter mehr erhitzte. Zwar schien es eine Weile, als sollte sietrennend zwischen England und Rußland treten, und besonders als der Prinz zu Wied zum Fürsten des neuen Staates gewählt war, schien die Gefahr ge bannt. Dann aber kamen die Auseinander setzungen zwischen Österreich und Italien wegen der albanischen Frage, und sofort war der Dreiverband bereit, diese Lage sür sich auszunutzen: es zeigte sich ganz deutlich, daß sich die Politik des Dreiverbandes in allen Fragen gegen Deutschland und Österreich- Ungarn richtete. Indessen ging die Spannung zwischen der Donaumonarchie und Italien schnell vor über und -es gelang auch die italienisch-tür kischen Beziehungen so zu gestalten, daß der Dreibund mit der Türkei im freund schaftlichen Verhältnis leben konnte. In Ler Türkei hatte sich seit dem Ausgang des Balkankrieges eine vollständige Änderung voll zogen. Der heldenmütige Widerstand an der Tschataldschalinie unü die Wiedergewinnung von Adrianopel hatten den Beweis gesichert, daß die Türkei noch immer lebensfähig sei — nun sollte auf den Trümmern ein neues ge sichertes Staatswesen errichtet werden. Dazu Leutnant v. Carsten trat noch einmal vor ? die Mannschaft: t „Wer zurückbleiben will, melde sich. Es sind vierzig Meter!" Niemand rührte sich. i „Also denn mit Golt!" Er war der erste im Wasser. Sofort; meldete er, daß Schlinggewächse das Vor«; wärtskommen erschwerten. Neben Carsten schwamm Paul Pigall. Alle Leute hatten Sprengmunition in den Nacken gebunden, Zündungen unter der Mütze., Nach langem Suchen fanden sie jenseits am Ufer, das mit Schilf bestanden war, ein« Stelle zum Landen. Ohne Aufenthalt ging es drüben weiter. Von irgendwoher schlug eine Turmuhr die dritte Stunde. Glücklicherweise hatte sich der Himmel wieder mit schwerem Gewölk bezogen, so daß man kaum ein paar Schritte vor sich sehen konnte. j Wieder kamen Gräben. Endlich hörte Carsten ein dumpfes; Rollen, gerade als der Kanonendonner, der; ununterbrochen die Luft füllte, eine Pause machte. Er war mit seinen Leuten in die Nähe der Bahn gekommen. Lautlos näherten sich die Kühnen dem Gleise. Die Ladungen wurden angebracht und; auf ein Kommando Carstens entzündet. Schnell Len Weg zurück. Aber feindlich^ Kavallerie war auftnerksam geworden unü kam in sausendem Galopp angesprengt. In dem morastigen Boden kam sie indessen nicht vorwärts, und die ganze Mannschaft kam wieder, .wohlbehalten ans Flußufer. gehörte eine starke Armee. Um sie zu schaffen, wurde Ler energische EnveEascha zum Kriegs minister ernannt. Er sorgte für die Berufung der deutschen Militärmission unter Liman v. Sanders. Die Türkei hielt an ihrem Re- organisationSplane fest, obwohl sich damals schon eine scharfe deutsch-feindliche Stimmung im Dreiverband gellend machte, die zu drohenden Kundgebungen führte. Es ward immer sichtbarer, daß hinter den Kulissen sich ein heimlicher Vormachtskampf zu entwickeln begann, der früher oder später zur Katastrophe führen mutzte, wenn Deutsch land nicht bereit war, kampflos vom Schauplatz abzutreten und sich so seiner Vor machtsstellung zu begeben. Es ward auch immer sichtbarer, daß der Anstoß zur Ver GericktsdaUe. Magdeburg. Di« Strafkammer verurteilte den schon mehrfach vorbestraften Hausdiener Lorenz Schröder wegen Beraubung eines Feld» Postpakets mit Liebesgaben zu zwei Jahren sechs Monaten Zuchthaus. Vas kranLölilcke Nämirallckisf „Qourbel" bas nach Meldungen aus Messina vor Valona (an der albanischen Küste) infolge eines österreichischen Torpedoschusses gesunken ist. Vermisstes. Heldentat eines Musketiers. Mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse wurde der Musketier Ferdinand Drees aus Hamm aus gezeichnet. Er befand sich, wie die.Nagd. Ztg.' berichtet, zur Heilung in einem Feld lazarett, als er erfuhr, daß in der Nähe ein; schwerer Kampf tobte. Kurz entschlossen sprang er vom Krankenlager auf, nahm sein Gewehr und eilte hinaus. Seinem Beispiel schlossen sich unterwegs große Gruppen Soldaten an, denen er bald als Führer diente. Ihr An sturm auf den Feind war so glücklich, daß sie Von unä fern. Der deutsche Kronprinz als Kriegs« taufpate. Den Schmiedemeister Feinduraschen Eheleuten in Wischen bei Meseritz ist im De zember v. Js. der siebente Sohn geboren worden. Der glückliche Familienvater steht zurzeit im Felde bei Ler Armee des Kronprinzen. Als diesem hierüber berichtet wurde, erklärte er sich bereit, eine Patenstelle bei dem Neu geborenen zu übernehmen und übersandte gleichzeitig ein Patengeschenk. Fahrpreisermässigung zum Besuch Ver wundeter. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Dr. v. Breitenbach hat verfügt, daß es nicht zu beanstanden sei, wenn die Fahr preisermäßigung zum Besuch kranker und ver wundeter deutscher Krieger von ein- und der selben Perlon wiederholt in Anspruch ge nommen wird. Vorausgesetzt werde aller dings, daß mit der Vergünstigung kein Miß brauch getrieben wird. Auszeichnung einer tapferen Frau. Eine seltene Auszeichnung wurde der Frau des Bureauvorstehers Bodenbach in Duisburg zuteil. Frau B. ging zu Beginn des Krieges als Krankenschwester zum westlichen Kriegs schauplatz ab, wo sie vor wenigen Wochen Lurch die Verleihung des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet wurde: jetzt ist ihr auch vom König von Württemberg die goldene Tapser- keitsmedaille verliehen worden. Ehre, wem Ehre gebührt! Der nach seiner Verurteilung wegen Landesverrat aus Colmar geflüchtete Zeichner Waltz, genannt Hansi, der als Freiwilliger in die französische Armee eingetreten ist, ist zum Ritter der fran zösischen Ehrenlegion vorgeschlagen worden in Anbetracht seiner großen Dienste, die er bisher durch das Beispiel großen Mutes geleistet habe. Ermordung des früheren türkischen Marineministers. Der frühere türkische Marineminister Djemal - Pascha, der das Kommando des Heeres in Syrien hatte und in Jerusalem angekommen war, wurde in seiner Wohnung tot aufgefunden. Wahr scheinlich liegt ein Attentat vor. Der Tod in der Schneelawine. Ein Offizier unü sechs Soldaten wurden an der österreichischen Grenze Ler Provinz Vicenza von einer Lawine verschüttet. Sie sanden den Tod. Ein Dampfer gesunken. Der japanische Dampfer „Daito Maru 2", von Lalny nach Osaka mit einer Ladung Steinkohlen unter wegs, ist bei Port Hamilton gesunken. 24 Mann der Besatzung sind ertrunken, acht konnten gerettet werden. , durchbricht, der m vielen Windungen vom Ostabhang der Vogesen herkommt. Zur / Linken eine ziemlich tiefe Kalkgrube. Dort galt es sich vorläufig festzusetzen: denn vom i Oberkommandierenden war Befehl ergangen, j daß Lie Neuangekommenen, mit Ausnahme f der Kavallerie, in der Reserve bleiben ! sollten. s Ferchhammer lag mit seinem Zuge auf , einer kleinen Anhöhe, über Lie etwa zwanzig i Meter höher eine Kanzel des Felsgesteins / hinausragte. Das grauenvolle Gebrumme der fKanonen schwieg keinen Augenblick. Seit vierzehn Stunden hatten sowohl die Deut« s scheu, als auch die Franzosen, die in der ! Kreisstadt gut verschanzt lagen, immer wieder s neue Reserven herangejührt. ; Hier im Hohlwege schienen die Mann» l schäften ganz sicher zu sein. Plötzlich fühlte j Hermann Ferchhammer, wie ihn jemand am ! Arm berührte. Richard Wehrlin, der schweigend s auf seinem Tornister gesessen hatte, deutete / auf die Felskanzel. ; Hermann Ferchhammer sah hinauf und ' traute seinen Augen kaum. , Dort oben standen zwei Männer und gaben Signale mit brennenden Strohbündeln. i »^ie wollen unsere Stellung verraten," flüsterte er. »Nimm du den, der hier vorn steht, ich nehme den andern." Fast gleichzeitig knallten zwei Schüsse durch die Luft. Das Echo brach sich hundertfältig in dem Hohlweg. t Von den beiden Menschen da oben, die den Feind hatten auf die müden Soldaten .aufmerksam machen wollen, war nichts mehr wir, wir hofften sogar auf eine langsam werdende Versöhnung mit Frankreich, seit im Januar zum erstenmal ein französischer Präsi dent auf der deutschen Botschaft in PariAHu einem Festmahl erschienen war. Freilich, bei allen Hoffnungen und Wün schen, bet dem starken, im ganzen Volke leben den Willen zum Frieden mußten wir gerüstet bleiben, und so begrüßte ganz Deutschland die Versicherung des preußischen Kriegsministers hinsichtlich der lückenlosen Wehrvorlage mit großer Genugtuung. Schon im Anfang des Jahres klangen in unsere Friedensträume grelle Mißtöne aus dem Osten. Immer schärfer ward die Werbearbeit des Allslawen« ^ ,Wer gewöhnt ist, hinter die Ereignisse zu blicken, gewissermaßen diplomatische Zwischen spiele hinter den Kulissen zu betrachten, der brachte die Jahreswende 1913/14 in ernstem Nachdenken hin, denn immer drohender zogen sich ja seit 1906 die Wolken am inter nationalen politischen Horizont zusammen. Immer wieder mußte bei einer Jahresrück schau von 1907 dis 1913 darauf verwiesen werden, daß der Zusammenstoß zwischen den Leiden Mächtegruppen Europas mit jedem Tage unvermeidlicher werde. Aber einen Vergleich mit dem Ernst dieser Jahresrück schau vermag keine frühere auszuhalten. Sonst ließen wir wohl an der Jahreswende noch einmal die Ereignisse des Jahres an uns vorüberziehen, blickten wir noch einmal auf die Ernte, die der unerbittliche Schnitter Tod unter den hervorragenden Männern unse rer Zeit gehalten hatte. Wie fern aber liegen uns jetzt Lie Ereignisse der ersten Jahreshälfte: es ist, als sei unser Gedächtnis erloschen, denn was können die schwersten Katastrophen zu Wasser undzu Lande, was Bergwerkseinstürze, Brände, Mordtaten, Schiffskatastrophen im Vergleich mit dem Ereignis des Weltkrieges bedeuten. Wie klein sind alle Geschehnisse, die sonst eine Jahresrückschau auszufüllen pflegte, gegen die gigantischen Ausmaße dieses Weltenbrandes. Ein Schlachttag hat in den abgelaufenen Monaten ost mehr Todesopfer gefordert, als sonst eine Jahreschronik auf- zählte: Fürsten, Feldherren, Künstler und Ge lehrte, Juristen, Theologen und Philosophen sind auf den Schlachtfeldern gefallen als Kämpfer für das höchste Gut, des Vaterlandes». Freiheit und Ehre. Es ist uns gar nicht möglich, die Ereignisse der ersten Jahreshälfte anders als im Hinblick auf den Weltkrieg zu werten. Was bedeutet uns heute noch die Zabernaffäre. die um die -vorige Jahreswende die Gemüter bewegte. Men könnte heute noch der Krupp-Prozeß interessieren, da Krupp mit eisernem Munde auf Belgiens, Frankreichs und Polens Boden selber sür seine Rechtfertigung sorgt. Vor der ifurchtbaren Frage des Weltkrieges verblassen 'alle Erinnerungen, versinkt jedes Interesse fan andern Dingen. Und dennoch gibt es Weiniges, was gerade im Zusammenhänge mit fdiesem Kriege freundliche Erinnerungen weckt, i Gerade das Halbjahr vor dem Ausbruch fdes Krieges zeigte in hervorragendem Maße sdie Kulturgröße des deutschen Volkes und lbewies damit zugleich seine Eignung für eine (hervorragende Stellung in der Welt. Die Erweiterung des Kaiser-Wilhelms-Kanals, die von englischen Ingenieuren als „fast unmög lich" bezeichnet worden war, wurde vollendet, so daß nun auch die riesigen Großkampsschiffe Ler Neuzeit den Kanal ohne Zwischenfall benutzen können. Ein anderer Wasserweg — der Großschiffahrtskanal Berlin—Stettin — stellt eine volkswirtschaftliche Großtat ersten Ranges dar. Im Sommer fand in Leipzig Lie internationale Ausstellung sür Buchgewerbe und Graphik statt, die alle Kulturnationen zu friedlichem Wettbewerb zu einen schien, bis Lie Schüsse der serbischen Mörder in Seraiewo , Deutschland aus seinen letzten Friedensträumen i rissen. Zugleich erstand am Nheinufer im An- - gesichte des Kölner Doms die Werkbund-Aus- ^steUung, ein Markstein in der Geschichte des deutschen.Kunstgewerbes. — Ganz besonders ! tüchtige Leistungen wurden in den ersten E Monaten des Jahres von deutschen Fliegern vollbracht, die den Franzosen einen Welt- iretord nach dem andern entrissen. Immer - deutlicher bewiesen die Thelen, Ingels, Öhlerich sund Linnekogel, daß Frankreichs Glaube, der Deutsche werde nie die Luft beherrschen lernen, l niemals ein Meister Les Flugzeuges werden, ! ein schwerer Irrtum war, was jetzt in blutigem Ernst der Krieg beweist. Alles in allem, wir ! dachten nur an Frieden, und wer die Presse- ' stimmen aus den Tagen liest, da das englische Ge schwader im Hafen von Kiel weilte, wird i schon daraus ersehen, mit welcher Genug- stuung allgemein die scheinbare Besserung der lange Zett gespannten deutsch-englischen Be ziehungen begrüßt wurde. Man konnte an i Liese Besserung um so eher glauben, als kurze «Zeit vor Ausbruch des Krieges Las Bagdad- bahn-Abkommen mit England im Entwurf