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Oeutlcker 6eilt. Der gegenwärtige Krieg ist von unseren Feinden angezettelt worden, um alles zu ver nichten. waS deutsch heißt. Der Kampf geht — darüber sind sich alle einig — nicht nur um materielle Güter; ldenn England will nicht nur den deutschen Wettbewerb schlagen), er geht um das höchste nationale Gut, um den deutschen Geist, den Geist der Arbeit und des Fortschritts, der vom moskowitischen Geist des Stillstandes und der Knechtschaft abgelöst werden soll. So ist denn dieser Krieg der schwerste, den deutsche Stämme ie zu führen hatten, vor allem durch die Zahl und die Art der Feinde, die uns nachstellen und uns und alles, was deutsch heißt, zu ver nichten sireben und uns in ihrem zügellosen Haß am liebsten ausrotten möchten. Das nötigt uns zu den schwersten Opfern, zu Opfern jeglicher Art und von unermeßlicher Ausdehnung; denn Hohes steht auf dem Spiele. Unsere heiligsten Güter, deutsche Art, deutsche Sitte, deutscher Geist und deutsche Bildung sollen zertrümmert werden. Der Krieg gilt, wie seinerzeit der russische Minister präsident offen ausgesprochen hat, nicht Deutschland, sondern dem gesamten Deutschtum. Immer deutlicher hat es die Entwicklung der letzten vier Jahrzehnte bewiesen: Deutsch land ist das leitende Volk der Weltgeschichte geworden. Damit haben wir uns den unver söhnlichen Haß unserer Feinde zugezogen. Deutschland ist das Land der Mitte, deutsche Kultur nimmt eine zentrale Stellung ein. Die ganze europäische Kultur sammelt sich wie in einem Brennpunkte auf deutschem Boden und im Herzen des deutschen Volkes; im deutschen Lande haben sich alle Kultur- kräste Europas ein Stelldichein gegeben. Deutsche Kultur ist im wahren Sinne euro päisch, und alles Europäische findet sich in Deutschland beisammen. Deutsche haben zur Bildung aller gegenwärtigen Staaten Europas einen hauptsächlichen Beitrag geliefert. Die Eigentümlichkeit des deutschen Geistes zeigt sich besonders im deutschen Gemüt, das eine Sache in ihrem wahren Wesen ersaßt. Der Deutsche ist auf den Idealismus ange legt, sein Handeln wie sein Denken trägt diesen Stempel, aber solcher Idealismus entfernt sich nicht von der Wirklichkeit, sondern dringt in sie ein. Idealistische Vertiefung in jeden Gegenstand bildet den Grundmg des deutschen Geistes. So ist alles tiefere lebendige Natur- gesühl deutschen Ursprungs. Ein weiterer wesentlicher Charakterzug im Bilde des deut schen Wesens ist die deutsche Treue. Die Freundschaft wie die Liebe empfängt dadurch eine besondere Weihe. Treue gegen den Führer, dem er sich ergeben hat, bis in den Tod zu halten, hat dem Deutschen von der ältesten Zeit her im Blute gelegen. So ist es heute noch. Und dieser Geist der Treue ist ein bochbedeutsamer Faktor auf dem Schlacht felde. Aus diesem unverbrüchlichen Geist der Treue find die hervorragenden staatlichen Tugenden des Deutschen entstanden: Zucht und Ordnung. Redlichkeit, Wahrhaftigkeit und Unbestechlichkeit erfüllen und durchdringen unser ganzes staatliches Leben. In der deut schen Eigenart beruht ferner auch das deutsche Familienwesen, und es ist ein großes Glück, daß wir vom deutschen Volke seinem Kerne nachrühmen dürfen: die hohen Güter, die in der gesunden Verfassung von Ehe und Familie liegen, find bei uns von alter Zeit her und bis aut die neueste Gestaltung der gesellschaft lichen Verhältnisse der Hauptsache nach unan getastet geblieben, Familiengeist und Zusam menhalt ist immer noch ein Grundzug im innersten Fühlen und Denken des deutschen Volkes. Ein weiteres Kennzeichen der deuiscken Art und des deutschen Wesens ist echte Religiosität. Der Deutsche ist religiös der Grundstimmung seines Gemütes nach: in den Tiefen seines Gemütes lebt und webt ein hohes Streben und Sehnen nach dem, was über die Schranken des Erdenlebens hinaus reicht, und er knüpft sein zeitliches Tun und Erleben an das Ewige an in tiefer Innerlich keit des Glaubens und des Hoffens. Mit dieser religiösen Grundstimmung verbindet sich beim Deutschen von jeher eine fröhliche Cs braust ein Kuk. L4j Erzählung von Max Arendt-Denart. (Fortsetzung.) Hermann Ferchhammer hatte sich mit seiner Patrouille zu seiner Abteilung gesellt, die Oberleutnant Carsten mit herangeführt hatte. Wie ganz anders ging es hier zu als in den Schützengräben. Hier galt es, durch per sönliche Tüchtigkeit den Gegner aus dem Ge hölz zu werfen. Soweit das beim Dunkel und in dem Regen, der wieder eingesetzt halte, möglich war, konnte man erkennen, daß sich im Ge hölz mindestens ein ganzes Regiment Infan terie befand. Seltsamerweise war die linke Flanke fast ungedeckt. Die Maschinengewehre waren weit in die Lichtung vorgeschoben, so daß sie dorthin, von wo jetzt Lie Deutschen vorbrachen, ihr Feuer nicht richten konnten. Immer heftiger wird das Feuern auf beiden Seiten. Bis endlich der Morgen zu dämmern beginnt. .Sturm!' klingt's durch die Reihen der Deutschen, und im Nu brachen drei Züge aus dem Laubwald mit aufgevfianztem Seiten gewehr hervor, über die Fahrstraße geht es im feindlichen Kugelregen. Hermann Ferchhammer stürmt als erster feines ZugeS den kleinen Abhang hinauf, dicht neben ihm sein Bruder. Sie gewinnen zu gleicher Zeit die Anhöhe. Aber plötzlich ist Artur von seiner Sette verschwunden. Die Waldenge zwang beim Sturm die Kolonne in den Schußbereich der französischen Infanterie, -t« KL Mter.dichte» Brombeerheclen und aus Zuversicht als der reine Ausdruck des Gott vertrauens; denn ein fester Glaube birgt die unerschütterliche Zuversicht, daß diese Gottes welt dem guten Geiste gehört, nicht dem bösen, und daß alles Geschehen auf Erden einem seligen Ziele zustrebt. Nur Unreife sind Zweifler und Hoffnungslose. Die große Mehrheit des deutschen Volkes ist von Siegeszuversicht durchdrungen, obwohl sie weiß, daß für Erreichung des Zieles noch un geheure Opfer gebracht werden müssen. Wenn wir so die Grundzüge deutschen Wesens erfassen, so erhellt daraus, was für uns, was für ganz Europa auf dem Spiele steht, wenn wir unterliegen. Der Gedanke, daß wir als Volk zu einer großen Kuliur- misfion berufen sind und daß ieber einzelne Mitarbeiter an dem großen Werke ist, läßt uns freudig und ohne Klagen alle Opfer auf uns nehmen, die der Krieg noch fordern wird; wir wollen durchhalten, bis wir einen Frieden erfochten haben, der uns die Sicherheit gibt, daß wir ohne die Gefahr eines erneuten freventlichen Überfalles leben und deutsche Art. deutsches Wesen und deutsche Kraft un gestört entfalten und entwickeln können. An deutschem Wesen soll, so hoffen wir zuversicht lich, noch einmal die Welt genesen. v. * * verschiedene Uriegsnachrichten. Deutsche und englische Marinevcrluste. Die .Times' schreiben in einem Leitartikel über den Verlust des .Formidable': Es ist nur natürlich, daß man Vergleiche zieht, und da zeigt es sich, daß wir mehr Schiffe verloren haben als die Deutschen. Ziehen wir aber das Alter der Schiffe in Betracht, so s hen die Dinge nicht mehr ganz so schlimm aus. In dieser Hinsicht waren seit Ausbruch des Krieges die Schiffe neueren Datums mit ihren neueren und schwereren Geschützen den anderen überlegen. Opfer der deutschen Torpedos find haupt sächlich nur ältere englische Schiffe ge worden. Leider waren diese Schiffe sehr stark bemannt. Dieser enorme Verlust an Leben ist wichtiger als der Verlust an Material. Unser Verlust an Schiffsmannschaft muff ganz bedeutend gröffer sei« als der der Deutschen, und es sind solche Unglücksfälle, die die Bemannung unserer Marine vermin derten und die den Verlust eines Schiffes so sehr ernst machen. Ein Soldat kann in ein paar Monaten einexerziert sein, aber es dauert Jahre, um einen echten Seemann in des Wortes wahrer Bedeutung herzustellen. Diese Tatsache muß man bedenken, wenn man leichthin sagt, ein Schiff wie die .Formidable" könne durch ein besseres Schiff ersetzt werden. Mr Vrotgelrei-e veMert, verMigl W mMerlMe und mW W slWar. — Gelegentlich der Jahresversammlung deS schottischen Ausschusses der unab hängigen Arbeiterpartei hielt der be kannte Arbeiterführer Keir Hardie eine Ansprache, nach der ein Beichluß angenommen wurde, durch den die Mitglieder der unabhängigen Arbeiter partei aufgefordert werden, der Regierung bei ihrer Werbungsarbeit keine Unter st Ü tz U N g zu geben. Der Zustand der belgischen Armee. Der Pariser Mitarbeiter der ,Neuen Zürcher Zeitung' bestätigt, baff die belgische Armee in fruchtbarer Weise gelitten hat, so dast sie als vernichtet gelte» kann. Der Be stand der belgischen Armee wird sorgfältig geheim gehalten, dürste aber kaum 30 000 Mann betragen. Die englische Armee in Frankreich soll 200 000 Mann nie über stiegen haben. Eine gut unterrichtete Per sönlichkeit versichert, nie seien mehr als 60 000 Engländer an der Front gewesen, die fortwährend durch frische Truppen ab gelöst wurden. Der erste Teil der neuen Armee Kitcheners werde nicht vor März an der Front erwartet. — Mehrere französische Zeitungen greifen heftig die vielen Drückeberger unter den jungen Franzosen an, die mit Rücksicht auf ihre Väter in ihren Bestrebungen, sich um den Dienst in der Feuerlinie herumzudrücken, systematisch von der Regierung begünstigt würden. Advokat Chenu meint im .Gaulois', man könne aus ihnen mindestens ein Armee korps bilden. Der frühere Ministerpräsident Clemenceau findet das bescheiden und erklärt, mit Leichtigkeit seien zwei zu bilden. Bevor man die Japaner vom andern Ende der Welt hole, wäre es gut, wenn man zuerst der Ge samtheit der jungen Franzosen den Weg zur Front zeigen würde. Wie viel Phrasen habe man nicht über die Einrichtung der allgemeinen Wehrpflicht gemacht. Der Augenblick sei ge kommen, sie anzuwenden. Die müde russische Garde. Die »Basier Nachrichten' melden: Das russische Gardekorps hat sich von der Bzura und der Rawka zurückgezogen, um über Weih nachten (gemeint ist das russische Weihnachten, das zwölf Tage nach dem deutschen gefeiert wird) zu ruhen. Aus ganz Rußland werden neue Regimenter nach der Gegend von Warschau gebrach!. l^ann Japan Kelfen? Je mehr Stimmen aus Tokio die Un möglichkeit betonen, eine größere japanische Streitmacht auf die europäischen Kriegsschau plätze zu wersen, je inbrünstiger bitten Frank reichs Blätter und wohl auch die führenden Männer um diese Hilfe, von der allein man noch einen Erfolg im Weltkriege erhofft. Mit Leidenschaft wird die Frage erörtert, ob Japan 250 000 oder 500 000 Mann zu Hilfe schicken könne, und im Taumel der Hoffnung fragt niemand danach, ob ein solcher Trans port überhaupt mit Aussicht auf Erfolg mög lich ist. Nun können selbstverständlich mit den heutigen Verkehrsmitteln sehr wohl 500 000 Mann allmählich über die größten Strecken befördert werden. Dies ist aber nicht der Brennpunkt der Frage. Wichtiger ist die Er örterung, ob der Transport so schnell erledigt werden kann, daß die Truppenmassen für die Entscheidung ins Gewicht fallen. Es würde sich hier um ungefähr rund zehn kriegsstarke Armeekorps handeln. Sollen sie nun mit der sibirischen Bahn nach Rußland oder zu Schiff nach Frankreich besördert werden? Wenn der Eisenbahnweg zur Unterstützung Rußlands gewählt werden würde, dann müßten alle russischen Munitions- und Truppennachschübe stillstehen. Ein einziges Armeekorps braucht nämlich nicht weniger als 120 Eisenbahnzüge zur Beförderung. Davon werden 70 Eisen dahnzüge für die Mannschaften und Tiere, der Rest für die Munition und Proviant ver wendet. Selbst bei der besten Eisenbahnaus rüstung — die Rußland nicht besitzt — müssen Wochen vergehen, bevor auch nur geringe Teile dieser zehn Armeekorps auf den Kriegs schauplatz kommen. Wenn vielleicht 500 000 Mann, die auf einmal in die Wagschale geworfen werden können, für die Entscheidungsschlacht auch von großer Bedeutung werden könnten, so sind doch einige lausend Mann vollkommen be langlos. In den vielen Wochen, in benen die Japaner allmählich herankommen könnten, sind aber schon so viel entscheidende Schläge gefallen, daß die nach und nach ankommenden Japaner kaum eine Nolle spielen können. Wenn man nun annimmt, daß die Franzosen den Wunsch haben, gegen Abtretung von Indo-China die Hilfe der Japaner für sich in Anspruch zu nehmen, so käme der Seeweg in Betracht. Hier sind aber die Schwierig keiten noch größer, und die Bedeutung des so sehnltchst erwünschten japanischen Hilss- Heeres wird hier noch geringer als beim Landtransport. Für eine Überführung so großer Heeresmassen müßten bereits jahrelang vorher Vorkehrungen getroffen sein. Selbst wenn England alle Transportschiffe zur Ver fügung stellt, ist die Lösung dieser Ausgabe noch ungeheuer schwierig und zeitraubend und könnte nur unter Aufgabe aller Truppen transporte und Truppenverschiebungen aus Indien nach England und Ägypten erfolgen. Die Stärkung, die das französisch-englische .Heer durch die Japaner erhielte, würde also Hand in Hand gehen mit einer entsprechenden Schwächung durch den Ausfall der indischen Hilfsoölker. Für die Überführung von 10 Armeekorps' würden nicht weniger als 1300 große Trans portdampfer nötig sein. Man mache sich eine Vorstellung, was das bedeutet. Ein kriegs starkes Bataillon benötigt zum Transport für eine kurze Überfahrt, die einen Tag dauert, einen Transportdampfer von ungefähr 4000 Tonnen Größe. Hier handelt es sich aber um die Riesenstrecke von Japan nach Frankreich und um eine Fahrt von Wochen. Es müssen also stets größere und seetaugliche Dampfer verwendet werden. Eine einzige Schwadron erfordert einen Dampfer von 2300 Tonnen Größe. Eine Batterie braucht ungefähr den selben Raum. Für eine Munitionskolonne oder sine Pionierkompagnie ist ein Dampfer von MO Tonnen Größe notwendig. Es kommen dazu noch eine Reihe anderer Be dürfnisse für Verpflegung und Ausrüstung. Eine Infanteriedivision gebraucht für sich und ihre Hilfsmittel, wie z.B. Lazarettausrüstung, Munition usw., 22 Dampfer von der Größe eines Schiffes von rund 4080 Tonnen. Legt man diese Zahlen der Berechnung zugrunde, so ist leicht sestzustellen, daß für ein Armeekorps nebst Kavalleriedioision mit dem gesamten Troß ungefähr 130 solcher Dampfer notwendig sind. Bei diesen Zahlen bandelt es sich aber stets um einen Transport über kleine Strecken. In diesem Falle kämen nur die besten Transportschiffe in Betracht. Die Überführung eines javanischen Heeres müßte also Monate dauern, sodaß es auch hier frag lich ist, ob die Truppenmassen wirklich ins Gewicht fielen. Sollte also wirklich die Ab sendung eines japanischen Hilssheeres Tatsache werden, dann können wir der Ankunft dieser Truppen mit größter Ruhe entgegen sehen. Im übrigen aber scheint, wenn man den japanischen BlAterstimmen glauben darf, im Reiche des Mikado sehr wenig Neigung zu bestehen, den Verbündeten so weitgehende Unterstützung zu leisten. Politische Kunäsckau. Deutschland. * Auf Veranlassung des Internationalen Roten Kreuzes sollen die Gefangenen lager in Frankreich und Deutschland einer internationalen Inspektion unter worfen werden, die sich auf Unterkunft, Ver pflegung, Bekleidung und Veschästigung be ziehen wird. Diese Inspektion wird durch je eine Kommission ausgeübt, die für Deutsch land aus dem nordamerikanischen und spa nischen Gesandten, dem Fürsten von Hatzielo und Arthur Eugster, dem Präsidenten des schweizerischen Nationalrates, gebildet wird. Luxemburg. *Die luxemburgische Regierung hat durch ein Rundschreiben den Lehrern und Schülern der Schulen vorgeschrieben, die Pflichten der Neutralität streng zu beob acht e n und daher jede Kundgebung, jedes Wort, jedes Lied zu vermeiden, wodurch eine der kriegführenden Parteien sich beleidigt fühlen könnte. Zuwiderhandelnde werden strengstens bestraft. Italien. * Die italienischen Zeitungen heben ein stimmig hervor, daß die Zeichnung auf die Milliarden-Anleihe einen glän zenden Erfolg haben wird. In Rom war der Andrang bei den Emissionsbanken und den anderen Bankinstituten, die Zeich nungen entgegennehmen, sehr stark. Sehr be merkenswert war der Andrang der kleinen Zeichner. Dieselbe Tatsache ergab sich in anderen Städten. * Die amerikanischen Kardinäle Gibbons. Farley und O'Connel haben in der Absicht, ein Zusammenarbeiten der Vereinigten Staaten mit dem Heiligen Stuhl in den Bestrebungen zugunsten des Friedens und zur Lin derung der Folgen des Krieges herbeizuführen, sich mit einem dahingehenden Vorschlag an Len Präsidenten Wilson gewandt. Dieser hat die Anregung sehr günstig ausgenommen und wird sehr wahrscheinlich einen außerordent- Uchen Gesandten nach Rom entsenden, um zur Beruhigung der Geister und schnellen Lösung des europäischen Konfliktes geeignete Abmachungen zu treffen. Baumkanzeln vortreffliche Deckung verschafft hatte. Aber der Ansturm war unaufhaltsam. Vergeblich hatte der französische Kommandeur nun auch die Maschinengewehre so in Stel lung bringen lassen, daß sie die schmale Fahr straße beherrschten und so das Andringen weiterer deutscher Infanteriekolonnen verhin dern konnten. Aber nur einen Augenblick steht das Gefecht. Dann kracht plötzlich ein Schuß, der den Lärm der Kämpfer übertönt. Das Tack-Tack der Gewehre und das Rattern der Maschinen gewehre wird von dem fürchterlichen Getöse verschlungen. Vom Waldessaum herüber, wo die Schützengräben der Deutschen lagen, war der Schuß gekommen. Dort hatte der Kom mandierende noch zu rechter Zett zwei Feld geschütze an die Front bringen lasten, die nun in kurzer Zeit mit verderbenbringendem siche rem Feuer die feindlichen Maschinengewehre zum Schweigen bringen. Damit war für die Infanterie der Weg über die Fahrstraße freigeworden. Freilich der Sieg war noch nicht erfochten, denn die Franzosen, im Vertrauen auf ihre Übermacht, verteidigten hartnäckig jeden Baum und Strauch. Ein blutiger Bajonettkampf brachte endlich den Ausschlag. Der Feind zog nord wärts in der Gegend auf Belfort ab, noch immer von der deutschen Kavallerie verfolgt. Die Kolonnen sammelten sich. Nun erst ließ sich der Verlust übersehen. Hermann Ferchhammer vermißte aus seinem Zuge allein 23 Leute. Ein wehes Gesühl beschlich ihn, und plötzlich fuhr es ihm siedend heiß zum Herzen: auch sein Bruder fehlte. Aul der Fahrstraße und am Rande -es Kohlfeldes, wo der Kampf am heftigsten ge wesen war, suchten die Ambulanzen nach Ver wundeten. Die Kolonne hatte noch eine halbe Stunde Ruhepause, ehe der Marsch nach Willweiler angetreten werden sollte. Schnell sprang Hermann Ferchhammer über den Graben auf den Fahrdamm, wo mehrere Sanitätssoldaten die Schwerver wundeten sorgsam auf Decken gebettet hatten. Zwei Ärzte waren bereits um sie bemüht. Angstvoll spähte Ferchhammer jedem einzelnen in das blaffe Gesicht. Die Zahl der Blutenden schien ins Unge messene zu wachsen und eine bange Hoff nungslosigkeit bemächtigte sich seiner. Da brachten die Männer vom Roten Kreuz wieder einen. Hermann Ferchhammer sah ihn forschend an. Eine Unsicherheit kam über ihn. War dieser da wirklich sein Bruder? Da lag einer auf der Bahre regungslos und aus einer Wunde überm Auge rann Blut. Und diese schmerzverzerrten Lippen, die krampjhaft ge schloffen waren, hatten noch vor einer Stunde mit ihm liebe Worte getauscht. »Wasser!" stöhnte Ler Verwundete. Gebt mir zu trinken! Hermann beugte sich über ihn und reichte ihm seine Feldflasche, die der andere gierig leerte. »Kennst du mich!' fragte Hermann Ferch hammer den Bruder. Artur schlug die Augen auf, und es schien, als ob er sich mühsam in die Wirklichkeit zu rückfinden müsse. »Grüße sie von mir, Bruder! Grüße den Vater»' Hermann Ferchhammer lauschte atemlos; er wollte noch den Namen hören, von dem sein Bruder gesprochen hatte. Aber der Ver- > mundete rührte sich nicht mehr. »Artur!" rief der junge Einödbauer. »Artur, wen soll iL grüßen!?' Aber jenen umfing tiefe Bewußtlosigkeit. Aus dem Dickicht wurden Signale ge- ' blasen. Hermann Ferchhammer beugte sich über seinen Bruder und küßte die weiße Stirn. Der Arzt kam heran. »Schwer, sehr schwer," flüsterte er. »Es wird das Auge kosten." Der Feldwebel wandte sich zum Sammel platz. Jetzt war es nicht Zeit, bangen Ge-j danken nachzuhängen. Die Kolonnen traten an und fort ging es in der Richtung nach Willweiler; die Kavallerie, die das heutige Gefecht fo siegreich eingeleitet hatte, als Flankendeckung etwa 300 bis 500 Meter rechts voraus. Schon nach zweistündigem Marsch kam Willweiler in Sicht. In das Dunkel der Nacht stiegen Flammensäulen aus brennenden Dörfern. Die Kampffront dehnte sich jetzt von Willweiler bis zur Kreisstadt und darüber hinaus in weitem Bogen bis zur Grenze, dort, wo die kleine Garnisonstadt lag, die noch immer in den Händen der Franzosen war. Die beiden Kompagnien nebst vier Geschützen und den beiden Halbzügen Kavallerie standen etwa auf halbem Wege zwischen Frankenhausen und Will- «eU«. dort, wo eia HMveg den SöhenMg