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Ottendorfer Zeitung : 21.03.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191503210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150321
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150321
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-03
- Tag 1915-03-21
-
Monat
1915-03
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 21.03.1915
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französische „Liege". Es verlohnt sich, einmal des näheren auf die Generalstabsberichle Joffres einzugehen, die täglich zweimal, am Nachmittag und am Abend ausgegeben werden, und beide Male von erheblichen Fortschritten der Franzosen zu berichten wissen. Der Bericht vom 7. März, der letzte, der hier vorliegt, bringt sowohl am Nachmittag als auch am Abend Mit teilungen von Fortschritten auf allen Stellen des Kriegsschauplatzes, beim Meere ange fangen und bei den Vogesen endend. Wenn Joffre tatsächlich täglich zweimal so große Fortschritte macht, so müßte man das doch an den französischen Stellungen merken, und es läßt sich ungefähr ausrechnen, wo er heute stehen würde, wenn — seine Berichte wahr wären. Man erinnert sich noch an eine eigentüm liche Tatsache im russisch-japanischen Kriege. Es wurden hier nämlich so viel Opfer in jeder Schlacht telegraphisch dem staunenden Deutschland gemeldet, daß sich ein amerika nisches Blatt den Scherz machte, einmal die gesamten Zahlen der Opfer, die immer in die Hunderttausende gingen, zusammenzuzählen. Es ergab sich die erstaunliche Tatsache, daß nicht weniger als zwanzig Millionen Menschen gefallen wären, wenn die Berichte wahr ge wesen wären. Ähnliches läßt sich auch bei den Berichten von den täglichen französischen Fortschritten feststellen. Die Stellungskämpfe nahmen ungefähr in der zweiten Woche des Monats September ihren Anfang. Wenn wir als den Zeitpunkt des Beginns der Stellungskämpfe den 14. September be trachten, dann währen sie heut rund 6 Monate oder rund 180 Tage. Wenn der Bericht eines Generalstabes von Fortschritten erzählt und täglich mehrere Male allerlei Erfolge meldet, dann müssen wir annehmen, daß es sich nicht um ein schrittweises Vorrücken handelt, sondern man kann wohl als das Mindeste, was als Erfolg bezeichnet werden kann, ein Vorrücken von nur einigen 100 Metern bezeichnen. Das ist wohl recht bescheiden, insbesondere, wenn man daran denkt, daß unser Generalstab mit recht genauen Zahlen arbeitet. So meldete er jüngst bekanntlich einen Fortschritt in einer Breite von 20 Kilometern und in einer Tiefe von 6 Kilometern. Auch unsere Erfolge bei Soiflons waren recht genau beschrieben wor den. Die französischen Berichte dagegen melden immer nur »Fortschritte-, ohne sich jedoch des Näheren mit Zahlen zu beschäf tigen. Wenn wir nun Joffre diese Arbeit ab- nehmen und recht bescheidene Zahlen an nehmen wollen, so kommt man doch bei 360 Generalstabsberichten, die in 180 Tagen aus gegeben worden sind, zu sehr schönen Ergeb nissen. Die Fortschritte werden vielleicht nicht immer gleich groß sein, sondern einmal be trächtlicher und einmal geringer. Nehmen wir darum eine Durchschnittszahl von nur 200 Metern an, eine recht bescheidene Zahl, wenn man an den deutschen Fortschritt von 20 Kilometern Breite und sechs Kilometern Tiefe denkt. In den 360 erfolgreichen Generalstabs berichten hätten die Franzosen demgemäß nicht weniger als 72 Kilometer vordringen müssen, wenn die Berichte wahr gewesen wären. Dieser Fortschritt wäre von Reims aus nörd lich und von der Linie Verdun—Nomeny— Lunsoille östlich erfolgt, die Franzosen hätten dann auf der nördlichen Front ungefähr in Namur stehen müssen, und auf der östlichen Front wären sie schon weit über Straßburg hinaus, wenn — die Berichte wahr wären. Man kann aus dieser kleinen Berechnung allein aufs beste erkennen, welche »Tatsachen den französischen Berichten zugrunde liegen. Tatsächlich wurde aber in der ganzen Zeit, in der Joffre zweimal täglich Fortschritte meldete, der eiserne Ring um Frankreich immer enger gezogen. verschiedene Uriegrnachrichten. Von der mil. Zensurbehörde zugelassene Nachrichten. Die letzte Tat der „Dresden". ,Daily Mail' meldet aus Valparaiso: Die Bark „Lortch" ist hier angekommen mit der Bemannung der Londoner Bark »Conway Castle", die am 27. Februar vom Kreuzer Der Enkel des Grasen haudegg. 16s Erzählung von Marga Carlssen. (Forsietzung.) »Heute abend will ich meinen Vater vor- bereiten," flüsterte sie, den Blick neantwortend. »O wenn ich doch eine Mutter hätte, wie leicht würde mir dann das „Geständnis!" Tränen verdunkelten ihren Blick bet diesen Worten. Rosch beugte Alfred sich nieder und küßte die kleinen Hände. »Nicht verzagen, mein Liebling,- tröstete er; »hoffe, vertraue!" Wie beruhigend das klang! Felizitas schloß die Augen, und lauschte den Worten des ge liebten Mgnnes und genoß noch einige Mi nuten süßen Glückes. Die Uhr schlug sieben. Da.sagte Felizitas leise: »Wir müssen uns trennen. Mein Vater erwartet mich." Alfred umfaßte die zarte Gestalt vor ihm mit einem unbeschreiulichen Blick. Morgen, morgen sollte es sich entscheiden, der morgige Tag sollte entscheidend sür sein ganzes ferneres Leben sein, und nicht nur sein Glück hing davon ab, nein, auch das des jungen Wesens, das sich ihm mit der ganzen Kraft seiner ersten Liebe hingegeben. Und als er jetzt den Blick der unschuldigen, dunklen Augen auf sich gerichtet sah, da übermannte ihn die Wehmut. Noch einen innigen, glücklichen Blick — bann wandte sie sich zur Tür, öffnete sie und trat auf den Korridor. Sie war gerade im Begriff, die Treppe hinunterzugehen, als Herr von Haidberg ihr entgegenkam. »Komm, mein Kind," sagte er freundlich. s »Dresden" nahe der Mochainsel an der chilenischen Küste versenkt worden war. Die Offiziere der »Dresden" sagten ihren Ge fangenen, sie würden sie wie Brüder be handeln. Auf die Frage des Kapitäns des »Conway Castle-, was mit ihnen geschehe, falls die »Dresden- in einen Kampf mit einem englischen Schlachtschiff verwickelt würde, ant wortete der Kapitän der »Dresden-, dann würden sie, in Booten ausgeschifft, zusehen können, wie »Dresden- siegen oder unter gehen werde. Der Kreuzer ist nun, wie die englische Admiralität meldet, vermißt worden, über sieben Monate hat »Dresden- die deutsche Kriegsflagge über die von feindlichen Schiffen durchspähten Meere getragen und zweimal im Kampfe ehrenvoll bestanden: in der siegreichen Schlacht bei Coronel und dann bei den Falklandsinseln, wo sie als einziges feindliches Schiff entkam. Nun ist der Kreuzer bei der Robinson-Insel in ehrenvollem Kampfe der Übermacht erlegen. Der Kreuzer »Dresden" war auf der Dan ziger Werst von Blohm u. Voß gebaut und im Oktober 1807 vom Stapel gelaufen. Er hatte 3680 Tonnen Wasserverdrängung, eine Länge von 118 Meter, seine Maschinen arbeiteten mit 15100 Pferdestärken, armiert war er mit zwölf 105-Zentimeter-Gefchützen, die Besatzung zählte etwa 350 Mann. Tavserkeitsvrämien für V-Leute. Da in England Belohnungen sür die Ver nichtung deutscher Unterseeboote ausgesetzt sind, stifteten dem Reichsmarineamt auf An regung des Marinevereins Aachen Kommerzien rat Dr. Talbot und Fabrikant Hugo Knops 6000 Mk. als Grundstock für Tapferkeits prämien an Unterseebootsmannschajten. Die erfolgreiche Verteidigung der Dardanellen. In den letzten Tagen haben nur unbe deutende Unternehmungen der ver bündeten Flotte bei den Dardanellen statt gesunden. Die Tätigkeit der feindlichen Linienschiffe beschränkte sich auf die Demon strationen. Zwei neue Versuche des Gegners, durch nächtliche Vorstöße von Kreuzern und Zerstörern an die äußersten Sperren heran zukommen und Minen wegzuräumen, wurden durch die Wachsamkeit und wirksames Feuer des Verteidigers vereitelt. Die durch die gegnerische Presse verbreiteten Nachrichten über eine Landung und Erfolge feindlicher Streitkräfte bei Smyrna sind frei erfunden. Die bisherige Sorglosigkeit der verbündeten Flotte scheint nach dem erfolg reichen Vorstoß türkischer Seestreitkräste be einträchtigt zu sein. Die Stimmung in Kon stantinopel ist vollkommen ruhig. Die Be völkerung ist säst gleichgültig geworden gegen die Blockade der Dardanellen. Ein japanischer General über die Dauer des Krieges. ,Nationalttdende' erfährt aus Petersburg über London: General Oba, der das japa nische Heer bei dem russischen Oberkommando vertrat, kehrt jetzt nach Japan zur Übernahme eines Divtsionskommündos zurück. Der General äußerle sich in Petersburg, er habe nach fünfmonatigem Aufenthalt in Polen und Galizien den Eindruck gewonnen, daß der Krieg kaum mehr als sechs Monate noch dauern würde. Die Frühjahrsoperationen würden entscheidend werden. Politische Kunälckau. Frankreich. * Nach dem Abkommen, das im Februar in Paris zwilchen den Finanzministexn des Dreiverbandes vereinbart wurde, haben Frank reich und England die Verpflichtung übernom men, aus eigenen Mitteln die solgendenZ a h- lungen Rußlands zu leisten: 1. sür Kriegslieferungen in Paris, London und New Port: 2. für die Zinsen der französisch und englisch abgestempelten russischen Staatspapiere und der von der Petersburger Regierung garantierten Eisenbahnobstgationen; 3. den auf Rußland entfallenden Anteil an der finan ziellen Unterstützung der kleinen Verbündeten. Innerhalb Jahresfrist nach Lem Friedensschlüsse sind alle diese Vor schüsse samt Zinsen und Unkosten von Ruß »der Wagen ist schon bereit, ich begleite dich nach Hause." »Ich danke dir, Onkel Ernst," entgegnete Felizitas, dankbar lächelnd, „ich will mich nur noch schnell von Tante Paula oerab- schieden." Rasch eilte sie die Treppe hfnunter, klopfte an das Zimmer der alten Dame und trat dann ein. Diese zog das junge Mädchen an sich, küßte sie zärtlich und entließ sie dann mit einem innigen: »Gott segne dich, mein liebes Kind, zu deiner heutigen Mission!" Während Felizitas glückliche Stunden im Haidbergschen Hause zubrachte, zogen sich be reits die ersten drohenden Wolken an dem Himmel ihrer jungen Liebe zusammen. Als nämlich Graf Felsen an diesem Nach mittage zu General von Brenken kam und erfuhr, daß Felizitas bei Frau von Haidberg sei, flammte es düster in den schwarzen Augen auf. »Exzellenz, ich fürchte, mir droht von dort Gefahr. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich behaupte, daß der Freund des jungen Haidberg, jener Oriano, meiner künftigen Braut nicht gleichgültig ist." »Eifersüchtig, lieber Graf," versuchte der General zu scherzen: aber trotzdem zeigte sich eine drohende Falte auf seiner Stirn. Gras Felsen aber fuhr fort: »Mein Ver dacht ist nicht unbegründet: gestern hatte Orlano Felizitas in eines der Nebenzimmer entsührt, wozu? — Heute ist sie wieder mit ihm zusammen, das kann ich nicht ertragen." Ein unheimlich Feuer glühte bei diesen Worten in den dunklen Augen. General von Brenkens Argwohn war erwacht; Loch er land zurückzuzahlen, wofür die in Odessa aukgebäusten Getreideoorräte ein Spezialpfand darstellen und zwar in der Form von Konnossamenten, mit deren Hilfe die französischen und englischen Geldgeber sich selbst wieder Geld verschaffen können. England. * Der Londoner .Economist' zeigt in seiner letzten Nummer, daß seit dem Kriegsausbruch eine Preissteigerung von 28,7 Prozent eingetreten ist. Dieses ist die Kriegspreissteige rung fürEngland. Davonkommenaufdiebeiden ersten Monate dieses Jahres 15 Prozent, allein auf den Februar 5,8 Prozent. Folglich hat 1915 eine beschleunigtere Preissteigerung als Lie Kriegsmonate von 1914 zusammen. Schon der Januarstand hielt Len Rekord seit dem Jahre 1873. Die Rekordeigenschaft des Februarstandes wird vom .Economist' nicht erläutert: aber man muß weiter als bis 1872 zurückgehen. Alle großen Warengruppen mit Ausnahme solcher Waren wie Kaffee, Zucker, Tee und Butter, zeigen eine Steige rung, aber die eigentliche Ursache zu dem hohen Warenstand fällt auf Getreide- und Fleischgruppen, die im Februar mit 11.9 Prozent und seit Anfang des Jahres mit 26 Prozent gestiegen sind. Die Indexzahl ist 845, eine Rekordzahs, die um 69 Prozent höher ist als der Mittelpreis von 1901 bis 1905 und um 55 Prozent höher als die Preislage vor einem Jahr. Die Textilgruppe zeigt eine Steigerung von 17Vs Prozent. Die Gruppe, die Leder, Gummi, Holzwaren usw. umfaßt, ist um 13 Punkte gestiegen, was säst nur auf der Preissteigerung der Holzwaren beruht. *Nach einer Londoner ,News'-Meldung hat die englische Regierung die von der Ar beiterpartei einberufenen Kundgebungen für Herbeiführung des Friedens auf Grund des bestehenden Ausnahmezustandes ver boten. Russland. * Ein Artikel der ,Nowoje Wremja' pole misiert in heftigsten Ausörücken gegen Bulgarien, das nur den Moment ab- warte, um über Serbien herzufallen, die slawischen Erwartungen in keiner Weise erfüllt habe, mit gehässigen Aus drücken alle Artikel der .Nowoje Wremja' be- aniworte und von Deutschland Gold an nehme. Das russische Blatt bezeichnet dies als Wahnwitz, politische Blasphemie und Verleugnung aller slawischen Interessen. *Nach einer Verfügung des Ministers des Innern soll es den russischen Kolo nisten deutscher Abstammung nicht mehr gestattet sein, in geschlossenen Dörfern zusammenzuleben und eine eigene Selbstver waltung zu haben. Sie sollen vielmehr unter die russische Landbevölkerung in weitestem Umfange verteilt werden, damit auf diese Weise die schädlichen deutschen Einflüsse ver nichtet werden. Balkaustaaten. "Laut .Köln. Volksztg.' erklärte der grie chische Minister des Auswärtigen Zographos einem Mitarbeiter des .Giornale Italia', Griechenland wollte nicht mit dem Dreiverband gehen, weil es keine be stimmte Versicherung über die zu erlangenden Vorteile sowie über die teilweise Verwirk lichung seines nationalen Programms erhielt. Griechenland beabsichtige, konservative statt einer Abenteuerpolitik zu treiben. "Das serbische Unterrichtsministerium hat eine neue Unterrichlsordnung sür Privat schulen im Königreiche ausgearbeitet. Diese Unterrichtsordnung geht auf Unter drückung und vollständige Ver nichtung jeder Spur bulgarischer Kultur in Mazedonien aus. Die Er laubnis zur Leitung von Privatschulen wird von einem Gutachten der Ortsbehörden ab hängig gemacht. Der Unterricht hat in serbi scher Sprache zu erfolgen. Den Griechen, Türken und Albanesen sind einige kleine Zuge ständnisse gemacht worden. Asien. * .Daily Telegraph' meldet aus Peking, daß die letzten chinesisch»japanischen Konferenzen ein greifbares Resultat zeitigten. China hat Japan das Recht der Ausbeutung der Südmandschurei und Begünstigungen heuchelte Ruhe. Beschwichtigend legte er die Hand auf den Arm seines künftigen Schwieger sohnes: „Ich will Ihnen' etwas sagen; kommen Sie morgen in aller Form als Be werber. Wenn meine Tochter ihre Freiheit mißbraucht, dann muß sie sie um so früher aufgeben. Noch heute abend werde ich sie von allem in Kenntnis setzen." Triumph leuchtete aus den dunklen Augen des österreichischen Grafen, „Exzellenz, Sie machen mich zßm Glücklichsten aller Sterb lichen !" Befriedigt blies Exzellenz von Brenken den Rauch seiner Zigarre in die Luit. Plaudernd verbrachten die beiden Herren die Zeit bis zum Abendessen. Kurz vor 7 Uhr trat Felizitas ins Zimmer. Was war es, was den Glanz der schönen dunklen Augen erhöhte, die Wangen rosiger erscheinen ließ? Mit heißem Blick haftete des Grafen Auge auf der jugendschönen Erscheinung. Felizitas küßte ihren Vater. Heute abend empfand sie es doppelt unangenehm, daß Graf Felsen anwesend war: es drängte sie, dem Vater Mitteilung zu machen von ihrer Liebe; es auälte sie, den Augenblick des Geständnisses, vor dem sie sich fürchtete, noch länger hinaus- gefckoben zu sehen. Herr von Brenken warf einen forschenden, prüfenden Blick auf seine Tochter. Die Be fangenheit des jungen Mädchens wuchs mit jeder Minute. Das Abendessen verlief schweig sam. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beichäftigt. Auf Felizitas aber wirkte diese Schweigsamkeit beider Herren wahrhaft er drückend. Es kam ihr vor wie unheimliche Windstille vor einem drohenden Gewitter. in den schon erteilten Minenkonzessionen bis 1917 zugestanden. Dadurch werden Japan Rechte zuerkannt, die es in dem ganzen Ge biet tatsächlich zur meistbegünstigten Nation machen. Aus zuverlässiger Quelle wird berichtet, daß 27 000 Japaner in China gelandet oder sich für die Reise dorthin ein geschifft haben. Duanschikai sagte seinen Freunden, er hielte die Lage für hoffnungs los und sei mutlos über die Verhandlungen mit Japan, in denen China bereits das Äußerste geleistet habe. Sollte der drohenden Sprache, die gegen ihn persönlich schon ge brauchtwurde, eine japanische Truppenlandung folgen, so würden Lie Unterhandlungen ab gebrochen werden. Amerikanische „Riesenkanonen". Minderwertigkeit der amerikanischen Kriegs lieferungen für Rußland. Zu der Nachricht, daß die russische Heeres verwaltung bei den amerikanischen Geschütz fabriken 12 Riesenkanonen bestellt habe, die die Wirkung der deutschen 42-Zentimeter-Ge- schütze haben sollen, wird von unterrichteter Seite geschrieben: Man wird diese Mitteilung mit einem großen Fragezeichen versehen dürfen, besonders was die Wirkung der be rühmten Riesenkanonen anbelangt. Amerika hat zwar schon seit langer Zeit mit dem Bau von Geschützen größten Kalibers be gonnen. Besonders die »Bethlehem Steel Company" hat den Bau derartiger Geschütze schon seit mehreren Jahren betrieben. Es handelt sich anscheinend bet den ameri kanischen Riesengeschützen für Rußland um Erzeugnisse dieser Fabrik, denn in dem Bericht wird mitgeteilt, daß der russische Beauftragte Wikanowitsch die Geschütze in Bethlehem in Penniylvanien bestellt habe. Hier ist aber der Sitz der genannten Geschützfabrik. Nun hat diese Fabrik im Jahre 1909 ein 40-Zentimeter-Geschütz gebaut, also schon zu einer Zeit, als die anderen Staaten noch nicht derartige Riesenkanonen eingestellt hatten. Das 40-Zentimeter-Geschütz der Bethlehem Steel Co. wurde auch in den Jabren 1911 und 1912 von der amerikanischen Regierung ausgeprobt. Es hat aber Len Erwartungen nicht entsprochen, sodaß es damals nicht ab genommen worden ist. Die 40-Zentimeter- Geschütze sollten nämlich zur Bewaffnung des Panama-Kanals dienen. Nach dem Fiasko dieser Riesenkanonen wurde aber von diesem Plan abgesehen, und es wurden dafür 35,6 Zentimeter-Geschütze derselben Geschoß- iabrik ausersehen. Man wird also annehmen können, daß es sich im Höchstfälle um derartig große Geschütze handeln kann. Was die Wirkung anbelangt, die nach dem englischen Bericht der unserer großen Ge schütze gleichkommen soll, so ist dagegen zu erwähnen, daß gerade die amerikanischen Ge schütze nicht eine ihrer Größe entsprechende Wirkung aufweisen, da die Rohre sehr schnell abgenutzt werden. Das 40-Zentimeter-Geschütz — richtig gesagt 40,6-Zentimeter-Geschütz — hat nämlich ein Rohr, das nur 16,15 Meter lang ist (40 Kaliber) und die Pulverladung betrögt nur 261 Kilogramm. Das Gewicht des Geschosses beträgt 4088 Kilogramm. Wie wenig die amerikanischen Geschützrohre aus- halten, geht schon daraus hervor, daß das Rohr dieses 40.6-Zenttmeter-Geschützes nicht weniger als 182 700 Kilogramm wiegt. Die ' Wirkung dieses 40,6-Zentimeter-Geschützes ist aus diesem Grunde nicht im entferntesten der Größe des Geschützes entsprechend, da dir Wirkung nur 50 Prozent so groß ist wie bet einem guten Geschütz. Nimmt man an, daß es sich nicht um di« 40.6-Zentimeter-Geschütze bandelt, sondern uw 35.6-Zentfmeter-Geschütze derselben amerika. Nischen Fabrik, dann ist die Wirkung na'ur. gemäß noch bedeutend kleiner. Die »Rieten- kanonen" Amerikas für Rußland sind darum nur eine sehr geringe Hilfe, zumal Geschütz« von jo ungeheurer Schwere auf den schlechter russischen Wegen durchaus hilflos seien dürsten Man ersieht aus diesen klaren und nüchtere« Zahlen, daß sich auch hier wieder Lie Ruhm redigkeit Vorschußlorbeeren geholt hat und der einzigen Zweck verfolgt, Angst vor ihre» Kriegsrüstungen zu verbreiten. (Zensiert: O. K. i. d. M.) Früher als gewöhnlich empfahl sich der Graf. Felizitas atmete erleichtert auf. Als ihr Vater jetzt ins Zimmer zurückkehrte, erbebte Felizitas, jetzt war der gefürchtete Augenblick gekommen. Sie richtete die Augen auf den alten Herrn, erschrak aber vor dem finsteren Ausdruck in seinen Zügen. Und ehe sie noch ein Wort hervorbrachie, sagte der General kurz und streng: »Folge mir in mein Zimmer, ich habe mit dir zu reden." Felizitas erblaßte. Was sollte das be deuten? Ihr ahnte Schlimmes: ohne ein Wort zu sagen, folgte sie dem Voranschrei tenden. General von Brenken drückte auf den Knopf in seinem Zimmer — sofort war der Raum erhellt. Felizitas hatte all ihren Mut zusammengenommen und stand nun blaß, aber gefaßt, vor dem Vater, dessen Augen durch bohrend auf ihr ruhten. „Was ist zwischen dir und dem Freunde Herrn von Haidbergs vorgefallen, in welchem Verhältnis steht meine Tochter zu dem mir fremden Manne?" Seine Stimme klang wie fernes Donnergrollen. „Ich liebe ihn, mein Vater," entgegnete das junge Mädchen fest. »Heute abend wollte ich es dir sagen, Vater," fuhr sie fort, rüh rendes Flehen in der Stimme, „versage mir deine Einwilligung nicht! Wir Haven uns so lieb." »Und das sagst du mir so ruhig? So weit also seid ihr schon? Hast du vergessen, was du mir, was du deinem Namen schuldig bist? Darfst du ohne mein Wissen ein Verhältnis
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