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Ottendorfer Zeitung I, o Bezugspreis; Vierteljährlich ^20 Mark fr«i j-s ^sus. I« der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich l Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. » — Ü Untergattung«- unä Änzeigebkatt M di« kletnspelttge »der d«r«n Saum w pfg. — Im StklamMl fitr die «einspaltige Petit--^le « psg. Anzeigenannahme bi» U Uhr mtttug». Setlag^bAhr nach vereinbar«^. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und MandÄ" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Made". Dmck web Vertag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. Verantwortlich für di« Redaktion h. Rühle in Sroß-ODMa. Nummer 35 Lonntaq, den 2s. März (9(5. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Entgegen einer früheren Abmachung hat der Kriegshilfs-Ausschuß beschlossen, 300 Mark bereitzustellen, um den Familien der Kriegsteilnehmer in den allerdringendsten Fällen für den I. April MimiiuiniftiMungeii oser Zuschuß ru hvpoldrlrevrmfen gewähren zu können. Bewerbungen sind auf dem Gemeindeamt Ottendorf oder bei dem Unterzeichneten (täglich von 11-12 Uhr in der neuen Schule) bis Montag, den 22. März d. I. an zubringen. Schon geschehene Anmeldungen sind zu erneuern. Der Ausschuß für Kriegshilfe. Schuldirektor Endler, Vorsitzender. Bekanntmachung. Nächsten Montag, den 22. dss. Mts. werden im hiesigen Gemetndeamte die Brotmarken ausgegeben. Ottendorf-Moritzdorf, am 20. März 1915. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Von der holländischen Grenze meldet die „Köln. Ztg."- Aus Paris wird ge meldet: Die Deutschen beschießen heftig Nicuport aus 35 Zentimeter-Geschützen. Die Belgier nutzten das Sinken des Wasser spiegels aus, um mit stürmender Hand gegen zwei deutsche Befestigungen vorzu gehen. Nach einer Meldung aus Sluis betätigten sich die englischen Flieger neuer dings regsam an der belgischen Küste Kopenhagen. Die Londoner Blätter führen aus: Es wird allgemein an genommen, daß die französisch-englische Offensive im Laufe weniger Wochen er wartet werden kann. Das Vertrauen in das Gelingen des Planes sei überall un erschütterlich, man müsse sich indessen be wußt sein, daß sie große Opfer kosten Insbesondere kann man sich nach der Schlacht von Neuoe Chapelle bereits jetzt einen Begriff machen, wie schwer die Opfer sein werden, welche gebracht werden müssen. Zwar liegt noch keine amtliche Verlustliste vor, aber man ist darauf vor bereitet, daß tue Verluste sehr schwer sein * werden. Die meisten Hospitäler Englands haben Vorbereitungen getroffen, um eine größere Anzahl Verwundeter aufnehmen zu können. — Aus Rotterdam wird dem „Berliner Tagebl." gemeldet: Die englische Verlust, liste vom 13. März meldet: 26 Offiziere gefallen, 54 verwundet, 4 vermißt. Nach einer Nachricht der „Timet" werd- der Verlust der Eugländer bet Neuve Chapelle jetzt aus etwa 12 000 Mann geschätzt. — Aus Wien wird gemeldet: Der „Rußkij Invalid" schreibt.' Ostpreußen bildet einen Sack von mächtigem Umfange in den man leicht hineingeräl, während es schwierig ist, wieder herauszukommen. Alle Operationen der Deutschen haben ihr End ziel und ihren Angelpunkt in Ostpreußen. Hier gleicht daS Vorgehen der Deutschen einem Guerillaangriff, einem von einer ganzen Armee ausgeführten Raid. In der „Nowoje Wremja" schildert ein russischer Artillerie-Offizier die Hartnäckigkeit, mit der die Deutschen losgehen. Er bemerkt: Wir überschütteten sie mit Schrapnells, sie stürmen vor, Wir lassen durch 19 Minuten Unsere Maschinengewehre arbeiten, aber sie stürmen vor. Uever die Karpathenkämpfe heißt es in dem amtlichen Bericht des russischen Generalstabes, daß die öster- reichtsch-ungarische Offensive trotz schwerer Verluste unvermindert anhalte und nament lich im Raume von Balingrod fortschreite. Bei Studeny hatten die unausgesetzten An griffe, die zwischen Gorliee und Uszok mit der größten Hartnäckigkeit staltfanden, den österreichisch-ungarischen Truppen den Besitz einer Schützenlinie verschafft. — „Rußkoje Slowo" teilt mit: Mit be sonderer Genehmigung der Regierung be gannen die Stadtverwaltungen in den russischen Ostseepiovinzen wieder mit dem Verkauf von Spirituosen. Bian erblickt hierin ganz allgemein den Anfang zu einer Wiederaufhebung des Alkoholverbots, da sich herausgestellt hat, daß die russische Staatskasse aus dem Alkoholmonopol nichts entbehren kann. — Nachdem der englische Bluff mit der angeblichen Niederkämpfung der Darda- nellenforts durch das verbündete Geschwader der die Neutralen, insbesondere Griechenland und Italien, zum Dreiverband herüberztehen sollte, versagt hatte, und es sich heraus- gestellt halte, daß den Engländern nichts weiter gelungen war, als ein paar schwache Außensorts, Kum-Kale auf der asiatischen und Seddil-Bahr auf der europäischen Seite zeitweilig zum Schweigen zu bringen, ist es für England gewissermaßen ein Ehren punkt geworden, die Durchfahrt durch die Dardanellen zu erzwingen- Es bleibt doch auch eine heikle Sache, daß die erste See macht der Welt am Montag behauptet, die Dardanellen niedergekämpt zu haben und am Mittwoch zugeben muß, daß das fran zösische Panzerschiff „Bouvet" gesunken und ovar durch eine Minenexplosion, ein Zeichen daß hier die Minensperre von Seiten der Blockadeflotte noch keineswegs aufgeräumt worden ist und am Nachmittag noch die beiden englischen Schiffe „Irresistible" und „Afrita" — oder Schwesterschiffe von ihnen die ebenfalls zu der Blockadestotte gehören — arg zusammengeschossen und dann im Laufe der Nacht durch weitere Treffer völlig versenkt wurden. Während der „Bouvet" ein älteres Panzerschiff war, das wegen seiner hohen ungepanzerten Bordwände und seiner Aufbauten für den eigentlichen Kampf zur See gar nicht mehr in Betracht kam, handelt es sich bei „Irresistible" und „Afrita" um verhältnismäßig neue und noch recht brauchbare Schiffe. Es sind dies Schiffe von 15000 Tonnen und 750 Mann Be satzung, die eine Artillerie von vier 30,5-Zentimeter- und zwölf 15-Zentimeter- Geschützen tragen. OertlicheS und Sächsisches. Mttendorf-Vkrilla, Lo. März M5. — In der am gestrigen Abend statt- gefundencn Gemeinderatssitzung begrüßte der Vorsitzende das an Stelle des Mitglieds Pietz'ch einaetrelene Mitglied Birnstengel und ver pflichtete diesen durch Handschlag. Dem Hin- icheiden des Herrn Pietzsch, sowie des Herrn Frank wurde ehrend gedacht. Ein an die Amtehauptmannschast gerichtetes Ersuchen um Festsetzung von Höchstpreisen für Schlachtvieh Fleisch und Wurstwaren, wurde von dieser mit der Begründung abgelehnt, daß sich sicher die Reichsregierung damit befassen werde. Der Gesamtbetrag der gezeichneten Beträge zur zweiten Anleihe betrug bei hiesiger Sparkasse 80 300 Mark, davon waren 76000 Mark R"chsanleche, von der Sparkasse selbst waren 10000 Mark gezeichnet. Ein Baugesuch der Brockwitzer Glasfabrik wurde zur Kenntnis gebracht. Ueber einen Giebeleinsturz auf diesem Werke richtete Herr Lehmann eine An frage, ob bei dem jetzt erfolgten Wiederaufbau mehr Sorgfalt verwendet würde. Ueber die Kautionsrückgabe des Herrn Frank betr. wurde beschlossen, diese sreizugebsn. Die Einbezirkung der Gleisanlagen am Bahnhof Moritzdorf sand einstimmig Genehmigung. Ein Gesuch, Steuerlast Kriegsteilnehmer betr., wurde be schlossen, vorläufig von der Einhebung von Steuern abzusehen und die verfallenen Ter mine zu gestunden. Die Sparkassenabrechnung wurde zum Vortrag gebracht und soll diese oem Revisor zur Prüfung übergeben werden. Infolge dtS Krieges beträgt der Steueraussall 1520 Mark und die restierenden Beträge 2125 Mark, um aber den Anforderungen ge recht zu werden, sollen 3000 Mark aus dem Betriebsfonds entnommen werden, was all gemeine Billigung sand, lieber sich notwendig machende Verbesserungen an der Ktrchstraße soll der Bauausschqß Bericht erstatten, auch soll darauf hingewirkt werden, daß die Straßen- beleuchtung besser imstand gehalten werde. — Der auS den Kreisen der Konsumenten aesorderien allgemeinen Beschlagnahme der Karioffelvorräte stehen bekanntlich die maß gebenden Stellen ablehnend gegenüber, und zwar in erster Linie wegen der technischen Unmöglichkeit der Durchführung, weil keine Räumlichkeiten zu beschaffen wären, um die außerordentlich großen Vorräte, die sich noch re: den Landwirten in den Mieten befinden unterzubringen. Dem Vernehmen nach steht jedoch eine anderweitige Regelung bevor, bei der ohne eine allgemeine Beschlagnahme doch das wichtigste Ziel, die Versorgung der Groß städte mit ausreichenden Kartoffeln, erreicht wird. Es ist geplant, eine teilweise Beschlag, nähme der Karioffelvorräte vorzunehmen, und zwar in den Erzeugungsgedieten, wo die vor handene Ernte über den örtlichen Bedarf weit h>nausgeht. Eine solche teilweise Beschlag nahme hat den Vorteil, daß die beschlag nahmten Mengen in den Mieten der Land- wirte verbleiben können, bis in den Haupt verbrauchsstellen sich ein Bedarf darnach ein- füllt. Da es sich bei dieser Maßnahme, wie gesagt, in erster Linie nur um die großen Städte handelt, deren Versorgung sich bisher besonders schwierig gestaltet hat, dürfte es voraussichtlich genügen, wenn die Beschlag nahme in einem Umfange von höchstens zwe Millionen Tonnen geschieht. — Arbeitsbücher bedürfen die zu Ostern aus der Schule entlassenen jungen Leute, die in ein Lehr- oder Arbeitöverhältnis treten. Die Ausstellung des Arbeitsbuches erfolg kostenfrei durch die Polizeibehörde (Stadtrat oder Gemeindeoorstand) desjenigen Ortes, an welchem der Lehrling oder Arbeiter zulef feinen dauernden Aufenthalt gehabt hat. Nac auswärts gehende junge Leute haben sich schon vor dem Verlassen des Ortes mit dem Ar- iritsbuche zu versehen. Zur Ausstellung ist die mündliche oder schriftliche Zustimmung des gesetzlichen Vertreters und die Vorlegung des Schulentlassungszeugnisses erforderlich. Radeburg. Vom 1. April d. I. wird die Geschäftszeit des hiesigen Königlichen Amts gerichts kür jeden Werktag, mit Ausnahme dcS etzten Werktages jeder Woche, an dem sie von ormittagS 8 Uhr bis nachmittags 3 Uhr be- timmt wird, auf die Zeit von vormittags Uhr bis mittags 1 Uhr und nachmittags bis 6 Uhr festgesetzt. Dresden. Am Donnerstag vormittag Uhr spielte sich auf der Carolabrücke ein aufregender Vorgang ab. Dort schwang sich eine 70 Jahre alte Dame auf die Brüstung und sprang dann in die hochgehenden Fluten. Sie tauchte immer wieder auf und konnte endlich bei Hotel Bellevue als Leiche geborgen werden. Wenige Minuten später erkletterte eine 25 Jahre alte Dame die Brüstung der Friedrich-August-Brücke, sprang in die Elbe und verschwand in den Fluten. Ihre Leiche wurde noch nicht geborgen. Ob diese beiden Vorgänge als Familiendrama im Zusammen hang stehen, konnte bis jetzt noch nicht fest gestellt werden. — Am Mittwoch nachmittag gegen 3 Uhr ereignete sich bei CoSwig ein schweres Unglück. Ein mit zwei Personen besetzter Doppeldecker verfehlte infolge des herrschenden Nebels und Schneetreibens sein Ziel, anscheinend den Kaditzer Flugplatz. Er erschien Über Coswig und versuchte beim Elbschlößchen am Gauer- nitzer User zu landen. Hierbei stieß er an die vor dem Hause befindlichen Pappeln, kippte um und fiel in den Strom. In demselben Augenblick erfolgte eine Explosion, sodaß es den Luflschiffern Mißlang, sich außerhalb des Elbspiegels zu halten. Das Flugzeug wurde nach Gauernitz abgetrieben, trotzdem alles ver sucht wurde, um die Rettung durchzusetzen. Einige Schiffer hatten von einem Motorboot aus Seile um daS Flugzeug gewunden, die jedoch der Stärke des Stromes nicht gewachsen waren. Die Seile rissen und das Flugzeug sank in die Fluten. Beide Flieger sind er trunken. Die Papiere, welche das Flugzeug barg, wurden auf daS Gemeindeamt Coswig gebracht. — Zu dem Fliegerunglück bei CoSwig- Gauernitz ist noch zu berichten, daß einzig das Schneegestöber und der Nebel die Schuld tragen, die Flieger — Oberleutnant Meyer und Unteroffizier Sedlatzek — vermochten die Gegend und die Ortschaften nicht klar genug zu seheu und meinten den Flugplatz Kaditz unter sich zu haben, als sie den Abstieg unter- nahmen. Wohl bemerkten sie alsdald den Irrtum, denn sie sahen direkt die Elbe unter sich, aber bei dem Versuch, wieder empor zu steigen, geriet das Flugzeug in die Fahnen masten vor Schloß Gauernitz, wodurch der Militärdoppeldecker umgedreht wurde und ab stürzte. Die Elbe führt immer noch Hoch wasser und die starke Strömung erschwerte auch die sofort unternommenen Rettungs versuche. Als es dann bei Scharffenberg ge lungen war, das Flugzeug und die Insassen zu bergen, waren sie bereits tot. Die beiden Verunglückten wurden in der Kirche zu Con stappel aufgebahrt und werden nach Berlin überqeführt werden. Meißen. Eine mutige Tat vollführte am Dienstag nachmittag der fünfzehnjährige Forwerlehrling Alfred Bamsch aus Robschütz. Er rettete aus der jetzt stark angefchwollenen Triebisch mit eigener Lebensgefahr einen fünf jährigen Knaben.