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Ottendorfer Zeitung Bezugspreis: viertkljährüch 1,20 Mark frr> i-s In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich , Mk. Einzelne Nummer ,0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »nd Sonnabend Nachmittage 0- — 0 Unterimssungs unä Anzeigebkatt MU» UL» E» GW »««« »MM l» — I« AMmmM Pir »t, Neins,«lttge PM.Aetk M rla,«tA,n«»nah»e bi» r« Wr mWwßß. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Blagen ,H«ndel tM» Mmdet" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Mode". vrmck »b vertag van Hermann Rühle, Buchdrucker«! in Groß-Okrilla. verantwortlich für di« Redaktion h. Richte in Oraß-OkMa. ^Nummer ZZ Mittwoch, den (7. März W5. Jahrgang Sparkasse Ottendorf Morttzdorf verzinst Einlagen bei strenger Geheimhaltung mit Z V^/o- Vie in den ersten 3 Werk. tagen eines Monats eingezahlten Beträge werden für den betreffenden Monat noch voll verzinst. Einlagen bei auswärtigen Sparkassen werden kostenfrei hierher 'übertragen. Neuestes vom Tage. — In den Vogesen wird an einzelnen Stellen noch gekämpft, meldet der deutsche Generalstabsbericht vom Montag, Das heißt mit anderen Worten, daß die Kämpfe vor einem — wenigstens vorläufigen — Abschluß zu stehen scheinen. Und dieser Abschluß dürfte für die deutschen Waffen günstig lein, nachdem der französische Heeresbericht, der sonst so gewissenhaft jedes gewonnene Stück Schützengraben ver zeichnet, über oie Vogesenkämpfe merkwürdig schweigsam geworden ist. Die ersten Tage berichtete er allabendlich über den Stand der Dinge am Reichsackerkopf westlich von Münster. Die Alpenjäger drängten dort — nach Pariser Lesart — die Unseren Schritt um Schritt zurück. Dann kamen die Nebeltage, die jedem Kampf ein Ziel setzten. Und nun „wird noch an einzelnen Stellen gekämpft". Wie bereits erwähnt, handelt es sich in den Kämpfen in diesem Gebiet um das Zurückdrängen der Fran zosen durch die Schlucht vom Gerardmer auf französischem Boden. Wie weit dies gelang, läßt sich mangels eingehender Nach richten allerdings noch nicht sagen. In der Champagne erneuern die Franzosen noch immer ihre Angriffe. Wieder erlitten sie bei Le Mesnil schwere Verluste. Angesichts der stetigen Mißerfolge scheinen die Gründe nicht mehr rein militärischer Natur zu sein die dort die französische Heeresleitung zu immer neuen nnd zwecklosen Opfern ver- anlassen. Die englischen Angriffe läng» der Straße La Basste—Armentidres, über deren werteren Verlauf der neueste deutsche Heeresbericht nichts erwähnt, so daß die Annahme berechtigt zu sein scheint, daß in den dortigen Kämpfen ein Stillstand ein trat, sollen von deutscher Sette offenbar durch Vorstöße bei Ipern ausgeglichen werden. Die Unseren haben sich südlich der Stadt eine Höhe zum Angriff auser- sehen, und dieser Angriff mach- gute Fort- schritte. Karlsruhe. Am 15. März tritt eine vollständige Absperrung der Oberelsaß gegen die Schweiz in Kraft. Zwischen der durch einen hohen Drahlzaun gekennzeichneten Sperrlinie und der Schweizergrenze liegt die für den Verlehr freigegebene neutrale Zone für die Zivilbevölkerung. Jeder Ver kehr über die Sperrlinie ist verboten. Auch Frankreich hat seine Grenze gegen die Schweiz völlig gesperrt. AuS Dawvant (Schweizer Grenzdorf im Berner Jura) be richten die „Baseler Nachrichten" vom 12. März: Die französische Grenze zwischen Dawvant—Villars—LcS-Lamem ist völlig gesperrt für Fußgänger und Wagen. Man glaubt, daß große Truppentransporte die Ursache dieser Sperrung der Verkehrs sind. — Bet einer Betrachtung der mili tärischen Lage erwähnt der „Temps", baß verschiedene Umstände daraus hindeuten, daß den Ereignissen in Rußland außer gewöhnliche Bedeutung zuzumessen sei. Die in der Gegend von Praszny>z aus genommenen Kämpfe würben eine furcht- bare Entwicklung annehmen. Man sagt, die Feinde machten den Kraftaufwand, um Warichau zu erreichen. Dem fei aber nicht so, der Feind habe wichtigere Ziele als die Besetzung einer Stadt. Die Deutschen, die sich gegen PrasznySz wenden, wollen die russische Armee vernichten. Wenn ihnen das gelinge, so werde das ein ungeheures Resultat sein. — „Pesti Hirlap" meldet aus den Kar pathen: Die Russen unternahmen in den letzten Tagen in den seltensten Fällen Um- fassungSversuche, vermutlich weil sie diese für zu zeitraubend halten. Sie treiben ihre Mafien direkt in unser Maschinen gewehrfeuer. Auffallend ist es, daß hier in dieses Massengrab besonders kaukasische und befiarabische Regimenter geschickt werden. Manchmal liegen die Leichenhaufen so hoch, daß sie den rückwärtigen Truppen als Deckung dienen. Die Bewegungs fähigkeit der russischen Artillerie ist wegen der Geländeschwierigkeiten sehr eingeschränkt. Das verursacht der russischen Infanterie unverhältnismäßig hohe Verluste. Man schätzt die Verluste der Russen in den Kar pathen höher als die in Masuren. Die russische Drohung bezüglich der 1500 Juden familien ist bisher nicht verwirklicht worden. Offenbar warten die Russen Weisungen des Oberkommandos ab. — Die Kriegsbeute der zweiten Schlacht im Walde von Augustow betrug nach den ersten Angaben 4000 Gefangene, 3 Geschütze und 10 Maschinengewehre. Inzwischen hat sich die Zahl der Gefangenen auf 5400 ver mehrt. Versprengte wohl, welche man im Walde auftrieb, in dem sie bei dem er neuten Rückzug auf Grodno zurückgeblieben warm. Und es ist wahrscheinlich, daß noch mehr solcher Zurückgebliebener in dem ge waltigen Waldgebiete aufgefunden werden. Wohl nicht so zahlreich, wie damals, als iu diesem Walde ein ganzes russische» Heer eingeschlossen wurde. Jetzt waren die Russen vorsichtiger und traten einen eiligen Rückzug an. Und nur so konnten sie sich vor dem Schicksal retten, das damals jene traf. Und doch blieben auch jetzt noch Tausende von Gefangenen in unseren Händen. Viele wohl froh, daß ihnen das Schicksal, als Kanonenfutter zu dienen, fortan erspart wurde. Oertttches und Sächsische». Mttendorf-Dkrilla, <6. MrZ Hst. — NahrungSmittelvergeuduvg. Ein Reichs- tvpSabgeordnetcr hat vor längerer Zeit dern, ater «reffend geäußeit: „Wer sich jetzt, da unsere Blüver im Kampfe stehen, den Magen anfüüt, der versündigt sich am Vaterland« I" Trotz aller bitterernsten Mahnungen, und ob gleich ein jeder weiß, daß das graue Gespenst oer Not an uns herantreten kann, wenn wir nicht mit allen Lebensmitteln nach Kräften iparen, wird noch an vielen Orten, in zahl- lo'en Gasthäusern und Familien ein Aufwand in der Lebensführung getrieben, der im Ver- gleich zu dem, was für daS ganze deutsche Volk aus dem Spiele steht, geradezu als frevel- Haft bezeichnet werden muß. Man sehe sich die reichen Speisekarten vieler Gasthäuser an und bedenke, wie viele wertvolle Speisereste von den dort angepriesenen Gerichten übrig bleiben und nutzlos verderben müssen. Je mehr den Gästen geboten wird, um so mehr wird dem NahrungSmittelvorrat des ganzen Volkes Abbruch grian. In Frirdenszeiten ist es des Einzelnen Sache, wieviel er genießen wtü und kann, in dieser Zeil aber ist es die v r ammie Pflicht und Schuldigkeit eine» jeden, sich soweit einzuschränken, als eS daS Vaterland verlangt. Das gilt auch für jede Familie, sür jeden noch so begüterten Haus- -alt. Eiu stralwürdiger Unfug ist eS z. B.: wenn, wie kürzlich in einer Schule festgestellt wurde, ein 12 jähriger Junge Frühstücksbrot m G»w chi vou säst 350 Gramm mitbekommt eine Schande ferner, wenn in einem Dorst o>e Postzei in zw»i Familien nicht weniger alb 35 Brote zu Tage fördert. Hier muß noch einmal nachdrücklich in da» Gedächtnis zurückgerusen werden, wa» kürzlich schon aus gesprochen wurde, daß bei solcher Vergeudung von Lebensmitteln bald die Zeit kommen kann wo über die Größe der Mahlzeiten nicht mehr dec Appetit oder der Gelbbeutel des Einzelnen wabern die Behörde entscheidet. Wo ehrliche, aufrichtige Mahnung und Aufruf an die vaterländische Gesinnung aller versagen, Müssen eben dann sür alle EcnährungSiragen die trenge Verordnung und dir unerbittliche Strafandrohung eintreten. Wir wollen hoffen naß den Behörden dies erspart bleibt, und daß auch der letzte Bürger, der bis jetzt seine vaterländische Pflicht vergaß, nunmehr Einkehr hält und den Ernst der Zeit begreift. — Der Postanweisungs-, Postauftrags- und Nachnahmedtenst mit Oesterreich nebst Bosnien ist aus Verlaugen der österreichischen Ver waltung vom 15. März ad eingestellt worden. Der Verkehr mit Ungarn bleibt bestehen. — Liebesgaben und kein Ende! Gleich zu Kriegsanfang hat es mit den Socken, Müff chen und den tausend anderen Dingen be gonnen, die unser« Krieger draußen erwärmen und erireuen sollen, und noch immer sind die fleißigen Stricknadeln nicht zur Ruhe ge- kommen, und noch immer hat die Zahl der Felbpostpäckchen nicht nachgelassen. Wir freuen uns dessen. Aber wir müssen doch auch daran erinnern, daß eS nicht nur daraus ankommt, überhaupt zu geben, sondern auch darauf, daß vaS Richtige gegeben wird, Denn die Liebes gaben sollen unseren Kriegern nützlich sein. Überflüssige Liebesgaben siud Material verschwendung, und davor haben wir uns heute, wo ganz Deutschland einer belagerten Festung gleich», in die fast kein Material von außen hereinkommen kann, mehr denn je zu hüten. E» ist daher auch wünschenswert, daß den öffentlichen, Sammelstellen möglichst die- jemgen Dinge zugeführt werden, an denen wirklich ein ständiger Bedarf ist, wie Hemden Unterhosen und Strümpfe. An sonstigen Wollsachen, z B. Leibbinden, Pulswärmern, Kopf-, Ohren- und Brustschützern, Handschuhen Kniewärmern soll, wenigstens nach den neusten Meldungen der Etappen-Jnspektionen Rethel und Momcornet, zur Zeit kein Bedarf bestehen. Ja, es scheinen sogar schon überflüssige Bor- räie draußen angehäufl zu sein, die womöglich zurückgeleitet werden müssen. Andererseits werden Taschentücher und Handtücher, Zahn bürsten und Hausschuhe von draußen gewünscht. Ebenso wird immer wieder nach Eß-, Trink- und Rauchwaren verlangt, besonders auch Dörrgemüsen» um einen erwünschten Wechsel in die Kost bringen zu können. Also heißt unsere Parole: Liebesgaben an die Front!, aber nur solche, mit denen unseren Kriegern auch wirklich gedient ist. — Die Landsturmpflicht dauert bis zum vollendeten 45. Lebensjahr. Nach Erlaß des Ausrufs bis zur Auslösung des Landsturm» findet ein Ausscheiden aus dem Landsturm nicht statt. Der Erlaß des Aufrufs für das preußische Kontingent ist erfolgt; in den Be zirken des 1., 2., 5., 6., 8., 9., 10., 14., 15., 16., 17., 18., 20. und 21. Armeekorps für den ausgebildeten und unausgebildeten am 1. August 1914, in den übrigen preußischen und den beiden sächsischen Korpsbezirken a) für den ausgebildeten Landsturm am 15. August 1914, b) sür den nichtausgebildeten Landsturm am 4. Dezember 1914. Alle Landsturmpflichtigen, die an den vorbezeichneten Tagen ihr 45. Lebensjahr noch nicht vollendet -allen, d. h. alle am 2. 8.» 16. 8. und 5. 12. 1869 oder später Geborenen sind also nicht ausgeschieden, sondern bis zur Auflösung des Landsturms wehrpflichtig. Die Auflösung wird vom Kaiser angeordnet. — Das Umzugsgut der nach Deutschland übersiedelten mittellosen Angehörigen von reichSdeutschen in Oesterreich-Ungarn wohnhaft gewesenen Kriegern wird auf den Strecken der Lchsischen und preußisch-hesfifchen Staat»- rahnen sowie der Reichseisenbahnen in Elsaß- Lothringen srachlfrri besördert. Die frachtfreie Beförderung erstreckt sich 1. auf das Umzug»- gut der nach Deutschland zur dauernden Niederlassung übergesirdelten oder übersiedeln den Angehörigen von reichSdeutschen Kriegern, die in anderen außerdeutschen Ländern al» Oesterreich-Ungarn ihren Wohnsitz hatten, 2. aus das UmzugSgut der im Ausland wohn haft gewesenen deutschen Reichsangehörigen, die durch den Krieg in die Notwendigkeit ver- etzt wurden, dauernd Aufenthalt in Deutsch- and zu nehmen. — Wie in parlamentarischen Kreisen ver lautet, steht für die nächste Zeit eine Bunde»- ratsverordnung bevor, die, deu Wünschen der Landwirtschaft entsprechend, eine Beschlagnahme sämtlicher Futtermittel verfügt. Mügeln. Der 17 jährige Schlosserlehrling Goldammer im nahen Gommern hatte sich ohne Wissen seiner Eltern eine Pistole ver schafft, die er versteckt hielt. Als eine Schwester die Waffe entdeckte, teilte sie die» der Mutter mit, der der Sohn nun dir Waffe zeigeu sollte. Hierbei entlud sich die Pistole und tras die Mutter so unglücklich in den Hals, daß sie nach dem Johanniterkrankeuhaus zu Dohna-Heidenau transportiert werden mußte, wo sie an der erhaltenen Verletzung ver storben ist. Copitz. Der 11 Jahre alte Sohn de» Glasmacher» Schütz« von hier hatte ein altes Jagdgewehr, daS in der Stube aufbewahrt wurde, als Spielzeug genommen und legte auf seinen 8 Jahn alten Bruder Walter an. Zum Unglück war die Flinte geladen, der Schuß krachte und di« Ladung drang dem Kleinen in den Kops, der buchstäblich zer schmettert wurde. Chemnitz. In einem Grundstück der Philippstraße war der im 60. debensjahre stehende Hau»- und Fuhrwerksbesitzrr Ernst Ballmann bei dem Einfahren eine» großen, mit Schutt beladenen Wagen» auf dem Wagenplatz behilflich, dabei geriet er zwischen deu erwähnten und einen bereits aus diesem Platze stehenden Wagen. Der Unglückliche erlitt dabei mehrere Rippenbrüche und weitere schwere innere Verletzungen, welche seinen sofortigen Tod herdeisührten. Mrchennachrichte«. Donnerstag, den 18. März 1915. Ottendorf-Okrilla. Vorm. 10 Uhr Wochrnkommunio». (Pfarrkommunion.) Herr Pfarrer Schubert-Langebrück. Keine Kriegsbitstunde. Medingen. Borm. 10 Uhr Beichte u. hl. Abendmahl. Großdittmannsdorf. Freitag, den 19. März 1915. Vorm. 10 Uhr Beichte u. hl. Abendmahl.