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Deutsche Ärzte. — Gesundheitsfürsorge in Belgien. — Die deutsche Medizinalverwaltung in Bel gien. die zwar nicht nominell, aber doch in Ler Sache besteht, wird in einem Brüsseler Briefe geschildert. Ani das Werk der deutschen Ärzte kann man mit Genugtuung blicken; das deutsche Generalgouvernement hat sich nicht mit den rein militärärztlichen Aufgaben in seinen Leistungen begnügt. Unter der Ober leitung des Armeearztes. Obergeneralarzt D. Stechow, sind Garnisonärzte in. Ant werpen, Brüssel, Lüttich und Namur tätig, die zum Teil im Verein mit den belgischen Behörden und Ärzten die planmäßige Be arbeitung des besetzten Gebietes begonnen und teilweise schon durchgeführt haben. Be sonders ist dies in der Provinz Namur ge- geschen, wo der Garnisonarzt Schilling die Meldepflicht für ansteckende Krankheiten ein- gesührt hat. Das Bakteriologische Institut in Namur wirkt als Untersuchungsamt. Ferner ist die Durchführung der Kanalisation, die bisher nur teilweise vorhanden war. in die Wege geleitet, und eine Gesundheitskommission ist eingesetzt, in der unter Vorsitz des Garni sonarztes deutsche und belgische Ärzte gemein same Beratungen über hygienische Fragen abhalten. Die belgischen Spitäler wurden zur Unter bringung und Versorgung der Kranken nach den ersten Schlachten übernommen: da die meisten ursprünglich Klöster waren, so mussten sie fast überall erst aui den höheren Stand der Deutschen gebracht werden; abgesehen von der Modernisierung der Innenausstattung wurde von unserer Verwaltung elektrisches Licht gelegt, hygienische Aborte wurden ein gerichtet usw. Es ist Erstaunliches geleistet worden: Röntgeniabinette, Dauerbäder, Gym- nastiksäle. Tagesräume, zahnärztliche Abtei- lunden, Vorrichtung für Behandlungen mit Höhensonne, für ansteckende Kranke Jiolier- räume, alles dies ist eingerichtet. Typhus- kranke werden bis zur völligen Genesung in besonderen Typhus-Genesungs-Hügen nach Spaa gebracht. Ferner wurden 90 sehr zweck mäßige Lazarettzüge in Charleroi. Sedan und Brüssel zusammengestellt, desgleichen in Namur, den besonderen Bedürfnissen ange paßt. Alle Stationen, die diese Züge be rühren. sind mit Ersrischungs- und Verbands stellen ausgestattet; eine eigene Kranken transportabteilung in Brüssel leitet den Betrieb, Automobile schaffen die Verwundeten in die Lamrette. In Brüssel sind gegenwärtig fünf Lazarette; zwei davon waren bereits belgische Spitäler, eins wurde aus dem Akademiepalast, eins aus der belgischen Karabinierkaserne und eins aus dem könig lichen Konzertsaal in Lazarette umgewandelt. Man ist dabei mit großem Geschick und schonungsvoll vorgegangen, und es fehlt jetzt an nichts mehr. Im allgemeinen sind zurzeit wenig Infektionskrankheiten vorhanden. Gerade die Rücksichtnahme auf vorhandene Einrichtungen und die stets wechselnden An forderungen der Kriegslage weckten das organisatorische Talent in der Ärzteschaft. Die zahlreichen Zioilärzte haben im Verein mit dem Sanitätsofsizierkorps Erstaunliches geleistet. Trotz der Verheerungen des Krieges, Lie Menschen und Vieh vielfach des Obdachs beraubt haben, ist ein befriedigender Allge- meinzustand im öffentlichen Gesundheitsleben erreicht, nicht nur in der Kriegskrankenpflege, sondern auch in der Wasserversorgung, Er nährung, Abfuhr usw. Und bei aller Arbeit ist der wissenschaftliche Geist nicht einge- schlummert: auf kriegsarztlichen Abenden findet ein reger Gedankenaustausch statt. Volks^irtfekMlicbss. Kartoffclüau auf Brachgelände des platten Landes. Das preußische Ministerium für Land- Wirtschaft usw. teilt mit: In vielen Städten ist man anscheinend mit Erfolg daran gegangen, brachliegendes Baugelände der landwirtschaft lichen Nutzung, insbeiondere dem Kartoffelanbau zu usühren, um der weniger bemittelten Stadtbe völkerung Gelegenheit zu geben, durch Anpachtung einiger Ar saatfertig gemachten Landes ihren Kartoffelbedarf für die Kriegszeit ganz oder doch größtenteils zu decken. Auch in vielen Landge meinden, zumal des Ostens, liegen u. a. in den Dorfauen usw. in ihrer Gesamtheit nicht unbe trächtliche Flächen unbenutzt, deren Nutzbarmachung für die Volksernährung sehr erwünscht und viel fach schon deshalb leicht erreichbar sein wird, weil die Flächen an Gehüite grenzen, deren Besitzer sie gern pachtweise oder sonstwie in Nutzung nehmen werden. Es darf wohl mit Sicherheit erwartet werden, daß das platte Land, daß die Landwirt schaft auch hier ihrer Aufgabe, der Sicherung der Volksernährung im vollsten Umfange nachkommen und dafür Sorge tragen wird, alles besiellungs- würdige zurzeit brachliegende Land in und bei den Dörfern in geeigneter Weise in Nutzung zu nehmen- Arbeitskräfte zur Saatbestelluug. Der Kreissekretär des Oberbayerischen Bauernvereins hat sich an das bayerische Ministerium des Innern gewendet mit der Bitte, auf die Militär- Schlächter Johannes Tönnesen, der am 11. November v. Js. feinen schweren Ver wundungen erlag. Die Frau setzte sich mit dem Regiment in Verbindung, um zu er fahren, aus welchem Grunde ihr Mann noch nachträglich mit dem Eisernen Kreuz ausge zeichnet werden solle. Hierauf wurde ihr der Bescheid, daß ihr Mann am Tage vor seiner Verwundung mit drei Kameraden eins höchst gefahrvolle Vorpostenpatrouille aussührte. Dabei habe er sich heldenhaft hervorgetan und 19 Zuaven gefangengenommen. Drei Kinder getötet. Auf der Rodel bahn in Lengerich in Westfalen fuhr ein mit fünf Kindern besetzter Schlitten gegen einen Baum, wobei drei Kinder so schwer verletzt wurden, daß der Tod auf der Stelle etntrat. Vie von den Deutschen bei der Beschießung geschonte Mrche in Bethel. Die Arrondissementshauptstadt Rethel hat im Verlauf der Kämpfe im Ardennengebiet fast voll ständig in Trümmer geschossen werden müssen, doch wurde die hochgelegene Kirche St. Nikolas von der deutschen Artillerie sorgsam gejchont, so daß das Bauwerk mit seinem reizvollen spät ¬ gotischen Südportal inmitten eines Ruinenfeldes unversehrt erhalten blieb. Rethel liegt an und auf einem Hügel am rechten Ufer der Aisne und am Ardennenkanal und ist eine wichtige Station der von Givet nach Reims führenden Bahnlinie. behörben einzuwirken, daß im Frühjahr zur Saat bestellung und zu den hierbei notwendigen Vor arbeiten die im Felde befindlichen Landsturm- männer aus dem Bauernstände einen vierwöchigen Urlaub erhalten. ^on rma fern. Das Eiserne Kreuz erster Klasse für Krupp. In einer Versammlung von Be amten und Arbeitern der Kruppschen Guß stahlfabrik teilte Dr. Krupp von Bohlen und Halbach mit, daß der Kaiser in Anerkennung der Pflichterfüllung und Hingebung der Be amten und Arbeiter der Firma Krupp im Dienste des Vaterlandes ihm persönlich das Eiserne Kreuz überreicht habe. Das sei die schönste und ehrenvollste Anerkennung, die ihm und der Firma überhaupt hätte zuteil werden können. Die Wissenschaft im Schützengraben. Ein eigenartiges Geschenk erhielt Las geolo gische Institut an der Universität Heidelberg aus Laon in Frankreich. Es ist eine Anzahl gut erhaltener Versteinerungen aus vor geschichtlicher Zeit, die der als freiwilliger Krankenpfleger in Frankreich tätige Privat dozent Dr. Wurm an Ort und Stelle sammelte und dem genannten Institut zu- fandte. Akan sieht daraus, daß die „Bar baren" sich nur jür „barbarische" Dinge inter essieren. Eine Ehrung nach dem Tode. Frau Emma Tönnesen am Tornescher Weg bei Tornesch in Holstein erhielt dieser Tage das Eiserne Kreuz zugesandt jür ihren Mann, den Auf der Anklagebank vom Tode über rascht. Vom Schöffengericht in Hamburg war vor einiger Zeit ein bejahrter Arbeiter wegen Bettelns zu einer Haststrafe und zur Überweisung an die Landespolizeibehörde ver urteilt worden. Auf seine Berufung hin sollte jetzt die s. Strafkammer des Hamburger Landgerichts in der Sache entscheiden. Es kam aber nicht dazu; denn kaum hatte der Angeklagte die Anklagebank betreten, als er, von einem Herzschlage getroffen, tot zu Boden sank. GeriebtsbalLs. Osnabrück. Die hiesige Strafkammer ver urteilte als rückfälligen Dieb den Schlosser Michels aus Schinkel wegen Diebstahls von 20 Sammelbüchsen des Roten Kreuzes zu sechs Jahren Zuchthaus. ^ermiWtes. Gefährliche Neugier. Den französischen Soldaten, die in den Schützengräben liegen, droht eine besondere Gefahr durch ihre Neugier. Wenigstens muß man zu dieser Überzeugung kommen, wenn man in französischen Blättern die solgende Warnung liest: „Es kommt ziemlich häufig vor, daß Flieger, die ge zwungen sind, sich in großen Höhen zu halten, die Stelle eines Schützengrabens wohl ent decken, aber nicht beurteilen können, ob er be setzt ist. In solchen Fällen bedienen sich nun die Führer der „Tauben" und der „Aoiatiks" einer List. In einiger Entsernung von der Brustwehr der Schützengräben lassen sie Drucksachen-Pakete sallen, die natürlich, wie immer, große Siege ankündigen, sowohl in Frankreich wie in Rußland. Unsere Soldaten, die von Natur neugierig sind und sich um die Gefahren nicht kümmern, beginnen dann diese Lügenpapiere zu suchen. Einen Augenblick später sind aber schon die deutschen Artilleristen benachrichtigt, und es regnet Granaten auf unsere Schützengräben!" Soldaten mit Muffen. In Berlin sah man in den letzten Tagen vielfach Soldaten mit Muffen. Die Soldaten kamen vom öst lichen Kriegsschauplatz, wo man sie zum Schutze gegen die dort herrschende große Kälte in dieser Weise ausgerüstet hat. Die Muffen be stehen aus dickem Stoff, sind innen mit Watte ausgefüttert und werden an einer Schnur um den Hals getragen. Sie hindern den Sol daten durchaus nicht in seiner Beweaungs- freiheit, und dienen dazu, die erstarrten Finger wieder gelenkig zu machen. Die Kavalleristen tragen an den Steigbügeln schwarze Filzschuhe, die mit Fell ausgefüttert sind. In diese Halbjchuhe werden die von den Reitstiefeln umhüllten Füße hineingesteckt und bleiben so warm. Paris im Dunkeln. — Die gemaßregelte „Lichtstadt". — Der erste Abend im dunklen Paris: diese Sensation hat den Parisern die letzte Woche gebracht, und sie beherrschte natürlich das all gemeine Interesse. Die Verordnung des Präfekten, daß auch die Privatleute iedes nach außen fallende Licht vermeiden müßten, hatte Lie Bevölkerung schon auf das Kom mende vorbereitet. Aber zu seiner großen Verwunderung sah das Publikum, daß an diesem ersten Abend zwar die Fenster ge schlossen waren und die Schaufenster ganz im Dunkeln lagen, daß aber die Straßenlaternen munter ihr Licht in Lie Dunkelheit entsandten. Wenn es sich darum handelte, die Angriffe der Zeppeline adzuwehren, so wäre es in erster Linie notwendig gewesen, die Straßen beleuchtung vollständig zu unterdrücken, die für einen Beobachter aus der Höhe den ganzen Straßenplan deutlich abzcichnet. Die Pariser fanden es also natürlich, daß am nächsten Abend, als sich die Nacht herniedersenkte, auch die Straßenlaternen dunkel blieben und so das Ziel, dem gefürchteten Luftieinde keine Anhaltspunke zu bieten, erreicht schien. Man sah nur noch die Wagenlaternen, und hier und da stahl sich wohl ein schwacher Lichtstrahl aus einem Spalt, der beim Verschluß der Fenster übrig geblieben. Das war natürlich ein großes Ereignis, das die Pariser sich nicht entgehen lassen dursten, und so kam es, daß der Verkehr in den Hauptstraßen so stark wurde, daß man schließlich die Hälfte der elektrischen Lampen und der Gaslaternen doch wieder anzünden mußte, weil sonst das Publi kum, um Lie mögliche Gefahr einer Luft bombe zu vermelden, die sichere Gefahr lief, sich das Genick zu brechen oder unter einen Wagen zu geraten. Während des Dezember war die Stadt in völlige Finsternis gehüllt, sobald es Mitter nacht war. Jetzt beginnt dagegen die Finster nis oder soll sie beginnen, sobald die Dunkel heit hereinbricht, und so weit die private Be leuchtung in Frage kommt, wird die Maßregel auch streng durchgesührt. Ganze Scharen von Beamten ziehen in der Stadt umher, um überall, wo sie einen sträflichen Lichtschein er blicken, den Sünder nachdrücklich auf die Ge fahr aufmerksam zu machen, in die er die ganze Stadt stürzt. Der stolze Ruhm der „Lichtstadt" ist jedenfalls für einige Zeit dahin; aber wenn die Maßregel, wie sich gleich am ersten Abend zeigte, nicht mit völliger Strenge durchgeführt werden kann, so werden die Pariser bald ungeduldig werden und den Glauben an die Zweckmäßig keit verlieren. Vieles behaupten schon jetzt, daß die Möglichkeit' der Ankunft eines Zeppelin nur ein Vorwand wäre, um mög lichst viel Kohle zu sparen und so eine Preis steigerung für diese zu vermeiden, die die un bemittelten Klassen schwer treffen würde. Wie dem auch sei, die Verordnung des Präfekten, die Paris in Finsternis hüllen will, hat den Parisern ausgiebigen Stoff zu Erörterungen und sehr vielen auch Anlaß zu — nachdenk lichen Betrachtungen über die Lage ge- schwang, mit der andern Hand den Revolver erhoben, so stürmte der Husarenleutnant von Carsten neben dem Gefreiten Wehrlin und dem Feldwebel Ferchhammer auf die Feinde ein, als gäbe es keine Kugeln, die verwunden und töten konnten. . Und hinter ihnen drein Husaren, die blind- links ihrem Leutnant folgten, aus den Kara binern feuernd, mit Lem Kolben drein schlagend, oder Len Säbel schwingend, wie es der Augenblick erforderte, und die beiden Kompagnien, die nun seit zwei Tagen im Feuer standen, Lie nicht nach Essen und Trinken, nicht nach Ruhe, Schlaf und Erholung fragend, nur immer vorwärts wollten an den Feind. Und hinter ihnen wieder die Menge derer, die in dem Straßenkampf, in Häusern und Gaffen, in Böden und Kellern, in Läden und Gärten die Feinde ausgestöbert und allesamt an das Lckrgtor getrieben hatten. Diesem ungeheuren übermenschlichen Willen zum Siege, der aus den toten Waffen Jn- sAlmente einer höheren Gerechtigkeit zu machen schien, war der französische Elan nicht gc- Er war schon zusammengebrochen. sich vor der Stadtmauer das Schicksal femer Dragonerregimentec erfüllte, er war hier am Ende. Einem letzten verzweifelten Ansturm warf stch Hermann Ferchhammer an der Seite des Hohenlindowers, und hinter Richard Wehrlin noch einmal auf die Verteidiger der schmalen Einfahrt, die gleich einem Uhrwerk schossen — diesmal gelang es. Was nun kam, war die Arbeit der Ka vallerie, und Ae tat ihre Pflicht. In drei Kolonnen nebeneinander raste die französische Armee in wilder Flucht der Grenze zu. Etwa drei Kilometer hinter Mülhausen fanden die ersten Anschluß an die Bahn. Hier waren unermüdlich die Schwestern und Sanitätsgehilfen um die Verwundeten bemüht, die in einem großen Zeltlager un mittelbar vor der Station untergebracht waren. Was scherte sich aber die wilde Jagd jetzt um Lie Verwundeten. Einige, die bereits von dem Sanitätspersonal verladen waren, wurden wieder auf den Bahnsteig gerissen, und im Nu war der Zug überfüllt. Los brüllten angsterfüllte Stimmen. Aber der Zug setzte sich nicht in Bewegung. Immer neue Massen fluteten heran, immer schrecklicher wurde die Verwirrung. In der Ferne hörte man bereits die Schüsse der Nachhutgefechte. Einer warf in die vor Angst wildgewordene Mengs die Bemerkung, daß dies der letzte Zug nach der Grenze sei, die Zurückbleibenden müßten sich auis neue sammeln, um dem Ver folger zu stehen. Damit war das Signal zu einer allgemeinen Schlägerei gegeben. Mit Nageln und Zähnen raufte man um dis Plätze. Wer an den Türen stand, wurde erbarmungslos auf die Gleise herausgezogen. Noch einmal versuchte ein höherer Offizier für die Verwundeten einzu treten. Er wurde verlacht, und aus allen Wagen klang verzweifelt und wild der Ruf: Losfahren! , Endlich, als sich die Führer überzeugt halten, daß an dieser regellosen Flucht nichts mehr zu ändern war, gab einer das Signal zur Abfahrt. Aber im selben Augenblick stürzten sich zwanzig, dreißig Mann auf die Lokomotive. Mit der Waffe in der Hand ver hinderte der Zugführer einen weiteren An sturm, und unter dem Jammergeheul der Zu- rückbleivenden dampfte der Zug ans Ler Station. Niemand horte den Befehl zur Zerstörung der Gleise. Als eben der Zug entschwand, überschritten die Fliehenden den Bahnkörper, und in atemloser Hast ging es weiter. Auflösung, Flucht, Gefangenschaft, völliger Zusammenbruch. Das war das Ende der Armee Vautier und Curö. * * * Als die deutschen Truppen in Mülhausen einzogen, wurden sie mit aufrichtiger Freude empfangen. Auch diejenigen, die von den Franzofen grundlegende Neuerungen und hie vielbesungene Freiheit erhofft hatten, waren zufrieden, daß die Herrschaft der Vogesen nachbarn sobald beendet war, und hatten nur die eine Furcht, Laß sie noch einmal wieder- tommen könnten. Aber die Tage waren mit großen Opfern erkauft. Hunderte Schweroerwundeter waren in Mülhausen untergevracht, Hunderte waren in die Heimat transportiert, und Hunderts batten den Sieg der deutschen Waffen mit ihrem Tove besiegelt. Die von den Franzosen eingerichteten Lazarette waren alle leer. Sie hatten schon lange vor der Entscheidung ihre Verwundeten in Sicherheit gebracht, die deutschen Verwundeten hatten sie als Kriegsgefangene nach Belfort geschickt. So waren die Mülhausener Lazarette frei sür die vielen, die im Straßenkampf verwundet wor den waren und sür die nicht Transport fähigen aus den Feldlazaretten bei der Vorstadt. , Im großen Saale bei Vater Lommert, der darauf bestanden hatte, daß sein Haus kür die Verwundetenpflege erhalten blieb, lag in Fiederphantasten ein Kanonier, den man un mittelbar nach dem Abzug der Franzosen hereingeoracht hatte. Immer wieder ver langte er in seinen Wahnvorstellungen nach dem Kommandeur: dann wieder lag er stundenlang schweißbedeckt teilnahmslos da. Und mit ihm lagen noch die drei andern fast hoffnungslos danieder: Edwin von Carsten, Hermann Ferchhammer und Richard Wehrlin. Es war eine seltsame unvergeßliche Stunde, als der Oberkommandierende eines Tages den Saal betrat, um diesen vier wackeren Kämpfern das Kreuz von Eisen zu bringen. Sie hatten des Kriegers schönsten Lohn empfangen und wußten es nicht: denn, ob wohl seit jener mörderischen Schlacht schon vierzehn Tage vergangen waren — diese vier lagen noch immer auf den Tod danieder, und nur der fremde Kanonier, der in leinen wilden Fieberträumen in französischer Sprache von fernen Landen und von Menschen eines anderen Weltteils erzählte, schien nach dem Ausipruch der Arzte Lie Krise bereits über standen zu haben. sw N (Fortsetzung folgt.)