Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 05.02.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191502051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150205
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-02
- Tag 1915-02-05
-
Monat
1915-02
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 05.02.1915
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Im ZrgomlerwMe. Seit vier Monaten lesen wir täglich im Bericht aus dem Großen Hauptquartier einen Satz über dis Kämpfe im Argomierwald. Kurz und sachlich, fast farblos. Kein Wort läßt die ungeheuren Schwierigkeiten erkennen, die Menschenkraft dort im undurchdringlichen Dickicht überwinden muß. Jetzt aber haben wir ein gewaltiges ergreifendes Bild dieses Waldkampfes. Das Havplquartier hat eine ein gehende Darstellung dieser Gefechte und Schlackten veröffentlicht und damit die täg lichen Berichte in anschaulicher Weise ergänzt. Nun erhalten die Nachrichten Leben und er höhte Bedeutung. Nun wird klar, welche Un summe von Vorarbeit, Verwegenheit und Unermüdlichkeit sich hinter den kurzen Worten verbirgt: »Im Argonnerwald nahmen wir einen Stützpunkt des Feindes." Kein jauchzender Siegesjubel klingt durch die Zeilen des Berichts. Aber jedes Wort gibt Kunde von dem mühseligsten Ringen von einem unermüdlichen Vordringen, von täg- lichem Kampfe mit einem zähen und mutigen Gegner, dessen Widerstandskraft täglich aufs neue gestärkt wird durch die von seiner Führung verbreiteten Lügenmär von der deutschen Er schöpfung, dessen Hoffnung beflügelt wird durch den immer wieder auigewärmten Schwindel von englischen Stegen und russischen Ersolgen auf deutscher Erde. Um so mehr darf uns dieser Bericht mit Stolz erfüllen, denn sein Ergebnis ist, daß wir in fußbreitem Vordringen dem Gegner täglich Gelände ab gewannen, daß der starke unbeugsame Sieges- wille der deutschen Angreifer den heftigen Widerstand des Feindes überall zerbrach. Wie Hindenburgs Bericht über die Kämpfe des Ostheeres, so ist auch diese Schilderung ein Heldengedicht auf deutschen Mut, deutsche Tatkraft und nicht zuletzt auf die deutsche Gründlichkeit. Denn die Arbeit, die hier von Pionieren Hand in Hand mit Infanteristen und Artilleristen geleistet werden mußte, be durfte der allergrößten Gründlichkeit. Galt es doch, sich Meter für Meter unter fort dauernden Kämpfen an den Feind heran zuschieben. Daß das Walddickicht für den Verteidiger andere Hilfsmittel birgt als für den Angreifer, ist selbstverständlich. Da war jeder Weg durch Verhaue und Minen ge sperrt, da waren hinter jedem Strauch und auf jeder Höhe Maschinengewehre aufgestellt, und solange sommerliches Grün die Bäume deckte, saßen die Verteidiger in Erlen und Buchen mit allzeit schußbereiter Büchse. Wenn die Ungeduldigen, deren wir noch immer einige unter uns haben, mit Aufmerk samkeit diesen Bericht lesen, so werden sie be schämt sein ob ihres Kleinmuts: denn hier ward Größeres geleistet als in offener Feld schlacht. Hier mußten starke Nerven die Siege erringen helfen. Man muß sich unter dem Argonnerwald mit seiner Ausdehnung von vierzig Kilometern Länge und acht bis zwölf Kilometern Breite kein nach deutschem Muster aufgeforstetes Waldgebiet vorstellen - hier handelt es sich in der Tat um eine Wildnis, die nur Förster und Köhler und in manchen Strecken nur lichtscheues Gesindel betraten. Wie sonst könnte man fick erklären, daß die Phantasie des Volkes den Zauberwald, den es meidet, mit dunklen Taten füllt. Da heißt eine Stelle: .Das ermordete Mädchen" und eine andere „Die Tolenmühte". Die Heimat der Friedlosen. Wilddiebe und Gesellschastsieinde! Und nun rast über den Boden, der Stechpalmen und Ginster nährt, der üppig Efeu und Scblingmoos wuchern läßt, der Krieg. Und alle Mittel, die Menschen geist eriann für letzte große Entscheidungen, müssen Helsen: Axt und Spaten. Baumschere und Sichel, Granate und Flinten kugel, Minenwerser, Handgranate, Sprengbomben, Revolver anonen. Malchinengewehre, Draht verhaue, Wolfsgruben, Minengänge, Gewehr kolben und Bajonett. Fürwahr, der Helden sang. der sich in den Zellen des Kampf- bertchtes birgt, muß widerklingen in ieder deutschen Mannesseele bis in die fernste Zeit. Da sahen sich die deutschen Truppen vor eine ganz neue Ausgabe gestellt. Nach einem Siegesmarsch ohnegleichen, das die Heere bis an die Mauern von Parts geführt hat, lam es hier zum Stellungslrieg, und der Märchen wald, dessen Ruhe 1870/71 nur durch Kanonen 6s krault em Kuf. 8Ss Erzählung von Max Arendt-Denart. (Fortsetzuna.) Die Burschen lackten jäh auf. „Ammenmärchen," sagte der eine leichthin, „wir wollen ihnen zeigen, was es heißt gegen uns zu konspirieren. Verraten haben uns die Bestien, sonst säßen wir heute in Stuttgart und Heidelberg." Er schickte sich an, dem jungen Mädchen in den Saal zu folgen. Aber seine Aufmerksam keit wurde von einem andern Vorgang abge zogen. Einer seiner Kameraden hatte auf dem Küchenfchrank eine Lade entdeckt, und er hörte eben, wie es beim Schütteln darin klapperte. Jetzt machte er sich daran, sie zu er brechen. Da wandte der an der Tür sich um. „Halt, Brüderlein," ries er, „da möchte ich auch dabei sein." Amelie sah sich verzweifelt um. Das waren die Soldaten der Grande Nation, von ihnen hatte sie den großen Sieg erwartet, sie sollten die Befreier des Elsaß sein. Eine namenlose Wut erfaßte sie. Ihrer Sinne nicht mächtig, entriß sie dem Nächststehenden die Büchse und sie blitzschnell an die Wange reißend, rief sie: „Räuber, ehrlose Räuber, wollt ihr Platz machen, wollt ihr das Haus verlassen!" Zuerst waren die Soldaten starr vor Staunen über diese Energie eines Weibes, dann aber legte der Frechste unter ihnen ruhig Lie Waffe an und sagte: „Kleine, das kann den Kopf kosten, noch find wir Herren hier." Sm Schuß dröhnte durch den engen Raum, donner an seinen Abhängen und Ausläufern gestört worden war, ist nun zum Schauplatz unzähliger blutiger Gefechte und Schlachten geworden. Wer vermag das Grauen dieser langen Kämpfe zu ermessen! Da wurden in unwandelbarem Kreislauf Stunden des Harrens zu Tagen, Tage zu Wochen und Wochen zu Monaten. Und doch vermochte nichts den deutschen Angriffsgeist zu erschüttern, obwohl drüben ein entschlossener, haßerfüllter Gegner mit allen Mitteln kämpfte, um das Schlachten glück zu wenden. Wir können getrost sein. Sie konnten uns den Drill nachmachen, sie konnten unsre Reglements einführen, sie konnten spionieren und nachahmen — nur eins vermochten sie nicht. Sie konnten ihre Kämpfer nickt mit dem Geist beseelen, Ler die deutschen Mann schaften erfüllt und der leuchtend in den Worten widerstrahlt, den eine Erdhöhle unster Feldgrauen über ihrem engen Ein schlupf trägt: Treu leben, Tod trotzend kämpfen, Lachend sterben! Ein Wort, als wär' es aus der Zeit alt germanischen Heldentums geboren. Das Leben lieben und den Tod nicht fürchten. So denken die Argonnenkämpfer, die stch durch den Zauberwald graben, so denkt das ge samte deutsche Heer, so glaubt Las ganze deutsche Volk! Ll.^.v. * * * verschiedene Uriegsnachrichten. Von der mil. Zensurbehörde zugelaffene Nachrichten. Kein Goldmangel in Deutschland. Nach Kopenhagener Blättern erklärte der Direktor einer großen Londoner Bank in der Jahresversammlung. Deutschland seiim - stande, eine neue Anleihe vonfünf Milliarden unterzubringen. Es könne damit den Krieg weitere sechs Monate führen. Deutschland habe große Anstrengungen gemacht, den Goldvorrat der Reichs bank zu erhöhen. Da dieser jetzt 106 Millio nen Pfund (über zwei Milliarden Mark) be trage, sei es nicht klug, mit dem Ende des Krieges infolge Goldmangels Deutschlands zu rechnen, da dies frühestens in zwölf Monaten oder noch später der Fall sein iönnte. Die neuen Taten der deutschen Untersee boote. In den letzten Tagen haben die deutschen Unterseeboote eine erfreuliche Tätigkeit ent faltet. Ihnen fiel aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nur das französiscke Torpedo boot „219" zum Opfer, sondern sie nahmen auch mit allem Nachüruck feindliche Handels schiffe als Ziel. Drei französische und LreienglischeHandelsschisfe wurden torpediert, nachdem die Mannschaft in Sicher heit war. „v 21", das zu Anfang des Krieges den englischen Kreuzer „Pathfinder" zum Sinken brachte, ist in der Irischen See der Schrecken unserer Feinde geworden und hat so wieder einmal gezeigt, daß Englands Seeherrschaft unwiederbringlich verloren ist. In ganz England herrscht ungeheure Aufregung, da nunmehr die Häfen, die nicht für militärische Zwecke in Anspruch genommen wurden, durch deutsche Unterseeboote bedroht und so dem Handelsverkehr entzogen sind. Man türcktet den Ausbruch einer Hungersnot! — (So mußte es kommen: das stolze England, das mit den niedrigsten Mitteln unsre Aushungerung wollte, in Angst vor dem Gespenst, das uns schrecken sollte!) Frankreichs letzte Reserven. Das .Sydswenska Dagbladet' erhält aus London Mitteilungen über den Inhalt der Unter redungen, die der sranzösiiche Kriegsminister Millerand gelegentlich seiner Anwesenheit in Eng land mit den maßgebenden Persönlichkeiten der Re gierung und mit völlig Georg hatte. Millerand soll erklärt haben, daß Frankreich nunmehr leine letzte» Reserve» an die Front geschickt habe und nur noch Uber Truppen in Marokko, Alqier und Tunis verfüge. Es liege vor läufig keine Möglichkeit vor, diese Truppen mit Rücksicht auf die Zustände in Marokko und im Hinblick au« die wachsende Gärung in Algier und Tunis nach Europa zu bringen. der Soldat lag in seinem Blute, im selben Augenblick aber ward die Hoftür aufgerissen und ein Offizier stürmte herein. Ein kurzer Befehl. Die Soldaten standen stramm. „Legen Sie die Waffe nieder," wandte stch der Offizier an Amelie. Sie blickte ihn an, ein Ausruf des Er staunens entschlüpfte ihren Lippen. „Marquis d'Alembert," rief sie, „sie kommen zur reckten Zeit. Diese Soldaten haben hier plündern wollen." Der Marquis näherte sich ihr, so daß die Mannschaften ihn nicht hören konnten. „Schweigen Sie," bat er, „alles ist ver loren, wenn wir sie nickt gewähren lassen." Da stieß sie einen Schrei aus, in dem all ihre Enttäuschung, all ihre Verachtung klang. „Oh, ihr Feiglinge, ihr elenden Feiglinge, die ihr Krieg mit Wehrlosen führt, die ihr nur zu siegen versteht, wenn der Verrat euch die Wege ebnet." Sie waren jetzt ganz allein in dem Raum, denn die Soldaten hatten sich hinausge- schlichen auf den Hof, von wo jetzt ein mörderisches Feuer hereindrang. „Amelie, Sie sind außer sich, ich beschwöre Sie, hören Sie mich an. Folgen Sie mir jetzt, jeder Augenblick kann Gefahr bringen. Ich habe bereits Befehl geben müssen, das Lazarett zu räumen." Aber Amelie rührte sich nicht. Sie starrte den Sprecher an, dem bet ihrem Anblick ganz unheimlich wurde. „Amelie," bat er noch einmal. „Wir können uns hier nickt halten. Wollen Sie in dir Hände diejer Deutjchen lallen ?" Verbrecher im russische» Heere. Nach einer Meldung der.Hamburger Nach richten' aus Kopenhagen berichtet ,Rußkoje Slovo' aus Riga: Als hier die Nachmusterung des ungedienten Landsturms durch eine aus St. Petersburg ein- getrostene Miliiärkommission stattfinden sollte, stellte stch heraus, daß sämtliche Landsturm pflichtigen heimlich die Stadt ver lassen hätten. Kein einziger Mann erschien zur Musterung. Sämtliche Gefängnisdirektoren Rußlands erhielten dis Weisung, die dienst pflichtigen Sträflinge auszuwählen, damit sie in die Armee eingereiht würben. Diese Zustände lassen das Wanken der russischen Mauern auis deutlichste erkennen. Da Furcht und Flucht, da die jammervollsten Mittel zur Auffrischung der zerschundenen Dampfwalze! Und mit solch einem Pack muß sich der deutsche Soldat herumschlagen! Verluste äes Vreiverbanäes. Nahezu vier Millionen in sechs Monaten. Der Abschluß des ersten halben Kriegs jahres gibt Veranlassung, die bereits durch die amtlichen Stellen widerlegte Lügenmeldung unsrer Feinde über unsre Verluste ein wenig näher zu beleuchten. Der Weltkrieg ist ein ungeheuer verlustreicher, aber nicht für uns. wie schon jüngst ausgesührt wurde, sondern für unsere Feinde. Es fragt sich, wie groß die Verluste unserer Feinde sind. Die Zahlen, die wir dafür angeben können, find eher zu klein, als zu groß, da wir uns an nüchterne Tat sachen halten können, die bereits von der feindlichen Presse veröffentlicht worden sind. Sicherlich haben aber die feindlichen Zeitungen große Verluste verschwiegen. Wir werden da rum mit Recht behaupten können, daß die tatsächlichen Verluste unsere Feinde nach den ersten sechs Monaten des Krieges noch größer find, als sie hier angegeben werden. Wir hatten am Ende des Jahres 1914 rund 660 600 Gegangene. Darin waren aber noch nicht die auf der Verfolgung in Russisch- Polen gemachten Gefangenen, sowie die im Abtransport befindlichen Eingeschlossenen. Jeder Tag brachte nach unseren Generalstabs berichten weitere Gefangene, einmal Tausend, einmal Dreitausend, ein andermal nur Fünf hundert, aber stets kamen zu der großen Zahl noch weitere bedeutende Mengen hinzu. Wir dürsten nach den ersten sechs Kriegsmonalen rund 700 000 Kriegsgefangene bei uns be herbergen. Das verbündete österreichische Heer hat bisher rund 380 000 Gefangene ge macht. Die Gesamtzahl der Gelungenen be trägt also mehr als eine Million Mann, eine stattliche Zahl! Nun brachte vor einigen Tagen die .Times' die Meldung, daß nach einem zuverläifigen Petersburger Bericht Rußland 1300 000 Tote und Verwundete und 700 000 Gefangene auf zuweisen hat. Das russische Heer hat dem gemäß einen Abgang von zwei Millionen Mann zu verzeichnen. Die ungeheuren Ver luste bei Tannenberg und den Masurischen Seen, bei Lodz und Warschau, bei Przemysl und Lemberg sprechen sich in dieser Riesen summe aus, die viel eher zu klein, als zu groß genannt worden ist. In Frankreich sind die Verluste etwas ge ringer. An Gefangenen haben wir rund eine Viertel Million. Nach den ersten vier Kriegs monaten stellte die italienische Zeitung ,Corriere della Sera' fest, daß das französische Heer mehr als fünfzig Prozent seiner Mann schaften durch Gefangenschaft, Tod oder Ver wundung eingebüßt habe. Nun ist sicher ein beträchtlicher Teil der Verwundeten wieder geheilt zur Front zurückgekehrt. Aber gerade die letzten Wochen waren für Frankreich siehr verlustreich. Haben sie doch nach Fest stellung unseres Generalstabes bei Soissons allein 160 000 Mann eingebüßt. Die „große Offensive" Joffres ist nach aus ländischen Berichten mit einem Gesamt verlust von tast 400000 Mann zusammen gebrochen. Wurde die Höhe der franzö sischen Verluste schon vor zwei Monaten auf 1 Million angenommen, so wird sie jetzt mit 1600000 Mann nur lehr niedrig angesetzt werden Limen. Ein wichtiges Zeichen für die großen französischen Verluste ist auch darin zu erblicken» daß der Krtegsminister Millerand „Feiglinge, elende Feiglinge," flüsterte sie wie irre vor sich hin. Aber er gab die Hoffnung noch nicht auf. „Amelie, wir sind in unmittelbarer Nähe der Grenze, der General Ems mit Ihrem Vater warten auf mich mit einem Automobil am Tor. Kommen Sie." Da wachte das schöne Weib aus seinem Sinnen aus. „Niemals!' rief sie, „niemals will ich mit euch je wieder irgendwelche Gemeinschaft haben. Elende seid ihr, erbärmliche Feiglinge, die aus dem Hinterhalt Krieg sühren und nach Art der Bentelschneider, pfui!" „Ihren Degen!" befahl da plötzlich eine Stimme von der Tür her. Blitzschnell wandte sich der Offizier um und erhob den Revolver. Ihm gegenüber stand Edwin von Carsten, den Degen in der Hand. Ehe aber der Mar quis abdrücken konnte» ehe auch Edwin die Gefahr erkannt hatte, in der er schwebte» zerriß ein Schutz die atemlose Stille, die hier einen Augenblick geherrscht hatte — schwer ge troffen sank Franyois zu Boden. Hochaufgerichtet stand Amelie im Tür rahmen. „Ich denke, wir sind quitt, Herr von Carsten," sagte sie, „was jetzt aus mir wird, was aus allen wird, ist mir gleichgültig." Ebe Edwin ein Wort erwidern konnte, wandte sie sich in den Saal zurück, aus dem kurz darauf ein paar Sanitätssoldaten kamen, um den verwundeten Osstzier zu verbinden. Der Hohenlindower stand wie betäubt, dann aber ritz ihn das Gewehrseuer, das mit unverminderter Heiligkeit von jenseits der stch auch jetzt noch hartnäckig weigert, Verlust listen zu veröffentlichen. Der Ausspruch des englischen Zeitungsberichterstatters: „Ganz Frankreich ist ein Lazarett und ein Grab", spricht eine furchtbare Sprache. Es kommen noch die Verluste der Eng länder und Belgier hinzu, die auf mehr als eine viertel Million angenommen werden können. Die Gesamtverluste nähern stch also stark der Zahl von vier Millionen Mann. Aus allerlei Tatsachen läßt sich auch die Höhe der Verluste unserer Feinde berechnen. Schon jetzt sehen sich alle genötigt, ihre letzten Reserven heranzuholen. Rußland besitzt überhaupt keine mehr, und Frankreich macht die krampfhaftesten Anstrengungen, den letzten Mann und Jüngling zu den Waffen zu rufen. Wenn Kitchener jüngst in einer Unterredung erklärte, daß der Krieg noch drei Jahre dauern wird — 17 Jahre hat er von seinen früheren 20 Jahren bereits abhandeln lassen —. dann kann man das Lächerliche dieser Behauptung aus den nüchternen Zahlen erkennen. Man kann im Gegenteil bei der Stärke der deutschen und österreichischen Volks- kräste die Frage aufwerfen: „Wiev el Mil lionen können unsere Feinde noch verlieren?" Politische Auncllckau. Deutschland. * Nach Berliner Blättern wird dem Reichs tag bei seinem Wiederzusammentritt im März eine neue Denkschrift der Reichs regierung über die Fortführung der wäh rend des Krieges getroffenen wirtschaftlichen und finanzpolitischen Maßnahmen zugehen. Auch der Preußische Landtag wird durch eine Übersicht über die von der preußischen Staats regierung ergangenen Anordnungen kriegs wirtschaftlicher Art unterrichtet werden. — Die Denkschriften dürfen vermutlich in besonderen Ausschüssen oder in den Haushaltungsaus schüssen einer eingehenden Beratung unterzogen werden. * Einer Besteuerung des Ein kommens unterliegen in Preußen deutsche Flüchtlinge aus Feindesland nicht, wenn sie sich vor ihrer Ausweisung mehr als zwei Jahre dauernd im Ausland aufgehalten Haden und keinen Wohnsitz in Preußen be sitzen. Ein Wohnsitz ist nach dem preußischen Einkommensteuergesetz nur dann vorhanden, wenn ein solcher unter Umständen begründet wurde, die auf die Absicht einer dauernden Beibehaltung schließen lassen. Die Länge des durch den Krieg bedingten, vorübergehenden Aufenthaltes in Preußen ist nicht entscheidend. Ein vorübergehender Aufenthalt im Inlands begründet nicht den Wiedereintritt der einmal erloschenen Steuerpflicht. Italien. * Die Sensationsmeldung der .Agence Havas' die aus Rom datiert war und den Ausbruch des Krieges als Licht bevorstehend hinstellte, ja sogar schon den Text der Note mitteiite,mit der König VtktorEmanuel d en Z entralmäck ten d en Krieg er klären würde, hat in römischen maßgeben den Kreisen großes Mißfallen erregt. Die Depesche ist auf keinem italienischen Tele- graphenamt ausgegeben, sondern in Paris fabriziert worben, und beweist, zu wie verzweifelten, einfältigen und untauglichen Mitteln Deutschlands Gegner weiter greifen. Spanien. *Die spanische Presse veröffentlicht Er klärungen Les ehemaligen Staatsmtnisiers und früheren spanischen Botschafters in Paris, Perez Caballero. Man könne, so äußerte dieser, noch nichts über das Ende des euro päischen Konflikts sagen und müsse erst den Herbst herankommen lassen. Zu dieser Zeit dürste der Krieg einen ganz anderen Anblick bieten, und zwar infolge der großen mili tärischen Operationen, die stch bis dahin ab gespielt haben würden. Spanien müsse neutral bleiben, doch müsse die Neu tralität wachsam und bewaffnet sein, und es müsse wie Italien eine ab wartende Hal tung einnehmen. In dieser Weile se^auch England gegenüber zu handeln. Sollte Spanien in den Konflikt verwickelt werden, so könne es seine Unterstützung nur gegen sofortige Kompensationen bewilligen. Straße und aus dem Garten hörbar war, aus seinen Gedanken. Er hatte jetzt keine Zeit, den seltsamen Zusammenhängen nach zuspüren, die Amelie d'Eslröe nock einmal in seinen Weg geführt batten. Draußen wogte der Kamvf gegen Lie Übermacht. Da brauchte man auch ihn. * » * Es hatte schwere Mühe und ungeheure Opfer gekostet, das Maschinengewehr bei Vater Lommert außer Gefecht zu setzen, und wie hier, so waren fast an jeder Straßenecke, hinter jedem Briefkasten, auf Treppen, in Hausein gängen Maschinengewehre postiert gewesen. Am Largtor war der Kampf am heißesten ge wesen. Dort hatte eine ganze Abteilung ge standen und zwei Stunden lang ununter brochen auf die beiden Kompagnien ge euert, die aus dem Straßenkampfe in der Stadt kommend, die feindlichen Streitkräfte bis zu diesem Platze zurückgeworfen hatten. Aber da waren vorn an der Spitze zwei, die den Tod zu suchen schienen und die er zu verschmähen schien. Wo immer die Feinde am dichtesten standen, wo der Kugelregen unauf hörlich prasselte, wo auch die Beherztesten einen Augenblick wankten, die beiden griffen tollkühn an, bald schossen sie, bald fochten sie mit dem Bajonett — unaufhaltsam — ohne rück- oder vorwärts zu schauen» und neben ihnen war ein Husarenleutnant, der nach dem Kampfs vor Vater Lommerts Haus sich zu ihnen, zu seinen Landsleuten gefunden hatte und der nun auch mit ihnen am Tore stand, das allem Anstrengungen Trotz zu bieten sckien. DieLandnotdürstigverdunden,dieLenSäbü
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)