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Ottendorfer Zeitung I > —o Bezugspreis: vierteljährlich l,2o Mark frei k» ^Lü-. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel, jährlich , Mk. Einzelne Nummer <o Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag- — Ü UnteriiaktulM" unä Anzeigeökatt AnzetDeRpre»: Fiir die Netnspeltige Rorpu» - Keile »der deren Raum w pfg. — Im Reklameteil fiir die kleinspaltige Petit-Heile » pfß. Anzeigenannahme bi,Rhr mtituß». Betlagegedühr nach vereindaeuND. Mit w-chentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". v»«k «nL Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-GkrÄa. Nummer j6 jreitaa, den 5. Februar W5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Ein deutscher Eriolg voc Warschau Hierzu schreiben die „Leipz. N. Nachr.': Humin eroberl! Ein kleines elendes pol nisches Dorf, dessen Namen bei uns vor kurzer Zeil niemand kannte. Und dessen Erstürmung doch sür unser Vorschreilcn gegen Warschau von gewaltiger Bedeutung ist. Nirgends wohl im ganzen Osten wird mit solcher Erbitterung gekämpft, wie in dem nur 15 Kilometer langen und sieben Kilometer breiten Raum zwischen der Rawka und der Sucha, nirgends haben die Russen so starke Kräfte aufgeboten, unser Vorgehen zu hindern, wie hier. Schritt für Schritt muß mühsam erkämpft, Schützen graben um Schützengraben in harter Arbeit in unseren Besitz gebracht werden. Welchen Einfluß die Eroberung von Humin auf die weiteren Kämpfe haben wird, läßt sich noch nicht beurteilen. Die Tatsache, daß seit dem 1. Februar, also in zwei Tagen, hier 4000 Gefangene gemacht und 6 Maschinen gewehre erbeute! wurden, läßt aber darauf schließen, daß der Sieg, den unsere Truppen hier erfochten, ein sehr bedeutsamer war. Und es ist deshalb wohl mehr als wahr scheinlich, daß der Widerstand der Russen vor der Sucha nach unseren Erfolgen von Borzymow und Humin demnächst gebiochen sein wird. Noch ist nur der obere Teil des Laufes der Sucha kurz vor ihrer Mündung in die Rawka in unseren Händen. Der Sieg von Humin hat uns auch dem Unterlauf des Flusses ein wesentliches Stück nähergebracht. Vtelleicht werden uns die nächsten Tage schon weitere Eriolge bringen. Dann dürfte damit oer Rückzug der Russen über die Sucha auch an dieser Stelle ei zwangen werden. Ob die Russen wenn sie den Sucha-Abschnitt aufgeben Müssen» vor der lange vorbereiteten Ver teidigungsstellung Binnie—Grodzisk noch mals ernsten Widerstand leisten werden, steht dahin Hier werden sie auf jeden Fall 0^ auf N<ue sestsetzen, und es w'rd wohl Ooch heiherere Kämpfe als an der Sucha bedürfen, um sie auch aus dieser stark befestigten Stellung ganz auf Warschau zuruckzuwerfen. Vor Warschau stehen wir also noch nicht, auch wenn wir die Sucha überschritten haben. Aber wir werden auch dahin kommen. Nur muß man Geduld haben. — Endlich! Mit einem Gefühl der Er lösung wird die amtliche Bekanntmachung des Admiralstabes der Marine in ganz Deutschland ausgenommen werden, denn ihr kurzer, knapper Stil läßt keinen Zweifel darüber, daß es jetzt ernst wild, bitterernst und auch in England, wo man sich bisher mit einer Miene überlegenen Spottes der drohenden Angst zu erwehren suchte, wird unter der Maske der Sorglosigkeit das Herz bang im Busen pochen, wenn das Gespenst der deutschen Unterseeboote wirk lich seine Hand gegen das Schiff ausstreckl das neue Menschen und neues Kriegs material heranbringen soll zur Sicherung des Dammes, welcher unter dem ständigen Druck des deutschen Heeres zu wanken be ginnt. Und auch Herr Churchill wird dann merken, daß die „grauen Ratten", wie er unsere Unterseeboote zu nennen be liebte, heftig und tödlich zu beißen ver mögen. Der Krieg, wie ihn Frankreich und England bisher geführt haben, läßt sich eben nur führen im Vertrauen auf die unerschöpfliche Grundanständigkeit des deut schen Volkes, im Vertrauen darauf, daß es die Deutschen doch nie wagen würden, mit ihren Drohungen ernst zu machen. Mochte man jenseits des Kanals die deutschen Zivilgcfangenen wie Zuchthäusler behandeln mochte man deutsche Frauen und Kindei in schauerliche Konzentrationslager stecken, mochte man selbst das ganze deutsche Volk mit der Aushungerung bedrohen, immer wieder blieb der Gedanke dabei, daß die Deutschen sich doch nicht enschließen würden Gleiches nnt Gleichem zu vergelten. Doch dieser Glaube sollte jetzt endlich einen argen Stoß erleiden. Heute wissen auch die Engländer, daß die Fahrt des „II 21" keine planlose war, sondern daß sie als eine Art Generalprobe aufzufassm ist, bei der noch einmal geprüft werden sollte, ob mit den vorhandenen Mitteln auch ein Er- olg gewährleistet ist Und es ist gegangen. Zum mindesten vier Handelsdampfer sind auf der Strecke geblieben, während das deutsche Unterseeboot spurlos zu weiteren Taten unter der Meeresoberfläche ver schwand, Jetzt sollen die „grauen Ratten" losgelassen werden auf ein schwimmendes Heer, welches in vielen Schiffen über den Kanal herübergebracht wird Angenehme Empfindungen werden es kaum sein, mit denen die englischen Söldlinge diese schwankenden Bretter betreten, die ihnen mindestens 24 Stunden als Heimat dienen sollen. Das Wasser hat nun einmal keine Balken, aber es wird ihnen wenig ein leuchten, daß sie den lebendigen Beweis für diesen alten Erfahrungssatz bringen sollen. Mögen sie sich dafür bedanken bei Grey und Churchill, die den furchtbaren Krieg heraufbeschworen haben, die auch die Verantwortlichen dafür sind, wenn altcS geheiligtes Völkerrecht in die Brüche ging, wenn auch wir jetzt gezwungen sind, von allen Mitteln, die die moderne Kriegstechnit erfunden hat, Gebrauch zu machen, Um ein übriges zu tun, hat die deutsche Re gierung sich veranlaßt gesehen, die neutrale Schiffahrt zu warnen, damit sie nicht un- schuldig in den Strudel des Verderbens hineingezogen wird. Deutschland aber ent läßt seine Unterseeboote zu dem gefährlichen Wagnis mit dem Wunsche, daß sie alle un versehrt in den heimatlichen Hafen zurück kehren mögen, und daß eS ihnen gelingt, auch dem skeptischsten Engländer zu be weisen, daß die Unverletzlichkeit der Insel sür uns nicht mehr besteht, — In englischen Handels-, Reeder- und Finanzkretsen herrscht, hier eingetroffenen Privatmeldungen zufolge, über die Tätigkeit der deutschen Unterseeboote in den west englischen Gewässern große Aufregung. Wegen der großen Verluste an vernichteten Schiffen sollen mehrere Underwriter- Syndikate vor der Auflösung stehen. In London hält man es nicht für möglich, daß nur ein oder zwei Unterseeboote in 48 Stunden fünf Dampfer versenken konnten. Wilde Gerüchte laufen um, daß sich Dutzende von Unterseebooten im Kanal und in der Irischen See befänden. Die „Times" sprechen von einer systematischen Schändung des VölkerechtS. Die „Morniug Post" sagt, auch England habe große leistungsfähige Unterseeboote und die Torpedierung des deutschen Kreuzers „Gazelle" in der Ostsee sei von einem englischen Unterseeboot erfolgt. Berlin Aus sicherer Quelle wird folgender Geheimbefehl der englischen Ad miralität bekannt: Wegen des Auftretens deutscher Unterseeboote im Englischen und Irischen Kanal sollen sofort alle englischen Handelsschiffe neutrale Flaggen hissen und alle Abzeichen, wie Reedereizeichen, Namen usw. zu verdecken. Hausflaggen sind nicht zu führen. Dieser Befehl ist geheim zu halten, (W. T. B.) — Die „Köln. Ztg". meldet von der holländischon Grenze: Das Reutersche Bureau meldet: Einige regelmäßige Fracht sendungen zwischen England und Irland finden gegenwärtig infolge der Angriffe deutscher Unterseeboote nicht statt, dagegen setzen die großen Passagierdampfer ihre gewohnten Fahrten fort, im Vertrauen darauf, daß die Admiralität Maßnahmen treffen wird, um den Angreifern entgegen- zuireten. Oertliches und Sächsisches. Gltendorf-Gkrilla, 4. Februar MS. — Das sihr gut besuchte WohltätigkeitS- konzett der sämtlichen Oitsgesangvereine Le wies, daß es ein glücklicher Beschluß des deutschen GrußeS war, sämtliche Orts» lesangverUne zu einem großen Konzert zum Besten der örtlichen Kriegshilfe eiuzuladen EUgeleitet wurde die Feier durch ein selbst- gedichteten Prolog. Die ins Herz gehende »Festrede deS Herrn Schuldirektor Endler wurde umrahmt von Liedern der vereinigten 3 Männergesangvereine nnd dem gemischten Chor. Den in allen Stücken gut durchgesührten Programm log als einheitlicher Gedanke der große Weltkrieg zu Grunde. Im 1. Teile erklangen Lieder, die beim Auszug der Krieger gesungen wurden, im 2. Teil wurden Schlacht gesänge darboten, nnd die Lieder des 3. Teiles drückten die Sehnsucht unserer Krieger noch der Heimat aus. Um aber den ehrenvollen Frieden recht bald zu erhalten, versammelten sich im Schlußchor alle 4 Vereine zum großen Krcmserschen Dankgebet. Der Schluß bildete das Theaterstück v. Wichert: In Feindesland ein Knegsbild aus dem Jahre 1870 Die Nollen lagen vom kleinsten an in besten Händen, sodaß auch h ertn die Zuhörer aut ihre Kosten kamen Alles in allen dürsten die Besucher voll befriedigt worden sein, zudem haben sie es durch ihren Eintritt ermöglicht, daß dem hiesigen Kriegehilfsausschuß die namhafte Summe von reichlich 150 Mark nach Abzug der Unkosten überwiesen werden konnte. —* Am vergangenen Sonntag fand im Gasthm Cunnersdorf ein Vaterländischer Fest abend als Nachfeier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers statt. Derselbe war v-ranstaltel durch den jungen aber rührigen Militärvereine unter dem Vorsitz des Herrn Fabrikbesitzer Schmidt, welch letzterer noch einen vom Herrn Lehrer Pietsch ausdrucksvoll vor getragenen Prolog in einer voll Begeisterung gesprochenen Festrede, eingedenk den jetzigen weltgeschichtlich wichtigen Kriegslage die Größe, Reinheit, und Tapferkeit und den Edelmut unseres geliebten Kaisei S feierte und in einen begeistert ausgenommenen dreimaligen Hurra ausklingen ließ auf unseres Reiches Schirm herr». Nachdem dann vom Männergesang- vereiu noch einige zeitgemäßige Gesänge zu Gehör gebracht worden waren, hielt Herr Stadtrai AHIHelm aus Dresden einen kesselnden Vortrag über seinen Liebesgabenlransport im Feindesland. Die Darstellung, die deutsche Begeisterung und selbstlose Opfersreudigkeit, welche aus jedem Worte klang, hielten die Zuhörer eine Stunde lang in atemloser Spannung. Ein jeder Gast hätte gern noch eine weitere Stunde zugehört. Der wohl gelungene Festabend wurde ganz besonders dadurch verschönert daß ihn Ihr Durchlaucht Frau Prinzessin Luise von Waldenburg durch böchstihie Gegenwart auszetchnete, wodurch dem Veranstalter, den Vereinen und dem ganzen Orte eine große Freude und Ehre zu teil wurde. Die Hellen geschmückten Räume und gute Bewirtung waren der so srohen Siimmung angepaßt. Ein am Schluß des Abends vorgeführtes Theaterstück „Durch Nacht zum Licht" durfte als wohlgelungen bezeichnet werden. — Mit Ende Februar werden Pakete bis zu 50 1cx zur Beförderung inS Feld — Feld- mkete — dauernd solange es die militärischen Dperationen zulassen, angenommen. Die Be- örderung geschieht durch die Militärpaketdepots ne sich im Bereich eines jeden Armeekorps befinden. Die Beförderung der Feldpostpakete von den Depots ins Feld erfolgt ohne Kosten. Die Auflieferung der Pakete kann erfolgen: g.) bis zu 50 lcx direkt bei den Militär depots, b) bis zu 10 lcx bei den Post an stallen. Für die Beförderung von der Post anstalt zum Depot ist bei den Paketen bis zu 51cA eine Gebühr von 25 Pfg., für jedes weitere Lx eine solche von 5 Pfg. zu entrichten, c) von mehr als 10 bis 50 1cx bei der Güterabfertigung einer jeden Eisenbahnstation. Die Beförderung von dort bis zum Depot erfolgt zu den üblichen Frachtsätzen, Un« anbringliche Pakete werden nur dann dem Absender nicht zurückgesandt, wenn er einen ausdrücklichen Vermerk wie: „Falls un bestellbar, zur Verfügung des Truppenteil!"» angebracht hat oder auf Anfrage zur Ver- ügung gestellt. Verpackung. Nach den bisherigen Erfahrungen des Kriegesministerium der Paketdepots und der Generalquartiere» namentlich bet Versendung der Wethnachts- vakete, haben sich starke Pappkartons besser bewährt als dünne Holzkisten und sind ihnen unbedingt vorzuziehen. Starke PappkartonS werden auch ohne Umhüllung angenommen doch ist eine Umhüllung mit festem Packpapier unbedingt empfehlungswert: schwache Papp kartons sind auf jeden Fall in Leinwand einzuhüllen. Die Postanstalten Eisenbahn stationen und MilitärpaketvepotS sind berechtigt ungenügend verpackte Sendungen zurück zuweisen oder von der Weiterbeförderung auszuschließen. Pfundpakete (im Gewicht bis zu 500 mit der Aufschrift: „Feldpostbrief" werden zunächst wenigstens monatlich einmal eine Woche lang, später voraussichtlich dauernd zur Beförderung angenommen. — Grabdenkmäler sür unsere Krieger. Mancher unserer braven Krieger, der draußen in heißer Schlacht schwere Wunden empfangen hat und nach der Heimat zurückgeschafft worden ist, wird seinen Verletzungen trotz sorgfältigster Pflege noch hier in der Heimat erliegen und seine Ruhestätte nicht wie seine Kameraden in der blutgetränkten Erde des Schlachtfeldes finden, sondern daheim zwischen den Gräbern lieber Verwandter nnd Freunde. Die sterblichen Reste mancher anderen, der draußen schon sein blühendes Leben lassen mußte, werden jetzt oder später gleichfalls in die Heimat über führt werden, Liebe und Dankbarkeit werden ihre Gräber alljährlich mit Blumen schmücken werden ihnen Gedenksteine setzen als äußere Zeichen dauernden Erinnerns. Es wäre nun zu wünschen, da- diese Steine auch in Form und Material einen würdigen AuSdruckdieser Liebe und Dankbarkeit bildeten, und daß sie noch zu kommenden Geschlechtern reden könnten von dem Heldentum, das unter ihnen be graben liegt, und von der Größe der Zeit die sie schuf. Es brauchen durchaus keine prunkvollen Denkmäler zn sein, auch der schlichteste einfachste Stein in einer von aller Schablone freien, würdigen Form, das Grabmal, das treue Mutterliebe dem aus mühsam Er sparten setzt, kann diese Gedanken ebenso sprechend zum Ausdruck bringen, wie daS aus edlem Gestein hergestellte Grabmal des Reichen. Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz (DreSden-A-, Schießgasse 24) ist bereit, an der Schaffung würdiger Grabmäler für unsere Krieger mitzuarbeiten; er erbietet sich, allen die ihren Angehüriden solche zu setzen gedenken, mit Rat und Tat beizustehen.