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fürst KMow in R.om. Der römische Berichterstatter des .Carriers della Sera' schildert das Leben des Fürsten Bülow in Rom. Über das Ergebnis seiner Unterhandlungen wie überhaupt über die Bedingungen, unter denen er seine diplomatische Aufgabe erfüllt, herrscht ein tieses Geheimnis. Der Fürst scheint es sich zum Leitspruch gemacht zu haben, nicht zu drängen, und so führt er in Rom dem äußeren Anschein nach das Leben eines vornehmen Herrn, der Gefallen darin findet, viele Menschen bei sich zu sehen. In seiner schönen Villa Malta empfängt er häufig Persönlichkeiten der diplomatischen Welt. Politiker und Mitglieder der römischen Aristo kratie. Man sieht den Fürsten auch wohl auf dem Pincio und der Villa Verghese spazieren gehen. Der Fürst und die Fürstin Bülow haben auch schon mehrere Gesellschaften ge geben, zu denen Abgeordnete und Senatoren und auch ein Unterstaatssekretär eingeladen waren. An einem Tage in jeder Woche ver sammelt die Fürstin Bülow die Damen der deutschen Kolonie in Rom um sich, und sie arbeiten gemeinsam in der großen Halle der Villa Malta an Wollsachen für die Soldaten des deutschen Heeres. Auch der Fürst Bülow steht fortdauernd in engen Beziehungen zu dem deutschen Ele ment in Rom. Seine ersten Besuche galten den deutschen Schulen und Instituten. Von einem dieser Besuche wird eine kleine Geschichte erzählt, wie er ein kleines Mißgeschick geistes gegenwärtig zum Besten zu wenden wußte. Die deutsche Schule nimmt außer deutschen und italienischen Schülern auch englische und amerikanische auf. Ein stattlicher Schüler hatte im besonderen Maße die Aufmerksam keit des Fürsten erregt, und er glaubte in dem blonden kleinen Kerl ein Musterbild deutscher Jugend zu erkennen. Er streichelt ihm also die Backen und sagte freundlich zu ihm: .Tüchtiger Junge, du wirst einmal sicher ein prächtiger deutscher Gardemann." Der Knabe war etwas verwirrt und stammelte: .Ich bin kein Deutscher, ich bin Engländer." Der Fürst machte eine Bewegung der Überraschung, aber dann streichelt er den Knaben noch einmal, sragte nach seinem Namen und fügte hinzu: .Ich habe mich gefreut, dich zu sehen, du hast mir gefallen, du wirst sicher ein guter Soldat deines Landes werden." Und damit setzte er ruhig seine Besichtigung der Schule fort. Von I>!ad UNÄ fern. Aufstieg von Freiballons. Wie amtlich mitgeteilt wird, werden zu militärischen Aus bildungszwecken von den ersten Tagen des Februar ab vorzugsweise an Sonntagen von einem der bei Bertin gelegenen Ausstiegplätze Freiballons aufgelassen werden, deren Lan dungsort vorher nicht zu bestimmen ist. — Um die Bewohner vor Beunruhigung und die Korbinsassen vor Gefahren zu bewahren, wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Ballons an der unteren Hälfte zwischen Ballonstoff und Netz durch drei Eiserne Kreuze gekenn zeichnet sind. Tas Nachtbackvcrbot für alle Zukunft! In der Generalverfammlung des „Zentrat- verbandes der Bäcker und Konditoren" in Bertin traten alle Redner — unter Zustim mung der Versammelten — mit großem Nach druck dafür ein, daß dieses Verbot auch für alle Zukunft in Geltung bleibe. Allen Be strebungen. die auf Wiedereinführung der Nachtarbeit nach dem Kriege abzielten, sei schon jetzt mit aller- Entschiedenheit entgegen zutreten. Im Dienst irrsinnig geworden. Auf dem Wittenbergptatz in Berlin hielt ein Schutzmann mit vorgehaltenem Revolver ein Fuhrwerk an und forderte den Kutscher aus, ihm zur Wache zu folgen, da er ihn als Spion verhalten müsse. Noch hatte der Kutscher den Wagen nicht verlassen, als plötz- lrch zwei Schüsse krachten. Im nächsten Augenblick brach das Handpferd des Wagens tot zusammen. Der Schutzmann hatte es mit seinem Drenstrevolver erschoßen. Aus der Polizeiwache stellte es sich dann heraus, daß der Schutzmann plötzlich irrsinnig gewor den war. Bestrafte Steuerhinterziehung. Die Strafkammer Eisenach hat dem Kaufmann Heinrich Etzold aus Zeitz, der sich gemeinsam mit dem bereits abgeurteilten Glühlampen» sabrikanten Hohmann aus Eisenach der Steuer hinterziehung schuldig gemacht hatte, zu einer empfindlichen Strafe verurteilt. Etzold hat den mehrfachen Betrag der hinterzogenen Steuern in einer Gesamthöhe von 40 967,6g Mark an den weimarischen Staat zu zahlen. S34 «»geschwemmte Minen an Hol lands Küste. Seit Beginn des Krieges sind nördlich von Helder sechs Minen in Grund geschossen und etwa vierzig am Strande zer stört worden: davon waren fünf französischer, dreißig englischer und fünf unbekannter Her kunft. Zwischen Helder und Hoek van Holland waren zu verwenden, da sich hierzu das meist von jungen, unreifen Tieren herrührende Fleisch nicht eignet. Zweifellos würde eine der artige unzweckmäßige Verwendung große Verluste im Gelolge hoben. Als einziger Weg, um das aus solchen Massenschlachtungen stammende Fleisch zu konservieren, empfiehlt sich, es in Gefrier häusern in gefrorenen Zustand zu versetzen und dort bis zur späteren Verwendung unterzu bringen. Ein russischer Sturmangriff. Einer, der dabei war, erzählt in der .Köln. Ztg.': Lodz war in unserem Besitz, und wir waren hinter den Ruffen her. Eine unruhige Nacht Tur fran2öliscken Niederlage bei Oraonne. 1. Straßenbarrikade in einem eroberten Dorf. 2. Ausräumung^arbeiten deutscher Soldaten vor dem Schloß in Craonne. 3. Deutsche Jnfanterie-Unterstände. 4. Auf der Fahrt nach den Höhen von Craonne. Deutsche Trainfahrzeuge passieren Neuschaiel an der Aisne. Auf der Hochebene von Craonne, einem strate gisch wichtigen Plateau zwischen Laon und Reims, haben sich, wie man weiß, vor kurzem wieder heftige Kämpfe abgespielt, die den sächsischen Truppen unter dem Oberbefehl des Generals der Infanterie d'Elsa einen schönen Erfolg brachten. Der Feind wurde aus einem großem Teile seiner befestigten Eidwerke hsrausgeworfen und nach dem Südhang des Höhengeländes zurückgedrängt. Das Städtchen Craonne liegt malerisch über dem Tale der Aisne, von deren Nordujer ungefähr fünf Kilometer entfernt. Unterwegs nach den deutschen Stellungen zwischen Reims und Cra onne befindet sich die Trainabteilung, die wir auf einem anderen unserer Bilder die französische Ortschaft Neufchatel durchqueren sehen. Dieses Neufchatel, zur Unterscheidung von anderen gleich namigen Orten Neufchatel-sur-Aisne genannt, liegt ungefähr sechzehn Kilometer direkt nördlich von Reims und westlich der Craonner Hochebene am Ardennenkanal und im Tale der vielgenannten Aisne. wurden dreizehn Minen zerstört, zwölf eng lische und eine französische. Südlich von Hoek van Holland sind 36 Minen unschädlich gemacht und 70 nach der Anspülung an den Strand zerstört worden; vier sind beim An- spülen explodiert. Im ganzen find seit Aus bruch des Klieges an der niederländischen Küste 234 Minen angespült worden. In der Zuidersee weiden die Nachforschungen nach Minen fortgesetzt. VolksnirtlckeMlcbes. Gefrierfleisch anstatt Dauerware. Zur Fleischversorgung hat der Vorstand des Zweck verbandes für das Fleischergewerbe in Groß- Berlin und Umgegend sich dahin ausgesprochen, daß, wenn die Abschlachtung großer Schweine bestände erfolgen muß, es nicht zu empfehlen ist, das Fleisch derselben zur Fabrikation von Konserven oder zur Anfertigung von Dauer ¬ lag hinter uns. denn wir hatten einen weiten Marsch zu machen und konnten uns erst im Morgengrauen unter freiem Himmel aufs Ohr legen. Etwa zwei Stunden mochten wir ge schlafen haben, als uns ein stiller Alarm weckte. Alle eilten zu den Gewehren, denn unsere Vorposten hatten das Herannahen einer größeren russischen Truppe gemeldet. Jeder schwur sich, die Störer der Nachtruhe hübsch zu empfangen. Wir schwärmten aus und warteten auf den russischen Angriff. Doch eine Stunde verging, und nichts regte sich vor uns. Eine halbe Stunde später hörten wir einen einsamen Schuß unseres Vorpostens und sahen gleichzeitig, daß dieser sich zurückzog. Also mußten die Russen kommen! Es kostete aber noch eine harte Geduldsprobe, ehe wir im Morgennebel weit vor uns eine dunkle Masse austauchen sahen, die jedoch gleich wieder verschwand. „Sticht schießen, ehe nicht jeder einen Ruffen aufs Korn nehmen kann!" befahl unser' Hauptmann. Da mußten mir aber noch lange warten: denn die Ruffen ließen sich Zeit. Drei Schritte nur gingen sie jedesmal voran, um sich gleich wieder hinzuwerfen. Schließlich sprang unser Hauptmann auf. „Kinder, nicht schießen, die stürmen ja ohne Gewehre!" Der Hauptmann gab mir sein Glas, und ich konnte mich selbst davon überzeugen. Solch ein Sturm war uns etwas Neues. Wir konnten uns wohl denken, was das zu be deuten hatte, blieben aber schußbereit. Kaum merklich schob sich die Masse näher; ohne Schuß, ohne Laut, immer dasselbe Vorgehen: Aus und wenige Schritte vor; nieder — eine kurze Pause! Schließlich mögen die Russen uns gesehen haben, denn Hunderte von Händen flogen in die Lust, und nun setzte mit erhobenen Händen ein Sturmlauf ohne weitere Unterbrechung ein. Mit Hallo nahmen wir die Stürmer auf. Sie ergaben sich lachend und erzählten uns stolz, wie sie auf den Gedanken gekommen waren, den Sturm mit erhobenen Händen zu machen. Sie waren zur Deckung der rück wärtsflutenden russischen Truppen komman diert, dabei verständigten sie sich, daß es ge wiß besser wäre, in deutsche Gefangenschaft zu geraten als weiter dem vernichtenden Feuer der Preußen ausgesetzt zu sein. So täuschten sie ihren eigenen Truppen einen Angriff vor und suchten beim Vorgehen namentlich des halb Deckung, um von ihren eigenen Ma schinengewehren nicht erschossen zu werden, salls man ihre wahre Absicht erkennen sollte. Die Gewehre hatten sie weit hinten liegen lassen, wo wir sie bet unserm spätern Vor gehen fanden. Vermischtes. Ein Fliegergrust. Einen Gruß aus den Lüsten sandte laut,Posener Neuesten Nachr.' vor einigen Tagen ein Sohn des General- stabschess des Ost - Armeeoberkommandos Ludendorf an seinen Vater. Der Flieger- otfizier kreiste zur Mittagszeit mit seiner Taube über Posen und ließ in der Nähe des Schlosses eine Fahne fallen, die auf einem Baum in der Märkischen Straße hängen blieb und alsbald heruntergeholt wurde. Die Fahne trug folgende Aufschrift: An Se. Exzellenz den Generalleutnant Ludendorf, Königliches Schloß, abgeben. Besten Gruß von deinem Sohn. Auf Wiedersehen heute abend. Dein treuer Sohn Franz. Deutsche Dienstauffassung! Von einem unserer Kriegsschiffe wurde mir, so wird der »Tägl. Rundschau' geschrieben, in einem Briefe solgendes mitgeteilt: „Neulich passierte hier an Bord eine nette kleine Geschichte: Ein Matrose gleitet an Deck im Dunkeln aus über eine Kante und fällt fast glatt ein Deck tiefer, also etwa zwei Meter. Sein Oberleutnant läuft hinzu und rult, da er nichts sehen kann, herunter: „Ist was kaputt, Stein?" Keine Antwort. Nochmalige Frage; wieder keine Antwort. Unheil befürchtend läuft er die Treppe hinunter und sucht den Mann. Er findet ihn gebückt stehend und etwas in seinen Händen betrachtend. Auf nochmalige Frage, ob was passiert sei, kommt die Antwort: „Ich muß erst sehen, Herr Oberleutnant," und gleich darauf im schönsten Ostpreumsch: „Nä—ihn, is tanz!" Und stolz hält er seinen Richtaufsatz vom Geschütz, den er in der Hand hatte, hoch. Er selbst war etwas geschunden. 6oläene Morte. Zeige bei trübseliger Zeit dich tapfer Und von unerschüttertem Mut: doch lern'auch. Schwellt ein allzu günstiger Wind dein Segel, Klüglich es einziehn! Horaz. Niemand, mein Freund, spricht von dir schlecht, Hast untern Füßen du das Recht; Nur hüte dich, sei drum gebeten, Mit Füßen je das Recht za treten. Wer treu dem Lande dient, bedarf der Ahnen nicht. Voltaire. Nur für den Erbärmlichen ist die Welt er bärmlich, nur für den Leeren leer. Das Herz, wenigstens das gesunde Herz, hat schon hier seine volle Befriedigung. vnue« w Enor"» FeUeröoÄ. wird man mich ausstoßen aus der Gesellschaft ehrlicher Menschen. Ich habe gegen mein Vaterland gekämpft, kämpfen müssen. Ich war Fremdenlegion«!! Als Student hatte ich dumme Streiche gemacht und war der Heimat müde, als ich mich überzeugen mußte, daß ein Mädchen, dem ich meine Liebe schenkte, einen andern vorzog. Eines nachts, nachdem ich mit meinem Nebenbuhler einen Unglück- lichen Zusammenstoß gehabt hatte, fuhr ich — was mich eigentlich trieb, weiß ich nicht — kurz entschlossen zur Grenze und war drei Tage später schon auf dem Wege nach Algier. Was ich dort litt, will ich verschweigen, weil es verdient war; aber was ich aushielt, als ich in Marokko, wo wir in der Schauja gegen die Aufständischen kämpften, erfuhr, daß es Krieg sei zwischen Deutschland und Frankreich, mehr noch, was mich Unsagbares bewegte, als wir nach Marseille eingelchifft und nach dem Elsaß kommandiert wurden, vermag ich niemandem zu schildern. Acht Jahre bin ich Osstzier in der Legion gewesen und habe meine Heimatssehnjucht unterdrückt, weil ich meinen verblendeten Landsleuten, die hinüber kamen, eine Stütze sein konnte: glaubten sie d"ch "He vom Korporal bis zum Stabe in Paris, ich set längst mit Leib und Seele Fra^dse geworden und war doch nur ein unglücklicher Heimatloser. Von dem Augen blick an, da wir in der wundervollen August nacht elsässischen, deutschen Boden betraten, war mein Entschluß gefaßt. Hier in dieser Gegend bin ich daheim, hier habe ich meine Jugend verlebt, in Heidelberg und Straßburg studiert, hier wollte ich — ich wußte selbst nicht, welche Pläne ich m der schweigenden Nacht erwog. Bis wir dann vor Mülhausen ins Gefecht kamen. Mit blutendem Herzen sah ich, wie meine Landsleute den eroberten Boden nach einem Sturm wieder aufgeben mußten und — da — blitzte es in mir auf — ein fürchterlicher und glücklicher Gedanke zu gleich. Ich tauschte im Gewühl meinen An zug mit kein eines gefallenen Deutschen. So kam ich hierher, und nun melden Sie mich dem Oberarzte und nennen Sie ihm meinen Namen: Johannes Wehrlin." „Wie?" rief Leonore, „Wehrlin? Sind Sie der Bruder des Martin Wehrlin aus Alt tornei ?" Der Verwundete antwortete nicht mehr. Er lag wieder teilnahmslos und hielt in zucken der Hand das Eiserne Kreuz, als liebkose er es. - 12. Das waren schwere Wochen, die jetzt in den Dörfern am Vogesenabhang ins Land gingen. Bald hieß es, die Franzosen seien in Kolmar eingezogen, dann wieder wollte der Kaufmann, der noch immer seine Waren aus Mülhausen holte, gehört haben, daß der Ein marsch der Franzosen dort bevorstände, dann hatte auch eines Tages ein Flieger eine Bot schaft abgeworfen, auf der zu lesen war, baß Generalissimus Joffre sich zu seinem Schmerze genötigt sehe, noch einige Wochen die end gültige Besreiung des Elsaß von der deutschen Herrschaft aufzuschieben, da zwischen Maubeuge und den Maashöhen eine Entscheidungsschlacht im Gange sei. Man wußte in den Dörfem jetzt, was man von solchen Ankündigungen zu halten hatte; es gab zu viele Augenzeugen, die gesehen hatten, daß die Franzosen bei ihrem Rückzug sich in .brutalster Weise für ihren mili tärischen Mißerfolg an der Einwohner schaft gerächt hatten. Auch die sonst Gleichgültigen waren aufgeschreckt worden und hatten erst jetzt die ganze Größe der Gefahr erkannt, die von Frankreich drohte. Mit jedem Tage hatte es neue Aufregungen in den Dörfern gegeben, und nur einer hatte eigentlich den Kopf oben behalten: das war Anton Ferckbammer, der zielsicher und auf recht seinen Weg ging. Nachdem seine Söhne ins Feld gezogen waren, hatte er sein muster haft bestelltes Haus der Haushälterin über geben, mitsamt der Fürsorge sür die Frau des Buchwaldbauern, die doch noch auf dem Einödbose eine Zuflucht gesucht hatte, und war nach Straßburg gegangen, um, wie 80 000 andere im Elsaß, seinen Arm dem Vaterlande anzubieten. Aber man behielt ihn nicht. Ein ungünstig verheilter Schlüssel beinbruch machte ihn untauglich für den Feld- dienst. So war er denn wieder nach Hause ge kommen und wirkte unablässig. Arbeit gab es genug. Nicht so sehr daheim im Lazarett. Das mar bald verwaist, als die ersten Franzosen nach den Gefangenenlagern über führt worden waren: aber in den Dörfern und — auf Hohenlindow — da sah es böse aus. Der älteste Sohn gefallen, die beiden andern schwer verwundet — fast hoffnungs los daniederliegcnd. Und dazu die Sorge um Lie Geldbeschaffung. Mit Lem Ausbruch des Krieges war es zur Unmöglichkeit ge worden, Bodenkredit aufzunehmen. Das Hypothekengeschäft ruhte, und bares Geld war ja in den ersten Tagen völlig ver schwunden. Noch einmal hatte sich Hanne mann zu einer Frist von fünf Wochen be stimmen lassen. Die war nun verstrichen, und der Mehlhändler war zum äußersten ent schlossen. Es war an dem Tage, ehe Leonore nach Mülhausen abreiste. Man nahm in Hohen lindow Abschied. Da ließen sich die beiden Hannemanns melden. Der alte Herr fuhr erst auf; aber auf keinen Wink seiner Tochter beherrschte er sich und ließ sie beide eintreten. Hannemann hätte gewünscht mit seinem Sohne und dem Hohenlindower allein bleiben zu können: aber Herr v. Carsten erklärte, daß er vor seinen Familienangehörigen keinerlei Geheimnisse habe. Da war denn der Mehl händler ganz ungeniert auf sein Ziel losge gangen. „Herr von Carsten," begann er, „Sie wer den mir nicht den Vorwurf machen können, daß ich Sie in schwerer Zeit gedrängt habe —" „Ohne Vorrede, Herr," unterbrach ihn der Hohenlindower. Der Mehlhändler biß sich auf Lie Lippen, damr aber platzte er heraus: „Nun denn, so hören Sie mein letztes Wort: Ich will innerhalb sechs Tagen mein Geld haben, wenn Sie nicht meinen Vorschlag hinsichtlich Ler Verbindung unserer Kinder an nehmen." Da aber war es aus. Der Hohenlindower, den seine Frau vergeblich beruhigen wollte, erhob sich, packle mit gewaltigem Griff den Mehlhändler am Arm und wies ihn zur Tür hinaus. R» ss-, ^(Fortsetzung folgt.)