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Ottendorfer Zeitung y —o Bezugspreis: Vierteljährlich ,,20 Mark fx-> Kis ^LL-. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jL^rlich ; Mk. Einzelne Nummer ia pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »nd Sonnabend Nachmittag, 0— 0 UnteriiaÜung8^ unä Änzeigeökatt Anr«tF»NPr«^: Air dir Netnspnltigr Lerpns-Aeüe »der deren Xanm Pfg. — Im Xeklameteil fitr dir kieinspaltigr Petit« Keile 2« psg. Anzei-rnannahme bi» j» tlhr mtttnß». B»tlagi-»dtchr nach venind«r«M. Alit wschenüich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". D«ck m»b Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. verantwortlich für di« Redaktion ch. Rühle in Äroß«Gk»Ea. Nummer (7 Sonntag, den 7. Februar W5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht im amtlichen Teil folgendes: 1. Die Gemässer rings nm Groß britannien und Irland, einschließlich des gesamten englischen Kanals werden hiermit als Kriegsgebtel erklärt. Vom 18. Februar an wird jedes in diesem Kriegsgebtel an getroffene feindliche Kauffahrteischiff zerstört werden, ohne daß es immer möglich sein wird, die dabei der Besatzung und den Passagieren drohenden Gefahren abzuwenden. 2. Auch neutrale Schiffe laufen in dem Kriegsgebiet Gefahr, da angesichts des von de: britischen Regierung am 3l. Januar angeordneten Mißbrauchs neutraler Flaggen und der Zufälligkeiten des Seekrieges nicht immer vermieden wer en kann, daß die auf feindliche Schiffe berechneten Angriffe auch neutrale Schiffe treffen. 3 Die Schiffahrt nördlich um die Shet- lands-Jnseln. im östlichen Gebiet der Nord see und einem Streifen von mindestens 30 Seemeilen Breite entlang der nieder ländischen Küste ist nicht gefährdet. Berlin. 4. Februar. Der Chef des Admiralstabs der Marine, gez, von Pohl: — Der Amsterdamer „Telegraaf" meldet aus Tluis: An der Aier wird hartnäckig gekämpft, obgleich von dort in den letzten Tagen kein Geschützdonner zu vernehmen war. In der Umgebung von Westende spielen sich schwere Lajonettkämpfe ab. Die Deutschen wollen dort die Belgier aus ihren Stellungen verjagen. Die Verluste sind auf beiden Seiten bedeutend. Im Ueberschwemmungsgebiet südlich der Küste steht das Wasser zwei Meter hoch und ver hindert jede Aktion, aber nach den Dünen zu geht der Kampf weiter. Am Mittwoch donnerten die Kanonen den ganzen Tag. Der Geschützdonner klang stärker als zur Zeit der heftigsten Angriffe im Oktober. Die englische Flotte beschießt die ganze Breite von Westende. Das Ergebnis des Tages ist noch nicht bekannt. Auch aus Apern hört man Kanonendonner. — Die Stimmen aus dem neutralen AuSlande mehren sich, denen zufolge die Kämpfe in Flandern — besonders um Upern und im Küstengebiet — an Heftig keit zunehmen. Auch die jenglische Flotte soll erneut vor Westende erschienen sein und den Ort unter Feuer genommen haben, Der amtliche deutsche Bericht erwähnt von diesen Vorgängen noch nichts, da sich die holländische Presse aber in der Regel als gut unterrichtet erwies, hat die Annahme starke Stützen, daß sich in Flandern all mählich entscheidende Ereignisse vorbereiten worauf auch die andauernden Lrtillerie- kämpfe.schließen lassen, die beide General slabsberichte — der deutsche wie der fran- zösische — seit mehreren Tagen verzeichnen. Der jüngste deutsche Bericht vom Freitag erwähnt von Infanterie-Unternehmungen nur einen französischen Vorstoß auf die deutschen Stellungen nordwestlich Perthes. Der Angriff wurde abgewtesen, der Ort Perthes befindet sich aber noch in fran zösischem Besitz, ebenso Le Mesnil. Da gegen ist Massiges, wo am Mittwoch der große deutsche Erfolg errungen wurde, in unsere Hände übergegangen. Der fran zösische Bericht behauptet zwar, die Rück eroberung der verlorenen Stellungen, dafür fehlt aber die Bestätigung deutscherseits Die deutsche Front im Gebiet nördlich von Chalons sur Marne, die gegenwärtig heiß umstritten ist, verläuft also über die Orte Somme Py, Tahure. Massiges, zieht sich dann östlich in die Argonnen nach Vienne und le Four de Paris hinüber und geht sodann nordöstlich über Very — Die Russen haben bei Borzymow am Sucha-Lbschnit auch nach der heutigen amtlichen Meldung wieder Versuche gemacht die ihnen in den letzten Tagen entrissenen Stellungen auf den Höhen vor der Sucha zurückzugewinnen. Die Angriffe, die an scheinend mit sehr stark.» Kräften unter nommen wurden, blieben aber ohne Er gebnis. Sie zeugen aber von der Wichtig- teit, die die Rusten gerade dieser St.llung beimessen, deren Eroberung uns Warschau wieder näher gebracht hat. Die Zahl der an der Sucha von unseren Truppen ge machten Gefangenen, die am 3. Februar auf 4000 Mann angegeben wurde, ist in zwischen auf 26 Offiziere und 6000 Mann gestiegen. Rechnet man die russischen Ver luste an Toten und Verwundeten hinzu, so wird der Gesamtverlust der Russen im Sucha-Abschnilt sich allein in den letzten Tagen wohl auf fast ein halbes Armee korps belaufen. Wie stark die russischen Kräfte sind, die hier stehen, ist nicht be kannt. Doch ist es sicher, daß sie wohl mindestens vier Armeekorps ausmachen. Russische Angriffe südlich der Memel, die wohl dem Weg nach Tilsit gelten, wurden wie auch am Tage vorher, zurückgewiesen. Ernsterer Natur scheinen sie nicht gewesen zu sein — Aus Berlin wird berichtet: Ueber S. M. S. „Ayesha" g ht die Nachricht ein, daß der Kommandant, Kapitänleutnant von Mücke, mit dem Landungskorps S. M. S „Emden" in der Nähe don Hodeida (Südwestküste von Arabien) etngetroffen und von den türkischen Truppen mit Be geisterung empfangen worden sei. Nachdem die Fahrt durch die Straße von Perim unbemerkt von den englischen und fran zösischen Bewachungsstreitkräften gelungen war, vollzog sich die Landung an der Küste ungestört in Sicht eins französischen Panzerkreuzers. (W. T. B.) — Bei der allgemeinen Verhaftung der feindlichen Ausländer hatte eine Anzahl Russen, Franzosen und Engländer, welche schon lange in Dresden wohnten und sich bisher gut geführt halten, die Genehmigung erhalten, gegen Bürgschaft Dresdner Bürger auch weiterhin ihren Aufenthalt in Dresden beibehalten zu dürfen. Sie mußten sich jedoch in bestimmten Zwischenräumen bet der Polizei melden. Dieser Vorschrift ist aber eine Anzahl der geduldeten Aus länder seit langem schon nicht mehr nach- getommen, ja es soll auch bei einigen ein gewisser Spionageverdacht Vorgelegen haben deshalb sind sie in diesen Tagen fest- genommen worden und sollen nunmehr dem Konzentrationslager in Nuhleben zu geführt werden. UebrigenS ist die Ueber- wachung der feindlichen Ausländer in allen Städten, wo sie sich noch frei bewegen durften, verschärft worden, da ihr Verhalten nicht immer einwandfrei gewesen ist. Deutliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrtlla, q. Februar M. — Wie wir hören, wird die Postverwaltung mit Adtaus der jetzigen Päckchen-Woche (7. Februar) die Beförderung vou Feldpostbriefe,' nach dem Feldheer im Gewicht über 250 x bis 500 g nicht einstellen sondern solch- Sendaugeu bis aus weiteres dauernd befördern. ---> Frauen, helft den Krieg gewinnen > Um den Hausfrauen aller Stände von Dresden und Umgebung und ganz besonders denn der arbeitenden Klassen die Wege zu weisen, wie sie an ihren Tert dazu bettragen können und muffen, da» gewaltige Ringen des Deutschen Volkes um seine Zukuust zu einem glücklich n Ausgang zu führen, veranstaltet dsr Dresdner Nuionale Frauendienst, dem gegen 60 Frauen vereine aller Richtungen angeschlossen sind, Mittwoch, den 10. Februar dieses Jahres a' ends 8 Uhr vier öffentliche Versammlungen mit der Tagesordnung „Krieg und Küche". Die V riammlungen finden gleichzeitig in Dresden-ANstadt (Tivoli Wettinerstraße), Strießen (Kaiser Barbarossa), Löbtau (Drei Kot'erhof, KesselSborserstraße) und Mickten (WatzllS Konzerisaale Kötzschenbrodaerstraße) uatt. (In Neustadl läßt sich leider keine Versammlungen ermöglichen, da alle in Be tracht kommenden Säle mit Militär belegt sind) Sachkundige Rednerinnen werden die Hausfrauen über die durch den Krieg ge- >cbaffenen veränderten Verhältnisse bezüglich ver Lebensmittelversorgung und über die ihnen daraus erwachsenen besonderen Pflichten gegen ras Vaterland ausklären und sie, gestützt aus die Ergebnisse wissenschaftlicher Unter suchungen und praktischer Erfahrungen, aus eine zeitmäßige, billige und gesunde Ernährung während der Kriegtest Hinweisen. Mit Rück sicht aus die Lößnitzortschaften wird eine der Versammlungen, wie oben angegeben, in Mickten abgehalten. Doch ist zu Hessen, daß auch aus anderen Teilen unseres Bezirks sich recht viele Frauen an der Veranstaltung am Mittwoch beteiligen werden. Medingen. Auf dem Felde der Ehre fi.l am 27- Dezember 1914 bei Jnowlodz in Rußland Robert Reinhold Hänschel, Sohn des hiesigen Schleifers Wilhelm Hänschel. Am Tage der Gedächtnisfeier erhielten die liesbetrübten Eltern die schmerzliche Nachricht daß auch ein anderer Sohn von ihneu, in Frankreich den Heldentnd fürs Vaterland gestorben sei. Radeberg. Ein schweres Automobil- nnglück, das den Tod des Herrn Sanilätsrat Dr. Zaengel zufolge hatte, ereignete sich heute vormittag um 10 Uhr auf der Pulsnitzer straße. Kurz hinter dem Giundstück Nr 35 kam der Wagen, den er selbst führte, infolge der Glätte der Straße ins schleudern, kollidierte aus der linken Seite der Straße mit einem Baum und überschlug sich dann im Straßen- graben, wobei Herr Sanitätsrot unter dem Wagen zu liegen kam, und sich schwere innere Verletzungen zuzog. — In einem hiesigen Werke verunglückte gestern in der Ausübung seines Berufes ein Arbeiter dadurch schwer, daß er mit der rechten Hand in die Fräßmaschine geriet. Leider waren die Verletzung derart schwer, daß dem Bedauernswerten zwei Finger amputiert werden mußten. Ausmarsch nach Rußland. Feldpostbrief eines zur Zeit in Rußland weilenden hiesigen Einwohners. Irl Wir schreiben den 14. September. Unsere Kompanie vom 101. Landwehr- Jnfanlerie-Regimrnt kommt eben von einer anstrengenden Bahnhofswache zurück. Anstatt den müden Körper die erwünschte Ruhe geben, müssen wir schnell Pakete packen; denn unier Tournister muß sofort in einen kriegsbereiten Zustand gebracht werden. Er darf also nicht übers Maß hinaus schwer sein. '/»8 Uhr soll die Kompanie marschbereit auf dem Kasernenhof der 141er stehen, um dann vom Graudenzer Bahnhof aus eine sechsstündige Nachtfahrt nach Soldau antreten zu können. Eine große Anzahl von Briefen und Karlen wird eiligst geschrieben, um den Lieben daheim das Nötigste, vielleicht gar den letzten Gruß zu übermitteln. Alle Kameraden sind sich der Schwere des bevorstehenden Ausmarsches in Feindesland voll bewußt. Was jeder denkt, oas bringt der 2. und 3. Korpralschafi gegenüber kurz vor dem Verlassen der Mannschaflsstube Nr. 2. und 3. ein Gefreiter in einer kurzen Ansprache und in dem Vortrag des Gedichtes „Helden von heut" zum Aus druck. Ein Kamerad fordert dann noch mit 'lästigen Worten zu weiterer treuer Kameradschaft n Feindesland aus, und alle legen dieses Gelöbnis ab durch singen des Liedes: „Deutschland Deutschland über alle-l". Mit Pfe fenklang und Trommelschlag gehl es dann zum Bahnhof. — Früh 4 Uhr stiegen wir auf dem Bahnhof Soldau aus. Zusammen gerüttelt und.geschüttell, halb ausgeschlafen n der frischen Morgendämmerung leicht röstelnd stehen wir Stunden lang vor einer großen, unübersehbaren Ebene. Ob hier chon die wilden Russen gehaust haben, gegen die wir nun tnS Feld ziehen sollen? Die Antwort wird sich jeder gleich selbst geben önnen. „Guck, Kamerad, die vielen Bretter, die sie hier von der Schntzwand am Bahn« gleis weggerissen haben! Hier fehlen starke Planken! Sicher haben sie zum Lagerfeuer yerhalten müssen!" Mit schwerem Schritt marschieren wir durch die Stadt (ungefähr 4—5000 Einwohner). Hier haben die Russen ein Haus nieoergedrannt, dort eine Fabrik, hier einen Laden! Am weiften sind die Häuser am Markte hetmgesucht worden. Nur wenig stehen noch unversehrt. Nicht einmal vor der Kirche hat die rohe Horde Halt ge macht. Am Ostende der Stadl, also dort, wo die Russen zuerst einbrachen, zeugen deutsche und russische Gräber von den stattgefundenen Gefechten. Em russisches Grab links am Wege lenkt unser Augenmerk besonders auf sich. Ein Doppelkreuz, das Symbol d«s griechisch« katholischen Glaubens, mit einer Russenmütze und einem Ladestreifen eines Maschinengewehres behängt, außerdem mehrere zerbrochene russische Jnfanteriegewehre schmücken den Grabhügel. Je weiter uns die Landstraße über das Dorf Kyschienen nach dem herrlichen Grenzorte Jllowo führt, umsomehr werden wir Augen zeugen russischer Barbarei und umsomehr faßt uns daS Entsetzen über die schrecklichen Ver wüstungen und Schandtaten unserer Feinde an der deutschen Ostgrenze. Viele Bauern« gehöfi« und Wohnhäuser sind vollkommen dem Erdboden gletchgemacht. Beim Einnehmen ihrer Mahlzeiten mögen die aufs Felo ge schafften Bänke der niedergebrannten Bahn« hoksschule, ferner Sofas, Polster- und Rohr stühle ein« recht willkommene Sitzgelegenheit gewesen sein, die nun ausgeschnitten oder zer brochen umher liegen. Das Klavier dort auf der Wiese mag von dem moSkowitischeN Tafel musiker wohl auch nicht gerade mit zarten Vwiuojenfingern gespielt worden >ein! Freilich scheint die lustige Kriegergesellschast zuletzt recht unangenehm vom deutschen Arullene- und Geweyrfeuer überrascht worden sein, denn sonst hätten sie wohl das fette Schwein hier links im Straßengraben und die fette Kuh dort rechts ans der Wiese nicht zurückgelassen. Eine große Anzahl Hühner und Gänse aber icheinen sie doch noch kurz vor der Flucht ge- ichlachiet zu haben, denn sonst sähen die Febern im Straßengraben teilweise nicht so krisch aus. In Jllowo scheinen es die Feinde besonders auf die schönen großen Häuser ab« gesehen zu haben, wie z. B. Hotel Bismarck, Drogerie usw. Singernähmajchine und Tee kanne, Polsterstuh! und Schulwandtasel, Straßenlaterne und Speiseteller waren plötzlich widerwillig zum Invaliden erklärt worden und ruhen nun von ihren ungern erlittenen Strapazen im Straßengraben aneinander auS. Ler Grenzorl Jllowo scheint innerhalb von wenig Jahren rasch emporgeblüyt zu sein, denn sonst würden sein großer Bahnhof und ^eme umfangreichen Fabriken nicht so neu Fortsetzung aus Ser vierten Sette,