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Ottendorfer Zeitung : 12.02.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191502129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150212
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-02
- Tag 1915-02-12
-
Monat
1915-02
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.02.1915
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Rriegsbrot. Die Regierungsmatznahmen nur dauernden Brotversorgung des deutschen Volkes zur Kriegszeit sind in ihrem Sinn nicht überall richtig verstanden worden. Ausklärung tut hier immer noch dringend not, damit dem zweifellos vorhandenen Willen rum Sparen sich das Können rugesellt. Was verlangt wird, ist lediglich das Ausgeben des bisherigen Überflusses. Um die vorhandenen Vorräte so zu strecken, daß wir dauernd mit Brot versorgt sind, bieten sich drei Möglichkeiten, die auch alle drei den behördlichen Maßnahmen zu grunde gelegt sind. Zunächst gilt es unmittelbare Ersparnisse an Backwaren zu machen durch Herabsetzen des bisherigen Verbrauchs. Das ist durchaus möglich, wenn man nur jede unsinnige Ver geudung unterläßt. Man greife nie gedanken los be^ der Mahlzeit -um Brotkorb, sondern nur bei wirklichem Bedarf, man beschränke seinen Weizenbrotoerbrauch auf das erste Frühstück, man schneide nie mehr Brot ab, als tatsächlich verzehrt wird, werfe nie Brot reste und Brotrinde weg und bewahre das Brot kühl und trocken auf, um selbst dem geringsten Verlust durch Verderb vorzubeugen. Ferner müssen die vorhandenen Getreide- bestände besser ausgenutzt werden. Es muß schon jetzt mehr dunkles Brot gegessen werden; die dunklen Mehle sind zwar etwas schwerer verdaulich (müssen also gut gekaut werden), aber sie enthalten mehr Eiweiß und haben daher sogar mehr Wert als die Hellen. Teils sind freilich diese dunklen Brote der Be völkerung zu sauer, dann soll der Bäcker einen Teil des Sauerteiges durch Hefe ersetzen, und der Mißstand ist behoben. Auch das Vollkorn, brot ist durchaus einwandfrei und gut; die geringere Verdaulichkeit läßt sich jederzeit durch mehr Bewegung (Spazierengehen) wettmachen. Die dritte Möglichkeit zur Streckung unsrer Mehlvorräte bildet die Schaffung und der Verbrauch von Ersatzmitteln für das Brot mehl. Gerste, Hafer, Buchweizen, Hirse, Mais u. a. m. können als solche verwendet werden; ein Zwang dazu besteht nickt, weil auch diese Mittel nicht etwa im Überflüsse vorhanden sind. Gesetzmäßig geregelt ist nur der Zusatz von Kartoffeln, von denen im Verhältnis am meisten Vorräte zur Ver fügung stehen. Je nachdem man gekochte oder rohe Kartoffeln zusetzt, muß man das Backverfahren einrichten, um weder zu trockenes noch .klitschiges" Brot zu erhalten. Der Prozentsatz der erforderlichen oder er laubten Kartoffelbeigabe zum Brotteig ist ge nau bestimmt, und je nach seiner Höhe be mißt sich auch die Verpflichtung, das Brot als „^.-Brot" oder »L. L-Brot" zu bezeichnen. Außer der Kartoffel kommen als ausgezeich nete Zusatzmittel noch in Betracht die Zucker rübe, der Zucker und verschiedene Syruparten. Vorgeschrieben ist auch ihre Verwendung noch nicht, aber sollte es notwendig werden, so wäre es ganz gut, zumal Zucker die Säure der dunklen Brote dämpft. Es handelt sich in letzter Linie um eine Frage der Anpassung und um eine nationale Pflicht. Mit brutaler Offenheit hat England erklärt, es werde Deutschland.aushungern", d. h. es werde auch das siegreiche Deutsch land zwingen, einen schimpflichen Frieden zu schließen, weil keine Nahrung für die Massen vorhanden ist. Mr. Greys Rechnung ist falsch. Wir sind nicht wie England zum größten Teile auf die Einfuhr von Nahrungs mitteln angewiesen und niemand braucht in Deutschland bis zur nächsten Ernte Not zu leiden, wenn er von alten Gewohnheiten läßt und nicht gedankenlos ißt ohne das zwingende Bedürfnis. Die Sache mit unseren Vorräten liegt so, daß wirweniger haben, als wir gewöhnt sind zu essen, daß wir aber immer nochmehr haben, als unser Bedarf zum Leben ausmacht. Wenn wir also kriegsgemäß essen, kann uns kein Hunger bedrohen, und Englands brutaler Plan ist ein Schlag ins Wasser. Ganz sicher scheint die neue Kriegsnahrung im ersten Augenblick nicht so schmackhaft als die Nahrung, an die wir bisher gewohnt waren; aber es ist schließlich nur eine Frage von Tagen, bis die .Anpassung an die neue Ernährung" erfolgt ist. Wem wird es schwer fallen, eine kleine Unbequemlichkeit in Kauf 6s braust ein Kuf. 38j Roman von Max Arendt-Denart. (Schluß.) .Und wieder ist es über mich gekommen," fuhr der Buchwaldbauer fort, .auf dem Schlachtfeld, als ich ganz hilflos dag'legen bin. Da dacht' ich mir gleich; Nun mußt du, ob du willst oder nicht, ia doch in sein Haus. Und inzwischen hast du hier mein' Sach' mit Hannemann vertreten und inzwischen hat dein Junge meinem im Getümmel von Mülhausen das Leben gerettet. Was hat der Junge nicht alles von Hermann Ferchhammer geschrieben, und was hat er nicht von seinem Jammer lager alles nach Hause schreiben lassen, wie jetzt mein Weib erzählt hat. Du hast meinem Weib daS Leben gerettet, dein Bub dem meinen, du hast meinem Weib, als sie ganz arm war, eine Freistatt gewährt und hast mich bei dir ausgenommen. Ich hab' einst gesagt, Gott kann für einen Mord keine andere Sühne annehmen als den Tod des Schuldigen — das ist jetzt anders: Ein Leben für ein Leben. Wir sind jetzt quitt, Anton Ferchhammer, und ich bitt dich, verzeih' mir, und ich dank dir für alles, was du an mir getan hast. Du könntest mir jetzt in meiner schweren Gewissensnot am besten helfen, wenn du mir von ganzem Herzen vergeben willst, wie ich dir vergeb," fügte er ganz leise hinzu. Anton Ferchhammer war noch dichter zu ihm getreten und streckte ihm beide Hände hin: .Da, Duchwaldbauer, ich weiß von nichts mehr — aber deine Verzeihung kann ich nicht zu nehmen, wenn er an die Opfer denkt, die unsere Väter. Brüder und Söhne freudig auf dem Felde der Ehre bringen. Wir sind daran gewöhnt, fünfmal am Tage zu essen und hätten doch mit dreimal genug. Denken wir daran, daß jeder Bissen, den wir von unserm bisherigen Ernährungsüberschuß (nicht von unserm Nahrungsbedarf) sparen, ein Schuß ist in das Herz unseres Feindes England. Jeder kann somit helfen, den Feind jenseits des Kanals zu besiegen. v. verschiedene Uriegsnachrichten. Von der mil. Zensurbehörde zugelassene Nachrichten. Die Blockade-Erklärung gegen England. Die Erklärung des deutschen Admiral stabes, wonach die gesamte englische Küste und der Kanal blockiert ist, hat im ganzen Ausland großen Eindruck gemacht. Man nimmt allgemein — im Gegensatz zu franzö sischen und englischen Pressesttmmen — an, daß Deutschland in der Lage sein werde, seine Drohung gegen England auszuführen. Die Mitteilung englischer Blätter, daß es wegen der Blockade-Erklärung zwischen der amerikanischen und der deutschen Regierung zu Mißhelligkeiten gekommen sei, entspricht nicht den Tatsachen. Auch die Ver. Staaten erkennen wie die übrigen Neutralen die Berechtigung des deutschen Vorgehens an. Einstellung englischer Dampferlinien. Wie der .Essener Generalanzeiger' aus Rottcrdanl erfährt, meldet der»Nienwe Rottcrdamsche Courant': Infolge der begonnenen deutschen Blockade haben bis Donnerstag mittag die White Star Line in Liverpool und Ä7 andere englische Schiffahrtsgesellschaften den Dampfer- Verkehr eingestellt. — Wie aus Kopenhagen verlautet, planen die dortigen Grotzkaufleute ihren Handelsverkehr nach England, der sehr bedeutend ist, einzu stellen, um nicht ihre Schiffe der Gefahr der Bcrnichtung durch deutsche Untersee boote auszusetzen. , Die bisherigen französischen Verluste. Die .Frankfurter Zeitung' meldet aus Genf: Ein hiesiger Vertrauensmann französischer Blätter erhielt aus Paris die Meldung, in höheren Militärtreisen sei ein Geheimbericht im Umlauf, wonach die Verluste Frankreichs an Gefallenen bis Ende Januar über 450000 betragen. In dieser Ziffer seien nur die französischen Soldaten aus Frankreich eingerechnet. — Die Statistik sei nach Aus weis der zurückgelieferten Erkennungsmarken auf Grund der amtlichen Berichte ausgestellt. * Russische Eingeständnisse. Der Petersburger »Rußkoje Slowo' meldet aus Tiflis: Die Türken erhielten in der letzten Zeit im KmltasuS bedeutende Ver stärkungen und griffe» die Russen an. Nach hartnäckigen Kämpfen mußten die Russen den gesamten Tschorok- Bezirk räumen. In den Reihen der Türken kämpfen zahlreiche Mohammedaner, die russische Untertanen sind. Tränme im Zarenreich. Den »Hamburger Nachrichten' zufolge sagt das Organ Sasonows in einer Besprechung des russisch-türkischen Krieges, die Russen hätten in vielen Kriegen mit der Türkei unzählige Opfer gehabt, aber die Früchte hätten stets andere eingeheimst. England habe Ägypten und die großen Inseln. Italien habe Tripolis, Osterreich-Ungarn die Herzegowina und Bosnien, Griechenland Saloniki, Serbien Mazedonien gewonnen; Rußland aber habe garnichts bekommen. Jetzt gebe es aber für Rußland keine Rücksichten mehr. Konstantinopel mit den Darda nellen, das südliche Ufergebiet des Schwarzen Meeres, das künftig das Russische Meer heißen solle, würden in dem jetzigen Kriege sein Lohn sein. — Natürlich wenn — Rußland siegt!! * Ausdehnung des Heiligen Krieges. Aus Konstantinopel wird berichtet: Afghanistan hat nun, wie „Tasfir" nehmen. Denkst denn immer noch, daß ich deinen Bruder auf dem Gewissen hab'?" .Davon wollen wir beide nimmer sprechen. Es ist zuviel, was ich dir abzubitten hab', daß ich davon nicht mehr reden darf." .Martin Wehrlin, so wahr mir Gott helfe, ich weiß von deinem Bruder nichts. Noch immer hoff' ich, daß eines Tages ans Licht kommen wird, wie er ums Leben kam." Der Buchwaldbauer schüttelte den Kopf. »Es ist jetzt alles gleich. Ich will meinen Frieden haben mit dir und will, wenn du einen Krüppel gebrauchen kannst, als dein Schaffer bei dir bleiben." Tief erschüttert stand Anton Ferchhammer an dem Bette des Mannes, der über zwanzig Jahre sein Todfeind gewesen war und der jetzt, zerschlagen und zerschmettert und voller Reue, vor ihm lag, der aber dennoch den bösen Verdacht hegte, daß sein Wohltäter und Retter ein Mörder sei. Auf dem Hofe draußen wurden verhaltene Stimmen hörbar und auf dem Einsahrtswege. der schon seit Beginn der Verwundetentrans porte mit Stroh belegt war, schnaufte ein Automobil heran. .Wart' einen Augenblick." sagte Ferch hammer und war zufrieden, daß er aus dem Zimmer gehen konnte, um seiner Rührung Herr zu werden. Er eilte hinaus auf den halbdunklen Hof. Da waren mit dem Krankenautomobil aus dem Mülhausener Krankenhaus fünf Ver wundete gekommen, unter ihnen Richard und Johannes Wehrltn, sowie die beiden Ferch hammer. Mit wehem Schmerz sah Anton Ferch berichtet, den Heiligen Krieg amtlich er klärt. Mit ihm werden Beludschistan und die Stämme Ost Persiens am Kriege teilnehmen. Angeblich sind es deutsche Offiziere, die die Rüstungen über wachen. Tie reguläre Armee wird auf 5V vvv bis VV vvv Mann geschätzt, mit den waffenfähigen Mannschaften Belud« schistans und der ostversischen Stämme auf 100 000 bis 130 000 Mann. Italienische Blätter berichten aus Mailand, daß 2V000 bewaffnete Beduinen aus der Cmenaika unter dem Befehl von türkischen Offizieren gegen Ägypten ziehen. Auch im Sudan ist man zum Ausstand entschlossen, sobald es den Türken gelingen sollte, den Suezkanal zu überschreiten. Nach überein stimmenden Meldungen aus verschiedenen Quellen ist Ägypten von allen Seiten bedroht. Mie lange nock? Antworten auf eine Umfrage. Die amerikanische Zeitung ,New Jork American' veröffentlicht unter dem 2. Februar eine Reihe von Antworten, die ihm auf eine Umfrage zugegangen sind. Am diplomatischsten und klügsten ist die Antwort des deutschen Botschafters Grafen B e r n st o r f f: .Sage icy, daß der Krieg noch lange dauern wird, so wird man dieses sofort im ganzen Lande verbreiten und dahin deuten, daß Deutschland den Krieg gewünscht hat. Sage ich, daß der Krieg nur noch kurze Zeit dauern wird, so wird man glauben, daß Deutschland sich nach dem Frieben sehnt. So ist es mir ganz und gar unmöglich, irgend etwas zu äußern, das nicht Anlaß zu Mißverständnissen geben würde." Der österreichisch-ungarische Botschafter in Washington, Dr. Dumba, erklärt: „Meine Instruktion verbietet es mir leider, irgend eine Unterredung oder dergleichen zu bewilligen. Aber ich benütze gern die Gelegen heit, Ihnen mitzuteilen, daß die Lage auf dem östlichen und westlichen Kriegsschauplatz mich mit der größten Genugtuung erfüllt und daß ich in bezug auf den schließlichen Ausgang unseres Krieges voll Vertrauens bin. Leider sehe ich den Friedensschluß noch nicht in großer Nähe." Der frühere Präsident der Republik Frank reich, Loubet, sagt kühn und selbstbewußt: „Es besteht auch nicht der Schatten eines Zweifels daran, daß sich die Alliierten auf dem Wege zum Siege befinden." Herr Ives Guyot sagt in seiner Ant wort, die gleichfalls nicht von tiefem Verständ nis für die wirkliche Lage zeugt: „Nach sechs Monaten des Krieges ist Frank reich stärker als zu Beginn. Unsere Armee mit der neuen Artillerie ist unbesiegbar. Deutsch land war insofern auf den Krieg nicht vor bereitet, als es nur auf zwei Monate Dauer (!) der Feindseligkeiten gerechnet hatte. Nun empfindet es argen Mangel an Kupfer, Baum wolle und anderen Materialien und beginnt infolgedessen an Kraft nachzulassen (!), während sein Bundesgenosse Osterreich-Ungarn schon ganz erschöpft ist. Das Ende des Krieges ist wohl im Juni zu erwarten, in der Weise, daß die französische, britische und belgische Armee über den Rhein und die russische über die Warthe gehen werden." Herr Noes Guyot wird ja wohl bald sehen, wohin die Armeen der Alliierten gehen werden. Der ehemalige französische Minister des Äußern, Gabriel Hanotaux, ist fol gender Meinung: „Der Feind ist erschöpft; je wütender sein Angriff ist, um so größer sind seine Verluste. In diese Lage wurde er durch die Alliierten gebracht. Er kann auch der Demoralisation durch Hunger, die seine Reihen lichten wird, nicht entgehen. Der endliche Sieg der Alliierten ist sicher." Der Deutschamerikaner Richard Bart holdt, der die Neutralitätsliga begründet hat, schreibt: „Ich glaube an den Triumph Deutschlands. Aber was mich als einen amerikanischen Bürger (geboren in Deutschland) und als Mitglied des Kongresses am meisten angeht, ist, daß dis Ver. Staaten aufrichtig neutral bleiben. Ich weiß, daß wir uns als neutral bezeichnen, aber unsere Handlungen stehen in Gegensatz zu unseren Beteuerungen." Wir in Deutschland — so sehr wir einen baldigen Frieden wünschen — find durch ¬ drungen von der weltgeschichtlichen Aufgabe, die es sür uns zu lösen gilt. Wir fragen nicht wie lange noch, sondern sind entschlossen, durchzuhalten bis ans Ende, n»ie lange eS auch immer dauert. Politische Kunclscbau. Deutschland. * Die nächste Plenarsitzung des Reichstags ist vom Reichstagspräsidenten auf Mittwoch, den 10. März, nachmittags 2 Uhr, festgesetzt worden. Den Gegenstand der Beratung will der Präsident demnächst mitteilen. "In den jüngsten Tagen waren vielfach Notizen zu lesen, in denen für die neue Kriegsanleihe bestimmte Tage als Zeichnungs- bezw. Einzahlungstermin ange geben wurden. Demgegenüber erklärt die .Krem-Ztg.', daß noch nichts Genaues über den Zeitpunkt, zu dem dis zweite Kriegsan leihe herauskommt, feststeht. Daß sie sür das Frühjahr, und vielleicht schon im März zu er warten ist, war seit langem bekannt. *Bei der Reichstagsersatzwahl im bayrischen Wahlkreis Eichstätt wurde Freiherr v. Franckenstein (Zentrum) mit 6678 Stimmen gewählt. 37 Stimmen waren zersplittert. Der bisherige Inhaber des Mandats, Oberregie rungsrat Speck, mußte bekanntlich wegen Be- sörderung im Amte das Reichstagsmandat niederlegen. Offerreich-Ungarn. * Der Rücktritt des gemeinsamen Finanzministers Ritter v. Bilinski ist er folgt. Zu seinem Nachfolger wurde der frühere Ministerpräsident Ernest von Koerber ernannt, welcher in den nächsten Tagen vom Kaiser vereidigt werden wird. England. "Unter allen Klassen der englischen Arbeiterschaft herrscht eine lebhafte Bewegung, die zum großen Teil durch dis von Tag zu Tag mehr fühlbar werdende Teuerung aller Nahrungsmittel herbeigeführt wird. Die Essenbahnarbeiter erwägen trotz aller gegenteiligen Versicherungen der offiziellen Presse ernstlich den Ausstand, wenn sie keine Lohnerhöhung erhalten. In London selbst streiken zurzeit die Angestellten einer Anzahl Motoromnibusgesellschaften, so daß eine Reihe wichtiger Verkehrslinien ein gestellt werden mutzten. Die Leute sind ge zwungen, die Fahrten auch des Abenss in den unbeleuchteten Straßen mit größter Ge schwindigkeit zu fahren, wogegen sie sich wenden. Schweiz. "Zur Deckung eines Teiles der Kosten des Truppenaufgebots während des Krieges hat der Bundesrat die Aufnahme eines neuen Verfassungsartikels beantragt, durch den der Bund befugt wird, eine einmalige direkte Kriegs st euer aufVermö gen und Er werb zu erheben. Das Vermögen unter 10 000 und der Erwerb bis 2800 Franken kleiden steuerfrei. Für die Witwen und Waisen kann das steuerfreie Vermögen erhöht werden. Der Bundesbeschluß unterliegt der Abstimmung des Volkes und der Stände. Dänemark. "Das dänische Regierungsblatt .Politiken" schreibt: Bei der zunehmenden Heftigkeit des deutschen Seekrieges sei es die Aufgabe Däne marks, das zwischen zwei Todfeinden ein geklemmt sei, durch sein unangreifbares Auf treten nach beiden Seiten hin den ehrlichen Neutralitätswillen an den Tag zu legen. Auf diese Weise werde Dänemark die dänische Schiffahrt trotz der jetzigen ernsten Lage sicher durch den Weltkrieg führen. Russland. * In Warschau sind 40 angesehene Polen, an ihrer Spitze Dr. Zawadski und Rechtsanwalt Dzewolski, verhaltet wor den. Ais Ursache sür ihre Verhaftung wurde ihre Freundschalt für Österreich angegeben. "In Odessa herrscht große Nahrungs« mittelnot. Infolge der Überlastung der Eisenbahnen und des Fehlens von Waggons ist die Zufuhr von Getreide auf ein Minimum gesunken. Das Eisenbahnrayonkomitee hat beschlossen, täglich 40 Waggons zur Linderung der Not zu stellen. Hammer seine beiden Jungen, die er jugend strotzend und kraftvoll hinausgesandt hatte, nun an seinem Arme, siech und krank, Artur hatte infolge des Schusses das Auge verloren und trug noch die Stirn in einem Verbände, Hermann aber konnte nicht allein gehen» weil ihn ein Schuß in der Hüfte verwundet und ein Kopfschuß einen schweren Nervenschock ver ursacht hatte. Aber er konnte sie nicht so recht betrachten, denn trotz ihrer Schmerzen erzählten sie ihm unter lachender Seligkeit von dem Fremden, den sie mitbrachten und der auf einer Trag bahre eben aus dem Wagen gehoben wurde. Da stieg aus tiefster Seele des Gequälten ein Dankgebet zu Golt auf, daß er nun end lich nach so vielen Jahren von dem häßlichen Verdacht gereinigt war und daß er es sein konnte, der dem Buchwaldbauern die erste Nachricht von seinem Bruder bringen konnte. Das war eine bewegte Nacht auf dem Ein ödhof. All das Leid der vergangenen Jahre und all seine tiefe Reue, die in ihm in den letzten Tagen immer stärker und stärker geworden war, schluchzte der Buchwaldbauer in den Armen Anton Ferchhammers aus und wollte sich nicht beruhigen, bis die Schwestern mit fanster Gewalt ihn daran gemahnten, daß er, wenn er genesen und seinem neugewonnenen Freunde noch eine Hilfe auf dem Hofs werden wolle, der Ruhe bedürfe. Da stand Anton Ferchhammer auf und ging binüber zu seinen Söhnen, die im Zimmer der Magd gebettet waren. Hermann war in Erschöpfung entschlummert, aber Artur saß am Tische und schrieb. Und Tränen Mira das gesunde Auge, denn sein Brief galt Leo- > uore und war ein Abschied für das Leben. Am andern Vormittag saß Leonore in i Ausübung ihrer Pflicht am Bette eines Schwerverwundeten, als ihr Artur Ferch hammers Brief überbracht wurde. Mit immer wachsendem Erstaunen las sie seine Zeilen. „Liebste Leonor«! Wie es gekommen ist mit meiner jungen Heldenherrlichkeit, weißt Du wohl schon aus der Heimat. Ins Feld kann ick nicht mehr ziehen und auch daheim werde ich zeitlebens nur ein halber Mensch sein, einer, der weder durch seine Persönlichkeit einnehmen, noch durch seine Leistungen die Welt in Erstaunen setzen kann. Das Äuge ist verloren, ob ich je wieder die Arme werde rühren können, so wie es ein Landmann, der etwas leisten will, tun muß, weiß ich nicht. Nur eines weiß ich ganz gewiß, daß ich nicht meine Hand nach einem jungen gesunden Leben ausstrecken darf. Andere kämpfen wenigstens noch und erwerben mit sür eine freie und große Zukunft Deutsch lands das Recht am Ruhm — ich bin schon im Anbeginn fertig und muß untätig zusehen. Mußt drum nickt traurig sein» Leonore, nur stark und mir glauben: Du mußt Dick von mir lösen» mußt Dein Dasein gesunden» starken Armen anvertrauen und glücklich werden. Leb' wohl." Leonore von Carsten überlegte nicht lange. Ms sie am Nachmittag abgelöst wurde, schrieb sie diesen Briet au Artur Ferch hammer:
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