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. o Bezugspreis: vierteljLhrlich ^20 Mark fr« ins In der Geschäftsstelle abgchslt viertel jLhrlich , Mk. Einzelne Nummer m pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »ns So »nabend Nachmittag, 1- Ü Unterüaktung8^ unä Anzeigebkatt D rlnzeiMptett: Liir die Neinspnltigr «erpns-Me »dßr deren Baum ,o pfg. — Im Xeftsmeitil für die kleinspaltige Petit-Keile ss Pf-. Anzet-enannahme bi» Uhr mttt>§». Beilage,^»hr nach Veninb««^. Mit Wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Hindel und Wnndel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". vn»ck u»- Verlag von Hermann Rühle, Buchdrucker«! in Groß-Gkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühl« in Sroß-VkMa. Nittwock), den F0 Februar W5. Nummer (8 Jahrgang Amtlicher Lett. Bekanntmachung. Laut Bekanntmachung des k. und k. österreichisch-ungarischen Konsulates in Dresden vom 30. Januar 1915 haben sich die in den Jahren 1878 bis einschließlich 1890 geborenen Angehörigen der österreichisch-ungarischen Monarchie, welche in dem Konsulatsbezirke Dresden (KreishauptmannschLft Dresden und Bautzen) wohnhaft sind und bei der jetzt stattgehabten Landsturmmusterung mit der Waffe „geeignet" be funden wurden am 15. Februar 1915 bei dem der Monarchiegrenze nächstgelegenen k. k. Landwehr-Ergänzungs Bezirks- Kommando, welches auf dem Landsturmleginmationsblatte angegeben ist, einzutreffen. MM Von dort werden die Einberufenen zum zuständigen k. und k. Ergänzungs-Be zirks-Kommando zwecks Präsentierung und Vereidigung weiter instradiert werden, Ottendorf-Moritzdorf, am 9 Februar 1915. Der Gemeindrvorstand. Neuestes vom Tage. — Der deutsche Generalstabsbericht vom 8. Februar meldet Fortdauern der Kämpfe südwestlich von La Bassöe, wo nach dem Bericht vom Sonntag die Engländer einen deutschen Schützengraben genommen halten. Wie wir richtig vermuteten, spielten sich die Kämpfe bet Cuinchy ab, jenem Oct, in dessen unmittelbarer Nähe die Badener seinerzeit ihren Vorstoß erfolgreich durch führten Ein Teil der von den Engländern eroberten Stellung ist inzwischen schon wieder zurückgewonnen worden. In den Argonnen wurde weiterer Bodengewinn er zielt, ohne daß eine Ortsangabe vorliegt. Der Pariser „Temps" bestätigt nunmehr die Angaben holländischer und englischer Blätter üoer deutsche Offensivmaßnahmen im belgischen Küstengebiet. Demnach scheint man im Lager der Verbündeten in der Tat mit einem in nächster Zeit bevorstehenden allgemeinen deutschen Angriff zu rechnen, dessen Ziel ein Durchbrechen der feindlichen Stellungen und das Vorschieben der deut schen Front nach dem Kanal zu wäre. Es bedarf keines Hinweises, daß ein durch greifender Erfolg in dieser Richtung ent scheidend für den Ausgang des Kampfes tm Westen zu werden vermöchte. Denn gelänge es uns, bei Calais den Kanal zu erreichen, würden nicht nur die englischen Truppentransporte ungeheuer erschwert, sondern auch die britischen Inseln un mittelbar bedroht. Man darf daher den Ereignissen der nächsten Zeit mit großer Spannung entgegensetzen. — Ueber die Kämpfe im Osten schreiben die „Letpz. N. Nachr.": Die Russen in der Bukowina in vollem Rückzug, Ktmpolung von den österreichisch-ungarischen Truppen besetzt, 1200 Gefangene und zahlreiches Kriegsmaterial in den Händen unserer Verbündeten! Das dürste das Ende d-r vielgepriesenen russischen Offensive in der Bukowina bedeuten. Sie war nicht von allzu langer Dauer. Als die Russen seiner zeit Czernowitz, die Hauptstadt der Buko wina, zum zweiten Male besetzt hatten, drängten sie in langwierigen Kämpfen die schwache österreichisch-ungarische Truppe, dir ihnen an Zahl bei weitem nicht gewachsen war, nach dem Süden. Erst später setzte eine planvollere russische Offensive ein Der Zweck der mit starken Kräften unter nommenen Offensive war klar: Die Russen wollten durch den Süden der Bukowina über das Gebirge in Siebenbürgen einfallen Sie wären damit nicht nur in den Besitz eines Landes gekommen, das an wirtschaft lichen Mitteln sehr reich ist und dessen Verlust schon aus diesem Grunde den» Gegner sehr empfindlich sein mußte, wnderu hätten mit der Besetzung auch noch einen politischen Erfolg zu verzeichnen gehabt, der sowohl auf die Haltung Rumäniens wirken als auch in Oesterreich-Ungarn selbst große Erregung Hervorrufen mußte. Um ihr Ziel zu erreichen, mußten nun die Russen vor allem versuchen, sich möglichst schnell in den Besitz der Karpathenpässe zu setzen. Sie rückten, ohne viel Widerstand zu finden, in den Süden der Bukowina vor und gelangten bis Kirlibaba und Jakobeny in das Tal der Bistritza. Kirli baba bildet den Ausgangspunkt des nach Osten führenden Passes, den die Bistritza bildet und der nach den ungarischen Orten Borsa und Rodna führt, während Jakobenh der Schlüsfelpunkt des Passes ist, der durch das Tal der Dorna über Dorna-Watra die Bukowina mit Siebenbürgen verbindet. Ueber diesen Paß, den Borgo-Paß, führt eine alte Heerstraße, die schon im Mittel- alter und sogar zur Römerzelt und bei den Raubzügen der Sarmaten eine Rolle spielte. Bet den beiden Paßeingängen hatten die Russen jetzt starke Stellungen bezogen, di« eine stete Bedrohung Siebenbürgens und des östlichen Ungarns darstellten. Es war klar, daß Oesterreich-Ungarn Mittel auf bieten mußte, die Russen von hier zurück zudrängen. Stärkere Tcuppenmassen wurden bei Dorna-Watra und im oberen Tal der Bistritza versammelt und von hier zu einer Gegenoffensive eingesetzt. Es kam zu den heftigen Gefechten bei Jakobeuy und bei Kirlibaba, in denen die österreichisch- ungarischen Truppen die Sieger blieben, Jedoch leisteten die Russen dicht hinter den beiden Orlen heftigen Widerstand Und erst jetzt ist es gelungen, die Russen zu einem vollständigen Rückzüge zu zwingen. Sie mußten das Bistritza-Tal völlig räumen und sich in das Tal der Moldawa zurückziehen. Auch hierhin folgten die österreichisch-ungarischen Truppen. Sie be setzten die Orte Moldawa, Bceaza und Jzwor, und jetzt sind sie auch in der etwas über 8000 Einwohner zählenden Stadt Kimpolung eingerückt, die etwa 20 Kilo meter nordöstlich von Jakobenh liegt. Da, mit dürfte jetzt wohl die Gefahr eines russischen Einbruches in Siebenbürgen end gültig beseitigt sein. Es ist sogar zu er warten, daß die Russen gezwungen werden noch weiter nach Norden auszuweichen und vielleicht sogar die ganze Bukowina wieder zu räumen. Daß der Rückzug der Russen ein sehr energisch erzwungener war, beweist schon die Zahl der Gefangenen, die sie in den Händen des Gegners lassen mußten. Oertliches nn- Sächsisches. Vitendorf-Bkrilla, 9. Februar Ws'. — Die Ausrufe „Heraus mit dem Golde" hauen auch hier gute Erfolge gezeitigt. Seil Anfang Januar sind bei der Gemeindekasse Oltendorf-Moritzdorf und dem hiesigen Postamt insgesamt 19800 Mark Goldmünzen ein, gewechselt worden. Aber in manchem Strumpfe n und manchem verborgenen Winkelchen des Geldtäschchen stecken noch genug. Uud welch nettes Sümmchen zusammenkommen wird, wenn dis Goldstückchen in die Kassen strömen, die als Andenken — unglaublich und doch wahr — zurückgehalten werden. Also „Heraus mit dem Golde!" — Sparsamkeit in der Verwendung der Nahrungsmittel. Wie wir schon mehrfach mitteillen, erfordert die gegenwärtige Kriegs lage gebieterisch die größte Svarsamksit in der Verwendnng der Nahrungsmittel. Vor allem ist eine möglichste Einschränkung des Verbrauchs von Weißbrot (Semmeln, Brötchen) geboten. Zu diesem Zwecke hat jetzt die Königliche Generaldirektion die Sächsischen StaalSeisenbahnen mit sofortiger Wirksamkeit angeordnet, dbß in den Bahnhofs- und Büffettwirtschafien sowie in den Kantinen im Bei eiche der sächsischen Staatseisenbrhn- verwaltung künftig die Verwendung lediglich von Kriegsdrot als Regel zu gelten hat und daß Weißbrot (Semmel Brötchen) nur aus nahmsweise auf besonderes Verlangen zu verabfolgen ist. Es soll daher insbesondere Kriegöbrol künftig in den Fällen verwendet werden, wo bisher Weißbrot als Zugabe zu warmen oder kalten Speisen verabfolgt wurde, auch soll an der Stelle der bisher üblichen belegten Semmel oder Weißbrötchen künftig nur belegtes Kriegsbrot ausgelegt und angeboten werden. An den bisherigen Preisen wird oadurch nichts geändert. Im Interesse der allgemeinen Sparsamkeit toll ferner auch das Auslegen von Brot (Weiß, und Kriegsbrot) auf den Tischen zur beliebigen Verwendung der Gäste unterbleiben Diese Verfügung hat auch für den Speisewagenbetrieb zu gelten. Bautzen. Großseueralarm ries am Sonnabend abend 9 Uhr in der Be- woynerfch ist Aufregung hervor, Es brannte oie auf dem Areal des Proviantamtes errichtete Feldbäckerei, die zehn Bicköien umfaßte und >en getarnten Brotbedarf der jetzt um über >as Doppelte starken Garnison zu oecken hatte. Der 3 Meter hohe und 20 Meter lange Holzfachwerkbau stand bald über und über in Flammen und wurde vollständig in Asche elegt. Leider sind dabei 75 Zentner Roggen- mehl, 8 Zentner Kartoffelmehl und 8 Zentner Kanoffelslicken den Flammen zum Opfer ge fallen. Große Gefahr bestand sür die un- mutekar anstehenden Magazine des Proviant- amie-, die reich mit Vorräten ungefüllt sind und deren Vernichtung ungeheuren Schaden angerichiet hätte. Bei den Löscharbeiten trat zum ersten Male die neue Motorspritze der Weigangschen Fabrikseuerwehr, die nach dem großen Brande der Weigangschen Fabrik neschafft wurde und in der Minute 1000 1 Wasser gibt, in Tätigkeit. Die Entstehungs Ursache ist allem Anscheine nach in Selbst entzündung zu suchen. Oschatz. Vom Montag, 8. Februar, gilt für alle Gastwirtschaften in Oschatz eine ein heitliche Polizeistunde. Fünf Minuten nach 1 Uhr darf kein Gast mehr im Schankraunu weilen oder bewirtet werden. Wirt und Gast machen sich strafbar. Jugendliche dürfen nach 9 Uhr abend weder in einem Gasthause., noch Cafe, noch Kino verweilen, außer in Be gleitung ihrer Eltern. Meerane. Zum Ankauf von 300 Zentner frischem Speck bewilligten die Stadt verordneten einstimmig die Summe von 40000 Mark. Dieser Speck soll von der hiesigen Fleischer-Innung gepöckelt und ge räuchert und dann gegen Erstattung der Ün kosten der Stadl zur Abgabe an die Ein wohnerschaft überlassen werden. Die Vorlage gelangte einstimmig zur Annahme. Ausmarsch nach Rußland. Feldpostbrief eines zur Zeit in Rußland weilenden hiesigen Einwohners. (Fortsetzung.) Der Ort war vollkommen ausgestorben. Wir hatten hier genügend Zeit, um eine russische Dragonerkaserne mit ihren Kammergebäuden, besser gesagt Kammsrscheunen, zu besichtigen. Die verschiedenen Bekleidungs-undAuSrüstungs- gegenstände, sogar Bibilotheksbücher, Bettstellen Leuchter usw. lagen dort wild durcheinander. Hier schon bekamen wir den Vorgeschmack polnischer Wirtschaft. Die Post, viele Wohn« Häuser und das Elektrizitätswerk wurden an gesehen. Letzteres war noch gut erhallen. In den übrigen Gebäuden aber herrschte größte Unordnung. Das einfache Postgebände war vollkommen wie auf den Kopf gestürzt. Der Geldschrank, Pulte, Tische, Bänke, Regale, Bücher usw. alles zersprengt uud zerbrochen wild durcheinander. Wer so etwas noch nicht gesehen hat, macht sich davon keine deutliche Vorstellung. An den Wohnhäusern, die zum größten Teil aus Holz gebaut waren, fiel mir auf das die meisten eine Bade- oder Dusch einrichtung besaßen. Der Russe soll am Körper sehr reinlich, umso schmutziger aber in seiner Wäsche sein. Es soll Vorkommen, daß sie acht Wochen lang dasselbe Hemd aus dem Leibe tragen. Bald sollen wir Gelegenheit haben, russische Einwohner in ihrer ganzen Aufmachung kennen zu lernen. Nach kurzem Weitermarsch gelangten wir */,3 Uhr in der Garnisonstadt Mlawa an und machten kurze Zeil auf dem Marktplatz Halt. Das Städtchen war von den Einwohnern nicht verlassen. Unter ihnen fielen uns die Männer am meisten auf. Ihr schwarzes niedriges Käppchen und ihr langer, schwarzer, schmieriges Mantel und ihre langen schwarzen Schaftstieseln paßten recht gut zu den düsteren, finstern Gesicht mit dem langen schwarzen Vollbarl. Alles russische Juden! Manche Männer hatten sich sogar schon in ihren dicken Wintermantel gehüllt und verschiedene Frauen in dicke Umhänge tücher, gerade als wenn schon strenger Winter wäre und doch schrieben wir erst den 15. Sept. Kurz nach Mlawa erlebte unsere Kompanie eine Episode, die uns unvergeßlich bleiben wird. Rechts auf der Höhe wurden den plötzlich in guter Deckung Schützen entdeckt die unsere Kompanie zum sofortigen Ans- schwärmen veranlaßten. Sollte uns dieser erste Tag in Feindesland eine gründliche Feuertaufe bringen? Die Feder, vielmehr der Soldatenbleistift weigert sich, diese. Frage zn beantworten. Zum Schluß wurde gesammelt und weiter ging es nach Südosten zu dem Feind entgegen. Von den passierten Dörfern war eines immer trauriger als das andere, und trotzdem waren wir froh, als wir endlich l/, 8 Uhr in dem elenden Strohbudennest Notzartschewo in ein paar furchtbar zugingen windschiefen Scheunen unseren todmüden Körper zur Ruhe auSstrecken konnten. Bevor es zum Verkriechen ins Stroh oder Heu kam, mußte sür jedes Quartier eine Laterne geschafft werden. Leider hatten unsere polnisch sprechenden Kameraden als Dolmetscher wenig Erfolg; den eine lampa (Lampe) oder laternia (Laterne) war ber armen Bevölkerung mit dem besten Willen nicht aufzutreiben. Zum Glück haben uns die polnischen Einwohner sowohl als auch die russischen Kosaken und Dragoner in unseren finsteren Nachtquartier immer hübsch in Ruhe gelassen. Am nächsten Tag marschierten wir als Ärtilleriedeckung weiter ostwärts bis nach Pjcholli-Cernie, wo wir einen Schützengraben auswerfen mußten. In meinem Leben werde ich nicht, wenn ich an dieses Dorf zurücköenke, oie am ganzen Leibe zitternde Bauersfrau Fortsetzung auf der vierten Seite,