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Ottendorfer Zeitung : 28.04.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191504288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150428
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150428
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-04
- Tag 1915-04-28
-
Monat
1915-04
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.04.1915
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frieäensgerücbte. Bei den meisten Kriegen, so noch bei dem kapanffch-ruisilchen und italienisch-türkischen, ktnd den eigentlichen Friedensverhandlungen B-lprechungen von privaten Unterdändlern rvrausgeaangen, die -war in Fühlung mit l>n beteiligten Regierungen standen, aber Snne bestimmten Äustrag vorgingen, deren Tätigkeit aiio unverbindlich war. Sind etwa jc^t auch schon solche diplomatischen Frankti- r-ure zur Aulllärung des Friedensgeländes an der Arbeit? Wirklich scheint in manchen Ereilen das Gerächt umzugehen, daß mit T-isien des Reichskanzlers heimliche Fühlungen zwischen deutschen und englischen Zwischen- üügern stattiänden. In Wahrheit ist nichts d-i gleichen im Gange. Wer sie erfindet, ist «fg Intrigant, und wer sie glaubt, ist ein Schwachkopf, und wer sie weitergibt, ist ein leichtfertiger Klatschträger. Trotz der unzweirelhaften Übermacht, die wir bisher gegen unsere Feinde behauvtet Hai en, ist die erste Voraussetzung zum An- bandeln von Friedensverhandlungen nicht ge- grven. dak nämlich die Feinde, einzeln oder insgesamt, des Krieges müde bereit sind, den Tagen der beiden Zeniralmächte den Sieges preis zuzuerkennen. Die französische Regierung, die am meinen Grund hätte, den Frieden herbeizuführen, treibt mit fortgesetzter Täu schung des eigenen Landes über die wahre Kriegslage ein tolles Verzweiflungsspiel, besten Triebfeder die Angst ist, von dem Unwillen des aufgeklärten Volkes hinweggesegt zu werden. Räch der.TailyMaii'hat der ameritanischeOberst Hnufe. ein privater Friedensvermittler, an die amtliche französische Stelle eine An rage über die Möglichkeiten der Einleitung von Friedens verhandlungen gerichtet und die Antwort er halten, daß die Zeit für die Vorlegung eines derartigen Vorschlages noch nicht gekommen sei. Ein Abschluß des Krieges im gegen wärtigen Zeitpunkt würde nur Deutschland zugute kommen und die Ziele der Verbün deten, die Vernicklung des preußifchen Mili tarismus. durchkreuzen. Man denkt in Frank reich nicht an Frieden, solange man noch — aus England und Ruhland stoffen darf. In England herrscht grö ere Klarheit im Volke, die Vreffe ist freier und sängt neuer dings an. die Regierung zum Teil scharf zu kritisieren. Auch die Berichte von French sind »iel objektiver gehalten als die täglich zwei mal erscheinenden Berichte des französischen Kriegsministeriums, die seit Monaten unauf hörlich leichte Geländegewinne. Fortschritte der Joffreschen Offensive und Verluste über Verluste der Deutschen melden. Die.Dai'y Mail' sagte dieser Tage rundheraus: „Bis jetzt ist Deutschland der Sieger." Aber auch in England herrscht noch lange kein Friedensbedür'nis. Man hofft in Eng land vor allem auf Ruhland. und man möchte den Krieg unter keinen Umständen beenden, ehe nicht das geheimste Ziel der englischen Politik erreicht ist. nämlich die völlige Erschöpfung aller Festlandsmächte. England will für die nächsten Jahrzehnte Ruhe haben, will sich nicht um europäische Politik kümmern brauchen, um sich ganz seinen weltpolitischen Aufgaben widmen zu können, die besonders im fernen O en durch Japans Vorgehen alle Kräfte erfordert. Die Londoner .Times' brachten neulich einen Leitartikel, in dem ausgesührt war. daß der Frieden zu haben wäre, wenn Teutlchlanü sich bereit zeigte, gegen koloniale Entschädi gungen, z. B. in Mittelafrika, das Königreich Belgien in vollem Umfange und aller seiner früheren Unabhängigkeit wiederherzustellen. Einige deutsche B älter fühlten sich dadurch in der ganz willkürlichen Annahme beunruhigt, daß die Reichsregierung auf diesen Ge danken eingehen könne. Wie man das dem Reichskanzler nach seinen bündigen Erklärungen über das Durchhalten und die stärkere Siche rung unserer Zukunft zutrauen tann, ist ganz unerfindlich, es fet denn, daß es sich aus per sönlicher Voreingenommenheit gegen ihn er klärt. Wahrscheinlich stehen jene Gerüchte über heimliche Friedensoermittlungen hiermit im Zusammenhang. Dann aber müssen sie erst recht als grundloses und schädliches Ge rede zurückgewiesen werden. Was Rußland anbelangt, so denkt man dort trotz der erlittenen schweren Niederlagen wohl am wenigsten an Frieden, es sei denn, daß Deutschland und Osterreich-Ungarn sich entschließen könnten, die Türkei ihrem Schick sal zu überlassen. Es wird nämlich immer deutlicher, datz Rußland nach seiner unge heuren Niederlage in den Karpathen die -Hoffnung au gegeben hat. über Wien und Budapest nach Berlin zu marschieren und daß es aus dem Zusammenbruch des Riesen- angrches gegen Deutschland und Österreich« I ngorn vor allem eines retten möchte: die Hoffnung auf Konstantinopel. Die russischen Machibaber wissen sehr wohl, daß sie aus dem Meer von Blut, das sie in barbarischer Rücksichtslosigkeit vergossen haben, nicht mit leeren Händen heimkommen dürfen. Sie fürchten sich, von einem Frieden zu sprechen, der ihnen nicht reichen Gewinn sichert. Wohin man alio blickt — die Zeichen der Zeit deuten nicht auf Frieden. Friedens verhandlungen entbehren zurzeit jedweder Grundlage: daran müssen wir festhallen und nicht durch gieriges Aufgreisen und Weiter tragen unsinniger Gerüchte den Geist ge fährden. der unser Volt beseelt und der ge tragen ist von der Entschlossenheit, auszu harren, bis unsere Feinde überwunden sind und bis sie ohne Winkelzüge und Hinter gedanken einen Frieden vorschlagen, der für uns ehrenvoll ist und der uns die Gewahr dafür gibt, daß die kommende Generation vor heimtückischem Überfall und iriooler Heraus forderung gleichermaßen gesichert ist. Das war im August das Ziel inneres heiligen Kampfes. Wir wollen es uns nicht durch den Klatsch der Gasse verrücken lasten. I). verschiedene Unegsnachrichten. Von dermil.Zensurbehörde zugelaffene Nachrichten. Erfolge der deutschen ll-Boote. Ein Heldenstück eines unserer Unterseeboote wird erst letzt bekannt. Von zuoerlälsiger Seite wird der .Voff. Ztg.' berichtet. Ein in dielen Tagen von einer Unter nehmung zurückgetchrteS deutsches Untersee boot hat den englische» Ftschdampfcr „<§lcn- carsc" an der schollt chen Küste in der Nähe von Aberdeen aufgebracht und ist mit ihm in einen deutschen Nordscehafcn eingclaufcn. Einem unserer Unterseeboote ist es also mög lich gewesen, einen an entlegener feindlicher Külte aufgebrachten Fischdawpfer in langsamer Fahrt unoehelligt über die ganze Nordsee hinweg in einen deutschen Hafen einzubrmien. Diese Tat sache kennzeichnet in schlagender Weise die Unhalt barkeit der von engli cher Seite verbreiteten Be hauptung, daß die briiilche Flotte die Nord ee beherrsche. Außerdem straft die glänzende Lat des deutschen U-Bootes auch die jüngst von der britischen Admiralität kundgegebene Anschauung Lügen, daß es den deutschen Unterseebooten nur daraus ankomme, fremdes Eigentum und Menschen leben zu vernichten. Handels- und Verkehrsstockungen in Frankreich und England. Welche verhängnisvollen Folgen verdeutsche v«Kiieg für den Handel der Verbündeten nach sich zieht, beweist wieder einmal ein Alarm-Artikel des .Temps', der feststem, dai der vormals io blühende französische Süd fr ü chte h and e l seinem völligen Ruin entgegengeht. Der .Temps' sagt, daß den französischen Südfrüchten und Blumen die Märkte Belgiens und Deutschlands schon seit Monaten verschlossen sind. Nun können sie info'ge der Anwesenheit der deutschen V-Booke im Ärmelkanal den letzten ihnen verbliebenen Marit, nämlich England, nicht mehr erreichen und verfaulen an Ort und Stelle. Den da durch heroorgerufenen Schaden beziffert das Pariser Blatt auf Millionen, zumal weite Volkskreise in den südlichen Departe ments ausschließlich vom Südfrüchtehanüei leben. — Aber auch in England machen sich allgemach die Wirkungen desdeut- schen U-Bootkrieges drückend bemerk bar. Unter dem Zwange der Verhältnisse hat die englische Admiralität die Einstellung des gesamten Pott- und Passagier verkehrs mit Holland bis auf weiteres angeordnet. — Zugleich hat Schweden be schlossen, keine direkten Fahrkarten mehr nach England auszugeven. Englands Millionenheer. Im Unterhaus? erklärte Schatzkanzler Lloyd Georoe, daß England ietzt 3K Divisionen im Felde zu sieben hat. Der Minister lagienicht, wie sich diese Streitkrä le auf die einzelnen Kriegsschauplätze verleilen. —Die.Westminster Gazette' stellt nach einer Regierungserklärung im Parlament fest, daß das englische Heer seit Beginn des Krieges 139 347 Mann ve r- loren hat. — Nach verschiedenen Blätter« Meldungen hat England bis zum 31.Juli d.I. 17 690 Millionen Franks allein an direkten Kri eg s aus g a b e n. Dauert der Krieg noch bis zum Jahresende, so be tragen die direkten Ausgaben Englands ÄKVr Milliarden. Dazu kommen noch 20Vr Mil lionen indirekte Ausgaben. - Hungersnot in Montenegro. Nach der römischen .Lribuna' ist die Lage in Montenegro überaus tragisch. Nachdem die Batterien des Lowtscken-Berges durch die Österreicher zum Schweigen gemacht und fünf hundert französische Kanoniere teils getötet, teils verwundet sind, ist Montenegro von über legenen österreichischen Streit kräften eingeschlossen, um ausgehungert zu werden. Es herrscht äußer st e Not.' Das Land ist von der Außenwelt tatsächlich abge schloffen. Der letzteWeg über San Gio vanni di Medua wurde von feind lichen Abteilungen gesperrt. Fapan unä Amerika. Nach amerikanischen Berichten hat der Kreuzer „New Orleans", der nach der Turtlebai entsandt worden ist, um das Treiben der dort gelandeten Japaner zu beobachten, dahin Bericht erstattet, daß die Japaner lediglich mit der Flolimachung inres Kriegsschiffes „Asama" beschäftigt seien. Ob sich die öffent liche Meinung in den Ver. Staaten mit dieser AustuMt zmrieden erklären wird? Ob nie mand die eigentlich selbstverständliche Äage au werfen wird, was das lapanifche Schlacht« lchiff in der Turtlebai — in der Nähe des Panama-Kanals zu suchen hatte? Die Wahrheit ist doch, daß die iapanisch- amerikanische Streitfrage, die schon feit Jahren brennend ist, jetzt zur Entscheidung drängt. Japan hält die Zeit Les Weltkrieges anscheinend für geeignet, um lang gehegte Wünsche, denen sich irüher Schwierigkeiten entgegensiellten, in Wirklichkeit umzuseyen. Der Vorwand zur Landung japanischer Truppen — die Strandung des Kreu.ers „Asama" — ist so durchsichtig, daß er nur schwer ernst genommen weiden kann. Schon einmal haben die Javaner im Jahre 1912 in der Magoalenen-Bai versucht sich festzusetzen. Am 2. August 1912 wurde daraufhin von dem amerikantjcben Senat die Resolution gefaßt, die sich gegen jede Besetzung irgend eines Hafens des amerikanischen Festlandes richtete. Auch damals schien die Sache harmlos ein- gelertet zu sein wie heut. Die Absichten der schlauen Japaner sind aber sicherlich nicht so harmlos. Die Wichtigkeit der kommenden Dinge läßt die Frage nach der strategischen Lage zwischen Japan und den Ver. Staaten gerechtfertigt erscheinen. Von vornherein muß festgestellt werden, daß die Kriegswirtschaft in Japan bedeutend größer ist wie in Amerika. Es ist sowohl fm Charakter der Japaner, wie in der Nütz lichkeit begründet, daß Japan im Falle eines Konflikts die Offensive ergreift. Eine Offen sive in den japanischen Gewässern wäre für die schwäche,? javanische Flotte gegen über der bei weitem stärkeren amerikanischen von Nutzen. Dann aber wäre Japan nicht in die Möglichkeit versetzt, seine hauptsäch lichste Kraft, nämlich sein Heer, in den Konflikt einzusetzen. Es würde sich alio für Japan darum handeln, ein Heer nach Amerika m weifen. Die amerilanische Westküste der Ver. Staaten ist verhältnismäßig arm an guten Häfen. »auptlöchlich kommt San Francisco und als Angriffspunkt Kali fornien in Betracht. Von den drei Weststaaten Washington, Oregon und Kalifornien ist dieses Land das bei weitem bedeutendste, sowohl was den Handel als auch die Fruchtbarkeit anbetrtfst. Kalisornien ist allein imstande, ein größeres Landungsheer zu ernähren, womit Der Enkel des Grasen haudegg. 31^ Erzählung von Marga Carlssen. chow-bung.» Unterdessen verlebten die Neuvermählten selige Tage unter Lem sonnigen Himmel Italiens. Nack einem achttägigen Aufenthalt in Rom führte Alfred sein junges Weib nach Neapel, seiner Geburtsstadt. Mit wehmütigen Gefühlen durchwanderten sie die Straßen, in denen einst die Neapolitaner der schönen Signora Benni, der Großmutter Alfreds, zu- gejubelt hatten. Nach vielen vergeblichen Bemühungen ge lang es dem jungen Grasen, bas Grab, das die irdischen Überreste feiner schönen, so stüh verstorbenen Mutter barg, aulzufinden. Auf dem schwarzen Monument stand: Elena Haudegg-Berini, uno kiors per ll eivlo. Tief bewegt stard das junge Paar vor dem Grab hügel, auf dem die Blumen wild wuchsen. Und Der war es. wo Alsred seinem Weibe erzählte, ^»ß Graf Felsen — sein Vater sei. Einen Moment starrte Felkzitas ihren Gatten fassungslos an. Als sie aber das Zucken in den geliebten Zügen sah, da zog sie seinen Kops an ihre Brust und strich liebkosend über das kurzgefchnittene blonde Haar. „Alsred, Geliebter," flüsterte sie, „wir beide Haden durch den Lebenden viel gelitten, wir wollen dem Toten darum nicht gram sein." Da hob Alsred den Kopf, blickte in die Augen seines jungen Weibes, sah in ihnen Vertrauen, hingebende Liebe, und da wich Ler Druck von seinem Herzen. .So bereust Lu nicht, die Gattin des Mannes zu sein, dessen Vater dir so viel Herzeleid bereitet hat?" „Aber Aisred!" Vorwurfsvoll richteten sich die Augen der jungen Frau auf den vor ihr Stehenden. Da beugte sich Alfred nieder und küßte voll Innigkeit die Lippen. Noch einen langen Blick warfen sie auf das Grab und pflückten eine Blume von dem Hügel, unter dem Elena Berini an der Seite ihrer Mutter den ewigen Schlaf schlief. Anfangs Okiober kehrte das junge Paar zurück. Hoch flatterten im Herbstwind die Fahnen von den Türmen der Wolfsburg. Als der gräfliche Wagen sich näherte, brach die gelamte Dienerschaft, Lie am Hauptportal Spalier bildete, in begeisterte Hochrufe aus, die kein Ende nehmen wollten, als Graf Al- red mit der liebreizenden Felizitas an der Hand, die Freitreppe hinauf eilte in die geöff neten Arme des greisen Grafen, der seine Kinder beglückt an sich drückte. Im nächsten Augenblick fühlte Helene, die einige Schritte hinter dem alten Grasen ge standen, fickt umschlungen und herzlich geküßt. „Da sind wir wieder, Schwesterchen," rief Alsred heiter der also Überfallenen zu. Der Glückliche Ton des Bruders half dem jungen Mädchen über die Erregung und Verlegen heit weg, die sich ihrer bemächtigt halten bei dem Wiedersehen des heimlich Geliebtem Als Alfred sich dann den Leuten zuwandte und in herzlichen, fchtichten Worten für den schönen Empfang dankte, und als das schöne junge Wesen an seiner Seite ihnen io glücklich lächelnd zuwintte, da brach der Sturm der Begeisterung aufs neue los, aus manchem Auae stabt sich eine Träne, und der alte Ver walter sagte zu sich selbst: „Wer hätte das gedacht, daß wir noch einmal einen jungen Grafen haben würden! Und die junge Gräfin! Wie ein Engel fchaut's aus, so schön und gut" Mit dem jungen Paar war das Glück ein gezogen in die Wolfsburg. Von Frohsinn und Glück sprachen die hohen, prächtigen Gemächer. Herbstlicher Sonnenglanz lag auf den kost baren Möbeln, und durch die Korridore, die jahrelang keinen frosten Ton gehört, klang oft das füße, melodische Lachen der jungen Gräfin. Bald nach der Akkunft seiner Kinder gab Graf Haudegg ein großes Fest, das erstze wieder feit langen Jahren. Der Adel der ganzen Umgegend war ge laden. Die meisten hatten die Geschichte des jüngsten Grafen Haudegg gehört und waren begierig, ihn und seine Gemahlin, deren An mut und Liebreiz so gerühmt wurde, zu festen. Und als die hohen, prunkvollen Säle des alten Schlosses in Hellem Licht erstrahlten, und die vornehmen Gäste vollzählig erschienen waren, da fühlte der alte Gras, daß die alten Zeiten des Glückes wiedergekehrt waren. Die dunk en, jetzt so lebhaft und glücklich blitzen den Augen kontrastierten seltsam mit dem weißen Haar auf seinem Haupte. Und sein Glück erhielt stets neue Nahrung, wenn er seinen Enkel sah, dessen hohe, vornehme Er scheinung aller Augen auf sich zog, und das junge, schöne Weib an seiner Sette, das mit so entzückender Anmut die Huldigungen ent gegennahm, die ihr von allen Seiten zuteil wurden. Auch Helens befand sich in der heiteren, die Japaner rechnen müßten. Die Entfernung zwischen Japan nnd San Francisco deträot etwas über 4500 Seemeilen, und hindert darum nicht, ein größeres Landungsheer an die amerstanilche Küste zu werten. Wann die amerikanische Flotte in der Lage sein würde, an der Westküste vollzählig zu erscheinen, um die Landung eines lapanischen Betatzungs heeres zu verhindern, läßt sich nicht genau Voraussagen. Besonders die at'antlsche Flotte der Ver einigten Staaten, die recht bedeutende Streit kräfte bildet, kommt bei der Berechnung in Betracht. Eine japanische Truppenträns« portflottille könnte mit ziemlicher Sicherheit den Weg in zwei Wochen zurücklegen, talls die Landung nicht verhindert werden tönnte, dann ist das japanische Heer gegenüber den Truppen der Ver. Staaten bedeutend im Vorteil. Die Truppen der Ver. Staaten dürsten kaum der artig in Kriegsbereitschaft sein, daß sie auch nur mit Aussicht auf Erfolg eingesetzt werden könnten. In der ersten Zeit würde man die Feldarmee kaum ans 65 000 Mann schätzen können, da von der Gelamtiriedens- stärke eine Reiste von Truppen als Besatzungs truppen verwendet werden. Jüngst sind Bestrebungen in Amerika im Gange gewesen, das Heer zu verstärken und kriegsmäßiger auszugestalten, sowie die Mobilmachungsmöglichleit zu beschleunigen. Heut dürfte jedenfalls altes dafür in Betracht kommende bei Ausbruch eines Krieges mit emem Gegner wie Japan sehr beträchtlich im Rückstände sein, da in den letzten Jahren sehr wenig getan worden ist. Amerikas stärkster Triumph bleibt immer noch seine Flotte, die bei rechtzeitiger Einsetzungsmögltchkeit die Entscheidung zugunsten Amerikas zu bringen inwande fein dürste. Politische Kunäfcbau. Deutschland. "Die chilenischen Blätter melden: „Der kaiserliche deutsche Gesandte in Santiago hat im Auftrage feiner Regie rung dre Regierung der Republik Chile auf die Verletzung der von Chile nach Deutschland gesandten Geschäfts korrespondenz aufmerksam gemacht. Diese Post ist wahrscheinlich in Chile einem englischen Postdampfer übergeben worden und wurde in England durch den Zenlor geöffnet und nach Chile zurückgesandt. Dies bedeutet eine weitere Anmaßung und Verletzung fremden Privateigentums, wie dies mit der Vernichtung der von Chile nach Deutschland bestimmten Korrespondenz durch einen eng« Istchen Kreuzer bereits der Fall war." * Bei der Wahl zum preußischen Ab geordnetenhause wurde als Abgeord neter des Wahlbezirks Arnsberg 11 der nationalliberale Regierungsrat a. D. Dr. Otto Schweighoffer mit allen abgegebenen Stimmen gewählt. Es war kein Gegen- bewerber ausgestellt. England. *Jm Unterhause erwiderte Staatssekretär Grey auf verschiedene Anfragen über die Verhandlungen zwischen China und Japan, er sei nicht in der Lage, Er klärungen über diele Verhandlungen »wischen zwei anderen Mächten abzugeven. Die chi nesisch e Po liti k der englischen Re gierung werde fortgesetzt durch den mit Japan bestehenden Vertrag bestimmt. Dieser bezwecke die Erhaltung der gemeinsamen Interessen aller Mächte in China durch Sicherung der Unabhängigkeit und der Selbständigkeit der chinenichen Republik und betone den Grundsatz gleicher kommerzieller und industrieller Rechte aller Nationen in "Die Einberufung der Duma wurde, der «Rietsch' zufolge, in einer Ver sammlung fortschrittlicher Dumamitglteder a l s notwenütg bezeichnet, angesichts zahl reicher dringender Finanz- und Wirtscha'ts- fragen. Der Wirtschaftsausschuß von Mit gliedern des Reichsrats, dessen Vorsitz der frühere Ackerbaumtnisler Jermolow führte, ist auf Anordnung Goremyktns aufgelöst worden. vornehmen Gesellschaft. Sie hatte sich den dringenden Bitten Allreds gefügt; viel liebe« wäre sie dem fröhlichen Treiben fern ge blieben. In dem schlichten weißen Kleide glich sie einer Elle. Der Ernst, der auf ihrem Gesichte lag, erhöhte ihren Reiz, und wer tiefer in die sinnigen blauen Augen sah, ver gaß ihren Ausdruck nicht mehr. Als langjährige Gefährtin deS jungen Grafen war es unvermeidlich, daß die Auf merksamkeit der Gäste auch auf sie gelenkt wurde: aber die Bewunderung, die ihrer Lieblichkeit gezollt wurde, machte keinen Ein druck auf das junge Mädchen und vermocht« auch nicht das Gefühl der Einsamkeit in ihre« Her-en zu verscheuchen. Acht Tage nach dem Fest sprach Helen« den Wunsch aus, nach Hause zurückzukehren. Ihre Aufgabe aut der Wolfsburg war erlülltz Astred und Felizitas waren glücklich, und auch der alte Graf bedurfte ihrer nicht mehr. Und dann hatte sie den festen Vorsatz gefaßt, sich die verlorene Herzensruhe zmückzugewinneu. Sie wollte sich sreimachen von dieser un seligen Neigung, und dieser Gedanke gab ihr die Kraft, allen Bitten, länger zu blechen, zu widerstehen. Nur als Allred sie fragte: „Helene, warum willst du dieses Haus nicht als Leine Heimat betrachten?' da trat eine Träne in ihr Auge r aber sie blieb fest. Der Abschied war vorüber: er war bitter, schmerzlich: aber jetzt, als der Zug weiter und weiter eilte, kam eine große Ruhe in das Herz des tapferen Mädchens: das Bewußtsein, recht gebandelt zu haben, gab ihr sogar ein« gewiße Heiterkeit. Der letzte Rest von Weh
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