Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 23.04.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191504234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150423
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-04
- Tag 1915-04-23
-
Monat
1915-04
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 23.04.1915
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
dm äie Tlellkerrsckaft. In ganz Amerika, ganz gleich, ob man mit seinen Sympathien aui seilen des Dreiver bandes oder Deutschlands und Österreich-Un garns steht, ist man sich darüber einig, daß die Kämpie aus dem europäischen Festlands von untergeordneter Bedeutung sind gegen über dem Kampfe, den Deut chland und Eng land führen. Aus ihn wird in allen Kreisen das Hauptgewicht gelegt. Ob Estaß-Loih- ringen wieder an Frankreich zurückfalle oder im Besitz des Deutschen Reiches verbleibe, sei belangslos. meint man. Ob Deutschland oder Rußland die eine oder andere Grenzprovinz gewinne hat kür die großen Weltiragen kerne Bedeutung. Alles komme vielmehr daraus an, wer in dem deutsch-englischen Ringen Sieger bleibe denn aus dieiem Kriege müsse Eng land oder Deutschland als endgültiger Welt herrscher heroorgehen. Man ist also - im Gegensatz zu manchen «rutschen und neutralen Stimmen — nicht der Meinung, daß Deutschland und England zugleich Sieger sein könnten. Die Mehr-ahl der amerikanischen Blätter wünscht unver hohlen England den Sieg, und man legt das Schwergewicht der weltpolitischen Entschei dungen in dem großen Ringen lediglich auf den Ausgang des englisck-d-utscken Ringens. Man ist der Ansicht, daß die Hilssvölker in dem englisch-deutschen Kriege —dre Franwien und Nullen aus der einen und die O ter» reicher und Türken auf der andern Seite — von untergeordneter Bedeutung seien. Sie alle hätten nicht die Befähigung, in der Politik der Welt eine leitende Nolle zu spielen. Rußland zum Beispiel, so groß es sei, stelle doch nur einen in sich abge schloffenen Barbarenstaat dar, und aus andere Völker habe es keinen Einfluß. England da gegen beherrsche mit .moralischen- Mitteln, mit seiner Prelle und Literatur, seinen Kabeln und mit Hilfe seiner Sprache, die der zehnte Mensch der Erde rede, die ganze Welt: es habe die größte Flotte und die größte Einwohnerzahl, denn König Georg regiere über 423 Millionen Untertanen. Deutschland habe die weitaus größte und stärkste Landarmee: es könne sich also nur darum handeln, ob der deutsche MMärstaat oder das englische Handels- und Kulturvolk die Welt regieren solle. Dieser Krieg werde den Streit um die Rolle des Wellherrschers und Weltschiedsrichiers entscheiden. Ahm ge genüber würden alle anderen Großmächte — abgesehen von den Ver. Staaten — nur Mächte zweiter Klaffe sein. Die heftigen Kämpfe, die in Amerika über den Krieg zwischen den Parteien ausgeiochten werden, beziehen sich daher auch nur auf Eng land und Deutschland. Von Frankreich und Rußland spricht kein Mensch. Wenn man da-! bet erwägt, daß Frankreich etwa achtmal und j Rußland etwa zwöhmal so viel Truppen aus gestellt hat wie England, to muß man die Täuschungskunst der Engländer bewundern, die es mit ihrer Großmäuligkeit erreicht haben, daß man sie auch für die größten und gefährlichsten Gegner der Deutschen hält. Es ist ganz klar, daß mit dem Zunehmen der Vorliebe für England in Amerika auch der Haß gegen Deutschland wuchs. Man darf heute ruhig sagen, daß „der Umschwung in der Stimmung Amerikas zugunsten Deutsch lands", von dem soviel die Reoe war, nicht stallgesunden hat. Im Gegenteil, die Stim mung des Volkes ist nach Schluß des Kon» greises sestgelegt und weder die Ausfuhr von Kriegsmaterial noch andere Liebenswürdig keiten lasten sich jetzt noch ändern. Für uns Deutsche geht der Streit nicht um die Weltherrschaft, sondern vielmehr um unierr Freiheit und Unabhängigkeit. Uns be drohen die kulturtremden Massen Rußlands und die reoanchehungrigen Machlhaber Frankreichs genau so wie die Scheelsucht und der Neid Englands. Was wir wollen ist: Englands Seeherrschaft zertrümmern, um die Meere frei zu machen, wahrhaft tret für alle Nationen. Für uns aber bedeutet Seeherr» schäft nicht Weltherrschaft. Nur böswillige Deutsä enreinde können behaupten, daß Deutschland dem Trugbild der Errichtung eines Weltreiches die Bluiopfer dieses Krieges gebracht habe. Wir wollen unabhängig und frei sein und Sicherheiten für die Unverletz lichkeit unserer Grenzen. Das ist alles. Der Kamps um die Weltherrschaft ist eine Erfin dung un erer Feinde. verschiedene ttrregsnachrichlen. Bon der mil-ZeniurbehSrde zugelassene Nachrichten. Ter Stand der Karpathenschlacht. Wie aus Gens berichtet wird, unterzieht ein militärischer Sachverständiger in der .Gazette de Lausanne' den gegenwärtigen Stand der Karpathenschlacht einer eingehenden Besprechung und gelangt zu der Überzeugung, daß der Angriff der Russen zum Stillstehen geiommen sei. Die verzwei» «eiten Anstrengungen der Russen, den üzsoker Paß in ihre Gewalt zu bringen, seien an dem erbitterten Widern an de der verbündeten Deutschen, Österreicher und Ungarn ge scheitert. — Nach andern neutralen Be- urteilern ist der Voruoß der Ruffen gegen das Ungtal zu einer Katastrophe ge worden. man sagt allgemein, die Kai Pat en seien das Grab der russischen Armee. Die Petersburger Telegraphenagentur meldet denn auch die .Rückkon-entrierung" der russischen Karpatbenarmee angeblich wegen schlechten Wetters. Die eisten zehn Verlustlisten der Ruffen aus den Karpathen umfassen 2722 Offiziere, darunter 31 Regiments lüh r e r. Ein neuer Kriegsvla» des Dreiverbandes? Nach dem .Giornale d'Jtalia' soll sich, wahrscheinlich schon in nächster Zeit, eine neue militärische Operation des Dreiverbandes gegen Osterreich- Ungarn vorbereiten. Die Verbündeten seien zu der Einsicht gelangt, daß sie so leicht nicht Italien für sich zu gewinnen vermöchten, wie sie anfänglich geglaubt hätten. Ander seits wäre es auch mit ganz erheblichen Ver stärkungen nicht leicht, die deutschen Ver- teidtgungs st eilen in Flandern zu durchbrechen, und das eiuzige Mittel, um eine Entscheidung herbeimführen, bestehe darin, die beiden Zenlratmächte von einer neuen Seite anzugreisen. Die Verbündeten würden englische und französische Truppen durch Montenegro und Serbtenan die österreichische Grenze werfen, um von dort aus eine neue Offensive zu ent» lalten und zugleich den rulfitchen Strert- kräiten die Hand zu bieten. Gleichzeitig würde auch zur See eine neue Offensive ein- gelettet werden. Vergebliche Angriffe auf die Dardanellen. Ammer wieder versuchen die Engländer, einen Angriff auf die Dardanellen durchzu- lübren. Andes verhindert die iürtilche Wach samkeit jeden Vorstoß. Die englische Flotte erlitt wieder Verluste: ein Unterseeboot tank, ein Wasser flugzeug wurde herabgefchossen und das englische Panzerschiff »Lord Nelson" beschädigt. Allem Amchem nach bereiten die Engländer auf den Jmeln Lemnos und Tenedos einen neuen Angriff zu Wasser und zu Lande vor. An Konstanti nopel steht man allen dielen Anstrengungen mit großer Gelassenheit entgegen. * Die Scnussts im Kampfe gegen England. Wie der ,Boff. ZtgA auS Rom gemeldet Wird, haben die Lenusfis den Kamp: gegen England ausgenommen. Der Großscheich deS Ordens hat unter den arabischen Stämmen Oberägyptcns und Cyrcnatka Aufrufe ver breiten lasten, die den Beginn des offenen Krieges gegen die cnglvchc Herrschaft m Ägypten und im Sudan antündrgert. An dem Aufruf hetlit es: »Untere Brüder in Marokto bereiten sich vor. gegen die Fran zosen einen furchtbaren Schlag zu führen. Gleichzeitig mit ven Marokkanern werden wir gegen die Engländer zur Befreiung A yotens zu Felde ziehen. Wir müssen die Engländer aus Ägypten und dem Sudan ver jagen. Zu gleicher Zeit wird den Siämmen der Cyrenaika zur Pflicht gemacht, dies Feindseligkeiten gegen Italien einzustellen." * Kriegsstimmung in Persien. Nach Berichten, die aus Teheran In Kon stantinopel eingetroffen find, nimmt die Er bitterung oegen England und Ruß land in Persien mit ledem Tage zu. Das Volk fordert mit Ungestüm Sen Krieg. Scharen von Freiwilligen melden sich, um gegen die Unterdrücker zu kämp en. Man nimmt in Konstantinopel an, datz Persien in kurzer Zeit an riege testnehmen wird. PoLitilcke!<urEwau. Osterreich-Ungarn. * Gelegentlich einer in Wien erfolgten Be ratung des Niederösterreichischen Gewerbe vereins über die deutsch-österreichi schen Wirtfchaftsbeziehungennach dem Kriege führte der frühere Handels- minister Baerenretther aus: Niemand zweiten mehr daran, daß es heute kein politisches Bündnis gibt, ohne daß dieses auch ein wirtscha'tliches Bündnis ist. Die letzten Trieb federn des .Krieges find wirlscha tbche: sie Fundierung des lünitigen Friedens muß eine politische und wirt'cka tliche zugleich sein. An beiden Richtungen werden wir mit Deutsch land Hand in Hand gehen. Italien. * Die russisch-italienische Preffepolemik setzt von neuem ein. Das .Giornale d'Jlalia' wendet sich gegen das .Rußkoje Slowo'. das erklärt hatte, daß der Dreiverband allein siegen könne. Er brauche keine Hille von Italien, die höchstens das Ergebnis haben würde, den Sieg des Drei verbandes zu beschleunigen. Das .Giornale d'Atalia' beklagt die unfreundliche Haltung der russischen Presse gegenüber den italie nischen Ansprüchen. Übrigens sei Italien bereit, seine Interessen und Einsprüche allein zu verteidigen, und es miste, daß seine Zukunft einzig und allein von seinem eigenen Schwerte abhänge. Baltanuaaten. "Das Anwachsen der ruffenseinlichen Be wegung in Bersten droht, wie der,Tägl. R.' gemeldet wird, dank der Fortschritte der tür kischen Truppen, zu einer ernsten Gefahr für die Regierung m werden, falls sie sich nicht entichließt. entschiedene Stellung gegen Rußland im Sinne der Wahrung der nationalen Interessen des Landes zu nehmen. Amerika. * Die .Morning Post' meldet aus Washing ton: Aus Veranlassung der 300000 Mitglieder zählenden stent,ale der Arbeiiergewerkichallen land in New Aork eine Versammlung statt, in der die Angestellten der Fabriken sür Kriegsbedarf zur Arbeitseinstellung aufge- fordert wurden, um die Lieferung von Watfen und Munition an die Krieg führenden unmöglich zu macken: Präsi dent Wilion wurde heftig angegriffen, weil er keinen Kongreß der neutralen Nationen einberufen hätte, um die Lieferung von Wasten, Munition und Lebensmitteln an die Kriegführenden zu verhindern. Asien. "Amtlich ist dekanntgegeben worden, daß die Krönung des Kaisers von Japan am 10. November in Kioto statt» finden wird. " Dem Blatte »Rietsch' wird aus Jr'utsk gemeldet: Der frühere chinesische Gesandte in Wa'hington Wutingfang tritt in der Presse sür die Gründung eines großen Bundes staates Ostasien, der alle Nationen des Ö lens umfassen soll, ein. Dieser Bundes staat soll Bundescharakter ähnlich dem des Deutfcken Reiches haben und die Grundlage sür die Wiedergeburt Asiens bilden. Wuttng« ,ang war ein hervorragender Teilnehmer an der chinesischen Reooluiion und überzeugter Anhänger eines Bündnisses zwischen China, Amerika und Rußland. " Die .Times' melden auS Peking: In der letzten chinesisch-opanischen Konferenz wurden wieder Einielhetten über das Abkommen bezüglich der Mandschurei besprochen. Der japanische Gesandte überraschte die Chi nesen neuerdings dadurch, daß er Eisenbahn» Privilegien oermngte. die bereits englischen Firmen verliehen wurden. Der japanische Ge sandte brachte vor. daß Japan sich um die Rechte zur Erbauung einer der in Frage stehenden Bahnen bereis vor mehreren Jahren beworben habe und adgewiesen worden sei. während inzwischen England die Kon zession gewährt worden sei. was eine unbillige Hintansetzung Japans sei. Der japanische Ge sandte beionte. dar die Ausbeutung der Kon- zeision. wenn Japans Forderung erst bewilligt sei, zwilchen Japan und England geregelt werden könnte. gegen bnglanä. Jede Post aus Japan bringt neue Nach richten über das wacksende Mißtrauen der Japaner gegen England. Immer deutlicher bringen führende Persönlichkeiten und einfluß reiche Zeitungen zum Ausdruck, daß Japan bei feinem Vorgehen in Osta ien auf den energischsten Widerstand stmen wird. So fällt die vielgeleiene Zeitung .Kokuminsiimbun' in einem längeren Artikel ein scharfes Urteil über das Bündnis mit England. Zwar will der Artikelfchreiber sich nicht hoffnungslos über dessen Zu'unft äußern, aber er meint, daß dieses Bündnis nicht das Leitmotiv der äußeren Politik Japans bilden könne. An England besteht teine Begeisterung für dieses Bündnis, und angesichts dessen wäre es für Japan gefährlich, darauf zu vertrauen. Im gegenwärtigen --riege ist Japan ein notwendiger Bundesgenosse sür den Drei verband. England trachtet wieder danach, dieses Bündnis enger zu macken. Aber hier handelt es sich sür Japan darum, ob dieses Bündnis auch nach dem Kriege weiterbesteben wird. Der Verfasser berührt sodann die Frage, welchen Standpunkt England im Falle eines Zusammenstoßes zwischen Japan und Amerika etnnehmen werde. Sckon bei der letzten Erneuerung, des Bündnisses zeigte England die Neigung, Japan sür Amerika aulzuopsern. Jedenfalls würde das Bündnis mit England in diesem Falle sür Japan wenig Wert Haven. In chinesi chen Ange legenheiten trat England mehriach als Wett bewerber, um nicht zu sagen, als Feind Japans auf. und ein Wettbewerber kann leicht zum Feinde werden. Darum ist ein japanisch-englisches Zusam menwirken bei der Lösung der chine ischen Frage praktisch unmöglich. Schließlich muß Japan sich fragen, welche Stellung England in der Welt nah dem Friedensschlüsse ein nehmen wird. Der Verfasser will zwar nicht behaupten, daß England unsicher sei. aber er weist auf den englischen Egoismus hin. der sich schon früher gezeigt hat. Man muß sich alw fragen, ob England, das ausschließlich an seine eigenen Interessen denkt, die Interessen Japans fchützen wird. In einem Fall fehlt es England an Macht, um Japan zu Helsen, im anderen Falle fehlt es ihm an gutem Willen, im dritten Falle an beiden. Auch in England ist man übrigens von Mißirauen gegen Japan erfüllt. Anfangs mit Staunen, dann mit wachsender Besorgnis und jetzt mit kaum oerhalienem Groll verfolgt man in London die japanischen Pläne in China. Lie Pekinger Verhandlungen, die zugunsten Japans zu verlauten scheinen, haben in Eng land die Eifersucht geweckt. — .Die Wendung, die die Verhandlungen jetzt nehmen," schreibt der .Daily Telegraph', .kann nicht stark genug verurteilt werden. Rian hat ja lange ver geßen, daß der Feldzug gegen die Deutschen in Schantung von den Engländern und Javanern gemeinsam geiührt wird, daß Tsingtau im Namen der Verbündeten eingenommen wurde, und daß beide Parteien verpflichtet sind, ihre gegen seitigen Interessen zu ackten." - In ganz England gewinnt die Ansicht Oberhand, daß jetzt, nachdem China Japans mandschurische Forderungen bewilligt hat, ein Vertreter Englands an den Verhandlungen im Aus wärtigen Amt in Peking teilnehmen sollte, um zu verhindern, daß die Verbündeten die Fühlung miteinander verlieren, und um ge fährliche Nebenbuhlerschaften zu beseitigen. — Ob Japan, das sich der Stärke feiner gegen wärtigen Stellung wohl bewußt ist, den eng lischen Einsprüchen Gehör geben wird? Der Enkel -e§ Grafen haudegg. Löf Erzählung von Marga Car lösen. «gowesuna.- Frau von Haidberg machte den Vorschlag, Felizitas vorher noch einmal mit in ein See bad zu nehmen; .denn", bemerkte sie sehr nichtig, .es ist bester, wenn Braut und Bräutigam nicht während der ganzen Ver lobungszeit zusammen sind. Die kurze Trennung vermindert die Liebe nicht, im Gegenteil, sie erhöht den Reiz des späteren Zu ammenlebens, und dann lernt man sich in Brieln sehr gut kennen." Alle mußten dem Vorschlag der erkahrenen Frau beipflichten, selbst Allred, dem bei dem Gedanken an seine Trennung von der heiß» gelieblen Braut aar schwer ums Herz wurde. Noch drei glückliche Wochen verbrachten die Verloblen. Ende Juli begannen die Reisevmbereilungen. Als Reiseziel war Westerland in Aussicht genommen. Helene sollte Felizitas begleiten. Allred reiste einen Tag lrüher ad in Begleitung seines Groß- vaiers, der ibn einfihren wollte in das Schloß seiner Väter. Lange hatte der junge Graf seine Braut in den Acmen gehalten, bis Ler alle Herr zum Gehen mahnte: La hatte er sich losgerisjen, schweren Herzens. Vierunözwanzig Stunden später war auch Felizitas mit Helene und dem alten Frei- herrnpaar auf der Reise nach Westerland. Graf Alfred Haudegg hatte seinen Einzug i gehalten auf der Wolfsburg, dem Schloße i seiner Väter. Als er in Begleitung seines j Großvaters durch den großen Park gefahren : iv und der große, vornehme Ban vor seinen Augen lag, da hatte der alte Herr sich erhoben. Seine Stimme klang feierlich, als er sprach: .Gott segne deinen Eingang, mein Sohn!" Dabei glänzte eine Träne in dem Auge Les Greises. Alfred war tief ergriffen. Auf der großen Freitreppe stand die ganze Dienerschaft, lauter treue, im Dienste ihres Herrn ergraute Menschen. Sie alle kannten den Kummer des allen Grafen über den leicht sinnigen Sohn und laben deshalb dem Sprös - ling des Grafen Richard etwas mißtrauisch «entgegen. Als sie aber die junge, vornehme Männer gestalt mit dem gebräunten Antlitz und den schönen Augen vor sich sahen, wich die anfäng liche Scheu, und als Alfred an jeden ein freundliches Wort richtete, da brachen die Leute auis neue in Hochrufe aus. und das .Heil unserm jungen Herrn!" kam aus auf richtigen Herzen. Der alte Graf war wie umgewandelt. Das Antlitz strahlte vor Freude, und seine Augen leuchteten mit jugendlichem Feuer. Er nahm den Arm seines Enkels und führte ihn hinein. Halte schon Las Außere Les Schlosses einen vornehmen Anstrich, so war Alfred über die innere Pracht noch mehr überrascht. Der alte Herr ruhte nicht, bis er seinem Enkel alle Gemächer gezeigt. In dem unteren Stockwerk des Hauptbaues war die Ahnen galerie. Aus großen dunklen Rahmen blickten die längst verstorbenen Grafen Haudegg mit ihren Gemahlinnen herab auf den Beschauer. Aus den hohen Bogenfenstern sah man hinaus in den grünen Park. Neben der Ahnengalerie befand sich eine große, geräumige Bibliothek, die eine Menge sehr kostbarer alter Bücher barg. Im ersten Stock waren die Gesellschaitsräume. riesige, prächtige Gemächer, in denen sich in früheren Jahren häufig der höchste Adel versammelt hatte. Aber auf den mit vornehmem Ge- scdmack eingerichteten Räumen lag ein Hauch von Melancholie, ein getrübter Glanz ent schwundener. glücklicher Zeiten. .Sieh. Allred," sagte der alte Graf, »in diese stillen Gemächer sollst du Leven und Glück bringen. Heitere, frohe Menschen sollen sich hier wieder bewegen, die Wolfsburg soll wieder wie einst ein gastliches Haus werden." Der Hauptbau des Schlosses war von zwei Flügeln flankiert, deren leden ein kleiner Turm zierte. In dem Weslflügel sollte Graf Abred mit seiner Gemahlin wohnen, während der Ostflügel die Gemächer des alten Grälen enthielt. Als Alfred alles gesehen hatte, führte ihn der alte Herr in das Speisezimmer, wo be reits das Abendessen serviert war. »Nun, Alfred," fragte der Graf, »gefällt dir deine Heimat?" ,O Großvater," entgegnete der junge Graf warm, »es ist ja so herrlich hier. Was wird meine kleine Fee sagen, wenn sie ihr neues Heim steht I" Am nächsten Morgen führte der alte Herr seinen Enkel ganz an das Ende des Parkes. Kort erhob sich, säst versteckt von alten Bäumen und dicktem Gebüsch ein kleines Ge bäude, welches einer Kapelle glich. Es war die Familiengrust derer von Haudegg. Ein kleiner eiserner Zaun umsriedigte Las Stück chen Erde, daS die Gebeine manch edler, tapferer Menscken barg. »Morgen werde ich meinen Verwalter nach Hamburg senden, um die irdischen Überreste des Grafen Rickard Haudegg hierher über führen zu lasten." sagte der alte Herr, als sie den düsteren Ort verließen. Drei Wochen vergingen im Fluge. Während nun Alfred bemüht war. sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen, verbrachte seine Braut friedlich schöne Tage auf der herrlichen Noroseeinsel. Freiherr von Haidberg hatte sich mit dem Rechtsanwalt des verstorbenen Generals in Verbindung gesetzt, um den Nachlaß zu regeln. Er erledigte mit peinlicker Sorgfalt die vielen Korrespondenzen, und als seine Anwesenheit in Stra bürg nötig geworden war. unterzog er sich auch der weiten Reste. Felizitas konnte ihm nickt genug danlen für seine väterliche Vorsorge und vergalt ihm mit doppelter Liebe. Nach fünftägiger Abwesenheit kehrte Herr von Haidberg zurück, aber nicht allein, sein Solln Ernst begleitete ihn. Alle freuten sich, den jungen Mann wieder zusehen, nur Helene war tief erblaßt. Ernst hatte es bemerkt und ein Schatten flog über lein offenes, frisches Gesicht. Frau von Haid berg hatte alles gesehen, und sie hatte die ganze Sache erkannt. Ernst liebte Helene, sagte sie sich, und diese liebt Alfred. Es tat ihrem Mutterherzen weh. den geliebten Sohn leiden zu sehen, und doch konnte sie nichts tun, sie mußte den Dingen ihren Laus lassen. Helene bemühte sich vergebens, den un gezwungenen Ton der früheren Jahre anur- jchlagen. es gelang ihr nicht. Sie litt sehr bei
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)