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Ottendorfer Zeitung I I o Sezxgspreis: vkrtelMrlich 1,20 Mark fr« In d« Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich t Vik. Einzelne Nummer io pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag nnd Sonnabend Nachmittag. —- > a Nnterüaktung8^ «nä Anzeigeökatt > rln,ei»»«Dr«l»: Für die klein^alttgr K»rp», - Heile oder deren Raum 10 psg. — Im Reklemedtil für die kletnspaltige Petit-Heile r« psg. Anietgenannahme bi»8hr mittag». Seila-r-lchützr nach veeetnbar«^. Mit w-chentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dinck imd Verlag van Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrilla. verantwortlich für die Redaktisn h. Rühl« in «Sr.ß.GkMa. Nummer 55 Sonntag, den 2. Mai M5. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Nächsten Mont-rg, de» 3. Mai 1915, von früh 8-1 Uhr mittags findet für den hiesigen Ort d e Verteilung von Kleie und Melasse statt Verteilungslokal: Scheune der Bahnhofsrestaurationsbesitzerin Frau Guhr. Der Ztr. Kleie kostet 8,50 Mk. Ottcndorf-Moritzdorf, am 28 April 1915. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Ueber die Kämpfe im Westen schreiben die „Leipz. Neueste Nachr.": Die über raschendste Meldung, die der heutige Bericht der Obersten Heeresleitung enthält, ist die Nachricht, daß die Festung Dünkirchen von uns unter Arltüer'efeuer genommen worden rst. Da Dünkirchen von unserer Front bet Dixmuiden und Nieuport mindestens 15 Kilometer entfernt ist, so möchte diese Schußentfernung auf den ersten Blick völlig unmöglich ei scheinen. Aber wir wissen ja, daß das Seegefecht in der Nordsee am 25 Januar auf eine Schußentfernung von 15 Kilometern begann, dann sreilich auf nähere Entfernungen fortgeführt wurde Auch bei der Beschießung der äußeren Forts von Antwerpen babm unsere 42-Zentimeter- Mörser auf eine Entfernung von rund 15 Kilometern geschossen und außerdem mit absoluter Sicherheit getroffen. Technisch ist also das Problem zu lösen, wenn unsere schweren Mörser an diesem Teil der West front stehen. Man hat sich ja vielfach ge wundert, wo unsere 42-Zentimeter-Mörser feit der Belagerung Antwerpens geblieben sind, da man ihr Wirken aus mancher Meldung wohl ahnen konnte aber doch nichts Bestimmtes erfuhr. Man hat bei solchen ungeduldigen Fragen vergessen, daß die überraschende und erschreckende Wirkung der 42-Zentimeter-Mörser-Granaten darin bestanden hat, daß sie feste Ziele zerstörten Betonmauern und Panzerdecken. Also nur gegen Befestigungen Hal es Sinn, diese schweren Rohre zu verwenden. Im Stel lungskriege des Schützengrabens finden sie keine rechlen Ziele, die ihrer wert sind, und die anderen Geschütze nicht bezwingen können. Ob ein 42-Zentimeter Geschoß oder eine 21-Zenlimeter-Granate in den regen- weichen Ackerboden einschlägt und dort ein größerer oder kleinerer Explosionstrichter entsteht, macht leinen großen Unterschied. Mil der Beichießung Dünkirchens auf die Riesenentfernung von 15 Kilometern aber hat unsere schwere Artillerie eine neue ihrer würdige Ausgabe gesunden. Ueber- haupt ist das Fernfeuer unserer schweren Artillerie dem Feinde neuerdings eine sehr unangenehme und unbequeme Ueberraschnng. Von unserer Front östlich Ipern haben wir kürzlich den Ort Poperinghe westlich von Ipern beschossen, wo die Bahnlinien Zu sammentreffen, aus denen die Engländer Verstärkungen heran- und Verwundete fort- schaffen können. Unsere Granaten haben mitten in diese Züge getroffen und der ganze Vahnverkehr hinter der Front stockt. Im übrigen ist mit Genugtuung sestzustellen daß wir überall da» gewonnene Gelände fest in der Hand halten. — Während die deutsche Artillerie am Hirzenstein und am Hartmannsweilerkops ihr Möglichstes leistete, um die Franzosen auf der Kuppe in starker Spannung zu halten, griffen die Deutschen im FechtSlale und auf den Höhen des Schnepsenriedkopies nach Westen aus und es kam zu den Kämpfen am Schnepfenriedkopf und am Burgköpfle, die zu einer Zurücknahme der deutschen Vorposten südlich von der Fecht führten, aber mit dem 21. April wieder zum Stehen kamen. Zu gleicher Zeit er öffneten die Deutschen wieder heftige An griffe auf den Hartmannsweilerkopf, die anfänglich von den Franzosen zurückgewiesen wurden wie es noch am 19. April in der Abenddämmerung der Fall war, Am 20. April war die deutsche Bewegung so weit vorgediehen, daß am südöstlichen Abhange einige Hundert Meter gewonnen wurden, aber die Gegenwehr der Franzosen wurde erbittert durchgeführk, und am 21. April ein durch heftiges Artillerieseuer gut vor bereiteter Angriff zum Stehen gebracht. Dann trat wiederum Schneetreiben ein und hinderte den Fortgan i der Aktionen, wobei auch dicker Nebel das Seinige bei trug. Während dieser Ruhepause von nur einigen Tagen bereiteten die Deutschen mit großer Umsicht einen allgemeinen Angriff vor, der mit großer Hartnäckigleit am 26. April zu Ende geführt wurde und mit einem vollen Siege der deutschen Truppen endete, ve er den ganzen Hartmannsweiler kopf wieder in deutschen Besitz brachte. Die Deutschen beherrschen nun wieder voll ständig den östlichen Vogesenrand und die wichtige Bahnstrecke Kolmar—Bollweiler— Mühlhausen. In Mülhausen trafen am Mittwoch über 700 am Hartmannsweiler kopf gefangene französische Infanteristen ein, größtenteils alte Mannschaften, die sehr mitgenommen und abgerissen aussahen. — Nun geben auch Havas-Drahtungen zu, daß die letzten schweren Kämpfe an der Iser mit einem Miße folg für die Ver bündeten endeten. So heißt es in einer Meldung, daß Boesinghe, wohin sich die Verbündeten zurückziehen mußten, ganz zer stört worden sei. Die wenigen stehen gebliebenen Häuser brennen. Es wird auch zugestanden, daß die Deutschen viele Ge lungene machten. In Dünkirchen ist die Stimmung angesichts der ungünstigen Be richte von der Iserfront sehr gedrückt. Ur sprünglich hoffte man, daß die Hiobsposten teilweise übertrieben seien. Als aber in ununterbrochener Folge die Züge mit den Verwundeten von der Front kamen, konnte man sich der Erkenntnis nicht länger ver schließen, daß an der Iser sehr heiß und mit ungünstigem Ergebnis für die Ver- kündeten gekämpft werde. Die englische Militärindentandur in Dünkirchen ist in größter Aufregung, was man ebenfalls als ungünstiges Zeichen deutet. — Weitere Nachrichten über den Fort gang des Kampfes zwischen den Türken und den Resten der gelandeten englisch- französischen Truppen liegen noch nicht vor Und es ist wohl anzunehmen, daß der tÜrkrsche Generalstab erst dann eine ein gehende Darstellung geben wird, wenn das Gesamtergebnis und auch die Verluste des Feindes an Loten und Gefangenen sich übersehen lassen. Nach griechischen Mel dungen ----- sie dürften wohl aus Lemnos stammen, wo die Engländer die griechische Neutralität einfach vergewaltigt haben - soll das gesamte Expeditionskorps aus 80500—100000 Mann bestanden haben. Dann wäre noch zu dem auf etwa 35000 Mann geschätzten Landungskorps des General d'Amade aus Aegypten rund dte- elbe Stärke an Australiern und Indern jerangezogcn worden. Die Inder freilich nur mit dem Erfolge, daß sie zu den Türken übergegangen sind. Die Landung selber, zu welcher allerdings an Ort und Stelle gegügend große Boote und auch Schaluppen beschafft werden konnten, scheint ich mit anerkennenswerter Schnelligkeit vollzogen zu haben. Denn sie muß in wenigen Stunden vor sich gegangen sein. Dann freilich haben auch die gelandeten Truppen dem Ansturm der gegen sie vor brechenden Türken nicht standgehalten, und bei einer Landung ist auch immer damit zu rechnen, daß die Truppen durch die Seefahrt und den Transport an Land immerhin etwas mitgenommen sind, so daß sie ihre volle Kampfkraft zunächst nicht entfalten können. — Der Mailänder „Corriere della Sera" meldet aus Athen: Bei Tenedos sind am Dienstag ein französisches und 2 englische schwer beschädigte Panzerschiffe von den Dardanellen eingeschleppt worden. Deutliches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla,p Mai Ws. — Wovon man spricht. Es ist begreiflich, vaß sich unser Volk nach dem Frieden sehnt. Ater indem man das ausspricht, möchte man auch gleich als etwas ebenfalls Selbstverständ liches hinzuiügen, daß es nur ein wirklich chienvoller, vom Sieg umleuchteler Friebe sein oll und dmf, nach dem wir begehren. Jeder Verständige, jeder wahrhatte Vaterlandsfreund mgt es sich, daß auf dieses Ziel hin eben durchgehalten werden muß. Was dann nach Friedensschluß im einzelnen werden wird oder werden kann, darüber bedarf es jetzt noch keiner langausgesponnenen Erörterungen. Jedenfalls ist es unser Wunsch und unsere ganz zuversichtliche Hoffnung, daß unser Deutschland auch wirklich erhöht und machtvoll aus diesem Weltkriege hervorgehen werde. Wir möchten wünschen, daß der große, einmütige Vaterlandsgeist, wie er sich seit den Tagen der Mobilmachung so wunderstark bekundete, auch fernerhin sichtbar und kräftig iei. Wir neigen sonst wohl in friedlichen Zeiten zu allerlei unfriedlichen Partei- und Zer iplittelungsgelüsten, möchten wir auch in Zu kunft vor allem aut di- großen Gemeinsamketts- mlerefsen schauen! Im Kriege ist uns der Wert einer sittlich-religiösen Grundstimmung von neuem aufgegangen, und es wird viel da von abhängen, ob wir auch in diesem Punkte auf der Höhe bleiben. Möge ein kraftvoller deutscher Idealismus dem einst kommenden Fliedenszeitaltei die gute Wegrichtung geben! Ungezählte deutsche Männer und Jünglinge '.un jetzt freudig und tapfer ihre harte Kampfes- ardeit. Möchten recht, recht viele gemnd und heil und reich an einem großen Erlebthaben zur Friedenslätigkeit zarücklehcen dürfen! Der Krieg von heule schlug und schlägt unsagbare Wunden; Gort gebe es, daß der Friede heile, lindere und einen dauernden gesunden Aufstieg bedeute für unser deutsches Volk und Vaterland! — Seit Inkrafttreten der Bekanntmachung des Kommunalverdandes Dresden und Um gebung vom 12. April 1915 über die Brot- und Mehlverforgung ist mit Rücksicht auf die lm Kommunaloerband vorhandenen ver hältnismäßig reichlichen Weizenmehlvoriäle der Zusatz von Weizenmehl zum Roggenmeyl bei der Herstellung von Roggenbrot für zulässig erachtet worden. Ueber die vorgeschriebene Streckung des Roggenmehlcs herrschen aber nach den gemachten Erfahrungen unter den Kreisen der Bäcker noch Irrtümer und Mrß- osrständniffe. Es mag deshalb auf folgendes hiugewiesen werden: Nach wie vor muß das Roggenmehl bei der Bereitung von Roggen ¬ brot in der Weise gestreckt werden, das der Zusatz an Kartoffelgehalt oder Gerstemehl, Hafermehl, Reiswehl Gerstcnschrot oder Mais mehl mindestens 20 Gewichtsteile auf 80 Gewichtsteile beträgt. Werden gequetschte oder geriebene Kartoffeln verwendet, so muß der Kartoffelgeholt mindestens 40 Gewichts- teile aus 80 Gewichtsteile Roggenmehl betragen. An dieser Menge der notwendigen Zusätze hat sich nich'S geändert, sie sind also unbedingt vorgeschrieben. Anders ist es dagegen beim Roggenmehl. Dieses kann bis zu 30"/«, fei, es Gewichts mit Weizenmehl gemischt werden. Werden daiür einen Schuß Brot 80 Pfund Roggenmehl genommen, so sind unbedingt 20 Pfund Zusatzmehle oder 40 Pfund gequetschte oder geriebene Kartoffeln zn verwenden und nur von den 80 Pfund Roggsnmehl können 3O<>/o — 24 Pfund durch Weizenmehl ersetzt werden, sodaß die Mischung dann betragen würde: 56 Psund Roggenmehl, 24 Pfand Weizenmehl und 20 Ptund Zusatzmehle bezw. 40 Psd. gequetschte oder geriebene Kartoffeln. Da diese Zusammensetzungen trotz Aufklärung der Beteiligten bisher noch nicht allenthalben aenau innegehalten werden, so möchten die Beteiligten nochmals eindringlichst daran er innert werden, daß es zur Vermeidung ihrer Bestrasung und eventuellen Schließung des Geschäfts unbedingt erforderlich ist, genauestens diese Mengen abzuwiegen und die bestehenden Bestimmungen innezuhalten. Kamenz. Walpurgisfeisr leuchteten auch dies Jahr von den Bergen der Lausitz in althergebrachte: Weise hernieder. Auf allen umliegenden Bergen vergnügte sich die Jugend mit dem Abbrennen von Freudenseuern und Entzünden von Besen, und eine zahlreiche Menichenmenge beobachtete vom Hutberge oder anderen hochgelegenen Punkten aus dieses äußerst anziehende Bild, das die zahllosen hin- und herhupfenden und im Kreise sich drehenden Lichter darboten. Lichtensee. Als am Mittwoch in der Mittagsstunde der 10 jährige Oswald Hennig, Sohn des Barbiers Hermann Hennig, allein in der Kiesgrube spielte, ist eine Wand hereingebrochen und hat ihn verschüttet. Alle Versuche, den Kleinen wieder zum Leben zu erwecken, blieben leider erfolglos. Königstein. Unter gewaltigem, weithin vernehmbare Getöse gingen am Montag abend in den nahen gegenüoerliegenden Ober» kirchkithener Sandsteinbrüchen große Stein massen in die Tiefe. Frost und das letzte anhaltende Regenwetter haben die Gesteine gelockert. Da sich rechts der Elbe bei diesen Halden keine Häuser befinden, so wnrde durch diesen Niedergang kein Schaden verursacht. Reichenbach i. V. In der Nacht zum Donnerstag brach aus bisher unaufgeklärte Weise im Hintergebäude der Zuckerwarenfabrik Paul Schlupper, Humboldstraße 9, ein Brand aus, der Vinnen kurzer Zeit dieses Gebäude in dem sich der maschinelle Betrieb befand vis auf die Umfassungsmauern einäscherte. Es aelang lediglich, das dort im Stalle stehende Pseid zu retten; alles übrige, wertvolle Maschinen und große Mengen Mehl, Zucker und fertige Zuckerwaren, wurden durch das Feuer vernichtet. Kirchennachrichten. Sonntag, den 2. Mai 1915. Ollendorf-Okrilla. Vorm. 9 Uhr Pcediglgollesdienst. Medingen. Vorm, i/z 11 Uhr Predigtgoitesdienst. Nuchm.^,3 Uhr Ev.-kulh, Jungfrauenoerein. Großdittmannsdorf. Vorm. 8 Uhr Prediglgoltesdienst.